baer aktuell 247

Jürgen Raap, „Das lange Maß“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bild des Monats Juli 2018:

Jürgen Raap, „Universum“, Acryl / Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 247   – 22.Juli 2018

Die Sangeskünste von Sportlern sind oft durch ein zumeist recht bescheidenes musikalisches Talent geprägt. Eher als akustisches Kuriosum gilt somit die Schallplatte, die in den 1960er Jahren Kölns Box-Idol Peter Müller mit dem Text „Rädewumm, rädewumm, dä Jung dä fällt nit um“ besang, und auch Petar Radenkovic, damals Torwart beim TSV 1860 München, brachte es in jenen Jahren mit dem Lied „Bin i Radi, bin i König“ nicht gerade zu musikalischen Höchstleistungen. Als die deutsche Fußballnationalmannschaft 1974 im Aufnahmestudio „Fußball ist unser Leben“ intonierte, erreichte sie ebenfalls nicht das Niveau des Tölzer Knabenchors, sondern begnügte sich – wie der „Berliner Tagesspiegel“ kritisch anmerkt – mit dem Einsingen eines Liedguts, das „mehr für Festzelte“ geeignet ist denn für Philharmonie-Auftritte, „mit Hummtata-Rhythmus, Trompeten, Stampfrasseln und… Has, Hos und Hejas“. Es fehlte eigentlich nur noch ein schmissiges „Rädewumm“ am Ende jeder Liedzeile. Da muss man in unseren Tagen geradezu dankbar sein, wenn manche Nationalspieler vor dem Anpfiff die Nationalhymne lieber nicht mitsingen, so wie Mesut Özil, der unlängst bekannte, beim Absingen der Hymne verharre er lieber stumm in stillem Gebet, als stattdessen atonal ein „… blühe deutsches Vaterland“ daher zu brummen.

Als Peter Alexander 1986 die DFB-Elf im Studio bei der Aufnahme des Songs „Mexiko, mi amor“ gesanglich unterstützte, habe Lothar Matthäus nur „lustlos mitgeträllert“, reportiert Hendrik Mulert auf shz.de. Dennoch bekam Matthäus von seinen Mitspielern den Spitznamen „Die Schallplatte“ verpasst, dies jedoch nicht wegen seiner Sangeskünste, sondern wegen seiner Tratschsucht. Seinem Mannschaftskameraden Jürgen Klinsmann bescheinigte Matthäus: „Er denkt zuviel“. Während der selige DFB-Boss Egidius Braun der Ansicht war, Matthäus sei „von Gott die Gabe der Rede gegeben worden“, gelangt hingehen Philipp Köster, Chefredakteur des Fanzines „11 Freunde“, zu dem Urteil, Lothar Matthäus könne man gewiss nicht vorwerfen, dass er zu viel denke. Dass nach der „Erdogan-Affäre“ und Mesut Özils eher mäßigem sportlichen Wirken bei der WM in Russland Matthäus „verschwörerisch unkte“, so „Die Welt“, Özil fühle sich anscheinend „im DFB-Trikot nicht wohl“ und damit „suggerierte, dass der in Gelsenkirchen geborene Sohn türkischer Einwanderer Identitätsprobleme hat“, findet selbst das Springer-Blatt „infam“. Auch das noch: Nach der 0:2-Niederlage gegen Südkorea und dem vorzeitigen WM-Aus der millionenverwöhnten DFB-Kicker meldete sich ausgerechnet der Fußballexperte Robert Geissen („Die Geissens“) mit notorischer Schrillheit zu Wort und stieß ins gleiche Horn wie Lothar Matthäus: „Ich verstehe nicht, warum man Özil nicht langsam mal ausgetauscht hat. Bei Erdogan könnte der in der ersten Reihe spielen.“ Auch Robääärt Geissen kann man nicht vorwerfen, er denke zu viel. Was Erdogans Fußballkünste angeht, ist Robääärt Geissen jedenfalls reichlich uninformiert: Erdogan hatte zwar seinerzeit durchaus ein Angebot, in der Jugendmannschaft von Fenerbahce Istanbul mit zu spielen und anschließend Fußballprofi zu werden, wurde stattdessen jedoch von seinem Vater auf die religiöse Iman-Hatip-Schule geschickt und verpasste damit eine Fußballerkarriere.

