baer aktuell 338 – 22. Juli 2024

Juli 1st, 2024

Bild des Monats Juli 2024: Jürgen Raap, „Das Ameisenspiel II“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2024

Bär aktuell- 22. Juli 2024

Ein wenig durchgeknallt wirkte kürzlich in „Der Spiegel“ (20/2024) eine Musikrezension der Autorin Christina Rietz. Sie ist nämlich der Ansicht, „Unsere Gegenwartskultur ist in manchen Schichten eine der Mäßigung, des Yogas, des Kräutertees… Ludwig van Beethoven war da anders…“ Aha. Beethoven war also kein Freund von Kräutertees. Gut, dass man das auch mal erfährt. In Rietzens Sinfoniebeschreibung heißt es weiter: Bei Beethovens Musik „brüllt das Orchester so laut, dass dem Zuhörer das Programmheft aus der Hand fällt… Er lässt einen Pauker auf sein Instrument einschlagen, als wollte er der Musik das Rückgrat brechen… Es ist, als liefe das Orchester schreiend im Kreis… Als erster Komponist ever lässt er einen Chor in einer Sinfonie auftreten – und dreht alle Knöpfe an der Stereoanlage auf max…. Und der ganze Satz rast mit 180 Stundenkilometern freudestrahlend gegen die Wand. Rums, bums, aus.“ Hm, hm, glaubt diese etwas abgedreht wirkende Musikkritikerin tatsächlich, dass es zu Beethovens Lebzeiten schon Stereoanlagen gab? Und was hätte sie wohl von der eingekölschten Version von Beethovens Gefangenenchor aus „Fidelio“ gehalten, wie sie kürzlich der Kölner Männer-Gesang-Verein zum 150 jährigen Jubiläum seiner Bühnenspielgemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“ in der Kölner Philharmonie darbot – eine Oper, in der es um die Freiheit geht, wobei in der eingekölschten Version der Original-Text „O welche Lust, in freier Luft Den Atem leicht zu heben! Nur hier, nur hier ist Leben! Der Kerker eine Gruft“ zu „Mer welle he rus“ (Wir wollen hier raus) abgewandelt wird. Und das natürlich auch hier ohne jegliche Inspiration durch schnöden Kräutertee.

Baer aktuell 337 – 22. Juni 2024

Juni 1st, 2024

Bild des Monats Juni 2024: Jürgen Raap, „Das Weltbild der Ungerechten“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2024, Untermalung und Endfassung

Baer aktuell 337 – 22. Juni 2024

Es gehört zum Wesen einer funktionierenden Demokratie, dass bei Wahlen nicht nur seriöse Politiker antreten dürfen, sondern auch allerlei komische Kauze, Schreihälse und andere Sonderlinge, Sektierer, Hysteriker und Fanatiker wie jetzt bei der Europa-Wahl. 

Das muss man aushalten, auch wenn ausgerechnet die FDP-Spitzenkandidatin Agnes Strack-Zimmermann zur Empörung ihrer sozialdemokratischen Koalitionspartner kürzlich Bundeskanzler Olaf Scholz unterstellte, er zeige Anwandlungen von Autismus. Das entlockte sogar dem BILD-Kolumnisten Franz-Josef Wagner die Bemerkung, Strack-Zimmermann benähme sich damit wie eine „freche Oma“ und trete „lümmelhaft“ auf. Wer mag, der kann in Strack-Zimmermanns krawalliger Wortwahl eine weitere Verrohung der Sitten im politischen Diskurs beklagen. Wobei sich bizarrerweise dieses Verbalgeholze innerhalb der Regierungskoalition abspielte, die ein halbwegs harmonisches Miteinander auch nach knapp drei Jahren immer noch nicht auf die Reihe kriegt.

Agnes Strack-Zimmermann stellte anschließend ungewohnt kleinlaut klar, sie habe doch nicht die Autisten in diesem Lande beleidigen wollen, was aber dann im logischen Umkehrschluss bedeutet, sie wollte wohl ganz bewusst Olaf Scholz mit Schmäh und Häme überziehen: bei dem hat sie sich nämlich nicht entschuldigt.

Der Sparfuchs und FDP-Chef Christian Lindner verschreckte derweil die Ü 60-Generation, bis Olaf Scholz endlich mal ein Machtwort sprach und Lindners rentenpolitische Ideen als „absurd“ geißelte. An dieser Einschätzung ist nun wirklich nichts Autistisches, und für Scholz ist das sogar schon eine ungewohnt klare rhetorische Meisterleistung.

Und dann hatte schon vorher die Grünen-Chefin Ricarda Lang Christian Lindner, der um Herrenreiterallüren nie verlegen ist, hinterher gerufen, sie selbst werde im Unterschied zu ihm keinesfalls auf Sylt heiraten. Wie Hans Zippert in „Die Welt“ satirisch überspitzt räsonnierte, sei die Insel Sylt nämlich mittlerweile durch das massenhafte Einfallen von lärmig rüden Punks mit 49 Euro-Ticket, Lindners dreitägiger opulent-protziger Hochzeitssause und unlängst dann auch noch durch gesangliche Entgleisungen von sturztrunkenen juvenilen Ober- und Mittelschicht-Touristen in einem Etablissement namens „Pony Club“ nachhaltig in Verruf geraten. 

In besagtem „Pony Club“ kostet übrigens die Currywurst mit Fritten 16 Euro, mit Trüffelfritten 20 Euro, falls jemand vorhat, dieses Gericht dort als Hochzeitsmenü zu bestellen. Originelle Orte zur Vermählung gibt’s auch anderswo: in Köln z.B. heiratete ein Paar kürzlich in der Trauerhalle des Bestatters Christoph Kuckelkorn, neben einem Sarg.

Das „Bündnis Sarah Wagenknecht“ (BSW) will klugerweise bei der Aufnahme neuer Mitglieder Skandalnudeln, andere verschrobene Gesellen und selbsternannte Heilsbringer konsequent außen vor lassen: „Wir passen… auf, dass keiner reinkommt, der unsere Programmatik nicht teilt oder destruktiv und chaotisch wirken würde.“ Agnes Strack-Zimmermann und Christian Lindner würde der Wagenknecht-Fanclub also wahrscheinlich nicht aufnehmen.

Zumal das Ehepaar Wagenknecht-Lafontaine ganz andere Vorstellungen von der Gestaltung einer Hochzeitsfeier hat als die Lindners. Als Sarah Wagenknecht und Oskar Lafontaine sich seinerzeit das Ja-Wort gaben, staunte „Die Welt“: „Oskar Lafontaine hat wieder geheiratet. Ohne Ankündigung und ohne Feier, ohne Gäste und ohne anschließendes ‚Es geben ihre Eheschließung bekannt: …‘ Sogar ohne Ringe. Eigentlich ohne alles.“

Über Wähler wie Herrn Bär beklagte man sich laut „Der Westen“ bei ARD und ZDF: Herr Bär hatte nämlich an der Europawahl per Briefwahl teilgenommen und daher nicht beim Verlassen des Wahllokals zu einer „Nachbefragung“ zur Verfügung gestanden, und da inzwischen aus Bequemlichkeit auch viele andere auf diese Weise so wählen wie Herr Bär, seien wegen der vielen Briefwähler nun die Hochrechnungen bei ARD und ZDF um 18 Uhr bedauerlicherweise ungenauer als früher. Doch sollte man nur deswegen den Weg zum Wahllokal in einer Ehrenfelder Grundschule auf sich nehmen, um dann beim Warten vor der Wahlkabine in einem Klassenzimmer die Kartoffeldrucke der Erstklässler an der Wand zu bestaunen, was der Kabarettist Richard Rogler schon vor vielen Jahren bewitzelte, bloß damit bereits um 18.10 Uhr mit schon halbwegs präzisen Hochrechnungen live immer wieder die üblichen TV-Rituale mit den Spitzenkandidaten abgespult werden („Ich bedanke mich zunächst einmal bei allen unseren Wählerinnen und Wählern“) und jeder sich dann das Wahlergebnis schön redet? Nicht so Lennart Rixen, Ortsvereinsvorsitzender der SPD Geseke, der realistischerweise und mit einer für Politiker seltenen Selbstkritik die „bestrunzte Kampagne“ (O-Ton Rixen) seiner Partei ausgerechnet mit dem glücklosen Olaf Scholz als Blickfang auf den Wahlplakaten mit klaren Worten bejammerte: „Die Kampagnen der anderen waren auch nicht gut, aber unsere war ja wohl ein einziger Autounfall.“ Mit einem Crash-Wahlergebnis von nur 13,9 Prozent, und das eben ohne Vollkaskoversicherung für selbst verursachte Unfallschäden. Über das ebenso desaströse Abschneiden der deutschen Grünen ergoss sich der „Der Spiegel“ mit gewohnter Süffisanz und sieht die Sonnenblumenpartei sogar nur noch als Nachfolgeorganisation von Trude Unruhs „Grauen Panthern“: Die Grünen „mögen beim reiferen Metropolenbewohner noch eine gewisse Attraktivität ausstrahlen“, aber längst nicht mehr bei der jüngeren Generation, denen wohl die hedonistische Work-Life-Balance wichtiger ist als die EU-Düngemittelverordnung. Wird Olaf Scholz angesichts des Wahl-Desasters seiner Partei dem Beispiel Emmanuel Macrons folgen und Neuwahlen ansetzen? „Der Spiegel“ verneint dies: „Olaf Scholz wird Olaf Scholz bleiben und erst einmal gar nichts machen.“

Löblich ist die Entscheidung der UEFA, als Maskottchen für die aktuelle Fußball-EM einen Bären zu wählen, wiewohl dessen Name „Albärt“ ein wenig albern klingt und „Albärt“ optisch auch nicht sehr sportlich wirkt. Aber weitaus dämlicher sah bei der WM 2018 in Russland als Maskottchen der Wolf mit Skibrille aus. Wer den tieferen Sinn eines Maskottchens begreifen will, der lese Sigmund Freuds Abhandlung „Totem und Tabu“. Das Totemtier der archaischen Gesellschaften verlängert sich geistesgeschichtlich in die Tierdarstellungen in unseren modernen Wappen als Hoheitsabzeichen (Bundesadler, bayerischer Löwe). Der 1. FC Köln hält sich mit dem realen Geißbock Hennes auch so eine Art modernes Totem-Maskottchen oder Clan-Abzeichen.

Walter, der Orang Utan aus dem Dortmunder Zoo, muss gar als Orakel herhalten und soll die Ergebnisse aller sechs EM-Spiele im Dortmunder Stadion vorher sagen: man legt ihm in zwei Eimern je einen Fanschal oder ein Trikot in den Käfig. Je nachdem, welchem dieser Gegenstände er zuerst sein Interesse zuwendet, gilt dies als Siegtipp. „Zunächst hatte sich Walter dem Eimer mit dem Deutschland-Schal zugewandt, zeigte dann aber auch noch Interesse am schottischen Schal“, berichtete der WDR über Walters Verhalten vor dem Eröffnungsspiel, was seine Pfleger denn auch affigerweise nur einen recht knappen Ausgang der Partie Deutschland-Schottland vermuten ließ, die dann allerdings bekanntlich doch recht deutlich mit 5:1 für die Nagelsmann-Elf ausging. Völlig daneben lag unterdessen Theo, der Tapir aus dem Allwetter-Zoo von Münster, der mit aufgeregtem Rüsselwackeln auf Schottland getippt hatte.

Neben Abby, dem Pinselohrschwein im Frankfurter Zoo und den Seelöwen im Leipziger Zoo, versucht sich auch Oscar, ein Bobtail aus Bocholt, als Orakel. Im Internet sind bei ihm schon immerhin 26.000 Follower auf den Hund gekommen, so dass man Oscar durchaus den Status eines Influencers bescheinigen kann.

Dem Bären Albärt bleibt es hingegen erspart, auch noch als Orakel fungieren und dabei mit Walter, Abby, Theo und Oscar konkurrieren zu müssen. Schließlich wird seine Erscheinung in den Public-Viewing Fanzonen durch die penetrante Dominanz einer Bierreklame überlagert, die für eine bestimmte Marke als ein UEFA-Monopolgesöff wirbt, und ebenso durch Meldungen über einen sogenannten „Youtuber“, der sich als Albärt verkleidet und dies mit einem Albärt-Kostüm ausgerechnet aus China und mit gefälschter Akkreditierung subversiverweise ins Stadion schlich. So endet denn diese Glosse mit dem Zitat aus dem Gedicht „Das Bier Orakel“ von Marina Garanin: „Ich habe einen kleinen Brauch, Ein Ritual, wie andre auch: Ergreift mich starke Wissensgier Dann trink ich ein Orakelbier… Bald sagt es ‚Ja‘, bald sagt es ‚Nein‘ – Kann das Orakel richtig sein?“ Na, dann Prost und völlig losgelöst.

Herr Bär kannte mal einen Zeitgenossen, der hielt „Castrop-Rauxel“ für einen französischen Badeort und sprach den Namen französisch aus als „Castroo Rocksäll“. Er war dann sehr erstaunt, als man ihn darüber aufklärte, dass das eine unscheinbare Stadt im Ruhrgebiet sei. Nun sagen die Franzosen zu „Paris“ phonetisch „pari“, während Konrad Adenauer seinerzeit von „Parriss“ sprach, so dass es legitim ist, den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nicht „Sackerbörg“ zu nennen, sondern „Zuckerberch“, weil im Deutschen ein Endungs -g nämlich wie „ch“ ausgesprochen wird. 

Es heißt also phonetisch „Könich“ und nicht „König“, wie man im von Theodor Siebs herausgegebenen Aussprachewörterbuch nachlesen kann, das erstmals 1898 unter dem Titel „Deutsche Bühnenaussprache“ erschien und dessen Regeln später noch lange für jeden Nachrichtensprecher im TV und jeden Radioreporter verbindlich waren, während sie heute vermehrt Moderatoren ans Mikrofon lassen, die einfach nur vor sich hinnuscheln oder ihre Texte schon mal zwischendurch gehäuft mit stottrig klingendem „äh“ oder „öhem“ garnieren. Bereits 2020 beklagte sich die Münchener FDP darüber, die Durchsagen in den Münchener U- und S-Bahnen seien schon auf Deutsch schwer verständlich, man solle sie stattdessen lieber auf englisch vornehmen. 

Aber die berüchtigte Floskel „senk ju vor träwelling wis Deutsche Bahn“ hört sich noch grauenvoller an als das lustlos dahin genuschelte „Wegen verspäteter Bereitstellung des Zuges verzögert sich die Abfahrt nach Castrop-Rauxel heute um 45 Minuten.“ „Bereitstellung“ heißt auf Englisch „provision“, und darunter versteht man im Deutschen etwas anderes. Dass sie bei der Deutschen Bahn eine Provision kriegen, wenn die Bahnen mal pünktlich sind, glaubt Herr Bär nämlich nicht. Und wie man bei der erwähnten Durchsage „Castrop-Rauxel“ auf Englisch ausspricht, weiß Herr Bär auch nicht. Copyright: Raap/Bär2024

baer aktuell 336 – 22. Mai 2024

Mai 2nd, 2024

Bild des Monats Mai 2024: Jürgen Raap, „Die Wut der Dekorateure“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2024

Köbes Underground ist die Hauskapelle der alternativ-karnevalistischen Stunksitzung Sie steuert ein musikalisches Scherflein zum Sommerprogramm am Kölner Tanzbrunnen bei, und zwar ausgerechnet vier Tage, nachdem man sich dort schon „auf eine Currywurst mit Gregor Gysi“ (Plakattext) einfinden durfte, wobei zum selben Eintrittspreis eine Offerte „auf einen halben Hummer mit Gregor Gysi“ – von wegen „Salonbolschewismus“ – zwar wohl mehr Publikum anlocken würde, der gewollten Volkstümlichkeit des Programms indes eher abträglich wäre. Oder man trifft lieber sich „auf ein Eis“ mit dem CDU-Kandidaten Axel Voss (s. Foto). (Fotos: Copyright Raap/Bär und Kallnbach)

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Kann man „okay“ sprachlich steigern, deklinieren oder konjugieren? Nein, kann man nicht. Die anscheinend wenig sprachbegabte Grünen-Chefin Ricarda Lang tut’s trotzdem und bezeichnete kürzlich einen einigermaßen auskömmlichen Job als „okaye Arbeit“. Herr Bär findet: das ist an Sprachverhunzung ja noch schlimmer als manche sprachliche Fehlleistung beim gendern.

