baer aktuell 248 – 22. Juli 2018

Bildstrecke „baer aktuell spezial“, Stadtansichten Prag, Copyright: Bär/Raap 2018, alle Rechte vorbehalten

Bär aktuell Nr. 248 – 22. Juli 2o18

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Sicherheitscheck auf dem Düsseldorfer Flughafen. Als Herrn Bärs Handkoffer durch den Röntgenkasten rumpelte, setzte der Sicherheitsbeamte einen Gesichtsausdruck auf wie Clint Eastwood in „Gran Turino“, wenn er zu einem jugendlichen Gangster sagt: „Manchmal gerätst du an einen, dem man besser nicht blöd kommt. Und so einer bin ich“. Der Sicherheitsbeamte sagte zu Herrn Bär: „Gehört der Koffer Ihnen? Sie haben da etwas drin, das gefällt mir nicht“. Auf dem Monitor war außer den Umrissen von Herrn Bärs Ersatzbrille nur abstraktes Gekrakel zu erkennen, doch der Securitybeamte deutete zielsicher auf einen grauen Streifen. „Das ist Heftpflasterspray in meinem Medikamententäschchen“. Der Kerl hatte noch immer diesen eisigen Clint Eastwood-Blick, als er Herrn Bär fragte: „Sie haben doch nichts dagegen, dass wir damit mal einen Sprengstofftest machen?“ Diesem Burschen sollte man wirklich besser nicht blöd kommen. Nur ein unverbesserlicher Witzbold hätte jetzt übermütig „allahu akbar“ gerufen und sich dann gewundert, wenn sie ihn für die nächsten paar Wochen in den Knast oder in die Psychiatrie gesteckt hätten. Der Sicherheitsmensch sprengte allerdings nicht Herrn Bärs Koffer in die Luft, sondern nur gründlich alle Teile mit einem geheimnisvollen Spray ein, und da sich auf seinem Monitor daraufhin nichts verfärbte, hellte sich sein Gesicht auf und er wünschte Herrn Bär eine gute Reise.

Das Bistrot auf dem Düsseldorfer Flughafen bewirbt sein Angebot mit dem Hinweis, es bestünde nur aus regionalen Produkten und Spezialitäten. Frikadellen und Mettwurstscheiben als „rheinische Tapas“ zu etikettieren fand Herr Bär freilich reichlich albern, und zu trinken gab es nur „Becks Bier“ aus Bremen, und das ist ja nun auch nicht gerade eine lokale Spezialität aus Düsseldorf.

In Prag bemüht sich „Bernards Beer Bar“ um ein Alleinstellungsmerkmal, denn ein Schild beschreibt die hiesige lokale Spezialität mit den Worten „Beer unlimited + Massage“. Der wahre Kenner lässt sich allerdings erst die Massage verpassen, bevor er sich der hemmungslosen Verköstigung von „Bernards Lager Beer“ hingibt.

Zur Stelle ist auch schon Herr Bao Lao, der auf der Neuen Seidenstraße bis Prag gut voran gekommen ist und in der Altstadt unweit von „Bernards Beer Bar“ einen China-Imbiss aufgemacht hat, damit dem Beschluss des jüngsten Parteitags der chinesischen KP folgend, China wolle bis 2050 weltweit die Wirtschaftsmacht Nr. 1 sein. Tatsächlich dominieren in der Prager Altstadt mengenmäßig jetzt schon die chinesischen Touristen gegenüber den Amerikanern, denen man hier ebenfalls heimische Küche anbietet, nämlich „Cheeseburger with fried cheese“. Fleischklopse mit gebratenem Käse zu garnieren hat Herr Bär noch nie als kulinarische Raffinesse empfunden. Aber ein Volk, dass sich einen notorisch rüpelhaften Präsidenten leistet, muss sich erst recht den Vorwurf gefallen lassen, es kokettiere auf gefährliche Weise mit dem kulturellen Verfall und habe im globalen Wettbewerb mit Herrn Bao Lao und seinen emsigen Landsleuten dem politisch-ökonomischen Niedergang weder kulinarisch noch strategisch etwas entgegen zu setzen.

