Baer aktuell 335 – 22. April 2024

April 1st, 2024

Bild des Monats April 2024

Jürgen Raap, Etudes sur Caspar David Friedrich I, Acryl auf Papier, 2024

Bär aktuell Nr. 335 – 22.April 2024

Bär polyglott – Unterwegs mit Herrn Bär

Teil 1 : Service Wüste Deutschland Einmal im Leben sollte man mal in Mecklenburg gewesen sein, dachte sich Herr Bär und versuchte, zwei Tage vor Antritt einer Bahnreise einen Koffer bei ihm zu Hause abholen zu lassen. Doch niemand erschien, und als Herr Bär mehrfach die Service-Hotline anrief, wurde er immer nur vertröstet, man werde ihn zurück rufen, was jedoch nicht geschah, und am nächsten Tag hatte Herr Bär auch nur eine äusserst unwillige Mitarbeiterin an der Strippe, die ihn abzuwimmeln versuchte: „Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Ich weiß von nichts!“ – „Dann verbinden Sie mich bitte mit Ihrem Vorgesetzten!“ – „Der hat auf seinem Display über Ihren Koffer auch nur dieselben Informationen wie ich. Und ein weiteres  Mal kann ich Ihre Beschwerde nicht weiterreichen!“ 

Immerhin hieß es dann, am Abend vor der Abreise käme doch noch jemand vorbei, dann allerdings erfuhr Herr Bär zu seinem Entsetzen: „Der Fahrer ist mit seiner Tour heute schon durch. Der macht jetzt Feierabend.“ Irgendwie wurde nach viel Nerverei der Koffer dann doch noch abgeholt, und als Herr Bär anderntags im ICE-Abteil auf einen Bildschirm starrte, zeigte dieser nicht nur an, wann der nächste Bahnhof erreicht werde, sondern die Deutsche Bahn warb frivolerweise auch noch damit, wie sicher und komfortabel ihr Gepäckservice sei, was Herr Bär in diesem Moment als reichlich albern empfand.

Teil 2: Auf den Spuren von Caspar David Friedrich Wer sich in Rostock aufmacht, um regionale Identität und Authentizität zu erkunden, der stößt dort in der Nähe des Saarplatzes auf einen Chinesen, der in seinem „Restaurant Shanghai“ unverhohlen kulturelle Aneignung betreibt, da er nämlich auch Döner Kebap anbietet, was sich allerdings nicht sehr chinesisch anhört. Dafür weist die Schreibweise von „Helga’s Stadtpalast“ einen falschen Genitiv auf, und einen Discounter namens „Mäc Geiz“ haben sie hier auch, aber das alles hat nichts mit mecklenburgischer Folklore zu tun. 

Aus der touristischen Sicht eines Rheinländers glaubt man am Busbahnhof in einer Plattenbausiedlung namens Rostock-Lüttenklein am ehesten noch auf Lokalkolorit zu stoßen: die drei Busfahrer, die Herr Bär nacheinander ansprach,  wo denn hier der Bus nach Bad Doberan abfährt, sprachen nur russisch und antworteten unisono nur „Nix Bad Doberan“.

Der Koffer kam übrigens an Herrn Bärs Unterkunft in Heiligendamm erst am Tag der Abreise an. Die Küstenlandschaft mit ihren steilen Böschungen, den Dünen mit ihrem Strandhafer, und mit den knorrigen Bäumen zwischen Heiligendamm und Kühlungsborn indes entschädigt für derlei Unbill mit dem Koffer, denn sie erinnert an die Bilder des romantischen Malers Caspar David Friedrich, und am Ortsrand von Börgerende haben sie geschichtsbewusst noch einen alten Wachturm aus DDR-Zeiten stehen gelassen.

Als Touristenattraktion verkehrt an der Küste ein Zug mit einer alten Dampflokomotive und original erhaltenen Waggons aus den 1930er Jahren. Der Bahnhof von Heiligendamm mit seinen altmodischen Laternen auf dem Bahnsteig könnte aus einem Bild des belgischen Surrealisten Paul Delvaux stammen. Dort wird übrigens im  „Herzoglichen Bahnhofsrestaurant“ als Dessert ein „Schwedenbecher“ angeboten, den man unbedingt probieren sollte, denn das ist ein Klassiker der DDR-Gastronomie. Es heißt, als bei den Olympischen Spielen 1952 die westdeutsche Eishockeymannschaft gegen die schwedische haushoch verlor, soll sich der SED-Parteichef Walter Ulbricht so sehr darüber gefreut haben, dass er befahl, diesen Nachtisch fortan „Schwedenbecher“ zu nennen.  Copyright: Raap/Bär2024   

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Marinierte Nordseekrabben serviert man im „Restaurant Vielmeer“ in Kühlungsborn vermengt mit kleinen Radieschen- und Gurkenstücken, dazu kleine Reibekuchen, Dillcreme, Avocado-Tatar und Kroepoek (indonesisches Krabbenbrot). Herr Bär meint, man könne auch Eismeerkraben nehmen, die man in ein paar Tropfen Öl und in Zitronensaft mit Pfeffer und Dill und ein paar Tropfen flüssigem Knoblauch ziehen lässt.

Schwedenbecher besteht aus Vanilleeis, Apfelmus, Eierlikör, Schlagsahne und etwas Schokoladensauce

Fotos: Copyright Raap / Bär 2024

Warum einige Gemüter ausgerechnet den 40 Jahre alten „Neue Deutsche Welle“-Song „Major Tom“ als Torhymne für die diesjährige Fußball-EM favorisieren, erschließt sich Herrn Bär inhaltlich nicht, geht es in diesem Lied doch um einen im All dahin schwebenden Astronauten und gar nicht ums irdische Toreschießen. So sei an dieser Stelle daran erinnert, dass 1948 laut „Der Spiegel“ der „größte Schlagererfolg der Nachkriegszeit“ eine Schallplattenaufnahme von Theo Lingen war, die auch noch heute viel besser als Torhymne passen würde mit dem Text „Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor. Wie der Ball auch rollt, wie der Ball auch fällt, der Theodor, der hält, der hält…“ Die deutsche Fußballnationalmannschaft neuerdings in bonbon-rosa Trikots auflaufen zu lassen, wirkt für Herrn Bär übrigens eher so, als ob man albernerweise elf fleischgewordene Barbie-Puppen über den Rasen scheucht. Aber so sind sie nun mal, die Marketing-Deppen beim DFB.

Es stehen Wahlen an Aber welche Partei sollte man wählen? Wer wäre das kleinere Übel? Die Piratenpartei, über die Herr Bär sich wundert, dass es sie überhaupt noch gibt, verspricht immerhin: „Wir trauen uns, eine Vision für die Zukunft zu haben“. Das trauen sich freilich – zumindest verbal- auch alle anderen zu, so etwa auch die eher spirituell orientierte Partei Menschliche Welt, obwohl kein Geringerer als Bundeskanzler Helmut Schmidt damals mahnte, wer in der Politik Visionen habe, der solle lieber zum Arzt gehen. Für die Familien Partei Deutschlands tritt ein gewisser Helmut Geuking als Spitzenkandidat an, und er nimmt anscheinend den Begriff „Familien Partei“ wortwörtlich, denn bei „Wikipedia“ ist über ihn und seinen Filius Niels nachzulesen: „Am 4. Februar 2024 legte er sein Mandat im Europaparlament nieder, um sich auf seinen Wahlkampf zu konzentrieren. Seine Abgeordnetenbezüge erhält er in Form von Übergangsgeld weiterhin. Für ihn rückte sein Sohn Niels Geuking nach… Der Schritt wurde als ‚versteckte Wahlkampf-Finanzierung‘ und ‚doppeltes Abkassieren auf Steuerzahlerkosten‘ kritisiert.“ – Es ist zur Europawahl auch die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung zugelassen, die ihren Wählern verspricht: „Wenn Menschen durch die Verjüngungsmedizin für immer jung und gesund bleiben und nicht mehr am Altern sterben, werden sie theoretisch unbegrenzt lange leben…“ Derlei Zielgruppenansprache zielt wohl vor allem auf den neuerdings viel geschmähten „alten weißen Mann“, aber der wählt dann doch wohl lieber die CDU, zumal die „Süddeutsche Zeitung“ soeben mit einem gewissen Sinn für kalauerhaften Klamauk und – anders ist das nicht zu erklären – wahrscheinlich märzenbiergestärkt Friedrich Merz zum „Frühlingsheiligen“ ausgerufen hat.

In den darstellenden Künsten ist eine Knallcharge jemand in einer derb-komischen Rolle. Als die Grünen kürzlich in ihrem selbstgewählten Rollenfach als die Knallchargen der Ampelkoalition sich mit ständiger Besserwisserei und Bevormundung von oben herab wieder einmal zur Lachnummer machten, ohne zu bedenken, dass sie mit ihren verstockten Bemühungen zur Umerziehung der Weltbevölkerung letztlich nur für Unmut sorgen, da verärgerte die grüne Umweltministerin Steffi Lemke mit routinierter Unbedarftheit und irrsinnigerweise diesmal den Präsidenten von Botswana Mokgweetsi Masisi. Sie glaubte nämlich, ihn darüber belehren zu müssen, wie er in seinem Land gefälligst das Elefantenmanagement aus Lemkes Sicht zu betreiben habe, wozu sie ein Verbot für den Import von Jagdtrophäen nach Deutschland anordnen wollte.

Dem daraufhin erbosten Präsidenten Botswanas bescheinigte die „BILD“-Zeitung , er fahre „einen knallharten Anti-Grünen-Kurs“ (eben mit Steffi Lemke als knallharter Knallcharge), da der Präsident symbolisch androhte, demnächst aus Botswana 20.000 Elefanten nach Deutschland abzuschieben. Darüber mag sich nun jeder hiesige Inhaber eines Porzellanladens entsetzen, zumal die CSU-Politikerin Anja Weisgerber befürchtete: „Es ist diplomatische Gepflogenheit, Geschenke anderer Länder annehmen“ zu müssen.

Mit einer gewissen Überheblichkeit fühlt sich Steffi Lemke nicht nur für deutsche Krötenwanderwege zuständig, sondern nun auch noch für die Überpopulation von Elefanten in Botswana, die dort aber inzwischen die Erntefelder leer fressen. Nun sind bekanntlich Jäger eben auch Heger. 20.000 emigrierte Elefanten wären in unsere deutschen Wälder nach der Einsicht von Präsident Mokgweetsi Masisi wegen des hiesigen Klimas allerdings nicht integrierbar, und wegen der begrenzten Raumkapazitäten auch nicht in angemessen beheizten Porzellanläden unterzubringen, in denen sich sonst die gemeinhin gut betuchte grüne Bio-Schickeria mit provencalischen oder toskanischen Suppenschalen einzudecken pflegt. Jagdtourismus ist mithin in Botswana derzeit ökologisch durchaus sinnvoll, wobei der Export von Elfenbein gegenüber dem Handel mit Diamanten, Silber, Kupfer, Nickel, Soda, Eisenerz, Textilien etc. in der volkswirtschaftlichen Bilanz von Botswana nur marginal ist, mithin die weltfremde Steffi Lemke lediglich viel unnötigen Lärm um Nichts entfacht hat.

Ein kulinarischer Verzehr von Elefantenfleisch ist allerdings in der jüdischen, islamischen, hinduistischen und buddhistischen Küche traditionellerweise tabu; und desgleichen wohl ebenso in den Kantinen grüner Parteizentralen zumindest am „Veggie Day“. Die begrenzten Exportmöglichkeiten von Elefantenfleisch führen mithin in Botswana nicht zu bedenklich hohen Abschussquoten. Wer sich unterdessen für die Porzellanläden in Botwana interessiert, der sei darüber informiert, dass die antike japanische „Raku“-Terracotta-Technik in Botswana „afrikanisiert“, d.h. in ein dort eigenständiges Design überführt wurde. Zu viele Elefanten in Botswanas Porzellanländen gefährden diese Keramik-Tradion; auch das möge Steffi Lemke einmal bedenken.

In den 1980er Jahren frequentierte Herr Bär einmal im Brüsseler Stadtteil Ixelles das Afrikaner-Viertel Matongé, wo es in einem exotischen Supermarkt auch tiefgefrorene Scheiben vom Elefantenrüssel zu kaufen gab. Herr Bär entschied sich dort allerdings lieber für ein Stück Antilopenbraten, den er aber vier Stunden lange kochen musste, nach dem Rezeptvorschlag des afrikanischen Supermarktbesitzers: „Wir haben in Afrika immer viel Zeit“. Copyright: Bär/Raap 2024

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Südafrikanische Elefantensuppe Wer gerade kein Elefantenfleisch zur Verfügung hat, der nehme ersatzweise Bündner Rauchfleisch, das man in Rinderbrühe kocht. Zusammen mit Zwiebeln, Möhren und Sellerie, die man vorher kurz in Butter angeschwitzt hat. Das Fleisch lässt man in der Brühe zwei Stunden lang leicht köcheln, dann gibt man Linsen, klein gehackte Pilze, Poree und Erdnüsse hinzu. Würzen mit Salz, Pfeffer, ein wenig Chili, Knoblauch, und kurz vor dem Servieren noch etwas Sahne einrühren.

Was gibt es aus Leverkusen zu berichten? Eigentlich nichts, außer dass in der Kölner Boulevardpresse der Hinweis nicht fehlen durfte, die Meisterschale, welche die Mannschaft der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH (so deren offizieller Name) soeben gewonnen hat, 1948 in Köln angefertigt wurde. Nämlich in der Goldschmiedeklasse von Prof. Elisabeth Treskow an den Kölner Werkschulen (an denen übrigens Herr Bär 30 Jahre später freie Kunst studierte), und so fällt ein bisschen Glanz von der Leverkusener Meisterschaft doch noch auch auf die benachbarte Domstadt ab. Bei aller sportlichen Rivalität zwischen den rheinischen Bundesligaclubs: Mer muss och jönne könne.

Der ganz normale Wahnsinn Ein Quell der Heiterkeit ist immer wieder die Lektüre der BILD-Zeitung, die jüngst ihre Leser darüber informierte, dass Franka Lehfeldt, die Gattin von FDP-Chef Christian Lindner, sich „Augenringe erarbeitet“ habe, und das schon im Alter von 34 Jahren, derweil ein gewisser „Hammer-Heiko“ (52) aus Ärger über seine untreue Ehefrau die einstmals gemeinsame Wohnung mit eben einem Hammer zerlegte, und in der Leserbriefspalte derselben BILD-Ausgabe Andreas S. zu Worte kommen durfte: „Ich trinke Bier, seit ich laufen kann… das Bier in Deutschland schmeckt immer schlechter“.

Dazu passt die Meldung, bei einem Empfang in der Berliner Botschaft Nordkoreas, der eigentlich opulent wirken sollte, habe es nur 12 Flaschen Bier „für alle“ gegeben. Geschmeckt hat es wahrscheinlich auch da nicht.

Mit der Schlagzeile „Nacktschnecke jetzt in der CDU“ wurde über den Eintritt eines „Erotikmodels“ in die Partei berichtet. Besagte Micaela S. war „am Anfang ihrer Nackt-Karriere“ mal mit dem „CDU-Jungpolitiker Sebastian Czaja“ liiert, aber dem war sie dann laut BILD-Zeitung doch „viel zu nackt“. Czaja nahm sich deswegen aber nicht Hammer-Heiko als Vorbild, sondern trat „später“ in die FDP über und hat dort jetzt im Alter von 40 Jahren erstaunlicherweise noch keine Augenringe. Micaela S. zog es stattdessen in die CDU, was deren Berliner Vize-Kreisvorsitzende Judith Stückler jubeln ließ, „durch sie lerne ich die Kulturszene besser kennen“. Soviel zum Kulturbegriff der Berliner CDU und zum Biermangel in der nordkoreanischen Botschaft.

Der Gouverneur von Tennessee verabschiedete ein Gesetz, im Volksmund „Elvis Act“ genannt, das am Beispiel von Elvis Presley „eine Art Urheberrecht auf die Einzigartigkeit der eigenen Stimme, des Gesichts und des Körpers“ garantiert. Es geht um das sogenannte „Voice Cloning“ mittels Künstlicher Intelligenz, also um ein Verbot, z.B. in schnöden Werbespots oder unziemlichen Wahlkampfreden einen Text mit der Stimme von Elvis Presley aus Originalaufnahmen oder meinetwegen auch mit der Stimme von Herrn Bär aus irgendwelchen Youtube-Videos oder Smartphoneaufnahmen zu unterlegen und dies mittels Künstlischer Intelligenz zusammen zu collagieren. Die satirische Parodie, die man z.B. als Kabarettist mit der eigenen Stimme als Imitation der Stimme von jemand anderem vornimmt, bleibt davon unberührt. Eine juristische Grauzone nach Inkrafttreten dieses Gesetzes könnte allerdings in Memphis, Tennessee, der einstigen Wirkungsstätte von Elvis Presley, künftig das Auftreten der zahlreichen Elvis-Imitatoren sein, wenn sie dazu als Playback die Originalstimme des „King“ benutzen. In Köln unterdessen muss sich Johnny Rivers, der dort auf Straßenfesten als der „kölsche Elvis“ auftritt, über derlei Urheberrechtsprobleme keine Sorgen machen: mit seiner Begleitband, die live einen astreinen Rock ’n Roll darbietet, intoniert Johnny Rivers ebenfalls live in einem herrlichen kölschen Englisch die Elvis-Klassiker und ruft nach dem Schlussakkord verschwitzt ins Publikum: „Bevor ich wigger maach, bruch ich jetzt eez en Glas Kölsch“ (Bevor ich weitermache, brauche ich jetzt erst einmal ein Glas Kölsch) – das ist so originell, dass es gewiss auch der Gouverneur von Tennessee als eine eigenständige künstlerische Leistung durchgehen lässt.

baer aktuell 334 – 22. März 2024

März 2nd, 2024

Bild des Monats März 2024: Jürgen Raap, „Der verlorene Koffer“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2024

Baer aktuell – 22. März 2024

Auf den Hund gekommen „Da sich Hunde naturgemäß nicht vegan ernähren würden, ist es notwendig, sich vorab auch mit den Risiken und möglichen Problemen der veganen Ernährung auseinanderzusetzen“, warnt die Internetseite www.zooplus.de. Entspricht mithin veganes Hundefutter der artgerechten Tierhaltung? „Die vegane oder vegetarische Ernährung von Hunden ist möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll“, erklärt die „Tierschutzliga“ dazu. Letzteres findet auch Herr Bär. Denn obwohl Wölfe sich in freier Wildbahn gelegentlich schon mal notgedrungen von Beeren und Nüssen ernähren, wenn nun mal kein Beutetier in Sicht ist, bedeutet das ja nicht, dass man in gewissen urbanen Hipster-Haushalten, wo der lastenkarrenfahrradverwöhnte Nachwuchs zu einem veganen Sellerie-Sören herangezüchtet wird, man dies gastrosophisch auch unbedingt dem Haushund namens Fiffi oder Purzel aufzwingen müsste. Jedes Lebewesen soll halt essen oder fressen, was ihm wirklich schmeckt, was bekömmlich ist und seiner Natur entspricht, ob Mensch, Haushund, Wolf oder Piranha, ohne sich auf rein ideologisch motivierte Bevormundungen einlassen zu müssen, findet Herr Bär. Es gibt übrigens auch fleischfressende Pflanzen wie Fettkraut (Pinguicula), Sonnentau (Drosera) oder mit einem etwas bizarr klingenden Namen die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula). Sollte man diese botanischen Geschöpfe auch zu Veganern umerziehen? Eher nicht. Und was wird später mal aus einem Sellerie-Sören? Herr Bär würde sich nicht wundern, wenn ein solcher demnächst mal alt genug ist, um allein aus dem Lastenkarren-Anhänger zu klettern und prä-pubertär gegen seine Helikoptermutter aufzubegehren, dass er dann als erstes heimlich in der nächsten Frittenbude sein Taschengeld mit einer doppelten Portion Currywurst verprasst.

