baer aktuell 252 – 3. Okt. 2018

Bild des Monats Oktober 2018:

Jürgen Raap, Das große Allotria, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 252   – 3. Okt. 2018

Was macht eigentlich Dorothee Bär? Wird bei uns die Digitalisierung verschnarcht? Dazu muss man wissen, dass Dorothee Bär als Staatsministerin in der Bundesregierung für die Digitalisierung zuständig ist. Doch man hört und sieht nichts von ihr, außer dass sie gelegentlich schon mal Modetipps für offizielle Anlässe verbreitet hat: „Als der Papst den Bundestag besucht hat, habe ich sehr gern ein Dirndl angezogen.“ Unlängst mokierte sich ein Abgeordneter der Grünen darüber, dass Dorothee Bär noch nicht einmal eine eigene Webseite hat. Aber hallo! Sollte sie als Internetbeauftragte der Bundesregierung nicht mit leuchtendem Beispiel voran gehen? In Afrika sind sie in Sachen Digitalisierung schon viel weiter. Gibt man nämlich in eine Suchmaschine „Digitalisierung in Ruanda“ ein, stößt man auf die Schlagzeile „Ruanda 2.0: Ruandas Regierung liebt das Internet – die Meinungsfreiheit weniger“. Letzteres jedoch hindert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung keineswegs daran, zusammen mit deutschen Unternehmen eine „Mobilitäts- und Ausbildungspartnerschaft ‚Moving Rwanda’“ durchzuführen, die „unter anderem ein Digitalisierungszentrum für Fachkräfte und Know-how-Transfer in Kigali“ etablieren will. Eigentlich müsste doch Dorothee Bär bei solch einer Veranstaltung als Schirmherrin auftreten – meinetwegen auch im Dirndl in Ruanda, doch nichts dergleichen geschieht, was aber letztlich nichts ausmacht, denn schließlich haben deutsche Firmen auch schon den Chinesen eine Magnetschwebebahn angedreht, die bei uns keiner haben wollte.

Der politisch korrekte Stehpinkler-Witz Unterhalten sich zwei Frauen. Sagt die eine: „Immer wenn mein Mann auf dem Klo war, muss ich hinterher die Klobrille herunterklappen“. Darauf die andere: „Bei uns ist es umgekehrt. Immer wenn mein Mann auf dem Klo war, muss ich hinterher die Klobrille hochklappen“.

Essen und Trinken mit Frank-Walter Steinmeier

Er wolle nicht beim Staatsbankett dem türkischen Präsidenten Erdogan „mit Champagner zuprosten“, ließ FDP-Chef Christian Lindner verlauten und bleibe daher dem Vier-Gänge Menü auf Schloss Bellevue lieber fern. Allerdings wusste Lindner nicht, dass der Gastgeber, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, nur Sekt servieren ließ, und zwar solchen hiesiger Provenienz. Herr Bär kriegt von Sekt immer Sodbrennen und hätte deswegen eine Einladung zu diesem Abendessen auch abgelehnt. Aufgetragen wurde „moderne deutsche Küche“, die man den Staatsgästen „nahe bringen wolle“, erklärte zur Menüfolge für Erdogan Steinmeiers Chefkoch. Zur Kleiderordnung bei solchen Banketten auf Schloss Bellevue weiß die „Badische Zeitung“ zu berichten: „Männer müssen eine Krawatte oder Fliege zum Anzug tragen und Frauen Abendkleider.“ Aber wie sah in „Berlin Babylon“ in den 1930er Jahren die Kleiderordnung aus? Adolf Hitler habe anfangs immer im Frack an Staatsbanketten teilgenommen, so wird überliefert. Doch als beim Staatsbesuch in Italien nicht Mussolini, sondern als offizielles Staatsoberhaupt der italienische König in Uniform antrat und die ausländischen Zeitungen anschließend schrieben, neben dem König mit seinen goldenen Troddeln an der Uniformjacke habe Hitler im Frack wie „ein wild gewordener Oberkellner“ ausgesehen, war im NS-Staat fortan ab 1938 bei solchen Banketten Uniformzwang angesagt. Das Portal „Lust und Leben“ weiß im übrigen zu berichten, im Jahre 2013 habe „ein turkmenischer Präsident“ aus Angst vor Vergiftung zu einem Arbeitsessen „im Bundeskanzleramt“ sein eigenes Mineralwasser mitgebracht; bei einem offiziellen Staatsbankett sei so etwas allerdings natürlich „ein Affront“, weshalb auch Christian Lindner aus Angst vor Sodbrennen nicht seinen eigenen Champagner zum Bankett ins Schloss Bellevue ankarren ließ, sondern damit lieber zu Hause sich selbst vor dem Spiegel zuprostete.

