Baer aktuell 354 – 22. Nov. 2025

November 1st, 2025

Bild des Monats November 2025: Jürgen Raap, „Die innere Freiheit“, Vorzeichnung und Untermalung, 2025

Bär aktuell – das einige Blog-Magazin, in welchem der Chefredakteur sich selbst interviewt.

Bär aktuell: Herr Bär, das Bild des Monats zeigt diesmal nur die Vorzeichnung und die Untermalung.

Bär: Jo jo.

Bär aktuell: Heißt das, Sie sind diesmal nicht rechtzeitig fertig geworden?

Bär: Enä.

Bär aktuell: Es heißt, Sie hätten für diese Untermalung als erster Farbschicht, die man Imprimatura nennt, ein Programm mit Künstlicher Intelligenz zu Rate gezogen?

Bär aktuell: Künstlerische Intelligenz. Dat Programm hätt mir jesaht, ich soll als Braunton Van Dyck-Braun nemme. Ich han en mingen Atelier  ävver jrad kein Van Dyck-Braun jehatt. Da han ich stattdessen Umbra-Braun, Ocker un Grüne Erde jenomme. Dat hätt dä Doof nit jemerkt.

Bär aktuell: Sie haben die Künstliche Intelligenz also ausgetrickst. Was ist das denn für ein Programm?

Bär: Ein chinesisches Malprogramm. Dat heißt „Wladimir“.

Bär aktuell: Wladimir? Ist das nicht ein russischer Name? Ein chinesisches Malprogramm mit Künstlicher Intelligenz, das einen russischen Namen trägt?

Bär: Jojo. Et soll ja keiner wissen, dat das us China kütt. Deswegen han die diese Künstlerische Intelligenz “Wladimir“ jenannt. Ävver ich mööch en jern wissen, wat för ne Doof dat Malprogramm trainiert hat. Dä Wladimir kann ja noch nit ens Van Dyckbraun vun Umbra-Braun unterscheiden. Da male ich ming Bilder lieber weiterhin selver.

Bär aktuell 354 – 22. Nov. 2025

Fotostrecke „Materialien zur Stadtbild-Diskussion“: Bahnhofsuhr Köln-Deutz Gleis 10 mit falscher Winterzeit im November, Urinspur in der U-Bahnpassage Dom/Hbf.- Andreaskloster, monatelange Rolltreppen-Baustelle U-Bahnstation Venloer Str. /Ehrenfeldgürtel, Graffiti in Kölner Altstadt, Fotos: Copyright J. Raap 

Materialien zur Stadtbild-Diskussion Wenn die Töchter von Friedrich Merz Punkt sieben Uhr abends zu Hause sein müssen, sollten sie sich nicht auf die Bahnhofsuhr in Köln-Deutz an Gleis 10 verlassen, die auf diesem Foto fünf vor sechs anzeigt, mithin 17.55 Uhr, obwohl es an jenem Novembertag zum Zeitpunkt der Aufnahme schon längst fünf vor sieben war (der nächste Zug nach Düren fuhr tatsächlich zwei (!) Minuten später um 18.57 Uhr ab). Warum aber am Aufgang zu Gleis 10 zudem ein Fahrplan hängt, dessen Auflistung nur Züge „ohne Gleis 9 und 10“ ankündigt, könnte den Merz-Töchtern auch niemand erklären, sollten sie jemals dort stranden und ratlos vor dem Fahrplan stehen. Sie bekämen keineswegs von Papa Merz den Hintern versohlt, weil sie eine Stunde zu spät zu Hause eintreffen und ihnen niemand glaubt, dass in Deutschland mittlerweile auch die Bahnhofsuhren falsch gehen, die früher mal als Inbegriff deutscher Verlässlichkeit und Pünktlichkeit galten. Die Prügelstrafe ist bekanntlich auch im Sauerland längst abgeschafft; es bestünde mithin kein Grund, mit einer Demonstration vor der Berliner CDU-Zentrale Solidarität für die Töchter von Friedrich Merz einzufordern, während hingegen im Iran erst im März diesen Jahres der iranische Popsänger Mehdi Yarrahi mit 74 Hieben ausgepeitscht  wurde, weil  der 26. Abteilung des Islamischen Revolutionsgerichts in Teheran Yarrahis Liedzeile „Leg dein Kopftuch ab, lass dein Haar frei“ missfiel. Töchter, die in anderen Ländern erst gar nicht das Haus verlassen dürfen, können nicht zu spät nach Hause kommen, auch wenn die Bahnhofsuhr die richtige Zeit anzeigt. Ein Kulturkampf hat immer auch etwas mit kultureller Überheblichkeit zu tun, und  ebenso mit einem rigorosen Konformitätsdruck, mit dem eine Gefolgschaft für diese oder jene Ideologie eingefordert wird. Kulturelle oder soziale Konkurrenz fördert Aggression, welche sich dann im Vandalismus ein Ventil schafft und völlig enthemmt einen entsprechenden Niederschlag im Stadtbild findet, in der Verschmutzung und in der Zerstörung. Wer Angst sät, will Macht über die Verängstigten gewinnen. Verwahrlosung ist dabei ein Zeichen von Kontrollverlust in jeder Hinsicht.

Schon die Alchimisten wollten unedle Metalle wie Blei oder Quecksilber zu Gold veredeln, und einer von ihnen namens Böttger habe 1708 dabei eher beiläufig das Porzellan in Europa erfunden, so heißt es. In China kennt man hingegen keramisches Porzellan bereits mindestens seit der Han-Zeit ab 260 v. Chr. Der Konzeptkünstler Piero Manzoni hat 1961 als seine persönliche Alchimie seine eigenen Exkremente als „merde d`artiste“ (Künstlerscheiße) in Konservendosen abgefüllt und zum Verkauf angeboten. Eine dieser Konzept-Skulpturen wurde 2016 in Mailand zu einem bisherigen Höchstpreis von 275.000 Euro versteigert. In einer kunsthistorischen Nachfolge zu Marcel Duchamp, der 1917 mit deklaratorischer Geste ein Pissoir-Becken aus Keramik aus dem Sanitärladen als Skulptur zu einer Ausstellung eingereicht hatte, damit das „ready made“  als Kunstwerk erfand und solchermaßen eine künstlerische Gleichwertigkeit des vorgefundenen massenhaften industriellen Fertigprodukts mit dem gestalterisch Geformten in der klassischen Kunst und im klassischen Design proklamierte, hat der Künstler Maurizio Cattelan nun für ein Mindestgebot von 10 Mill. Euro eine Skulptur in Form einer benutzbaren goldenen Kloschüssel zur Versteigerung angeboten (man erfreue sich an dieser Stelle am Satzbau, aber heute schreibt ja keiner mehr Sätze wie Thomas Mann). Die Festsetzung des Preises von 10. Mill. wird mit dem aktuellen Kurs für Gold und der verwendeten Goldmenge für das Klo  begründet. Im Falle von Manzoni wie Cattelan handelt es sich um eine gewollte Gleichsetzung des als edel und wertvoll Angesehenen auf der einen und des Banalen, Trivialen und eher Missachteten auf der anderen Seite – anders ausgedrückt: hier stehen sich Sakrales und Profanes ausgewogen gegenüber. Wo fußballerische Fankultur zur Ersatzreligion wird, erfahren erfolgreiche Trainer oder Spieler symbolisch eine mediale Heiligsprechung bei gleichzeitiger schnöder Kommerzialisierung. Ein 19jähriger Fußballspieler des 1. FC Köln namens Said el Mala, der noch vor einigen Monaten brav beim Drittligsten Viktoria Köln kickte, soll laut www.transfermarkt.de  jetzt aktuell im Falle eines erneuten Vereinswechsels einen Transferwert von 18 Mill. Euro haben. So  viel müssten z.B. der FC Bayern München, Borussia Dortmund, der SG St. Germain Paris oder englische Top-Klubs an den 1.FC Köln zahlen, sollte dieser den Spieler vorzeitig aus seinem bis 2030 laufenden Vertrag zu einem anderen Club ziehen lassen. Da der FC Viktoria Köln wiederum für el Malas Wechsel zum 1. FC Köln von diesem dem Vernehmen nach nur 350.000 Euro Ablösesumme bekam, hat der mediale Hype mit einer nahezu sakralen Aura um den Spieler etwas Alchimistisches, zumal die Sportpresse kolportiert, der 19jährige Jungstar sei wie ein roher Diamant, der in seiner weiteren fußballerischen Entwicklung von den Trainern erst noch zurecht geschliffen werden müsse. Zum Vergleich der gesellschaftlichen Bewertung künstlerischer, sportlicher oder medizinischer Leistungen: ein Oberarzt an einer Uni-Klinik, der als Gefäßchirurg in einer mehrstündigen hochkomplizierten Operation das Bein eines Patienten vor der Amputation rettet, hat ein Jahreseinkommen von etwa 97.000 bis 124.000 Euro. Für den Transferwert eines talentierten 19jährigen Nachwuchsfußballers bekommen Sie auf dem Kunstmarkt also auch zwei goldene Kloschüsseln von Maurizio Cattelan, oder – wenn Sie doof genug dafür sind – zum Neuwertpreis von 24 Euro exakt 83.333 gebundene Ausgaben von Christian Lindners Denkschrift „Schattenjahre: Die Rückkehr des politischen Liberalismus“.

Bärs Bestatterkritik Wie die Kölnische Rundschau reportierte, geriet in der englischen Hafenstadt Hull der Bestatter Robert Bush ins Visier der Ermittlungsbehörden, weil man in seinem Keller Leichen fand. Das ist in einem Beerdigungsinstitut eigentlich nichts Ungewöhnliches; hier jedoch handelte es sich um Leichen, die eigentlich längst bestattet sein müssten. Bestatter Bush geriet somit in Verdacht, den Hinterbliebenen stattdessen nur leere Urnen ausgehändigt zu haben oder solche mit fremder Asche. Er muss sich nun wegen Betrugsverdachts juristisch verantworten. Es empfiehlt sich daher zumindest in der Hafenstadt Hull makabrerweise, vor der Beisetzung noch mal nach zu schauen, ob in der Urne auch alles drin ist, was dort hinein gehört.

Wer Albernheiten nichts abgewinnen kann, der grämt sich keineswegs darüber, dass Friseure inzwischen auf alberne Bezeichnungen ihrer Wirkungsstätte wie „Haarspalterei“, „Schnittstelle“ oder „Kopfsalat“ neuerdings lieber wieder verzichten und sich auch den nicht mindern albernen Ausruf „Yes we kämm“ verkneifen. Neue Wege der kuriosen Werbung geht unterdessen scheinbar ernsthaft  ein Figaro in Köln-Lindenthal, der seine Künste für „das anspruchsvolle Haar“ anpreist und  versichert, bei ihm gäbe es einen Haarschnitt „in Salonqualität“. So fragt sich Herr Bär einigermaßen ratlos,  welche handwerkliche Qualität man sonst noch in einem Friseursalon erwarten könnte. Dass da ein übermütiger „Haarlboro“ oder ein unbekümmerter „Haarpunzel“ seinem Kunden mit der Kettensäge den Schädel abrasiert und dies gemeinhin als „Kaiserschnitt“ in  „Salonqualität“ durch ginge, bezweifelt Herr Bär allerdings und beendet diese Glosse ebenso albern mit einem fröhlichen   „Haarlelujah“.