Kalauerhafter Tierwitz zum Mitdenken:

Sagt ein Hundsmadämchen zum Tünnes: „Ehr braucht keine Angst för minge Fiffi ze han. Dä tut nit beißen!“

Darauf Tünnes: „Jo jo, ävver jrad hätt dä dat Beinchen jehoben. Ich dachte, dä wollt‘ mich treten!“

Baer aktuell 334 I  – 10. März 2024

Man kann ja über Gerhard Schröder denken, was man will Aber eines Tages wird man ihm vielleicht doch zugestehen, dass seine historische Leistung, und wenn es nur die einzige in seiner Kanzlerschaft gewesen sein wird, darin bestand, uns 2003 aus dem Irak-Krieg konsequent heraus gehalten zu haben, der bekanntlich letztlich nur auf einer Geheimdienst-Lüge basierte, Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen, die aber letztlich nie gefunden wurden. Gewiss war Saddam Hussein eine äusserst unappetitliche Figur gewesen, ebenso Muammar al Gaddafi, und Wladimir Putin ist in Sachen Unappetitlichkeit mit ihnen gewiss im gleichen Atemzug zu nennen. 

Aber man wird vielleicht eines Tages auch Olaf Scholz, so führungsschwach er als Bundeskanzler in anderen Bereichen der Politik auch auftreten mag, eines Tages attestieren, dass seine Haltung der Besonnenheit in Sachen Ukraine-Krieg durchaus vernünftig ist (was ihm nunmehr sogar sein einstiger CDU-Wahlkampfkontrahent Achim Laschet attestiert), und dass deshalb gewiss kein Anlass besteht, Scholz jetzt in gewissen sozialen (Un)medien als einen „Friedenskanzler“ lächerlich zu machen, dessen Nimbus hinter dem Mythos des „Eisernen Kanzlers“ Bismarck verblasst. Als der französische Präsident Emmanuel Macron laut darüber nachdachte, ein Einsatz von westlichen Bodentruppen in der Ukraine sollte nicht von vorneherein ausgeschlossen werden, warf ihm u.a. Oliver Faure, Vorsitzender der französischen Sozialistischen Partei (PS) vor, der Präsident habe mit „besorgniserregender Leichtigkeit“ durchblicken lassen, dass Frankreich zur Kriegsbeteiligten werden könne. Den Kontinent in einen Krieg gegen Russland hineinzuziehen, wäre ein „Wahnwitz“, so Faure: so ist es auf „tagesschau.de“ nachzulesen. 

Und dann auch noch „The Germans to the front?“ Zumal mit einem Munitionsvorrat, der nach derzeitigem Eingeständnis der Verantwortlichen im Bundesverteidigungsministerium im Ernstfall nur für zwei Tage reichen würde? Nein, auf gar keinen Fall. Hierzulande kann man doch prinzipell durchaus recht froh sein, dass wir all das unsägliche Tschingderassabum und „Links zwo drei vier, rechts zwo drei vier“ – Marschtempo-Gepolterte des preußisch-wilhelminischen Militär- und Beamtenstaates und dessen Übersteigerung in der NS-Zeit endlich hinter uns gelassen und Deutschland in eine eher pazifistisch orientierte Zivilgesellschaft verwandelt haben. Um allen möglichen Missverständnissen vorzubeugen: bei einer Bedrohung der äusseren Sicherheit muss ein Land oder ein Bündnis selbstverständlich in der Lage sein, diese Bedrohung erfolgreich abzuwehren, mit Mitteln, die völkerrechtlich zulässig sind, und sich deswegen einen Munitionsvorrat für mehr als nur lächerlicherweise für zwei Tage zulegen. Man kann ja einem feindlichen Soldaten nicht einfach nur zurufen: „Peng, jetzt biste ävver dud“. 

Und des weiteren, so findet Herr Bär, sollte man sich keineswegs auf die pro-russischen Elogen des linkskonservativen Sarah-Wagenknecht-Fanclubs und ihrer rechtspopulistischen Pendants einlassen, denn zumindest die Einwohner links des Rheins haben immer wieder die historische Erfahrung gemacht, dass für sie alles Schlechte eher aus dem Osten kommt als aus dem Westen. Von russischem Beluga-Kaviar einmal abgesehen, und vom Bolschoi-Ballett. Wobei der rabiate Hunnenkönig Attila im Nibelungenlied und in anderen Mythen übrigens als ein Zerrbild daher kommt, das mit den historischen Fakten nicht übereinstimmt. Aber der nicht minder rabiate moderne Attila namens Wladimir P. im Moskauer Kreml macht aus seinen Imperialgelüsten kein Hehl, und deswegen muss man ihn schon konsequent vor weiteren militärischen Abenteuern abschrecken. Dazu bedarf es aber mehr, als den Munitionsvorrat der Bundeswehr von zwei auf drei oder vier Tage Fronteinsatz aufzustocken, weil es für mehr nicht reichen würde, da nämlich das geheimnisvolle 100 Milliarden-Pistorius-Sondervermögen in den Taschen irgendwelcher Lobbyisten versickert und dann schon wieder kein Geld für wasserdichte Schlafsäcke der Bundeswehr-Soldaten da wäre. Diesen Schlafsackmangel kriegt dann natürlich auch der russische Militärgeheimdienst GRU- Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije – mit, weil sich darüber garantiert wieder einmal ein paar launige Bundeswehroffiziere über unsicheres WLAN in Singapore in einer Hotellobby verplappert haben. Also lassen wir das lieber mit den unzureichend munitionierten Bodentruppen und hoffen, dass wenigstens Macrons Soldaten halbwegs wasserdichte Schlafsäcke zum Übernachten in den ukrainischen Sümpfen haben, wenn sie schon unbedingt dorthin sollen. Über die machtpolitischen und indirekt auch moralischen Grenzen seiner Strategie von „Blut und Eisen“ befand Bismarck übrigens 1878:  „Der Balkan ist mir nicht die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Grenadiers wert.“

Dräut uns unterdessen alsbald noch weiteres Ungemach? Anekdotenhaft sei aus der Zeit des Kalten Krieges hier am Rande erwähnt, dass wir 1971 in der Abiturklasse des Kölner Hansagymnasiums einen Erdkundelehrer hatten, der übrigens ganz offenkundig ein alter Nazi war, wie fast alle unsere Lehrer damals, und der uns in seinem Unterricht vor 53 Jahren nicht etwa vor dem sowjetischen „Iwan“ warnte, sondern uns mit markigen Worten prophezeien wollte: „Jungs, eines Tages werden die Chinesen über Euch herfallen!“ Copyright: Bär/Raap 2024

Witz zum Mitdenken

Tünnes bewirbt sich als Matrose bei der Bundesmarine. Fragt ihn der Musterungsoffizier: „Können Sie schwimmen?“ Darauf Tünnes: „Wofür dat dann? Habt ihr keine Schiffe?“

Mehr „bär aktuell“ unter http://blogkarljosefbaer.kallnbach.de/

Der ganz normale Wahnsinn „Die Tierschutz-Organisation Peta fordert ein Ende des Karussellpferds“ auf Jahrmärkten, berichtet ein gewisser Alexander Wallasch auf seiner Website https://www.alexander-wallasch.de, und schließt die berechtigte Frage an: „Aber haben sie es dieses Mal mit einer Forderung überreizt? Warum will Peta den Kindern die Freude vermiesen? … was soll falsch daran sein, auf einem alten bunt angemalten Holzpferd zu sitzen und sich an einer künstlichen Mähne festzuhalten?“ Fordern militante Tierschützer demnächst etwa auch noch ein Verbot von Teddybären aus Plüsch, weil es sich womöglich für Kleinkinder im 21. Jh. nicht mehr geziemt, ein Stofftier zu knuddeln? Woanders wird im Internet übrigens für ein Verbot des giftigen Jakobskreuzkrauts wegen dessen Alkaloidgehalts geworben, da dieses bei echten Pferden, nicht aber bei Karussellpferden auf dem Jahrmarkt, zu Leberschäden führen kann, desgleichen auch bei echten Rindern, während hingegen Kaninchen und Meerschweinchen gegen dieses Gift resistent sein sollen. Würde es nun wirklich Sinn machen, auf dem Kirmeskarussell die Kinder nicht mehr auf einer Pferdefigur, sondern stattdessen auf einem hölzernen Meerschweinchen oder Kaninchen reiten zu lassen? Solange man den Kindern anschließend als Kirmesnascherei nicht das giftige Jakobskreuzkraut, sondern nur die althergebrachte Zuckerwatte, gebrannte Mandeln oder Türkischen Honig verabreicht, ist es nach nach Herrn Bärs Einschätzung letztlich schnurzegal, auf welchem Kirmestier man reitet. Herr Bär saß in jungen Jahren beim Kirmesbesuch auf dem Kinderkarussell übrigens am liebsten immer vorne am Lenkrad des Feuerwehrautos.

baer aktuell 333 – 22. Februar 2024

Februar 1st, 2024

Bild des Monats Februar 2024: Jürgen Raap, Europas Götterdämmerung, Acryl/Öl auf Leinwand, 2024, Untermalung und Endfasssung

Baer aktuell No. 333 – 22. Feb. 2024

Die neuesten Witze aus dem Kölner Karneval

Der Tanzoffizier fällt heute verletzungsbedingt aus. Der hatte so schnell in Köln keinen Arzttermin gekriegt.

(Witz auf der Medizinersitzung)

Ich habe unsere Oberbürgermeisterin gefragt: Wie viele Leute arbeiten eigentlich in der Kölner Stadtverwaltung? Sagt die: Ungefähr die Hälfte. (Guido Cantz)

Wir sind schon wieder bei der PISA-Studie durchgefallen. Dabei hat die Bundesregierung gar nicht mit gemacht. (Martin Schopps)

Die Deutsche Bahn hat sechs Tage lang gestreikt. Das ist doch gar nichts. Der Scholz streikt doch schon seit zwei Jahren. (Guido Cantz).

Die Berliner sind irritiert, wenn da bei denen mal 50 Traktoren über die Straße rollen. Bei uns in Köln nennt man das Rosenmontagszug (Guido Cantz).

Ich wollte dem Kardinal Woelki ein Fahrrad schenken. Aber das hat der abgelehnt. Kein Wunder. Das hat nämlich einen Rücktritt. (Willibert Pauels, „Ne bergische Jung“).

Rund ums Kölner Rathaus wird jetzt Rasen angepflanzt. Damit das Klimpern der Münzen auf dem Boden nicht mehr so laut ist, wenn die da das Geld zum Fenster rauswerfen. (Renate Baum, „De Putzfrau vum Roothus“)

In der Kölner Stadtverwaltung gibt es jetzt die „Künstliche Doofheit“: Ein Chip, der nichts kann und nichts weiß. So ist endlich klar, warum an den maroden Brücken nur noch an Brückentagen gearbeitet wird und warum es in der Kölner Oper Leitungen gibt, die als Stromleitungen anfangen und als Wasserleitungen enden. (Stunksitzung)

Will Köln eine Stadt oder eine Metropole sein? Ja, wir wollen eine Metropole sein. Schließlich kommen Menschen aus aller Welt zu uns. Aber die kommen nicht alle mit dem Fahrrad. (J.P. Weber)

Impressionen aus dem Kölner Karneval 2024, Fotos: Copyright Bär/Raap 2024

Wie angesichts des Dahindümpelns der Mannschaft am Tabellenende der Bundesliga dem sportlichen Fachkräftemangel beim 1. FC Köln abzuhelfen wäre, rät der Kölner Rosenmontagszug mit dem Vorschlag, doch lieber die lokalen Witzfiguren Tünnes und Schäl als Fußballer einzustellen, wobei allerdings zumindest beim schielenden Schäl Zweifel aufkommen müssen, ob er dann als FC-Mittelstürmer das Tor auch richtig sieht und den Ball nicht gegen die Eckfahne drischt. Dass übrigens das verkrampfte Gendern nicht nur bei der gereimten karnevalistischen Büttenrede, sondern auch sonst sprachrhythmisch einfach nicht klappt, erfuhr der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am eigenen Leibe, als er schon für seine Begrüßungfloskel einräumen musste: Wenn er bei der Riedlinger „Fasnet“, wie man dort den Karneval nennt, früher ein feucht-fröhliches „Liebe Riedlinger“ in den närrischen Saal rief und damit auch die Frauen mit gemeint habe, müsse er seine Narren-Ansprache nun politisch korrekt mit „Liebe Riedlingerinnen und Riedlinger“ beginnen: „Das verdirbt mir jeden Redefluss“, reportierte „Die Welt“ (23.1. 2024) über Kretschmanns nachvollziehbare Probleme mit einer zunehmenden sprachlichen Holprigkeit, die letztlich auch nicht mit dem ironischen Kölner Stunksitzungs-Ausruf „Liebe Jeckinnen und Jacken“ zu beheben sein wird. Copyright Raap/Bär 2024

Katerfrühstück  Aus sessionsgegebenem Anlass sei an dieser Stelle Herrn Bär ein multikulturell-gastrogeschichtlicher Streifzug gestattet, wie man Kopf und Magen nach übermäßigem Alkoholgenuss zu beruhigen pflegt. Bei uns in Deutschland wird saurer Hering empfohlen, da Saures und Salziges den Körper dazu animiert, mehr alkoholfreie Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um den Elektrolythaushalt aufzupeppen. Bismarckheringe und Rollmöpse werden in derselben Marinade aus Öl, Essig, Zwiebeln und Lorbeerblättern eingelegt, wobei im Jahre 1871 ein Stralsunder Fischhändler von Reichskanzler Bismarck angeblich persönlich autorisiert wurde, seine eingelegten Heringe nach ihm, dem Kanzler, zu benennen. Der Rollmops verdankt seine Form der Tatsache, dass man zum Verzehr eines zusammengerollten und aufgespießten Herings kein Besteck zum Verzehr benötigt. In Köln feierten die Künstler an Karneval in den 1920er Jahren die Lumpen- und Scheunenbälle – man kostümierte sich nicht mit einem Frack, sondern erschien im Lumpenkostüm in einer Scheune in den damals noch ländlich geprägten Vororten, wo das ausschweifende Feiern dann billiger war als in den gutbürgerlichen Ballsälen der Innenstadt. Kulinarisches Pendant zu diesem einstigen rheinischen künstlerischen Narrentreiben ist in Ungarn als Katerfrühstück die „Lumpensuppe“, ein deftiges Gericht mit Wurst, Speck, Sauerkraut, saurer Sahne und Paprikapulver. Die Suppe heißt dort  „Korhelyleves“ –   „Korhely“ bezeichnet einen lumpig-hallodrihaften Zechgenossen, und „leves“=Suppe. In Korea bevorzugt man nach durchzechter Nacht eine Suppe namens Haejangguk aus Knochenbrühe, Kohl, Rettich, Frühlingszwiebeln, Sojabohnensprossen und Sojapaste. Wer zu diesem Thema im Internet weiter rercherchiert, stößt bei „Merkur.de“ auf den Hinweis, von Rollmöpsen sei als Katerfrühstück mittlerweile abzuraten, sie würden nämlichzu schwer im Magen liegen, gefolgt von der Textzeile: „Auch interessant: Hat Wodka Bull etwa dieselbe Wirkung wie Kokain?“ Egal, wie die Frage zu beantworten ist: von einem Selbstversuch mit Red Bull und Kokain zur Bekämpfung eines Alkoholkaters ist wohl dringend abzuraten.

