bär aktuell 244

Bär aktuell Nr. 244  – 22. Mai 2018

Bildstrecke bär aktuell spezial „Unterwegs mit Herrn Bär“

Hinweisschild EU-Finanzierung Valetta/Malta“

Bierflasche, sardinische Lokalmarke“

Guardia di Finanza – Steuerfahndung in Neapel“

Hafeneinfahrt von Messina/Sizilien“

Häuserfassaden in Valetta/Malta“

 

 

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär

Ist die Götterdämmerung Europas angebrochen, wie Joschka Fischer in seinem jüngsten Buch unkt? In Aachen wurde soeben der Karlspreis an Emmanuel Macron verliehen; die Festrede dazu hielt Mutti Merkel, und die ehrwürdige Bildungsbürgergazette „Die ZEIT“ lästerte bei ihrem Bericht über dieses Ereignis, Mutti Merkel sei „schwer zu verstehen“. Denn wo Mutti Merkel sonst lemurenhaft vor sich hindöst, kündigte sie kürzlich aufgekratzt und munter „mehr Geld für Europa“ an, was für ihre Verhältnisse höchst leichtfertig wirkt, zumal sie sich ebenso leichtsinnig bei den Koalitionsverhandlungen das Finanzministerium von der SPD abluchsen ließ. Die SPD steht indessen schon seit August Bebels Zeiten im Ruf, nicht mit Geld umgehen zu können. Den Bundesfinanzminister mimt jetzt ein schläftig wirkender Hanseat namens Olaf Scholz, der wegen seiner mentalen Unbeweglichkeit sogar von den eigenen Genossen als „Scholz-o-mat“ verspottet wird. Man wirft oben in den Scholz-o-maten sein Steuergeld hinein, und unten kommt es wieder herausgeklimpert und weckt allerlei Begehrlichkeiten, die sein Vorgänger Wolfgang Schäuble allerdings abzuwehren verstand. Was aber macht Olaf Scholz mit dem Geld, das aus ihm herausgeklimpert kommt? Herr Bär wollte es genauso wissen, und ging auf Europa-Tournee, um heraus zu finden, ob dort Leistungen, Taten und Wohltaten des Bundesfinanzministers auch gebührend gewürdigt werden.

Erster Eindruck: den schläftig wirkenden Olaf Scholz kennt in Europa noch so ziemlich keiner. In Frankreich traf Herr Bär nämlich zufällig mit dem Bürgermeister einer Kleinstadt zusammen, der auf Herrn Bärs Bemerkung, er recherchiere in diversen EU-Ländern über das Imageprofil von Olaf Scholz, mit den Worten reagierte: „Ah, Monsieur Schulz!“ Er sprach das wie „Schülz“ aus. „Non, Monsieur Scholz“, korrigierte Herr Bär ihn. Der französische Gesprächspartner entpuppte sich als Weinliebhaber und erfüllte damit eine gewisse Klischeevorstellung, die man bei uns von den Franzosen hat. Er stimmte Herrn Bär zu, dass unter den Bordeaux-Lagen der „Pauillac“ ohne Zweifel zu den besten zählt, und Herr Bär wiederum pflichtete ihm bei, dass man es mit dem Freihandel nicht übertreiben solle, indem man kalifornischen Wein nach Frankreich oder Deutschland importiert, auch wenn Donald Trump immer über die deutschen Handelsbilanzüberschüsse meckert. „Und grüßen Sie Monsieur Schülz von mir“, sagte der Bürgermeister zum Abschied.