Zu den höchst überflüssigen neumodischen Anglizismen gehört gewiss das Wort „Crunchtime“, das schlichtweg „Endphase“ eines Spiels oder sportlichen Wettbewerbs bedeutet – eine Vokabel, die noch „vor 30 Jahren…nicht oder selten gebraucht wurde“, wie bei „Wortbedeutung.de“ nachzulesen ist. Für die Ampelkoalition ist nun rund anderthalb Jahre vor der nächsten Bundestagswahl die „Crunchtime“ angebrochen, ließe sich dazu als Satzbeispiel anmerken. Das Verb „to chrunch“ meint „knirschend zerkauen“ und kann daher auch als Metapher für die interne Selbstzerfleischung der Koalition eingesetzt werden, während „Crunches“ unterdessen eine gymnastische Bauchpressübung meint und allen zu empfehlen ist, die endlich mal einen Waschbrettbauch wie Christian Lindner haben wollen. Nach erfolgreichem „Crunching“ kann man dann an einem Christian Lindner-Ähnlichkeitswettbewerb teilnehmen und sich für eine FDP-Wahlplakat-Kampagne in Leopardenmuster-Badehose fotografieren lassen.

Sternstunden des Boulevardjournalismus Wer ein Anhänger von Texten mit einer gepflegten Durchgeknalltheit ist, der delektiere sich regelmäßig an der Kolumne „Post von Wagner“ des Journalisten Franz-Josef Wagner in der BILD-Zeitung, wo dieser nicht davor zurück schreckt, den Fußballer Toni Kroos mit dem Maler Vincent van Gogh zu vergleichen, so in der Ausgabe vom 2.5. 2024. O-Ton Wagner: „Der Pass von Toni Kroos ist ein Kunstwerk. Ein Kunstwerk ist ein Geheimnis für sich. Es beginnt ganz früh… vielleicht schon mit den kleinen Füßchen des Toni Kroos…“ Die Frage, „wie es möglich“ ist, Fußball so spielen, wie Toni Kroos es heute mit seinen seit seiner Kindheit mittlerweile nicht mehr ganz so kleinen Füßchen tut, sei „dumm“, findet Wagner, denn das sei so, als ob man van Gogh gefragt hätte, „wie er die Sonnenblumen malte“. Auf solch einen hanebüchenen Vergleich zwischen fußballerischem Talent und van Goghs Sonnenblumen-Bildern muss man erst einmal kommen, und dann auch noch eine Zeitung finden, die diesen Stuss abdruckt. Chapeau, Herr Wagner, das haben Sie geschafft, ruft Herr Bär neidlos aus. Wo Herr Bär einfach nur die Frage stellen würde, wer heutzutage denn noch allen Ernstes Trainer beim FC Bayern München werden will, wenn er damit rechnen muss, dass ihm der FC-Bayern-Übervater Uli Hoeneß bei der Arbeit dauernd dazwischen quatscht und dann auch noch mitten in der Saison rausgeschmissen zu werden, wenn er, der Trainer, mit seiner schnöselig auftretenden Mannschaft nur den zweiten Platz in der Bundesligatabelle einnimmt, lobt Franz-Josef Wagner die dritte Absage angefragter Übungsleiter, nämlich jene von Ralf Rangnick, der lieber weiterhin die österreichische Nationalmannschaft trainieren will, in der BILD-Ausgabe vom 3.5. 2024 mit den an Ralf Rangnick gerichteten Worten: „Sie sind nicht müde. Sie sind weise. Wie Odysseus haben Sie sich die Ohren verstopft vor den Klängen der Sirenen!“ Auch auf den Vergleich eines Fußballtrainers mit Odysseus muss man erst mal kommen, nochmals Chapeau, Herr Wagner! Allzu bildungsbürgerlich geht es bei BILD ansonsten jedoch nicht zu: Die Meldung „Gorilla-Mama stillt auch Omas Baby“ ist eher eine rührselige Herr-Schmerz-Geschichte für Tierfreunde, während eine Blondine namens Daniela Katzenberger in der gleichen Ausgabe lauthals verkünden darf: „Ich will nicht, das meine Tochter fünf Opas im Jahr hat!“ Einigermaßen metaphernsicher ist immerhin die BILD-Schlagzeile: „Lufthansa nach Dauer-Streik im finanziellen Sinkflug!“ Hoffentlich haben dann alle Lufthansa-Passagiere einen Rettungsschirm dabei, bangt Herr Bär.

Der ganz normale Schönheits-Wahnsinn Eine gewisse Kim Kardashian wurde von der Presse bislang nur als „Reality-Star“, „Kurven-Star“ oder „Influencerin“ apostrophiert, vom „Spiegel“ jüngst aber auch als „Menschmarke“, was Herr Bär ziemlich bescheuert findet. Denn auf https://www.milanoklinik.com/de/plastische-chirurgie-kim-kardashian ist nach zu lesen, dass sie „seit ihrer Jugend viele Schönheitsoperationen hinter sich“ hat, und zwar „von Po-Injektionen bis zu Nasenoperationen, von Silikonen bis zu Implantaten“. Da fragt sich Herr Bär: Was ist hier noch Mensch, und was ist nur noch Marke? „Oh edle Einfalt, stille Größe!“ ruft da Herr Bär als Experte für die Philosophie der Ästhetik mit den Worten von Johann Joachim Winckelmann aus, den in der heutigen flachgeistigen Influencer-Szene aber wahrscheinlich keiner mehr kennt. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass beim Friseurkosten-Ranking der BILD-Zeitung Außenministerin Annalena Barbock „ganz vorne“ liegt, da sie nämlich an manchen Monaten für Frisur und Make Up auf Kosten des Steuerzahlers 11.000 Euro ausgibt. Olaf Scholz kommt in diesem Ranking nur auf 3.000 Euro, und Herr Bär fragt sich, wofür eigentlich? Der Mann hat schließlich eine Pläät, und ansonsten nur zum Nase-Abpudern 3.000 Euro? Wahrscheinlich, damit es bloß nicht heißt: „Die rote Nase im Gesicht hat der vom Möhrenessen nicht“. Denn über Donald Trump berichtet „Der Spiegel“, im Neonlicht habe „Trumps überschminktes Gesicht die Farbe von Blätterteig: die Kopfhaut schimmert durchs fleckige Zuckerwattehaar“. Unserem Bundes-Olaf kann man allerdings nicht nachsagen, seine Gesichtshaut erinnere an Blätterteig, dank besagter 3.000 Euro Monats-Ausgaben für Make Up. Beschließen wir diese Kolumne also  mit einem Appell an die Einhaltung der Schuldenbremse bei Ausgaben für kosmetischen Firlefanz mit einem weiteren Zitat, und zwar diesmal mit einem des rheinischen Zeitgeistkritikers Wicky Junggeburth: „Schön bruchste hück nit us ze sin“ (Schön brauchst du heute nicht auszusehen). Copyright: Bär/Raap 2024

Der Gouverneur von Tennessee verabschiedete ein Gesetz, im Volksmund „Elvis Act“ genannt, das am Beispiel von Elvis Presley „eine Art Urheberrecht auf die Einzigartigkeit der eigenen Stimme, des Gesichts und des Körpers“ garantiert. Es geht um das sogenannte „Voice Cloning“ mittels Künstlicher Intelligenz, also um ein Verbot in Tennessee, dort z.B. in schnöden Werbespots oder unziemlichen Wahlkampfreden einen Text mit der Stimme von Elvis Presley oder meinetwegen auch mit der Stimme von Herrn Bär zu unterlegen und mittels Künstlicher Intelligenz dann neue Elvis-Songs oder Bär-Reden zusammen zu collagieren, die nach Elvis oder Herrn Bär klingen. „Digital Voice Cloning ist im Wesentlichen eine Deepfake-Technik, die verwendet wird, um eine menschliche Stimme zu analysieren und dann zu replizieren. Es basiert auf hochentwickelter künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen und ist so ausgeklügelt, dass die Endergebnisse oft nicht mehr von echten menschlichen Stimmen zu unterscheiden sind“, so die Definition bei „Speechify“. Die satirische Parodie, die man z.B. als Kabarettist mit der eigenen Stimme als Imitation der Stimme von jemand anderem vornimmt, bleibt vom „Elvis Act“ unberührt. Eine juristische Grauzone nach Inkrafttreten dieses Gesetzes könnte allerdings in Memphis, Tennessee, der einstigen Wirkungsstätte von Elvis Presley, künftig das Auftreten der zahlreichen Elvis-Imitatoren sein, wenn sie dazu als Playback eine geklonte Stimme des „King“ benutzen würden. In Köln unterdessen muss sich Johnny Rivers, der dort auf Straßenfesten als der „kölsche Elvis“ auftritt, über derlei Urheberrechtsprobleme keine Sorgen machen: mit seiner Begleitband, die live einen astreinen Rock ’n Roll darbietet, intoniert Johnny Rivers ebenfalls live in einem herrlichen kölschen Englisch die Elvis-Klassiker und ruft nach dem Schlussakkord verschwitzt ins Publikum: „Bevor ich wigger maach, bruch ich jetzt eez en Glas Kölsch“ (Bevor ich weitermache, brauche ich jetzt erst einmal ein Glas Kölsch) – das ist so originell, dass es gewiss auch der Gouverneur von Tennessee als eine eigenständige künstlerische Leistung durchgehen lässt.

Kalauer der Woche Wie heißen die Einwohner von Las Vegas? – Antwort: Las Veganer

Die Fußball-Europameisterschaft naht, und so soll an dieser Stelle von Berti, Klinsi, Hansi und Steini die Rede sein. Dem ehemaligen Bundestrainer Hans-Hubert Vogts bleibt es weiterhin nicht erspart, auch im Alter von 77 Jahren noch „Berti“ gerufen zu werden. Ebenso wurde einer seiner Nachfolger, nämlich Jürgen Klinsmann, zum „Klinsi“ verniedlicht, und ein weiterer Nachfolger, und zwar Hans Flick, künftig auf der Trainerbank des CF Barcelona zu finden, wird auch im stattlichen Alter von 59 Jahren den Kosenamen „Hansi“ nicht los. Immerhin kann der derzeit amtierende Bundestrainer Julian Nagelsmann sich rühmen, dass bislang noch niemand seinen Vornamen zu „Juli“ verhunzt hat, zumal die EM – Achtung, Kalauer! –  ja auch im Juni stattfindet. 

Womit wir dann beim Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier angelangt sind, der auch schon 68 Jahre alt ist, aber von Kabarettisten und Feuilletonisten mitunter dennoch hartnäckig als „Steini“ apostrophiert wird – solche Spitznamen verleihen sonst eigentlich eher nur Quintaner oder Quartaner ihren Klassenkameraden. Der „ZDF-heute show“-Moderator Oliver Welke sprach neulich von Steinmeier gar als  „Unserem Bundes-Uhu“, wobei man nicht so recht weiß, wie Oliver Welke darauf gekommen ist oder derjenige, der ihm seine Moderationstexte schreibt. So fragt Herr Bär sich ratlos, was an einem Uhu denn nun präsidial sein soll. „Der Spiegel“ setzte sogar noch einen drauf und behauptete, als „Steini“ neulich zum Staatsbesuch in Ankara weilte und einen Döner-Spieß aus Gastgeschenk mitbrachte, habe er an selbigem nur „lustlos herumgesäbelt“.

Während in Frankreich wahrscheinlich niemand auf die Idee käme, den dortigen Präsidenten Emmanuel Macron öffentlich als „Emmi“ zu titulieren (wiewohl ihn seine Stiefkinder bei familiären Zusammenkünften immerhin „Manu“ nennen dürfen), gerät bei uns die Gratwanderung zwischen der Einforderung von Respekt und dem Bemühen um neumodische Saloppheit oft genug zum Benimmregel-Desaster. Hier zu Lande kann man als Rentner ja schon froh sein, wenn man von schnöseligen studentischen Aushilfskellnern nur geduzt und nicht auch noch als „alter weißer Mann“, abgekürzt „Weissi“ (nicht „Wessi“) verunglimpft wird, wie sich dies auch „Steini“ anlässlich seiner Wiederwahl für eine zweite Amtszeit 2021 gefallen lassen musste: An die Schlagzeile „Mein Gott, Walter“ fügte das Magazin „Cicero“ nämlich mit gespielter Süffisanz die Frage an: „Aber ist ein alter weißer Mann das richtige Aushängeschild für das von einer Ampel regierte Deutschland?“ Das Intelligenzblatt „Cicero“ hätte anstelle des 68jährigen Steinmeier lieber eine schrille 40jährige als Bundespräsidentin gehabt, die aber dann von Oliver Welke möglicherweise als „Bundes-Eule“ verspottet worden wäre, hätte sie beim Staatsbesuch in Ankara genauso „lustlos“ an einem Döner-Spieß herum gesäbelt. Noch vor einigen Jahren war der Uhu übrigens vom Aussterben bedroht, was der NABU-Naturschutzbund Deutschland in seinem redlichen Bemühen um den Erhalt der Artenvielfalt allerdings gottlob verhinderte. Aber wie steht es biologisch und soziologisch um den Fortbestand der Spezies des alten weißen Mannes (Homo vetus albus)? Darüber sollte vielleicht Herbert Grönemeyer, der ja auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, mal einen neuen Song schreiben. Copyright Raap/Bär 2024


Baer aktuell 335 – 22. April 2024

April 1st, 2024

Bild des Monats April 2024

Jürgen Raap, Etudes sur Caspar David Friedrich I, Acryl auf Papier, 2024

Bär aktuell Nr. 335 – 22.April 2024

Bär polyglott – Unterwegs mit Herrn Bär

Teil 1 : Service Wüste Deutschland Einmal im Leben sollte man mal in Mecklenburg gewesen sein, dachte sich Herr Bär und versuchte, zwei Tage vor Antritt einer Bahnreise einen Koffer bei ihm zu Hause abholen zu lassen. Doch niemand erschien, und als Herr Bär mehrfach die Service-Hotline anrief, wurde er immer nur vertröstet, man werde ihn zurück rufen, was jedoch nicht geschah, und am nächsten Tag hatte Herr Bär auch nur eine äusserst unwillige Mitarbeiterin an der Strippe, die ihn abzuwimmeln versuchte: „Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Ich weiß von nichts!“ – „Dann verbinden Sie mich bitte mit Ihrem Vorgesetzten!“ – „Der hat auf seinem Display über Ihren Koffer auch nur dieselben Informationen wie ich. Und ein weiteres  Mal kann ich Ihre Beschwerde nicht weiterreichen!“ 

Immerhin hieß es dann, am Abend vor der Abreise käme doch noch jemand vorbei, dann allerdings erfuhr Herr Bär zu seinem Entsetzen: „Der Fahrer ist mit seiner Tour heute schon durch. Der macht jetzt Feierabend.“ Irgendwie wurde nach viel Nerverei der Koffer dann doch noch abgeholt, und als Herr Bär anderntags im ICE-Abteil auf einen Bildschirm starrte, zeigte dieser nicht nur an, wann der nächste Bahnhof erreicht werde, sondern die Deutsche Bahn warb frivolerweise auch noch damit, wie sicher und komfortabel ihr Gepäckservice sei, was Herr Bär in diesem Moment als reichlich albern empfand.

Teil 2: Auf den Spuren von Caspar David Friedrich Wer sich in Rostock aufmacht, um regionale Identität und Authentizität zu erkunden, der stößt dort in der Nähe des Saarplatzes auf einen Chinesen, der in seinem „Restaurant Shanghai“ unverhohlen kulturelle Aneignung betreibt, da er nämlich auch Döner Kebap anbietet, was sich allerdings nicht sehr chinesisch anhört. Dafür weist die Schreibweise von „Helga’s Stadtpalast“ einen falschen Genitiv auf, und einen Discounter namens „Mäc Geiz“ haben sie hier auch, aber das alles hat nichts mit mecklenburgischer Folklore zu tun. 

