Archive for März, 2022

Baer aktuell 309 – 22. März 2022

Mittwoch, März 2nd, 2022

Bild des Monats März 2022:

Jürgen Raap „Die Architektur des verbotenen Wissens“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Untermalung und Endfassung

(war eigentlich als Schild für einen Karnevalsumzug gedacht, aber auf den musste coronabedingt verzichtet werden, und er wäre spätestens nach Kriegsbeginn in der Ukraine sowie abgesagt worden. Zeitaktuell ist jedoch – und zum Zeitpunkt der Bildproduktion gewissermaßen die Ereignisse vorwegnehmend – das Totentanzmotiv in diesem Bild).

Bär aktuell 309 – 22. März 2022:

250.000 bei Kölner Rosenmontags-Friedensdemo Karnevalisten, Künstler, Klimaschützer, vorab die Blauen Funken und hinter ihnen Friedensfreunde jedweder politischer Couleur – sie alle marschierten auf der Wegstrecke des ausgefallenen Kölner Rosenmontagszugs, geeint im Protest gegen Putins Kriegspolitik, ohne Stimmungsmusik und ohne das sonst übliche Kamelle werfen: „Wir machen eine Demonstration und keinen Rosenmontagszug“, hatte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitee Kölner Karneval, vorher gemahnt. Seine Sorge, es könnten womöglich über die TV-Sender und die Sozialen Medien Bilder um die Welt gehen, dass in Köln auf den Straßen „Heidewitzka, Herr Kapitän“ gesungen während Kiew bombardiert wird, erwies sich als unbegründet. Am Randes des Zugwegs standen auf den Plätzen bissig gestaltete Persiflagewagen, eigentlich für den ursprünglich geplanten Umzug gedacht, u.a. mit Putin als Imperator.

Gendern und Gegengendern Wenn angesichts des Putinschen Ursurpatorentums allenthalben von einer „Zeitenwende“ die Rede ist, so möge dies in anderer Hinsicht auch für eine Abkehr von ausuferndem sprachlichem Unfug gelten, wünscht sich Herr Bär. Ralph Aurand, der Kölner Regionalchef des Vereins Deutsche Sprache, stellte bei einem Referat in Rheinbach klar, sein Verein sei nicht „gegen die sprachliche Gleichstellung von Männern und Frauen“, sondern „vielmehr“ ginge es darum, „die Verwaltungssprache nicht durch sprachlich falsche und irreführende Kommunikationsformen zu verfälschen und damit Irritationen bei den Menschen herbeizuführen sowie entgegen der erklärten Absicht, ‚Wertschätzung‘ zu zeigen, die Bürgerschaft zu verunsichern“. (https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Gendern-Nicht-mit-uns-490823.html). Aurand ist von Beruf Übersetzer, und insofern sekundierte ihm in etwas anderem Kontext der Schriftsteller Navid Kermani in „Die ZEIT“, die deutsche Sprache ließe zwar „Nuancierungen“ zu, die aber „im Englischen und Persischen nicht möglich wären“. Man könne „geschlechtliche Bestimmungen“ kenntlich machen, „aber dank des generischen Maskulinums auch dort verschwinden lassen, wo sie ohne Bedeutung sind“. Kermani verweist auf unsere Neigung zur Sprachökonomie in allen Sprachen der Welt: Alle Geschlechter zu nennen, wenn von einer gemischten Personengruppe die Rede ist, wäre zu „umständlich“, und für die Poesie wäre das sogar geradezu hinderlich. Das findet auch Herr Bär. Weil Sprachentwicklungen zur Vereinfachung neigen, glaubt Kermani nicht, „dass sich das Gendern in der mündlichen Sprache durchsetzen wird“, es sei „zu unmelodisch“, und Herr Bär, der in seinem sprachlichen Umfeld seit frühester Kindheit an den melodischen rheinischen Singsang gewohnt ist, empfindet bei manchen akademischen Vorträgen die verkrampfte phonetische Artikulation des Gendersternchens sogar als zu stottrig. „Ich möchte mir nicht aufzwingen lassen, so zu reden wie eine kleine Gruppe von Menschen, die glauben, den Stein der Weisen zur Verbesserung der Gesellschaft gefunden zu haben“, erklärte auch der Entertainer Jürgen von der Lippe, der auch manche Partizipialkonstruktionen vor Unsinn hält:„Der Bäcker ist ein Backender, wenn er in der Backstube steht. Wenn er auf dem Klo sitzt, dann nicht mehr.“ Und der Politiker Jens Spahn graust sich davor, dass aus Tante und Onkel womöglich ein „Tonkel“ werde. Auch und gerade dort, wo es gemeinhin volkstümlich zugeht, stoßen die sprachpolizeilichen Umerziehungsversuche mancher Gender-Eiferer auf Widerstand: „Wir werden als Klub nicht gendern“, versprach z.B. Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin. Im Stadion dürfe die Sprache „zwar rau sein, aber nicht verletzend oder diskriminierend“. Vegane Würstchen werde es im Union-Stadion laut Zingler ebenfalls nicht geben: „Fußball bedeutet bei uns: Bratwurst, Bier, 90 Minuten Fußball.“ Na also. Mehr will ein Fußballfan am Samstagnachmittag ja auch nicht. Und das findet Herr Bär völlig in Ordnung. Gerade in diesen düsteren Zeiten.

