baer aktuell Nr. 245/246 und bild des monats

Bild des Monats Juni 2018:

Jürgen Raap, „Die Götterdämmerung Europas“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 245          –   3. Juni 2018

Neue Rubrik zum Jubiläum „200 Jahre Karl Marx“: Einführung in den Kapitalismus – eine Finanzberatung mit Karl-Josef Bär

heute: Geld sparen mit Queen Elizabeth Der erste Schritt zur Kapitalvermehrung (im Jargon von Karl Marx „Kapitalakkumulation“ genannt) besteht darin, Geld nicht auszugeben, sondern es zu behalten. Queen Elizabeth von England wurde auf diese Weise die reichste Frau der Welt, denn anstatt bei der Hochzeit ihres Enkels den 2.500 zu einem Picknick geladenen Gästen generös ein paar Würstchen zu spendieren, stand auf der Einladungskarte unmissverständlich, man möge Essen und Trinken selber mitbringen. „Chapeau, Herr Scholz!“ ruft Herr Bär aus, denn unser Finanzminister Olaf Scholz hat nicht nur das Queen-Elizabeth-Prinzip des Zusammenhaltens von Ersparnissen verinnerlicht, sondern seiner Kabinettskollegin Ursula von der Leyen zugleich auch mehr Geld für die Bundeswehr verweigert, was jeden überzeugten Pazifisten freuen dürfte. Nun hat freilich selbst die schweizerische Marine ein funktionstüchtiges U-Boot auf dem Vierwaldstättersee und überrundet damit als Seefahrernation die deutsche Bundesmarine, deren U-Boote durchweg nicht einsatzfähig sind, ebenso wenig wie Panzer und Kampfbomber, so dass nach dem Queen-Elizabeth-Prinzip, jeder, der zur Bundeswehr will, sich sein Gewehr selber mitbringen muss, und wer gar eine Karriere als Pilot bei der Luftwaffe anstrebt, sogar sein eigenes Flugzeug. Nur so kann die Bundeswehr „mehr Verantwortung in der Welt“ übernehmen, wie Mutti Merkel hin und wieder verkündet, und damit dies nicht unverhofft in unkalkulierbare militärische Abenteuer abgleitet, wie sie sich schon aus historischen Gründen gerade für eine deutsche Armee ohnehin verbieten, ist eine aus Kostengründen begrenzte Einsatzbereitschaft Olaf Scholz sei Dank schon ein gewisser Garant. Die Verteidigungsministerin wird von ihren Gegnern und von manchen Kabarettisten als „Flinten-Uschi“ verspottet; was völlig unpassend ist, denn ein Flintenweib ist sie ganz und gar nicht, wenn sie an Gewehren spart, die entweder gar nicht schießen, oder wenn, dann um die Ecke.

Das U-Boot im Gewässer des Vierwaldstätter Sees funktioniert übrigens so präzise wie eine Schweizer Kuckucksuhr, wobei man anmerken muss, dass das Präzisionsdenken der Schweizer durch ihre Angst vor den Alpen zu erklären ist: Bei Lawinengefahr kann man sich gut in dem U-Boot auf dem Grund des Vierwaldstätter Sees verstecken.

Ein aus Düren stammender Hippie namens „Jesus Bruder Bauchi“, der sich so nennt, weil er nach eigenen Worten die Eingebungen für sein „Intergalaktisches Hilfs- und Rettungskommando“ (IHR) zur Rettung verlassener Häuser aus dem Bauch heraus gewinnt, hat auf Mallorca die Finca von Boris Becker besetzt mit der Begründung, er wolle diesen Ort wieder „zum Leben erwecken“ und müsse zu diesem Zwecke die Räume erst einmal sauber machen. Auch die spanische Polizei bestätigte: „Das Anwesen ist verlassen und verwahrlost“. Immerhin hat Boris Becker durch den Putzfimmel von Jesus Bruder Bauchi eine Putzkraft gespart. Auch ein schönes Beispiel für das Queen Elizabeth-Prinzip, wie man ein Vermögen anhäuft, indem man kein Geld ausgibt. Einen etwas durchgeknallten oder auch nur idealistisch eingestellten Gesellen, der einem putzmunter „ehrenamtlich“, d.h. „für lau“ die Bude aufräumt, findet man immer, wenn man Boris Becker heißt.

