Bär aktuell 229 und Bild des Monats

Bild des Monats:

Jürgen Raap, Das Zeitalter der Nachahmungen, Öl/Acryl auf Leinwand, 2017

Gesehen auf einem Kölner Flohmarkt, Foto: Copyright J. Raap

Kölner Weinwoche, Foto:  Copyright Raap

Bär aktuell Nr. 227   – 3. Sept.2017

Beim Gerling es de Klingel kapott“. Zu Lebzeiten des Versicherungsmagnaten Dr. Hans Gerling wäre solch eine Behauptung in Köln ein Sakrileg gewesen, galt doch der Chef des Gerling-Konzerns als äusserst penibel, ja, geradezu als extrem pedantisch, und dass an der Pforte seiner Villa in Köln-Marienburg nunmehr ein Zettel klebt „Klingel defekt. Besucher in dringenden Fällen bitte Tel….. anrufen“, wäre mithin seinerzeit undenkbar gewesen. Gerling starb 1991 und erlebte nicht mehr, dass sein Konzern 2006 von der Talanx-Versicherungsgruppe übernommen wurde, die mit dem Namensschild „Talanx“ neben dem Zettel mit dem Hinweis auf die defekte Klingel als jetziger Hausherr der Villa ausgewiesen ist. Dass man sich im vornehmen Köln-Marienburg möglicherweise keinen Elektriker mehr leisten kann, der die defekte Klingel repariert, erschüttert Herrn Bärs Vertrauen in die Hochfinanz zutiefst. Vielleicht haben sie aber doch längst einen Elektriker beauftragt, der allerdings mit dem weit verbreiteten Berufsethos der kölschen Handwerker „Küss de hück nit, küsste morjen“ (Kommst du heute nicht, kommst du morgen) sein Erscheinen branchenüblich hinauszögert. Wenn er dann vier Tage später doch noch kommt, wirft er einen kurzen fachmännischen Blick auf die Schelle und sagt „Ich muss mal kurz zum Baumarkt wat Klingeldraht besorgen“ und ward nie wieder gesehen. Dass so etwas auch in Köln-Marienburg vorkommt, ist für die Bewohner der weniger vornehmen Stadtviertel doch irgendwie beruhigend.

Signierstunde in der Buchhandlung. Wenn ein Autor gebeten wird, eine Widmung in das soeben gekaufte Buch zu schreiben, empfiehlt der Kunstheoretiker S.D. Sauerbier den Text: „13,90 Euro dankend erhalten“.

Gedichte, die die Welt nicht braucht. Der dennoch gelungene Einzeiler mit einer schönen Alliteration: „Bekleckert in Bleckede.“

Erlebniswelt REWE-Supermarkt In einem ihrer Lieder reimen zwei kölsche Krätzchensänger: „Mit uns’rem Dackel Waldi do jon mer jän nom Aldi, un wolle met erläwwe, dann jon mer och zum REWE…“ Erleben kann man im REWE-Supermarkt in der Tat so einiges, und zwar schnödesten Neoliberalismus, seit sie angefangen haben, in der einen oder anderen Filiale Kassiererinnen durch elektronische Kassen zu ersetzen, an denen man seine Einkäufe selber einscannen muss. Man übernimmt also als Kunde die Arbeit des Kassenpersonals, ohne jedoch auch den Lohn dafür zu bekommen, und das findet Herr Bär reichlich abartig.

Höhepunkt der Kölner Weinwoche war diesmal der Auftritt des „Weingut Bär“ aus Ober-Olm mit einem sagenhaften Acolon-Spätlese: ein kräftiger und zugleich erstaunlich samtig die Zunge umschmeichelnder Rotwein.

Als Überleitung zur Rubrik „Essen und Trinken“ sei an dieser Stelle auf den Kabarettisten Thorsten Schlösser verwiesen, der sich ernsthaft Gedanken darüber macht, ob Muttermilch und eine vergane Ernährung von Babys sich gegenseitig ausschließen. „Nein“, findet das Internetportal „www.vegpool.de“, und zum Thema „Ist Muttermilch unvergan?“ gibt ebenfalls „www.petazwei“ lediglich zu bedenken: es wäre nur falsch, „nach der Geburt Mütter und Kinder getrennt voneinander einzusperren und die abgezapfte Milch dann an eine andere Spezies zu verkaufen.“ Auf diese Entdeckung einer Marktlücke ist bisher allerdings noch keiner gekommen.

