bär aktuell nr. 152 – 1. April 2013 – Bild des Monats

memling

 

BILD DES MONATS

„Herr Bär, Sie haben ein Bühnenbild für eine Operette entworfen?“
Bär: „Jojo, ävver eijentlich is dat eher eine Schmonzette. Die hatte dä Komponist Rainer Brüderle damals unter dem Titel ‚Wein, Weib un Jesang‘ erausjebracht un dann war dat Stück jahrzehntelang verschollen. Keiner wollte dat mehr hören. Dat wär alles zu altbacken, zu bräsig, zu sehr auf Altherrenwitzniveau, han se jesaht. Ävver jetz hätt en Journalistin us Hamburg die Partitur wieder entdeckt.“
„Un man hat für die Wiederaufführung dieser Operette einen neuen Titel gegeben?“
Bär: „Mer säht jetzt dazu, dat wör en Musical. Dat klingt zeitjemäßer.. Dä neue Titel ‚Rhein, Wein und Mägdelein“ soll sich ja auch wat moderner anhören. Ävver ich weiß et nit… dat klingt eher nach altem Wein in neuen Schläuchen…“
„Nun ja, den Rhein sieht man links im Bild, Mägdelein sind auch dabei, aber wo ist der Wein?“
Bär: „Den hätt dä Kamelleoffizier rechts im Bild schon ausjetrunken.“

Karl-Josef Bär / Jürgen Raap, „Hommage à Hans Memling“, 2013

 

Bär aktuell Nr. 152 – 1. April 2013

Pecunia non olet . Während Peer Steinbrück anlässlich der zypriotischen Finanzkrise diesmal nicht das Anrücken der Kavallerie androhte wie einst den alpenländischen Steueroasen, sondern beharrlich schwieg, und man bei der Initiative Bürger beobachten Peer Steinbrück nicht recht wusste, ob das Schweigen von Peer Steinbrück wohltuend war oder nicht, blieb es stattdessen seinem Parteifreund Sigmar Gabriel vorbehalten, vor laufenden Kameras den Lobbyisten für die zypriotischen Kleinsparer zu geben. Als die Bedingungen für eine teilweise Rettung des zypriotischen Bankwesens schließlich ausgehandelt waren, grollte ausgerechnet der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker über die medialen Begleiterscheinungen der Krisenbewältigung, er sei entsetzt über so viele Ressentiments in Europa, als ob man gegenüber russischen Oligarchen und der mutmaßlich häufig zweifelhaften Herkunft ihrer Einkünfte keine Ressentiments hegen dürfte. Dazu muss man wissen, dass Juncker als Premier der politische Vorsteher eines ebenfalls als Steueroase operierenden Kleinstaates ist, und da im nördlichen Europa somit nicht nur gegenüber der sprichwörtlichen levantinischen Laxheit der zypriotischen Bankenaufsicht Ressentiments angebracht sind, sei der politischen Korrektheit halber darauf hingewiesen, dass die fiskalpolitische Levante eigentlich schon an der Mosel anfängt, nämlich am luxemburgischen Grenzübergang Wasserbillig.
An den Autokennzeichen der dort vor den Banken parkenden Nobelkarossen lässt sich empirisch belegen, dass in Luxembourg russische Mafiosi als Bank-Kunden deutlich in der Minderheit sind gegenüber wohlbetuchten deutschen Steuersparern. Die calvinistische Bigotterie, die Steinbrück mit seinem geflügelten Wort vom angedrohten Kavallerie-Einsatz explizit dem alpenländischen Bankenwesen unterstellt, hat aber wohl von Hongkong bis zur Wall Street die gesamte Geldbranche erfasst. Zwar muss bei einer deutschen Bankfiliale jeder Schatzmeister eines Kaninchenzüchtervereins bekunden, er halte sich bei der Verwaltung des Vereinsvermögens streng an die Bestimmungen des Geldwäschegesetzes, aber ansonsten gilt im Kredit- und Investmentgewerbe global der vespasianische Grundsatz „Pecunia non olet – Geld stinkt nicht“. Oder um es mit Bert Brecht auszudrücken: Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
Wobei dann oftmals mafiöse Oligarchen, Waffenschieber und ähnlich zwielichtige Zeitgenossen die Sättigungsbeilage liefern, und da man bei der Tiefkühl-Lasagne im Supermarkt ja auch nicht so genau wissen will, welcher Schindmähre man in irgendeinem verdreckten Schlachthof weit weg in Osteuropa den Fleischanteil für die Lasagnefüllung aus dem Kadaver geschnitten hat, fragt man an einem zypriotischen Bankschalter bei der Kontoeröffnung auch nicht nach, wo der Oligarch denn nun seine Kohle her hat, wobei man dann wahrscheinlich ohnehin keineswegs die ehrliche Antwort bekäme, er handele mit Tiefkühl-Lasage, deren Pferdefleischanteil man falsch etikettiert habe.
Von Jean-Claude Juncker ist übrigens auch ein geflügeltes Wort überliefert, nämlich, wenn es hart auf hart käme, müsse man als Politiker auch mal lügen dürfen.
Bliebe noch nachzutragen, dass in Köln kürzlich ein junger Mann als Serienbetrüger vor Gericht stand. Der Richter sagte zu ihm kopfschüttelnd, er könne nicht verstehen, dass der junge Mann so sehr auf die schiefe Bahn geraten sei, er stamme doch aus gutem Hause, er sei gebildet, habe gute Manieren… Wobei der Angeklagte zum Antrieb für seine kriminelle Energie erklärte, er sei als Kind zu sehr verwöhnt worden…
© Raap/Bär 2013

Comments are closed.