Bär aktuell Nr. 294 – 22. Dez. 2020




Abb: Jürgen Raap „Frohe Weihnacht überall, bald ist wieder Karneval“, Aquarell, 2006

Es werde dieses Jahr das „härteste Weihnachten für die Nachkriegsgenerationen“, hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet verkündet. Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki ist für die weihnachtliche Kriegs- und Nachkriegszeit cineastisch schon gut gerüstet. Unter der Überschrift „Wie Politiker den Corona-Advent“ verbringen, zitierte ihn der Kölner „Express“: „Für mich ist es das Größte, mit Vollmilch-Nuss-Schokolade und einem Glas Milch Kriegsfilme zu gucken“. Für Herrn Kubicki hat Herr Bär daher einen Film-Tipp für die Weihnachtstage herausgesucht: „Westfront Weihnachten 1914“, bei youtube hochgeladen von der Filmakademie Baden-Württemberg. Für alle anderen Mitbürger gilt hingegen: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. Oder op kölsch: „Herr Bär wünsch Üch genöglige Chressdaach un e glöcksillich Neujohr“.

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Bärs „Politische Korrektheit“-Knigge: Witze zum Mitdenken, die man besser nicht in Veganerkreisen erzählt, z.B. „Was gibt es bei Jens Spahn als Weihnachtsbraten“? – Antwort: „Spa(h)nferkel“.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Spanferkelbraten „Jens“ Man nehme ein Spanferkelstück mit Schwarte, brate es einer Pfanne/Bräter von allen Seiten in Butter und Schmalz scharf an, würze es mit Salz, Pfeffer, Rosmarin, lasse dann Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen, ein paar Möhrenscheiben kurz mit schmoren, lösche das Ganze mit Bier und Rinderfond ab. Dann muss der Braten je nach Umfang 1 ½ bis 2. Std. mit ein wenig Kümmel im Backofen und einem Lorbeerblatt braten. Man gieße ab und an den Bratensaft über das Fleisch, füge kurz vorher noch frischen Majoran hinzu. Serviert man dies an Heiligabend, ist dazu Krautsalat angemessen, am 1. Weihnachtstag lieber gedünstetes Sauerkraut und am 2. Weihnachtstag Rotkohl.

Zwar kriegt der Kabarettist Matthias Richling in seiner Karl-Lauterbach-Parodie dessen rheinischen Singsang nicht richtig hin, aber sehenswert ist in irgendwelchen Mediatheken allemal, wie Richling dem bisweilen allzu rigoros auftretenden Lauterbach in den Mund legt, die Corona-Pandemie böte uns die Chance, „über die Demokratie hinaus zu wachsen“. Der reale „SPD-Gesundheitsexperte“ schaffte es indessen beim Boulevard-Blatt „Express“ auf die Titelseite mit der Schlagzeile: „Lauterbach wettert gegen Kölner Glühwein-Anarchie“. Das hätte sich Mihail Alexandrowitsch Bakunin (1814-1876), der Urvater der Ideologie des antiautoritären Anarchismus, auch nicht träumen lassen, dass er anderthalb Jahrhunderte später bei Karl Lauterbach als Kronzeuge für ein nur schein-revolutionäres Über-die-Stränge-Schlagen herhalten muss. Wobei Karl Lauterbach eigentlich wissen müsste, dass man in Köln während der demokratischen 1848-er-Revolution die Barrikade strategisch geschickt vor einer Weinkneipe errichtet hatte, wo die Revoluzzer dann so lange zechten, bis ein preußischer Schutzmann ihnen zurief: „Ihr könnt die Barrikade wieder abbauen, die Revolution ist vorbei“. Ansonsten fragt sich Herr Bär, wozu eigentlich die Rundfunkgebühren erhöht werden müssen, wenn man auf allen Kanälen ohnehin nur als Talkshow-Dauergast Karl Lauterbach zu sehen kriegt, wie er einen Rollentausch vom vormals kauzigen Akademiker mit Fliege zum jetzt zunehmend nervigen Nöttelefönes vornimmt.