Derweil stolpert Boris Becker einfältig wie immer von einer Lachnummer in die nächste, so jüngst als angeblicher Sport- und Kulturattaché der Zentralafrikanischen Republik, bis der Außenminister des Landes die Posse beendete und unmissverständlich klar stellte, Bobeles Diplomatenpass sei eine Fälschung. In dem Pass sei als Aufgabengebiet nämlich nicht „Sport“, sondern ausgerechnet „Finanzen“ eingetragen, so berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP. Da mag man gerne glauben, dass dieser Pass gefälscht sein könnte: denn wer würde schon ausgerechnet Boris Becker als Finanzexperten in das Diplomatische Korps berufen, wo doch der insolvente Becker zwecks Schuldentilgung sogar schon in der TV-Sendung „Bares für Rares“ einen seiner Tennisschläger versilberte. Da allerdings ein gefälschter Diplomatenpass aus Zentralafrika hier zu Lande durchaus als Rarität gelten kann, wäre damit immerhin Beckers nächster Auftritt bei „Bares für Rares“ gesichert. Auch noch eine Schallplatte zu besingen hat Boris Becker sich bisher verkniffen, und das sollte uns auch wohl in Zukunft lieber erspart bleiben.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Salat „Zakynthos“ à la Karl-Josef Bär

Zutaten pro Person 1 hart gekochtes Ei, fein zerdrückt, 2-3 Fingerbreit Feta-Käse, 2-3 in Salzlake eingelegte Sardellen, 2 klein gehackte schwarze Oliven, 1 klein geschnittene eingelegte Silberzwiebel, 1 kleine Cornichon, 1-2 Lauchzwiebeln in dünnen Scheiben, 1-2 Kapern, gewürfelte frische Gurkenstücke nach Belieben, abgeschmeckt mit Salz, grünem Pfeffer, Senf, etwas Knoblauchpaste, Dill und Petersilie, Knoblauchöl und weißem Balsamicoessig. Man könnte diesen Salat auch „Salat Konstanza à la Karl-Josef Bär“ nennen, aber das ist letztlich nur eine Frage der Einstellung zur Kulinar-Poesie.

Moko – Garnelen-Pfeffersauce aus Ghana

In Ghana werden so viele Tomaten angebaut wie in sonst keinem afrikanischen Land, obwohl die heimische Agrarwirtschaft unter den Importen von subventionierten EU-Lebensmitteln leidet und daher viele Landarbeiter emigrieren müssen. Tomaten gehören in Ghana zu fast jedem Gericht, und sie bilden auch die Basis für diese Garnelen-Pfeffersauce: man wässert 250 gr frische Garnelen ca 30 Minuten, hackt sie dann klein, vermischt sie mit vier klein gehackten Zwiebeln, 5-6 Knoblochzehen, ebenfalls zerkleinert und fünf klein gewürfelten Tomaten. Ingwerwurzel nach Belieben in die Masse reiben, sowie Cayennepfeffer, grünen und weißen Pfeffer (gemahlen). Alles zu einer Paste verrühren und dies in Olivenöl (wenn vorhanden auch mit einen 1 TL Palmöl) vorsichtig anbraten, ohne dass die Paste anbrennt, beim Umrühren Wasser hinzufügen. Passt zu allen afrikanischen Fischgerichten.

Sommergrütze à la Karl-Josef Bär

Die klassische Rote Grütze aus Norddeutschland besteht nur aus Beeren und Kirschen, bei einer Rharbarbergrütze kombiniert man den Rhabarber mit Erdbeeren. Herr Bär verzichtet bei seinem Rezept auf Speisestärke oder Sago: klein geschnittene Rhabarberstücke, Kirchenstücke und rote Johannisbeeren lässtr man in ein wenig Wasser zerköcheln, mit ein paar Pimentkörnern, etwas ganzem Anis (gibt es in türkischen Supermärkten), einer Prise Zimt und einer Vanilleschote. Nachsüssen nur mit Honig, nach dem Abkühlen frische Minzblätter hinzufügen.

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