Impressionen vom Kölner Karneval

Auch das noch Mit der höchst hintersinnigen Schlagzeile „Der Fußgängerbeauftragte geht“ berichtete die Kölnische Rundschau über eine kommunalpolitische Personalie. Er geht also, und zwar nach Bonn. Allerdings geht er als nunmehr ehemaliger Fußgängerbeauftragter die 30 km nach Bonn nicht zu Fuß, um dort einen neuen Job anzutreten, dabei ein fröhliches Lied auf den Lippen: „Mein Vater war ein Wandersmann, und mir liegt’s auch im Blut….“ Vorerst soll nun der Fahrradbeauftragte in Köln die bisherigen Aufgaben des Fußgängerbeauftragten mit übernehmen, womit die Personalie ins Possenhafte abdriftet, da nämlich Herr Bär zu bedenken gibt, dass zu Fuß gehen und Radfahren nicht dasselbe ist. Es sei denn, der Fahrradbeauftragte hat einen platten Reifen und muss sein Dienstfahrrad zu Fuß zur nächsten Werkstatt schieben, was bei den zumeist maroden Zuständen auf den Kölner Radwegen und den Hinterlassenschaften in Form von Glasscherben durch feierwütiges Partyvolk immer wieder vorkommen kann. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker gab schon zu bedenken, wer in der Kölner Innenstadt wohne, der müsse hartgesotten sein. Fürwahr, fürwahr. Um gegen die mittlerweile weit verbreitete Unsitte anzugehen, herrenlose Tretroller achtlos sowohl auf Bürgersteigen als auch auf Radwegen abzustellen, ist eine verwaltungstechnische Fusion der beiden Aufgabenbereiche sicherlich sinnvoll. Denn zur Einrichtung einer eigenen Planstelle für einen Tretrollerbeauftragten haben sie in der Stadtverwaltung wahrscheinlich kein Geld. Dieses haben sie nämlich schon anderswo verplempert, und zwar in diversen Bauskandalen wie z.B. der Idee eines Hubschrauberlandplatzes auf dem zu diesem Zwecke künstlich aufgeschütteten Kalkberg in Köln-Kalk. Der geht aber wohl nie in Betrieb, weil sich dort inzwischen der Boden abgesenkt hat. Die Ernennung eines Hubschrauberbeauftragten haben sie sich im Rathaus deswegen bislang auch gottlob verkniffen. Falls aber irgendwann auch noch der Kölner Fahrradbeauftragte nach Bonn wechseln sollte, würde eine erneute Schlagzeile „Der Fahrradbeauftragte geht“ auf den ersten Blick widersinnig anmuten, aber da er ja nun auch Fußgängerbeauftragter ist, wäre die Schlagzeile dann doch wieder logisch. Es sei denn, er geht nicht, sondern fliegt mit dem Hubschrauber nach Bonn. Aber gewiss nicht vom Kalkberg aus. Copyright: Raap/Bär 2024 

Baer aktuell 332 – 22. Januar 2024

Januar 1st, 2024

Bild des Monats Januar 2024: Jürgen Raap „Stunde Null“, Kaltnadelradierung, Bildformat 15 x 20 cm, 2020/2023, Druck: Michael Recht

Als im Februar 1995 aus der Schatzkammer des Kölner Doms ein silbernes Vortragekreuz gestohlen wurde, empörte sich die lokale „Rotlichtgröße“ Heinrich Schäfer, Spitzname „Schäfers Nas“: „Dä Kölner Dom bekläut mer nit“. Die gesamte Kölner Unterwelt half daraufhin der Polizei, die Diebe (sie stammten – wie sich später heraus stellte – vom Balkan) zu identifizieren und das Kreuz wieder zu beschaffen. Eine Belohnung in Höhe von 3.000 Mark lehnte Schäfer ab und bat den damaligen Domprobst lediglich, eine Messe für ihn zu lesen. Derlei Ganovenehre und auch keinerlei Ehrfurcht vor heiligen Stätten, die als Immunitätsbezirk gelten und an denen man folglich jegliches Austragen von weltlichen Konflikten, zumal mit Gewalt, zu unterlassen hat, wie dies auch schon vor Jahrtausenden in den vor- und frühreligiösen archaischen Kulturen galt, kennt man heute nicht mehr in jenen höchst frevelhaften Kreisen, die mit Bombenlegerei oder auch nur der grobschlächtigen Androhung einer solchen Entsetzen (Terror) und höchste Aufmerksamkeit für ihre kruden Ideen erregen wollen.

Bis Neujahr 2024 bleibt der Dom daher wegen Terrorwarnung von der Polizei martialisch abgeriegelt, mit wer dennoch nach altem Brauch eine Opferkerze anzünden möchte, kann dies vor dem Westportal der Kathedrale in einer provisorisch umgewidmeten Weihnachtsmarktbude tun. Auf Bitte von Siglinde Kallnbach entzündete Karl-Josef Bär dort im Zusammenhang mit Kallnbachs lebenslangen Kunstprojekt „a performancelife“ am 26.12.2023 die erste Kerze vor dem Kölner Dom. Siglinde Kallnbach hatte dort seit dem 24.12.2023 auf Leinwänden Solidaritätsbekundungen für Frieden und gegen Hass und gegen Terror gesammelt. Ansonsten wünsche mer Üch allen e glöcksillich Neujohr. Fotos: Siglinde Kallnbach

Zum Neuen Jahr sei an dieser Stelle der Hinweis gestattet, dass es bereits seit 1976 in Mannheim eine UFO-Meldestelle gibt, offizieller Name CENAP-Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene. Obwohl dort bislang noch keine Außerirdischen registriert wurden, hat der Berliner Jurist Klaus Stähle vorsichtshalber schon mal einen Leitfaden „Rechtsfragen beim Kontakt mit Extraterrestrischen“ verfasst. Dürfte man z.B. Aliens die Landung auf der Erde verweigern? Völkerrechtlich unbedenklich findet Stähle in diesem Kontext eine Landung auf hoher See. Strafrechtliche Aspekte spielen beim Umgang mit Aliens auch eine Rolle: so hat der Verfasser dieses Fachbuchs herausgefunden, dass unser Strafrecht nur die Tötung eines Menschen verbietet. Hier erblickt Klaus Stähle eine Gesetzeslücke: die Ermordung eines Außerirdischen auf der Erde werde womöglich nur als „Sachbeschädigung“ geahndet, was in seinen Augen juristisch allerdings ein „unhaltbarer Zustand sei“. Da müsste Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) wohl irgendwann einmal Abhilfe schaffen mit einer Gesetzesreform, die uns ja auch noch nichts kostet, zumal unwahrscheinlich ist, dass sie jemals angewendet wird.

Olaf Scholz Sammelbilder

Bildstrecke: Hänneschen-Puppensitzung Köln, 13.1. 2024, Fotos vun hinger d’r Britz und der After Show-Party im Foyer, Fotos: Copyright Raap / Kallnbach 2024

Das Hänneschentheater – Puppenspiele der Stadt Köln ist Deutschlands einzige Stockpuppenbühne. Die burlesken Schwänke auf kölsch sind seit nunmehr 222 Jahren immer wieder zeitaktuell – zu den Höhepunkten zählt in der Karnevalszeit die „Hänneschen-Puppensitzung“, auf der sich diesmal die Figur des Hermann Speichel (Speimanes) mit einem Traktor den Bauernprotesten anschließt.

Witze aus dem Hänneschen-Theater:

Zwei Leverkusener bauen eine Brücke. Sagt der eine: „Kumm, loss mer de Bröck widder avrieße. He jitt et doch ja kein Wasser“ (Komm, lass uns die Brücke wieder abreißen. Hier gibt es doch gar kein Wasser): Darauf der andere: „Enä, dat jeht nit. Da sitzen schon zwei Düsseldorfer un sin am angeln“.

„Welche beiden Krankheiten sollte man nie zur selben Zeit haben?“ Antwort: „Alzheimer un Durchfall. Da musste laufen, ävver do weiß nit mehr wohin“.

Ein Einbrecher tappt in einem Haus im Dunklen. Da hört er eine Stimme: „Ich sehe Dich und Jesus sieht Dich auch!“ Der Einbrecher ist irritiert, tappt weiter herum, und da hört er die Stimme erneut: „Ich sehe Dich und Jesus sieht Dich auch!“ Er knipst die Taschenlampe an und sieht einen Papagei, der andauernd sagt: „Ich sehe Dich und Jesus sieht Dich auch!“ Fragt der Einbrecher den Papagei: „Wie heißt Du denn?“ – „Ich heiße Erika“. Der Einbrecher: „Dat is ävver ne blöde Name för ne Papagei!“ – Darauf der Papagei: „Jesus is ävver och ne blöde Name för ne Rottweiler!“

Dass diebische Hotelgäste schon mal einen Bademantel aus dem Zimmer mitgehen lassen, ist allgemein bekannt. Doch wie jüngst dem „Tagesspiegel“ zu entnehmen war, werden in Berliner Hotels sogar Klobürsten entwendet und ganze Waschbecken abmontiert. Herr Bär fragt sich, wie man es dann schafft, aus dem Zimmer ein klobiges Waschbecken unter dem Mantel versteckt am Portier vorbei nach draußen zu schaffen, und in der anderen Hand noch einen Rollkoffer mit der Klobürste und anderen Utensilien hinter sich her ziehend, immer in der Angst, das Waschbecken könnte aus dem Mantel heraus plumpsen, während der Portier dem krampfhaft den Mantel zuhaltenden Gast ein freundliches „Beehren Sie uns bald wieder“ nachruft. Die Klobürste braucht der Kleptomane wahrscheinlich, um später das geklaute Waschbecken damit zu reinigen. Da kann Herr Bär nur ausrufen: Oh Zeiten, oh Sitten ! Aber auch Hoteldiebe sind lernfähig: beim nächsten Raubzug verstauen sie dann bequemerweise im Rollkoffer und die Klobürste unter dem Mantel.

Oh du lieber Augustin, alles ist hin, möchte man als Zitat eines Spottlieds aus dem 18. Jh. angesichts seiner derzeit absolut miserablen Umfragewerte an die Adresse von Olaf Scholz ausrufen („Geld ist weg, Rock ist weg, Stock ist weg, Augustin liegt im Dreck“). Nun ist in jenem Volkslied besagter Augustin ein Hallodri, der sich in jeder Hinsicht gründlich übernommen hat, was heute zwar wohl eher auf Christian Lindner (FDP) zutrifft, was aber dennoch Scholzens eigene Partei, nämlich die altehrwürdige SPD, angeblich nicht davon abhalten würde, „wilde Gerüchte um Scholz und Pistorius“ zu verbreiten“, wie „Merkur.de“ meldet. Es kursieren unter manchen Genossen angeblich Spekulationen über einen „Kanzlertausch“, d.h. „Pistorius ist der Kanzler in Reserve“, um als solcher und als derzeit beliebtester SPD-Politiker spätestens nach der nächsten Bundestagswahl, vielleicht auch schon früher, den führungsschwachen und auch sonst eher augustinhaften Scholz abzulösen, so ist bei n-tv und auch anderswo nach zu lesen. Das erinnert Herrn Bär ein wenig an die hemdsärmelig-rustikalen Rauswürfe gescheiterter Bundesliga-Trainer, die ihre auf dem Stadion-Rasen lustlos herum kickende Versager-Truppe nicht mehr im Griff hatten. In ihrem Sportbusiness-Gewerbe wird diesen Übungsleitern jedoch immerhin noch recht heuchlerisch bis kurz vor ihrem Rauswurf regelmäßig bescheinigt, auch bei der nächsten Niederlage stünde der „Trainer „nicht zur Disposition“, denn „der Vorstand“ habe weiterhin „vollstes Vertrauen in ihn“, was aber natürlich gelogen ist und als Glaubensbekenntnis deswegen auch keinerlei Wert hat in einer Welt, in der vor allem die Steigerung „Freund, Feind, Parteifreund“ gilt.

Eine solche Demontage des Amtsinhabers aus den eigenen Reihen, in diesem Falle Olaf Scholz, hat Herr Bär bisher nur ein einziges Mal erlebt, nämlich 1961, als die FDP im westdeutschen Bundestagswahlkampf zunächst verkündete, sie würde nicht in eine Koalition mit einem Bundeskanzler Konrad Adenauer eintreten, und dann doch noch zu einem Bündnis mit der CDU/CSU bereit war, aber nur mit dem faulen Kompromiss, wenn Konrad Adenauer zur Halbzeit der Wahlperiode 1963 aus dem Bundeskanzleramt ausscheiden würde, was der Union allerdings insgeheim ganz recht war, da sie ohnehin Ludwig Erhard als Nachfolger favorisiert hatte. Herr Bär erinnert sich noch daran, wie er als Viertklässler in der Volksschule 1962 im Zeichenunterricht ein Bild zum Kölner Karneval malen sollte und dazu den Entwurf eines Prunkwagens für den Rosenmontagszug abzeichnete, mit einer Porträtfigur des damaligen FDP-Vorsitzenden Erich Mende auf einem Fahrrad-Tandem hinter Adenauer und der Sprechblase aus seinem Mund: „Dabei sein ist alles!“ Seitdem hatte die FDP in Westdeutschland den Ruf einer notorisch opportunistischen Umfallerpartei, und das sollte auch der aufstrebenden sozialdemokratischen Lichtgestalt Boris Pistorius zu denken geben. Als dann Adenauers Nachfolger Ludwig Erhard als Bundeskanzler 1966 scheiterte, soll der gegen seinen Willen kalt gestellte Konrad Adenauer schadenfroh gefeixt haben: „Et is allet ejal, Hauptsache et is einer wech“.

Donnerstag, 18. Januar 2024, 19.30 Uhr, Finissage zur Ausstellung „Heinz Zolper – Versöhnung der Werte“, Galerie art4you, Merowinger Str. 30, Köln-Südstadt. Erklärtes Ziel von Zolpers Kunstprojekt „Versöhnung der Werte“ ist es, „mit den vielfältigen und nahezu unbegrenzten Mitteln der Bildenden Kunst darauf hinzuwirken, sich unter Achtung der Menschenwürde auf die eigenen Werte zu besinnen und in gleichem Maße offen zu sein für die Werte anderer Menschen und Kulturen.“ Der Künstler ist bei der Finissage anwesend.

Im Zeitalter von Fake News ist die Wahrheit ist nicht immer leicht zu vermitteln Dass die PETA-Tierschutzorganisation 2021 einigermaßen forsch behauptete, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder lebe jetzt vegan, glaubte natürlich schon damals kein halbwegs wacher Geist. Doch erst 2024 entlarvte news.de diese falsche Behauptung mit einem authentisch klingenden Söder-Zitat, das dieser jüngst auf einer Bauern-Demo verkündete: „Ohne Bratwurst ist ein Leben gar nicht sinnvoll“. Als „Focus“ 2023 berichtete, Markus Söder habe sich in Badehose versehentlich an einen Nacktbadestrand verirrt, klang auch dies einigermaßen wahrheitsgemäß. In Sachen Desinformation rät die Bundesregierung auf ihrer Website https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/umgang-mit-desinformation/gefaehrliche-falschnachrichten-1905340: „Je emotionaler oder dramatischer eine Meldung ist, umso häufiger wird sie verbreitet. Deshalb ist es so wichtig, fragwürdige Inhalte nicht ungeprüft weiterzuleiten“. Nun kann die Redaktion von „bär aktuell“ heute nicht mehr im Nachhinein nachprüfen, ob Markus Söder im vergangenen Jahr am Nacktbadestrand tatsächlich eine Badehose anhatte, wie von „Focus“ reportiert. Aber zumindest das Bratwurstbekenntnis wird von einer zweiten Nachrichtenquelle bestätigt, nämlich BILD.de: „Söder schlägt Bratwurstalarm!“

In den finsteren Zeiten wie diesen sehnt sich manch einer nach emotionaler Heimeligkeit, mitunter auch nach Gefühlskitsch. Oder eben nach hemmungslosem Klamauk. Diesem Bedürfnis trägt die Boulevardpresse Rechnung, als Ausgleich dafür, dass sie sonst politisch gerne die populistische Schreihälsigkeit jener anstachelt, die von Rechtsaußen und woanders auch von Linksaußen, mal mit rigoroser Radikalität, mal mit weltfremdem Utopismus, das Unmögliche fordert oder vieles verspricht und nichts davon halten könnte. Wer sich nun stattdessen eine psychologische Projektionsfläche wünscht auf jemanden, der weltpolitisch nicht so gefährlich ist wie Wladimir Putin, Donald Trump, Kim Jon-Un oder die Hamas-Terroristen, gleichwohl jedoch eine gehörige Portion lächerlicher und damit bedeutungsmäßig ein paar gehörige Nummern kleiner, der wurde in den Medien jüngst vom Komikerdarsteller Oliver Pocher bedient. Pocher ist zwar mediengeschichtlich nicht der erste, der keine Peinlichkeit auslässt, um die Welt über sein Intimleben zu informieren. Bei ihm geschieht dies medien- und marketingstrategisch allerdings immer derlei ungelenk, dass man glauben muss, er greife im Abschwung seiner Karriere nach jedem noch so dünnen schlagzeilenträchtigen Strohhalm, um doch noch ein wenig Aufmerksamkeit zu erheischen. Nachdem zur grobholzigen Belustigung des Boulevardpublikums die einstige Rennfahrergattin Cora Schumacher laut RTL bekundet haben soll, sie sei in Oliver Pocher „verknallt“ gewesen und die BILD-Zeitung dies auch noch mit der Schlagzeile „Ja, es ist Sex!“ hochjazzte, informierte das Klatsch-Blatt „Gala“ kurz darauf seine Leser über die Ernüchterung, die sich nach dem baldigen Abflauen dieser hormonellen Euphorie bei Cora Schumacher eingestellt haben soll: „Kleinen, zickigen Männern kann man nicht böse sein. Kleine Männer sind immer zickig. Und außerdem ist er Oliver Pocher. Ich hätte nichts anderes von Oliver Pocher erwartet.“ Bliebe in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass zumindest Karl Lauterbach wieder in festen Händen ist, diesmal mit einer Journalistin. Dennoch fiel dem Kabarettisten Dieter Nuhr auf, dass Lauterbach in letzter Zeit wieder vermehrt im Fernsehen auftaucht, was ihn, Nuhr, schaudern ließe angesichts der ständigen miesepetrigen Warnungen und Ermahnungen Lauterbachs, was Nuhr allerdings an alle Patienten mit dem guten Rat kommentierte: „Seien Sie froh, dass der nur Gesundheitsminister geworden ist und nicht Arzt“. Während Herr Bär nun gespannt darauf wartet, ob die neue Gefährtin von Herrn Lauterbach demnächst in diversen Gazetten dessen Ideologie der salzfreien Ernährung verbreitet, mithin „Compliance“-Regeln verletzt werden könnten, sieht sich eben jenem Verdacht auf Verletzung der Regelkonformität der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), ausgesetzt, weil er via Anwalt der Öffentlichkeit mitteilen musste, er habe ein Fisternöll mit seiner Bildungssenatorin. Für Nicht-Rheinländer: „Fisternöll“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „fistan“ (=herumbasteln) ab, und „Nöll“ von „Arnold“: wer sich einem Fisternöll hingibt, bastelt im Sinne dieses rheinischen Idioms mithin gerne am anderen Geschlecht herum, egal, wie puritanisch die Zeiten und Sitten gerade sind, und ebenso egal, ob jemand nun Arnold heißt, Oliver, Karl oder Kai. Uns Rheinländern war die preußische Überkorrektheit ja nie so ganz geheuer. Wir pflegen stattdessen einen „kölschen Klüngel“ nach der Adenauer’schen Devise: „Man kennt sich, man hilft sich“. So sei Kai Wegner darüber informiert, dass es in Köln unter den Karnevalsgardisten nur eine einzige, allerdings sehr strikte Compliance-Regel gibt: ein Fisternöll mit einem Tanzmariechen ist ein absolutes Tabu.