Mehr Baer aktuell unter http://blogkarljosefbaer.kallnbach.de/

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Garnelen-Cocktail „Duisburg-Hamborn“ Muss man eine Vorspeise nach Bärbel Bas benennen, bloß weil sie keine Gelegenheit auslässt, überall herumzuerzählen, sie käme aus Duisburg? Nicht unbedingt. Wohl aber nach dem Duisburger Vorort Hamborn, weil das erste Spiel des 1. FC Köln, das Herr Bär live im Müngersdorfer Stadion sah, 1962 in der damaligen Oberliga West gegen Hamborn 07 ausgetragen und vom FC 4:0 gewonnen wurde. Hier also das Rezept für den „Garnelen-Cocktail Duisburg-Hamborn“: In einer Sauce aus Joghurt, Meerrettich, etwas Chilipaste, Salz, Ingwer, einem Hauch frischem Knoblauch und ein paar Spritzern asiatischer Fischsauce Garnelen, Dill, Salbei, kleine grüne Paprikastücke, kleine Gurkenstücke und Gartenkresse miteinander vermengen.

Blumenkohl-Curry „Rösrath“ Wie gegenseitige kulturelle Aneignung mit anschließender Umdeutung über die Jahrhunderte kulinarisch funktionieren kann, beweist dieses Rezept: Der Blumenkohl stammt ursprünglich aus Kleinasien (Türkei), verbreitete sich dann auch an den Küsten der Levante (östliches Mittelneer), kam von dort durch venezianische Händler im Mittelalter nach Italien und vermutlich durch deren Handel mit Indien schließlich auch dorthin, wo das Curry-Gericht „Aloo Gobi“ mit Blumenkohl und Kartoffeln heute zu den Klassikern der indischen Küche zählt. Die von Herrn Bär kreierte Variante „Rösrath“ heißt nur so, hat ansonsten mit Rösrath nichts zu tun und besteht aus kleinen Blumenkohlröschen, die man zusammen mit Zwiebeln, dünnen Möhrenstreifen und Sesamkörnern in einer Pfanne in heißem Öl andünstet. Dann gibt man eine Paste hinzu, die man im Mixer aus grünem Gemüsepaprika (Spitzpaprika), einer Chilischote, klein gehackten Ingwerstücken und Knoblauch püriert hat, verrührt dies mit Gemüsebrühe, Kochsahne und Kokosmilch. Das Ganze lässt man kurz aufkochen und dann zusammen mit rotem Curry, gelbem Curry, Schwarzkümmel oder Kreuzkümmel und frischem Korinander ziehen bzw. dünsten , bis alles Gemüse weich ist.

Überbackener Porree „Opheylissem“ Opheylissem (französsch Hélécine) ist ein Dorf östlich von Brüssel genau auf der Sprachgrenze: auf der Hauptstraße spricht man in den Läden und Lokalen auf der nördlichen Straßenseite nur niederländisch (Flämisch-brabantisch), auf der anderen, südlichen Straßenseite hingegen nur französisch-wallonisch. Ein Klassiker der belgischen Küche: Ganze Porreestangen (nur den weißen Teil) in Salzwasser mit etwas Essig andünsten, dann nachsalzen, pfeffern, etwas Knoblauch, Dill und Schnittlauch hinzufügen, mit gekochtem Schinken umwickeln, mit kleinen Tomatenstücken und Emmentaler Schmelzkäse bestreuen und im Backofen erhitzen, bis der Käse geschmolzen ist.

Baer aktuell 353 – 22. Okt. 2025

Oktober 23rd, 2025

Bild des Monats Oktober 2025: „Die Stimme von Longerich“, 2025

Baer aktuell no. 353   – 22. Okt. 2025

Auch das ist Service: Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG publizieren bereits 2021 „Aufzugsstörungen ab sofort in Echtzeit“. Wer allerdings in der Domstadt mit den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB unterwegs ist, der stößt  unter kvb.koeln/fahrtinfo/betriebslage/aufzuege  zwar auch auf eine „aktuelle Übersicht der Aufzugstörungen“, dies aber nicht immer in Echtzeit, denn es könnte „sein, dass ein Aufzug im Laufe des Tages ausfällt und keine Meldung bei der Leitstelle der KVB eingeht.“ So, so. Doch die KVB wollen demnächst dennoch und frohen Mutes die Fahrscheinautomaten abschaffen und ihre Tickets nur noch via App vertreiben, was man einerseits mit einem Zitat des Komikers Helge Schneider als „digitale Altersdiskriminierung“ schelten kann, da womöglich nicht unbedingt jeder 93jährige Handybesitzer überhaupt weiß, was eine App ist und wie man sie nutzt, und man zum anderen befürchten muss, dass sie bei der KVB  die digitale Ticket-Abrechnung technisch nicht in Echtzeit hinkriegen, wenn die Leitstelle jetzt schon nicht alle notorisch defekten Aufzüge rund um die Uhr „in Echtzeit“ zu erfassen vermag. Denn falls die App nicht richtig funktioniert, riskiert man, im steckengebliebenen Aufzug beim Schwarzfahren erwischt zu werden.

Von sprachlichen Flapsigkeiten und von verbaler Polarisierung soll diesmal hier die Rede sein. Über Jan Böhmermann, von seinen Fans zu „Böhmi“ verniedlicht, behauptete der „Spiegel“, dessen Sendung „ZDF Magazin Royale“ zähle „zu den polarisierendsten Formaten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. Für Herrn Bär lässt sich eine Kontroverse über „Böhmis“ Hang zum Polarisieren in erster Linie an dessen handwerklich bedenklicher Vermengung von satirisch Gewolltem mit investigativjournalistisch Gemeintem festmachen, wobei der TV-Moderator „Böhmi“ in der Rolle des Journalistendarstellers immer wieder den Grundsatz von Hans-Joachim Friedrichs ignoriert, ein guter Journalist mache sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten. Nun beklagte sich „Böhmi“ in einem Interview mit dem „Spiegel“ kürzlich über die „ immer ängstlicher und schwammige Sprache in den Medien“. Das Hamburger Intelligenzblatt leistete sich in seiner jüngsten Print-Ausgabe zwar die sprachliche Flapsigkeit, den homo heidelbergensis als „Steinzeit-Dödel“ zu bezeichnen, aber darüber regte sich niemand auf, da urhistorisches Dödeltum im 21. Jh. offensichtlich nicht zur politischen Polarisierung taugt. Auch die Beobachtung eines „Spiegel“-Reporters, Frank-Walter Steinmeier habe frühmorgens mit „Schlafaugen“ vor dem Berliner Schloss Bellevue gestanden, rief keinerlei Shitstorm bei den notorischen Empörungsprofis hervor. Apropos Shitstorm: Das ZDF wollte sich eigentlich von „Böhmi“ getrennt haben, berichtete die BILD-Zeitung, soll sich dann aber wieder anders besonnen haben: „Das ZDF wird den Vertrag noch einmal um ein Jahr verlängern. Auch aus politischen Gründen, wie BILD erfuhr: Auf dem Mainzer Lerchenberg, dem ZDF-Sitz, hatte man Angst, in einen Shitstorm zu geraten, wie der Disney-Konzern in den USA nach der (vorübergehenden) Absetzung des Nacht-Talkers Jimmy Kimmel.“ Das Wort „Polarisieren“ wurde übrigens im 18. Jahrhundert von dem französischen Chemiker Étienne-Louis Malus geprägt, um die Ausrichtung von Lichtwellen aufgrund ihrer Schwingungsrichtung zu beschreiben.

Baer polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Wer einmal pünktliche Züge erleben will, der vertraue sich den Belgischen Eisenbahnen an, und er erlebt auch in Brüssel, Brugge und Blankenberge saubere Bahnhöfe, in denen Rolltreppen und Aufzüge tadellos funktionieren. Kommt man in Brugge mit Einheimischen ins Gespräch und offenbart ihnen, man käme aus Köln, sagen sie, Köln sei keine schöne Stadt, denn der Übergang von folkloristischer rheinischer Lässigkeit zu massiver urbaner Verwahrlosung hat sich mittlerweile auch bis nach Brugge herum gesprochen. Auf der Strandpromenade von  Blankenberge steht ein Denkmal aus der Zeit von König Leopold II, nämlich dem Jahr 1900, zum Gedenken an zwei 1892 im Kongo ermordete Kolonialoffiziere, und jemand hat die  gedruckte Texterläuterung um die handschriftlich notierte Frage ergänzt, warum die Frauenfigur zu den Füssen der Offiziere unbedingt nackt sein müsse. Es heißt, im Ersten Weltkerieg hätten deutsche Besatzungstruppen die Offiziers-Figuren geraubt.  Sie seien sann 1920 durch neue ersetzt worden, zusammen mit dem weiblichen Akt.  Soviel zum Thema Dekolonisierung in Belgien.

Im Spielcasino des belgischen Badeortes Blankeberge herrscht kein Krawattenzwang, denn schließlich ist dies ein „Strandcasino“, wie der Manager Herrn Bär erklärte. Allerdings muss man am Eingang seine Personalien angeben, auch seinen Beruf, und die Hostess an der Reception, die das Formular für Herrn Bär ausfüllte, warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu und trug dann ohne weitere Nachfrage „Pensionair“ in die Rubrik ein. Herr Bär gewann an jenem Abend am Spielautomaten 31 Euro und besserte damit seine Rente auf. Wahrscheinlich verstehen sie in der deutschen Regierungskoalition unter „Aktivrente“ aber etwas anderes.

Der Schauspieler Tom Gerhardt liebäugelt mit einem Comeback seiner Kunstfigur des spießigen „Hausmeister Krause“ und lässt via „Express“ kein gutes Haar an den sprachpolizeilichen Umtrieben der Woke-Bewegung: „Es ist so lächerlich, wie von allen Seiten versucht wird, die Sprache und das Verhalten zu beschneiden… Der Wokismus ist rückwärtsgewandt und reaktionär, obwohl er das Gegenteil von sich behauptet. Das ist kleinbürgerlich, pedantisch und verklemmt, dazu noch autoritär.“ Eben wie Hausmeister Krause. Wobei wiederum der Kabarettist Dieter Nuhr befürchtet, wenn das mit der Wokeness so weiter ginge, dann „fangen auch noch die Rapper an zu gendern“. Zum Suchbegriff „Schlechte Witze“ findet man unter https://schlechtewitze.com/rap den „Rap-Witz“: „Was sagt ein Leprakranker Rapper? Was geht ab?“ Kommentiert wird im Netz dieser „Aua aua“-Witz mit sechsmal Daumen hoch und sechzehnmal Daumen runter. So sei als Schlusspointe an dieser Stelle ein Zitat von Herbert Feuerstein angefügt: „Jeder hat das Recht, verarscht zu werden.“ Rechte spießige Hausmeister ebenso wie von ihren Gegnern der Weinerlichkeit gescholtene linke Wokisten oder zu aggressiven Texten mit simpler Weltsicht neigende Rapper.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Entrée „Stéphane Mallarmé“

Diese kleine Vorspeise widmet Herr Bär einem Dichter des französischen Symbolismus: Auf gesalzenen und gepfefferten Tomatenscheiben drapiert man Scheiben von hartgekochtem ein und darauf einen großen Klacks Joghurt mit ein wenig Senf, Salz und geraspeltem Sellerie.

Gefüllte Wachteln

Pro Person zwei Wachteln salzen und pfeffern, füllen mit Apfelstücken, Feigen, Maronen, grünen Pfefferkörnern, Thymian und reichlich zerdrücktem Knoblauch, Oberseite mit Knoblauchbutter bestreichen, im Backofen in einer Jenaer Glasschüssel bei 200 Grad garen lassen, bis die Oberseite gebräunt ist, in einem Sud aus Entenfond, Zwiebeln, Knoblauch, Feigen, Maronen, Apfelstücken, Sellerie und Thymian.

Perlhuhnbrust auf  marokkanische Art

Die gesalzenen und gepfefferten Perlhuhnbruststücke in einer Pfanne mit Zwiebeln auf beiden Seiten braten, dann aus einem Topf separat vorgekochtes Gemüse hinzufügen: Gedünstete Zwiebeln, Möhrenstreifen, Selleriestückchen, etwas rotem Gemüsepaprika, 1 kleingehackte Tomate, Fenchelstücken, Oliven, reichlich Knoblauch, gewürzt mit etwas Salz, Couscous-Gewürz, Harissasauce oder Chilisauce, frisch geraspeltem Ingwer, Thymian, gekocht in Zwiebel- oder Entenfond, abgerundet mit kroatischer Ajvar-Auberginen-Tomatenpaste oder mildem Paprikamark.