© Raap/Bär 2022

Herr Bär recherchierte, ob wir jetzt etwa einen Bundeswirtschaftsminister haben, der nichts von Wirtschaft versteht Dass er auf jeden Fall kein Putin-Versteher ist, sondern bei dessen Einschätzung „zu naiv“ war, hat Habeck ja bereits zugegeben. Zwar hatte der „Focus“ angemahnt, nachdem Robert Habeck „seine Entscheidung zum KfW-Förderstopp“ für Bauwillige korrigiert habe, dürfe er sich „einen Fehler dieser Größenordnung… kein zweites Mal erlauben“, aber Habeck war ja nun mal nicht der einzige in der Weltöffentlichkeit gewesen, der lange Zeit nicht glauben mochte, dass Putin eben doch kein „lupenreiner Demokrat“ ist und der nun einen Wirtschaftsstopp gegen den lupenreinen Kriegsherrn stemmen muss. Dass seine Parteifreundin Annalena Baerbock ihrem Amtskollegen Lawrow nahelegte, man müsse auch mal über die Wiederaufforstung der russischen Wälder reden, entbehrte auch nicht einer gewissen naiven Putzigkeit: wir brauchen doch kein Brennholz aus Russland, sondern Erdgas aus anderen Regionen. „Der Spiegel“ polterte: „Der grüne Vizekanzler sonnt sich in der Rolle des Klimaministers – und vergisst darüber, dass er Wirtschaftsminister ist“. Die „taz“, die Robert Habeck 2017 noch vollmundig als „vagabundierenden Freigeist“ porträtierte, versuchte allerdings zu beruhigen, „Der neue Wirtschaftsminister will den Kapitalismus nicht abschaffen…“ und prophezeite; „Das wird Wachstumsgegner nicht entzücken, sichert aber die nötige Rückendeckung der Koalitionspartner, die klargemacht haben: Ein bisschen Fortschritt ja, große Weltrettungsträume nein“. Letztere gehen für die utopistischen Grünen jetzt in der zerbombten Ukraine ja ohnehin gerade den Bach herunter, und um möglichst bald aus der geostrategisch höchst bedenklichen Abhängigkeit von russischem Erdgas heraus zu kommen, hat die Putin’sche Kriegsführung in drei Wochen bei uns mehr bislang zögerliche Leute zu Fans von erneuerbaren Energien gemacht als Fridays for future in drei Jahren. Ursula Weidenfeld unterdessen kommentierte bei „t-online“: „Ist es schlimm, wenn man nur wenig Ahnung von dem hat, was man in den kommenden vier Jahren machen will? Bei einem normalen Berufsanfänger würde man das natürlich verneinen“, bei Ministern wie Habeck und Lindner sei das jedoch etwas anders… Gibt es bei alledem keine guten Robert Habeck-Witze, fragt sich Herr Bär. Nein, denn „humoristisch trist“ sei es zugegangen, als der Kabarettist Sebastian Pufpaff (angeblich heißt der wirklich so, und wenn es doch nur ein Pseudonym wäre, klänge es jetzt zynisch in diesen kriegerischen Zeiten) in „TV total“ Habeck als einen „selbstverliebten Hampelmann“ porträtierte, was der Rezensent Christian Vock für misslungen und in seiner Kritik an der Sendung insgesamt für einen „lauen Fernsehabend“ hielt. Dafür kursieren stattdessen weiterhin jede Menge Lauterbach-Witze. Kostprobe: „Egal wie laut Du Mozart hörst, Karl hört lauter Bach“. © Raap/Bär 2022