Kürzlich besuchte Herr Bär eine Kabarett-Veranstaltung. Am besten gefiel Herrn Bär die Pointe, wie der Kabarettist den Unterschied zwischen Vegetariern und Veganern erklärte: „Der Vegetarier isst kein Fleisch und keinen Fisch. Der Veganer isst überhaupt keine tierischen Produkte, also kein Fleisch, kein Fisch, kein Huhn. Weil: im Huhn ist Ei drin“.

Bär aktuell Nr. 246 – 22. Juni 2018

Als dynamisch wirken wollender Jungpolitiker in allzu eng taillierten Anzügen lächerlich zu wirken war bisher nur das Vorrecht von Christian Lindner (Jahrgang 1979), und der CDU-Politiker Peter Tauber ätzte gar vor einiger Zeit, wo der AfD-Frontmann Alexander Gauland „abgewetzte Tweedsakkos“ trage, käme Lindner in „überteuerten Maßanzügen“ daher. Wenn besagtem Lindner nun der 13 Jahre ältere Heiko Maas (Jahrgang 1966) modisch dermaßen nacheifert, muss er sich von manchen Zeitungskommentatoren verulken lassen, er trage schlecht sitzende „Jan Böhmermann-Anzüge“, wobei Jan Böhmermann (Jahrgang 1981) allerdings noch etwas jünger ist als Christian Lindner und alterstypisch bedingt auch noch weniger Hüftgold auf den Rippen hat als Heiko Maas. Eines Maßanzugs bedarf es bei Heiko Maas daher eigentlich nicht, denn er heißt ja schon so, und auf Twitter fragte deswegen der wache Follower „Lothar-dude“ Jan Böhmermann mit Recht: „Was täuschst Du denn mit deinen Anzügen vor?“, während ein anderer Follower namens „Renald Wittwer“ wissen wollte: „Sind Ihre Anzüge von der Stange?“ Nun ja, bei Jan Böhmermann vielleicht, bei Heiko Maas indessen nicht, denn bei dem hießen sie dann ja wohl nicht „Maßanzug“, sondern „Stangen-Anzug“.

Nun hat in der deutschen Humorkultur inzwischen ein Paradigmenwechsel stattgefunden, nämlich zwischen Jürgen von der Lippe, der einst das Hawaiihemd in der medialen Samstagabendunterhaltung salonfähig machte und bis heute als unbestrittener Meister des schwiemeligen, wiewohl im öffentlich-rechtlichen TV familiensendungskompatiblem Altherrenwitzes gilt, und eben jenem Jan Böhmermann. Dem entspricht zeitlich parallel innerhalb der FDP der Paradigmenwechsel von Rainer Brüderle, dem Altmeister des altbackenen Hotelbar-Charmeurs zu nächtlicher Stunde, der mit eben diesem bräsigen Charme bei einer Journalistin abblitzte, und Christian Lindner, der als moderner Charmeur wohl mehr Erfolg hatte, denn seine neue Freundin soll ausgerechnet eine Journalistin sein, wie auf „www.tag24.de“ kolportiert wird. Nur dem Gauland haben sie inzwischen beim Baden in einem Potsdamer See die am Ufer abgelegten Klamotten geklaut, aber Hand aufs Herz: wie blöd muss einer sein, dass er am Badestrand ausgerechnet ein abgewetztes Tweed-Sakko von Alexander Gauland klaut?

Wie das Kegelbruderwitz-Niveau des mittlerweile 70 Jahre alten Jürgen von der Lippe weitergepflegt wird, erlebte Herr Bär jüngst, als er beruflich in Düsseldorf weilte und sich nach einem Museumsbesuch an einem Samstagabend zwecks kulturanthropologischen Studien mutig in die Amüsierhölle der Düsseldorfer Altstadt begab und dort auf dem Rathausplatz dem Straßenfest des Karnevalsvereins „KG Närrische Schmetterlinge“ beiwohnte. Die „Närrischen Schmetterlinge“ sind in Düsseldorf dafür bekannt, auf ihren Herrensitzungen eine Striptease-Tänzerin auftreten zu lassen, was aus der Perspektive karnevalistischer Traditionalisten („Von Zoten frei die Narretei“) und auch aus jener des Feminismus allerdings nicht gutgeheißen wird, weshalb die „Närrischen Schmetterlinge“ auf diesem sommerlichen Straßenfest auf eine Striptease-Darbietung verzichteten diesmal lieber eine zweieinhalb Zentner schwere Drag-Queen auf die Bühne ließen, die das Publikum gendermainstreammäßig korrekt mit „Meine Damen und Herren und alle anderen“ begrüßte und dann mit Verweis auf ihre fulminante Leibesfülle in rheinischem Idiom den Witz darbot: „Ich mache jetzt die Essig-Diät. Es isch oder ess isch nit!“ Nach nur verhaltenen Lachern folgte der ebenso reichlich kalauerhaft geratene Witz: „Wenn mein Mann auf mir liegt, kriegt der Höhenangst. Wenn er unter mir liegt, kriegt er Platzangst. Wenn er hinter mir liegt, kann er nicht die Fußballweltmeisterschaft im Fernsehen gucken“. Nach dieser Pointe beschloss Herr Bär, seine kulturanthropologischen Studien über karnevalistische Straßenfeste in Düsseldorf abzubrechen und lieber die Heimreise nach Köln anzutreten.

