baer aktuell 242/243

Bild des Monats Mai 2018

Jürgen Raap, „Eine Nacht in Rolandswerth“, Acryl/Leinwand, 2018

Bildstrecke „bär aktuell spezial“ – „Heimat, wo sind deine Sterne?“

Weinflasche Drachenfelder Drachenblut (Portugieser Traube)

Der Rhein bei Unkel

Erftaue bei Zieverich

alle Fotos: Copyright Bär/Raap 2018

Bär aktuell Nr.242/243  – 1. Mai 2018

Heimat, wo sind deine Sterne? Da das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für den Südsudan und für die „Zone 1“ rund um das Kernkraftwerk Fukushima in Japan herausgegeben hat, man zudem als Autofahrer in Mauretanien mit „waghalsigen Überholmanövern“ zu rechnen hätte, wie das Auswärtige Amt anmerkt, zog Herr Bär es vor, lieber den rheinischen Weinort Unkel zu erkunden, wo erstens als Heimatminister Horst Seehofer für Sicherheit und Gemütlichkeit gleichermaßen sorgt, und wo zweitens im Gasthof „Zur Traube“ der „Unkeler Rivaner“ als ein absolut fruchtig-aromatischer Weißwein den Gaumen erfreut. Wer jemals an einem sonnigen Frühlingstag eine Expedition in die Erftauen bei Bergheim unternommen hat, wo lediglich das atonale Getröte einer Blaskapelle den Sinn von Herrn Bär trübte, als sie ihre Probe in einem lieblichen Pappelhain am Ufer der Erft abhielt und ein Stück einstudierte, das die Bläser selbst wohl für experimentellen Free Jazz hielten, Herr Bär hingegen für unmelodiösen und deshalb auch unnötigen akustischen Unfug, der erfreut sich anschließend an einer phantastischen gegrillten Forelle in der Zievericher Mühle. Empfindet man nun als urbaner Hipster einen Ausflug nach Zieverich  als spießig, dann seien jene Hipster jetzt ausgerechnet auf die Grünen-Ikone Kathrin Göring-Eckardt verwiesen, die in einem bei ihr sonst eher seltenen Moment den höchsten Punkt der Erleuchtung erklomm, als sie verkündete, für sie „Heimat kein Gegensatz zu einer multikulturellen Gesellschaft“. Immerhin spielen in der rheinischen Provinz beim Üben im Freien heute ja auch schon die Blaskapellen mitunter Free Jazz, auch wenn das selbst aus der Sicht von Kathrin Göring-Eckardt nur bedingt als multi-kulturell gelten kann, und die Autofahrer im Kreis Bergheim stehen zudem im Ruf, einen eher mauretanischen Fahrstil zu pflegen, aber auch das kann man nicht als multikulturell durchgehen lassen. Der Entschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa beschreibt Heimat als einen „Sehnsuchtsort, das ist die Hoffnung auf einen Weltausschnitt, auf einen Teil der Welt… die uns entgegenkommt, die uns antwortet, zu der wir eine Beziehung aufgebaut haben, die eben auch Erinnerungen und Hoffnungen umfasst“. Und wenn das schon ein Entschleunigungstheoretiker sagt, dann ist es gewiss sinnvoll, sich nicht in Mauretanien „riskanten Überholmanövern“ (O-Ton Auswärtiges Amt) auszusetzen, sondern lieber abseits der Autopisten entlang der Erft von Horrem nach Zieverich zu radeln.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Ingwer-Möhren-Paprika-Suppe „ Neu Bottenbroich“

In einem Topf Zwiebeln in Butter andünsten, Suppengemüsemit reichlich Möhren und gelben Gemüsepaprika hinzugeben, grüne und schwarze Pfefferkörner,1 Tomate, 2 Knoblauchzehen, mit Fleisch- oder Geflügelbrühe auffüllen (nur Gemüsebrühe geht auch), bei mittlerer Flamme kochen lassen. Das zerkochte Gemüse herausnehmen, frische Möhren und frischen Ingwer hineinraspeln, klein geschnittene Stücke von rotem und gelbem Gemüsepaprika sowie eine zerdrückte gekochte Kartoffel hinzugeben,, evtl. auch kleine Chili-Stücke kurz aufkochen, Kurkuma (Gelbwurzel) hinzugeben, mit Salz, Pfeffer, Petersilie abschmecken. Zum Schluss saure Sahne einrühren.