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Bärs Jahres-Deppen-Ranking 2020: Wer so blöd ist, auf dem neuen Berliner Flughafen eine Rolltreppe einzubauen, die viel zu kurz ist und dadurch die Eröffnung des Flughafens um mindestens neun Jahre verzögert, der hat sich redlich Platz 1 verdient. Platz 2: Wer wie Sigmar Gabriel mal den Vorsitz in einer Partei ausübte, die sich früher als Vorhut der Arbeiterklasse verstand, der sollte sich lieber nicht dem Verdacht aussetzen, jeglichen Bezug zur Lebenswirklichkeit der Stammwähler seiner Partei verloren zu haben, indem er nun herum tönt, als Berater für den Fleischmogul Clemens Tönnies sei für ihn, Gabriel, ein Beraterhonorar in Höhe von 10.000 Euro im Monat „in der Branche kein besonders hoher Betrag“. Platz 3: Kevin Kühnert bekam in der Zeitschrift „Capital“ vom Kommentator Horst von Buttlar bescheinigt, Kühnert habe „noch nie gearbeitet, weiß aber genau, was die Arbeiter heute wollen.“ Und dabei hat Kühnert es bis jetzt noch nicht einmal zu einem Beratervertrag in der Fleischindustrie geschafft. Platz 4: Dass der Ministerpräsidentensohn Johannes „Joe“ Laschet als „Influencer“ für geschmackvolle Herrenmode auftritt, hat sich bis zur CDU-Nachwuchshoffnung Philip Amthor noch nicht herum gesprochen, der nämlich immer noch so herumläuft wie ein verklemmter Konfirmant in den 1960er Jahren und dann auch noch als Lobby-Drücker für ein New Yorker Start Up-Unternehmen nicht weniger unangenehm auffiel als der Fleischberater Sigmar Gabriel. Platz 5: Bei der Verabschiedung von Linda Teuteberg als Ex-FDP-Funkenmariechen schaffte es der Elferratspräsident der „KG Verdötschte Liberale“ Christian Lindner gekonnt, mit launigen Zweideutigkeiten den jüngsten Prunksitzungs-Parteitag wie eine Herrensitzung in der Sackeifel vor 50 Jahren zu gestalten (Platz 5). Tusch und Klatschmarsch. Platz 6: Dem Verkehrsminister Andy Scheuer bescheinigt nicht nur „Der Spiegel“, ein politischer Totalausfall zu sein, dessen Fehlleistungen bei anderen schon längst für „neun bis zwölf Rücktritte“ gereicht hätten. Aber für einen Beratervertrag in der Fleischindustrie würden Andy Scheuers mangelnde Talente immer noch ausreichen, um die Autobahnraststätten künftig mit „Rostbratwürstchen à la Andy“ im Naturdarm auszustatten, wozu Kevin Kühnert beratervertragsmäßig hingegen nicht in Frage käme, da nämlich eine Ernährungskolumnistin in der „taz“ schon am 21. Juli 2019 verkündet hatte, bei ihrer „aktuellen Obsession“ in Sachen „veganer Ernährungsoptimierung“ ginge es nicht „nicht um Kevin Kühnert, sondern um den Darm“. Was immer nun damit gemeint sein soll. © Raap/Bär 2020

Wer es in dieser tristen und dunklen Jahreszeit gerne festlich und besinnlich mag, jedoch dem Kitschrummel der Weihnachtszeit nicht viel abgewinnen kann und daher die Sinnentleerung des Festes durch allzu viel hemdsärmelige Geschäftemacherei beklagt, der wird auch die derzeitigen „Glühweinwanderwege“ ziemlich albern finden, wo manch einer von Ausschank zu Ausschank torkelt und die Liedzeile „Stille Nacht, heilige Nacht“ in ballermannhafter Lautstärke in die Dunkelheit hinausgrölt. Und steht an Heiligabend ausgerechnet der erbschleichende Enkel vor der Tür mit einem fröhlichen „Hurra, hurra, der liebe Jung ist wieder da“ auf den Lippen, wird vielleicht auch manche Oma sich wünschen, Mutti Merkel hätte den missratenen Enkel lieber noch eine Weile in Quarantäne gesteckt, weil die Großmutter nämlich mit wachem Geist durchaus mitbekommt, wie vor dem Tannenbaum die puckelige Verwandtschaft sich einen abjuxend zuzwinkert: „Heut woll’n wir bei der Oma sein, und schau’n ins Testament hinein“. Aber der Kanzleramtsminister Helge Braun ist der Ansicht, dass Weihnachten nun mal das „Fest der Liebe ist“, und so verkündete er in einer Talkshow, es dürfe in diesen Corona-Zeiten „keine Regel geben, die dazu führt, dass Großonkel Karl jetzt garantiert an Weihnachten nicht mit am Tisch sitzt“, wobei mithin bei der Inaugenscheinname des Testaments beim Gänsebraten-Dinner reges Gedränge herrscht und die Abstandsregeln erst recht dann nicht einhalten werden, wenn ausgerechnet „Großonkel Karl“ mit drohendem Unterton verkündet, er werde das Testament anfechten. Wer derlei Familienzwist entgehen und seinen Nachlass lieber schon zu Lebzeiten verprassen will, der klicke auch in den jetzigen Corona-Zeiten mal bei „www.Kurzurlaub.de“ das Angebot „Weihnachten in Lauterbach“ an. Wohlgemerkt: „in Lauterbach“, und nicht „mit Lauterbach“. Mit Feiertagsmenü und einem Glas Sekt zur Begrüßung, und das alles 4 Tage für schlappe 310 Euro! © Raap/Bär 2020