Aus der touristischen Sicht eines Rheinländers glaubt man am Busbahnhof in einer Plattenbausiedlung namens Rostock-Lüttenklein am ehesten noch auf Lokalkolorit zu stoßen: die drei Busfahrer, die Herr Bär nacheinander ansprach,  wo denn hier der Bus nach Bad Doberan abfährt, sprachen nur russisch und antworteten unisono nur „Nix Bad Doberan“.

Der Koffer kam übrigens an Herrn Bärs Unterkunft in Heiligendamm erst am Tag der Abreise an. Die Küstenlandschaft mit ihren steilen Böschungen, den Dünen mit ihrem Strandhafer, und mit den knorrigen Bäumen zwischen Heiligendamm und Kühlungsborn indes entschädigt für derlei Unbill mit dem Koffer, denn sie erinnert an die Bilder des romantischen Malers Caspar David Friedrich, und am Ortsrand von Börgerende haben sie geschichtsbewusst noch einen alten Wachturm aus DDR-Zeiten stehen gelassen.

Als Touristenattraktion verkehrt an der Küste ein Zug mit einer alten Dampflokomotive und original erhaltenen Waggons aus den 1930er Jahren. Der Bahnhof von Heiligendamm mit seinen altmodischen Laternen auf dem Bahnsteig könnte aus einem Bild des belgischen Surrealisten Paul Delvaux stammen. Dort wird übrigens im  „Herzoglichen Bahnhofsrestaurant“ als Dessert ein „Schwedenbecher“ angeboten, den man unbedingt probieren sollte, denn das ist ein Klassiker der DDR-Gastronomie. Es heißt, als bei den Olympischen Spielen 1952 die westdeutsche Eishockeymannschaft gegen die schwedische haushoch verlor, soll sich der SED-Parteichef Walter Ulbricht so sehr darüber gefreut haben, dass er befahl, diesen Nachtisch fortan „Schwedenbecher“ zu nennen.  Copyright: Raap/Bär2024   

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Marinierte Nordseekrabben serviert man im „Restaurant Vielmeer“ in Kühlungsborn vermengt mit kleinen Radieschen- und Gurkenstücken, dazu kleine Reibekuchen, Dillcreme, Avocado-Tatar und Kroepoek (indonesisches Krabbenbrot). Herr Bär meint, man könne auch Eismeerkraben nehmen, die man in ein paar Tropfen Öl und in Zitronensaft mit Pfeffer und Dill und ein paar Tropfen flüssigem Knoblauch ziehen lässt.

Schwedenbecher besteht aus Vanilleeis, Apfelmus, Eierlikör, Schlagsahne und etwas Schokoladensauce

Fotos: Copyright Raap / Bär 2024

Warum einige Gemüter ausgerechnet den 40 Jahre alten „Neue Deutsche Welle“-Song „Major Tom“ als Torhymne für die diesjährige Fußball-EM favorisieren, erschließt sich Herrn Bär inhaltlich nicht, geht es in diesem Lied doch um einen im All dahin schwebenden Astronauten und gar nicht ums irdische Toreschießen. So sei an dieser Stelle daran erinnert, dass 1948 laut „Der Spiegel“ der „größte Schlagererfolg der Nachkriegszeit“ eine Schallplattenaufnahme von Theo Lingen war, die auch noch heute viel besser als Torhymne passen würde mit dem Text „Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor. Wie der Ball auch rollt, wie der Ball auch fällt, der Theodor, der hält, der hält…“ Die deutsche Fußballnationalmannschaft neuerdings in bonbon-rosa Trikots auflaufen zu lassen, wirkt für Herrn Bär übrigens eher so, als ob man albernerweise elf fleischgewordene Barbie-Puppen über den Rasen scheucht. Aber so sind sie nun mal, die Marketing-Deppen beim DFB.

Es stehen Wahlen an Aber welche Partei sollte man wählen? Wer wäre das kleinere Übel? Die Piratenpartei, über die Herr Bär sich wundert, dass es sie überhaupt noch gibt, verspricht immerhin: „Wir trauen uns, eine Vision für die Zukunft zu haben“. Das trauen sich freilich – zumindest verbal- auch alle anderen zu, so etwa auch die eher spirituell orientierte Partei Menschliche Welt, obwohl kein Geringerer als Bundeskanzler Helmut Schmidt damals mahnte, wer in der Politik Visionen habe, der solle lieber zum Arzt gehen. Für die Familien Partei Deutschlands tritt ein gewisser Helmut Geuking als Spitzenkandidat an, und er nimmt anscheinend den Begriff „Familien Partei“ wortwörtlich, denn bei „Wikipedia“ ist über ihn und seinen Filius Niels nachzulesen: „Am 4. Februar 2024 legte er sein Mandat im Europaparlament nieder, um sich auf seinen Wahlkampf zu konzentrieren. Seine Abgeordnetenbezüge erhält er in Form von Übergangsgeld weiterhin. Für ihn rückte sein Sohn Niels Geuking nach… Der Schritt wurde als ‚versteckte Wahlkampf-Finanzierung‘ und ‚doppeltes Abkassieren auf Steuerzahlerkosten‘ kritisiert.“ – Es ist zur Europawahl auch die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung zugelassen, die ihren Wählern verspricht: „Wenn Menschen durch die Verjüngungsmedizin für immer jung und gesund bleiben und nicht mehr am Altern sterben, werden sie theoretisch unbegrenzt lange leben…“ Derlei Zielgruppenansprache zielt wohl vor allem auf den neuerdings viel geschmähten „alten weißen Mann“, aber der wählt dann doch wohl lieber die CDU, zumal die „Süddeutsche Zeitung“ soeben mit einem gewissen Sinn für kalauerhaften Klamauk und – anders ist das nicht zu erklären – wahrscheinlich märzenbiergestärkt Friedrich Merz zum „Frühlingsheiligen“ ausgerufen hat.

In den darstellenden Künsten ist eine Knallcharge jemand in einer derb-komischen Rolle. Als die Grünen kürzlich in ihrem selbstgewählten Rollenfach als die Knallchargen der Ampelkoalition sich mit ständiger Besserwisserei und Bevormundung von oben herab wieder einmal zur Lachnummer machten, ohne zu bedenken, dass sie mit ihren verstockten Bemühungen zur Umerziehung der Weltbevölkerung letztlich nur für Unmut sorgen, da verärgerte die grüne Umweltministerin Steffi Lemke mit routinierter Unbedarftheit und irrsinnigerweise diesmal den Präsidenten von Botswana Mokgweetsi Masisi. Sie glaubte nämlich, ihn darüber belehren zu müssen, wie er in seinem Land gefälligst das Elefantenmanagement aus Lemkes Sicht zu betreiben habe, wozu sie ein Verbot für den Import von Jagdtrophäen nach Deutschland anordnen wollte.

Dem daraufhin erbosten Präsidenten Botswanas bescheinigte die „BILD“-Zeitung , er fahre „einen knallharten Anti-Grünen-Kurs“ (eben mit Steffi Lemke als knallharter Knallcharge), da der Präsident symbolisch androhte, demnächst aus Botswana 20.000 Elefanten nach Deutschland abzuschieben. Darüber mag sich nun jeder hiesige Inhaber eines Porzellanladens entsetzen, zumal die CSU-Politikerin Anja Weisgerber befürchtete: „Es ist diplomatische Gepflogenheit, Geschenke anderer Länder annehmen“ zu müssen.

Mit einer gewissen Überheblichkeit fühlt sich Steffi Lemke nicht nur für deutsche Krötenwanderwege zuständig, sondern nun auch noch für die Überpopulation von Elefanten in Botswana, die dort aber inzwischen die Erntefelder leer fressen. Nun sind bekanntlich Jäger eben auch Heger. 20.000 emigrierte Elefanten wären in unsere deutschen Wälder nach der Einsicht von Präsident Mokgweetsi Masisi wegen des hiesigen Klimas allerdings nicht integrierbar, und wegen der begrenzten Raumkapazitäten auch nicht in angemessen beheizten Porzellanläden unterzubringen, in denen sich sonst die gemeinhin gut betuchte grüne Bio-Schickeria mit provencalischen oder toskanischen Suppenschalen einzudecken pflegt. Jagdtourismus ist mithin in Botswana derzeit ökologisch durchaus sinnvoll, wobei der Export von Elfenbein gegenüber dem Handel mit Diamanten, Silber, Kupfer, Nickel, Soda, Eisenerz, Textilien etc. in der volkswirtschaftlichen Bilanz von Botswana nur marginal ist, mithin die weltfremde Steffi Lemke lediglich viel unnötigen Lärm um Nichts entfacht hat.

Ein kulinarischer Verzehr von Elefantenfleisch ist allerdings in der jüdischen, islamischen, hinduistischen und buddhistischen Küche traditionellerweise tabu; und desgleichen wohl ebenso in den Kantinen grüner Parteizentralen zumindest am „Veggie Day“. Die begrenzten Exportmöglichkeiten von Elefantenfleisch führen mithin in Botswana nicht zu bedenklich hohen Abschussquoten. Wer sich unterdessen für die Porzellanläden in Botwana interessiert, der sei darüber informiert, dass die antike japanische „Raku“-Terracotta-Technik in Botswana „afrikanisiert“, d.h. in ein dort eigenständiges Design überführt wurde. Zu viele Elefanten in Botswanas Porzellanländen gefährden diese Keramik-Tradion; auch das möge Steffi Lemke einmal bedenken.

In den 1980er Jahren frequentierte Herr Bär einmal im Brüsseler Stadtteil Ixelles das Afrikaner-Viertel Matongé, wo es in einem exotischen Supermarkt auch tiefgefrorene Scheiben vom Elefantenrüssel zu kaufen gab. Herr Bär entschied sich dort allerdings lieber für ein Stück Antilopenbraten, den er aber vier Stunden lange kochen musste, nach dem Rezeptvorschlag des afrikanischen Supermarktbesitzers: „Wir haben in Afrika immer viel Zeit“. Copyright: Bär/Raap 2024

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Südafrikanische Elefantensuppe Wer gerade kein Elefantenfleisch zur Verfügung hat, der nehme ersatzweise Bündner Rauchfleisch, das man in Rinderbrühe kocht. Zusammen mit Zwiebeln, Möhren und Sellerie, die man vorher kurz in Butter angeschwitzt hat. Das Fleisch lässt man in der Brühe zwei Stunden lang leicht köcheln, dann gibt man Linsen, klein gehackte Pilze, Poree und Erdnüsse hinzu. Würzen mit Salz, Pfeffer, ein wenig Chili, Knoblauch, und kurz vor dem Servieren noch etwas Sahne einrühren.

Was gibt es aus Leverkusen zu berichten? Eigentlich nichts, außer dass in der Kölner Boulevardpresse der Hinweis nicht fehlen durfte, die Meisterschale, welche die Mannschaft der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH (so deren offizieller Name) soeben gewonnen hat, 1948 in Köln angefertigt wurde. Nämlich in der Goldschmiedeklasse von Prof. Elisabeth Treskow an den Kölner Werkschulen (an denen übrigens Herr Bär 30 Jahre später freie Kunst studierte), und so fällt ein bisschen Glanz von der Leverkusener Meisterschaft doch noch auch auf die benachbarte Domstadt ab. Bei aller sportlichen Rivalität zwischen den rheinischen Bundesligaclubs: Mer muss och jönne könne.

Der ganz normale Wahnsinn Ein Quell der Heiterkeit ist immer wieder die Lektüre der BILD-Zeitung, die jüngst ihre Leser darüber informierte, dass Franka Lehfeldt, die Gattin von FDP-Chef Christian Lindner, sich „Augenringe erarbeitet“ habe, und das schon im Alter von 34 Jahren, derweil ein gewisser „Hammer-Heiko“ (52) aus Ärger über seine untreue Ehefrau die einstmals gemeinsame Wohnung mit eben einem Hammer zerlegte, und in der Leserbriefspalte derselben BILD-Ausgabe Andreas S. zu Worte kommen durfte: „Ich trinke Bier, seit ich laufen kann… das Bier in Deutschland schmeckt immer schlechter“.

Dazu passt die Meldung, bei einem Empfang in der Berliner Botschaft Nordkoreas, der eigentlich opulent wirken sollte, habe es nur 12 Flaschen Bier „für alle“ gegeben. Geschmeckt hat es wahrscheinlich auch da nicht.

Mit der Schlagzeile „Nacktschnecke jetzt in der CDU“ wurde über den Eintritt eines „Erotikmodels“ in die Partei berichtet. Besagte Micaela S. war „am Anfang ihrer Nackt-Karriere“ mal mit dem „CDU-Jungpolitiker Sebastian Czaja“ liiert, aber dem war sie dann laut BILD-Zeitung doch „viel zu nackt“. Czaja nahm sich deswegen aber nicht Hammer-Heiko als Vorbild, sondern trat „später“ in die FDP über und hat dort jetzt im Alter von 40 Jahren erstaunlicherweise noch keine Augenringe. Micaela S. zog es stattdessen in die CDU, was deren Berliner Vize-Kreisvorsitzende Judith Stückler jubeln ließ, „durch sie lerne ich die Kulturszene besser kennen“. Soviel zum Kulturbegriff der Berliner CDU und zum Biermangel in der nordkoreanischen Botschaft.

Wozu um Himmels Willen benötigt man ausgerechnet im Berliner Bezirk Charlottenburg/Wilmersdorf einen „Beauftragten für den sicheren Umgang mit Leitern und Tritten“? Steht der jetzt dort bei jedem Fensterputz daneben und passt auf, dass von der Trittleiter keiner aus dem Fenster fällt? Als „Beauftragte für gute Arbeit“ wirkt in der Hauptstadt im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg eine gewisse Romana Wittmer, die auf der Website ihrer Klientel verspricht, deren Anliegen „vertraulich, diskret und persönlich“ zu erledigen, was Herr Bär befremdlich findet, da er selbst sich 40 Jahre lang als Freiberufler in der freien Wildbahn des Kunst- und Medienbetriebs herumgetummelt und sich mit guter Arbeit wirtschaftlich einigermaßen behauptet hat, ohne sich jemals von solch einer Beauftragten diskret bemuttern lassen zu müssen. Im kontaktfreudigen Rheinland mit seiner „Drink doch ene met“-Mentalität braucht man gewiss auch keinen „Einsamkeitsbeauftragten“ wie in Berlin-Reinickendorf. Solch skurille und in manchen Fällen denn auch eher überflüssig anmutende Posten wie den „Laserschutzbeauftragten“ oder den „Atemschutzbeauftragten“ listete kürzlich der Berliner „Tagesspiegel“ auf. Insgesamt 59 solch bizzarer Posten hat man in Berlin mit solchen politisch-juristisch eher einflusslosen „Beauftragen“ belegt, und dies in einer Zeit, wo wir ernsthaft darüber diskutieren, ob nicht eine drastische Verschlankung der Verwaltungsapparate und deren Entbürokratisierung vonnöten sei. Um mit einer gewissen heute doch recht weit verbreiteten bisweilen arg weinerlich wirkenden teutonischen Ängstlichkeit und mit einem Hang zu einer ebensolchen teutonischen Kontrollwut jegliche Risiken im Alltag abmildern zu wollen, schaffen sie demnächst wohl auch noch einen Posten für den „Beauftragten für das Zehnägelschneiden“, der dann bei uns im Badezimmer daneben steht und trotzdem nicht verhindern kann, dass – wie jüngst geschehen – die Nagelschere bei Herrn Bär am Nagel eines Zehs abrutschte und stattdessen in Herrn Bärs Zeh daneben piekte. Herr Bär schaffte es anschließend allein, auf die kleine nur mäßig blutende Wunde am Zeh prophylaktisch zur Desinfektion ein wenig Jodtinktur zu träufeln dann einen Pflasterstreifen an zu kleben, ohne dass ein staatlich geprüfter Zehnägelbeauftragter beaufsichtigend daneben stehen musste. Und zum Zehnägelschneiden stellt Herr Bär sich auch nicht auf eine Trittleiter, weswegen man zumindest im Domizil von Herrn Bär bei der Pediküre auch keinen kommunalen Leiterbeauftragten benötigt.