Nächste Station: Italien. Als Herr Bär sich durch Genua chauffieren ließ, bewahrheitete sich die Klischeevorstellung, die man nördlich der Alpen über den höchst rasanten Fahrstil italienischer Autofahrer hegt, und die im Stau ihr Missfallen über eben dieses Stillstand mit lautem Hupen und noch lauterem Lamento kundtun. In Neapel sah Herr Bär, dass die Steuerfahndung „Guardia di Finanza“ ihren Wagen vor einem Café geparkt hatte. Die Fahnder schlürften drinnen im Café gemütlich ihren Espresso und warteten auf den Beginn der Mittagspause, und auch das entspricht unseren klischeehaften Vorstellungen von italienischer Folklore. Wolfgang Schäuble war als Finanzminister als ein „harter Hund“ gefürchtet und bei manchen sogar verhasst, aber wenn ein Finanzminister von den Steuerhinterziehern geherzt und geliebt wird, dann macht er was falsch, und so würde Herr Bär sich bei dem knuddelig-knuffig wirkenden Scholz-o-maten nicht wundern, wenn ihm demnächst die Deutsche Steuer-Gewerkschaft ausgedehnte Kaffeepausen wie in Italien abtrotzt.

In Mahon auf der spanischen Insel Menorca hat man viel Geld aus dem EU-Strukturhilfefonds deutlich sichtbar in den Straßenbau investiert. Frisch asphaltiert ist der Platz vor der Fischmarkthalle, doch kündet dort ein Schild vom Anteil deutschen Steuergeldes an dieser Modernisierungsmaßname? „Auf diesen Asphalt sind wir stolz, wir verdanken ihn dem Olaf Scholz!“ Mitnichten. Stattdessen informiert dort lediglich eine Inschrift, König Alfons von Spanien habe im Jahre 1929 diese Fischmarkthalle besucht.

Ein Glas Bier kostet in Marseille und in Messina (Sizilien) 2,50 Euro, in Mahon auf Menorca und in Valletta auf Malta nur 1,90 Euro. Der Aufzug, der vom Hafen eine steile Feldwand hoch zur Altstadt von Valletta führt, wurde mit Geldern aus dem EU-Regionalfonds bezahlt, wie ein Schild erläutert. Aber wieso können sie sich dort auf Malta günstigere Bierpreise als die Sizilianer auf ihrer Insel nebenan leisten? Herr Bär vermisste jedenfalls auf der Getränkekarte den Hinweis: „Dieses Glas Bier trinken Sie mit freundlicher Unterstützung von Olaf Scholz“. Stattdessen hat man am Denkmal neben der Bierterrasse lediglich ein Schild angeschraubt, der Duke von Cambridge habe 2014 zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Maltas im Jahre 1964 die Stadt Valletta besucht. Aber hat der Duke of Cambridge bei diesem Besuch mehr Geld in der Stadt gelassen als Herr Bär? Wohl kaum. Alles in allem lässt sich nach Herrn Bärs Europa-Reise das Fazit ziehen, dass die PR- und Marketingabteilung im deutschen Bundesfinanzministerium noch gewaltige Anstrengungen zum Glanz und Ruhme des Scholz-o-maten unternehmen muss.

Valletta ist übrigens Kulturhauptstadt Europas 2018, aber optisch fällt das nicht so besonders auf; dafür sind jedoch die vielen Banken und Spielcasinos nicht zu übersehen; und Malta gilt ja bekanntlich vor allem als Steueroase. Valletta selbst hat nur 6.000 Einwohner, wirkt aber größer, nicht zuletzt wegen der vielen Briefkästen, die in diesem Niedrigsteuerland z.B. russische Oligarchen an die staubigen Fassaden angeschraubt haben, vor denen sie im Schatten der schmalen Gassen darauf warten, dass der Schwarzgeldbriefträger mit Geld aus Moskau vorbeischaut, was zwar auch einer weiteren Klischeevorstellung, zugleich aber ebenso der Wahrheit entspricht.