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Genter Waterzooi à la Karl-Josef Bär

Der flämische Name „Waterzooi“ bedeutet Wassersud. In Gent und Umgebung gilt diese Suppe als flämisches Nationalgericht. Suppenfleisch vom Huhn salzen und pfeffern, in großen Topf geben, mit 1-2 Zwiebeln in Knoblauchbutter anbraten. 1 klein geschnittene Porreestange, 2 Möhren, 1-2 vorgekochte Kartoffeln, etwas klein geschnittenen Knollensellerie, 1-2 klein geschnittene Staudensellerie, 1 Knoblochknolle, Gewürznelken hinzugeben. Mit Hühnerbrühe auffüllen und köcheln lassen. Würzen mit Pfefferkörnern, Petersilie, Thymian, Kerbel, Muskatnuss, 1 Lorbeerblatt, Eidotter, dann mit Sahne abbinden. Gewürznelken stammen ursprünglich von den Molukken; sie halten die Fetttoxydation auf; durch ihren hohen Gehalt an Phenolverbindungen haben sie antioxidative, entzündungs- und gerinnungshemmende Wirkung. Da sie den Eisengehalt im Blut reduzieren, sind sie auch für Patienten mit Eisenüberschuss zu empfehlen. Im Mittelalter galt die Nelke als Symbol für die Passion Christi – man assoziierte damit wegen der phonetischen Nähe von „Nelke“ zu „Nagel“ die Nägel bei der Kreuzigung. Muskatnuss setzte man in Asien und im europäischen Mittelalter auch als Heilpflanze gegen Magenschwäche, Leber- und Gallenschwäche ein, ebenso gegen Herpes, Ekzeme und Flechten.

Haselnuss-Polenta Ein Klassiker für Fleischbeilagen: Man kocht Gemüsebrühe und Milch/Kochsahne kurz auf, gibt Polenta-Gries und gemahlene Haselnüsse hinzu und lässt die Zutaten weiter köcheln unter ständigem Rühren und dann 10 Min. quellen. Würzen mit Salz, Pfeffer, Chili/Cayennepfeffer, Muskat, rührt dann etwas Butter und geriebenen alten Parmesankäse unter.

Hirschbraten auf maghrebinische Art à la Klaus-Günther Bär

Was kaum einer weiß: der Berber-Hirsch galt in Marokko seit 1932 als ausgerottet, wurde 1994 dort aber wieder neu angesiedelt; er taucht auch im Norden von Algerien und Tunesien auf. Heute gibt es dort wieder etwa 5.000 Hirsche, im Vergleich dazu in Deutschland 60.000. Für Bratenstücke nimmt man Fleisch aus der Keule, vom Rücken oder vom Nacken. Man spickt das Fleisch mit Rosmarin und Knoblauch, brät es in Olivenöl in einer Pfanne von allen Seiten scharf an, ergänzt die Würze mit Sambal Oelek, Cayennepfeffer und Ras al Hanout, und lässt es dann in einer feuerfesten Form im Backofen in etwas Fleischbrühe garen, je nach Größe des Bratens 1 ½ Std., und tranchiert den Braten zum Anrichten in Scheiben. In der Pfanne dünstet man Zwiebeln und Apfelscheiben an, gibt sie zusammen mit Walnüssen, Pfifferlingen, Rosinen und frischen Weintrauben zu dem Fleisch. Couscous-Gries bereitet man zu wie auf der Packung angegeben oder in einer Gemüsebrühe, die man ebenfalls mit Ras al-Hanout würzt, oder nur mit Kardamom, Kreuzkümmel, Kurkuma und etwas Zimt, und lässt dazu etwas roten Gemüsepaprika mitköcheln. Ras al Hanout ist eine arabische Gewürzmischung aus Kreuzkümmel, Kurkuma, Pfeffer, Chili, Zimt (gibt’s auch bei uns als fertige Mischung in türkischen und arabischen Lebensmittelläden).

Impressum: V.i.S.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

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