Archive for Februar, 2017

baer aktuell 215/216 und Bild des Monats

Montag, Februar 6th, 2017

Bild des Monats Februar 2017:

Jürgen Raap, „Schwarzmarktgeschäfte“, 2016

Jürgen Raap „Agrippina, Aggripinensis“,

Schild für Karnevalsumzug, 2017

Straßenkarneval in Köln 2017, Fotos: Copyright Raap/Bär 2017

 

Bär aktuell Nr. 215/216, 22. Februar 2017:

Weltbewegende Witze zur Zeit: Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Erdogan machen eine Kreuzfahrt. Das Schiff sinkt. Wer wird gerettet: Die Welt.

Muss man in Karlsruhe darben? In Karlsruhe nicht, aber auf der Fahrt dorthin, denn Herr Bär rät jedem davon ab, im Speisewagen eines ICE, der sich „Bordrestaurant“ nennt, jemals „Nürnberger Rostbratwürstchen“ zu goutieren, da diese nämlich nicht vom Rost kommen, sondern verschrumpelt und geschmacklos aus der Mikrowelle, und wer sich dazu einen Kaffee bestellt, bekommt schon mal zu hören: „Die Kaffeemaschine wird gerade gereinigt!“ Auf die Frage, wie lange das wohl dauern wird, bekam Herr Bär zu hören: „Weiß ich nicht. Das kann dauern“. So sind sie halt bei der Deutschen Bahn, und die Bezeichnung „Bordrestaurant“ soll wohl suggerieren, man befände sich auf einem Schiff. Das ein Eisenbahnzug nicht sinken kann wie ein Schiff, ist nicht tröstlich, denn – halten Sie sich fest – es gibt tatsächlich ortsunkundige Lokomotivführer, die sich verfahren. Als der ICE den Kölner Hauptbahnhof verließ, wunderte sich Herr Bär nämlich, wieso der Zug nicht über die Rheinbrücke Richtung Siegburg und Frankfurt fuhr, wie im Fahrplan angegeben, sondern in die andere Richtung, wo Bonn liegt. Die Mitreisenden beruhigten Herrn Bär, der Lokomotivführer werde schon wissen, was er da macht. Doch auf der Höhe von Brühl kam dann die Durchsage: „Äh, durch einen technischen Defekt… äh, durch ein Versehen unseres Fahrdienstleiters… äh, wir erreichen Siegburg/Bonn mit circa 45 Minuten Verspätung. Wir nehmen jetzt in Brühl einen Richtungswechsel auf das Gleis in der Gegenrichtung vor und fahren zurück nach Köln, und in Köln-West nehmen wir erneut einen Wechsel in der Fahrtrichtung in Richtung Siegburg/Bonn vor. Lufthansa-Passagiere mit Ziel Fernbahnhof Frankfurt-Flughafen melden sich wegen der Verspätung bitte beim Zugbegleiter in Wagen 26. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen and we wish you a pleasent journey with Deutsche Bahn. Our next stop is Siegburg/Bonn with a delay of 45 minutes“. Den Bahnhof von Siegburg als „Siegburg/Bonn“ zu bezeichnen, ist auch schon ein ziemlicher Euphemismus, denn Bonn ist von Siegburg immerhin gut 15 km entfernt und liegt auf der anderen Rheinseite, aber in Siegburg kann man sich nun rühmen, durch diese Bahnhofsbezeichnung an die große weite Welt des globalen Schienennetzes von ICE-Bordrestaurants angebunden zu sein, mit und in denen man niemals im Meer versinkt, doch genauso gefährlich wie ein sinkendes Schiff ist es, wenn ein Lokomotivführer zum Geisterfahrer wird. In Karlsruhe kam der ICE schließlich mit 56 Minuten Verspätung an, und die Schaffnerin konnte sich einen Anflug von höhnischem Lächeln nicht verkneifen, als sie Herrn Bär belehrte, eine Fahrpreiserstattung gäbe es erst ab 60 Minuten Verspätung. So sind sie halt bei der Deutschen Bahn.