Scholle auf flämische Art à la Karl-Josef Bär

In der niederländischen und flämischen Küche verwendet man Schollen, Seezungen und Garnelen aus den eigenen Küstengewässern, Kabeljau und Schellfische und ebenso Heringe entstammen den tieferen Gewässern der Nordsee. Man besorge sich frische Nordseekrabben (crevettes gris), die man selber auspuhlt. Die Schalen kocht man in Knoblauchbutter mit Zwiebeln, grünen Pfefferkörnern, einer halben klein gehackten Tomate, 1-2 ausgepressten Knoblauchzehen, ein paar Spritzern thailändischer Fischsauce und etwas Wassern zu einem Sud aus. Die Schollen brät man in Butter von beiden Seiten gut durch, salzt und pfeffert sie, übergießt sie mit dem Sud, gibt etwas frischen Dill, Salbei und Petersilie hinzu. Kurz ziehen lassen, etwas crème fraiche hinzufügen und dann zusammen mit den kalten ausgepuhlten Krabben servieren.

Perlhuhnbrust mit Rübstiel

Rübstiel ist zwar ein typisches Frühjahrsgemüse, frisch aber heute mitunter zu allen Jahreszeiten erhältlich, doch am besten schmeckt er erntefrisch. Mit „Rübstiel“ bezeichnet man die jungen Blätter und Stiele der Speiserübe. Es ist eine typische Gemüsebeilage in den Niederlanden, im Rheinland und in Westfalen, wo man die Stiele klein gehackt dünstet, dann oft mit kleinen Kartoffelstücken oder Kartoffelpüree vermischt (die Blätter verwendet man nicht). Herr Bär empfiehlt, die Stiele kurz in erhitzter Steinpilzbutter zu schwenken, ein paar Möhrenstücke mit zu kochen und nach dem salzen und pfeffern ein wenig cremigen Schafskäse unterzumischen und kurz mitdünsten lassen, damit er zu einer Sauce zerläuft. Die Perlhuhnstücke brät man ebenfalls in Steinpilzbutter, zusammen mit vorher eingeweichten getrockneten oder mit frischen Steinpilzen, Walnüssen, Maronen, Zwiebeln und einer zerdrückten Knoblauchzehe, gibt zum Schluss etwas frischen Thymian hinzu und ebenfalls etwas Schafskäse, der gut zerläuft.

Bozener Sauce – ein Rezept, das der Koch vom Kölner Bohème-Restaurant „Riphan’s“ auf traditionelle Weise mit Spargel kombiniert. Man zerkleinert erkaltete hart gekochte Eier, vermischt sie mit Öl, Essig, Senf, Zitronensaft, Salz und etwas Pfeffer. Dazu frische Petersilie, Schnittlauch und Kerbel, und auf Empfehlung von Herrn Bär auch noch etwas Radieschenkresse oder Gartenkresse. Die Sauce reicht man kalt separat zum Spargel.

Okonomiyaki wirken optisch wie eine japanische Pizza oder wie ein Pfannkuchen, werden aber in Japan ganz anders zubereitet, nämlich aus Wasser, Eiern, Mehl, Kohl und Dashi-Fischbrühe sowie als Würze eine spezielle Okonomiyaki-Sauce mit Katsuobushi-Fischflocken, und auf einer heißen Teppan-Eisenplatte gebraten. Ähnlich wie bei der Pitta belegt man den Teig mit Fleisch, Fisch, Gemüse, Reiskuchen oder auch Nudeln.