Die neuesten Witze aus dem Kölner Karneval

„Op kölsch kannste nit gendern. Zum Beispiel im Hochdeutschen bei ‚meine Freundin“, da drückt dat “e‘ in ‚meine‘ us, dat dat weiblich ist. Op kölsch heißt dat dann ‚ming Fründin‘. Dat ‚e‘ es fott. Aber ‚mein Freund‘ heißt op kölsch ‚minge Fründ‘. Dä, do is et widder, dat ‚e‘. Wie will mer dat jetzt gendern?“ (Jörg Paul Weber).

„OB heißt in Düsseldorf Oberbürgermeister. In Köln is dat die Abkürzung für ‚Ohne Befähigung’“.

„Früher jab et ja zehn Jebote. Jetzt nur noch neun. Der Kardinal Woelki hat eins abjeschafft: Du sollst nit lügen“.

„Ich glaub nit mehr daran, dat der Kardinal Woelki noch zuröck tritt. Eher erleben wir, dat dat Alice Schwarzer beim Christopher Street Day in Teheran vorne op enem Prunkwagen met fahren darf“.

„Ich han geträumt, dä Olaf Scholz sitzt janz allein em Magen vum Putin. Do kütt dä Schröder eren. Säht dä Scholz: Gerhard, ich glaub, dä Putin hätt uns jefressen. Säht dä Schröder: Dat weiß ich nit. Ich kam aus der anderen Richtung“. (Ne Nubbel, Michael Hehn)

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Bratwurst Die Regensburger Bratwurstküche an der dortigen Steinernen Brücke ist die weltweit älteste dieser Art und reicht bis ins 12. Jh. zurück. Dort werden die Bratwürste noch heute auf Holzkohle gegrillt. Die Sortenbezeichnung „Regensburger“ meint aber heute Brühwürste, die auch als „Knacker“ bezeichnet werden.
Kartoffelauflauf „Rommerskirchen“ à la Karl-Josef Bär Man schneide Kartoffeln in dünne Scheiben, koche sie weich, gebe sie dann in einer flachen Backform auf ein Bett mit Flocken aus Knoblauchbutter, auf die Kartoffelscheiben dann getrocknete Röstzwiebeln, frische Lauchzwiebeln, Knoblauch, Oliven und Streifen von frischem Frühstücksspeck. Schließlich ganz oben auf Flocken von französischem Ziegenkäse, wenig Salz (der Speck ist ja schon salzig genug), Pfeffer, Majoran, Thymian, Bärlauch-Sauce. Im Backofen 15-20 Min. garen, bis der Speck kross ist. Den Namen „Kartoffelauflauf Rommerskirchen“ hat Herr Bär nach einem surrealistischen Zufallsprinzip so gewählt als ironischen Kommentar zu den manierierten Verstiegenheiten mancher Kochbuch-Philosophen. Das von der mediterranenen Küche inspirierte Rezept hätte ja genauso gut auch „Kartoffelauflauf Grevenbroich“ heißen können. Dazu passt als Wein ein vollmundiger Cote de Ventoux aus dem Norden der Provence und als Verdauungsschnaps ein Obstler.

Übrigens: am 28. Februar 2024 ist „Weltkrokettentag“.

baer aktuell 331 – 22. Dez. 2023

Dezember 1st, 2023

Bild des Monats Dezember 2023: Jürgen Raap, „Das Ende der Wahrheit“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Deppen-Ranking der dämlichsten politischen Fehlleistungen des Jahres 2023 Wie sich zunehmender Realitätsverlust und handwerkliches Unvermögen wie ein roter Faden durch das politische Wirken (oder eher Unwirken) der Ampel-Koalition ziehen, registriert Herr Bär mit einem gewissen Erstaunen und der Vergabe von Platz 1-3: erst sorgte der zur Don Quichotterie, d.h. zum unsinnigen Kampf gegen und um Windmühlen neigende Robert Habeck mit seinem vermurksten Heizungsgesetz für Aufregung in der Bevölkerung, dann stritt sich auch noch die reichlich unbedarft auftretende Familienministerin Lisa Paus mit dem abgebrühten „Christian, do bes ene feine Mann“-Lindner wochenlang über die Kindergrundsicherung und ramponierte damit noch mehr das ohnehin schon ziemlich desaströse Erscheinungsbild der Koalition. Schließlich rüffelte das Bundesverfassungsgericht auch noch Habecks und Lindners hallodrihafte Finanzjongliererei mit 60 Milliarden Euro, die bislang ja nur als zusammengetrickste Luftbuchung existierten und nun fehlen. Hatten bislang eher nur die Sozialdemokraten den Ruf, sie könnten nicht solide mit Geld umgehen, so gilt dies nun auch für die FDP und vor allem für die Grünen.

Lindner belegt mit seinem Widerstand gegen ein Tempolimit gleich auch noch Platz 4 als unzeitgemäßer Asphaltheiliger jener Raser und Poser, die aufgrund ihrer Ausstattung mit nur schlichtem Gemüt glauben, sie müssten in Köln-Poll mit 150 km/h über die Alfred Schütte-Allee brettern und anschließend an jeder roten Ampel den Motor laut aufheulen lassen, während die Kölner Grünen sich wiederum den Schildbürgerstreich erlaubten, widersinnigerweise ausgerechnet den Trankgassentunnel am Dom für Autos zu sperren und die damit in der Innenstadt letztlich mehr Staus und mehr C0 2-Ausstoß verursachten als es vorher dort gab – daher Platz 5.

Auf Platz 6 folgen Hubert Aiwanger und seine Anhänger, die ihr Idol in Bierzelten lauthals als Stimmungskanone „Hubsi“ bejubeln und verniedlichen, weswegen Aiwanger vom Kabarettisten Urban Priol zu Recht als „Festzeltmessias“ verspottet wird und eigentlich nur eine Hauptrolle im „Tegernseer Bauerntheater“ verdient hätte, aber nicht ein Ministeramt. Auf Platz 6 ist der mediale Philosophendarsteller Richard David Precht zu finden, weil er immer wieder den Eindruck erweckt, er wisse nicht viel, könne aber immer alles erklären. Platz 7 ist für die Nutzer des Deppen-Genitivs reserviert, wie der Kabarettist Volker Weininger jene sprachliche Fehlleistung nennt, z.B. „Bär’s Backstube“ statt richtigerweise „Bärs Backstube“ zu schreiben.

Bis auf die Knochen blamierte sich die CDU bei der Vorstellung ihres neuen türkisfarbenen Logos, weil nämlich der dazu gehörende Imagefilm nicht die Kuppel des Berliner Reichstags, sondern versehentlich jene des georgischen Präsidentenpalastes zeigt. Hoffentlich verwechseln die christdemokratischen Design-Deppen bei ihrem nächsten Logo-Relaunch das Konrad Adenauer-Haus nicht mit dem Präsidentenpalast von Tadschikistan (Platz 8). Mit Platz 9 werden die nervigen Helikoptermütter bedacht, die ihre verwöhnten Blagen mit dem Lastenfahrrad durch die Gegend karren, anstatt ihre betütelten Sprößlinge lieber auf verschlammten Sportplätzen für die Bundesjugendspiele trainieren zu lassen, wie dies in jungen Jahren Herr Bär auf sich nehmen musste, weshalb der Leistungsgedanke bei den Bundesjugendspielen fortan abgeschafft wird, nur um dem gluckenhaft verhätschelten Nachwuchs im Lastenkarren eine sportliche Blamage zu ersparen.

Der unsportliche Herr Bär hatte es damals bei den Bundesjugendspielen übrigens auch nie zu einer Urkunde mit Unterschrift des Bundespräsidenten gebracht, weil er regelmäßig im Schlagball-Weitwurf versagte, was er allerdings gleichmütig hinnahm, so dass besagte Helikoptermütter eigentlich keinen Grund zur Hysterie hätten.

Dass vielleicht in 30 Jahren diese bis dahin vom Unbill des alltäglichen Lebens wenig abgehärteten Lastenkarren-Bübchen mal eine Bundesregierung bilden und dann mit einer gewissen Lebensuntüchtigkeit frivolerweise die jetzige Ampelkoalition noch in den Schatten stellen könnten, möchte Herr Bär sich lieber nicht vorstellen.

Platz 10 ist für die glücklose Bundesinnenministerin Nancy Faeser reserviert, die seit ihrer Amtseinführung schon erstaunlicherweise so viel versemmelt hat, dass es eigentlich bereits für zehn Rücktritte oder Rauswürfe gereicht hätte, und Platz 11 für den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino: dass dieser mit einer Kombination aus dumpf-dummdreister Dickfelligkeit und monetärer Gier die Fußball-WM 2034 an Saudi-Arabien vergab, das man wegen seiner offenkundigen Demokratie-Defizite durchaus als „Schurkenstaat“ bezeichnen kann, kommentierte ntv mit den Worten, damit habe „der Fußball eine neue Ebene der Skrupellosigkeit“ erreicht, „die fast alle sprachlos macht“. Wer im übrigen wissen will, wie seinerzeit ein gewisser Faust an Mephisto seine Seele verkauft hat, der lese dies noch einmal bei Johann Wolfgang von Goethe nach. Oder bei Gianni Infantino. Copyright Raap/Bär 2023

Mit allerlei Irrsinn geht das Jahr zu Ende Herr Bär, der einmal in der Woche mit der Deutschen Bahn von Köln-Ehrenfeld 20 km weit nach Horrem fährt und dabei nie weiß, ob ein Zug dann überhaupt kommt, wenn Herr Bär ihn gerade benötigt, und falls die S-Bahn schließlich doch 30 Minuten später einfährt, ob sie alsdann die kurze Strecke bis Horrem wirklich in jenen 14 Minuten schafft, die der Fahrplan mit einiger Euphorie auflistet, hat keinerlei Verständnis dafür, dass die Bahn-Vorstände für die notorische Unpünktlichkeit ihrer Züge jetzt auch noch absurderweise mit Bonus-Zahlungen belohnt werden.

Diese Prämien begründen sie recht schrullig mit dem Argument, dass sie bei der Bahn ja schließlich zuletzt mehr Frauen eingestellt hätten, als sie eigentlich müssten. Allerdings hat die Übererfüllung der Frauenquote nicht für mehr Pünktlichkeit gesorgt, zumindest nicht zum Leidwesen von Herrn Bär auf der Stecke Köln-Aachen mit Zwischenhalt in Horrem, weshalb sogar ein gemäßigter Feminist wie Herr Bär der Ansicht ist, man sollte den Bahn-Vorständen, egal ob Männlein oder Weiblein, anteilsmäßig lieber genau jene Summe vom Gehalt abziehen, welche die Bahn ihren Kunden wegen Verspätungen und Zugausfällen Tag für Tag erstatten muss.

Wer glaubt, der ganz normale Wahnsinn in unserem Alltag, wo schon fast überall längst nichts mehr richtig funktioniert und man sich bisweilen in der DDR der 1970er Jahre wähnt, sei jenseits der Deutschen Bahn nicht mehr zu toppen, der staune über das Trauerspiel, das erneut die Ampelkoalition bietet mit ihrer Idee, den Landwirten den Agrar-Diesel für ihre Traktoren so drastisch zu verteuern, dass Herr Bär befürchten muss, demnächst heißt es wieder „Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt“, um dann im Schweiße seines Angesichts mit Ackergäulen den Acker umzupflügen. Technischer Fortschritt sieht sicherlich anders aus als uns mit furzenden Ackergäulen auf rheinischen Zuckerrübenfeldern die CO 2-Bilanz zu vermiesen, und dies nur, weil der amtierender Landwirtschaftsminister nichts von Agrarpolitik versteht.

Und wer bislang ernsthaft am Erwerb eines E-Autos interessiert war und sich nun durch die haushaltspolitischen Hasardeure in Berlin um die Aussicht auf längst einkalkulierte Fördergelder geprellt sieht, kommt – nun ja – mit der althergebrachten Fiaker-Kutsche irgendwann auch mal ans Ziel, womöglich sogar schneller als mit der Deutschen Bahn, auch wenn die Autobahnen und Straßen dann überall recht streng nach Päädsköttel riechen, was wiederum des weiteren nicht so gut für die CO 2-Bilanz ist.

Seit Herr Bär die Politik bewusst wahrnimmt, und dies, zwar mittlerweile in Sachen Haarfarbe als „weißer Mann“ einzuordnen, aber weiterhin mit wachem Verstand seit nunmehr etwa 54 Jahren, hat er noch keine einzige Bundesregierung erlebt, die mit ihrer Weltfremdheit, Arroganz, Dickfelligkeit, Unberechenbarkeit und ihrem unerhörten Dilettantismus binnen zwei Jahren das Vertrauen der Bürger so schnell und so gründlich verspielt hat wie die jetzige. Aber deswegen sollte man als überzeugter Demokrat auf gar keinen Fall auf die schreihälsigen Extremisten von rechts oder links hereinfallen. Denn: „Et hätt noch immer jot jejange“. In diesem Sinne: Frohe Weihnacht überall, bald ist wieder Karneval.

Baer aktuell 330 – 3. Nov. 2023

November 1st, 2023

Bild des Monats November 2023: Jürgen Raap, „Die feindlichen Brüder“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Bär aktuell 330 – 22. Nov. 2023:

Obwohl Herr Bär stets um eine seriöse Erscheinung bemüht ist, wird er in Museen von barschen Wärtern bisweilen weggescheucht, sobald er sich in einem der Ausstellungsäle einem Millionenwert an der Wand zwecks näherer Betrachtung allzu sehr annähert, als ob Herr Bär im Ruf stünde, ein pathologischer Säureattentäter oder ein fanatischer Klimakleber zu sein. Um so entspannter bewegte sich Herr Bär zur Eröffnung der diesjährigen Kunstmesse Art Cologne durch die Kojen, wo der Berliner Galerist Aenas Bastian sich dazu bereit fand, sich nur einen Atemhauch vom Bild entfernt zusammen mit Herrn Bär vor einem Werk von Pablo Picasso fotografieren zu lassen, das dort für immerhin 3, 75 Mill. Euro feilgeboten wird. Im übrigen soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass auf dieser Vernissage als Begrüßungstrunk auch noch Gaffel Kölsch gereicht wurde – somit war es für Herrn Bär ein wohliger und rundum gelungener Vernissagenabend.

Als Karnevalist ist Herr Bär ein Traditionalist, welcher der zunehmend unerträglichen Kommerzialisierung und Ballermannisierung des Narrentreibens absolut nichts abgewinnen kann. Die Ermahnung von Kölns Obernarren, dem Festkomiteepräsidenten Christoph Kuckelkorn, der Kölner Karneval stehe für Frieden und Toleranz, fruchtete jedenfalls nicht bei jenem Trunkenbold, der in der Altstadt aggressiv an einem Drängelgitter herumrandalierte, um sich augenscheinlich völlig sinnfrei mit den Malteser-Sanitätern hinter diesem Gitter anzulegen: „Dat hät nix ze dun met Karneval“. Aber als wunderbares Kontrastprogramm dazu durfte Herr Bär im Rathaus das immer noch urkölsche „Spill op d’r Rothusstrepp“ erleben (Spiel auf der Rathaustreppe), früher tatsächlich draußen auf der Treppe abgehalten und später dann ins Rathausfoyer verlegt, nicht zuletzt deswegen, weil die Altstadt-Umgebung des Rathauses am 11.11. in den letzten Jahren mehr und mehr zum Jahrestreffen der Wildpinkler und der Jünger eines überlauten und auch musikalisch einfältigen Uftata-Uftata-Bassgedröhnes mutiert ist. „Dat Spill op d’r Rothuustrapp“ richten die „Muuzemändelcher“ aus, Kölns älteste karnevalistische Künstlervereinigung mit dem Gründungsdatum 1949 („Muuze“ sind ein Schmalzgebäck in der winterlichen Karnevalszeit), und hier bekommt man am 11.11. als eingeladener Gast wie Herr Bär noch Redner mit unverfälschter Mundart zu hören und klassisches kölsches Liedgut, und am schönsten war für Herrn Bär diesmal hinterher die After Show-Party mit Quetschebüggel (Akkordeon) und „decke Trumm“ von den „Mädcher un Junge vum Zochweg“.