Breaking News: Der deutsche Regenwurm ist vom Aussterben bedroht! Als Herr Bär seine Kindheit in den Trümmerlöchern der Nachkriegszeit verbrachte, galt es als Mutprobe unter den acht- oder neunjährigen Spielkameraden: wer traut sich, einen Regenwurm zu verspeisen? Jene Veganerin, die sich kürzlich darüber beschwerte, dass vom Glockenspiel am Limburger Rathausturm frivolerweise das Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ ertönte und besonders würde sie sich über die Liedzeile „Sonst kommt dich der Jäger holen mit dem Schießgewehr“ erregen, hätte unsere kindliche Mutprobe gewiss nicht gut geheißen. 55 Jahre später steht der Regenwurm in Deutschland auf der Roten Artenschutzliste, wie kürzlich das Internetportal „Umwelt Dialog“ reportierte: „Zwei der 47 Regenwurmarten gelten als im Bestand gefährdet, 14 Arten sind aufgrund extremer Seltenheit gegenüber Bedrohungen, wie Versiegelung, intensiver Landwirtschaft oder globalem Klimawandel besonders anfällig und bei drei Arten war ein negativer langfristiger Trend zu beobachten…“ Aber ich schwöre es beim Augenlicht von Anton Hofreiter: den Octodrilus argoviensis haben wir bei jenen kindlichen Mutproben nicht verspeist – am Rückgang der Regenwürmer sind wir genauso unschuldig wie der Fuchs im Gänsestall, der dort nur seinen natürlichen Raubtierneigungen nachgeht.

Eigenartigerweise hört man in Sachen Bestandsschutz für Regenwürmer diesmal aus den Kreisen der Grünen kein Gezeter von Simone Peter, und auch Volker Beck, der sich gerne zum Schutzheiligen aller Minderheiten unter dem Himmel und auf Erden stilisiert, hüllt sich diesmal in Schweigen.

Lesen Sie dazu in der nächsten Ausgabe von „bär aktuell“: Rettet jetzt stattdessen Martin Schulz den deutschen Regenwurm?

Warum gibt es in „bär aktuell“ keine Witze mehr über die FDP? Aus Pietätgründen. Schließlich respektieren wir die Totenruhe.

Lesen Sie dazu in der nächsten Ausgabe von „bär aktuell“: Rettet Martin Schulz die FDP?

Als der Großvater von Herrn Bär in den 1930er Jahren Bahnhofsvorsteher in Ostpreußen war, fuhren alle Züge pünktlich ab, worauf heute noch sein Enkel stolz ist. Die Leistungsbilanz der heutigen Deutschen Bahn bewertet das „manager magazin“ hingegen als destraströs und das Wirken der ehemaligen Bahnvorstände Hartmut Mehdorn und Rüdiger Grube unverhohlen als „Unfähigkeit der Chefs“. Als möglicher Grube-Nachfolger wird nun ein gewisser Siegfried Russwurm gehandelt, und Herr Bär verkneift sich an dieser Stelle den Kalauer, das sei doch eine schöne essayistische Überleitung vom Aussterben des Regenwurms zur Servicewüste Deutsche Bahn. Hoffentlich wird nicht doch noch der Pofalleri Pofallera Ronald Pofalla oberster Bahnwärter, denn dem kann man noch am allerwenigsten zutrauen, bei der Nulpenhaftigkeit des Bahnmanagements für Abhilfe zu sorgen. Herr Bär weilte mal im Wahlkreis des früheren CDU-Politikers Pofalla in der Gegend von Kleve und sprach mit Leuten, die Ronald Pofalla persönlich kennen, und das Freundlichste, was er dort von dessen Gegnern über Pofalla zu hören bekam, war der Eindruck, der sei in der Realität tatsächlich genauso wie er im Fernsehen rüberkommt. Das Wort „Lachnummer“ war zwar nicht gefallen, aber man kann sich auch so sein Teil denken.

Lesen Sie dazu in der nächsten Ausgabe von „bär aktuell“: Rettet Martin Schulz die Deutsche Bahn?

Der Kunstkritiker Wolfgang Ullrich verwies neulich in einer Kolumne auf die amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oats, die behauptet hatte, Donald Trump sei der Jeff Koons der Politik: beide, der Immobilientycoon Trump und der Pop-Künstler Koons, verstoßen gegen den „guten Geschmack“. Immerhin will der Künstlerdarsteller Jeff Koons mit seiner Kitschkunst nur Geld verdienen, während dem Club der Milliardäre in der US-Regierung die Erotik der dicken Brieftasche allein nicht mehr genügt, und stattdessen der Lustgewinn aus der Ausübung von Macht und bisweilen auch aus deren Missbrauch geschöpft wird. Dass manch einem von ihnen aber auch das nicht reicht und er sich deswegen in einem Moskauer Hotelzimmer gerne von einer Domina vertrimmen lässt, ist aber wohl eher eine Fake News-Erfindung der russischen „Lügenpresse“.

Deutsche Politiker sind im Vergleich mit amerikanischen seriöser, aber auch langweiliger – und ihre Langweiligkeit ist die Crux, warum es ihnen schwerfällt, den brachialen Populisten Paroli zu bieten. Brot allein reicht nicht; das Volk will nämlich immer Brot und Spiele gleichzeitig. Über Sigmar Gabriel lässt sich auch in seiner neuen Rolle als Außenminister nur sagen, er sei auch jetzt nur beleibter als beliebter, angesichts des Schulz-Hypes, den seine Partei derzeit erfährt: Mittlerweile kennt nämlich jeder Schulzens Heimatort Würselen, wo der neue SPD-Messias wie ein Halbgott verehrt wird und im lokalen Dialekt jetzt schon „Zinter Mätes“ genannt wird. Die Würselener sehen sich hinsichtlich der weltpolitischen Bedeutung ihrer Stadt dank Schulz nun sogar auf Augenhöhe mit Washington, und der endgültigen Heiligsprechung von Martin Schulz steht nur noch die Prüfung entgegen, dass er dem Teufelswerk der Einführung von Eurobonds und einer europaweiten Bankenhaftung widersteht, damit eben nicht die Kunden der Stadtsparkasse Würselen mit ihren Sparbucheinlagen für die Schulden, faulen Investmentbank-Kredite und Devisentermingeschäftszockereien der Hallodris in Politik und Bankwesen bluten müssen.

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von „bär aktuell“: Gelingt Martin Schulz auf dem nächsten Bundesparteitag der SPD die Speisung der Fünftausend mit einer einzigen Martinsgans?

© Raap/Bär 2017

Unbedingt mal anklicken:

https://www.youtube.com/watch?v=165axVRXBBc

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Nasi Goreng

Nasi Goreng ist ein Standardgericht der indonesischen Küche, wobei der vorgekochte Langkornreis mindestens zwei Stunden oder sogar einen halben Tag lang ruhen muss, bevor man ihn brät. In einer Pfanne oder in einem Wok brät man in Erdnussöl oder Palmöl kleingehackte Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Poreestreifen, ein paar Stückchen Chilischote und Knobloch an, fügt Hühnerfleisch und/oder Schweinefleisch in dünnen Scheiben hinzu, sowie Champignons und Erbsen. Man kann auch Streifen von gekochtem Schinken und Schweinebratenaufschnitt nehmen und Röstzwiebeln aus der Tüte hinzufügen, sowie Omelettstreifen oder Rührei. Würzen mit Salz, Sambal Oelek, bei Bedarf auch mit etwas Curry und Gelbwurzel (Kurkuma), etwas Sojasauce. Dazu reicht man Krabbenbrot (Kroepeok).

Gebratener Reis „Kuala Lumpur“ ‚a la Karl-Josef Bär

In heißem Erdnussöl Streifen von der Hühnerbrust mit Zwiebeln, Knobloch, Erdnüssen und Chashewkernen kurz scharf anbraten, Wasser oder Geflügelfond hinzugeben, Streifen von rotem und grünem Paprika, Gurkenstücke, vorher in Wasser eingeweichte chinesische Trockenpilze oder Champignons, bei Bedarf ein paar Ananasstücke oder frische Mangostücke, ein Schuss Limettensaft, würzen mit etwas Sojasauce, Cayennepfeffer/Sambal Oelek, grünem Curry, Zitronengras, geriebenem Ingwer, Kreuzkümmel, frischer Minze und frischem Koriander.

Schaschliksauce

Schaschlik ist ein Fleischspieß in der traditionellen Küche Russlands, der Kaukasusländer und der westasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken, d.h. im Siedlungsraum der Turkvölker, auch in Teilen des Balkans und in Ungarn. Man nimmt dafür Würfel von Lamm- Rind- oder Schweinefleisch, die man abwechselnd mit großen Zwiebelstücken und Speck auf die Spieße steckt, manchmal auch zusätzlich mit Tomatenhälften oder Paprikastücken. Um das Fleisch zarter zu machen, empfiehlt es sich, es vorher zu marinieren. Die Spieße legt man auf den Grill oder brät sie in der Pfanne relativ kurz; in der deutschen Imbissküche lässt man Schweinefleischspieße auch längere Zeit im Sud schmoren, bis das Fleisch schön weich ist. (die bis in die 1980er Jahre übliche Variante Nierenschaschlik wird heute allerdings kaum noch angeboten). Die Schaschliksauce besteht aus Zwiebeln, die man in Öl andünstet, dann fügt man klein gepressten Knobloch, klein gehackte Tomaten und/oder „pomodori pelati“ (geschälte Tomaten mit Saft aus der Dose hinzu), und ein paar kleine Stückchen von der Chilischote oder Tabasco. Abschmecken und würzen mit Salz, etwas, Curry, Paprikapulver, Tomatenketchup, Worcestershiresauce und Oregano.

Paella valenciana Eine flache Metallschüssel mit Namen „patella“ wurde um 1900 in Valencia als „Paella“ bzw. „paellera“ für die Metallpfanne sprachlich abgewandelt, in der man ein Reisgericht mit Safran zubereitet, das man auch „Paella“ nennt. Die klassische Paella Valenciana besteht nur aus diesem Safranreis mit weißem Fleisch (Hähnchen oder Kaninchen), zerkochten frischen Tomaten, Erbsen, grünen Bohnen, weißen Bohnen, reichlich Knobloch, manchmal auch rotem Gemüsepaprika, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Paprika und Rosmarin. Üblich ist in der spanischen Tourismus-Gastronomie heute aber auch eine Anreicherung mit Meeresfrüchten, die man aber separat anbrät und erst später mit dem Fleisch vermischt. Man nimmt Langkornreis (Risottoreis wäre zu stärkehaltig). Wenn dieser weichgekocht ist, gibt man ihn zu dem Fleisch und dem Gemüse in die Paella-Pfanne, mit etwas Wasser oder Hühnerbrühe, aber anschließend wird dann kein Wasser mehr nachgegossen. Zum Servieren dekoriert man die Oberfläche mit gebratenen Langostinos, Gambas, Tomatenscheiben und Zitronenscheiben.

Kompes nennt man im Aachener Raum und damit auch in Würselen durch Milchsäuregärung konservierten Weißkohl, also Sauerkraut, und gleichfalls ein Gericht, das mit Sauerkraut, Kartoffelpürree und der Blutwurst „Öcher Puttes“ serviert wird.