baer aktuell 334 – 22. März 2024

März 2nd, 2024

Bild des Monats März 2024: Jürgen Raap, „Der verlorene Koffer“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2024

Baer aktuell – 22. März 2024

Auf den Hund gekommen „Da sich Hunde naturgemäß nicht vegan ernähren würden, ist es notwendig, sich vorab auch mit den Risiken und möglichen Problemen der veganen Ernährung auseinanderzusetzen“, warnt die Internetseite www.zooplus.de. Entspricht mithin veganes Hundefutter der artgerechten Tierhaltung? „Die vegane oder vegetarische Ernährung von Hunden ist möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll“, erklärt die „Tierschutzliga“ dazu. Letzteres findet auch Herr Bär. Denn obwohl Wölfe sich in freier Wildbahn gelegentlich schon mal notgedrungen von Beeren und Nüssen ernähren, wenn nun mal kein Beutetier in Sicht ist, bedeutet das ja nicht, dass man in gewissen urbanen Hipster-Haushalten, wo der lastenkarrenfahrradverwöhnte Nachwuchs zu einem veganen Sellerie-Sören herangezüchtet wird, man dies gastrosophisch auch unbedingt dem Haushund namens Fiffi oder Purzel aufzwingen müsste. Jedes Lebewesen soll halt essen oder fressen, was ihm wirklich schmeckt, was bekömmlich ist und seiner Natur entspricht, ob Mensch, Haushund, Wolf oder Piranha, ohne sich auf rein ideologisch motivierte Bevormundungen einlassen zu müssen, findet Herr Bär. Es gibt übrigens auch fleischfressende Pflanzen wie Fettkraut (Pinguicula), Sonnentau (Drosera) oder mit einem etwas bizarr klingenden Namen die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula). Sollte man diese botanischen Geschöpfe auch zu Veganern umerziehen? Eher nicht. Und was wird später mal aus einem Sellerie-Sören? Herr Bär würde sich nicht wundern, wenn ein solcher demnächst mal alt genug ist, um allein aus dem Lastenkarren-Anhänger zu klettern und prä-pubertär gegen seine Helikoptermutter aufzubegehren, dass er dann als erstes heimlich in der nächsten Frittenbude sein Taschengeld mit einer doppelten Portion Currywurst verprasst.

Kalauerhafter Tierwitz zum Mitdenken:

Sagt ein Hundsmadämchen zum Tünnes: „Ehr braucht keine Angst för minge Fiffi ze han. Dä tut nit beißen!“

Darauf Tünnes: „Jo jo, ävver jrad hätt dä dat Beinchen jehoben. Ich dachte, dä wollt‘ mich treten!“

Baer aktuell 334 I  – 10. März 2024

Man kann ja über Gerhard Schröder denken, was man will Aber eines Tages wird man ihm vielleicht doch zugestehen, dass seine historische Leistung, und wenn es nur die einzige in seiner Kanzlerschaft gewesen sein wird, darin bestand, uns 2003 aus dem Irak-Krieg konsequent heraus gehalten zu haben, der bekanntlich letztlich nur auf einer Geheimdienst-Lüge basierte, Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen, die aber letztlich nie gefunden wurden. Gewiss war Saddam Hussein eine äusserst unappetitliche Figur gewesen, ebenso Muammar al Gaddafi, und Wladimir Putin ist in Sachen Unappetitlichkeit mit ihnen gewiss im gleichen Atemzug zu nennen. 

Aber man wird vielleicht eines Tages auch Olaf Scholz, so führungsschwach er als Bundeskanzler in anderen Bereichen der Politik auch auftreten mag, eines Tages attestieren, dass seine Haltung der Besonnenheit in Sachen Ukraine-Krieg durchaus vernünftig ist (was ihm nunmehr sogar sein einstiger CDU-Wahlkampfkontrahent Achim Laschet attestiert), und dass deshalb gewiss kein Anlass besteht, Scholz jetzt in gewissen sozialen (Un)medien als einen „Friedenskanzler“ lächerlich zu machen, dessen Nimbus hinter dem Mythos des „Eisernen Kanzlers“ Bismarck verblasst. Als der französische Präsident Emmanuel Macron laut darüber nachdachte, ein Einsatz von westlichen Bodentruppen in der Ukraine sollte nicht von vorneherein ausgeschlossen werden, warf ihm u.a. Oliver Faure, Vorsitzender der französischen Sozialistischen Partei (PS) vor, der Präsident habe mit „besorgniserregender Leichtigkeit“ durchblicken lassen, dass Frankreich zur Kriegsbeteiligten werden könne. Den Kontinent in einen Krieg gegen Russland hineinzuziehen, wäre ein „Wahnwitz“, so Faure: so ist es auf „tagesschau.de“ nachzulesen. 

Und dann auch noch „The Germans to the front?“ Zumal mit einem Munitionsvorrat, der nach derzeitigem Eingeständnis der Verantwortlichen im Bundesverteidigungsministerium im Ernstfall nur für zwei Tage reichen würde? Nein, auf gar keinen Fall. Hierzulande kann man doch prinzipell durchaus recht froh sein, dass wir all das unsägliche Tschingderassabum und „Links zwo drei vier, rechts zwo drei vier“ – Marschtempo-Gepolterte des preußisch-wilhelminischen Militär- und Beamtenstaates und dessen Übersteigerung in der NS-Zeit endlich hinter uns gelassen und Deutschland in eine eher pazifistisch orientierte Zivilgesellschaft verwandelt haben. Um allen möglichen Missverständnissen vorzubeugen: bei einer Bedrohung der äusseren Sicherheit muss ein Land oder ein Bündnis selbstverständlich in der Lage sein, diese Bedrohung erfolgreich abzuwehren, mit Mitteln, die völkerrechtlich zulässig sind, und sich deswegen einen Munitionsvorrat für mehr als nur lächerlicherweise für zwei Tage zulegen. Man kann ja einem feindlichen Soldaten nicht einfach nur zurufen: „Peng, jetzt biste ävver dud“. 

Und des weiteren, so findet Herr Bär, sollte man sich keineswegs auf die pro-russischen Elogen des linkskonservativen Sarah-Wagenknecht-Fanclubs und ihrer rechtspopulistischen Pendants einlassen, denn zumindest die Einwohner links des Rheins haben immer wieder die historische Erfahrung gemacht, dass für sie alles Schlechte eher aus dem Osten kommt als aus dem Westen. Von russischem Beluga-Kaviar einmal abgesehen, und vom Bolschoi-Ballett. Wobei der rabiate Hunnenkönig Attila im Nibelungenlied und in anderen Mythen übrigens als ein Zerrbild daher kommt, das mit den historischen Fakten nicht übereinstimmt. Aber der nicht minder rabiate moderne Attila namens Wladimir P. im Moskauer Kreml macht aus seinen Imperialgelüsten kein Hehl, und deswegen muss man ihn schon konsequent vor weiteren militärischen Abenteuern abschrecken. Dazu bedarf es aber mehr, als den Munitionsvorrat der Bundeswehr von zwei auf drei oder vier Tage Fronteinsatz aufzustocken, weil es für mehr nicht reichen würde, da nämlich das geheimnisvolle 100 Milliarden-Pistorius-Sondervermögen in den Taschen irgendwelcher Lobbyisten versickert und dann schon wieder kein Geld für wasserdichte Schlafsäcke der Bundeswehr-Soldaten da wäre. Diesen Schlafsackmangel kriegt dann natürlich auch der russische Militärgeheimdienst GRU- Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije – mit, weil sich darüber garantiert wieder einmal ein paar launige Bundeswehroffiziere über unsicheres WLAN in Singapore in einer Hotellobby verplappert haben. Also lassen wir das lieber mit den unzureichend munitionierten Bodentruppen und hoffen, dass wenigstens Macrons Soldaten halbwegs wasserdichte Schlafsäcke zum Übernachten in den ukrainischen Sümpfen haben, wenn sie schon unbedingt dorthin sollen. Über die machtpolitischen und indirekt auch moralischen Grenzen seiner Strategie von „Blut und Eisen“ befand Bismarck übrigens 1878:  „Der Balkan ist mir nicht die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Grenadiers wert.“

Dräut uns unterdessen alsbald noch weiteres Ungemach? Anekdotenhaft sei aus der Zeit des Kalten Krieges hier am Rande erwähnt, dass wir 1971 in der Abiturklasse des Kölner Hansagymnasiums einen Erdkundelehrer hatten, der übrigens ganz offenkundig ein alter Nazi war, wie fast alle unsere Lehrer damals, und der uns in seinem Unterricht vor 53 Jahren nicht etwa vor dem sowjetischen „Iwan“ warnte, sondern uns mit markigen Worten prophezeien wollte: „Jungs, eines Tages werden die Chinesen über Euch herfallen!“ Copyright: Bär/Raap 2024

Witz zum Mitdenken

Tünnes bewirbt sich als Matrose bei der Bundesmarine. Fragt ihn der Musterungsoffizier: „Können Sie schwimmen?“ Darauf Tünnes: „Wofür dat dann? Habt ihr keine Schiffe?“

Mehr „bär aktuell“ unter http://blogkarljosefbaer.kallnbach.de/

Der ganz normale Wahnsinn „Die Tierschutz-Organisation Peta fordert ein Ende des Karussellpferds“ auf Jahrmärkten, berichtet ein gewisser Alexander Wallasch auf seiner Website https://www.alexander-wallasch.de, und schließt die berechtigte Frage an: „Aber haben sie es dieses Mal mit einer Forderung überreizt? Warum will Peta den Kindern die Freude vermiesen? … was soll falsch daran sein, auf einem alten bunt angemalten Holzpferd zu sitzen und sich an einer künstlichen Mähne festzuhalten?“ Fordern militante Tierschützer demnächst etwa auch noch ein Verbot von Teddybären aus Plüsch, weil es sich womöglich für Kleinkinder im 21. Jh. nicht mehr geziemt, ein Stofftier zu knuddeln? Woanders wird im Internet übrigens für ein Verbot des giftigen Jakobskreuzkrauts wegen dessen Alkaloidgehalts geworben, da dieses bei echten Pferden, nicht aber bei Karussellpferden auf dem Jahrmarkt, zu Leberschäden führen kann, desgleichen auch bei echten Rindern, während hingegen Kaninchen und Meerschweinchen gegen dieses Gift resistent sein sollen. Würde es nun wirklich Sinn machen, auf dem Kirmeskarussell die Kinder nicht mehr auf einer Pferdefigur, sondern stattdessen auf einem hölzernen Meerschweinchen oder Kaninchen reiten zu lassen? Solange man den Kindern anschließend als Kirmesnascherei nicht das giftige Jakobskreuzkraut, sondern nur die althergebrachte Zuckerwatte, gebrannte Mandeln oder Türkischen Honig verabreicht, ist es nach nach Herrn Bärs Einschätzung letztlich schnurzegal, auf welchem Kirmestier man reitet. Herr Bär saß in jungen Jahren beim Kirmesbesuch auf dem Kinderkarussell übrigens am liebsten immer vorne am Lenkrad des Feuerwehrautos.

baer aktuell 333 – 22. Februar 2024

Februar 1st, 2024

Bild des Monats Februar 2024: Jürgen Raap, Europas Götterdämmerung, Acryl/Öl auf Leinwand, 2024, Untermalung und Endfasssung

Baer aktuell No. 333 – 22. Feb. 2024

Die neuesten Witze aus dem Kölner Karneval

Der Tanzoffizier fällt heute verletzungsbedingt aus. Der hatte so schnell in Köln keinen Arzttermin gekriegt.

(Witz auf der Medizinersitzung)

Ich habe unsere Oberbürgermeisterin gefragt: Wie viele Leute arbeiten eigentlich in der Kölner Stadtverwaltung? Sagt die: Ungefähr die Hälfte. (Guido Cantz)

Wir sind schon wieder bei der PISA-Studie durchgefallen. Dabei hat die Bundesregierung gar nicht mit gemacht. (Martin Schopps)

Die Deutsche Bahn hat sechs Tage lang gestreikt. Das ist doch gar nichts. Der Scholz streikt doch schon seit zwei Jahren. (Guido Cantz).

Die Berliner sind irritiert, wenn da bei denen mal 50 Traktoren über die Straße rollen. Bei uns in Köln nennt man das Rosenmontagszug (Guido Cantz).

Ich wollte dem Kardinal Woelki ein Fahrrad schenken. Aber das hat der abgelehnt. Kein Wunder. Das hat nämlich einen Rücktritt. (Willibert Pauels, „Ne bergische Jung“).

Rund ums Kölner Rathaus wird jetzt Rasen angepflanzt. Damit das Klimpern der Münzen auf dem Boden nicht mehr so laut ist, wenn die da das Geld zum Fenster rauswerfen. (Renate Baum, „De Putzfrau vum Roothus“)

In der Kölner Stadtverwaltung gibt es jetzt die „Künstliche Doofheit“: Ein Chip, der nichts kann und nichts weiß. So ist endlich klar, warum an den maroden Brücken nur noch an Brückentagen gearbeitet wird und warum es in der Kölner Oper Leitungen gibt, die als Stromleitungen anfangen und als Wasserleitungen enden. (Stunksitzung)

Will Köln eine Stadt oder eine Metropole sein? Ja, wir wollen eine Metropole sein. Schließlich kommen Menschen aus aller Welt zu uns. Aber die kommen nicht alle mit dem Fahrrad. (J.P. Weber)

Impressionen aus dem Kölner Karneval 2024, Fotos: Copyright Bär/Raap 2024

Wie angesichts des Dahindümpelns der Mannschaft am Tabellenende der Bundesliga dem sportlichen Fachkräftemangel beim 1. FC Köln abzuhelfen wäre, rät der Kölner Rosenmontagszug mit dem Vorschlag, doch lieber die lokalen Witzfiguren Tünnes und Schäl als Fußballer einzustellen, wobei allerdings zumindest beim schielenden Schäl Zweifel aufkommen müssen, ob er dann als FC-Mittelstürmer das Tor auch richtig sieht und den Ball nicht gegen die Eckfahne drischt. Dass übrigens das verkrampfte Gendern nicht nur bei der gereimten karnevalistischen Büttenrede, sondern auch sonst sprachrhythmisch einfach nicht klappt, erfuhr der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am eigenen Leibe, als er schon für seine Begrüßungfloskel einräumen musste: Wenn er bei der Riedlinger „Fasnet“, wie man dort den Karneval nennt, früher ein feucht-fröhliches „Liebe Riedlinger“ in den närrischen Saal rief und damit auch die Frauen mit gemeint habe, müsse er seine Narren-Ansprache nun politisch korrekt mit „Liebe Riedlingerinnen und Riedlinger“ beginnen: „Das verdirbt mir jeden Redefluss“, reportierte „Die Welt“ (23.1. 2024) über Kretschmanns nachvollziehbare Probleme mit einer zunehmenden sprachlichen Holprigkeit, die letztlich auch nicht mit dem ironischen Kölner Stunksitzungs-Ausruf „Liebe Jeckinnen und Jacken“ zu beheben sein wird. Copyright Raap/Bär 2024

Katerfrühstück  Aus sessionsgegebenem Anlass sei an dieser Stelle Herrn Bär ein multikulturell-gastrogeschichtlicher Streifzug gestattet, wie man Kopf und Magen nach übermäßigem Alkoholgenuss zu beruhigen pflegt. Bei uns in Deutschland wird saurer Hering empfohlen, da Saures und Salziges den Körper dazu animiert, mehr alkoholfreie Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um den Elektrolythaushalt aufzupeppen. Bismarckheringe und Rollmöpse werden in derselben Marinade aus Öl, Essig, Zwiebeln und Lorbeerblättern eingelegt, wobei im Jahre 1871 ein Stralsunder Fischhändler von Reichskanzler Bismarck angeblich persönlich autorisiert wurde, seine eingelegten Heringe nach ihm, dem Kanzler, zu benennen. Der Rollmops verdankt seine Form der Tatsache, dass man zum Verzehr eines zusammengerollten und aufgespießten Herings kein Besteck zum Verzehr benötigt. In Köln feierten die Künstler an Karneval in den 1920er Jahren die Lumpen- und Scheunenbälle – man kostümierte sich nicht mit einem Frack, sondern erschien im Lumpenkostüm in einer Scheune in den damals noch ländlich geprägten Vororten, wo das ausschweifende Feiern dann billiger war als in den gutbürgerlichen Ballsälen der Innenstadt. Kulinarisches Pendant zu diesem einstigen rheinischen künstlerischen Narrentreiben ist in Ungarn als Katerfrühstück die „Lumpensuppe“, ein deftiges Gericht mit Wurst, Speck, Sauerkraut, saurer Sahne und Paprikapulver. Die Suppe heißt dort  „Korhelyleves“ –   „Korhely“ bezeichnet einen lumpig-hallodrihaften Zechgenossen, und „leves“=Suppe. In Korea bevorzugt man nach durchzechter Nacht eine Suppe namens Haejangguk aus Knochenbrühe, Kohl, Rettich, Frühlingszwiebeln, Sojabohnensprossen und Sojapaste. Wer zu diesem Thema im Internet weiter rercherchiert, stößt bei „Merkur.de“ auf den Hinweis, von Rollmöpsen sei als Katerfrühstück mittlerweile abzuraten, sie würden nämlichzu schwer im Magen liegen, gefolgt von der Textzeile: „Auch interessant: Hat Wodka Bull etwa dieselbe Wirkung wie Kokain?“ Egal, wie die Frage zu beantworten ist: von einem Selbstversuch mit Red Bull und Kokain zur Bekämpfung eines Alkoholkaters ist wohl dringend abzuraten.

Impressionen vom Kölner Karneval

Auch das noch Mit der höchst hintersinnigen Schlagzeile „Der Fußgängerbeauftragte geht“ berichtete die Kölnische Rundschau über eine kommunalpolitische Personalie. Er geht also, und zwar nach Bonn. Allerdings geht er als nunmehr ehemaliger Fußgängerbeauftragter die 30 km nach Bonn nicht zu Fuß, um dort einen neuen Job anzutreten, dabei ein fröhliches Lied auf den Lippen: „Mein Vater war ein Wandersmann, und mir liegt’s auch im Blut….“ Vorerst soll nun der Fahrradbeauftragte in Köln die bisherigen Aufgaben des Fußgängerbeauftragten mit übernehmen, womit die Personalie ins Possenhafte abdriftet, da nämlich Herr Bär zu bedenken gibt, dass zu Fuß gehen und Radfahren nicht dasselbe ist. Es sei denn, der Fahrradbeauftragte hat einen platten Reifen und muss sein Dienstfahrrad zu Fuß zur nächsten Werkstatt schieben, was bei den zumeist maroden Zuständen auf den Kölner Radwegen und den Hinterlassenschaften in Form von Glasscherben durch feierwütiges Partyvolk immer wieder vorkommen kann. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker gab schon zu bedenken, wer in der Kölner Innenstadt wohne, der müsse hartgesotten sein. Fürwahr, fürwahr. Um gegen die mittlerweile weit verbreitete Unsitte anzugehen, herrenlose Tretroller achtlos sowohl auf Bürgersteigen als auch auf Radwegen abzustellen, ist eine verwaltungstechnische Fusion der beiden Aufgabenbereiche sicherlich sinnvoll. Denn zur Einrichtung einer eigenen Planstelle für einen Tretrollerbeauftragten haben sie in der Stadtverwaltung wahrscheinlich kein Geld. Dieses haben sie nämlich schon anderswo verplempert, und zwar in diversen Bauskandalen wie z.B. der Idee eines Hubschrauberlandplatzes auf dem zu diesem Zwecke künstlich aufgeschütteten Kalkberg in Köln-Kalk. Der geht aber wohl nie in Betrieb, weil sich dort inzwischen der Boden abgesenkt hat. Die Ernennung eines Hubschrauberbeauftragten haben sie sich im Rathaus deswegen bislang auch gottlob verkniffen. Falls aber irgendwann auch noch der Kölner Fahrradbeauftragte nach Bonn wechseln sollte, würde eine erneute Schlagzeile „Der Fahrradbeauftragte geht“ auf den ersten Blick widersinnig anmuten, aber da er ja nun auch Fußgängerbeauftragter ist, wäre die Schlagzeile dann doch wieder logisch. Es sei denn, er geht nicht, sondern fliegt mit dem Hubschrauber nach Bonn. Aber gewiss nicht vom Kalkberg aus. Copyright: Raap/Bär 2024 

Baer aktuell 332 – 22. Januar 2024

Januar 1st, 2024

Bild des Monats Januar 2024: Jürgen Raap „Stunde Null“, Kaltnadelradierung, Bildformat 15 x 20 cm, 2020/2023, Druck: Michael Recht

Als im Februar 1995 aus der Schatzkammer des Kölner Doms ein silbernes Vortragekreuz gestohlen wurde, empörte sich die lokale „Rotlichtgröße“ Heinrich Schäfer, Spitzname „Schäfers Nas“: „Dä Kölner Dom bekläut mer nit“. Die gesamte Kölner Unterwelt half daraufhin der Polizei, die Diebe (sie stammten – wie sich später heraus stellte – vom Balkan) zu identifizieren und das Kreuz wieder zu beschaffen. Eine Belohnung in Höhe von 3.000 Mark lehnte Schäfer ab und bat den damaligen Domprobst lediglich, eine Messe für ihn zu lesen. Derlei Ganovenehre und auch keinerlei Ehrfurcht vor heiligen Stätten, die als Immunitätsbezirk gelten und an denen man folglich jegliches Austragen von weltlichen Konflikten, zumal mit Gewalt, zu unterlassen hat, wie dies auch schon vor Jahrtausenden in den vor- und frühreligiösen archaischen Kulturen galt, kennt man heute nicht mehr in jenen höchst frevelhaften Kreisen, die mit Bombenlegerei oder auch nur der grobschlächtigen Androhung einer solchen Entsetzen (Terror) und höchste Aufmerksamkeit für ihre kruden Ideen erregen wollen.

Bis Neujahr 2024 bleibt der Dom daher wegen Terrorwarnung von der Polizei martialisch abgeriegelt, mit wer dennoch nach altem Brauch eine Opferkerze anzünden möchte, kann dies vor dem Westportal der Kathedrale in einer provisorisch umgewidmeten Weihnachtsmarktbude tun. Auf Bitte von Siglinde Kallnbach entzündete Karl-Josef Bär dort im Zusammenhang mit Kallnbachs lebenslangen Kunstprojekt „a performancelife“ am 26.12.2023 die erste Kerze vor dem Kölner Dom. Siglinde Kallnbach hatte dort seit dem 24.12.2023 auf Leinwänden Solidaritätsbekundungen für Frieden und gegen Hass und gegen Terror gesammelt. Ansonsten wünsche mer Üch allen e glöcksillich Neujohr. Fotos: Siglinde Kallnbach

Zum Neuen Jahr sei an dieser Stelle der Hinweis gestattet, dass es bereits seit 1976 in Mannheim eine UFO-Meldestelle gibt, offizieller Name CENAP-Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene. Obwohl dort bislang noch keine Außerirdischen registriert wurden, hat der Berliner Jurist Klaus Stähle vorsichtshalber schon mal einen Leitfaden „Rechtsfragen beim Kontakt mit Extraterrestrischen“ verfasst. Dürfte man z.B. Aliens die Landung auf der Erde verweigern? Völkerrechtlich unbedenklich findet Stähle in diesem Kontext eine Landung auf hoher See. Strafrechtliche Aspekte spielen beim Umgang mit Aliens auch eine Rolle: so hat der Verfasser dieses Fachbuchs herausgefunden, dass unser Strafrecht nur die Tötung eines Menschen verbietet. Hier erblickt Klaus Stähle eine Gesetzeslücke: die Ermordung eines Außerirdischen auf der Erde werde womöglich nur als „Sachbeschädigung“ geahndet, was in seinen Augen juristisch allerdings ein „unhaltbarer Zustand sei“. Da müsste Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) wohl irgendwann einmal Abhilfe schaffen mit einer Gesetzesreform, die uns ja auch noch nichts kostet, zumal unwahrscheinlich ist, dass sie jemals angewendet wird.

Olaf Scholz Sammelbilder

Bildstrecke: Hänneschen-Puppensitzung Köln, 13.1. 2024, Fotos vun hinger d’r Britz und der After Show-Party im Foyer, Fotos: Copyright Raap / Kallnbach 2024

Das Hänneschentheater – Puppenspiele der Stadt Köln ist Deutschlands einzige Stockpuppenbühne. Die burlesken Schwänke auf kölsch sind seit nunmehr 222 Jahren immer wieder zeitaktuell – zu den Höhepunkten zählt in der Karnevalszeit die „Hänneschen-Puppensitzung“, auf der sich diesmal die Figur des Hermann Speichel (Speimanes) mit einem Traktor den Bauernprotesten anschließt.

Witze aus dem Hänneschen-Theater:

Zwei Leverkusener bauen eine Brücke. Sagt der eine: „Kumm, loss mer de Bröck widder avrieße. He jitt et doch ja kein Wasser“ (Komm, lass uns die Brücke wieder abreißen. Hier gibt es doch gar kein Wasser): Darauf der andere: „Enä, dat jeht nit. Da sitzen schon zwei Düsseldorfer un sin am angeln“.

„Welche beiden Krankheiten sollte man nie zur selben Zeit haben?“ Antwort: „Alzheimer un Durchfall. Da musste laufen, ävver do weiß nit mehr wohin“.

Ein Einbrecher tappt in einem Haus im Dunklen. Da hört er eine Stimme: „Ich sehe Dich und Jesus sieht Dich auch!“ Der Einbrecher ist irritiert, tappt weiter herum, und da hört er die Stimme erneut: „Ich sehe Dich und Jesus sieht Dich auch!“ Er knipst die Taschenlampe an und sieht einen Papagei, der andauernd sagt: „Ich sehe Dich und Jesus sieht Dich auch!“ Fragt der Einbrecher den Papagei: „Wie heißt Du denn?“ – „Ich heiße Erika“. Der Einbrecher: „Dat is ävver ne blöde Name för ne Papagei!“ – Darauf der Papagei: „Jesus is ävver och ne blöde Name för ne Rottweiler!“

Dass diebische Hotelgäste schon mal einen Bademantel aus dem Zimmer mitgehen lassen, ist allgemein bekannt. Doch wie jüngst dem „Tagesspiegel“ zu entnehmen war, werden in Berliner Hotels sogar Klobürsten entwendet und ganze Waschbecken abmontiert. Herr Bär fragt sich, wie man es dann schafft, aus dem Zimmer ein klobiges Waschbecken unter dem Mantel versteckt am Portier vorbei nach draußen zu schaffen, und in der anderen Hand noch einen Rollkoffer mit der Klobürste und anderen Utensilien hinter sich her ziehend, immer in der Angst, das Waschbecken könnte aus dem Mantel heraus plumpsen, während der Portier dem krampfhaft den Mantel zuhaltenden Gast ein freundliches „Beehren Sie uns bald wieder“ nachruft. Die Klobürste braucht der Kleptomane wahrscheinlich, um später das geklaute Waschbecken damit zu reinigen. Da kann Herr Bär nur ausrufen: Oh Zeiten, oh Sitten ! Aber auch Hoteldiebe sind lernfähig: beim nächsten Raubzug verstauen sie dann bequemerweise im Rollkoffer und die Klobürste unter dem Mantel.

Oh du lieber Augustin, alles ist hin, möchte man als Zitat eines Spottlieds aus dem 18. Jh. angesichts seiner derzeit absolut miserablen Umfragewerte an die Adresse von Olaf Scholz ausrufen („Geld ist weg, Rock ist weg, Stock ist weg, Augustin liegt im Dreck“). Nun ist in jenem Volkslied besagter Augustin ein Hallodri, der sich in jeder Hinsicht gründlich übernommen hat, was heute zwar wohl eher auf Christian Lindner (FDP) zutrifft, was aber dennoch Scholzens eigene Partei, nämlich die altehrwürdige SPD, angeblich nicht davon abhalten würde, „wilde Gerüchte um Scholz und Pistorius“ zu verbreiten“, wie „Merkur.de“ meldet. Es kursieren unter manchen Genossen angeblich Spekulationen über einen „Kanzlertausch“, d.h. „Pistorius ist der Kanzler in Reserve“, um als solcher und als derzeit beliebtester SPD-Politiker spätestens nach der nächsten Bundestagswahl, vielleicht auch schon früher, den führungsschwachen und auch sonst eher augustinhaften Scholz abzulösen, so ist bei n-tv und auch anderswo nach zu lesen. Das erinnert Herrn Bär ein wenig an die hemdsärmelig-rustikalen Rauswürfe gescheiterter Bundesliga-Trainer, die ihre auf dem Stadion-Rasen lustlos herum kickende Versager-Truppe nicht mehr im Griff hatten. In ihrem Sportbusiness-Gewerbe wird diesen Übungsleitern jedoch immerhin noch recht heuchlerisch bis kurz vor ihrem Rauswurf regelmäßig bescheinigt, auch bei der nächsten Niederlage stünde der „Trainer „nicht zur Disposition“, denn „der Vorstand“ habe weiterhin „vollstes Vertrauen in ihn“, was aber natürlich gelogen ist und als Glaubensbekenntnis deswegen auch keinerlei Wert hat in einer Welt, in der vor allem die Steigerung „Freund, Feind, Parteifreund“ gilt.

Eine solche Demontage des Amtsinhabers aus den eigenen Reihen, in diesem Falle Olaf Scholz, hat Herr Bär bisher nur ein einziges Mal erlebt, nämlich 1961, als die FDP im westdeutschen Bundestagswahlkampf zunächst verkündete, sie würde nicht in eine Koalition mit einem Bundeskanzler Konrad Adenauer eintreten, und dann doch noch zu einem Bündnis mit der CDU/CSU bereit war, aber nur mit dem faulen Kompromiss, wenn Konrad Adenauer zur Halbzeit der Wahlperiode 1963 aus dem Bundeskanzleramt ausscheiden würde, was der Union allerdings insgeheim ganz recht war, da sie ohnehin Ludwig Erhard als Nachfolger favorisiert hatte. Herr Bär erinnert sich noch daran, wie er als Viertklässler in der Volksschule 1962 im Zeichenunterricht ein Bild zum Kölner Karneval malen sollte und dazu den Entwurf eines Prunkwagens für den Rosenmontagszug abzeichnete, mit einer Porträtfigur des damaligen FDP-Vorsitzenden Erich Mende auf einem Fahrrad-Tandem hinter Adenauer und der Sprechblase aus seinem Mund: „Dabei sein ist alles!“ Seitdem hatte die FDP in Westdeutschland den Ruf einer notorisch opportunistischen Umfallerpartei, und das sollte auch der aufstrebenden sozialdemokratischen Lichtgestalt Boris Pistorius zu denken geben. Als dann Adenauers Nachfolger Ludwig Erhard als Bundeskanzler 1966 scheiterte, soll der gegen seinen Willen kalt gestellte Konrad Adenauer schadenfroh gefeixt haben: „Et is allet ejal, Hauptsache et is einer wech“.

Donnerstag, 18. Januar 2024, 19.30 Uhr, Finissage zur Ausstellung „Heinz Zolper – Versöhnung der Werte“, Galerie art4you, Merowinger Str. 30, Köln-Südstadt. Erklärtes Ziel von Zolpers Kunstprojekt „Versöhnung der Werte“ ist es, „mit den vielfältigen und nahezu unbegrenzten Mitteln der Bildenden Kunst darauf hinzuwirken, sich unter Achtung der Menschenwürde auf die eigenen Werte zu besinnen und in gleichem Maße offen zu sein für die Werte anderer Menschen und Kulturen.“ Der Künstler ist bei der Finissage anwesend.