Wer sich für Verschwörungstheorien interessiert, der wird auf der Internetseite von „Birds aint real“ fündig. Dort heißt es nämlich: „Unser ursprüngliches Ziel war es, den Völkermord an echten Vögeln zu stoppen. Leider ist dies nicht gelungen, und die Regierung hat seitdem alle lebenden Vögel durch Roboterkopien ersetzt.“ Nun ja, die Halsbandsittiche, die mit lautstarkem Gezirpe ihre Exkremente unweit der Deutzer Brücke auf der Kölner Rheinpromenade hinterlassen, sind gewiss keine Roboter. Oder haben Roboter eine natürliche Verdauung? Wer beim Promenieren selbst einmal mit derlei Vogelschiss vollgekackt wurde, glaubt nicht an Roboterkopien. Andere Verschwörungstheoretiker sind davon überzeugt, anstelle von Wladimir Putin trete nur ein Doppelgänger in der Öffentlichkeit auf, aber Putin selbst dementierte dies: Es habe zwar in der Vergangenheit aus Sicherheitsgründen zwar mal einen geheimen Plan dazu gegeben, er habe dies aber abgelehnt. Sein Dementi klingt diesmal glaubwürdig, denn hätte tatsächlich ein Doppelgänger das Wort ergriffen, dann hätte dies doch schon ein gelernter Komiker sein müssen, der dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj rhetorisch hätte Paroli bieten können, der ja mit seinen brillant inszenierten Videobotschaften zu einem Präsidenten der Herzen avanciert ist, während Putin bei seiner Sportpalastrede nur herumgeiferte, das russische Volk werde die abtrünnigen und verräterischen Oligarchen „einfach auszuspucken, wie eine Mücke, die versehentlich in den Mund geflogen ist“. Nein, nein, diese doch ein wenig an Goebbels’sche Manier erinnernde Rede hielt gewiss kein Doppelgänger, auch keine Roboterkopie, das war einfach Putin pur, wie er leibt und lebt. An dieser Stelle lohnt es sich allerdings, auch einmal auf ein russisches Meinungsforschungsinstitut zu verweisen, nämlich WZIOM: Zwei Drittel der befragten Russen glauben „an eine geheime Weltregierung. Wer dahinter steckt, ist allerdings weniger klar. Offenbar trauen die Russen diesen Job am ehesten Bankern und Magnaten zu. Mächtige Politiker zumindest spielen keine Rolle in ihrer Vorstellung: Nur zwei Prozent der Befragten glaubt, dass entweder Wladimir Putin oder Donald Trump hinter der geheimen Weltregierung stecken.“ Oder zumindest Roboterkopien von ihnen. Aber auch das weiß man nicht so genau. © Raap/Bär 2022