Kulturanthropologie mit Karl-Josef Bär

heute: Esstabus

Verzehren kann der Mensch mit seinem Stoffwechsel aus anthropologischer Sicht eigentlich alles, was wohlschmeckend und bekömmlich, nahrhaft und nicht giftig ist. Dennoch gibt es in fast allen Kulturen Esstabus; und die meisten dieser Nahrungsmeidungsgebote sind in den jeweiligen Kulturräumen ökonomisch oder hygienisch motiviert. Meistens werden die Esstabus jedoch nach außen hin religiös oder ethisch begründet. Schweinefleisch z.B. ist in der jüdischen und muslimischen Küche tabu, weil es im Wüstenklima einfach unbekömmlich ist: beim Afrika-Feldzug der Rommel-Armee 1941 durch Tunesien und Lybien bekamen die Soldaten Ödeme in den Beinen; die Symptome verschwanden jedoch rasch, als Schweinefleischkonserven aus der Proviantliste gestrichen wurden. Das Rind hatte früher in Indien als Milchvieh, vor allem jedoch als Zug- und Lasttier, eine viel größere wirtschaftliche Bedeutung gegenüber dem Fleischverzehr, weshalb Kühe im Hinduismus als heilig gelten. In Indien sind Frösche im Lebensmittelhandel schon seit 1987 verboten. Frösche sind in Deutschland durch das Bundesartenschutzgesetz besonders geschützt; der Import aus Asien ist allerdings dennoch erlaubt – größter weltweiter Froschschenkelexporteur ist heute Indonesien. Bei uns bekommt man Froschschenkel zumeist tiefgefroren in asiatischen Supermärkten; in Tschechien stehen sie auch in manchen Restaurants immer noch auf der Speisekarte. Sie stammen heute zumeist aus Zuchtfarmen; dennoch halten Tierschutzorganisationen den Verzehr von Froschschenkeln für unethisch wegen der Schlachtmethoden. Wo Frösche für den kulinarischen Verzehr aus Wildfang stammen, warnen Tier- und Naturschützer allerdings nicht zu Unrecht vor einer Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts, wie man dies z.B. in Bangladesh beobachten könne, wo die Dezimierung der Wildfrösche zu einer fürchterlichen Mückenplage führte. Auf den Philippinen und in Kambodscha verzehrt man aber auch heute noch traditionellerweise ganze Frösche, deren Inneres man mit Schweinehack, Essig und Gewürzen füllt und dann in der Sonne trocknen lässt. Gewiss sollte man als Europäer nicht mit einer kulturellen Arroganz den Indonesiern oder Philippinen vorschreiben wollen, was sie essen dürfen und was nicht. Raubbau an der Natur betreiben weitaus brutaler die global agierenden großen Nahrungsmittelkonzerne mit ihrem rigiden kapitalistischen Profitstreben – ein Bestreben, die notwendige Balance zwischen Natur und Kultur zu erhalten, etwa durch nachhaltige Züchtung, artgerechte Tierhaltung und Durchsetzung von Schonfristen für Fang und Jagd macht das Eintreten mancher Eiferer für eine Verbotskultur überflüssig. In Westeuropa hat man in der Küche übrigens immer nur die Hinterbeine der Frösche verwendet. Da „bär aktuell“ auch ein Wissenschaftsmagazin ist und Wissenschaft objektiv und wertneutral ist, sei hier ausdrücklich nicht als Kochanleitung, sondern lediglich aus rein dokumentarischen Gründen ein historisches Rezept aus dem Elsass aufgeführt mit salzen und pfeffern der Froschschenkel und dann scharfem Anbraten in der Pfanne. Dann stellte man früher die Froschschenkel warm, löschte den Sud mit Weißwein (Riesling) ab, presste viel frischen Knoblauch hinein, gab Petersilie hinzu und ließ das Ganze leicht einkochen, bevor man kurz vor dem Servieren Creme fraiche einrührte. Aber heute ist das verpönt.

Bildstrecke bär aktuell spezial: das Siegtal

 