Im Zeitalter von Fake News ist die Wahrheit ist nicht immer leicht zu vermitteln Dass die PETA-Tierschutzorganisation 2021 einigermaßen forsch behauptete, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder lebe jetzt vegan, glaubte natürlich schon damals kein halbwegs wacher Geist. Doch erst 2024 entlarvte news.de diese falsche Behauptung mit einem authentisch klingenden Söder-Zitat, das dieser jüngst auf einer Bauern-Demo verkündete: „Ohne Bratwurst ist ein Leben gar nicht sinnvoll“. Als „Focus“ 2023 berichtete, Markus Söder habe sich in Badehose versehentlich an einen Nacktbadestrand verirrt, klang auch dies einigermaßen wahrheitsgemäß. In Sachen Desinformation rät die Bundesregierung auf ihrer Website https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/umgang-mit-desinformation/gefaehrliche-falschnachrichten-1905340: „Je emotionaler oder dramatischer eine Meldung ist, umso häufiger wird sie verbreitet. Deshalb ist es so wichtig, fragwürdige Inhalte nicht ungeprüft weiterzuleiten“. Nun kann die Redaktion von „bär aktuell“ heute nicht mehr im Nachhinein nachprüfen, ob Markus Söder im vergangenen Jahr am Nacktbadestrand tatsächlich eine Badehose anhatte, wie von „Focus“ reportiert. Aber zumindest das Bratwurstbekenntnis wird von einer zweiten Nachrichtenquelle bestätigt, nämlich BILD.de: „Söder schlägt Bratwurstalarm!“

In den finsteren Zeiten wie diesen sehnt sich manch einer nach emotionaler Heimeligkeit, mitunter auch nach Gefühlskitsch. Oder eben nach hemmungslosem Klamauk. Diesem Bedürfnis trägt die Boulevardpresse Rechnung, als Ausgleich dafür, dass sie sonst politisch gerne die populistische Schreihälsigkeit jener anstachelt, die von Rechtsaußen und woanders auch von Linksaußen, mal mit rigoroser Radikalität, mal mit weltfremdem Utopismus, das Unmögliche fordert oder vieles verspricht und nichts davon halten könnte. Wer sich nun stattdessen eine psychologische Projektionsfläche wünscht auf jemanden, der weltpolitisch nicht so gefährlich ist wie Wladimir Putin, Donald Trump, Kim Jon-Un oder die Hamas-Terroristen, gleichwohl jedoch eine gehörige Portion lächerlicher und damit bedeutungsmäßig ein paar gehörige Nummern kleiner, der wurde in den Medien jüngst vom Komikerdarsteller Oliver Pocher bedient. Pocher ist zwar mediengeschichtlich nicht der erste, der keine Peinlichkeit auslässt, um die Welt über sein Intimleben zu informieren. Bei ihm geschieht dies medien- und marketingstrategisch allerdings immer derlei ungelenk, dass man glauben muss, er greife im Abschwung seiner Karriere nach jedem noch so dünnen schlagzeilenträchtigen Strohhalm, um doch noch ein wenig Aufmerksamkeit zu erheischen. Nachdem zur grobholzigen Belustigung des Boulevardpublikums die einstige Rennfahrergattin Cora Schumacher laut RTL bekundet haben soll, sie sei in Oliver Pocher „verknallt“ gewesen und die BILD-Zeitung dies auch noch mit der Schlagzeile „Ja, es ist Sex!“ hochjazzte, informierte das Klatsch-Blatt „Gala“ kurz darauf seine Leser über die Ernüchterung, die sich nach dem baldigen Abflauen dieser hormonellen Euphorie bei Cora Schumacher eingestellt haben soll: „Kleinen, zickigen Männern kann man nicht böse sein. Kleine Männer sind immer zickig. Und außerdem ist er Oliver Pocher. Ich hätte nichts anderes von Oliver Pocher erwartet.“ Bliebe in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass zumindest Karl Lauterbach wieder in festen Händen ist, diesmal mit einer Journalistin. Dennoch fiel dem Kabarettisten Dieter Nuhr auf, dass Lauterbach in letzter Zeit wieder vermehrt im Fernsehen auftaucht, was ihn, Nuhr, schaudern ließe angesichts der ständigen miesepetrigen Warnungen und Ermahnungen Lauterbachs, was Nuhr allerdings an alle Patienten mit dem guten Rat kommentierte: „Seien Sie froh, dass der nur Gesundheitsminister geworden ist und nicht Arzt“. Während Herr Bär nun gespannt darauf wartet, ob die neue Gefährtin von Herrn Lauterbach demnächst in diversen Gazetten dessen Ideologie der salzfreien Ernährung verbreitet, mithin „Compliance“-Regeln verletzt werden könnten, sieht sich eben jenem Verdacht auf Verletzung der Regelkonformität der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), ausgesetzt, weil er via Anwalt der Öffentlichkeit mitteilen musste, er habe ein Fisternöll mit seiner Bildungssenatorin. Für Nicht-Rheinländer: „Fisternöll“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „fistan“ (=herumbasteln) ab, und „Nöll“ von „Arnold“: wer sich einem Fisternöll hingibt, bastelt im Sinne dieses rheinischen Idioms mithin gerne am anderen Geschlecht herum, egal, wie puritanisch die Zeiten und Sitten gerade sind, und ebenso egal, ob jemand nun Arnold heißt, Oliver, Karl oder Kai. Uns Rheinländern war die preußische Überkorrektheit ja nie so ganz geheuer. Wir pflegen stattdessen einen „kölschen Klüngel“ nach der Adenauer’schen Devise: „Man kennt sich, man hilft sich“. So sei Kai Wegner darüber informiert, dass es in Köln unter den Karnevalsgardisten nur eine einzige, allerdings sehr strikte Compliance-Regel gibt: ein Fisternöll mit einem Tanzmariechen ist ein absolutes Tabu.

Die neuesten Witze aus dem Kölner Karneval

„Op kölsch kannste nit gendern. Zum Beispiel im Hochdeutschen bei ‚meine Freundin“, da drückt dat “e‘ in ‚meine‘ us, dat dat weiblich ist. Op kölsch heißt dat dann ‚ming Fründin‘. Dat ‚e‘ es fott. Aber ‚mein Freund‘ heißt op kölsch ‚minge Fründ‘. Dä, do is et widder, dat ‚e‘. Wie will mer dat jetzt gendern?“ (Jörg Paul Weber).

„OB heißt in Düsseldorf Oberbürgermeister. In Köln is dat die Abkürzung für ‚Ohne Befähigung’“.

„Früher jab et ja zehn Jebote. Jetzt nur noch neun. Der Kardinal Woelki hat eins abjeschafft: Du sollst nit lügen“.

„Ich glaub nit mehr daran, dat der Kardinal Woelki noch zuröck tritt. Eher erleben wir, dat dat Alice Schwarzer beim Christopher Street Day in Teheran vorne op enem Prunkwagen met fahren darf“.

„Ich han geträumt, dä Olaf Scholz sitzt janz allein em Magen vum Putin. Do kütt dä Schröder eren. Säht dä Scholz: Gerhard, ich glaub, dä Putin hätt uns jefressen. Säht dä Schröder: Dat weiß ich nit. Ich kam aus der anderen Richtung“. (Ne Nubbel, Michael Hehn)

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Bratwurst Die Regensburger Bratwurstküche an der dortigen Steinernen Brücke ist die weltweit älteste dieser Art und reicht bis ins 12. Jh. zurück. Dort werden die Bratwürste noch heute auf Holzkohle gegrillt. Die Sortenbezeichnung „Regensburger“ meint aber heute Brühwürste, die auch als „Knacker“ bezeichnet werden.
Kartoffelauflauf „Rommerskirchen“ à la Karl-Josef Bär Man schneide Kartoffeln in dünne Scheiben, koche sie weich, gebe sie dann in einer flachen Backform auf ein Bett mit Flocken aus Knoblauchbutter, auf die Kartoffelscheiben dann getrocknete Röstzwiebeln, frische Lauchzwiebeln, Knoblauch, Oliven und Streifen von frischem Frühstücksspeck. Schließlich ganz oben auf Flocken von französischem Ziegenkäse, wenig Salz (der Speck ist ja schon salzig genug), Pfeffer, Majoran, Thymian, Bärlauch-Sauce. Im Backofen 15-20 Min. garen, bis der Speck kross ist. Den Namen „Kartoffelauflauf Rommerskirchen“ hat Herr Bär nach einem surrealistischen Zufallsprinzip so gewählt als ironischen Kommentar zu den manierierten Verstiegenheiten mancher Kochbuch-Philosophen. Das von der mediterranenen Küche inspirierte Rezept hätte ja genauso gut auch „Kartoffelauflauf Grevenbroich“ heißen können. Dazu passt als Wein ein vollmundiger Cote de Ventoux aus dem Norden der Provence und als Verdauungsschnaps ein Obstler.

Übrigens: am 28. Februar 2024 ist „Weltkrokettentag“.

baer aktuell 331 – 22. Dez. 2023

Dezember 1st, 2023

Bild des Monats Dezember 2023: Jürgen Raap, „Das Ende der Wahrheit“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Deppen-Ranking der dämlichsten politischen Fehlleistungen des Jahres 2023 Wie sich zunehmender Realitätsverlust und handwerkliches Unvermögen wie ein roter Faden durch das politische Wirken (oder eher Unwirken) der Ampel-Koalition ziehen, registriert Herr Bär mit einem gewissen Erstaunen und der Vergabe von Platz 1-3: erst sorgte der zur Don Quichotterie, d.h. zum unsinnigen Kampf gegen und um Windmühlen neigende Robert Habeck mit seinem vermurksten Heizungsgesetz für Aufregung in der Bevölkerung, dann stritt sich auch noch die reichlich unbedarft auftretende Familienministerin Lisa Paus mit dem abgebrühten „Christian, do bes ene feine Mann“-Lindner wochenlang über die Kindergrundsicherung und ramponierte damit noch mehr das ohnehin schon ziemlich desaströse Erscheinungsbild der Koalition. Schließlich rüffelte das Bundesverfassungsgericht auch noch Habecks und Lindners hallodrihafte Finanzjongliererei mit 60 Milliarden Euro, die bislang ja nur als zusammengetrickste Luftbuchung existierten und nun fehlen. Hatten bislang eher nur die Sozialdemokraten den Ruf, sie könnten nicht solide mit Geld umgehen, so gilt dies nun auch für die FDP und vor allem für die Grünen.

Lindner belegt mit seinem Widerstand gegen ein Tempolimit gleich auch noch Platz 4 als unzeitgemäßer Asphaltheiliger jener Raser und Poser, die aufgrund ihrer Ausstattung mit nur schlichtem Gemüt glauben, sie müssten in Köln-Poll mit 150 km/h über die Alfred Schütte-Allee brettern und anschließend an jeder roten Ampel den Motor laut aufheulen lassen, während die Kölner Grünen sich wiederum den Schildbürgerstreich erlaubten, widersinnigerweise ausgerechnet den Trankgassentunnel am Dom für Autos zu sperren und die damit in der Innenstadt letztlich mehr Staus und mehr C0 2-Ausstoß verursachten als es vorher dort gab – daher Platz 5.

Auf Platz 6 folgen Hubert Aiwanger und seine Anhänger, die ihr Idol in Bierzelten lauthals als Stimmungskanone „Hubsi“ bejubeln und verniedlichen, weswegen Aiwanger vom Kabarettisten Urban Priol zu Recht als „Festzeltmessias“ verspottet wird und eigentlich nur eine Hauptrolle im „Tegernseer Bauerntheater“ verdient hätte, aber nicht ein Ministeramt. Auf Platz 6 ist der mediale Philosophendarsteller Richard David Precht zu finden, weil er immer wieder den Eindruck erweckt, er wisse nicht viel, könne aber immer alles erklären. Platz 7 ist für die Nutzer des Deppen-Genitivs reserviert, wie der Kabarettist Volker Weininger jene sprachliche Fehlleistung nennt, z.B. „Bär’s Backstube“ statt richtigerweise „Bärs Backstube“ zu schreiben.

Bis auf die Knochen blamierte sich die CDU bei der Vorstellung ihres neuen türkisfarbenen Logos, weil nämlich der dazu gehörende Imagefilm nicht die Kuppel des Berliner Reichstags, sondern versehentlich jene des georgischen Präsidentenpalastes zeigt. Hoffentlich verwechseln die christdemokratischen Design-Deppen bei ihrem nächsten Logo-Relaunch das Konrad Adenauer-Haus nicht mit dem Präsidentenpalast von Tadschikistan (Platz 8). Mit Platz 9 werden die nervigen Helikoptermütter bedacht, die ihre verwöhnten Blagen mit dem Lastenfahrrad durch die Gegend karren, anstatt ihre betütelten Sprößlinge lieber auf verschlammten Sportplätzen für die Bundesjugendspiele trainieren zu lassen, wie dies in jungen Jahren Herr Bär auf sich nehmen musste, weshalb der Leistungsgedanke bei den Bundesjugendspielen fortan abgeschafft wird, nur um dem gluckenhaft verhätschelten Nachwuchs im Lastenkarren eine sportliche Blamage zu ersparen.

Der unsportliche Herr Bär hatte es damals bei den Bundesjugendspielen übrigens auch nie zu einer Urkunde mit Unterschrift des Bundespräsidenten gebracht, weil er regelmäßig im Schlagball-Weitwurf versagte, was er allerdings gleichmütig hinnahm, so dass besagte Helikoptermütter eigentlich keinen Grund zur Hysterie hätten.

Dass vielleicht in 30 Jahren diese bis dahin vom Unbill des alltäglichen Lebens wenig abgehärteten Lastenkarren-Bübchen mal eine Bundesregierung bilden und dann mit einer gewissen Lebensuntüchtigkeit frivolerweise die jetzige Ampelkoalition noch in den Schatten stellen könnten, möchte Herr Bär sich lieber nicht vorstellen.

Platz 10 ist für die glücklose Bundesinnenministerin Nancy Faeser reserviert, die seit ihrer Amtseinführung schon erstaunlicherweise so viel versemmelt hat, dass es eigentlich bereits für zehn Rücktritte oder Rauswürfe gereicht hätte, und Platz 11 für den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino: dass dieser mit einer Kombination aus dumpf-dummdreister Dickfelligkeit und monetärer Gier die Fußball-WM 2034 an Saudi-Arabien vergab, das man wegen seiner offenkundigen Demokratie-Defizite durchaus als „Schurkenstaat“ bezeichnen kann, kommentierte ntv mit den Worten, damit habe „der Fußball eine neue Ebene der Skrupellosigkeit“ erreicht, „die fast alle sprachlos macht“. Wer im übrigen wissen will, wie seinerzeit ein gewisser Faust an Mephisto seine Seele verkauft hat, der lese dies noch einmal bei Johann Wolfgang von Goethe nach. Oder bei Gianni Infantino. Copyright Raap/Bär 2023

Mit allerlei Irrsinn geht das Jahr zu Ende Herr Bär, der einmal in der Woche mit der Deutschen Bahn von Köln-Ehrenfeld 20 km weit nach Horrem fährt und dabei nie weiß, ob ein Zug dann überhaupt kommt, wenn Herr Bär ihn gerade benötigt, und falls die S-Bahn schließlich doch 30 Minuten später einfährt, ob sie alsdann die kurze Strecke bis Horrem wirklich in jenen 14 Minuten schafft, die der Fahrplan mit einiger Euphorie auflistet, hat keinerlei Verständnis dafür, dass die Bahn-Vorstände für die notorische Unpünktlichkeit ihrer Züge jetzt auch noch absurderweise mit Bonus-Zahlungen belohnt werden.

