bär aktuell nr. 155 und bild des monats juni 2013

Ein rabiater Fahrschüler war schon zweimal durch die Prüfung gefallen. Laut Boulevardpresse rammte er bei der dritten Fahrschulprüfung ein Taxi, bedrohte anschließend den Taxifahrer und verprügelte auch noch seinen Fahrlehrer. Bevor er zum vierten Mal zur Fahrprüfung antreten darf, muss er erst einmal einen medizinisch-psychologischen Eignungstest machen, ob er „charakterlich“ überhaupt zum Führen eines Kraftfahrzeugs geeignet ist. In diesem Zusammenhang sei ein Zitat des Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer (CSU) erwähnt, der einmal von sich behauptete: „Früher war ich eher ein Wilder, heute fahre ich risikobewusster“. Nachdem man sich diese Pointe ein paar Augenblicke lang auf der Zunge zergehen ließ, folgt nun korrekterweise die Auflösung, Ramsauer hätte damit keineswegs seinen Fahrstil als Autofahrer gemeint, sondern seine Abfahrtsläufe auf der Skipiste.

Bürger beobachten Peer Steinbrück und Der Vetter aus Dingsda Während die Liberalen für die Schlagzeile sorgten, der Vetter von Dirk Niebel sei von der FDP zur Anti-Euro-Partei übergelaufen, war dem Leserbrief eines gewissen Leo Unger an focusonline zu entnehmen, er hielte Peer Steinbrück für einen „Wendehals par excellence“, weil dieser nach einem möglichen Wahlsieg das Betreuungsgeld wieder abschaffen will, dessen Einführung er einst als Minister der Großen Koalition selbst mit beschlossen hatte. Bei den unbeholfenen Versuchen, ausgerechnet Peer Steinbrück nunmehr als links gewendeten Politiker zu verkaufen, kann man sich allerdings tatsächlich genauso verarscht vorkommen wie bei der Lektüre der Renditeprognosen in Prospekten für geschlossene Immobilienfonds. Mit einer gewissen Wachheit postete daher der Leser „Wandtbewohner“ an die Online-Redaktion des „Spiegel“, Steinbrück sei in Wirklichkeit „eine Marionette der Finanzwirtschaft“, was auch Herr Bär für nicht ganz falsch hält. Dem Kölner Boulevardblatt „Express“ war übrigens neulich zu entnehmen, dass ein Star-Büttenredner im Kölner Karneval für einen 20minütigen Auftritt eine Gage von 1.500 Euro verlangen kann. Hm, hm, wer will sich dann noch für ein Honorar von 15.000 Euro eine Rede von Peer Steinbrück anhören mit ein paar langweiligen selbstironischen Gags, die ihm sein Redenschreiber ins Manuskript diktiert hat? Der Preis für eine Flasche Wein auf einer Karnevalssitzung hat allerdings durchaus Steinbrück-Niveau, aber sehr viel billiger ist wahrscheinlich auch nicht ein unterhaltsamer Abend mit dem abtrünnigen Vetter von Dirk Niebel, wird doch die Anti-Euro-Partei im „Spiegel“ als „obskure Akademiker- und Millionärepartei“ apostrophiert. Das ist die FDP eigentlich auch, weshalb sich Herr Bär nun fragt, warum Niebels Vetter von dort stiften gegangen ist, desgleichen fragt sich das Dirk Niebel, der sich jetzt wahrscheinlich über seine puckelige Verwandtschaft grämt. In diesem Zusammenhang sei Eduard Prinz von Anhalt zitiert, der einst via Zeitungsinterview die Warnung kundtat, „wer immer sich in Zukunft den Titel eines von Anhalt durch Adoption erkauft oder ergaunert, wird damit weder etwas erben noch werde ich seine Rechnungen bezahlen“. Nun hat Dirk Niebel immerhin 30 Cousins in seiner Verwandtschaft, und obwohl das wahrscheinlich alles echte Niebels von Geburt und Geblüt an und keineswegs schnöde Adoptivlinge sind, müssen auch sie sicherlich alle ihre Rechnungen selber bezahlen, was ihnen gewiss nicht schwerfällt, sofern sie einer „obskuren Millionärepartei“ (vulgo: FDP) angehören.

Auffällig war übrigens bei den Fernsehberichten zum 150jährigen Jubiläum der SPD, dass man bei diesem Anlass Peer Steinbrück vor den Kameras versteckte, wohl wissend, dass er kaum mit solch charismatischen Persönlichkeiten wie August Bebel, Friedrich Ebert, Otto Wels, Kurt Schumacher und Willy Brandt mithalten kann, und so blieb es dem Festredner Sigmar Gabriel vorbehalten, den Jubiläumsgast Angela Merkel fälschlich mit dem Titel „Frau Bundespräsident“ zu begrüßen, und Herr Bär ahnte in diesem Momnent, weshalb der gut genährte Bonvivant aus dem Harz als möglicher Kanzlerkandidat der SPD schon sehr früh aus dem Rennen war und – da Frank-Walter Steinmeier verzichtete – Peer Steinbrück dann selbiges machte.

© Raap/Bär 2013

Bitte beachten Sie folgende Veranstaltungshinweise:

Montag, 17. Juni 2013, 19.30 Uhr:

Vernissage zur Ausstellung „Blaue Blume & Blue Ray“ im Technologiepark Bergisch Gladbach, Friedrich-Ebert-Str. (A4 Richtung Olpe, Abfahrt 20 „Kürten-Herkenrath-Moitzfeld“)

Gruppenausstellung, u.a. mit Bildern von Jürgen Raap/Herrn Bär

 

Bild des Monats Juni 2013:

„Herr Bär, ist das da auf der Kirmes-Geisterbahn nicht der zechende Maler Rembrandt?“

Bär: „Enä. Dat is dä malende Zecher Rambrandt. Dat sieht man doch“.

„Und was malt der so?“

Bär: „Im Moment nix. Dä is ja jrad op dä Jeisterbahn am Zechen. Dä Rembrandt is nit so ne Multi-Tasking-Typ, dä mäht nie zwei Sachen gleichzeitig!“

 Karl-Josef Bär / Jürgen Raap „Johnnys Night Club“, 2013OLYMPUS DIGITAL CAMERA

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