Hoffentlich lässt sich der Scholz-o-mat in Brüssel nicht über den Tisch ziehen und stimmt übermütig einer europaweiten Einlagensicherung der Banken zu, was dann in der Praxis – etwas verkürzt dargestellt – bei der nächsten EU-weiten Bankenkrise bedeuten würde, im Falle, dass die Rücklagen zur Bankenhaftung nicht ausreichen, müsste dann womöglich der deutsche Sparbuchinhaber für die Schwarzgeldkonten russischer Oligarchen bei maltesischen Banken gerade stehen, sofern er mehr als 100.000 Euro auf dem Sparbuch hat. Als Gelddepot lohnt sich für den deutschen Kleinsparer der Bankenstandort Malta also nur bedingt. Aber man kann dort in den Cafés für 1,90 Euro pro Glas ein vorzügliches „Local beer“ konsumieren, bei dem man den Einfluss britischer Brautradition heraus schmeckt, und das sollte man im Zusammenhang einer derzeit aktuellen Diskussion über Kolonialismus und Postkolonialismus 54 Jahre nach der Unabhängigkeit Maltas vom einstigen British Empire auch mal ruhig erwähnen.

Auf dem Münchener Flughafen betreibt im Transitbereich der bekannte Fresspapst Alfons Schuhbeck einen Imbissstand, doch die Currywurst, die dort mit Kartoffelecken für 8,90 Euro angeboten wird, sah in der Auslage reichlich vertrocknet und verschrumpelt aus. Mit 5 Euro für einen halben Liter Hofbräu-Bier zecht man auf dem Münchener Flughafen allerdings immer noch günstiger als in Marseille oder in Messina, und dass Herr Bär wieder zu Hause angelangt war, merkte er daran, dass im Kölner Flughafengebäude die Rolltreppe kaputt war.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Bozener Sauce – ein Rezept, das der Koch vom Kölner Bohème-Restaurant „Riphan’s“ auf traditionelle Weise mit Spargel kombiniert. Man zerkleinert erkaltete hart gekochte Eier, vermischt sie mit Öl, Essig, Senf, Zitronensaft, Salz und etwas Pfeffer. Dazu frische Petersilie, Schnittlauch und Kerbel, und auf Empfehlung von Herrn Bär auch noch etwas Radieschenkresse oder Gartenkresse. Die Sauce reicht man kalt separat zum Spargel.

Maltesische Schweinerouladen

Die Küche Maltas lässt italienische, griechische, ägyptische und nordafrikanische Einflüsse erkennen. In der Hautstadt Valetta findet man auf den Speisekarten häufig Gerichte mit Kaninchen, das man in Weißwein- oder Rotweinsauce schmort und mit schwarzen Oliven serviert, aber typisch ist auch das Rezept mit Schweinerouladen, deren Fleisch man salzt, pfeffert, mit Speck, etwas Knoblauch, einem kleingehackten harten Ei und gehackter Petersilie belegt. Bevor man sie zusammenrollt und dann zusammen mit Zwiebeln in Olivenöl kurz anbrät, dann mit Fleischbrühe aufgießt und zusammen mit einem Lorbeerblatt in einer Casserole im Backofen 35-40 Min. schmoren lässt. Eine Rezept-Variante mit Rinderrouladen (auf maltesisch „Bragioli) mit der gleichen Speck-Ei-Füllung lässt man in Rotweinsauce mit Möhren und Mittelmeerkräutern (Thymian, Salbei, Rosmarin) schmoren. Dazu reicht man Kartoffelpüree, den man mit der Brühe übergießt.

Maltesisches Lammfilet auf arabische Art

Lammfiletstücke in heißem Olivenöl anbraten, salzen, pfeffern, herausnehmen und beiseite stellen. In dem Öl dann Zwiebeln anbraten, 3-4 Knoblauchzehen auspressen, mit Hühnerbrühe aufgießen, Minzblätter, Kurkumapulver (Gelbwurzel) oder Safran, gelben oder grünen Curry, Rosenpaprika oder etwas tunesische Harissapaste, mildes Paprikapulver, Kreuzkümmel und etwas Korianderpulver hinzugeben, kurz aufkochen und damit das Fleisch übergießen und dieses zusammen mit Reis servieren.

 

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