Diese Prämien begründen sie recht schrullig mit dem Argument, dass sie bei der Bahn ja schließlich zuletzt mehr Frauen eingestellt hätten, als sie eigentlich müssten. Allerdings hat die Übererfüllung der Frauenquote nicht für mehr Pünktlichkeit gesorgt, zumindest nicht zum Leidwesen von Herrn Bär auf der Stecke Köln-Aachen mit Zwischenhalt in Horrem, weshalb sogar ein gemäßigter Feminist wie Herr Bär der Ansicht ist, man sollte den Bahn-Vorständen, egal ob Männlein oder Weiblein, anteilsmäßig lieber genau jene Summe vom Gehalt abziehen, welche die Bahn ihren Kunden wegen Verspätungen und Zugausfällen Tag für Tag erstatten muss.

Wer glaubt, der ganz normale Wahnsinn in unserem Alltag, wo schon fast überall längst nichts mehr richtig funktioniert und man sich bisweilen in der DDR der 1970er Jahre wähnt, sei jenseits der Deutschen Bahn nicht mehr zu toppen, der staune über das Trauerspiel, das erneut die Ampelkoalition bietet mit ihrer Idee, den Landwirten den Agrar-Diesel für ihre Traktoren so drastisch zu verteuern, dass Herr Bär befürchten muss, demnächst heißt es wieder „Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt“, um dann im Schweiße seines Angesichts mit Ackergäulen den Acker umzupflügen. Technischer Fortschritt sieht sicherlich anders aus als uns mit furzenden Ackergäulen auf rheinischen Zuckerrübenfeldern die CO 2-Bilanz zu vermiesen, und dies nur, weil der amtierender Landwirtschaftsminister nichts von Agrarpolitik versteht.

Und wer bislang ernsthaft am Erwerb eines E-Autos interessiert war und sich nun durch die haushaltspolitischen Hasardeure in Berlin um die Aussicht auf längst einkalkulierte Fördergelder geprellt sieht, kommt – nun ja – mit der althergebrachten Fiaker-Kutsche irgendwann auch mal ans Ziel, womöglich sogar schneller als mit der Deutschen Bahn, auch wenn die Autobahnen und Straßen dann überall recht streng nach Päädsköttel riechen, was wiederum des weiteren nicht so gut für die CO 2-Bilanz ist.

Seit Herr Bär die Politik bewusst wahrnimmt, und dies, zwar mittlerweile in Sachen Haarfarbe als „weißer Mann“ einzuordnen, aber weiterhin mit wachem Verstand seit nunmehr etwa 54 Jahren, hat er noch keine einzige Bundesregierung erlebt, die mit ihrer Weltfremdheit, Arroganz, Dickfelligkeit, Unberechenbarkeit und ihrem unerhörten Dilettantismus binnen zwei Jahren das Vertrauen der Bürger so schnell und so gründlich verspielt hat wie die jetzige. Aber deswegen sollte man als überzeugter Demokrat auf gar keinen Fall auf die schreihälsigen Extremisten von rechts oder links hereinfallen. Denn: „Et hätt noch immer jot jejange“. In diesem Sinne: Frohe Weihnacht überall, bald ist wieder Karneval.

Baer aktuell 330 – 3. Nov. 2023

November 1st, 2023

Bild des Monats November 2023: Jürgen Raap, „Die feindlichen Brüder“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Bär aktuell 330 – 22. Nov. 2023:

Obwohl Herr Bär stets um eine seriöse Erscheinung bemüht ist, wird er in Museen von barschen Wärtern bisweilen weggescheucht, sobald er sich in einem der Ausstellungsäle einem Millionenwert an der Wand zwecks näherer Betrachtung allzu sehr annähert, als ob Herr Bär im Ruf stünde, ein pathologischer Säureattentäter oder ein fanatischer Klimakleber zu sein. Um so entspannter bewegte sich Herr Bär zur Eröffnung der diesjährigen Kunstmesse Art Cologne durch die Kojen, wo der Berliner Galerist Aenas Bastian sich dazu bereit fand, sich nur einen Atemhauch vom Bild entfernt zusammen mit Herrn Bär vor einem Werk von Pablo Picasso fotografieren zu lassen, das dort für immerhin 3, 75 Mill. Euro feilgeboten wird. Im übrigen soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass auf dieser Vernissage als Begrüßungstrunk auch noch Gaffel Kölsch gereicht wurde – somit war es für Herrn Bär ein wohliger und rundum gelungener Vernissagenabend.

Als Karnevalist ist Herr Bär ein Traditionalist, welcher der zunehmend unerträglichen Kommerzialisierung und Ballermannisierung des Narrentreibens absolut nichts abgewinnen kann. Die Ermahnung von Kölns Obernarren, dem Festkomiteepräsidenten Christoph Kuckelkorn, der Kölner Karneval stehe für Frieden und Toleranz, fruchtete jedenfalls nicht bei jenem Trunkenbold, der in der Altstadt aggressiv an einem Drängelgitter herumrandalierte, um sich augenscheinlich völlig sinnfrei mit den Malteser-Sanitätern hinter diesem Gitter anzulegen: „Dat hät nix ze dun met Karneval“. Aber als wunderbares Kontrastprogramm dazu durfte Herr Bär im Rathaus das immer noch urkölsche „Spill op d’r Rothusstrepp“ erleben (Spiel auf der Rathaustreppe), früher tatsächlich draußen auf der Treppe abgehalten und später dann ins Rathausfoyer verlegt, nicht zuletzt deswegen, weil die Altstadt-Umgebung des Rathauses am 11.11. in den letzten Jahren mehr und mehr zum Jahrestreffen der Wildpinkler und der Jünger eines überlauten und auch musikalisch einfältigen Uftata-Uftata-Bassgedröhnes mutiert ist. „Dat Spill op d’r Rothuustrapp“ richten die „Muuzemändelcher“ aus, Kölns älteste karnevalistische Künstlervereinigung mit dem Gründungsdatum 1949 („Muuze“ sind ein Schmalzgebäck in der winterlichen Karnevalszeit), und hier bekommt man am 11.11. als eingeladener Gast wie Herr Bär noch Redner mit unverfälschter Mundart zu hören und klassisches kölsches Liedgut, und am schönsten war für Herrn Bär diesmal hinterher die After Show-Party mit Quetschebüggel (Akkordeon) und „decke Trumm“ von den „Mädcher un Junge vum Zochweg“.

Bärs Bestatterkritik „Im Bestattungshaus wurde früher zum Karneval die Schreinerei ausgeräumt und eine Party für Freunde, Mitarbeiter und Vereinskollegen ausgerichtet“, lässt der Beerdigungsunternehmer und Karnevalist Christoph Kuckelkorn die Leser seiner Internetseite wissen. Bei Konkurrent Pütz-Roth im benachbarten Bergisch Gladbach ist die „Kölsche Weihnacht“ am 13. Dezember 2023 mit der Karnevalscombo „Paveier“ schon viele Wochen vorher ausverkauft. Weniger karnevalesk als bei Kuckelkorn geht es unterdessen in Düsseldorf beim Bestatter Frankenheim zu, der sein Eventprogramm auf Yoga, Krimilesungen und „künstlerische Veranstaltungen“ beschränkt. Ergänzt wird das Programm durch einen „Kreativwettbewerb“, zu dem man „Fotografieren, filmen, dichten, malen, zeichnen oder eine Collage basteln“ kann, die dann in einer Online-Galerie ausgestellt und in einem „Büchlein“ und Kalender publiziert werden. „Und natürlich gibt es auch wieder tolle Preise zu gewinnen“. Ob es sich beim 1. Preis möglicherweise um einen Sarg oder eine Urne handelt, wird aber auf der Internetseite nicht näher erläutert. Dass solchermaßen der „Tod zum Leben“ gehört, sei keine Phrase, sondern „essenzielle Wahrheit“, schrieb der „Bonner Generalanzeiger“ in seinem Porträt über Wilhelm Becker als „ganzheitlichen Bestatter“. Der Kabarettist Rainer Pause und der Historiker Martin Stankowski beschäftigten sich schon vor 20 Jahren in ihrem Bühnenprogramm und in einem Buch „Tod im Rheinland“ mit der Tatsache, dass eben das Rheinland „die knochenintensivste Region Nordwesteuropas.“ ist. „Ob Ursula und Gereon in Köln, Cassius in Bonn oder Donatus in Münstereifel: Es wimmelt von Heiligen und ihren sterblichen Überresten, den Knochen, die als Reliquien heftig begehrt und lebhaft verehrt werden. Die Rheinländer sind mit ihnen auf Du und Du. Aber ist deshalb auch der Umgang mit Tod und Sterben anders? Ist es gar vergnüglicher, leichter?“ Letztlich wohl nicht. Denn wie bilanziert es der Kölner Krätzchensänger J.P. Weber: „Der letzte Wagen is immer ’ne Kombi, un do liss hingen en dä Kiss, so ’ne Driss…“ (liss= liegst, Kiss=Kiste, Driss = Scheiße). Es sei denn, man lässt sich nach dem Ableben kompostieren, was neuerdings als „ökologische Bestattung“ angepriesen wird. Das hält allerdings Tade Spranger, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Bonn und laut Berliner „Tagesspiegel“ auch ein Spezialist für „Friedhofs- und Bestattungsrecht“ für einen „komplett irren Vorgang“, denn es gäbe „zahlreiche naturwissenschaftliche und medizinische Bedenken, auch in Bezug auf die biologische Sicherheit des Verwesungsprozesses“. Und wer will schon als Dünger für Futterrüben aus dem Jenseits der Nachwelt ein „Und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen!“ entgegenrufen?

In Österreich waren sie mal wieder schneller. Während hierzulande bis vor kurzem die einstige Linkspartei-Ikone sich lange zierte, ob sie zu den nächsten Wahlen mit einer eigenen „Sarah Wagenknecht Partei“ antreten soll, hat sich für die Wahl zum Wiener Landtag im Jahre 2025 dort schon längst „Die Bierpartei“ gut aufgestellt und in aktuellen Meinungsumfragen mit 12 Prozent Stimmenanteil sogar bereits die konservative ÖVP überholt. Das Parteiprogramm ist recht simpel, aber in nicht zu unterschätzender Weise volkstümlich angelegt: einen „Bierspringbrunnen für Wien“ und einen „monatlichen Biervorrat für österreichische Haushalte“ verspricht die Partei der Gerstensaftfreunde ihren Anhängern. Damit könnte sicherlich auch eine Sarah Wagenknecht-Partei punkten: da ja die heutigen Salon-Bolschewisten, also die Lifestyle-Linken, die Wagenknecht in der Linkspartei anprangert, nicht mehr Bier als traditionelles Proletarier-Gesöff bevorzugen, sondern eher Prosecco und Aperol Spritz, könnte der Wagenknecht-Verein auf Parteitagen zur musikalischen Illustration seines angekündigten linkskonservativen Profils eine Blaskapelle engagieren, die zum Fassanstich „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ spielt und nicht etwa „Auferstanden aus Ruinen“.

Die Garantie von „Brot und Spielen“ fürs „gemeine Volk“ haben bekanntlich schon die römischen Cäsaren als Basis von politischem Machterwerb und Machterhalt erkannt. Was letzteres angeht, nämlich die Spiele, namentlich zur Fußball-EM bei uns im kommenden Jahr, so graust sich in Köln der grüne Bezirksbürgermeister Andreas Hupke davor, im denkmalgeschützten Rheinpark einen Bolzplatz für die Fans anlegen zu müssen, die zu den Kölner EM-Spielen an den Rhein kommen: statt eines „bunten Fußballfestes“ dort fürchten nicht nur Hupke, sondern auch andere Kommunalpolitiker, sturztrunkene Fans könnten mit ihrer Freizeit-Bolzerei zwischen den EM-Spielen womöglich den schönen Rheinpark verwüsten und somit der internationalen TV-Öffentlichkeit eher ein weiberfastnachtsähnliches Wildpinklerchaos bieten anstatt ein heiteres EM-Sommermärchen. Herr Bär hat den grünen Politiker Andreas Hupke insofern in leicht getrübter angenehmer Erinnerung, als Herr Hupke vor Jahren auf einer Karnevalsveranstaltung in Köln-Ehrenfeld Herrn Bär mal ein Glas Kölsch ausgeben wollte, aber es gab leider kein Bier mehr – denn das einzige Fass war von der politischen Konkurrenz schon längst leer getrunken. So etwas passiert aber auch immer nur den Grünen.

Copyright: Bär/Raap 2023

Neulich wurde eine renommierte Parfum-Designerin gefragt, welcher Duft denn am besten zu Olaf Scholz passen würde. Sie meinte daraufhin, Scholz sei gewiss nicht der „Vanille-Typ“, er würde wohl eher einen würzig-herben Duft bevorzugen. Würzig-herb? Herr Bär fragt sich ratlos, was das im Falle des Kanzlers heißen soll. Olaf Scholz als olfaktorische Reinkarnation des Marlboro-Mannes, nach einer Mischung aus abgestandenem kaltem Zigarettenrauch, Lagerfeuer-Holzkohle und Pferdedung riechend und dabei irgendwo in den Canyons von Colorado Mundharmonika spielend in den Sonnenuntergang hineinreitend? Riecht so einer wie Scholz dann vielleicht tatsächlich würzig-herb? Wohl eher nicht. Herr Bär kann sich hingegen vorstellen, dass Olaf Scholz mittags in der Bundestagskantine einen Vanillepudding isst. Oder einen Wackelpeter.

Veganer-Witz zum Mitdenken

Schäl: „Tünnes, ich han jehört, du bes jetzt Veganer“.

Tünnes: „Jojo, un ich bin esu jar ne janz konsequente Veganer. Ich drinke noch nit ens Leitungswasser“.

Schäl: „Woröm dat dann nit?“

Tünnes: „Dat kütt doch us däm Hahn“.

Baer aktuell 329 – 3. Okt. 2023

Oktober 8th, 2023

Bild des Monats Oktober 2023:

Jürgen Raap, Moldawischer Samba, Acryl und Öl auf Obstkiste, 2023

Kürzlich mokierte sich der Modedesigner Wolfgang Joop darüber, dass manche Reality-Sternchen des Trash-TV dazu neigen, sich beim Schönheitschirurgen mit einem Übermaß an Botox nicht nur die Lippen, sondern auch noch das Gesäß aufplustern zu lassen, wobei Joops Mokanz zu entnehmen ist, dass derlei fehlgeleitete physische Selbstoptimierung sein ästhetisches Empfinden stört. Wo derzeit in den Feuilletons von „Die ZEIT“ bis „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ die aktuelle gesellschaftliche Konfliktsituation gerne als ein Spannungsfeld zwischen dem klassischen demokratischen Liberalismus als Garant für die Freiheiten des Individuums zur Selbstverwirklichung und deren Konterkarierung von Linksaußen und Rechtsaußen mit ihren eher kollektivistisch orientierten Ideologien beschrieben wird, mündet Joops Kritik der plastischen Chirurgie als eine Kritik der Unvernunft bei Herrn Bär in den Eindruck, dass die Gattinnen neureicher russischer Oligarchen doch alle irgendwie alle gleich aussehen, wenn der Chirurg mit dem Herumschnippeln an Augenlidern und der Formung von Ballonreifen-Lippen fertig ist, mithin solcherlei künstliche und keineswegs künstlerische Körpergestaltung weniger individualistisch anmutet, sondern vielmehr als ein Ausdruck von Konformität und Uniformität zu beurteilen ist. Nun ja, heute schreibt ja keiner mehr so lange Sätze wie einst Thomas Mann (außer vielleicht noch der Verfasser von bär aktuell): die von Wolfgang Joop konstatierten kosmetischen Übertreibungen haben ihr soziologisches Pendant in der intellektuellen und damit auch literarischen Verarmung in den Kurznachrichtendiensten der sozialen Medien mit ihrem auf bloßes Schlagwort-Gebaren reduzierten Sprachgebrauch. Wer an Philosophie interessiert ist, der lese noch einmal in Immanuel Kants „Kritik der Urteilskraft“ nach, wo Kant ausführt, dass der Einsiedler kein Interesse an der Kunst und am Schönen habe, was man im 21. Jh. darin auslebt, sich im Homeoffice allein unrasiert, ungewaschen und damit ungeniert mit einer Tüte Kartoffelchips und einem Laptop auf dem Sofa herum zu lümmeln. Erst in Gesellschaft wolle man hingegen laut Kant als ein feiner Mensch gelten, streift den Schlafanzug ab, parfümiert sich und brezelt sich auch sonst gehörig auf – was allerdings im 21. Jh. im Joopschen Sinne zu den oben beschriebenen ästhetischen Missverständnissen führt, da laut Kant nur die ästhetischen Erfahrungen des Naturschönen auch zu moralischem Handeln führen, wobei der Königsberger Philosoph von 230 Jahren noch nicht wissen konnte, dass heute eher das hypermoralische Überlegenheitsgefühl mancher radikaler Eiferer und verblendeter Sektierer die allgemeine Geselligkeit stört.