Baer aktuell 352 – 22. Sept. 2025

September 14th, 2025

Bild des Monats September 2025: Jürgen Raap, Wald bei Bad Bertrich, Aquarell(Mischtechnik, 2025

Bär aktuell 352 – 22. Sept. 2025

Stern-Stunden der Presse-Prosa Wenn „Der Stern“ eine Folge der mittlerweile arg altbacken gewordenen ARD-Sonntagabend-Krimis als „Pflegeheim-Tatort“ rezensiert, weiß man nicht so recht, ob damit lediglich gemeint ist, die „Tatort“-Folge spiele in einem Pflegheim, oder ob sich das Wortspiel auf eine bestimmte Altersgruppe innerhalb des ARD-Publikums bezieht, das von den bisweilen reichlich weltfremd anmutenden Drehbuchautoren eher mit betulichen volkspädagogischen Absichten als mit knallharter spannender Abendunterhaltung konfrontiert wird. Markus Söder unterdessen „fetischhaftes Weißwurstgefresse“ vorzuwerfen, fiel bislang keinem „Stern“-Journalisten ein, sondern dem Ex-Politiker Robert Habeck, der wiederum eine solche Formulierung für „neutral“ hält. Wie sehr in Internet-Suchmaschinen die Algorithmen daneben liegen können, beweist in diesen Tagen, da das Münchener Oktoberfest naht, zum Suchbegriff „weißwurstfresser habeck söder“ der Treffer  „DeliBest – Fleischrolle mit Hirse“, die sich nach Angabe des Herstellers „speziell für Hunde mit viel Bewegung und höherem Energiebedarf“ eignet, während wiederum im „Stern“ der Autor Nico Fried darauf hinweist, „die direkte politische Verbindung zwischen Bratwurststand und Bundesregierung sieht man daran, dass Söder den Metzgermeister Alois Rainer zum Landwirtschaftsminister erhob, der 2002 die mit 825 Metern bis heute längste Weißwurst der Welt hergestellt hat.“ Natürlich ohne Hirse. Darauf ein „Prosit der Gemütlichkeit.“

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Poireau vinaigrette mit Matjes Porreestangenstücke ca. 10 Min. in Salzwasser kochen, Eier separat 6 Min. kochen, in kaltem Wasser abschrecken, schälen,  auf Teller mit Gabel zerdrücken. Darauf dann den lauwarmen Porree verteilen, mit Vinaigrette übergießen und mit Petersilie bestreuen. Bei der Vinaigrette vermischt man Ein wenig Gemüsezwiebeln, Senf und Essig miteinander, rührt dann Öl und Kräuter ein. Dieses Vorspeisenrezept aus der französischen Hausfrauenküche lässt sich gut mit holländischen Matjesfilets kombinieren

baer aktuell 351 – 3. August 2025

August 29th, 2025

Bild des Monats August 2025:

Jürgen Raap, „Gerontokraten unter sich“, Öl /Acryl auf Leinwand, 80 x 60 cm, 22. Juli 2025

Lost in Bad Bertrich – ein Schelmenstück für Kassenpatienten von Jürgen Raap / Karl-Josef Bär

Was gibt es über die medizinischen und sonstigen Abenteuer nach einer Hüftoperation zu berichten? Nun ja, die Implantation einer Hüftprothese verlief bei Herrn Bär chirurgisch erfolgreich, und die ersten Schritte nach der OP waren im Kölner St- Franziskus Krankenhaus dank geschickter therapeutischer Unterweisung auch recht vielversprechend, doch als Herr Bär eine Woche später zusammen mit drei Mitpatienten in einem Sammeltransport vom Krankenhaus zur Reha-Klinik in Bad Bertrich gefahren wurde, entpuppte sich der Chauffeur als ein pensionierter raunziger Bundeswehroffizier, der auf der Fahrt erst einmal ausgiebig herum meckerte, dass er so viele Koffer einladen musste; denn nie würde ihm jemand vorher Bescheid sagen, wie viele Koffer die Patienten mitnähmen. So ging es dann weiter. Der kaufmännische Geschäftsführer der Klinik erklärte in seiner Begrüßungsansprache als erstes, man möge sich bei ihm nicht über Dinge beschweren, an denen er selber nichts ändern könne, zum Beispiel dass der Bach so laut plätschert. Das war nicht als Witz gemeint, sondern todernst, und er wollte wohl damit sagen, man solle sich am besten überhaupt nicht bei ihm beschweren. Mit dem angeblich laut plätschernden Bach meinte er den Üßbach, der Bad Bertrich durchfließt, ein Städtchen in der Eifel, durchaus von moselfränkischer Lieblichkeit, das seine Zeiten als mondäner Kurort aber längst hinter sich hat, wie auch so viele andere ehemalige preußische Staatsbäder. An Prominenz nächtigte hier zuletzt 2006 die schweizerische Fußball-Nationalmannschaft. Obwohl die Hüftarthrose-Patienten instruiert wurden, nach der OP ein halbes Jahr lang einen erhöhten Toilettensitz zu benutzen und auf Stühlen mittels Kissenauflage die Sitzfläche ebenfalls zu erhöhen, sind die Zimmer in dieser Orthopädischen Klinik mit erstaunlich niedrigen Betten und extrem weichen Matratzen ausgestattet, von denen man sich frisch operiert nur äusserst mühsam hochstemmen kann, und als Herr Bär den Haustechniker darauf ansprach, meine dieser: „Ich kenne die Matratze in Ihrem Zimmer. Darüber hatte sich nämlich schon der Patient beschwert, der vor Ihnen dieses Zimmer hatte.“ Ein Austausch der Matratze sei freilich nicht möglich; es gäbe nämlich keine anderen, und außerdem dürfe er eigentlich ja gar keine Matratzen schleppen, denn er hätte es selber „im Kreuz“. Ein schönes Beispiel für das Bemühen um Inklusion, wenn sie in einer Orthopädischen Reha-Klinik einen Haustechniker mit Bandscheibenschaden beschäftigen. Wenige Tage, bevor Herr Bär sich im Operationssaal unters Messer begab, wusste die „Süddeutsche Zeitung“ zu berichten, „Die Verpflegung in Krankenhäusern und Pflegeheimen schädigt einer Studie zufolge bisweilen Gesundheit und Umwelt…  Die angebotenen Mahlzeiten seien weder förderlich für die individuelle noch für die planetare Gesundheit“, und Herr Bär, der nun insgesamt vier Wochen Klinikaufenthalt hinter sich hat, kann dies insofern bejahen, als er nahezu Tag für Tag zu allen Speisen fast immer nur dieselbe Bratensauce aus der Instant-Tüte zusammen gerührt vorgesetzt bekam. Als die Patienten einmal zwischen Schweinegulasch und Schweineragout wählen durften, und Herr Bär sich erkundigte, wo denn da der Unterschied wäre, hieß es, Gulasch sei mit dunkler und Ragout mit heller Sauce. Nun ja, immerhin. Auf einem Schild neben dem Speisesaal der Reha-Klinik in Bad Bertrich heißt es, man verwende und serviere dort saisonale Produkte, aber als Beilage gab`s fast immer nur „Marktgemüse“ mit geschrappelten Möhren, Blumenkohl und Brokkoli, mutmaßlich aus der Tiefkühlpackung, als ob es im Erntemonat August auf den Eifeler Märkten nichts anderes an Frischware gäbe. Das Arzt- und Pflegepersonal wurde ihren Namensschildern nach teilweise wohl aus ehemaligen Sowjetrepubliken rekrutiert und übte sich auch in der schönen Eifel in putinesker Muffligkeit. Ihre schlechte Laune paarte sich beim An- und Ausziehen der Patienten, die sich noch nicht bücken durften, mit einer eingeübten mechanisierten betriebswirtschaftlichen Effizienz, mit der man auch eine Getränkeabfüllanlage betreiben kann. Als Herr Bär exakt drei Wochen nach der OP über Atemnot klagte, dachte die post-sowjetische Assistenzärztin zunächst darüber nach, ob vielleicht nur ein wenig Bewegung an der frischen Luft Abhilfe schaffen könnte, besann sich dann aber eines Besseren, denn sie veranlasste eine Untersuchung und schließlich eine Überstellung ins Krankenhaus in Cochem, wo Herr Bär dann eine Woche lang wegen Herz- und Niereninsuffienz gründlich behandelt wurde, bis er endlich wieder zurück nach Köln kam. Die Klinikkost war in Cochem besser; und als Herr Bär zum Mittagessen aus den Menüvorschlägen die regionale Spezialität „Deppekoche“ wählte, strahlte ihn die Pflegerin an: „Ah, Sie sind ein Kenner!“

Bild: Jürgen Raap, „Waldstudie“, Aquarell, 22.8. 2025 

baer aktuell 350 – 22. Juli 2025

Juli 4th, 2025

Bild des Monats Juli 2025: Jürgen Raap, „Im Hauptquartier der Zaghaften“, Acryl/Öl auf Leinwand, 025

Was den Lesern von „bär aktuell“ nicht vorenthalten werden soll, ist eine Formulierung in „Der Spiegel“, in der Markus Söder als „lustiger Wurstonkel“ tituliert wird, und ebenso die Tatsache, dass derjenige, der es wagt, in einem kölschen Brauhaus ein Glas Mineralwasser zu bestellen, dann schon mal vom Köbes (so nennt man die Kellner in rheinischen Brauhäusern) zu hören bekommt: „Soll ich och noch ne Goldfisch mitbringe?“

Der ganz normale Wahnsinn Wie man mit unnötigem Firlefanz Steuergelder verschwendet, beweist dieser Tage die Kölner Stadtverwaltung mit einem Schildbürgerstreich, weil sie nämlich demnächst an 700 Spielplätzen die Schilder auswechseln will, auf denen dann nicht mehr „Spielplatz“ stehen soll, sondern stattdessen „Spiel- und Aktionsfläche“. Angesichts dieser Bürokratenposse ätzt der Komiker Guido Cantz, Köln sei jetzt auch offiziell die „Hauptstadt der Bekloppten“, und in der „Süddeutschen Zeitung“ ereiferte sich  der Journalist Joachim Käppner: „Das Narrenstück vom Rhein wäre erheiternd, führte es nicht direkt ins triste Herz der deutschen Kulturkämpfe“, und dies in einer hochverschuldeten Stadt, die ihre Etats überall kürzt, aber dann mal eben 38.000 Euro nur für den Entwurf einer neuen Beschilderung locker macht, der ästhetisch auch noch reichlich popelig wirkt, wahrscheinlich, weil dieser in seiner künstlerischen Biederkeit wurstonkelig anmutende Entwurf in den zuständigen Gremien, wie es dort immer so üblich ist, erst einmal gründlich zerredet wurde – denn in solchen Ausschüssen ist eigentlich recht bald alles gesagt, aber eben noch nicht von jedem. Der Spielplatz soll nach Ansicht des ein wenig weltfremd anmutenden Kölner Jugendhilfeausschusses künftig nicht mehr nur ein solcher sein, sondern darüber hinaus ein Ort der „Begegnung von Bürgern aller Altersgruppen“: Dafür sei der Begriff „Spielplatz“ „zu einengend“ heißt es auch reichlich irrlichternd aus dem Munde des Landesjugendrings. Mit der neuen Beschilderung wird man dann künftig wohl von Hundebesitzern aller Altersgruppen auch schon mal Hundekot im Sandkasten vorfinden; Heroinkonsumenten haben ja bisweilen auch früher schon z.B. am Spielplatz Schönsteinstraße in Köln-Ehrenfeld gebrauchte Spritzen einfach ins Gebüsch geworfen, und der umgewidmete Spielplatz wird als Aktionsfläche womöglich vermehrt grölende Trunkenbolde aller Altersklassen anlocken, die dort ihr Leergut hinterlassen und damit  aus dem Sandkasten- und Rutschbahnareal gewiss keinen anheimelnden „Ort der Begegnung“ machen, jedenfalls nicht so, wie die vom Klammerbeutel gepuderten Schildbürger in der Stadtverwaltung sich das vorstellen.

Noch mehr ganz normaler Wahnsinn Bei einer Gerichtsverhandlung in Köln  musste sich der Angeklagte seitens des Richters die Frage gefallen lassen, wieso er im Laufe der Jahre achtmal dasselbe Juweliergeschäft überfallen hatte. Der Angeklagte antwortete treuherzig, er habe dort immer günstig einen Parkplatz gefunden, um sein Fluchtauto abzustellen.  In einem anderen Gerichtsprozess kam heraus, dass der Angeklagte aus Köln-Kalk, mutmaßlicherweise dem Drogenhändlermilieu verbunden, bei seinen Chats im Internet die Decknamen „El Paso“ und „Olaf Scholz“ verwendet hatte. Herr Bär fragt sich, wieso der Mann sich ausgerechnet „El Paso“ nannte. Ein wenig bekloppt mutet unterdessen jener Dieb an, der in einen Kiosk einbrach, dort 50 Dosen Bier klaute, das Bier aber nicht austrank, sondern einfach wegschüttete, nur um für das Leergut  Pfandgeld zu kassieren. – Bei der Fußball Klub-WM in den USA sorgte Donald Trump mal wieder für großen Unterhaltungswert: FIFA-Präsident Gianni Infantino soll Trump gebeten haben, den Pokal dort bis zur Siegerehrung aufzubewahren. Doch dann berichtete Focus online: „US-Präsident Donald Trump erzählte…, dass er selbst den originalen Fifa-Pokal behalten werde und der (Wettbewerbssieger) FC Chelsea lediglich eine Kopie erhalten soll.“ Das an Bizarrheiten höchst reichhaltige Wirken Trumps erfuhr noch einen weiteren Höhepunkt, als Donald Trump ankündigte, die Rezeptur von Coca Cola müsse geändert werden: statt Maissirup wünscht sich Trump nur noch Rohrzucker als Süßstoff für die braune Limonade. Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass es für die Panscherei, Bier und Cola zusammen zu schütten, in verschiedenen deutschen Regionen die Bezeichnungen „Drecksack“, „Kalter Kaffee“, „Schmutz“ oder auch „Moorwasser“ gibt. Trump trinkt allerdings  nur Diät-Cola – ohne Rohrzucker.

Sternstunden des Boulevardjournalismus Über den Mord eines polnischen Priesters an einem Obdachlosen meldeten www.katholisch.de und die BILD-Zeitung unisono, der Erzbischof sei darüber entsetzt gewesen, als ob man sich nichts anderes bei ihm hätte vorstellen können als Entsetzen. Über mangelndes Hygienebewusstsein des „Stückelmörders“ hieß es bei BILD unterdessen, in seinem „Horrorhaus“ habe er „in Müll und Dreck“ gelebt. Wobei man ihm generell wohl keineswegs zutraut, vorher erst einmal seine Bude aufgeräumt zu haben, bevor er seine Opfer zerstückelte. Aber so sind sie nun mal, die „Stückelmörder“.  Wer als Pfleger im Seniorenheim einen Insassen umbringt, wird in der Boulevardpresse hingehen gerne zum „Killer-Pfleger“ apostrophiert. Ein solcher ließ sich unlängst nach seiner gerichtlichen Verurteilung zu lebenslanger Haft bei „BILD“ zitieren, eigentlich würde er gerne lieber wieder in der Altenpflege arbeiten.

In eigener Sache Geht Herr Bär in die Sommerpause? Nein, aber ins Krankenhaus zwecks einer Hüftoperation und anschließend in die Reha. Die nächste Ausgabe von bär aktuell gibt es daher erst wieder im September.

bär aktuell 349 – 22. Juni 2025

Juni 1st, 2025

Bild des Monats: Jürgen Raap, „Nietzsches Schicksal“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2025

Bär aktuell: Herr Bär, Ihr Bild trägt den Titel „Nietzsches Schicksal“. Was hat denn der Philosoph Friedrich Nietzsche mit einer alten Dampflokomotive zu tun?

Bär: Nix. Et jeht doch hier nit öm dä Friedrich Nietzsche, sondern öm dä Lokomotivführer Klaus-Kevin Nietzsche.

Bär aktuell: Und ist ist dessen Schicksal?

Bär: Dä muss immer dieselve Strecke hin un her fahre. Immer stur jerade us.  Dä däht ävver och ens jän noh rechts oder noh links vum Weg erunger kumme un us Jux un Dollerei dann met singer Lokomotiv e bisschen durch Feld un Wiese fahren, ävver dä Jeck kritt die Lokomotive nit vun dä Schiene erunder. Dat is däm sing Schicksal.

Bär aktuell  – 3. Juni 2025

Von Knallchargen soll hier diesmal die Rede sein, ein Rollenfach in der Schauspielkunst, das man gemeinhin mit platter, derber Komik und Übertreibungen verbindet. Die Skandalnudel der Grünen Jette Nietzard neigt zu solchen knallchargenhaften Übertreibungen. Da sich im Internet inzwischen Influencerinnen tummeln, die es real gar nicht gibt, sondern die nur als täuschend lebensechte Avatare mittels Künstlicher Intelligenz erschaffen wurden, um für irgendwelchen Glitzerkram und anderen billigen Tand zu werben, fragt sich Herr Bär, ob eigentlich diese Jette Nietzard überhaupt real existiert, oder ob in diesem Falle nicht auch Putins cyberkriminelle Trolle am Werk sind, die in der Medienwelt ein künstlich erschaffenes Wesen mit gezielt inszenierten Provokationen von einer Blamage in die andere stolpern lassen, und dies zum Verdruss von Cem Özdemir, der als Spitzenkandidat der baden-württembergischen Grünen fürchten muss, der ruinierte Ruf von Jette Nietzard färbe womöglich auch auf ihn ab. Bei der SPD haben sie es mittels einer konsequenten Klingbeilisierung bei ihrer personellen Rollenbesetzung immerhin geschafft, dass Saskia Esken in ihrer bisherigen Paraderolle als die „komische Alte“ nicht mehr ganz am vorne an der sozialdemokratischen Bühnenrampe agiert. Die Ränkespiele einiger knallchargenhafter Dunkelmänner, die Merzens im ersten Durchgang verkorkste Kanzlerwahl begleitet haben, erinnern an Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“, wo es auch darum geht, eine Heirat zu hintertreiben. Im übrigen ließ die Komikerin Carolin Kebekus verlauten, sie verkneife sich fortan Witze über Friedrich Merz, denn als Demokratin sei ihr daran gelegen, dass  Merz als Kanzler „gut funktioniere“, und die NOZ-Neue Osnabrücker Zeitung stellte bereits 2023 fest, Witze über den CDU-Jungstar Philipp Amthor hätten sich „abgenutzt“. Wer bei Google den Suchbegriff „Lars Klingbeil Witze“ eingibt, wird dort übrigens nicht fündig – es gibt einfach keine Witze über Lars Klingbeil.

Bär aktuell  – 22. Juni 2025

Was die Welt derzeit nicht braucht ist ein erneut verstörender Kommentar von Greta Thunberg zur aktuellen Weltlage, zumal sie schon einige Male vorher mit antisemitischen Tiraden unangenehm aufgefallen ist und jüngst einen aktivistisch gemeinten, aber eher bizarr wirkenden Segeltörn vor der Küste von Gaza unternahm, so dass man sich wünscht, ein weiterer Thunbergscher weil in höchstem Maße irrlichtender Segeltörn im Persischen Golf möge uns erspart bleiben, weil nämlich dann zu befürchten wäre, sie beschalle von der Steuerbord-Reling aus die Mullahs mit einem trotzig-aufmunternden, tatsächlich aber reichlich unziemlichen „Holla Holla Ayatollah, holla holla Ayatollah“-Stakkato. Ist das nicht ein toller Satzbau? Aber heute schreibt ja  keiner mehr Sätze wie Thomas Mann – dies sei am Rande mal an die Adresse der nachwachsenden „Generation blöd“ mit ihren linguistischen wie intellektuellen Fehlleistungen beim Gebrauch der sozialen Medien angemerkt. Wer sich nun fragt, wie Greta Thunberg ihre Segeltörns finanziert, der konnte kürzlich bei „Focus“ nachlesen, Greta Thunberg stamme aus einem vermögenden Elternhaus; sie „hat keinen Arbeitsplatz, bei dem sie ein festes Gehalt bezieht. Allerdings wurde sie bereits mit einigen Preisgeldern ausgezeichnet und erhält wahrscheinlich auch Geld aus Buchverkäufen.“ Laut dem Magazin „Wirtschaftspioniere“ wird Greta Thunbergs Vermögen auf etwa 3 Million Euro geschätzt.  Derlei großbürgerlich anmutende  Revoluzzer-Existenz bezeichnete man früher als „Salonbolschewismus“.

Und was macht eigentlich derweil  Olaf Scholz? Während sie Gazprom-Schröder die Altkanzler-Büro-Apanage gestrichen haben, darf Ex-Kanzler Olaf Scholz acht Mitarbeiter um sich scharen, deren Alimentation Herr Bär als Steuerbürger mitfinanziert, so dass die Frage eigentlich lauten müsste: Was machen eigentlich diese acht Mitarbeiter? Der erste schließt wahrscheinlich die Bürotür auf, der zweite schaltet wahrscheinlich den Scholzomaten ein, der dritte passt auf, bis die richtige Betriebstemperatur erreicht ist, der vierte gibt dann einen Textbaustein ein, und wenn der Scholzomat dann heißläuft, reißt der fünfte zur Abkühlung das Fenster auf, der sechste hat nichts zu  tun, denn er ist nur „Scholzomat-Beauftragter“ ohne irgendwelche Entscheidungsbefugnisse,  der siebte schaltet den Scholzomaten wieder ab, und der acht macht zum Feierabend das Licht aus.

baer aktuell 348 – 3. Mai 2025

Mai 3rd, 2025

Bild des Monats Mai 2025: Jürgen Raap, Das Fest des Fleisches, Acryl/Öl auf Leinwand, 2025, Vorzeichnung und Endfassung

bär aktuell: Herr Bär, ist Ihnen schon wieder im Traum der Erzengel Friedrich aus dem Sauerland erschienen und hat Ihnen erzählt, was Sie malen  sollen ?

Bär: „Jojo. Ich soll diesmal ein Denkmal für den neuen Bundeslandwirtschaftsminister malen. Dä is jo gelernter Metzger. Und deswegen hätt dat Bild den Titel „Das Fest des Fleisches „. Alles andere op däm Bild hätt nix mit dem Titel oder mit Agrarpolitik zu tun, sondern dat hab ich völlig willkürlich jemalt, als dä Erzengel Friedrich gerade nit hinjeguckt hätt.

Bär aktuell – 22. Mai 2025

Wer Papst werden will, sollte katholisch und unverheiratet sein.  Das weiß eigentlich jeder gebildete Mensch, nur nicht Donald Trump, der beide Voraussetzungen nämlich nicht erfüllt, sich gleichwohl einigermaßen bildungsfern digital in Papstsoutane inszenierte, was denn auch eher karnevalesk wirkte, wiewohl man in Köln im 16. Jh. zum Durchbrechen der ständischen Schranken und als symbolischen Rollentausch als Vorläufer des Prinzen Karneval damals einen Bettler zum Narrenpapst ausrief und nicht etwa einen zwielichtigen Milliardär.  Wer zur Zeit in Köln lebt und nicht aus der Stadt heraus kann, weil momentan linksrheinisch keine Züge nach Bonn und sonst auch keine Züge nach Aachen fahren, der mag darüber räsonnieren, dass man zur Verhinderung einer „ Republikflucht“ damals in der DDR Mauer und Stacheldraht benötigte, wo heute marode Schienen und kaputte Stellwerke der Deutschen Bahn zur Verhinderung von Mobilität ausreichen und die dann im 21. Jh. die massive Stadtmauer des Mittelalters ersetzen, die allen signalisierte: „He kütt keiner eren, un he will och keiner erus“ (Hier kommt keiner rein, und hier will auch keiner raus). Vielleicht sollte man für besonders deppenhafte Bahn-Manager einen „Walter Ulbricht Preis zur Verhinderung von Mobilität“ einführen. Apropos Mobilität: Die Herrscher von Katar schenkten gerade Donald Trump ein Luxus-Flugzeug als Präsidentenmaschine, aber im Internet kursiert ein Foto, wie Donald Trump bei der Audienz beim saudischen Kronprinz eingepennt ist. Wäre er auf dem Landweg angereist, hätte Herr Bär Verständnis dafür gehabt, dass beim Umsteigen irgendwo auf einem deutschen Bahnhof die Wartezeit auf den Anschlusszug „Orient-Express“ auf der Strecke der legendären Bagdad-Bahn für Trump zu ermüdend gewesen wäre. Mit der Planung der Bagdad-Bahn hatte der osmanische Sultan übrigens Anfang der 1880er Jahre den deutschen Ingenieur Wilhelm Pressel beauftragt. Es ist heute freilich schwer vorstellbar, ob jetzige orientalische Herrscher beim Bau neuer Eisenbahnlinien noch einmal auf die Expertendarsteller in den Chefetagen der Deutsche Bahn zurückgreifen würden.

Bärs Sprachkritik Völlig aus der Mode gekommen ist bei Fußballreportagen inzwischen das Wort „Vorlage“ als Zuspiel für einen Torschuss. Stattdessen heißt es jetzt zumeist anglizistisch „Assist“, und die Ausschreibung zu einem Wettbewerb wird heute gerne sprachlich zu einem „Open Call“ verhunzt, wobei eben kritisch anzumerken wäre, dass nicht erst seit den größenwahnsinnigen Umtrieben eines Donald Trump übermäßiger und zugleich unsinniger Gebrauch anglizistischer Fremdwörter einen imperialen Beigeschmack hat, wie ihn in anderer Form auch Trumps Gegenpart Wladimir Putin pflegt, der sein eigenes Idiom für eine „großrussische Sprache“ hält und das Ukrainische bzw. Ruthenische als einen lediglich „kleinrussischen“ Bauerndialekt abqualifiziert. Sprachpolitik ist immer auch Teil einer Machtpolitik und damit ideologischen Motiven unterworfen. Im seriösen „Zeitmagazin“ ironisierte der ebenso seriöse weil über jeglichen Verdacht der Verbreitung von Fake News erhabene Kolumnist Harald Martenstein kürzlich das Jubiläum „100 Jahre gendern“, indem er darauf hinwies, Adolf Hitler sei schon 1925 auf die Idee gekommen, sein Publikum mit „Liebe Volksgenossinnen und Volksgenossen anzureden“, was aus dessen Munde aber wohl sprachhistorisch keineswegs eine Wertschätzung des Weiblichen im Sinne eines heutigen Feminismus zu verstehen ist, sondern eher eine schmeichelnde linguale Umgarnung der solchermaßen als „Volksgenossinnen“ Vereinnahmten, gebärfreudigerweise dafür Sorge zu tragen, dass ihnen später einmal das Mutterkreuz verliehen werden konnte. Wer sich in Mainz in die Narhalla, d.h. in eine Halle als das ewige Reich des Narren begeben will, wird dort traditionellerweise mit „Liebe Närrinnen und Narrhalesen“ begrüßt, wobei inzwischen für eine „Närrin“ aber auch schon mal der Begriff „Narrhallesin“ auftaucht, bei einer Eingabe dieses Wortes als Suchbegriff bei Google oder Yahoo aufgrund von dortiger Algorithmusschwäche und noch mangelhafter Künstlicher Intelligenz jedoch ebenfalls schon mal ein Hinweis, bei welchem Apothekenversand man „Narbensalbe“ beziehen kann.

baer aktuell 347 – 22. april 2025

April 1st, 2025

Bild des Monats 2025: Jürgen Raap, Die Barbarei der Invasioren, Acryl/Öl auf Leinwand, 2025

Baer aktuell: Herr Bär, wer ist die Figur rechts in dem Bild?

Bär: Dat is dä Erzengel Friedrich. Dä is mir im Traum erschienen und hat mir befohlen, ihn zu porträtieren.

Baer aktuell: Aber der Engel hat ja gar keine Flügel!

Bär: Jojo, in der nächsten Nacht hat ich ja ne Albtraum. Da is mir dat Saskia Esken vun dä SPD erschienen und hätt mir befohlen, die Flügel vun däm Erzengel Friedrich fott ze lasse. Un dann wollte die och noch mit  op dat Bild. Ävver eine Nacht später erschien mir dann dä Lars Klingbeil im Traum un meinte, wenn ich och noch dat Saskia Esken porträtiere, dann jeht dat nit, dat ävver vun ihm selver op däm Bild nix ze sinn is.

Bär aktuell: Der wollte also auch noch mit aufs Bild?

Bär: Jojo. Ävver dann han ich denne jesaht, dat jibt zu viel Jedränge op däm Bild. Da sieht man ja nichts mehr vom Meer und vom Strand. Also kütt do jetzt nur noch dä Erzengel Friedrich janz rechts op dat Bild mit jet Jesträucher-Jefissel. Na jut, ohne Flüjel, man muss in der Politik ja Kompromisse schließen. Un die andere künne all met däm Handy e Selfie vun sich mache. Dat han die  vun dä Ampelkoalition domals jo och jemaht, wie se dä Koalitionsverdrach ungerschrivve und dann scheinheilig in de Kamera jelächelt han.

Bär aktuell 347 – 22. April 2025

Dass  Annalena Baerbock (Grüne) den Vorsitz der Generalversammlung der Vereinten Nationen übernehmen soll, kritisierte der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, mit  den Worten, Baerbock sei ein „Auslaufmodell“. Der Noch-Ehemann Baerbocks kann zumindest bei den patriarchalisch gesonnenen Mullahs, die sich über die „feministische Außenpolitik“ seiner Noch-Gattin kaputt gelacht haben, auf ein wenig Mitleid hoffen, weil er zu Hause in Berlin die gemeinsamen Pänz hüten musste und auch künftig lieber dort bleiben will, wie BILD herausgefunden hat, während als grüner Versorgungsfall Mutti Annalena demnächst bei der UNO in New York Halli Galli macht, wiewohl sie noch vor kurzem über ihre Karriere als Außenministerin in der FAZ-Frankfurter Allgemeinen Zeitung selbstkritisch verkündet hatte: „ „Zugleich hatten diese intensiven Jahre auch einen privaten Preis.“ „Von wegen mehr Zeit für die Kinder“, echauffierte sich „Focus“ und entlarvte ihre „feministische Außenpolitik als Machtpolitik“. Politische Macht auszuüben kann bei manchen Gemütern wohl wie eine Droge wirken, von der diese Gemüter dann nicht die Finger lassen können. Gregor Gysi von der Linkspartei rät daher jüngeren Politikern, sie sollten nach acht Jahren im Bundestag mal „lieber auf dem Friedhof arbeiten“, um sich damit vor einem Verlust an Bürgernähe zu bewahren. Dies habe er auch dem CDU-Nachwuchsstar Philipp Amthor zu bedenken gegeben, aber der habe nicht auf ihn, Gysi, gehört. Und Annalena Baerbock wohl auch nicht.

Baer aktuell  347_1 –      9. April 2025

Als Herbert Grönemeyer neulich gefragt wurde, was er an Köln schätze, antwortete er, der Kölner freue sich immer über seine Unzuverlässigkeit, was in Sachen Verwahrlosung des heutigen Stadtbildes allerdings durchaus zutrifft. Als Grönemeyer in den 1980er Jahren in Köln bei EMI Electrola Plattenaufnahmen machte, kehrte er regelmäßig zum Frühstücken in Herrn Bärs Stammkneipe „Schmitz-Uhsner“ in Köln-Ehrenfeld ein. Dort putzte Toni R. regelmäßig die Fenster, der gleichzeitig Präsident des Ehrenfelder „Elvis Memorial Clubs“ war, und Toni bestand immer darauf, dass zum Fensterputzen der Wirt Günter nur Musik von Elvis Presley abspielte. Nichts anderes. Und er sprach von Elvis immer nur als „dä King“. Wenn Herbert Grönemeyer zum Frühstücken in dieser Kneipe einkehrte und man wohl hätte erwarten können,, Günter würde jetzt wohl eine Grönemeyer-Platte auflegen, rief Toni beim Fensterputzen demonstrativ in den Raum: „Jünter, läch ens wat vun däm King op“ (Günter, leg mal was von dem King auf). Und dann spielte Günter eine halbe Stunde lang nur Rock`n Roll, bis die Kneipenfenster blitzblank sauber waren, Einer der Stammgäste trug auch außerhalb der Karnevalstage öfters einen Cowboyhut und ließ dann alle wissen: „Ich bin dä Memphis Man“, und er zog damit unter seinen Trinkkumpen vorne an der Theke mehr Aufmerksamkeit auf sich als Herbert Grönemeyer hinten am Frühstückstisch.

Washington: Kraate unger sich Das rheinische Wort „Kraate“ für „Kröte“ bezeichnet einen ungehobelten Menschen, und spätestens dann, als Donald Trumps  Effizenzbeauftragter Elon Musk sich über den Handelsberater des Weißen Hauses Peter Navarro echauffierte, dieser sei „wirklich ein Idiot“ und „dümmer als ein Sack Ziegel“, muss man den Eindruck gewinnen, in der US-Regierung seien derzeit vornehmlich Kraate am Werk.  Der empfindlich-feinsinnige Robert Habeck kann froh sein, dass er nicht dort am Potomac River als Minister wirken musste,  stellte er doch jüngst einen Strafantrag gegen einen 64jährigen aus Unterfranken, der Habeck als „Schwachkopf“ beschimpft hatte. Bis zur Entgegennahme seiner Entlassungsurkunde als Minister stellte Habeck gar 805 solcher Strafanträge wegen Beleidigung –   Ob Peter Navarro in Washington den gleichen Schritt vollzog, weil er es sich nicht gefallen ließe, mit der Dummheit eines Sacks Backsteine verglichen zu werden, nicht bekannt. Denn  Kraate, zumal jene in der Washingtoner Regierungsungszentrale,  sind schließlich immer nur einen robust-rauen Umgangston gewohnt: Trumps Vizepräsident J.D.Vance schmähte  die Chinesen jüngst als „Bauern“, was man in Peking freilich als „respektlos“ empfand.  In der deutschen Politik ging es hingegen auch früher nicht immer manierlich zu. Der SPD-Zuchtmeister Herbert Wehner warf  z.B. 1980 Helmut Kohl das Schimpfwort „Sie Düffeldoffel“ an den Kopf, und der selige Franz-Josef Strauß gab seinerzeit zu bedenken:  „Gegen Ratten und Schmeißfliegen führt man keine Prozesse.“ In der Gazette „Focus“ analysierte der Gastkommentator Gabor Steinert die rituelle Beschimpfung in der Politik: „Der französische Soziologe Pierre Bourdieu (gestorben 2002) konnte Präsident Donald Trump nicht mehr erleben. Aber dessen Methode der systematischen Beleidigung durch vorsätzliche Grobheit hat er so gründlich wie kein anderer Wissenschaftler analysiert.  Die im öffentlichen Raum eingesetzte Beleidigung betrachtete Bourdieu als „symbolische Gewalt“, die in den Sphären der Machtpolitik nicht unerwidert bleiben könne. Die eine Grobheit führe zur nächsten und die eine Beleidigung gebäre über Nacht Monster.“  Copyright Raap/Bär 2025

Breaking News: Neuer Donald Trump-Witz aufgetaucht

Tünnes: Schäl, häste dat schon mitjekriegt? Däm Donald Trump is de Bibliothek avjebrannt!

Schäl: Enä, wie schrecklich!

Tünnes: Ach wat, dä Trump hätt doch nur zwei Böcher jehatt. Un dat eine hätt dä noch nit ens fertig ausjemalt.

Baer aktuell 337_2 – 18. April 2025

Ach, Donald, oder: Der ganz normale Wahnsinn  Allen Ernstes beschwerte sich Donald Trump darüber, er müsse morgens immer 15 Minuten unter der Dusche stehen, weil erst dann seine Haare richtig durchnässt seien. Die US-Umweltbehörde hatte verfügt, den Wasserdruck zu verringern, deswegen müsse Trump jetzt länger duschen als gewollt, um die Haare richtig nass zu kriegen. Per Dekret werde er jetzt den Wasserduck erhöhen lassen, kündigte Trump an. Wassersparende Duschköpfe sparen auch Energie, da weniger Wasser erwärmt werden muss. Trump hingegen meint: „Ich dusche gern und pflege mein schönes Haar“. Schönes Haar? Nun ja… Herr Bär meint: man kann sich auch eine halbe Flasche Birkenhaarwasser aufs Haupt schütten, dann werden die Haare auch nass. Und außerdem soll Birkenhaarwasser Schuppen, gereizte Kopfhaut und Haarausfall lindern, indem es die Talgproduktion reguliert und die Durchblutung fördert. Doch der „Merkur“ zitiert Donald Trump, er werde „Amerikas Duschen wieder großartig machen“. So etwas kann sich beileibe kein Kabarettist oder Satiriker ausdenken. Wir erleben jetzt tatsächlich eine Zeitenwende, denn vorher haben es in allen Epochen der Geschichte noch nie Hofnarren und Hanswürste auf den feudalen Herrscherthron geschafft (der frühere ukrainische Komiker Selenskyj ist kein  absolutistisch-barocker Feudalherrscher), und zum autokratisch-selbstherrlichen Herrscher mutierte in  der Geschichte auch niemals ein Weißclown (Harlekin), und erst recht nicht sein burslesker Gegenspieler, der dumme August auf der untersten Stufe in der Hierarchie der Narren. Verkommt also die aktuelle  US-Politik zur Hanswurstiade?  Wolfgang M. Zucker veröffentlichte 1967 eine Abhandlung „The Clown as the Lord of Disorder“, und dabei verweist er auf die dämonischen Züge mancher Clownerien. Die Slapstick-Filme der 1920er Jahre enthielten in ihrer komödiantischen Dramaturgie bekanntlich immer anarchisch-zerstörerische Elemente, etwa bei Laurel und  Hardy (Dick und Doof),  in deren Filmen immer etwas  gründlich kaputt geht, seien es Autos, das Mobiliar in Innenräumen oder gar komplette Häuser. 

 Essen und Trinken und Herrn Bär

Spargel-Mousse mit Kaviar 

Bei der Zubereitung von Spargel die Stangen schälen und die hölzernen Endstücke abschneiden, diese Abfälle im Mixer pürieren, die Masse dann in erlassener Butter unter ständigem Umrühren kurz aufkochen, Kochsahne hinzufügen, das Ganze ein wenig eindampfen lassen, mit Salz, Pfeffer, Ingwerpulver und Zitronengras würzen, kalt werden lassen, etwas klein geschnittenem frischen Bärlauch unterrühren und dann zusammen mit einem Schälchen Kaviar vom Amerikanischen Stör servieren – der kommt vom Geschmack dem klassischen russischen  Mallosol-Kaviar recht nahe, ist aber als gelegentliches Festtagsangebot beim „Penny“-Discounter nur halb so teuer.

Grönlandschale mit Erdbeeren

„Grönland wird grüner und wärmer: Landwirte können bereits Erdbeeren anbauen und der Weg zu Bodenschätzen wird frei. Die Inuit jubeln bereits“, reportierte „Die Welt“. Donald Trump jubelt allerdings nicht mit und es ist zu befürchten, dass er auf Erdbeeren aus Grönland 60 Prozent Zoll erhebt, denn die Grönländer sollen seiner Ansicht nach ihre Erdbeeren stattdessen lieber in den USA anbauen. Oder gleich den USA betreten. Dann würden solche Erdbeerzölle nämlich wegfallen. Zum Mitjubeln mit den Inuit kreierte Herr Bär dieses Dessert: Frische Erdbeeren, darauf schichtweise Stracciatella-Eis, Schlagsahne, Karamell-Creme und Eierlikör. Faktencheck: Stimmt das mit den Erdbeer-Zöllen? Oder geht es mit diesem Rezept nur darum, Donald Trump zu veralbern? Künstliche Intelligenz hilft hier nicht weiter, denn die Antwort kennt nur der Wind.

Baer aktuell 347_3 – 22. April 2024

Haben Sauerländer Humor? Jedenfalls hatten sie Friedrich Merz im Aachener Karneval bereits 2006 den „Orden wider den tierischen Ernst“ verliehen, und der wackere Ordensritter musste sich dann den Vorwurf gefallen lassen, seine Büttenrede sei ein Plagiat gewesen. Jedenfalls sind dennoch manche der damaligen Pointen heute noch hoch aktuell: „Sanierung des Bundeshaushalts durch den Verkauf deutscher Schulden an einen amerikanischen Pensionsfonds.“ Tusch und Klatschmarsch. Ob Fritze Merz, wie Olaf Scholz ihn genannt hat, es aber tatsächlich schaffen wird, solchermaßen  den ausgebufften Deal-Maker Donald Trump zu leimen, darf bezweifelt werden. Höchstens kann er seiner sauerländischen Parteibasis versprechen, wenn Trump keine Zölle auf Importe von „Steinhäger“ (Korn) erhebt, dann findet der nächste CDU-Parteitag in der Destellerie von  Steinhagen statt. Allerdings nur mit einem Mischgetränk aus Steinhäger und Bourbon Whiskey im Mischungsverhältnis 1:1, um der deutsch-amerikanischen Freundschaft willen. Wladimir Putin trinkt dem Vernehmen nach übrigens keinen Alkohol. Die Möglichkeit, dass Donald Trump ihn bei Verhandlungen  mit einem Steinhäger-Bourbon-Gemisch unter den Tisch säuft, ist also gering. Eher torkelt dann Trump sturztrunken aus dem Kreml, und der stocknüchtern gebliebene Putin feixt ausgelassen hinter ihm her, weil er ihn gründlich über den Tisch gezogen hat, was bei den Koalitionsverhandlungen die SPD übrigens bei Friedrich Merz auch ganz ohne Alkohol geschafft hat.  

Bildstrecke „bär aktuell spezial“: Impressionen von der Osterkirmes in Köln-Rodenkirchen 2025

Baer aktuell 347_4 – 29. April 2025

„Auf der Wartburg bei Eisenach kamen im Jahr 1206 sechs tugendhafte und vernünftige Männer mit Gesang zusammen und dichteten die Lieder“, die dann als „Sängerkrieg auf der Wartburg“ in die Geistesgeschichte eingingen, wie die Gebrüder Grimm reportierten. 2025 lautete unterdessen eine Schlagzeile über einen kulinarischen Glaubenskrieg in der BILD-Zeitung: „Veganer-Aufstand gegen Schweine-Wettgrillen“. In Vietach (Bayern) konnte man eine Urkunde gewinnen, wenn man auf dem Marktplatz „das beste Schwein grillte“, d.h. die Kruste schön knusprig. Die Veganer im Ort hielten die rustikale Volksbelustigung allerdings für „nicht zeitgemäß“, während der Bürgermeister hingegen meinte, die Diversität sei ja gewährleistet, da der „lokale Afghane“ zu dem Fest auf dem Marktplatz Falafel (Kichererbsenbällchen) beisteuere.  BILD-Reporter Hannes Kohlmeier beurteilte den Grill-Streit süffisant als „saudoof“. In Sachen Sängerkrieg ließ sich der kulinarische Kulturkampf mit einem Lied von Max Raabe illustrieren: „Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich…“

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Böhmischer Schweinebraten bereitet man aus der Schweineschulter mit Schwarte, die man kreuzförmig bis zur Fettschicht einschneidet. Das Fleisch in Schweineschmalz von allen Seiten anbraten, die Seite mit der Schwarte zum Schluss. Würzen mit Salz, Pfeffer, Majoran und Kümmel, je nach Bedarf auch etwas Liebstöckel, das Fleisch dann in eine Casserole/Bräter geben, mit Fleischbrühe auffüllen, in diese auch etwas gepressten Knoblauch und ein Lorbeerblatt  geben, und dann das Ganze im Backofen erst mit der Schwarte nach unten, dann mit der Schwarte nach oben bei 200 Grad solange braten lassen, bis die Schwarte schön kross und braun ist. Dazu passen klassischerweise Knödel und bayerisches Blaukraut (ansonsten Rotkohl), nach Herrn Bärs Empfehlung aber auch gedünstete Äpfel und Zwiebeln, und als Getränk ein Franken-Wein von der Domina-Traube.

baer aktuell 346 – 22. März 2025

März 2nd, 2025

Bär aktuell 346 –  22. März 2025

Bild des Monats März 2025: Jürgen Raap/Karl Josef Bär, „Die Selbstgerechtigkeit der Ertrinkenden“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2025

Bär aktuell: Herr Bär, was haben Sie sich bei diesem Bild gedacht?

Bär: Nix. Mir war nur im Traum der Erzengel Friedrich erschienen und befahl mir, in der rechten oberen Ecke ein Fachwerkhaus aus dem Hochsauerland zu malen.

Bär aktuell: Das sieht aber nicht aus wie ein Fachwerkhaus aus dem Hochsauerland.

Bär: Ich will ja , dat der Lars Klingbeil vun dä SPD sich dat Bild an die Wand hängt. Dann darf der natürlich nit merken, dat dat ein Haus aus dem Sauerland sein soll. Sonst macht dä dat nit. Deswegen hab ich dat Bild wat verfremdet und einen total bescheuerten Titel dafür jewählt. Und zur Sicherheit hab ich links noch eine Frau mit weinenden Babys jemalt, um den Lars Klingbeil von dem sauerländischen Fachwerkhaus wat abzulenken.

Der ganz normale Wahnsinn Als Weinkönigin dürfen sich ab jetzt auch Männer bewerben, nun ja, warum auch nicht. Aber im Falle ihrer Kür dürfen sie dann nicht etwa „Weinkönig“ heißen, sondern allenfalls „Weinmajestät“. Der Wettbewerb soll nämlich „geschlechterneutral“ nur „Wahl der Weinmajestät“ heißen. Nun sieht sich Herr Bär zu dem Hinweis genötigt, dass man bis zur Abschaffung der Monarchie 1918 Könige immer nur als  „Seine Majestät“ und Königinnen linguistisch angemessen als „Ihre Majestät“, titulierte, aber keinesfalls als „Ihre Majestätin“. Eine geschlechtliche Differenzierung der „Majestäten“ leistet das  Pronomen „Seine/Ihre“. Einen Karnevalsprinzen redet man übrigens auch heut zu Tage korrekt mit „Eure Tollität“ an, eine Karnevalsprinzessin hingegen charmanterweise mit „Eure Lieblichkeit“ und nicht unziemlich mit „Fräulein Tollität“, und eine Titulierung „Fräulein Tollitätin“ würde das Ganze auch nicht viel besser machen. Um den Titel eines Weinkönigs, pardon, einer Weinmajestät bewirbt sich derzeit u.a. ein gewisser Levin Mc Kenzie aus Rheinhessen, der allerdings schon unbedachterweise bekundete, er trinke auch gerne Bier, und so fragt sich Herr Bär, ob die Hardliner der politischen Korrektheit in der Jury des Deutschen Weininstituts ihm das durchgehen lassen. Dass sie beim Deutschen Fleischerverband e.V. eines Tages einen fanatischen Veganer zum „Metzger des Jahres“ wählen, auf der Urkunde dann aber bekloppterweise  dann „Metzger*in des/der Jahr*in“ notieren, hält Herr Bär auch in den heutigen turbulenten Zeiten  indes für reichlich abwegig.       

Wer bisher glaubte, als alter weißer Mann mit versoffener und verrauchter Stimme sowie einem verlebten Gesicht und dem Besitz eines weißen Ledersofas im trauten Heim gesellschaftliche Anerkennung zu erheischen, und falls dies nicht gereicht hätte, dann doch wenigstens durch das Zitieren von Bonmots des FDP-Grandseigneurs Wolfgang Kubicki bewundert zu werden, der sah sich in seiner Selbstgewissheit erschüttert, als die BILD-Zeitung berichtete, ausgerechnet Wolfgang Kubicki habe sich schon vor der verlorenen Bundestagswahl unter das Skalpell eines Schönheitschirurgen begeben, dies jedoch nicht zwecks optischer Verjüngung, sondern er, Kubicki, habe sich vom Augenarzt zu einer Liftung seiner Schlupflider überreden lassen, um wieder besser sehen zu können. Herr Bär rät unterdessen als einer der heutzutage zu Unrecht vielgescholtenen alten weißen Männer allen gleichaltrigen Kubicki-Fans: Seid doch einfach nur stolz auf Eure Tränensäcke, denn sie drücken eine positive Lebenserfahrung aus, die Euch keiner mehr nehmen kann.

Was ist nach der krachend verlorenen Bundestagswahl, die für die FDP zum Totensonntag geriet, sonst noch bei den Liberalen los? Christian Lindner wollte eigentlich seinen Porsche verkaufen, aber nach seinem Rauswurf bei Olaf Scholz hat er jetzt keinen Dienstwagen mehr und muss leider weiter Porsche fahren, wie er kürzlich bekundete, und nach seinem Rücktritt als FDP-Baas muss man sogar befürchten, dass Christian Lindner sich künftig vielleicht nur noch ein Lastenfahrrad leisten kann, falls auch er sich einer schönheitschirurgischen Schlupflidkorrektur unterziehen muss wie Parteifreund Kubicki und die Arztrechnung dann nur durch den Verkauf seines Porsches bezahlen kann und sich als Ersatz ein Lastenfahrrad anschaffen muss, wobei Herr Bär zugunsten Christian Linders anmerkt, dass Porschefahrer gemeinhin Rentner auf deren Altherrenrad Marke „Vaterland“ nicht vom Radweg rammen, wohl aber hektische Helikoptermütter mit ihren plärrenden und Poreestangen kauenden Blagen im Lastenanhänger. Da Lindners Gattin derzeit schwanger ist, hofft der als Radfahrer wie als Fußgänger leidgeprüfte Herr Bär, dass den Lindners der Porsche als Familienauto erhalten und die Anschaffung eines Lastenfahrrads erspart bleibt. Copyright: Bär/Raap 2025

Mehr Bär aktuell unter  http://blogkarljosefbaer.kallnbach.de/

Wer sich für die Geschichte des Brauchtums interessiert, der sei an dieser Stelle darüber informiert, dass der „Politische Aschermittwoch“ 1919 im bayerischen Vilshofen begründet wurde, als der als  linksradikal eingestufte Bayerische Bauernbund dort seine Anhänger am Aschermittwoch zur „Volksversammlung“ einlud.  Rustikal-derb, jedoch längst nicht mehr linksradikal  ist diese post-karnevalistische Aschermittwoch-Rhetorik auch heute noch, was mit einer Neigung zu miesepetrigem Muckertum (Achtung, ein Pleonasmus!) ausgerechnet die „Rheinische Post“ (erscheint im Düsseldorf!) zu dem Aufruf veranlasste,: „Lasst den politischen Aschermittwoch ausfallen!“ Denn es sei jetzt „Zeit für eine neue Ernsthaftigkeit!“ Nein, das ist es eben nicht, denn auch wenn Donald Trump derzeit in recht übler Weise den bösartigen Clown „The Joker“ mimt und Wladimir Putin sich mephistotelisch verhält, so ruft Herr Bär dennoch aus,  man möge die Feste feiern, wie sie fallen, und beruft sich dabei auf den Bonner Kunsthistoriker Heinrich Lützeler (1902-1988), der in seiner legendären Abhandlung über die „Philosophie des Kölner Humors“ beschrieb, wie eine zutiefst humorige Grundeinstellung (nicht zu verwechseln mit der Brachial-Komik manch heutiger Unterhaltungskünstler) zur befreienden Entlastung von seelischem Druck führt und damit eine wichtige Ventilfunktion hat.  Das Übermächtige und Bedrohliche relativiert sich, wenn man es hinweg lachen bzw. der Lächerlichkeit preisgeben kann.  In Shakespeares Tragödie „Richard III“ mutiert ein zunächst vernünftiger Herrscher zu einem makabren Clown, der ungestraft mit Schrecken Scherz treibt und seine intriganten Teufeleien auslebt,  bis sein tiefer Fall es dann ermöglicht, zumindest auf der Theaterbühne mit Erleichterung das Böse wieder in seine Schranken zu weisen. Der reale Richard III starb übrigens 1485 in der Schlacht von Bosworth. Sein Leichnam wurde geschändet und nackt in einem Wirtshaus in Leicester ausgestellt, als Mahnung an seine Anhänger, dass ihre Sache politisch  nun endgültig verloren sei. In Köln verbrennt man in der Nacht von Karnevalsdienstag auf Aschermittwoch vor den Kneipen eine Strohpuppe namens Nubbel – es ist ein Reinigungsritual – denn zu allen Sünden, die man an Karneval begangen hat, sei man nur durch den Nubbel verführt worden, der dafür nun büßen muss, und das archaische Verbrennen der Puppe dient nicht nur einer symbolisch-rituellen Selbstabsolution der Narren, sondern  es ist performativ eine Transformation vom ekstatisch-dionysischen Rausch zurück in die nüchterne und karge Realität der Merzens und Klingbeils. „Sag niemals nein, wenn das Glück Dir winkt, denn bald das Finale erklingt… am Aschermittwoch ist alles vorbei…“ (Jupp Schmitz).   Copyright: Bär/Raap 2025

Bildstrecke Straßenkarneval in Köln 2025 (Fotos: Copyright Siglinde Kallnbach, Bär/Raap 2025)

Das Motto für den nächsten Kölner Rosenmontagszug 2026 lautet: „Mer dun et jo nur för Kölle“ (Wir tun es ja nur für Köln). Ein geflügeltes Wort in der Domstadt, das Herr Bär in jungen Jahren immer wieder zu hören bekam, als er Lokalreportagen für die „Kölner Illustrierte“ schrieb und dafür bisweilen Kommunalpolitiker befragte, wie sie es denn mit dem sprichwörtlichen kölschen Klüngel hielten. Die Grünen wehrten immer entsetzt ab, bei ihnen werde grundsätzlich nicht geklüngelt,  und bei der CDU und der SPD erklärten alle unisono treuherzig, bei ihnen  klüngele doch niemand nur um des persönlichen Vorteils willen, sondern nur zum Wohle der Vaterstadt Mutter Colonia: „Mer dun et jo nur för Kölle“. Darauf ein dreifach donnerndes Alaaf. („Alaaf“ wurde  angeblich erstmals 1733 als „All aff Collen“ = Köln über alles ausgerufen).

Mehr baer aktuell unter http://blogkarljosefbaer.kallnbach.de/

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Octopus-/ Pulpe-Arme „Rodenkirchen“  Tintenfischarme, etwa Fingerdick (gibt`s in manchen REWE-Filialen schon vorgekocht) nur kurz in Olivenöl  mit reichlich Knoblauch, grünen Pfefferkörern und ein Paar Spritzern Zitronensaft erhitzen (bei längerem Braten wird das Fleisch zäh), zusammen mit Zaziki, Gurkensalat, Oliven und Baguette servieren.  Dazu passt ein griechischer Harzwein Retsina oder ein französischer Weißwein Entre deux mers.

baer aktuell 345 – 22. Feb. 2025

Februar 1st, 2025

Bild des Monats Februar 2025: Jürgen Raap, Der Traum der armen Prinzessinnen, Acryl/Öl auf Leinwand, 2025

Bär aktuell: Herr Bär, Ihr jüngstes Gemälde heißt „Der Traum der armen Prinzessinnen“.

Bär: Jojo.

Bär aktuell: Aber man sieht auf dem Bild ja gar keine Prinzessin!

Bär: Die litt ja noch zu Hause em Bett un is am Träumen. Et jeht en däm Bild ja nur drum, wat die träumt.

Aktuelle Witze aus dem Kölner Karneval

„In der Kölner Stadtverwaltung haben sie nur ein Gehirn, und das teilen sie sich. Es weiß nur keiner, wer es gerade hat“. (Michael Hehn,  „Ne Nubbel“)

„Ich habe zwei Wochen lang vegan gelebt. Das volle Programm; Soja und Tofu. Über Tofu macht man keine Witze, das ist geschmacklos… Es gibt keine dicken Veganer, nur pflanzliche Fette“ (Puppensitzung Hänneschen-Theater)

„Warum dürfen alle zum Pfarrer Vater sagen, nur die eigenen Kinder nicht?… Ich esse gerne Fleisch. Ich heiße Metzger, ich kann mich ja nicht selbst belügen!“  (Marc Metzger, „Ne Blötschkopp“)

„In Amerika ist ein Vorbestrafter Präsident. Das gab es bisher nur beim FC Bayern München… Wir sind die Stadt mit K, und alles mit K ist  lustig: Karneval, Katholische Kirche, Kardinal, Klüngel. Und wir sind der Wahlkreis von Karl Lauterbach… Wir sind in Deutschland ein Rechtsstaat und kein rechter Staat…“ (Guido Cantz, „Ein Mann für alle Fälle“)

„Merz und Söder freuen sich wie jeck, hurra die Ampelkoalition is weg… Scholz und Merz, das bereitet viel Schmerz“ (Puppensitzung Hänneschen-Theater)

Tünnes ist verzweifelt auf Parkplatzsuche und kurvt erfolglos durch die Stadt. Schließlich sendet er ein Stoßgebet zum Himmel: „Leever Jott, schick mir ne Parkplatz. Dann jeh ich auch jeden Sonntag en de Kirch, hör dat saufen auf und rauche nit mieh.“ In dem Moment wird vor ihm  eine Parklücke frei. Tünnes: „ Is jut, leever Jott, et hätt sich erledigt. Ich han jrad ne Parkplatz jefunge!“  “ (Puppensitzung Hänneschen-Theater)

Herr Bär hat sich schon früher als Fan des Kabarettisten Dieter Nuhr geoutet, der im  öffentlich-rechtlichen Mainstream-Medienbetrieb als einer der wenigen sich intellektuelle Widerborstigkeit leistet. O-Ton Nuhr: „Die Frage ist doch, wie werden wir die AfD wieder los? Und wollen das Grüne und SPD überhaupt? Natürlich nicht. Das ist die große Verlogenheit dieser Tage. Nichts brauchen Grüne und Linke dringender als eine AfD, mit der niemand abstimmen darf, weil  dann rechts der Mitte 20 Prozent der Stimmen wegfallen, und damit ist die Mehrheit vom Rest damit schon mal auf ihrer Seite. Solange das so ist, gibt es keine Regierung ohne sie, und das ist doch ein Traum für die…  In diesen ganzen Wahlkampfpeinlichkeiten, die wir jetzt erleben müssen, gibt allerdings die AfD immer noch das jämmerlichste Bild ab. Bei der AfD war Parteitag, und es war richtig widerlich mit anzusehen, diese klammheimliche Freude, über den Anschlag in Aschaffenburg, die ersehnte Wahlkampfhilfe… Bei der AfD befindet man sich nicht nur im Straßenwahlkampf immer nah an der Gosse. Für die AfD ist Friedrich Merz eine Bedrohung, nämlich ein Kanzlerkandidat, der nicht dem links-grünen Milieu entstammt. Das hat es seit Gerhard Schröder nicht mehr gegeben. Ein Horror für die AfD. Nur durch konsequente Ausgrenzung wurde die AfD immer fetter und fetter, das war wiederum gut für Linke und Grüne, weil sie eine starke AfD brauchen. Es gibt nichts Erhebenderes, als auf einer Demo mit Zehntausenden in der Masse der Erleuchteten aufzugehen. Die alle wissen, wo der Teufel steht. Wie in einer Sekte. Gemeinsam gegen den Satan… das hat was Religiöses… Es dauerte keinen Tag nach dem Attentat in Aschaffenburg, da war man schon nicht mehr gegen den Täter, sondern gegen rechts, und damit meinten sie alle, die nicht tatenlos auf den nächsten Messerangriff warten wollen… Ich glaube nicht, dass die Probleme dadurch gelöst werden, dass man sich am Brandenburger Tor selber feiert… wie unsere Grünen, man sieht (auf einem Pressefoto), wie glücklich sie sind, dass selbst Mord und Totschlag das Gefühl ihrer moralischen Überlegenheit nicht ins Wanken bringt… (zitiert aus Dieter Nuhr, Sendung „Nuhr im Ersten“, ARD, 30.1. 2025).

„Ach Olaf“, Wahlkampfwerbung 2025, Foto:: Siglinde Kallbach

Das darf doch nicht wahr sein! Auf dem Weg zum Wahlkampf-TV-Showdown mit Friedrich Merz bei ARD/ZDF hatte Olaf Scholz die Tür zum Studio nicht gefunden. „Kurz vor dem TV-Duell verliert Kanzler Scholz erst einmal die Orientierung“, kommentierte focus-online süffisant. Da kann man nur ausrufen: Ach, Olaf!  Und auf den aktuellen Wahlkampfplakaten muss er sich auch noch von der Linkspartei verarschen lassen, deren kommunistische KPD-Vorläufer ab 1920 skandierten: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“, zugleich um das Jahr 1932 jedoch ebenso  Nationalsozialisten und Deutschnationale diesen Slogan benutzten, und dann – wie Walter Mühlhausen 2021 im SPD-Organ „Vorwärts“ ausführte, in unseren Tagen mit einer gewissen Geschichtsvergessenheit und damit absolut unangemessen eben auch „Fridays for Future“ auf ihren Demonstrationen, wo sie lautstark einen „Klimakanzler“ einfordern, der als solcher  Scholz in ihren Augen aber keineswegs ist. Und Robert Habeck käme dafür auch nicht in Frage, denn der  müsste ja im parteiinternen Intrigensumpf der Grünen derzeit eher „Baerbocks Rache“ fürchten, wie die „BILD-Zeitung mutmaßt, als ob Annalena Baerbock angesichts ihrer eigenen 2021 versemmelten Kanzlerkandidatur nun wie einst die Nibelungen-Kriemhild eine Mobbing-Hunnenhorde über Habeck und seine Getreuen herfallen lassen wollte, um ihn für ihre mögliche zweite Kandidatur 2029 aus dem Weg zu räumen.  Olaf Scholz kann ja noch froh sein, als er auf der Suche nach dem Studioeingang herumirrte, dass die draußen herumjohlende Menge dort nur höhnisch „cum cum cum ex, cum cum cum ex“ skandierte und nicht auch noch „Pis-Pis-Pis -Pistorius“, dem man ja gemeinhin eher als Scholz zugetraut hätte, breitbeinig die Studiotür aufgestoßen zu haben wie eine Saloon-Tür in einem Hollywood-Western, die rechte Hand direkt am Colt, und der dann mit zusammen gekniffenen Augen dem angstvoll  schlotternden  Friedrich Merz das legendäre Clint- Eastwood-Zitat zugerufen hätte: „Manchmal gerät man an einen, dem man besser nicht blöd kommt. Und so einer bin ich!“  Ach, Olaf.  Copyright Raap/Bär 2025

Witze aus dem Kölner Karneval

„Die Gleichgültigkeitsbeauftragte der Stadt Köln sagt: Ob die Oper jemals fertig wird, is mir drissejal. Ich war nämlich noch nie in dä Oper“ (Stunksitzung)  (Driss = scheiße)

„Die kölsche Version der Dubai-Schokolade ist Nussschokolade mit Zwiebelmett… Liebe FIFA, ich sag`s unbenommen: Die Korruptions-WM habt ihr schon gewonnen!“ (Jörg Runge, „Dä Tuppes vum Land“)

„Robert Habeck… dieser Küchentisch-Goethe, die philosophierende Wärmepumpe“ (Martin Schopps)

„Es gibt ja so einen Spruch: Wer saufen kann, der kann  auch arbeiten. Aber ich finde, man  muss nicht jeden Scheiß mitmachen.“ (Volker Weininger „Der Sitzungspräsident)

Ein Schaf und eine Nonne spielen Tischtennis. Der Ball geht immer hin und her, ping pong, ping pong. Auf einmal schlägt das Schaf daneben und ruft: „Su ne Driss, daneben!“ Sie spielen weiter, beim nächsten Fehlschlag ruft das Schaf wieder: „Su ne Driss, daneben!“ Ermahnt die Nonne das Schaf: „Du sollst nicht fluchen. Sonst wird der liebe Gott ein ganz böser Gott und bestraft dich fürchterlich!“ Als das Schaf das nächste Mal „Su ne Driss, daneben“ ruft, verfinstert sich plötzlich der Himmel, man hört ein fürchterliches Donnergrollen, und dann erschlägt ein Blitz die Nonne. Kommt eine Stimme von oben: „Su ne Driss, daneben!“ (Puppensitzung Hänneschen-Theater)

Noch mehr Witze aus dem Kölner Karneval

Donald Trump beschwert sich bei seinem Apotheker: Wieso verkaufen Sie mir keine Pillen mehr? – Der Apotheker: Arschlöcher kriegen von mir nur noch Zäpfchen.

Olaf Scholz und Robert Habeck besuchen in Berlin soziale Einrichtungen. In einer Kita ruft die Leiterin: Herr Scholz, gut, dass Sie kommen. Hier regnet es durchs Dach.  Scholz wiegelt ab: Dafür haben wir kein Geld, Sie wissen ja, die Schuldenbremse… Nächste Station ist eine Grundschule. Die Rektorin: Ach, Herr Scholz, bei sind die Klos verstopft und die Klassenzimmer verschimmelt. Es muss dringend was gemacht werden. Scholz wiegelt wieder ab: Dafür haben wir kein Geld. In der Justizvollzugsanstalt Berlin-Moabit klagt der Direktor: Herr Scholz, unseren Gefangenen fällt hier die Decke auf den Kopf, die langweilen sich. Darauf Scholz: Kein Problem, wir lassen in Ihre Anstalt ein großes Schwimmbad einbauen. Als sie wieder draußen sind, fragt Habeck: Was soll das denn, Olaf? Für die Kita haben wir kein Geld, auch nicht für die Grundschule, aber der Knast kriegt ein Schwimmbad. Scholz antwortet: Denk doch mal nach, Robert. In unserem Alter kommst Du nicht mehr in die Kita und auch nicht in die Grundschule….

Olaf Scholz ist wie Schnee im Rheinland. Et is ärgerlich, ävver och schnell widder vorbei.

Früher hat der Russe dafür gesorgt, dass man nicht aus Berlin rauskam. Heute macht das die Deutsche Bahn.

Wie kriegt man Sahra Wagenknecht und Alice Weidel zusammen auf ein Bild ? – Bei der Darmspiegelung von Wladimir Putin.

Was haben uns drei Jahre Ampel-Koalition gebracht? Wir dürfen jetzt das Geschlecht wechseln, aber nicht die Heizung.  

Donald Trump-Witze haben derzeit im rheinischen Karneval Hochkonjunktur. Hier sind zwei:

  1. Donald Trump trägt ein statt einer Perücke ein Frettchen auf dem Kopf. Damit muss er zweimal im Jahr zum Tierarzt.
  2. Donald Trump beschließt, er müsse mal an die frische Luft und sagt zu seinem Chauffeur: Heute nachmitttag fahren wir mal aus Washington raus in die Wälder von Virginia. Kurz hinter der Stadtgrenze läuft ihnen ein Huhn über den Weg, das der Chauffeur überfährt. Trump sagt: Kein Problem, ich regle das mit dem Bauern. Ich bin schließlich Donald Trump, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, der mächtigste Mann der Welt. Trump kommt aus dem Bauernhof zurück: ein blaues Auge, die Haare verschängeliert, das Hemd zerrissen. Sie fahren weiter, und nach ein paar Meilen läuft ihnen eine Sau über den Weg, die der Chauffeur auch überfährt. Sagt Trump zum Chauffeur: Jetzt regeln Sie das mit dem Bauern. Ich kann nicht zu ihm gehen, Sie sehen ja, wie ich jetzt aussehe: blaues Auge, Frisur derangiert, Hemd zerrissen. Nach einer halben Stunde kommt der Chauffeur zurück mit einem riesigen Fresskorb voll mit Schinken, Speck, Würsten und Dosen voller Corned Beef. Als Trump fragt, was denn jetzt los ist, antwortet der Chauffeur: Och, ich weiß auch nicht. Ich bin da rein, und sage: Tach, ich bin der Chauffeur von Donald Trump, und ich hab gerade die Sau überfahren.

Bildstrecke baer aktuell spezial: Weiberfastnacht  in Köln und ein Foto von Herrn Bär auf einer anderen Veranstaltung mit einem Mitglied der 1.Kölner Damengarde. Die Fotos beweisen: man kann auch in Köln Karneval immer noch zivilisiert feiern.

1.Kölsche Aape-Sitzung mit Aape Danz an Weiberfastnacht in der „Alten Post“, dem Restaurant der Seniorenresidenz am Dom. Man war sich beim Schunkeln und Mitsingen darüber einig, sich den Spass an dèr Freud durch Drohungen islamistischer Fanatiker via Internet gegen den kölschen Fasteleer nicht vermiesen zu lassen.  In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass der Chansonnier Karl Berbuer 1924 im Kölner Karneval mit dem Lied „Se kriggen uns nit kapott“ debütierte. Das war damals allerdings ein Trutzlied gegen die britische Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg auf einer Privatparty der Roten Funken gewesen. Offizielle Karnevalssitzungen waren durch die Besatzungsmacht in Köln bis 1927 verboten. Aber die Kölner haben ihren Karneval mit freisinnigem bürgerlichen Selbstbewusstsein unter allen widrigen Zeitumständen immer gefeiert, wie sie es wollten, und dies mal mit, mal gegen die jeweilige Obrigkeit, und mal eben heimlich und subversiv hinter deren Rücken.  Und dies ist wichtig um so mehr in diesen heutigen Zeiten, wo die Welt politisch mehr und mehr aus den Fugen gerät: „Drei Daach sich freue, nix bereue, dat es Karneval…“

  

Fotos: Copyright Bär/Raap und S. Kallnbach