Herr Bär goutierte stattdessen lieber im Lokal „Zur goldenen Schlange“ Kalbstatar mit Wachtelei und anderntags eben dort Roastbeef vom Damhirsch, und wer einen Prager Schinken mit frisch geriebenem Meerrettich, eingelegten Pilzen und Rucola-Garnitur probieren möchte, der kehre dort im „Café Lippert“ ein. Eine lokale Prager Spezialität ist es übrigens, Brotsuppe oder Kartoffelsuppe nicht in einem Teller zu servieren, sondern in einem ausgehöhlten Brotlaib.

Zur Stadtrundfahrt mit einem Hop and On-Bus kann man sich per Kopfhörer die Sehenswürdigkeiten in verschiedenen Sprachen erklären lassen. Den Text des deutschen Audioprogramms hat ein Sprecher mit starkem sächsischen Akzent besprochen: „Links an der Egge sehen Sie eine godische Girche, die man später baroggisiert hat“. Nun hat eine Stadtrundfahrt durch Prag auf Sächsisch durchaus einen gewissen Charme, dennoch zappte Herr Bär mal in den holländischen Text hinüber, der allerdings auch mit sächsischem Akzent vortragen wurde. Wahrscheinlich haben sie einen sprachgewandten Sachsen aufgetrieben, der das Besichtigungsprogramm in allen sieben Weltsprachen auf Band gesprochen hat. Wie sich Chinesisch mit sächsischem Akzent anhören mag, glaubte Herr Bär zu ahnen, weil nämlich die Chinesen im Bus die ganze Zeit albern vor sich hin kicherten.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Böhmische Knoblauchsuppe (Cesnecka)

Man kocht Knochen aus oder nimmt eine fertige Geflügelbrühe, die man zusammen mit einer klein geschnittenen Möhre und kleinen Porreestückchen aufkocht. Dann erhitzt man in einem zweiten Topf Schmalz, drückt reichlich Knoblauch darin durch eine Presse aus – der Knoblauch darf aber nicht anbraten, weil er dann bitter wird, daher sofort die heiße Brühe hinzu geben. Abschmecken mit Salz und Pfeffer, zum Schluss Majoran und/oder frische Petersilie hinzu geben. Unmittelbar vor dem Servieren geröstete Weißbrotwürfel hinein streuen.

Böhmischer Lendenbraten (svíčková)

Neben dem Schweinebraten gilt der Lendenbraten vom Rind als tschechisches Nationalgericht. Schweine- wie Lendenbraten kann man vorher mit Knoblauch einreiben. Häufig wird der Lendenbraten auch 1 Tag lang mariniert – das mit Speckstückchen gespickte Fleisch übergießt man mit zerlassener Butter oder zerlassenem Schmalz und lässt es dann zusammen mit Möhren, Porree, Sellerie, Pastikaken und Pfefferkörnern erkalten. Man schmort den Bratren dann in einer Kasserole auf dem Herd oder im Backofen. Das Gemüse püriert man und kocht es dann mit Sahne zu einer Sauce auf. Fleisch und Sauce serviert man zusammen mit Preißelbeeren und Knödeln in Form von Brotscheiben.

Prager Schnitzel

Für das Prager Schnitzel gibt es mehrere Rezeptvarianten. Manche wenden das gesalzene und gepfefferte Schnitzel vom Kalb oder Schwein nur in Mehl, andere wiederum wie beim Wiener Schnitzel auch in Eipampe und Semmelbröseln. Man brät die Schnitzel in Butter und serviert sie zusammen mit Rührei, manchmal belegt man die schon durchgebratene Oberseite auch mit einer Scheibe gekochtem Schinken und dann mit Rührei oder man streut Schinkenwürfel in das Rührei.

 

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