Grammatik-Nachhilfe mit Herrn Bär Neulich las Herr Bär, eine Kunsthistorikerin sei jetzt auch „Vorständin“ eines Museumsvereins. Vorständin??? Nun heißt es zwar „das Wasser“, also ein Neutrum, aber „der Wasserstand“ (Maskulinum). Wie hoch das Wasser steht, ist also nicht geschlechtsspezifisch. Das gilt auch für die Bestückung eines Marktstandes, der immer noch „der Marktstand“ ist, und auch wenn dort nur Obst und Gemüse feilgeboten wird, das im Singular „die Birne“, „die Kirsche“ oder „die Möhre“ heißt. Ein „Unterstand“ bleibt auch dann ein solcher, egal, ob sich in oder unter diesem männliche oder weibliche Personen aufhalten. Das gilt ergo auch für den Vorstand, der als „Personenvereinigung“ oder „Leitungsorgan“ definiert ist, unabhängig vom biologischen Geschlecht seiner einzelnen Mitglieder. So schrieb auch Prof. Walter Krämer, 1. Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache e. V., in der Zeitschrift „Cicero“: Generische Benennungen haben „nichts mit dem biologischen Geschlecht der so bezeichneten Personen zu tun“ und es sei „auch ein bisher viel zu wenig beachteter Vorteil in der Paralleldebatte über dritte, vierte und fünfte biologische wie über soziale Geschlechter sowie sämtliche sexuelle Orientierungen: das Generikum bezeichnet alle…“ Das generische Femininum sei „zwar weniger verbreitet als das maskuline Gegenstück, aber man frage doch mal zehn zufällig ausgewählte Bundesbürger, ob sie bei dem Wort ‚die Schnapsdrossel‘ eher an Männer oder an Frauen denken“.

Wer sich für Verschwörungstheorien interessiert, der wird auf der Internetseite von „Birds aint real“ fündig. Dort heißt es nämlich: „Unser ursprüngliches Ziel war es, den Völkermord an echten Vögeln zu stoppen. Leider ist dies nicht gelungen, und die Regierung hat seitdem alle lebenden Vögel durch Roboterkopien ersetzt.“ Nun ja, die Halsbandsittiche, die mit lautstarkem Gezirpe ihre Exkremente unweit der Deutzer Brücke en ma

Olaf Scholz-Sammelbild No. 13

Ausgerechnet jetzt Putin-Sammelbilder anbieten zu wollen, wäre wahrscheinlich eine saublöde Geschäftsidee. Erstens würde die keiner kaufen wollen, und zweitens fielen die wahrscheinlich unter die verhängten Sanktionen. Die Karl-Josef Bär-Kampagne „Pro Scholzomat“ macht daher nicht etwa notgedrungen, sondern mit großer Freude weiter mit Olaf-Scholz-Sammelbildern. (Olaf Scholz-Sammelbild No. 13, Copyright: Raap/Bär 2022).

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Auberginen-Caponata sizilianische Art Auberginen wurden im 13. Jh. aus Indien über Arabien nach Europa eingeführt und im mediterranen Raum seit etwa 1500 großflächig angebaut. Für die Capoanta brät man gewürftelte Auberginenstücke in Olivenöl an, gibt Zwiebeln, Stangensellerie in Scheiben und Knoblauch hinzu, dann ganze Tomaten aus der Dose, Oliven und Kapern. Das Ganze lässt man ca. 20 Min. garen, lässt kurz vor dem Abschalten Basilikum, Petersilie und Thymian mit schmoren. Abschmecken mit Salz, Cayennepfeffer und einem kleinen Schuss Essig. In einer separaten Pfanne röstet man Pinienkerne und streut sie vor dem Servieren auf die Caponata.

Cacciucco alla Livornese Ein Fischeintopf aus der Hafenstadt Livorno, bei dem man in einem Topf oder einer tiefen Pfanne kleingeschnittene Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Stangensellerie in Scheiben, Möhrenscheiben und Knoblauch in Olivenöl andünstet: dann gibt man eine Dose ganze geschälte Tomaten hinzu, lässt das Ganze kurz aufkochen, schneidet Fisch (Lachs, Kabeljau, Schellfisch) in mundgerechte Stücke, lässt sie dann 15 Min bei mittlerer Hitze mit garen. Man kann das Rezept auch mit Miesmuscheln, Venusmuscheln etc. abrunden. Würzen mit Salz, Pfeffer, Paprika, Petersilie, etwas Rosmarin. In einer separaten Pfanne brät man Garnelen (Gambas) in Knoblauch an, fügt etwas frische Petersilie hinzu und garniert damit das Cacciucco vor dem Servieren.

V.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln