Archive for August, 2014

Bild des Monats – Bär aktuell Nr. 172

Dienstag, August 5th, 2014

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Karl-Josef Bär / Jürgen Raap „Der blinde Bettler“, 2014

 

Bär aktuell Nr. 172   —  3. Aug. 2014

Er wollte schlauer sein als Uli Hoeness: Die Polizei stoppte auf der Autobahn bei Trier einen 83jährigen Rentner, der dort mit dem Fahrrad nach Luxembourg unterwegs war. Der Rentner erklärte, er müsse sich beeilen, um in Luxembourg rechtzeitig sein Konto leer zu räumen, bevor die Bank zum Datenabgleich die deutschen Finanzbehörden informiere. Die Idee, deswegen mit dem Fahrrad die Autobahn zu nehmen, weil das der kürzeste und schnellste Weg sei, erwies sich freilich nicht als besonders klug.

Die Redaktion der SPD-Zeitung „Vorwärts“ lud den Kabarettisten Dieter Hildebrandt zu ihrem Sommerfest ein. Doch der ist letztes Jahr im November verstorben. Hildebrandts Witwe sagte in seinen Namen ab: „Ich kann leider nicht kommen“.

Gut gegeben Als recht schlagfertig erwies sich ein kalabresischer Mafioso, den ein Reporter befragte, was er denn davon hielte, dass der Papst die Mafia exkommuniziert hat. Der Mafioso antwortete, die katholische Kirche sei scheinheilig, denn sie habe bisher immer gerne Spenden von der Mafia entgegen genommen, und außerdem gäbe es unter den Priestern weitaus mehr Päderasten als bei der Mafia.

Wenn die Spitzenpolitiker alle im Sommerurlaub sind schlägt die Stunde der Bundestags-Hinterbänkler. So schaffte es Rolf Mützenich, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Köln-Ehrenfeld, an einem Sonntagabend in die Tagesschau, um mit staatstragender Miene die aktuellen Krisenherde der Welt zu erklären, und dies in erstaunlich akzentfreiem Hochdeutsch und in medialer Konkurrenz zu einer Schnappschildkröte, die einen Badesee unsicher macht, und zu Vollhorst Seehofer, der im Konkurrenzkanal des ZDF zum besten gab, er bemühe sich, Demut gegenüber der Bevölkerung zu zeigen, und dies riete er dringlichst auch seiner CSU an. Das TV-Publikum erfuhr an jenem Abend aus den TV-Nachrichten, dass die in Erlangen ausgebüxte bissige Schnappschildkröte „Suarez“ heißt: Namenspatron ist nämlich der Fußballer Luis Suarez, der in seiner bisherigen Karriere schon dreimal einen Gegenspieler gebissen hat, während Vollhorst Seehofer im Interview eigenartigerweise diesmal jegliche verbale Bissigkeit vermissen ließ. Auf dem Tweed www.drehhofer.de kann man nachlesen, der bayerische Ministerpräsident sei „frei von Ansprüchen an sich selbst“, weshalb die jüngsten Demutsbekundungen wohl auch nicht allzu ernst zu nehmen sind. Also: Punktsieg für Rolf Mützenich beim Ausfüllen des Sommerlochs.
Und wenn Vollhorst Seehofers Staatskanzleichefin Christine Haderthauer wegen der „Modellbau-Affäre“ und den damit verbundenen Betrugsvorwürfen sich tatsächlich für ein politisches Amt künftig als untragbar erweisen würde, könnte man sie ja immer noch bei einer staatlichen Lotto-Toto-Gesellschaft unterbringen, wie man es bekanntlich seit eh und je mit abgewirtschafteten Politikern unternimmt, weswegen Christian Humborg von Transparency International Deutschland zu Recht fordert: „… uns ist ganz wichtig, dass die Führungsposition bei staatlich kontrollierten Gesellschaften – und dazu zählen ja die Lottogesellschaften – dass die ausgeschrieben werden, damit die Besten zum Zuge kommen und damit eben nicht der Eindruck von Ämterpatronage entsteht.“

Nach Christine Haderthauer ist der NRW-Landtagsvizepräsident Daniel Düngel von der Piratenpartei, der sich für seine Twitter-Korrespondenz das Pseudonym „Trollmops“ zugelegt hat, derzeit der nächste aussichtsreiche Kandidat für einen fulminanten Karriereknick als Politiker. Immerhin bestätigte das Amtsgericht Oberhausen, dass gegen „Trollmops“ wegen diverser Schulden auf Antrag seiner Gläubiger sechs Vollstreckungsbefehle anhängig sind, weshalb man Zweifel hegen muss, ob der nordrhein-westfälische Oberpirat vernünftig mit Geld umgehen kann, und zumindest Herr Bär hält ihn deswegen auch für ungeeignet, später mal einen Versorgungsposten als Lottobüdchen-Lobbyist zu übernehmen, falls dies jemals zur Diskussion stehen sollte, aber diese Lottoblock-Pfründe haben ja ohnehin CDU und SPD schon längst unter sich aufgeteilt. Via Twitter ließ „Trollmops“ alias Daniel Düngel keinerlei Zerknirschung über die aus Sicht seiner Gläubiger bedenkliche Diskrepanz zwischen Soll und Haben in seiner persönlichen Vermögensbilanz erkennen, sondern posaunte frohgemut in den Äther: „Mir gehts recht gut und selten isses so, wie es scheint.“
© Raap/Bär 2014