Blonder geht’s nicht möchte man ausrufen angesichts des politischen Trauerspiels, das sich die (noch ?) amtierende Bundesinnenministerin Nancy Faeser als Spitzenkandidatin im hessischen Landtagswahlkampf geleistet hat ohne jegliche Risikobereitschaft, sich nämlich weigernd, im Falle einer Niederlage als Oppositionsführerin nach Wiesbaden zu gehen und dann eben nicht trotzig nur um der persönlichen Karriere willen in Berlin bleiben zu wollen, was auch bei Herrn Bär, obwohl er selbst in Hessen nicht wahlberechtigt gewesen wäre, bei Faesers Kandidatur den Eindruck der Halbherzigkeit und politischen Leidenschaftslosigkeit erweckte. Ein Lehrstück, wie man es mit selbstverschuldeter politischer Verkorkstheit schaffen kann, dass die eigene Partei im Wahlergebnis schließlich mit 4 Prozent Stimmenverlust abschmiert. Eine andere Blondine, nämlich das Reality-Sternchen Daniela Katzenberger, ließ derweil die Welt via Boulevardpresse wissen, sie habe zehn Kilo abgenommen, was insofern keine bemerkenswerte Leistung ist und bei „Bärs Diät-Barometer“ allenfalls mit einer Bronzemedaille honoriert wird, weil Sigmar Gabriel 2017 immerhin satte 13 Kilo abspeckte (Silber), und der einstige Fußballmanager und Fresspapst Rainer Calmund im Jahr 2020 sogar voluminöse 70 Kilo (Gold). Zu den weniger weltbewegenden Nachrichten dieser Tage gehört auch die Meldung, Olaf Scholz habe bei einem der jüngsten internationalen Gipfeltreffen eine abgewetzte Aktentasche mit sich geführt, was Herrn Bär ahnen lässt, dass der Scholzomat uns als skurille politische Medienfigur wohl noch länger erhalten bleibt und mit bizarren Trivialitäten zur Auffüllung von Zeitungsschlagzeilen beiträgt. Der Kabarettist Ingo Appelt drückte es in einem Zweizeiler so aus: „Wirste ausgelacht, bleibste an der Macht“, was nach Appelts Meinung allerdings auch und weniger lustig für den Albtraum einer Wiederwahl Donald Trumps in den USA gelten mag.

Ein japanisches Restaurant in Köln bietet in diesem Monat „Sushi goes Oktoberfest“ an. Wenn die Reisröllchen, die sonst rohen Thunfisch oder Lachs enthalten, nun als „Wies’n Box“ mit „Leberkäse, Krautsalat und Röstzwiebeln“ als Füllung angepriesen werden: Ist das als plumper gastronomischer Marketing-Gag eine frivole „kulturelle Aneignung“, über die sich allerdings bislang noch keine Puristen der politischen Korrektheit hysterisiert haben, oder ist das nun doch eher eine interkulturell akzeptable globale „Crossover-Küche“, ähnlich dem „Dönerburger“, der mit türkischer Traditionsküche eigentlich auch nichts mehr zu tun hat, weswegen man die pseudo-japanische „Wies’n Box“ mit Leberkäse-Sushi mit Sicherheit nicht als „authentisch“ einstufen darf. Für eine stilechte Kellnerinnen-Tracht, nämlich Dirndl oder Geisha-Kostüm, konnte der Marketing-Depp, der sich diese Speisekarte ausgedacht hat, sich freilich nicht entscheiden – das Personal ist in diesem Etablissement auch zu den jetzigen japanischen Oktoberfest-Wochen weiterhin neutral in T-Shirts gewandet. Und wenigstens diese neutrale Garderobe hat dann nicht den Hautgout einer verlogenen Gastro-Folklore. Die traditionelle japanische Küche „Washoku“, die in der Edo-Zeit  (17.-19. Jh.) entstand, zählt übrigens zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.

Sternstunden des Boulevard-Journalismus: „Es geht um Zechprellerei. Polizei-Einsatz bei Schröder-Party“, titelte die BILD-Zeitung über eine bei der Begleichung der Rechnung aus dem Ruder gelaufene Zwei-Michelin-Sterne-Gourmet-Sause des Altbundeskanzlers im Hamburger Nobel-Schuppen „Lakeside“, wie man sie sich als Schwank im Kölner Hänneschen-Theater nicht besser hätte ausdenken können. Kurzfassung: Erst kam die Rechnung, dann die Polizei. BILD-Leser wissen nun: wenn man von Gerhard Schröder zum Essen eingeladen wird, muss man womöglich auf alles gefasst sein. Nicht wegen ihm, sondern wegen mancher seiner Gäste, mit denen er sich neuerdings zu umgeben pflegt, in diesem Falle mit einem „iranischen Geschäftsmann“ namens Mazid Y. (41), der sich – glaubt man der BILD-Reportage – letztlich keineswegs seriöser verhielt, als man dies gemeinhin russischen Oligarchen unterstellt. Wo Schröder aufgrund der aktuellen Sanktionen gegen Russland momentan eher Schwierigkeiten hat, geschäftliche Kontakte zu den dortigen Oligarchen zu pflegen, erwies sich als Alternative zu ihnen besagter „iranischer Geschäftsmann“ keineswegs als Glücksfall zum Aufpolieren der zuletzt arg gelittenen Schröder’schen Reputation. Was war laut BILD nun tatsächlich passiert: Gastgeber Schröder habe verkündet, „er zahlt, was zum Menü gehört. Wer darüber hinaus etwas bestellt, begleicht die Rechnung selbst“. Mazid Y. habe „das offenbar nicht begriffen – oder es nicht begreifen wollen“ und konsumierte ungeniert Getränke für 6.117 Euro. Ein Sieben-Gänge Menü kostet dort im „Lake Side“ 240 Euro, eine 7 Gläser-Weinbegleitung 160 Euro. Aber an einem einzigen Abend mehr als 6.000 Euro auf den Kopf zu hauen – das muss man ja auch dort erst einmal schaffen. Vielleicht hat Gerhard Schröder, der früher als trinkfest galt, in Mazid Y. seinen Meister gefunden. „Als die Rechnung kam“, sei Schröders Gast aus dem Mullah-Land jedenfalls ausgerastet. Als die Polizei eintraf, sei „der durstige Geschäftsmann“ allerdings „schon weg“ gewesen. Nun ja, wer an jenem Abend sonst noch Schröders Gast war, kann davon jedenfalls noch seinen Enkeln erzählen: denn einen Polizeieinsatz wegen eines Zechprellers im Gefolge eines Altbundeskanzlers erlebt man ja schließlich nicht alle Tage.

In der Tierwelt gilt offensichtlich nicht das Schönheitsideal einer Heidi-Klum-Model-Welt. So trägt man in Alaska die „Fat Bear Week“ aus mit einem Wettbewerb, bei dem online über den dicksten Bären abgestimmt wird. 2023 ging das 320 kg schwere Weibchen „Grazer“ als Sieger hervor. Im kanadischen Vancouver Island drang derweil ein junger Schwarzbär in den Kiosk einer Tankstelle ein, klaute ausgerechnet eine Tüte Gummibärchen, worüber sich der Tankstellenbesitzer Jay deGoesbriand erboste: „Dann hat dieser kleine Mistkerl die Nerven, in meiner Einfahrt zu sitzen, mich anzusehen und die Süßigkeiten zu essen“. Es sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, dass Sigmar Gabriel mal Tierpate für den Berliner Eisbären Knut war, der im Rahmen dieser Patenschaft der Verfressenheit anheimfiel und kurz darauf verstarb. Der Eisbär Knut, nicht Sigmar Gabriel. Seitdem ist in Deutschland jedenfalls kein Politiker mehr Tierpate eines Bären geworden, wiewohl Olaf Scholz die Patenschaft über einen Schnarchbären doch gut anstünde. Die „Süddeutsche Zeitung“ belehrte bereits am 4.11. 2021 Hundehalter darüber, man müsse ja nicht unbedingt Tiermedizin studiert haben, um festzustellen, dass ein Hund zu dick sei und dazu als augenfälliges Beispiel den Dackel „Obie“ erwähnte, der mit 35 kg zu fett gewesen sei: „Selbst sein Schwanz war zu dick zum Wedeln“. Das Normalgewicht bei Dackeln liegt sonst bei 9 kg. Auf www.cavallo.de gibt es unterdessen „7 Futter-Tipps für dicke Pferde“ nachzulesen, während die Bundesärztekammer auf ihrer Webseite auch gleich noch den Jockey mit in die Pflicht nimmt in der Schlagzeile „Übergewicht bei Pferd und Reiter“. Das Portal „Fit for Fun“ zitiert die französische Ernährungswissenschaftlerin Jessie Inchauspé, die heraus gefunden hat, dass Hafermilch „aufgrund des Getreides mehr Kohlenhydrate als beispielsweise Kuh- oder Mandelmilch“ enthält, mithin Glucose. Wenn nun der Reiter Hafermilch auf leeren Magen trinkt, „kommt die Glukose sofort ins Blut“. Daraus folgert Herr Bär: Macht er das öfter, nimmt er wegen der Glucose rasch deutlich zu. Sein Pferd hat dann mehr Last zu tragen und frisst auch mehr Hafer, um dann den dicken Reiter besser verkraften zu können, wird selbst dabei aber auch dicker. Mahlzeit!

Der ganz normale Wahnsinn Erst mal nachdenken, dann posten oder twittern, möchte man der irrlichternden Greta Thunberg zurufen, die erst ihren jüngsten „Freitags Schule schwänzen“-Streik der „Solidarität mit Gaza“ widmete und damit naiverweise der „Süddeutschen Zeitung“ eine Steilvorlage für die Schlagzeile „Israelische Klimaschützer ’schockiert‘ über Greta Thunbergs Pro-Palästina-Tweets“ lieferte, und dann aber laut „taz-die tageszeitung“ hinterher wohl recht kleinlaut einräumen musste, sie habe doch gedacht, es verstünde sich von selbst, dass sie „gegen die schrecklichen Angriffe der Hamas“ sei. Als Freigeist tritt Herr Bär selbstverständlich engagiert für eine ungehinderte Meinungsfreiheit ein, auch da, wo sie unbequem wird, aber sie sollte freilich in der aktuellen Antisemitismus/Gaza-Krieg-Diskussion nicht vorschnell zu einer unzulässigen Täter-Opfer-Umkehr propagandistisch missbraucht werden, und wenn schon Wachsamkeit (neudeutsch: wokeness) angebracht ist, dann vor allem auch gegenüber denjenigen, die allzu leichtfertig in die Falle der psychologischen Kriegsführung der Hamas-Terroristen hinein stolpern, zynischerweise als notwehrige Gegenreaktion auf ihre Untaten sogar maximales Leid bei der eigenen Bevölkerung in Kauf zu nehmen, nur um damit Mitleid in der Weltöffentlichkeit zu erregen. Derweil wird auf der höchst obskuren Website https://ki-blog.de/ki-blog/olaf-scholz-und-die-echsenmenschen/ allen Ernstes die bizarre Behauptung verbreitet, „Olaf Scholz und die Echsenmenschen streben nach der Weltherrschaft. Das Gas ist ihm egal, er lebt unter der Erde. Sein Plan ist es, die Welt zu unterjochen und sie nach seinen Vorstellungen umzuformen…“ Das klingt in der Tat ziemlich durchgeknallt, doch der obskurante Verfasser jener schrulligen Theorie mag beruhigt sein: Nein, nein, die Weltherrschaft kriegen Olaf Scholz und seine dilettierende Ampelkoalition gewiss nicht hin. Auch nicht als Echsenmenschen unter der Erde. Peter Feldmann, wegen Vorteilsnahme geschasster Ex-OB von Frankfurt und von der „BILD“-Zeitung deswegen als „Peinlich-OB“ etikettiert, wollte nach seinem Austritt aus der SPD Mitglied bei den Linken werden, aber „die wollen ihn nicht“. Nun ja, nach der Abspaltung des Wagenknecht-Vereins müsste die Linkspartei ihr Personal doch eigentlich dringend auffrischen wollen, und da käme es wohl auf eine peinliche Figur mehr oder weniger auch nicht mehr an. In der Not frisst halt der Teufel fliegen, heißt es in einer geflügelten Redensart. Nach dem unrühmlichen Feldmann-Abgang sucht allerdings ebenfalls die Kevin Kühnert-Partei neue Mitglieder: „SPD umwirbt Linken-Abgeordnete: Überläufer herzlich willkommen“, schrieb „Der Spiegel“. Den zögernden Linken kann man da nur zurufen: auch wenn manche Verschwörungstheoretiker das anders sehen – Olaf Scholz und seine Sozialdemokraten sind nun wirklich keine Echsenmenschen, die sich unter der Erde fest gemümmelt haben. Das bestätigt jedenfalls der stets wachsame ( neudeutsch: in diesem Falle woke, hehe) Herr Bär mit einem großen Indianer-Ehrenwort. Übrigens, huhu und hallo, Greta Thunberg, aufgemerkt: am 26. Oktober ist „Frankenstein-Freitag“, da darf man wieder streiken, aber bitte nicht so, dass mit unbedachter Thunbergscher Plapprigkeit erneut der Eindruck einer Sympathie für die Hamas erweckt wird. Oder man zelebriert dann doch lieber am 30. Oktober „Die Nacht des verfluchten Kühlschranks“. Anschließend wird dann am 15. November 2023 der „Putz Deinen Kühlschrank-Tag“ begangen, um den Fluch wieder loszuwerden. Wer das nicht glaubt: solch bekloppte Aktions- und Gedenktage wie den „Tag des gefüllten Eies“ (2. Nov.) oder den „Welttoilettentag“ (19. Nov.) listet https://www.deutschland-feiert.de/besonderheiten-feiertage/aktionstage/ auf.

Manche Streaming-Dienste garnieren ihre Film-Klassiker mit der Triggerwarnung, es gäbe „Sex, Gewalt, Fluchen, Schimpfwörter, Alkohol und Rauchen“ zu sehen. Herr Bär sucht sich gerne gerade solche Filme aus, bei denen vor derlei Unbill gewarnt wird und sieht darin sogar ein Qualitätsmerkmal, anders als bei den biederen stets und krampfhaft mit pädagogisch erhobenen Zeigefinger um politische Korrektheit bemühten „Tatort“-Folgen, doch bei einem alten James Bond-Film erwies sich diese Warnung als herbe Täuschung: Richtig gesoffen wurde da nicht, denn nur in einer einzigen Szene trank James Bond ganz manierlich ein Glas Martini „gerührt und nicht geschüttelt“. Geraucht wurde auch nur in einer einzigen anderen Filmszene, als James Bond einer lasziv wirkenden Schönheit Feuer für ihre Zigarette gab. Eine Sex-Szene beschränkte sich darauf, dass James Bond in einem Hotelzimmer eine Frau küsste, sie ihm daraufhin ein anhimmelndes „Ach, James“ entgegen hauchte und hernieder sank, wobei die Kamera dann sofort einen Schwenk zur Zimmertür machte, wo es nichts zu sehen gab außer einer Zimmertür. Lediglich was den Gebrauch an Schusswaffen und Sprengstoff angeht, kommt man bei diesem Film als Fan von Triggerwarnungen auf seine Kosten, wiewohl in manchen Hollywood-Klassikern Bruce Willis schon mal mehr an Kulissen kaputt gemacht hat und daher innerhalb der Schauspielergilde im Fach Hauen und Stechen eher als ein König der Krawallbrüder gelten mag.