Archive for Juni, 2019

baer aktuell 267 – 22. Juni 2019

Mittwoch, Juni 5th, 2019

Bild des Monats Juni 2019:

Jürgen Raap, „Des Teufels Lieblingsbilder“, 2019

Bär aktuell lokal Was Red Bull-Wodka im Hirn eines Politikers anrichten kann, haben wir gerade in Österreich erlebt. Der rheinische Klüngelbruder hält sich daher wohlweislich an Kölsch-Bier. In den traditionellen Brauhäusern reagiert das Bedienungspersonal, „Köbes“ geheißen, allerdings auch äusserst unwillig, wenn man es wagen sollte, etwas anderes zu bestellen. Hier die neuesten Köbes-Sprüche:

Gast: Ich hätte gerne einen Tee.

Köbes: Sag ens, seh ich us wie en Geisha?

oder:

Gast: Ein Mineralwasser bitte.

Köbes: Wat soll dat dann? Willste jetzt deine Leber überraschen?

Gast: Ich hätte gerne eine Flasche Champagner.

Köbes: Hör ens, wir sind ein anständiges Lokal.

oder:

Gast: Bitte einmal Kölsch-Cola.

Köbes: Du bist hier en nem Brauhaus un nit en ner Cocktailbar.

Bär aktuell 267 – 22. Juni 2019

Mit der tief gestürzten Andrea Nahles empfindet Herr Bär insofern keinerlei Mitleid, hatte sie doch selbst einst mit ähnlich brutaler Mobbing-Chuzpe, d.h. höchst intrigant, am Stuhl ihres Vorgängers St. Martin Schulz gesägt, der sich nun, da sie das gleiche Schicksal ereilt hat, mit klammheimlicher Freude darüber einen abjuxen mag, zumal Andrea Nahles mit ihren misslungenen „Bätschi“-Auftritten sich selbst ein Bein gestellt und damit ihre Unzulänglichkeit in einem politischen Spitzenamt offenbart hat, wobei der Fairness halber anzumerken wäre, dass bei der politischen Konkurrenz „AKK“ von ähnlich bescheidenem Kaliber ist und Herr Bär sich nicht wundern würde, wenn „AKK“ von ihren Parteifreunden in Bälde in einer ebenso kaltschnäuzigen Weise abserviert würde. Den Gipfel an peinlicher Bigotterie bot indessen erneut der Juso-Vortänzer Kevin Kühnert, der die zwischenmenschlich miesen Umstände des Nahles’schen Abgangs mit „Ich schäme mich“ kommentierte, denn letztlich war doch gerade er doch einer derjenigen gewesen, der die Europa-Wahl verbockt und damit Nahles demontiert hat, weswegen die gemeuchelte SPD-Cäsarin ihm nun zurufen kann: „Auch du, mein Sohn Brutus“. Was Kevin Kühnert sich aber niemals trauen würde, wäre Kritik zu üben an der Ikone der Greta-Gläubigen, die ankündigte, jetzt gar ein ganzes Jahr lang die Schule schwänzen zu wollen, weil solcherlei Kritik den Graben zwischen dem verunsicherten Polit-Establishment und der jungen Youtube-Generation nur noch mehr vertiefen würde, und damit politisch unkorrekt und vor allem parteitaktisch unbeholfen wäre. Aber von „bär aktuell“ würde Kevin Kühnert keineswegs verbale Prügel beziehen, wäre er diesmal wirklich einmal ein standhafter Linker, der sich über das Privileg der Öko-Schickeria mokieren würde, dass nämlich die Eltern von Greta Thunberg (Mutter Opernsängerin, Vater Schauspieler) ihrer Tochter gewiss problemlos nach einem Jahr medienwirksamen Schuleschwänzen die Nachhilfestunden bezahlen können, während die marrokanische Obstpflückerin, die sich für einen Stundenlohn von 2 oder 3 Euro auf einer pestizidumnebelten Erdbeerplantage in Andalusien abschuftet, froh wäre, wenn ihre Kinder überhaupt einmal eine Schule besuchen könnten.

Immerhin gibt es in dieser verheuchelten Welt des Polit-Betriebs noch einen winzigen Lichtblick, nämlich die derzeit kommissarische Ausübung des Vorsitzes in der SPD-Bundestagsfraktion durch Rolf Mützenich, der aus dem Wahlkreis von Köln-Ehrenfeld stammt, wo auch Herr Bär seit 40 Jahren seinen Stimmzettel in die Wahlurne wirft. Als Herr Bär einmal im Bürgerzentrum Ehrenfeld dem Frühlingsfest des SPD-Ortsvereins beiwohnte und einen Kurzvortrag des Genossen Mützenich zur Außen- und Sicherheitspolitik hörte, fand Herr Bär dies intellektuell recht erbaulich (was man bei vielen anderen Politiker-Reden mit ihren ritualisierten Worthülsen eben nicht sagen kann), und auch einen kurzen zweiminütigen persönlichen Small Talk mit Rolf Mützenich am Rande der Veranstaltung hat Herr Bär durchaus in angenehmer Erinnerung. Der Mann hat sich niemals im kölschen Klüngel verschlissen, was gerade in Köln allemal zu loben ist, wo sonst hemmungslose aalglatte Parteikarrieristen aller Couleur mit ihrer Missachtung der Compliance-Regeln einer Parteien- und Politikverdrossenheit Vorschub leisten. Mützenich traut Herr Bär daher eher als dem schwiemeligen Kevin Kühnert zu, in der Politik die nötige Balance zwischen pragmatisch notwendiger Machtausübung und Moral zu finden, mithin auch zwischen technokratisch orientierter Sachpolitik und dem Utopismus derjenigen, die nicht als Naivlinge abgestempelt werden wollen, auch wenn sie sich auf Youtube zwischen den Uploads der Schminktipps 15jähriger Gören und den betulichen Hobby-Musikern tummeln, die in ihrem Partykeller beim Intonieren von „La Paloma“ mit dem Akkordeon nicht immer den richtigen Ton treffen, aber unverfroren genug sind, dies dann auch noch mit einem Handy-Video aufzunehmen und in den sozialen Medien zu posten.

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