© Raap/Bär 2018

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Sardisch-Katalonischer Sardellensalat à la Karl-Josef Bär

Im Mittelalter eroberte das Haus Aragon die Stadt Alghero im Nordwesten Sardiniens, vertrieb die Ureinwohner und siedelte katalonische Bürger dort an. Die Älteren sprechen dort heute noch einen katalonischen Dialekt. Die Küstengewässer sind reich an Hummern, weswegen der „Hummer auf katalanische Art“ dort als Spezialität gilt, die man als kalten Salat reicht. Für den Sardisch-Katalonischen Sardellensalat à la Karl-Josef Bär kocht man Hummer- oder Gambasschalen in wenig Wasser mit Tomaten und etwas Hummer- oder Krebspaste aus, fügt 1 ausgepresste frische Knoblauchzehe hinzu, schmeckt den Sud mit Salz, Pfeffer, japanischem Wasabi-Meereetich und Fischsauce ab, läßt ihn erkalten und kippt ihn später als Sauce über den Salat. Dieser Salat hat auf den Tellern ein Bett aus Tomatenscheiben. Man vermengt dann klein gewürfelte Tomaten, ebenfalls klein gewürfelten gelben Gemüsepaprika, klein geschnittene Frischgurke und Gewürzgurke sowie schwarze Oliven, Kapern und Stücke von Sardellen in Salzlake sowie klein geschnittene Petersilie miteinander. Diese Melange häuft man auf den Tomatenscheiben auf und gießt die kalte Hummersauce darüber.

Japanischer Grillfisch Teriyaki Man mariniert Lachssteaks oder anderen Fisch (z.B. Thunfisch oder Jakobsmuscheln) ca. 15 Min. in Teriyaki-Sauce aus dem Asienladen, alternativ dazu in einer Mischung aus Sojasauce, Reisessig, etwas ausgepresstem Knoblauch, ein wenig Chili, Zitronen-oder Limettensaft Weißwein oder trockenem Sherry und Reisschnaps Sake. Dann tropft man die Marinade ab, legt den Fisch auf den Grill, wendet ihn, und bepinselt ihn während des Grillens mit der Marinade. Man kann ihn stattdessen auch in der Pfanne braten, gibt zum Schluss frische Lauchzwiebeln und die Marinade hinzu und ein paar Spritzer Zitrone. Zum Servieren garniert man den Fisch mit frischer Kresse und geriebenem Rettich.

Blumenkohl „Nievenheimer Aue“ mit paniertem Schweinekotelett Nievenheim ist ein Vorort von Neuß, wo sich die Kölner Bucht zum Niederrhein hin öffnet. Der Frühlingsblumenkohl hat nicht die für Kohlpflanzen typische olfaktorische Schwere, muss aber unbedingt vor der Blüte geerntet werden, weil er sonst bitter schmeckt. Späte Blumenkohlsorten wie Belot und Dalton bilden ihre Blütenstände erst nach den ersten kalten Nächten aus und kommen dann als Herbst- oder Winterblumenkohl in den Handel, und Kenner schätzen diese Sorten als geschmacklich intensiver. Man verwendet für dieses Rezept nur die Röschen und die oberen teile vom Strunk, die man in Salzwasser langsam gart und dann in eine Auflaufform gibt. In einer Pfanne verrührt man Butter mit Mehl, gibt etwas Kochwasser von dem Blumenkohl hinzu, verrührt das Ganze dann zusammen mit Schmand, Creme fraiche oder Petrella-Käse, schmeckt das Ganze mit Salz, Pfeffer und Muskat ab und gießt diese Brühe über den Blumenkohl, bestreut das Ganze mit geriebenem Emmentaler und überbackt den Kohl dann kurz im Backofen. Dazu passt paniertes Schweinekotelett.

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