bär aktuell nr. 140

 

Bär aktuell seit 8 Jahren!  Nr. 140                                            22. Juli 2012

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Wer an den Tolpatschigkeiten des Lothar Matthäus teilhaben will, der sollte die sechsteilige „Doku-Soap“ des Senders Vox „Lothar – immer am Ball“ nicht versäumt haben. Als Matthäus es nämlich schafft, bei der Frühstückszubereitung das Rührei in der Pfanne gehörig anzubrennen, da kommentiert seine derzeitige Lebensgefährtin, das polnische Unterwäschemodel Joanna Tuczynska, die küchentechnische Fehlleistung mit den Worten: „Ich sehe das erste Mal in meinem Leben so scheiße Eier“. Möglicherweise kümmert sich sonst Freundin Joanna ums Frühstück, doch vor laufender Kamera glaubte Lothar Matthäus, ausnahmsweise selbst am Herd stehen zu müssen, und – man hat es ja fast schon vorher gewusst –  es ging mit viel Qualm mal wieder alles gründlich schief. Dass diese Doku-Soap uns Lothar Matthäus so zeigen wollte, wie er wirklich ist, glaubt Herr Bär aufs Wort. Die TV-Kritik sprach indessen von einem „Eigentor“ und einer „Selbstdemontage“ und zitierte den Vox-Chefredakteur Kai Sturm, er sei „nicht wirklich glücklich“ mit diesem filmischen Porträt. Denn schließlich hatte man Matthäus vorher versprochen, er werde sich mit der Ausstrahlung der Sendung nicht blamieren, aber offensichtlich gab es niemanden, der dem unbeholfenen Fußballtrainer geholfen hätte, sich vor sich selbst zu schützen. Immerhin schwante Lothar Matthäus bereits vor Drehbeginn, dass unfreiwillig clowneske Szenen wohl kaum für eine Selbststilisierung zum Helden tauglich sind: „Man weiß ja nie, wie die Öffentlichkeit in Deutschland auf solche Geschichten reagiert“.

 

Als Herr Bär durch den Schlosspark von Brühl lustwandelte, lockte ihn ein Schild in die Orangerie des Schlosses: „Letztmalige Ausstellung russischer und ukrainischer Künstler zu interessanten Preisen“. Zu sehen waren Bilder unterschiedlichster Stilrichtungen sowohl von virtuosen Könnern als auch von hemmungslosen Dilettanten. Als Herr Bär Interesse an einem Bild im Stil des phantastischen Realismus zeigte und sich bei der Aufsicht führenden Dame erkundigte, wer dies denn gemalt habe, da antwortete sie, Informationen zur Biografie des Künstlers gäbe es erst dann, wenn jemand das Bild gekauft habe. Schließlich sei sie nicht aus Russland nach Brühl gereist, um hier russische Künstler mit ihren Namen bekannt zu machen, sondern sie wolle diese Bilder lediglich verkaufen. Herr Bär entgegnete, dass im westlichen Kunstbetrieb das eine ohne das andere nicht ginge, doch dies weckte bei der Dame aus Russland keineswegs Zweifel an der Zweckmäßigkeit ihrer Geschäftsstrategie. Mit solchen Argumenten kann man freilich allenfalls Lothar Matthäus ein Bild andrehen. Nur wenn man sich in Afghanistan einen Teppich kauft wie jüngst der Minister Dirk Niebel, will man nicht wirklich wissen, welch zarte Hand ihn eigentlich geknüpft hat.

 

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Wer am Stuttgarter Hauptbahnhof mit der S-Bahnlinie 2 oder 3 losfährt, der sieht  kurze Zeit später  an der Haltestelle „Oberaichen“ ein kleines Hotel, das sich „Hotel Bahnhöfle“ nennt. Herr Bär allerdings nächtigte im „Grand Hotel City Airport“, das aber von außen sichtbar nur drei Etagen hat und somit Herrn Bär zu dem Ausruf veranlasste: „Das soll ein Grand Hotel sein?“ Heißt „Grand“ denn nicht „groߓ? Müsste dieses Etablissement mithin sich nicht lieber auf schwäbisch „Hotel Airpörtle“ nennen? Um jedoch trotzdem den Begriff Grand Hotel zu rechtfertigen, haben sie im Aufzug bei der Etagennummerierung mit dem Zählen erst bei „3“ angefangen: man kann dort auf „E“ wie Erdgeschoss drücken, oder aber auf die Etagen „3“, „4“ oder „5“. So machen sie also aus einem dreistöckigen Gebäude ein fünfstöckiges. Ganz schön pfiffig, diese Schwaben. Herr Bär nächtigte in Zimmer 316 „im dritten Stock“, wie man ihn an der Rezeption einwies, was sich jedoch kurze Zeit später beim Blick aus dem Fenster als ein Zimmer im ersten Stock entpuppte, wie Herr Bär bereits vermutet hatte. Daher erkundigte sich Herr Bär anderntags an der Rezeption, wieso denn hier die erste Etage als die dritte gezählt werde, und der Rezeptionist klärte Herrn Bär auf, in einem anderen Gebäudetrakt gäbe es noch „zwei halbe Etagen“. Das seien der erste und der zweite Stock, und um die Gäste nicht zu irritieren, bezeichne man daher in jenem Gebäudeteil, in dem Herr Bär untergebracht sei, den ersten Stock als den dritten. „Zwei halbe Etagen? In einem Grand Hotel?“ Herr Bär wunderte sich doch sehr. Da ist mit dem Architekten wohl die typisch schwäbische Sparsamkeit gründlich durchgegangen.

 

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