 

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Königsberger Klopse

Das Rezept stammt aus der früheren Hauptstadt Ostpreußens Königsberg (heute Kaliningrad). Ein Rezept aus dem Jahre 1845 empfiehlt für die Hackmasse 500 gr gewolftes Rindfleisch, 125 gr gewolftes Schweinefleisch, 2 Eier, 1 ausgedrücktes Milchbrötchen (eingeweicht in Milch), Semmelbrösel, kleingehackte Sardellen und Pfeffer. Für die Sauce werden dann noch weitere Sardellen und gewolfter Hering genannt, doch diese Fischzutaten hat man später weg gelassen. Das klassische Rezept aus den 1930er Jahren beschreibt ein Kochen der Hackballen in Salz-Essig-Wasser. Eine andere Rezeptvariante empfiehlt zum Vermengen des Hackfleischs auch Eier und Zwiebeln, dann Kochen in einer Fleischbrühe mit Pfefferkörnern und einem Lorbeerblatt, und ein Würzen der Sauce mit Zitronensaft und Muskat. Die Sauce besteht aus einer Mehlschwitze mit 2 EL Butter und 2 EL Mehl, die man kurz erhitzt und dann mit 1 Tasse von dem Kochwasser ablöscht und dann sämig einkochen lässt und mit Pfeffer, bei Bedarf etwas Zucker und weiterem Essig sowie 2 TL Kapern abrundet.

Pfälzer Saumagen wurde in der Ära von Helmut Kohl als Bundeskanzler bundesweit bekannt. Während der bayerische Fleischkäse oder Leberkäse, der heute keine Leber mehr enthält, weshalb dort die Bezeichnung Fleischkäse zutreffender ist, nur aus einer Brühwurstmasse besteht (lediglich beim Stuttgarter Leberkäse muss der Leberanteil noch 5 Prozent betragen), enthält der Pfälzer Saumagen auch vorgekochte kleingewürfelte Kartoffeln, die man mit ebenfalls kleingewürfeltem Schweinebauch, Schinken, Bratwurstbrät, Eiern und einem ausgedrückten Brötchen vermengt. Gewürzt mit Salz, Pfeffer und Majoran wird diese Masse dann in einen gesäuberten Schweinemagen gepresst und 2 1/2 bis 3 Std. in siedendem Wasser gegart.

Hasengulasch à la Karl-Josef Bär Dazu legt man Stücke aus der Hasenkeule für ein paar Stunden in einer Marinade aus Olivenöl, Rotwein, Zwiebeln, 2 Wacholderbeeren, 1 Lorbeerblatt und Rosmarin ein. Dann brät man die Fleischstücke in Öl oder Schmalz zusammen mit Frühstücksspeck und frischen Zwiebeln scharf an, salzt und pfeffert das Fleisch, gibt die Marinade hinzu, außerdem 1 klein geschnittene Möhre, 1 klein geschnittener Apfel, grünen Gemüsepaprika und Chicoreeblätter und etwas fertige Wildgewürzmischung, füllt bei Bedarf den Sud mit etwas Wasser auf und lässt das Ganze dann 1 bis 1 /12 Std. schmoren. Etwa zehn Minuten vor dem Servieren presst man ein 1 Knoblauchzehe aus, gibt eventuell noch etwas frischen Rosmarin hinzu, etwas ungarische Gulaschcreme und Creme fraiche. Man kann dieses Rezept auch mit frischen Steinpilzen oder frischen Pfifferlingen abrunden.

Worchestershiresauce

Der Name ist nicht gesetzlich geschützt, sondern eine geografische Herkunftsbezeichnung, da diese Sauce 1837 erstmals in England in der Stadt Worcester hergestellt wurde. Der ursprüngliche Produzent Lea & Perrins wurde inzwischen vom amerikanischen „Heinz“-Konzern aufgekauft; im Handel sind aber auch unter dem Namen „Worchestershiresauce“ Produkte von anderen Herstellern erhältlich. Das Original-Rezept soll ein gewisser Lord Marcus Sandys, der Ex-Gouverneur von Bengalen, 1835 aus Indien mitgebracht haben; doch dieser Name war vermutlich nur eine reine Erfindung zu Werbezwecken. Das Ur-Rezept listet Essig, Melasse, Zucker, Sardellen, Tamarinden-Extrakt, Zwiebeln, Knoblauch und verschiedene Gewürze und natürliche Aromen auf; die Sauce muss dann über einen längeren Zeitraum in einem geschlossen Behälter fermentieren. Verschiedene Hersteller setzen auch Wasser, Senfkörner, Sojasauce, Senf, Pfeffer und Fruchtmark hinzu. In der britischen Küche verwendet man diese Sauce zu Fleischgerichten und Ragout fin.

 

 

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