alle Fotos: Copyrig

Die üblen Seiten des kölschen Klüngels offenbaren sich immer dann, wenn Politiker zu Versorgungsfällen werden. So ließ sich die Stadt Köln von der CDU-Politikerin und Hotelbesitzerin Andrea Horitzky übertölpeln, als ein Vertrag zur Unterbringung von Flüchtlingen mit sieben Jahren Laufzeit geschlossen wurde, und dies zu einem Zeitpunkt, als die Flüchtlingszahlen schon längst rückläufig waren. Doch erst dieser Vertrag mit einer Garantie von 32.500 Euro an monatlichen Mieteinnahmen über sieben Jahre ermöglichte es den Horitzkys, das vorher nur gepachtete Hotel jetzt auch zu kaufen, dies mithin auf Kosten des Steuerzahlers, und damit auch auf des Kölner Steuerbürgers Herrn Bär, der für seine Einkommensteuer durchaus eine sinnvollere Verwendung nennen könnte als den Erwerb eines Hotels durch Privatpersonen. Ebenso dreist ist das Gebaren des SPD-Politikers Martin Börschel, der einen kommenden Karriereknick ahnte, als er es nicht schaffte, im NRW-Landtag zum Fraktionsvorsitzenden gewählt zu werden, und der stattdessen nun Geschäftsführer bei den Kölner Stadtwerken wird, mit etwa 400.000 Jahresgehalt. Normalerweise müsste ein solcher Posten öffentlich ausgeschrieben und das Bewerbungsverfahren von einer externen Headhunter-Firma betreut werden, aber in Köln klüngelt man eben solch einen Frühstücksdirektor im Hinterzimmer aus. Die örtlichen Grünen, sonst immer um das Profil einer Anti-Klüngel-Partei bemüht, machten dieses intransparente Spiel mit und verloren damit endgültig ihre politische Unschuld, ebenso die lokale CDU, was wiederum Konrad Adenauer, den gleichnamigen Enkel des ersten Bundeskanzlers, derart erboste, dass er nach 50 Jahren Mitgliedschaft ernsthaft einen Austritt aus der CDU erwog. Von Großvater Adenauer stammt die Definition des kölschen Klüngels „Man kennt sich, man hilft sich“, aber dass bisher alle Kölner Kommunalpolitiker immer beteuert haben, sie klüngelten immer nur zum Wohle der Stadt und niemals um des eigenen Vorteils willen, war schon immer verlogen. Da Herr Bär Stromkunde bei der Rheinenergie AG ist und regelmäßig die Kölner Verkehrsbetriebe KVB benutzt, beides Tochtergesellschaften der Stadtwerke, finanziert Herr Bär mithin auch das künftige Jahresgehalt des Herrn Börschel mit, und auch für die Verwendung dieses Geldes wüsste Herr Bär einen besseren Verwendungszweck zu nennen als ausgerechnet die Alimentierung des Herrn Börschel. Flüchtet Herr Bär nun in eine Steueroase? Nein, das nicht. Herr Bär radelte stattdessen das Flüsschen Sieg entlang bis nach Bonn, wo zwar auch geklüngelt wird, aber dort merkt man das nicht so deutlich wie in Köln. In Hennef schenken sie im Biergarten des „Restaurant Sieglinde“ zu einer vorzüglichen hausgemachten Gulaschsuppe ein herrlich süffiges „Siegtaler Landbier“ aus, und wer in Bonn „Im Sudhaus“ einkehrt, der bekommt zum „Halven Hahn“ eine sagenhaft fingerdicke Scheibe mittelalten Holländer Käse, dies freilich für 7,90 Euro, was schon ein wenig happig ist (normal wären 4,90 Euro), aber dafür ist dieses Geld, das Herr Bär auf seiner Exkursion ins Umland verfressen und versoffen hat, wenigstens nicht in die Taschen der Horitzkys oder von Martin Börschel gewandert.

Ausgerechnet eine Nachwuchskünstlerin, deren plastische Arbeiten mit Metallsilhouetten von Herrn Bär in einer Rezension zuvor als brav und bieder gescholten wurden, was Künstler eben nicht sein sollten, bekam auf der Kunstmesse Art Cologne den Nachwuchspreis verliehen, den sie hier auf englisch „Award“ nennen. Da ergötzte sich das Auge von Herrn Bär doch lieber in der Kölner Galerie Ruttkowski;68 an der Ausstellung des Altmeisters C.O. Paeffgen, dessen Werke in den heutigen hasenfüßig-puritanischen Zeiten bisweilen herrlich unkorrekt wirken, z.B. jenes mit dem Titel: „Dr. F. (70) will icken“. Künstlerische Freiheit heißt eben: Künstler dürfen alles. Das gilt aber nur für richtige Künstler. Denn Joseph Beuys irrte ganz gewaltig, als er jeden Menschen für einen Künstler hielt. Intellektuell eher schlicht ausgestattete Rapper, die antisemitische Texte vertonen, kann Beuys damit ja wohl nicht gemeint haben.

© Raap/Bär 2018

ht Raap/Bär 2018

 

© Raap/Bär 2018

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