Bärs Bestatterkritik „Im Bestattungshaus wurde früher zum Karneval die Schreinerei ausgeräumt und eine Party für Freunde, Mitarbeiter und Vereinskollegen ausgerichtet“, lässt der Beerdigungsunternehmer und Karnevalist Christoph Kuckelkorn die Leser seiner Internetseite wissen. Bei Konkurrent Pütz-Roth im benachbarten Bergisch Gladbach ist die „Kölsche Weihnacht“ am 13. Dezember 2023 mit der Karnevalscombo „Paveier“ schon viele Wochen vorher ausverkauft. Weniger karnevalesk als bei Kuckelkorn geht es unterdessen in Düsseldorf beim Bestatter Frankenheim zu, der sein Eventprogramm auf Yoga, Krimilesungen und „künstlerische Veranstaltungen“ beschränkt. Ergänzt wird das Programm durch einen „Kreativwettbewerb“, zu dem man „Fotografieren, filmen, dichten, malen, zeichnen oder eine Collage basteln“ kann, die dann in einer Online-Galerie ausgestellt und in einem „Büchlein“ und Kalender publiziert werden. „Und natürlich gibt es auch wieder tolle Preise zu gewinnen“. Ob es sich beim 1. Preis möglicherweise um einen Sarg oder eine Urne handelt, wird aber auf der Internetseite nicht näher erläutert. Dass solchermaßen der „Tod zum Leben“ gehört, sei keine Phrase, sondern „essenzielle Wahrheit“, schrieb der „Bonner Generalanzeiger“ in seinem Porträt über Wilhelm Becker als „ganzheitlichen Bestatter“. Der Kabarettist Rainer Pause und der Historiker Martin Stankowski beschäftigten sich schon vor 20 Jahren in ihrem Bühnenprogramm und in einem Buch „Tod im Rheinland“ mit der Tatsache, dass eben das Rheinland „die knochenintensivste Region Nordwesteuropas.“ ist. „Ob Ursula und Gereon in Köln, Cassius in Bonn oder Donatus in Münstereifel: Es wimmelt von Heiligen und ihren sterblichen Überresten, den Knochen, die als Reliquien heftig begehrt und lebhaft verehrt werden. Die Rheinländer sind mit ihnen auf Du und Du. Aber ist deshalb auch der Umgang mit Tod und Sterben anders? Ist es gar vergnüglicher, leichter?“ Letztlich wohl nicht. Denn wie bilanziert es der Kölner Krätzchensänger J.P. Weber: „Der letzte Wagen is immer ’ne Kombi, un do liss hingen en dä Kiss, so ’ne Driss…“ (liss= liegst, Kiss=Kiste, Driss = Scheiße). Es sei denn, man lässt sich nach dem Ableben kompostieren, was neuerdings als „ökologische Bestattung“ angepriesen wird. Das hält allerdings Tade Spranger, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Bonn und laut Berliner „Tagesspiegel“ auch ein Spezialist für „Friedhofs- und Bestattungsrecht“ für einen „komplett irren Vorgang“, denn es gäbe „zahlreiche naturwissenschaftliche und medizinische Bedenken, auch in Bezug auf die biologische Sicherheit des Verwesungsprozesses“. Und wer will schon als Dünger für Futterrüben aus dem Jenseits der Nachwelt ein „Und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen!“ entgegenrufen?

In Österreich waren sie mal wieder schneller. Während hierzulande bis vor kurzem die einstige Linkspartei-Ikone sich lange zierte, ob sie zu den nächsten Wahlen mit einer eigenen „Sarah Wagenknecht Partei“ antreten soll, hat sich für die Wahl zum Wiener Landtag im Jahre 2025 dort schon längst „Die Bierpartei“ gut aufgestellt und in aktuellen Meinungsumfragen mit 12 Prozent Stimmenanteil sogar bereits die konservative ÖVP überholt. Das Parteiprogramm ist recht simpel, aber in nicht zu unterschätzender Weise volkstümlich angelegt: einen „Bierspringbrunnen für Wien“ und einen „monatlichen Biervorrat für österreichische Haushalte“ verspricht die Partei der Gerstensaftfreunde ihren Anhängern. Damit könnte sicherlich auch eine Sarah Wagenknecht-Partei punkten: da ja die heutigen Salon-Bolschewisten, also die Lifestyle-Linken, die Wagenknecht in der Linkspartei anprangert, nicht mehr Bier als traditionelles Proletarier-Gesöff bevorzugen, sondern eher Prosecco und Aperol Spritz, könnte der Wagenknecht-Verein auf Parteitagen zur musikalischen Illustration seines angekündigten linkskonservativen Profils eine Blaskapelle engagieren, die zum Fassanstich „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ spielt und nicht etwa „Auferstanden aus Ruinen“.

Die Garantie von „Brot und Spielen“ fürs „gemeine Volk“ haben bekanntlich schon die römischen Cäsaren als Basis von politischem Machterwerb und Machterhalt erkannt. Was letzteres angeht, nämlich die Spiele, namentlich zur Fußball-EM bei uns im kommenden Jahr, so graust sich in Köln der grüne Bezirksbürgermeister Andreas Hupke davor, im denkmalgeschützten Rheinpark einen Bolzplatz für die Fans anlegen zu müssen, die zu den Kölner EM-Spielen an den Rhein kommen: statt eines „bunten Fußballfestes“ dort fürchten nicht nur Hupke, sondern auch andere Kommunalpolitiker, sturztrunkene Fans könnten mit ihrer Freizeit-Bolzerei zwischen den EM-Spielen womöglich den schönen Rheinpark verwüsten und somit der internationalen TV-Öffentlichkeit eher ein weiberfastnachtsähnliches Wildpinklerchaos bieten anstatt ein heiteres EM-Sommermärchen. Herr Bär hat den grünen Politiker Andreas Hupke insofern in leicht getrübter angenehmer Erinnerung, als Herr Hupke vor Jahren auf einer Karnevalsveranstaltung in Köln-Ehrenfeld Herrn Bär mal ein Glas Kölsch ausgeben wollte, aber es gab leider kein Bier mehr – denn das einzige Fass war von der politischen Konkurrenz schon längst leer getrunken. So etwas passiert aber auch immer nur den Grünen.

Copyright: Bär/Raap 2023

Neulich wurde eine renommierte Parfum-Designerin gefragt, welcher Duft denn am besten zu Olaf Scholz passen würde. Sie meinte daraufhin, Scholz sei gewiss nicht der „Vanille-Typ“, er würde wohl eher einen würzig-herben Duft bevorzugen. Würzig-herb? Herr Bär fragt sich ratlos, was das im Falle des Kanzlers heißen soll. Olaf Scholz als olfaktorische Reinkarnation des Marlboro-Mannes, nach einer Mischung aus abgestandenem kaltem Zigarettenrauch, Lagerfeuer-Holzkohle und Pferdedung riechend und dabei irgendwo in den Canyons von Colorado Mundharmonika spielend in den Sonnenuntergang hineinreitend? Riecht so einer wie Scholz dann vielleicht tatsächlich würzig-herb? Wohl eher nicht. Herr Bär kann sich hingegen vorstellen, dass Olaf Scholz mittags in der Bundestagskantine einen Vanillepudding isst. Oder einen Wackelpeter.

Veganer-Witz zum Mitdenken

Schäl: „Tünnes, ich han jehört, du bes jetzt Veganer“.

Tünnes: „Jojo, un ich bin esu jar ne janz konsequente Veganer. Ich drinke noch nit ens Leitungswasser“.

Schäl: „Woröm dat dann nit?“

Tünnes: „Dat kütt doch us däm Hahn“.

Baer aktuell 329 – 3. Okt. 2023

Oktober 8th, 2023

Bild des Monats Oktober 2023:

Jürgen Raap, Moldawischer Samba, Acryl und Öl auf Obstkiste, 2023

Kürzlich mokierte sich der Modedesigner Wolfgang Joop darüber, dass manche Reality-Sternchen des Trash-TV dazu neigen, sich beim Schönheitschirurgen mit einem Übermaß an Botox nicht nur die Lippen, sondern auch noch das Gesäß aufplustern zu lassen, wobei Joops Mokanz zu entnehmen ist, dass derlei fehlgeleitete physische Selbstoptimierung sein ästhetisches Empfinden stört. Wo derzeit in den Feuilletons von „Die ZEIT“ bis „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ die aktuelle gesellschaftliche Konfliktsituation gerne als ein Spannungsfeld zwischen dem klassischen demokratischen Liberalismus als Garant für die Freiheiten des Individuums zur Selbstverwirklichung und deren Konterkarierung von Linksaußen und Rechtsaußen mit ihren eher kollektivistisch orientierten Ideologien beschrieben wird, mündet Joops Kritik der plastischen Chirurgie als eine Kritik der Unvernunft bei Herrn Bär in den Eindruck, dass die Gattinnen neureicher russischer Oligarchen doch alle irgendwie alle gleich aussehen, wenn der Chirurg mit dem Herumschnippeln an Augenlidern und der Formung von Ballonreifen-Lippen fertig ist, mithin solcherlei künstliche und keineswegs künstlerische Körpergestaltung weniger individualistisch anmutet, sondern vielmehr als ein Ausdruck von Konformität und Uniformität zu beurteilen ist. Nun ja, heute schreibt ja keiner mehr so lange Sätze wie einst Thomas Mann (außer vielleicht noch der Verfasser von bär aktuell): die von Wolfgang Joop konstatierten kosmetischen Übertreibungen haben ihr soziologisches Pendant in der intellektuellen und damit auch literarischen Verarmung in den Kurznachrichtendiensten der sozialen Medien mit ihrem auf bloßes Schlagwort-Gebaren reduzierten Sprachgebrauch. Wer an Philosophie interessiert ist, der lese noch einmal in Immanuel Kants „Kritik der Urteilskraft“ nach, wo Kant ausführt, dass der Einsiedler kein Interesse an der Kunst und am Schönen habe, was man im 21. Jh. darin auslebt, sich im Homeoffice allein unrasiert, ungewaschen und damit ungeniert mit einer Tüte Kartoffelchips und einem Laptop auf dem Sofa herum zu lümmeln. Erst in Gesellschaft wolle man hingegen laut Kant als ein feiner Mensch gelten, streift den Schlafanzug ab, parfümiert sich und brezelt sich auch sonst gehörig auf – was allerdings im 21. Jh. im Joopschen Sinne zu den oben beschriebenen ästhetischen Missverständnissen führt, da laut Kant nur die ästhetischen Erfahrungen des Naturschönen auch zu moralischem Handeln führen, wobei der Königsberger Philosoph von 230 Jahren noch nicht wissen konnte, dass heute eher das hypermoralische Überlegenheitsgefühl mancher radikaler Eiferer und verblendeter Sektierer die allgemeine Geselligkeit stört.

Blonder geht’s nicht möchte man ausrufen angesichts des politischen Trauerspiels, das sich die (noch ?) amtierende Bundesinnenministerin Nancy Faeser als Spitzenkandidatin im hessischen Landtagswahlkampf geleistet hat ohne jegliche Risikobereitschaft, sich nämlich weigernd, im Falle einer Niederlage als Oppositionsführerin nach Wiesbaden zu gehen und dann eben nicht trotzig nur um der persönlichen Karriere willen in Berlin bleiben zu wollen, was auch bei Herrn Bär, obwohl er selbst in Hessen nicht wahlberechtigt gewesen wäre, bei Faesers Kandidatur den Eindruck der Halbherzigkeit und politischen Leidenschaftslosigkeit erweckte. Ein Lehrstück, wie man es mit selbstverschuldeter politischer Verkorkstheit schaffen kann, dass die eigene Partei im Wahlergebnis schließlich mit 4 Prozent Stimmenverlust abschmiert. Eine andere Blondine, nämlich das Reality-Sternchen Daniela Katzenberger, ließ derweil die Welt via Boulevardpresse wissen, sie habe zehn Kilo abgenommen, was insofern keine bemerkenswerte Leistung ist und bei „Bärs Diät-Barometer“ allenfalls mit einer Bronzemedaille honoriert wird, weil Sigmar Gabriel 2017 immerhin satte 13 Kilo abspeckte (Silber), und der einstige Fußballmanager und Fresspapst Rainer Calmund im Jahr 2020 sogar voluminöse 70 Kilo (Gold). Zu den weniger weltbewegenden Nachrichten dieser Tage gehört auch die Meldung, Olaf Scholz habe bei einem der jüngsten internationalen Gipfeltreffen eine abgewetzte Aktentasche mit sich geführt, was Herrn Bär ahnen lässt, dass der Scholzomat uns als skurille politische Medienfigur wohl noch länger erhalten bleibt und mit bizarren Trivialitäten zur Auffüllung von Zeitungsschlagzeilen beiträgt. Der Kabarettist Ingo Appelt drückte es in einem Zweizeiler so aus: „Wirste ausgelacht, bleibste an der Macht“, was nach Appelts Meinung allerdings auch und weniger lustig für den Albtraum einer Wiederwahl Donald Trumps in den USA gelten mag.

Ein japanisches Restaurant in Köln bietet in diesem Monat „Sushi goes Oktoberfest“ an. Wenn die Reisröllchen, die sonst rohen Thunfisch oder Lachs enthalten, nun als „Wies’n Box“ mit „Leberkäse, Krautsalat und Röstzwiebeln“ als Füllung angepriesen werden: Ist das als plumper gastronomischer Marketing-Gag eine frivole „kulturelle Aneignung“, über die sich allerdings bislang noch keine Puristen der politischen Korrektheit hysterisiert haben, oder ist das nun doch eher eine interkulturell akzeptable globale „Crossover-Küche“, ähnlich dem „Dönerburger“, der mit türkischer Traditionsküche eigentlich auch nichts mehr zu tun hat, weswegen man die pseudo-japanische „Wies’n Box“ mit Leberkäse-Sushi mit Sicherheit nicht als „authentisch“ einstufen darf. Für eine stilechte Kellnerinnen-Tracht, nämlich Dirndl oder Geisha-Kostüm, konnte der Marketing-Depp, der sich diese Speisekarte ausgedacht hat, sich freilich nicht entscheiden – das Personal ist in diesem Etablissement auch zu den jetzigen japanischen Oktoberfest-Wochen weiterhin neutral in T-Shirts gewandet. Und wenigstens diese neutrale Garderobe hat dann nicht den Hautgout einer verlogenen Gastro-Folklore. Die traditionelle japanische Küche „Washoku“, die in der Edo-Zeit  (17.-19. Jh.) entstand, zählt übrigens zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.

Sternstunden des Boulevard-Journalismus: „Es geht um Zechprellerei. Polizei-Einsatz bei Schröder-Party“, titelte die BILD-Zeitung über eine bei der Begleichung der Rechnung aus dem Ruder gelaufene Zwei-Michelin-Sterne-Gourmet-Sause des Altbundeskanzlers im Hamburger Nobel-Schuppen „Lakeside“, wie man sie sich als Schwank im Kölner Hänneschen-Theater nicht besser hätte ausdenken können. Kurzfassung: Erst kam die Rechnung, dann die Polizei. BILD-Leser wissen nun: wenn man von Gerhard Schröder zum Essen eingeladen wird, muss man womöglich auf alles gefasst sein. Nicht wegen ihm, sondern wegen mancher seiner Gäste, mit denen er sich neuerdings zu umgeben pflegt, in diesem Falle mit einem „iranischen Geschäftsmann“ namens Mazid Y. (41), der sich – glaubt man der BILD-Reportage – letztlich keineswegs seriöser verhielt, als man dies gemeinhin russischen Oligarchen unterstellt. Wo Schröder aufgrund der aktuellen Sanktionen gegen Russland momentan eher Schwierigkeiten hat, geschäftliche Kontakte zu den dortigen Oligarchen zu pflegen, erwies sich als Alternative zu ihnen besagter „iranischer Geschäftsmann“ keineswegs als Glücksfall zum Aufpolieren der zuletzt arg gelittenen Schröder’schen Reputation. Was war laut BILD nun tatsächlich passiert: Gastgeber Schröder habe verkündet, „er zahlt, was zum Menü gehört. Wer darüber hinaus etwas bestellt, begleicht die Rechnung selbst“. Mazid Y. habe „das offenbar nicht begriffen – oder es nicht begreifen wollen“ und konsumierte ungeniert Getränke für 6.117 Euro. Ein Sieben-Gänge Menü kostet dort im „Lake Side“ 240 Euro, eine 7 Gläser-Weinbegleitung 160 Euro. Aber an einem einzigen Abend mehr als 6.000 Euro auf den Kopf zu hauen – das muss man ja auch dort erst einmal schaffen. Vielleicht hat Gerhard Schröder, der früher als trinkfest galt, in Mazid Y. seinen Meister gefunden. „Als die Rechnung kam“, sei Schröders Gast aus dem Mullah-Land jedenfalls ausgerastet. Als die Polizei eintraf, sei „der durstige Geschäftsmann“ allerdings „schon weg“ gewesen. Nun ja, wer an jenem Abend sonst noch Schröders Gast war, kann davon jedenfalls noch seinen Enkeln erzählen: denn einen Polizeieinsatz wegen eines Zechprellers im Gefolge eines Altbundeskanzlers erlebt man ja schließlich nicht alle Tage.

In der Tierwelt gilt offensichtlich nicht das Schönheitsideal einer Heidi-Klum-Model-Welt. So trägt man in Alaska die „Fat Bear Week“ aus mit einem Wettbewerb, bei dem online über den dicksten Bären abgestimmt wird. 2023 ging das 320 kg schwere Weibchen „Grazer“ als Sieger hervor. Im kanadischen Vancouver Island drang derweil ein junger Schwarzbär in den Kiosk einer Tankstelle ein, klaute ausgerechnet eine Tüte Gummibärchen, worüber sich der Tankstellenbesitzer Jay deGoesbriand erboste: „Dann hat dieser kleine Mistkerl die Nerven, in meiner Einfahrt zu sitzen, mich anzusehen und die Süßigkeiten zu essen“. Es sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, dass Sigmar Gabriel mal Tierpate für den Berliner Eisbären Knut war, der im Rahmen dieser Patenschaft der Verfressenheit anheimfiel und kurz darauf verstarb. Der Eisbär Knut, nicht Sigmar Gabriel. Seitdem ist in Deutschland jedenfalls kein Politiker mehr Tierpate eines Bären geworden, wiewohl Olaf Scholz die Patenschaft über einen Schnarchbären doch gut anstünde. Die „Süddeutsche Zeitung“ belehrte bereits am 4.11. 2021 Hundehalter darüber, man müsse ja nicht unbedingt Tiermedizin studiert haben, um festzustellen, dass ein Hund zu dick sei und dazu als augenfälliges Beispiel den Dackel „Obie“ erwähnte, der mit 35 kg zu fett gewesen sei: „Selbst sein Schwanz war zu dick zum Wedeln“. Das Normalgewicht bei Dackeln liegt sonst bei 9 kg. Auf www.cavallo.de gibt es unterdessen „7 Futter-Tipps für dicke Pferde“ nachzulesen, während die Bundesärztekammer auf ihrer Webseite auch gleich noch den Jockey mit in die Pflicht nimmt in der Schlagzeile „Übergewicht bei Pferd und Reiter“. Das Portal „Fit for Fun“ zitiert die französische Ernährungswissenschaftlerin Jessie Inchauspé, die heraus gefunden hat, dass Hafermilch „aufgrund des Getreides mehr Kohlenhydrate als beispielsweise Kuh- oder Mandelmilch“ enthält, mithin Glucose. Wenn nun der Reiter Hafermilch auf leeren Magen trinkt, „kommt die Glukose sofort ins Blut“. Daraus folgert Herr Bär: Macht er das öfter, nimmt er wegen der Glucose rasch deutlich zu. Sein Pferd hat dann mehr Last zu tragen und frisst auch mehr Hafer, um dann den dicken Reiter besser verkraften zu können, wird selbst dabei aber auch dicker. Mahlzeit!

Der ganz normale Wahnsinn Erst mal nachdenken, dann posten oder twittern, möchte man der irrlichternden Greta Thunberg zurufen, die erst ihren jüngsten „Freitags Schule schwänzen“-Streik der „Solidarität mit Gaza“ widmete und damit naiverweise der „Süddeutschen Zeitung“ eine Steilvorlage für die Schlagzeile „Israelische Klimaschützer ’schockiert‘ über Greta Thunbergs Pro-Palästina-Tweets“ lieferte, und dann aber laut „taz-die tageszeitung“ hinterher wohl recht kleinlaut einräumen musste, sie habe doch gedacht, es verstünde sich von selbst, dass sie „gegen die schrecklichen Angriffe der Hamas“ sei. Als Freigeist tritt Herr Bär selbstverständlich engagiert für eine ungehinderte Meinungsfreiheit ein, auch da, wo sie unbequem wird, aber sie sollte freilich in der aktuellen Antisemitismus/Gaza-Krieg-Diskussion nicht vorschnell zu einer unzulässigen Täter-Opfer-Umkehr propagandistisch missbraucht werden, und wenn schon Wachsamkeit (neudeutsch: wokeness) angebracht ist, dann vor allem auch gegenüber denjenigen, die allzu leichtfertig in die Falle der psychologischen Kriegsführung der Hamas-Terroristen hinein stolpern, zynischerweise als notwehrige Gegenreaktion auf ihre Untaten sogar maximales Leid bei der eigenen Bevölkerung in Kauf zu nehmen, nur um damit Mitleid in der Weltöffentlichkeit zu erregen. Derweil wird auf der höchst obskuren Website https://ki-blog.de/ki-blog/olaf-scholz-und-die-echsenmenschen/ allen Ernstes die bizarre Behauptung verbreitet, „Olaf Scholz und die Echsenmenschen streben nach der Weltherrschaft. Das Gas ist ihm egal, er lebt unter der Erde. Sein Plan ist es, die Welt zu unterjochen und sie nach seinen Vorstellungen umzuformen…“ Das klingt in der Tat ziemlich durchgeknallt, doch der obskurante Verfasser jener schrulligen Theorie mag beruhigt sein: Nein, nein, die Weltherrschaft kriegen Olaf Scholz und seine dilettierende Ampelkoalition gewiss nicht hin. Auch nicht als Echsenmenschen unter der Erde. Peter Feldmann, wegen Vorteilsnahme geschasster Ex-OB von Frankfurt und von der „BILD“-Zeitung deswegen als „Peinlich-OB“ etikettiert, wollte nach seinem Austritt aus der SPD Mitglied bei den Linken werden, aber „die wollen ihn nicht“. Nun ja, nach der Abspaltung des Wagenknecht-Vereins müsste die Linkspartei ihr Personal doch eigentlich dringend auffrischen wollen, und da käme es wohl auf eine peinliche Figur mehr oder weniger auch nicht mehr an. In der Not frisst halt der Teufel fliegen, heißt es in einer geflügelten Redensart. Nach dem unrühmlichen Feldmann-Abgang sucht allerdings ebenfalls die Kevin Kühnert-Partei neue Mitglieder: „SPD umwirbt Linken-Abgeordnete: Überläufer herzlich willkommen“, schrieb „Der Spiegel“. Den zögernden Linken kann man da nur zurufen: auch wenn manche Verschwörungstheoretiker das anders sehen – Olaf Scholz und seine Sozialdemokraten sind nun wirklich keine Echsenmenschen, die sich unter der Erde fest gemümmelt haben. Das bestätigt jedenfalls der stets wachsame ( neudeutsch: in diesem Falle woke, hehe) Herr Bär mit einem großen Indianer-Ehrenwort. Übrigens, huhu und hallo, Greta Thunberg, aufgemerkt: am 26. Oktober ist „Frankenstein-Freitag“, da darf man wieder streiken, aber bitte nicht so, dass mit unbedachter Thunbergscher Plapprigkeit erneut der Eindruck einer Sympathie für die Hamas erweckt wird. Oder man zelebriert dann doch lieber am 30. Oktober „Die Nacht des verfluchten Kühlschranks“. Anschließend wird dann am 15. November 2023 der „Putz Deinen Kühlschrank-Tag“ begangen, um den Fluch wieder loszuwerden. Wer das nicht glaubt: solch bekloppte Aktions- und Gedenktage wie den „Tag des gefüllten Eies“ (2. Nov.) oder den „Welttoilettentag“ (19. Nov.) listet https://www.deutschland-feiert.de/besonderheiten-feiertage/aktionstage/ auf.

Manche Streaming-Dienste garnieren ihre Film-Klassiker mit der Triggerwarnung, es gäbe „Sex, Gewalt, Fluchen, Schimpfwörter, Alkohol und Rauchen“ zu sehen. Herr Bär sucht sich gerne gerade solche Filme aus, bei denen vor derlei Unbill gewarnt wird und sieht darin sogar ein Qualitätsmerkmal, anders als bei den biederen stets und krampfhaft mit pädagogisch erhobenen Zeigefinger um politische Korrektheit bemühten „Tatort“-Folgen, doch bei einem alten James Bond-Film erwies sich diese Warnung als herbe Täuschung: Richtig gesoffen wurde da nicht, denn nur in einer einzigen Szene trank James Bond ganz manierlich ein Glas Martini „gerührt und nicht geschüttelt“. Geraucht wurde auch nur in einer einzigen anderen Filmszene, als James Bond einer lasziv wirkenden Schönheit Feuer für ihre Zigarette gab. Eine Sex-Szene beschränkte sich darauf, dass James Bond in einem Hotelzimmer eine Frau küsste, sie ihm daraufhin ein anhimmelndes „Ach, James“ entgegen hauchte und hernieder sank, wobei die Kamera dann sofort einen Schwenk zur Zimmertür machte, wo es nichts zu sehen gab außer einer Zimmertür. Lediglich was den Gebrauch an Schusswaffen und Sprengstoff angeht, kommt man bei diesem Film als Fan von Triggerwarnungen auf seine Kosten, wiewohl in manchen Hollywood-Klassikern Bruce Willis schon mal mehr an Kulissen kaputt gemacht hat und daher innerhalb der Schauspielergilde im Fach Hauen und Stechen eher als ein König der Krawallbrüder gelten mag.

baer aktuell 328 – 3. Sept. 2023

September 1st, 2023

Bild des Monats September 2023: Jürgen Raap, Der Wolfsjäger I, Acryl und Öl auf Leinwand, 2023

Bär aktuell 328 – 3. Sept. 2023

Wer nicht von „Menschen“, sondern stattdessen von „Mensch*innen“ spricht, hat sich gewaltig vergendert. Das führt uns der Autor Fabian Payr vor Augen, der in einem Büchlein „20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören“, zusammen getragen hat (1). Ihm sekundiert bekanntlich mittlerweile auch der Rat für deutsche Rechtschreibung, der weiterhin „Genderzeichen im Wortinneren nicht als einen Kernbestand der deutschen Orthografie“ einstuft. Auf der Internetseite https://schlechtewitze.com/gender postete ein Anonymus mit einem ironischen Plädoyer für sprach-unlogische Konsequenz: „Wenn man überlegt, müsste man ja eigentlich alles gendern… Also Sexist:innen, Mülleimer:innen, Damen:innen, Mutter:innen, Schule:innen, Deutschland:innen“. Ein anderer postet auf https://www.philippicae.de/post/gender-witz ergänzend dazu, dann müsste man ja auch „Taliban*innen“ sagen. Obwohl die Taliban in Afghanistan von der Gleichberechtigung der Geschlechter bekanntlich nichts halten und die Frage, ob es dort überhaupt weibliche Taliban, mithin „TalibanInnen“ oder „Taliban_innen“ gibt“, an dieser Stelle von Herrn Bär nicht beantwortet werden kann. Aber mutmaßlicherweise wahrscheinlich nicht. Fazit bei „Focusonline“ daher bereits 2021: „Schluss mit den nervigen Gender-Debatten! Jetzt muss Humor die Frauen nach vorne bringen“. So sei an dieser Stelle ein Witz zum Mitdenken zitiert, den man nicht auf der Internetseite „Schlechte Witze“, sondern woanders findet: Kommt eine Genderbeauftragte in die Kneipe und bestellt „eine Radlerin“. Sagt der Wirt: „Tut mir leid, das Zapfhuhn ist kaputt“. Die österreichische Zeitung „Profil“ berichtete derweil über den Hang mancher Gender-Eiferer zur Bigotterie: in Graz z.B. mit einer Stadtregierung unter Führung der kommunistischen KPÖ hieße es zwar „Grazer:innen, Fußgänger:innen, Dolmetscher:innen“, aber ansonsten nur „Investoren“. In der Vorstellungswelt der Bürgermeisterin sei für „Kapitalist:innen, Großgrundbesitzer:innen und Ausbeuter:innen aller Art wahrscheinlich kein Platz“. Aus dem Pendant zur KPÖ, nämlich der deutschen Linken, sei an dieser Stelle Sarah Wagenknecht zitiert, die sich kürzlich darüber mokierte, mit dem Zwang zum Gendern werde „die Sprache der Leute entwertet, die diese Regeln gar nicht im Detail kennen“. In diesem Sinne war auch in der Zeitschrift „Geo“ nachzulesen: „Gendern ist ein akademisches Elitenprojekt und geht an der Lebens- und Sprachwirklichkeit vieler Menschen vorbei; es ist eine Bevormundung“. Das Gendern führt im Wagenknechtschen Sinne eben nicht die „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“, wie es in einem bekannten Arbeiterkampflied von Leonid Petrowitsch Radin aus dem Jahre 1896 heißt, und die Schwestern auch nicht. Denn bei https://languagetool.org heißt es: „Wenn nun alle anfangen würden, durchgängig zu gendern, würde dies jedoch allein nicht ausreichen. Frauen würden weiterhin weniger verdienen, immer noch in den Chefetagen unterrepräsentiert werden und noch weiter im klassischen Familienbild leben müssen. Da kann doch ein Sternchen oder eine Sprechpause nichts ändern“. Mit Humor allerdings ändert sich freilich mitunter auch nicht viel: bei https://fluter.de/humor-mann-frau-gender-gap ist nachzulesen: „Einen witzelnden Chef finden alle klasse, eine witzelnde Chefin dagegen schnell nervig. Frauen können sich die Karriere buchstäblich verscherzen..“ Copyright Raap/Bär 2023

( 1) Fabian Payr,“ Von Menschen und Mensch*innen“, 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören, Springer Verlag, Wiesbaden 2021)

Kein Witz Als Olaf Scholz nach einem Sturz aufs Gesicht beim Jogging mit Augenklappe herumlief, lud ihn die Stadt Köln dazu ein, als Pirat am nächsten Kölner Karneval teilzunehmen und versprach ihm laut Boulevardblatt „Express“, dafür auch noch eine Pappnase zur Verfügung zu stellen. Herr Bär meint: Die Augenklappe und die Pappnase kann man ja später als Scholz-Reliquien im Deutschen Historischen Museum ausstellen und das Museum dadurch zu einem Olaf Scholz-Wallfahrtsort machen. Jedenfalls: die Augenklappe lenkt gut von seinem Gesicht und seiner Pläät ab. Und vielleicht entwickelt sich Olaf Scholz als Pirat im Kölner Karneval ja doch noch zu einer rheinischen Frohnatur. Immerhin bewies er schon mal die für ihn erstaunliche Befähigung zur Selbstironie, bei manchen Joggingstrecken nähme man doch besser das Auto. Was das Autofahren auf derlei Park- oder Waldwegen angeht, so überkam Hubert Aiwanger ein Moment der Erleuchtung, als er darauf hinwies, Christian Lindner habe im Wald nichts zu suchen, denn da bliebe sein Porsche irgendwo stecken. Aiwangers Ratschlag beherzigen im übrigen auch die Helikoptermütter, die ihre Blagen eben nicht im SUV, sondern mit dem Lastenfahrrad über holprige Waldwege karren. Notfalls auch mit Augenklappe.

An die Chefredaktionen von „Bild“ und „Express“ muss ernsthaft die Frage gerichtet werden, ob tatsächlich ein größeres öffentliches Interesse am Verlauf der Schwangerschaft der Komikerin Carolin Kebekus besteht, oder ob man Stammlesern wie Herrn Bär derlei gynäkologische Regenbogenpresse-Berichterstattung nicht besser ersparen sollte. Dass es durchaus wichtigere weltbewegende Themen gibt, bewies „Die ZEIT“, als sie einen Leserbrief von Klaus P. J. abdruckte, der sich darüber beklagte, der Musiker Heino sei ja bereits längst „im Rentenalter, aber er singt weiter“, und in derselben Ausgabe mokierte sich in einem anderen Leserbrief ein gewisser Dierk H. darüber, dass ein „ganzseitiger Artikel über den greisen Barden Heino“ ausgerechnet „im Wirtschaftsteil“ abgedruckt wurde. Nun ja, Carolin Kebekus hat es mit ihrer Schwangerschaft noch nicht in den Wirtschaftsteil der „ZEIT“ geschafft (denn es gibt ja noch keine Merchandising Fan-Artikel wie Carolin Kebekus-Babyschnuller oder -strampelhöschen), während man hingegen bei https://www.heino.de/shop/fanartikel/ fündig wird, wenn man dort nach dem „Original Steiff Heino Teddy Bär – Limited Edition“ für 369 Euro oder nach dem „Eau de Parfum – Das singende Enzian“ für 35 Euro pro 50ml-Flasche sucht, wobei ausdrücklich davor gewarnt wird, der Heino-Teddy sei „kein Kinderspielzeug“, sondern ausschließlich „für erwachsene Sammler“ bestimmt“. Das erwartet Herr Bär natürlich auch von einem Carolin Kebekus-Babyschnuller. Die Kreation eines Nancy Faeser-Parfums für den hessischen Landtagswahlkampf durch irgendeinen überkandidelten Duft-Designer hat sich die regionale SPD zur Auffüllung ihrer Wahlkampfkasse bislang immerhin noch verkniffen. Da noch nicht sicher ist, ob überhaupt und wann und wo die Medienmogule Elon Musk, der auch sonst schon reichlich durchgeknallt wirkt, und der nicht minder fragwürdige Mark Zuckerberg tatsächlich in den „Alles ist erlaubt“-Box-Käfig steigen, um sich dort gegenseitig gründlich zu verprügeln, wie es sonst woanders nur pubertierende Schulbuben auf dem Schulhof tun, goutiere man bis dahin in den hiesigen Medien, wie zwei andere mediale Krawallbrüder, nämlich Julian Reichelt (Ex-“Bild“-Chefredakteur) und Jan Böhmermann („ZDF Magazin Royale“) sich in der Causa „Nancy Faeser-Arne Schöhnbohm“ juristisch duellieren, dies immerhin noch in halbwegs zivilisierter Weise und eben noch nicht auf einem archaischen „Alles ist erlaubt“-Straßenschläger-Niveau, was in den heutigen Zeiten mit den sonst überall reichlich verrohten Sitten ja auch schon was wert ist, obwohl die Bundesinnenministerin und hessische Wahlkampf-Spitzenkandidatin Nancy Faeser darüber jammert, sie werde „mit Dreck beworfen“. Gegen den Gestank dieses Drecks hilft vielleicht Heinos Enzian-Parfüm. Und ansonsten ergab eine Meinungsfrage, dass ein Drittel der Befragten sich wünschen, Olaf Scholz solle weiterhin eine Augenklappe tragen.

King Charles, damals noch Prince of Wales, wurde 2002 von einem „parteiübergreifenden Arbeitskreis parlamentarischer britischer Bierfreunde“ zum „Biertrinker des Jahres“ gekürt. 1987 hatte man ihm und ebenso Prinzessin Diana bei einem offiziellen Besuch im Kölner Rathaus je ein Glas Kölsch in die Hand gedrückt, und Herr Bär erinnert sich noch gut daran, wie die Lokalpresse damals grummelnd darüber berichtete, Prinzessin Diana habe nur höflich an dem Glas genippt und dabei keine Miene verzogen. Als der Sohn der beiden, nämlich Prinz Harry, kürzlich in Düsseldorf weilte und dort in einem typisch rheinischen Brauhaus einkehrte, soll er laut „BILD“ an jenem Abend sechs Glas Alt-Bier konsumiert und dazu verkündet haben, er habe gehört, dieses Bier schmecke besser als jenes in Köln. Von wem hat er das wohl gehört? Aus der Sicht des Kölner Braugewerbes lässt sich dazu nur kommentieren: 1. Mer muss och jünne künne (man muss auch gönnen können). 2. Wir Kölner sind ja immer stolz auf unsere Weltoffenheit. Als Herr Bär mitten auf dem Mittelmeer (Achtung: indirekter Pleonasmus!!!) auf einem Kreuzfahrtschiff an der Bar einmal ein „Newcastle Brown Ale“ orderte und ein britischer Passagier auf dem Barhocker neben ihm fragte, wieso er, Herr Bär, mit seinem spürbar deutschen Akzent in der englischen Aussprache der Bestellung, hier nicht nach deutschem Löwenbräu verlange, das gäbe es auf diesem Schiff doch auch, da entgegnete Herr Bär: deutsches Bier könne er doch in Deutschland überall trinken, aber wenn man schon mal woanders sei, solle man dort auch Spezialitäten probieren, die es zu Hause nicht gibt. Der britische Mit-Passagier war begeistert, gab Herrn Bär ein zweites „Newcastle Brown Ale“ aus, und Herr Bär kann sich rühmen, an der Bar jenes Kreuzfahrt-Schiffes mit einem Prost auf den heutigen King Charles III. als „Biertrinker des Jahres 2002“ zur Völkerverständigung beigetragen zu haben, und er empfiehlt daher allen lokalpatriotisch eingefleischten Berufskölnern, bei Aufenthalten in Düsseldorf ebenfalls solch einen guten Eindruck zu hinterlassen, indem sie bei geselligen Anlässen sich dort kosmopolitisch verhalten, was das Goutieren lokaler Spezialitäten anbetrifft. Dazu muss man aber über die kleinen, aber feinen Unterschiede Bescheid wissen: In Köln ist ein „Halver Hahn“ ein Röggelchen (Roggenbrötchen) mit mittelaltem Holländer Käse, in Düsseldorf hingegen mit Mainzer Käse.

Copyright Bär/Raap 2023

baer aktuell 327 – 3. Aug. 2023

August 1st, 2023

Bild des Monats August 2023:

Jürgen Raap, „Die nächtliche Überfahrt II“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Baer aktuell 327 – 3. Aug. 2023

Von Schmutzpuckeln, Zynikern und der deutschen Sekundärtugend der Neigung zur Miesepetrigkeit soll hier die Rede sein. So lästerte der Entertainer Harald Schmidt kürzlich lauthals über den „Wärmepumpen-Robby“ Robert Habeck, dieser gewinne vor allem „im Scheitern die Herzens des Publikums“. Nun ist seit dem Ableben von Heinz Erhardt und Loriot typisch deutscher Humor nur noch mit vulgärem Klamauk oder mit sarkastischer Schadenfreude gepaart. Der Kolumnist Harald Martenstein grauste sich derweil in der „Welt am Sonntag“ über „den Dreck und Verfall fast überall“ in Berlin. Mit dieser Analyse schmutzpuckeliger Zustände hat er freilich nicht ganz Unrecht, wobei man zur Ehrenrettung Berlins allerdings wissen muss, dass sich in Köln kürzlich die Stadtführer über die reichlich versiffte Gegend rund um den Dom beklagt haben – es sei ihnen inzwischen peinlich, ihre Touristen dorthin zu führen. Na ja, in Berlin kann es ja wohl nicht viel schlimmer sein, wenn man mal Augenzeuge war, wie es regelmäßig an Samstagabenden auf den Amüsiermeilen der rheinischen Domstadt zugeht, mit ballermannhaften Exzessen von Junggesellenabschiedsfeiern unter Hinterlassung von Erbrochenem in Hauseingängen, zudem jeder Menge Müll in Form von leeren Bierflaschen und -dosen sowie mit Ketchup aufgeweichten und dann achtlos weggeworfenen Imbisspappschalen. Das ist übrigens kein neuzeitliches Phänomen – als Johann Maria Farina 1723 aus Norditalien nach Köln zog, erfand er dort am Rhein das Eau de Cologne – Kölnisch Wasser, um mit dessen Duft die verstunkene Stadt besser ertragen zu können (eine halbwegs moderne Kanalisation bekam Köln übrigens erst ab etwa 1820 durch die neue preußische Verwaltung). Wird also in den Glossen der Feuilletons in kühmbrezelhafter Miesepetrigkeit als typisch deutsche Sekundärtugend immer nur Dreck, Not und Elend beklagt? Keineswegs. In den Augen von Harald Schmidt repräsentiert nämlich ausgerechnet Christian Lindner ein lichtgestaltiges Gegenmodell zu dieser schnöden Welt. Harald Schmidt rät ihm jedenfalls mit einem gewissen Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Zynismus, wenn er, Lindner, schon so reich sei, dann solle er damit auch ruhig mal angeben und seine Rolex-Uhr bei Talkshow-Auftritten nicht mehr so schamhaft unter der Manschette verstecken. Und wo wir gerade beim Thema Schmutzpuckel sind: Finanzminister Christian Lindner habe das Versagen seiner Anti-Geldwäsche-Einheit „Financial Intelligence Unit“ – kurz FIU – „jahrelang verschleppt“, moniert das ZDF auf seiner Website www.ZDF.de. Die gründlich weichgespülte zaghafte Reform seiner „Pannen-Behörde“, die Lindner nunmehr angekündigt habe, empfindet der SPD-Abgeordnete Sebastian Fiedler unterdessen als eine „kriminalpolitische Bankrotterklärung“. Wie wäscht man also künftig munter und unbehelligt schmutziges Geld in Lindners Hoheitsbereich? Herr Bär mutmaßt, da werden in irgendwelchen gruselig düsteren Hinterhöfen einfach nur ein paar Tropfen Kölnisch Wasser auf die Scheine geträufelt, und man bekommt dafür bei einer Cum und Ex-Bank unbesehen einen „Persilschein“. Und von dem gesäuberten Geld kann man sich dann eine Rolex kaufen, die man selbstbewusst nicht mehr unter der Hemdmanschette verstecken muss.

Der ganz normale Wahnsinn Einen Verkehrsversuch der ganze eigenen Art unternahm Außenministerin Annalena Baerbock, um ausgerechnet mit einem Flugzeug der Bundesluftwaffe nach Australien fliegen zu wollen. Sie kam mit dem maroden Flieger bekanntlich nur bis Abu Dhabi, und da hat man ihr nach zwei vergeblichen Neustartversuchen womöglich erzählt, ihre Sitzreihe fliegt jetzt nicht nach Sydney weiter, sondern wird in Abu Dhabi abgekoppelt, wie man das von der Deutschen Bahn kennt, und sie müsste deswegen dann erst einmal nach Hamburg zurück. Wenn man mit der Deutschen Bahn 70 km von Köln nach Aachen zurück legen will, kommt man derzeit nur bis Düren auf halber Strecke. Dann wird mit dem Bus bis Aachen umständlich weiter gezuckelt, was die Deutsche Bahn mit ihrer Neigung zu verbal-bürokratischer Gespreiztheit allerdings reichlich euphemistisch „Schienenersatzverkehr“ nennt. Wer dann am Aachener Hbf. fragt, ob der „Schienenersatzverkehr“ von dort aus auch über Abu Dhabi bis nach Australien weiter fährt, wird wahrscheinlich blöd angeguckt, ob er sie nicht alle an der Waffel hätte, alternative grüne Verkehrsversuche hin oder her, doch die Frage ist berechtigt, da die Grünen bisher noch keinen ihrer manchmal reichlich skurillen Verkehrsversuche mit einem Radweg von Aachen nach Abu Dhabei „auf die Schiene gesetzt“ (sic !) haben. Unlängst warnte jedenfalls die amerikanische Schauspielerin Julie Delpy US-Touristen davor, in Deutschland die Deutsche Bahn benutzen zu wollen. Herr Bär ergänzt diese Warnung mit dem Hinweis, dass die Bundesluftwaffe zur maroden Deutschen Bahn gewiss keine Alternative ist, und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi möge es sich daher gut überlegen, ausgerechnet aus Deutschland Kampfjets der Bundesluftwaffe anfordern zu wollen, denn die kommen nach den jüngsten Erfahrungen von Frau Baerbock nach dem Start wahrscheinlich noch nicht einmal bis Königswusterhausen kurz hinter Berlin und müssten dann in der brandenburgischen Provinz notlanden. Zurück an den Luftwaffenstützpunkt geht es dann mit „Schienenersatzverkehr“ der DB. Falls jedoch dann nach ein paar Metern der „Schienenersatzverkehr“-Bus nicht mit einem brüchigen alten Reifen einen Platten hat, und der ADAC-Pannendienst die Weiterfahrt organisieren muss. Sind mittlerweile Zweifel an der einst weltweit gerühmten deutschen Ingenieurskunst angebracht? Aber ja doch, findet Herr Bär. Sind das nun im Jahre 2023 alles Infrastruktur-Mängel auf einstigem DDR-Niveau oder funktionierte das alles in der DDR seinerzeit tatsächlich besser als heute bei uns? Jedenfalls sollte man in unseren Tagen zumindest sein Fahrrad dringend mit „unplattbaren“ Reifen bestücken, rät Herr Bär. Kann man dann bei einem Flug mit der Bundesluftwaffe für alle Fälle auch ein Fahrrad mitnehmen? Wahrscheinlich nicht.

Was haben wir früher gerne über die Prinz Eisenherz-Frisur von Angela Merkel gelästert. Nun ja, ein guter Haarschnitt muss nicht teuer sein, denn in Berlin bekommt man z.B. beim „Friseur Haarmony“ eine „Hochsteckfrisur“ bereits „ab 30 Euro“. Für Kosmetik und Frisur der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)“ hat das Bundeskanzleramt allerdings „seit deren Ausscheiden aus dem Amt fast 55.000 Euro ausgegeben“, d.h. in einem Zeitraum von knapp zwei Jahren, wie der Berliner „Tagesspiegel“ reportierte. Umgerechnet wären das etwa 1.800 Mal eine „Hochsteckfrisur“ für 30 Euro, wenn man etwa alle 2,4 Tage den Friseur aufsucht. Hat die Investition von 55.000 Euro in die Haarpracht der Altkanzlerin denn wenigstens etwas genützt? Schließlich hatte schon 2009 der legendäre Berliner Promi-Friseur Udo Walz gewarnt: „Heute kann man Haare verschneiden und der Kundin einreden, das sei der letzte Schrei.“ Wie wahr. Auf die Frage, ob Bundeswehrsoldaten, die laut „Zentraler Dienstvorschrift“ ja dazu verpflichtet sind „Haar- und Barttracht sauber und gepflegt zu halten“, ihren Friseurbesuch als Werbungskosten von der Steuer absetzen können, antworten die meisten Finanzämter übrigens mit „Nein“. Die Frisur werde nämlich sowohl privat als auch dienstlich getragen, so heißt es, und „Aufwendungen für die Lebensführung, die die wirtschaftliche oder gesellschaftliche Stellung des Steuerpflichtigen mit sich bringt, auch wenn sie zur Förderung des Berufs oder der Tätigkeit des Steuerpflichtigen erfolgen;“, dürfen eben nicht von der Steuer abgezogen werden. Da dies analog auch für Politiker gelten müsste, mahnt Rainer Holznagel vom Bund der Steuerzahler angesichts solch haariger Exzesse an, die Kosten für „Visagisten und Hairstylisten“ müssten „im Zweifel privat bezahlt werden“. Doch ordentlich krachen auf Kosten des Steuerzahlers lässt es auch die Umweltministerin Steffi Lemke, die ohne ein schlechtes Gewissen zu haben dazu bereit ist, für einen Fotografen 150.000 Euro auszugeben, der dafür nur „ein oder zweimal jährlich… ein großes Porträtshooting“ mit der bislang eher glücklosen Ministerin veranstalten soll. Möglicherweise mit einer Hochsteckfrisur für zusätzlich 30 Euro, aber es ist eingedenk des oben zitierten Udo Walz-Bonmots dann trotzdem nicht zu erwarten, dass sich die umweltbewussten Fernfahrer voller Begeisterung ausgerechnet ein Steffi-Lemke-Foto als Pin Up-Poster in ihre Fahrerkabine hängen. Auch Annalena Baerbock greift offenbar nicht mehr selbst zum Lippenstift, sondern engagierte laut „BILD“ dafür eine Maskenbildnerin zu einem Monatssalär von 8.925 Euro. Etwa soviel kostet übrigens auch eine einzelne HE-Sprenggranate für den Leopard 2-Panzer.

Wer nobel speisen und sich dennoch gleichzeitig bodenständig fühlen möchte, der unternehme einen Feldversuch im Hotel Adlon Kempinski in Berlin, aber nur um festzustellen, dass eben beides gastrosoziologisch nicht ohne eine unangemessene Verfälschung der tradierten Küchenkultur geht. Dort im Adlon kostet laut „Berliner Zeitung“ die hausgemachte Currywurst nämlich 23 Euro, und man bekommt als geneppter First-Class-Tourist oder karriereorientierter salonbolschewistischer Grünen-Staatssekretär das Gefühl vermittelt, man stehe hier eben nicht in einer schäbigen neonbeleuchtenen und zugigen Frittenbude an einem bekleckerten Stehtresen mit abgewetzter Resopaltischplatte in Berlin-Wedding, sondern man genieße im Adlon auf weißer Damast-Tischdecke mit edlem Besteck etwas ganz, ganz Exquisites. Wer nun keine Currywurst mag, der kann sich dort auch einen Döner für 29 Euro bestellen. Man serviert ihn in dieser Berliner Nobel-Kantine mit Filetstreifen und Trüffelcreme, so, wie man ihn in Köln-Ehrenfeld garantiert nicht bekommt, und dort noch nicht einmal in jenem Döner-Imbiss, der mittlerweile „Kult-Status“ genießt, bloß weil sich hier angeblich irgendwann einmal mal der TV-Moderator Jan Böhmermann ein paar Fleischbrocken mit Sauce, Zwiebelringen und Salat ins halbierte Fladenbrot einpacken ließ, und sich seitdem tagtäglich lange Warteschlangen vor dem „Kult-Grill“ bilden. Derweil berichtete BILD über einen 16jährigen Jüngling, der zwei Portionen Currywurst plus Pommes mit Falschgeld zu bezahlen versuchte, dies allerdings nicht im teuren Adlon-Restaurant, sondern an einer stinknormalen Frittenbude. Bliebe noch nachzutragen, dass in einem renommierten Kölner Ausflugslokal, wo früher das gutsituierte Köln-Lindenthaler Bürgertum bei gehobener Küche seine Familienfeiern zelebrierte, jetzt eine Currywurst mit Pommes 15 Euro kostet und im Landgasthaus Heideblick im Königsforst die Rostbratwurst mit Pommes ebenso 10,50 Euro, aber dafür bekommt man als Gruß aus der Küche vorab ein Schälchen mit Aioli, Oliven, einer getrockneten Tomate und kroatischer Ajvar-Paste gereicht. Insgesamt muss man in unseren inflationsgeplagten und facharbeitermangelnden Tagen ertragen, dass die rheinische Ausflugsgastronomie im Vergleich mit Vor Corona-Zeiten generell mit stark ausgedünnten und bisweilen überteuerten Speisekarten aufwartet, und dies ohne die kulinarischen Raffinessen, an denen Herr Bär sich früher gerne zu laben pflegte. Auch das Service-Personal lässt mittlerweile zu wünschen übrig: als Herr Bär kürzlich bei einem Kellner zum dritten Mal anmahnte, er habe bereits vor 20 Minuten ein Glas Kölsch bestellt, antwortete dieser nur lapidar: „Oh, das hab ich vergessen!“ Wurde man als DDR-Bürger 1980 in der Ost-Berliner Gastronomie genauso abgekanzelt? Gleiten wir nun in Westeuropa in eine evolutionsgeschichtliche Mischung aus längst vergessen geglaubter real-sozialistischer Mangelwirtschaft mit mangelnder Arbeitsmoral und als Folge dessen einem gastro-kulturellen Untergang des Abendlandes ab? Fragen Sie dazu mal Christian Lindner und Roland Habeck. Christian Lindner war immerhin 2015 schon mal „Aalkönig“ im rheinischen Städtchen Bad Honnef, obwohl im Rhein schon längst keine Aale mehr gefangen wurden, aber diese Königswürde passt dann doch irgendwie zu ihm, während der „Spiegel“ 2021 über das Privatleben und damit über die Ernährungsgewohnheiten von Robert Habeck mit einem O-Ton-Zitat zu berichten wusste: „»Seit zehn Tagen habe ich nicht mehr abgewaschen. Der Müll ist nicht rausgebracht. Die Milch ist alle. Heute Morgen habe ich Müsli mit Wasser gegessen, ohne Scheiß.« Vielleicht sollte man daher zu seinem Trost Robert Habeck zum Bad Honnefer Aalkönig 2024 ausrufen.

Hätte man den Gebrüdern Aiwanger oder zumindest einem von ihnen rechtzeitig „betreutes Denken“ anbieten müssen, um zu verhindern, dass sie als 16- oder 17jährige pubertierende Bengel die Shakespeare’sche Formel „Mit Schrecken Scherz“ treiben gründlich missverstehen, weil sich im Falle Auschwitz eine „übelste Verhöhnung von Holocaust-Opfern“ in einem Flugblatt per se von selbst verbietet, und daher dieses damalige widerliche Auschwitz-Flugblatt in der Schultasche der Gebrüder Aiwanger „alles andere als ein Schulbubenstreich“ (taz) und mithin keineswegs eine lässliche Jugendsünde ist? In der „Passauer Neuen Presse“ bekannte Bruder Helmut Aiwanger, er habe seinerzeit dieses ekelhafte Pamphlet verfasst, denn „er sei wütend gewesen, weil er sitzengeblieben war und die Klasse wiederholen hatte müssen“. Nun verfasst an unseren Schulen freilich nicht jeder Sitzenbleiber aus Frust antisemitische Flugblätter, und mit pädagogischer Abschaffung des Sitzenbleibens oder der Benotung auf Zeugnissen ließe sich ein zynisch-geiferndes Abdriften in derlei Abgründe eines adosleszenten Wutbürgertums wohl auch nicht verhindern (und juveniles Randalieren in Freibädern ebenfalls nicht). „BILD“ weiß über Helmut Aiwanger zu berichten, er sähe heute aus wie ein „verkappter Alt-68er. Er hat lange Haare, dreht sich seine Zigaretten selbst“, als ob das ein Kriterium für eine gelungene intellektuelle Resozialisierung sei. Jedenfalls hat Helmut Aiwanger als 17jähriger im Freibad keinen von der Wasserrutsche herunter geschubst. Immerhin. „Focusonline“ wirft derweil der „Süddeutschen Zeitung“ in der Causa Aiwanger unseriösen Journalismus vor: „Es fehlt der Beweis, und zwar für die beiden zentralen Vorwürfe: Weder hat die Zeitung bewiesen, dass Aiwanger dieses Flugblatt verfasst hat, noch hat sie bewiesen, dass er es verbreitet hat. Und doch hat sie – gegen das Dementi des angeblichen Verfassers und Verbreiters – diesen Verdacht veröffentlicht. Ein klassischer Fall von Verdachtsberichterstattung… Die Erklärung von Helmut Aiwanger, er sei der Urheber des indiskutablen, unsäglichen Pamphlets, ist für die Süddeutsche Zeitung zunächst ein Rückschlag. Es gibt nun einen Kronzeugen, der ihre Version widerlegt“. Juristische Verjährungsfristen greifen in solch einem Fall politisch allerdings nicht, “ weil Antisemitismus, etwa die Verhöhnung von Nazi-Opfern – völlig zu Recht – in Deutschland als politische Todsünde gilt. Welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, muss aber von Fall zu Fall ausgehandelt werden“. In jedem Fall bleibt ein äusserst fader Beigeschmack zurück, denn „Hubert Aiwanger fällt seit Jahren durch Populismus auf“ (Berliner Morgenpost). Als „natürlichen Feind des Coronavirus“ soll er seinerzeit bayerisches Starkbier empfohlen haben. Ab einem gewissen Quantum des Konsums erfordert dies allerdings tatsächlich betreutes Denken. Copyright Raap/Bär 2023

Essen und Trinken mit Herrn Bär
Provencalisches Kartoffelpürree Kartoffeln weich kochen, etwas Olivenöl hinzugeben und zu Pürree zerstampfen. In einem separaten Topf Kochsahne erhitzen zusammen mit kleinen Würfeln von grünem Gemüsepaprika, klein gehackten Oliven, Safran, Knoblauch und etwas Peperonischote aufkochen, dann mit dem Kartoffelstampf vermischen. Würzen mit Salz, Pfeffer, Basilikum, Petersilie, Schnittlauch, Thymian oder Rosmarin. Passt zu allen französischen und anderen mediterranen Fleischgerichten wie Rinderfilet, Saltimbocca oder Rinderroulade.

Olaf Scholz-Sammelbilder

baer aktuell 326 – 22. Juli 2023

Juli 1st, 2023

Bild des Monats Juli 2023: Jürgen Raap, „Der Mittelpunkt Europas“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Bär aktuell 326 – 22. Juli 2023

Der Berliner Brachial-Humorist Mario Barth erwies sich ausnahmsweise mal als ein recht aufgeweckter Beobachter, als er auf einer Mineralwasserflasche den Hinweis „vegan“ entdeckte. Das ist tatsächlich im Grunde genommen eine höchst überflüssige (sic !) Etikettierung, denn so fragte sich Barth scheinbar zu Recht mit jener soeben von Herrn Bär gelobten Wachheit: „Enthält nicht-veganes Mineralwasser womöglich Hackfleisch, oder was?“ Und hier kommt nun in „bär aktuell“ die „Geschichte hinter der Geschichte“: Die Zeitschrift „GEO“ präzisierte bizarrerweise, das Mineralwasser selbst sei zwar vegan, aber nicht die Etikettaufkleber auf der Mehrwegflasche, denn diese seien kaseinhaltig, d.h. es handele sich um „Milcheiweißkleber“. Für den Klebstoff von derlei Etiketten auf Mineralwasserflaschen würden jährlich sogar 35.000 Tonnen Milch benötigt. Jedenfalls kein Hackfleisch, wie der Komiker Mario Barth fälschlicherweise mutmaßte. Ansgar van Halteren vom Industrieverband Klebstoffe e.V. verteidigt diesen Etikettkleister aus der Milch der frommen Denkungsart, denn der sei doch biologisch abbaubar. Und bisher hat auch noch niemand versucht, das Etikett einer Mineralwasserflasche abzulecken, ob es wohl nach Hackfleisch schmeckt. Und so harren wir nun auf die nächsten Witze von Mario Barth. Copyright: Raap/Bär 2023

Dass das Maskottchen für die kommende Fußball-Europameisterschaft (EM) ein Bär ist, registrierte Herr Bär natürlich mit einigem Wohlwollen und die „BILD“-Zeitung mit Erstaunen, der EM-Bär habe sogar eine Hose an. Was sich eben in den heutigen puritanischer gewordenen Zeiten und ihren rigoroseren Sitten anscheinend auch so geziemt, während allerdings zugleich den Damen neuerdings gestattet wird, in öffentlichen Freibädern auf das Bikini-Oberteil zu verzichten. Der EM-Bär heißt „Albärt“, was sich schon ein bisschen albern anhört, aber – Hand aufs Herz – „Olaf“, „Robert“ oder „Christian“ wäre wohl noch alberner gewesen, um einen positiven Imagetransfer vom Bären Albärt auf das Austragungsland der EM 2024 und seine aktuelle Bundesregierung zu erreichen. Den Bären „Franz“ zu nennen, wäre heut wohl von vorneherein erst recht obsolet gewesen, angesichts der mittlerweile bekannt gewordenen mutmaßlichen korrumptiv anrüchigen Begleitumstände um das „Sommermärchen“ der hiesigen WM 2006. Mit kindlichem Gemüt soll also nun „Albärt“ jeglichen Imageschaden der EM abwenden und in den Stadien sowie beim Public Viewing auf den Marktplätzen für jene unbeschwerte Heiterkeit sorgen, wie dies eben nur ein niedlicher Plüschbär kann, selbst wenn er nicht „Albärt“, sondern „Klaus-Günther“, „Maximilian“ oder einfach nur „Teddy“ heißen würde, aber eben nicht „Olaf“, „Robert“ oder „Christian“. Der „Spiegel“ berichtete, eigentlich hätten sich manche in der UEFA gewünscht, der Bär solle unbedingt „genderneutral“ daher kommen, weshalb aus der Sicht der Befürworter einer solchen Ausgestaltung der Figur „Herzi von  Bär“ als Name wohl eher angemessen gewesen wäre, aber das hätte sich ja letztlich wohl noch alberner angehört und kam bei einer Publikumsumfrage daher nicht gut an.  Nun heißt er nach einer relativen Mehrheit der Umfrageteilnehmer also „Albärt“ und hat eine Hose an. Es hätte schließlich  schlimmer kommen können: Bei der Fußball-WM in Deutschland 1974 hießen die beiden Maskottchenfiguren schrulligerweise „Tip und Tap“, und das klingt ja wohl erst total bescheuert. Apropos bescheuert: nach dem ehemaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer und seinem Viertel-Milliarde-Mautprojekt-Desaster werden sie in naher Zukunft wohl kaum ein Fußballmaskottchen benennen. Copyright: Bär/Raap 2024

Erleben Sie doch mal wieder echte Literatur von einem echten Menschen! Nichts aus einer Chatbot-Konserve, sondern frisch und eigenhändig verfasst von einem Autoren aus Fleisch und Blut! So etwas gibt’s heute noch? Ja, doch, das gibt’s ! Wo: im Kunstforum St. Clemens, Köln-Mülheim, Kirchstraße/Mülheimer Rheinufer. Wann: Sonntag, 16. Juli 2023, 15 Uhr. Was wird geboten: Eine Lesung von und mit Jürgen Raap. Zu Gehör kommt eine Zusammenstellung von 11 Sottisen und Kurzgeschichten „aus dem Leben“ unter dem Titel „Rock ’n Roll“. Kurzweilig, interessant, erbaulich und unterhaltsam! Also, wir sehen uns! Herzlichst, Ihr/Euer Karl-Josef Bär

Und wenn Sie schon mal da sind: schauen Sie sich dann auch noch in Ruhe die Ausstellung „Quadriga – Zum Finale“ mit Arbeiten von Siglinde Kallnbach, Norbert Küpper, Jürgen Raap und Herbert Rosner an.

Der ganz normale Wahnsinn In Zeiten, in denen manche blöd genug sind, ein Wildschwein mit einem angeblich ausgebüxten Löwen zu verwechseln, wie soeben in Berlin geschehen, muss man sich nicht wundern, wenn der Berliner „Tagesspiegel“ auf seiner Online-Seite die Meldung über eben jenen angeblichen Löwen, der sich schließlich als Wildschwein entpuppte, einer Nachricht über die aktuell niedrigen Umfragewerte der Grünen voranstellt. Das dilletantische Regierungs-Gemurkse der Öko-Partei und ihrer Neigung, sich in Nebensächlichkeiten zu verzetteln, macht der „Spiegel“ in seiner Analyse vor allem an den „Brötchentastenalbernheiten“ fest, mit denen die Sonnenblumenpartei „Zeit und Wohlwollen“ verspielt habe. In derselben Print-Ausgabe des „Spiegel“ wird auch noch darüber gemutmaßt, Habeck und Baerbock hätten mit Lisa Pauls ganz bewusst eine unscheinbar-blasse Person als Bundesfamilienministerin auf den Schild gehoben, die ihnen nicht die Show stehlen könnte. Dass dies hingegen ein an der Berliner Stadtgrenze in den brandenburgischen Wäldern munter umherschweifendes Wildschwein schafft, wenn auch nur für kurze Zeit, konnten Habeck und Baerbock indes nicht ahnen. So sei zum Troste an dieser Stelle nun eine Eloge auf Robert Habeck notiert:

Der Habeck wohnt im Habeckswald

Und nicht im Eulenforst

Heißt Robert oder Theobald, ganz selten heißt er Horst

Gebt acht, wenn Ihr den Habeck seht

Entbietet ihm den Gruß

Ob das Gedicht nun weitergeht

Nein, mit diesem Reim ist Schluss

(Copyright: Raap/Bär 2023)

Raten Sie mal: Ist der folgende Text mit Künstlicher Intelligenz geschrieben? „Alte Männer mit raffiniert zurecht gekniffenen Hüten trödelten auf dem Corso Sardegna herum, und irgendjemand rief quer über die Straße: ‚Ciao, Luigi!’“ Nein, natürlich nicht, denn dieser Text stammt von einem damals jungen und aufstrebenden Poeten in den 1980er Jahren, der sich seinerzeit unrasiert in den von fahlem Neonlicht erhellten Imbissbuden von Genua und dort auch auf dem barocken Prachtboulevard Corso Sardegna die gewitterschwülen Nächte um die Ohren schlug. Solch leidenschaftliche Literaten leben in ihren Texten immer ihre Lust und Freude am Formulieren und Fabulieren aus, am artistisch virtuosen Umgang mit der Sprachgewalt und der Sprachakrobatik. Sie beherrschen die Sprache, und dies eben im doppelten Wortsinn. Das macht eben das künstlerische Humankapital aus – nämlich die individuelle und höchst souveräne Beherrschung des Metiers. Man mag Herrn Bär nun unterstellen, er sei ein romantischer Digital-Pessimist und ein altmodischer Analog-Melancholiker, wenn er nun behauptet: Künstliche Intelligenz ist in der Literatur einfach überflüssig, weil nämlich dann auch noch die Faulen und die Unbegabten ureigenes menschliches poetisches Schaffen an eine Maschine delegieren im Irrglauben, diese bringe dann automatisch (sic!) Geniales hervor. Nein, nein, nein, ein Chatbot-Programm kann Hochkünstlerisches immer nur simulieren oder imitieren als eine Art digitale Instant-Tütensuppen-Poesie. Ein Algorithmus ist ja bekanntlich lediglich ein Verfahren zur Umformung von Zeichenreihen, nichts anderes und nicht mehr, aber ein solcher Algorithmus durchlebt niemals jene ekstatisch gesteigerte Alltäglichkeit, wie 1983 der erwähnte junge Poet in den engen düsteren Altstadt-Gassen von Genua. In allen anderen Bereichen, in der Industrie, in der Wirtschaft, in der Medizin usw. sind Maschinen mit KI natürlich höchst nützlich, denn sie machen das Leben komfortabler und Steuerungsprozesse präziser und effektiver, aber wenn sie in der Kunst Werke ohne einen realen Autoren hervor bringen sollen, dann kranken sie daran, dass ihre Texte und ihre Bilder niemals eine emotionale Komponente und damit auch keinerlei Beseeltheit haben, denn eine KI kennt keine Euphorie und keinen Schmerz. Kunst macht man als Künstler immer aus einer inneren Notwendigkeit heraus, auch mit allen Risiken des Scheiterns und des Stoßens an jene Grenzen, hinter denen die eigene Unzulänglichkeit anfängt. Das aktuelle modische Faible für Künstliche Intelligenz erinnert an das höchst fragwürdige ewige faustische Streben mancher Zauberlehrlinge nach Perfektion und Überhöhung: so sei hier aus Goethes „Faust“ eine kleine Passage zitiert:

was wiederum der „Spiegel“ anylysiert, die Grünen hätten mit „Brötchentasten

Faust: Herrschaft gewinn‘ ich, Eigentum. Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.

Mephistopheles: Doch werden sich Poeten finden, der Nachwelt deinen Glanz zu künden, durch Torheit Torheit zu entzünden.

Wer nobel speisen und sich dennoch gleichzeitig bodenständig fühlen möchte, der unternehme einen Feldversuch im Hotel Adlon Kempinski in Berlin, aber nur um festzustellen, dass eben beides gastrosoziologisch nicht ohne eine unangemessene Verfälschung der tradierten Küchenkultur geht. Dort im Adlon kostet laut „Berliner Zeitung“ die hausgemachte Currywurst nämlich 23 Euro, und man bekommt als geneppter First-Class-Tourist oder karriereorientierter salonbolschewistischer Grünen-Staatssekretär das Gefühl vermittelt, man stehe hier eben nicht in einer schäbigen neonbeleuchtenen und zugigen Frittenbude an einem bekleckerten Stehtresen mit abgewetzter Resopaltischplatte in Berlin-Wedding, sondern man genieße im Adlon auf weißer Damast-Tischdecke mit edlem Besteck etwas ganz, ganz Exquisites. Wer nun keine Currywurst mag, der kann sich dort auch einen Döner für 29 Euro bestellen. Man serviert ihn in dieser Berliner Nobel-Kantine mit Filetstreifen und Trüffelcreme, so, wie man ihn in Köln-Ehrenfeld garantiert nicht bekommt, und dort noch nicht einmal in jenem Döner-Imbiss, der mittlerweile „Kult-Status“ genießt, bloß weil sich hier angeblich irgendwann einmal mal der TV-Moderator Jan Böhmermann ein paar Fleischbrocken mit Sauce, Zwiebelringen und Salat ins halbierte Fladenbrot einpacken ließ, und sich seitdem tagtäglich lange Warteschlangen vor dem „Kult-Grill“ bilden. Derweil berichtete BILD über einen 16jährigen Jüngling, der zwei Portionen Currywurst plus Pommes mit Falschgeld zu bezahlen versuchte, dies allerdings nicht im teuren Adlon-Restaurant, sondern an einer stinknormalen Frittenbude. Bliebe noch nachzutragen, dass in einem renommierten Kölner Ausflugslokal, wo früher das gutsituierte Köln-Lindenthaler Bürgertum bei gehobener Küche seine Familienfeiern zelebrierte, jetzt eine Currywurst mit Pommes 15 Euro kostet und im Landgasthaus Heideblick im Königsforst die Rostbratwurst mit Pommes ebenso 10,50 Euro, aber dafür bekommt man als Gruß aus der Küche vorab ein Schälchen mit Aioli, Oliven, einer getrockneten Tomate und kroatischer Ajvar-Paste gereicht. Insgesamt muss man in unseren inflationsgeplagten und facharbeitermangelnden Tagen ertragen, dass die rheinische Ausflugsgastronomie im Vergleich mit Vor Corona-Zeiten generell mit stark ausgedünnten und bisweilen überteuerten Speisekarten aufwartet, und dies ohne die kulinarischen Raffinessen, an denen Herr Bär sich früher gerne zu laben pflegte. Auch das Service-Personal lässt mittlerweile zu wünschen übrig: als Herr Bär kürzlich bei einem Kellner zum dritten Mal anmahnte, er habe bereits vor 20 Minuten ein Glas Kölsch bestellt, antwortete dieser nur lapidar: „Oh, das hab ich vergessen!“ Wurde man als DDR-Bürger 1980 in der Ost-Berliner Gastronomie genauso abgekanzelt? Gleiten wir nun in Westeuropa in eine evolutionsgeschichtliche Mischung aus längst vergessen geglaubter real-sozialistischer Mangelwirtschaft mit mangelnder Arbeitsmoral und als Folge dessen einem gastro-kulturellen Untergang des Abendlandes ab? Fragen Sie dazu mal Christian Lindner und Roland Habeck. Christian Lindner war immerhin 2015 schon mal „Aalkönig“ im rheinischen Städtchen Bad Honnef, obwohl im Rhein schon längst keine Aale mehr gefangen wurden, aber diese Königswürde passt dann doch irgendwie zu ihm, während der „Spiegel“ 2021 über das Privatleben und damit über die Ernährungsgewohnheiten von Robert Habeck mit einem O-Ton-Zitat zu berichten wusste: „»Seit zehn Tagen habe ich nicht mehr abgewaschen. Der Müll ist nicht rausgebracht. Die Milch ist alle. Heute Morgen habe ich Müsli mit Wasser gegessen, ohne Scheiß.« Vielleicht sollte man daher zu seinem Trost Robert Habeck zum Bad Honnefer Aalkönig 2024 ausrufen.

Copyright Raap/Bär2023

Olaf Scholz Sammelbild No. 41

Essen und trinken mit Herrn Bär
Schollenfilet mit Sesam und Spargel mit grüner Sauce Schollenfilets in Sesamöl von beiden Seiten anbraten, Sesamkörner hineinstreuen. Dazu weißer Spargel mit einer kalten oder warmen Sauce aus Petersilie, Schnittlauch, Dill, Majoran, Estragon, Kerbel, etwas Bärlauchöl.

Garnelen in Curry-Petersiliensauce mit buntem Salat Man lässt in einem kleinen Topf etwas Butter aus, gibt dasnn halb Gemüsebrühe/halb Kochsahne hinzu, klein gehackte Petersilie, Knoblauch und rote oder gelbe Currypaste. Abschmecken mit Salz. Garnelen in Olivenöl braten. Sauce darübergießen und zusammen mit Salat servieren.

Rinderfiletstreifen auf Taleggiosauce mit Champignons

Taleggio ist ein Weichkäse aus Kuhmilch aus der Region rund um Bergamo. Für die Sauce gibt man den in grobe Stücke geschnittenen Käse in einen Topf mit Milch oder Kochsahne zusammen mit etwas Butter, abschmecken mit Salz und Pfeffer. In einer Pfanne brät man in Olivenöl Zwiebelringe und Champignons kurz an, schiebt sie zur Seite, fügt dann die Rinderefiletstreifen hinzu und lässt sie 2-3 Min. mit braten, salzen und pfeffern, gibt dann Kochsahne hinzu sowie frischen Thymian und Rosmarin.