© Raap/Bär 2017

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Französischer Selleriesalat mit Wachteleiern

Wachteleier hart hochen und kalt werden lassen. Stangensellerie in dünne Scheiben schneiden und dann zusammen mit den Wachteleiern mit einem Dressing aus Olivenöl, Salz, Pfeffer mildem Essig oder Zitrone, Senf, etwas ausgepresstem Knoblauch, Petersilie und Schnittlauch vermengen. Man kann je nach Geschmack auch etwas frische Basilikumblätter beifügen und den Salat dann zusammen mit Brot-Croutons servieren. Herr Bär ergänzt die Zutaten auch gerne mit Gurken, Apfelstücken, Kresse und grünem Gemüsepaprika.

Gefüllte Blätterteigpasteten à la Karl-Josef Bär

Blätterteigpasteten gibt es fertig im Supermarkt und man muss sie dann nur noch selber füllen. Als Klassiker kennt man Füllungen mit Ragout fin: dazu läßt man Kalbfleischstücke (aus der Schulter) mit Zwiebeln, 1 Lorbeerblatt, Nelken, Pfefferkörnern mit Salz in Wasser mindestens 1 Std. bei schwacher Hitze köcheln. Dann erhitzt man Butter in einer Pfanne, schwitzt Mehl darin an, rührt Fleischbrühe hinein, lässt das Ganze aufkochen und schmeckt es mit etwas Weißwein, Zitronensaft, Worchestershiresauce ab, evtl. nachsalzen und nachpfeffern. Im dritten Arbeitsgang brät man Zwiebeln und Champignons in Butter an, gibt das inzwischen abgekühlte gewürfelte Kalbfleisch hinzu, erhitzt es kurz, gibt Sahne hinzu und füllt die Masse dann in die Blätterteigpasteten. Stattdessen kann man auch Hühnerfricassee nehmen, indem man Hühnerfleisch mit Suppengrün in gesalzenem Wasser aufkocht. Die weiteren Arbeitsschritte sind dann wie beim Ragout fin, wie man in die Sauce aber auch Erbsen, kleine Möhren- und kleine Spargelstücke einrühren kann, bevor man die Pastetchen füllt. Herr Bär brät Schweine-/Kalbmett mit Zwiebeln, braunen Champignons, 2 Knoblauchzehen in Butter an, mischt etwas Fetakäse unter, gibt geriebenen Sellerie, Erbsen und kleine grüne Paprikastückchen hinzu, je nach Saisonverfügbarkeit auch kleine Spargelstückchen, lässt das Ganze in Fleischbrühe kurz aufkochen und rundet es mit Sahne und frischem Thymian ab, bevor man es in die Pastetchen füllt.

Dorade oder Seebarsch mit Sauce vierge

Dorade oder Barsch salzen, pfeffern und mit Zitronensaft beträufeln. Mit Zwiebeln und reichlich Knoblauch in Butter braten oder im Backofen in eingefetteter Auflaufform garen. Die Sauce Vierge (übersetzt: die reine Soße oder jungfräuliche Sauce) ist ein Bestandteil der französischen Nouvelle Cuisine der 1980er Jahre; als ihr Erfinder gilt Michel Guérard. Man kann die Zutaten ausschließlich roh verarbeiten und die Sauce dann kalt servieren, oder auch erwärmen. Porreestücke und Stangensellerie brät man kurz an und gibt sie zu dem Fisch. Für die Sauce vierge vermengt man frische Tomatenwürfel, kleingehackte Schalotten oder Zwiebeln, dünne Stangenselleriestücke, Gurkenstreifen, Zucchinistreifen, Pinienkerne, klein gehackte Oliven, etwas frischen Ingwer, sowie frischen Thymian, frischen Rosmarin, frische Basilikumblätter miteinander in reichlich Olivenöl. Abschmecken mit Salz und Pfeffer.

 

 

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