Archive for November, 2017

bär aktuell 233 und Bild des Monats

Mittwoch, November 1st, 2017

Bild des Monats November 2017:

Jürgen Raap, Rhönlandschaft, Aquarell, 2017

Bär aktuell N. 333 – 3. Nov. 2017

Bundeswahlleiter bestätigt Gründung einer Blauen Partei“ hieß es kürzlich in der bildungsbürgerlichen „ZEIT“, und als Parteigründerin wird Frauke Petry genannt, was Herrn Bär nun doch ein wenig irritierte und ihn vermuten ließ, es könnte sich dabei womöglich um eine Schnapsidee handeln, und dies auch noch passend zum Sessionsbeginn am 11.11. Eine „Blaue Partei“ gab es nämlich schon einmal, nämlich im Kölner Karneval, wo der Büttenredner Toni Geller (1924-2012) bis 1995 regelmäßig als „Führer der Blauen Partei“ auftrat und seine Vorträge immer mit dem Gag eröffnete: „Wollen Se lieber lachen oder soll ich über Politik reden? Beides zusammen geht nicht“. Dann erzählte der Parteiführer weitschweifig, wie der jüngste Parteitag seiner Blauen im Spirituosen-Mekka Steinhagen/Westfalen ablief, inklusive einer alkoholischen „Schluckimpfung“ und einem „EKG“ mit „Enzian Korn Gin“. Auf den Wahlplakaten der anderen gäbe es hingegen ja immer nur „viele Gesichter zu sehen, aber wenig Köpfe“… Nun ja, der rheinische Karnevals-Humor der 1960er und 1970er Jahre war schon reichlich bräsig gewesen, und selbst politische Büttenredner leisteten sich auf einer gutbürgerlichen Prunksitzung selten wirklich ätzende satirische Schärfe, die erst mit dem alternativen Karneval der „Stunksitzung“ aufkam. Aber dass in unseren Tagen eine alternative Karnevalssitzung mit der blauen Frauke Petry in der Bütt lustig ist, möchte Herr Bär nun doch arg bezweifeln.

Die SPD wolle „jünger und weiblicher“ werden, hatte es geheißen. Doch dann hatten wieder nur die alten Säcke im neuen Bundestag die einträglichen Funktionärsposten unter sich aufgeteilt. In Köln nennt man das „betreutes Klüngeln“. Einem Parteimitglied, dass sich ob seiner Umtriebigkeit keineswegs als „alter Sack“ fühlt, nämlich Altbundeskanzler Gerhard Schröder, verdanken wir den Hinweis, wie es bei den Merkels im Schlafzimmer aussieht: die Grünen seien „die Bettvorleger Merkels“, so Schröder, und man fragt sich erstens, woher der Schröder das weiß, und zweitens wie oft Mutti Merkel wohl mit dem Teppichklopfer ihren Bettvorlegern zu Leibe rückt, aber vielleicht hilft ja bei den Merkels auch der Herr Merkel mal im Haushalt mit (der eigentlich Prof. Joachim Sauer heißt) und geht wenigstens mit dem Staubsauger ab und zu mal über die grünen Bettvorleger.

© Raap/Bäer 2017

Bär aktuell spezial – 22. Nov. 2017
Novemberblues Was für ein grauenhafter Sonntag, diesig, grau, trüb, nasskalt, früh dunkel. Erst der alberne „Tatort“ aus Münster mit einem Drehbuch, dessen Verfasser mit seiner völlig unrealistischen und überzogen klischeehaften Darstellung von Künstlern und Ausstellungskuratoren völlig versagt hatte – der Mann war wahrscheinlich noch nie in seinem Leben in einem Künstleratelier gewesen, und so hätte er von diesem Drehbuch lieber die Finger lassen sollen. Dann – nicht minder klischeehaft und gleichermaßen albern in der Verkörperung des juvenilen Start up-Politikers –  tritt Christian Lindner blattablesend vor die Kameras und verkündet das Ende der „Jamaika“-Balgereien im Sandkasten der Bundespolitik. Lindner wirkte an diesem Abend ein wenig wie ein Beaujolais primeur, ein zu junger Wein, zu unausgegoren und daher in seiner proktologischen Wirkung so ungestüm, dass er gehörig auf die Verdauung schlägt, wenn man auch nur ein Glas zuviel davon trinkt. In der „Phoenix“-Runde thronte derweil Mutti Merkel mit einem lemurenhaftem Gesichtsausdruck und damit irgendwie entrückt und völlig unbeteiligt wirkend über dem Desaster der gescheiterten Sondierungsgespräche zur Bildung einer Regierungskoalition, und Herr Bär ahnte, dass die schildkrötenhafte Unbeweglichkeit von Mutti Merkel und das gleichzeitig allzu forsche „Vin primeur“-Gehabe von Christian Lindner einer der Gründe für die massiven „kulturellen Unterschiede“ zwischen den Protagonisten dieses politischen Kasperletheaters gewesen sein mögen, von denen in den Kommentaren „politischer Beobachter“ immer die Rede war, noch mehr aber die Unvereinbarkeit zwischen Macht und Moral in der Politik, auf die seinerzeit bekanntlich schon Egon Bahr hingewiesen hatte. Jene Unvereinbarkeit zwischen macchiavellistischer Machttechnik, vulgo auch „Sachzwänge“ und „Realpolitik“ genannt, und jenem Utopismus, über den schon Helmut Schmidt lästerte, wer Visionen habe, der möge zum Augenarzt gehen. Diese Unvereinbarkeit begreifen zwar einige der Grünen allmählich, nach wie vor aber nicht deren hypermoralisch-naive Parteibasis, die wahrscheinlich anschließend sowieso abgelehnt hätte, was Kathrin Göring-Eckart mit ihrer antrainierten pastoralen Sanftmut und ihre grünen Mitunterhändler „bis an die Schmerzgrenze“ beim Herumbalgen um die Förmchen im Regierungssandkasten Lindner, Seehofer und den anderen herum krähenden „Jamaika“-Blagen zugestanden hätten. Der Bundespräsident, der nun nacheinander die Parteioberen ins Gebet nimmt, vermeidet in seinen Appellen an die staatsbürgerliche Verantwortung das geflügelte Wort von den „vaterlandslosen Gesellen“, mit dem einst Kaiser Wilhelm II. die Sozialdemokraten bedachte, und das kürzlich Wolfgang Thierse wieder aufgriff als Ausdruck für diejenigen, die (z.B. als Unternehmen) nur den eigenen materiellen (hier: den politischen) Vorteil, nicht aber das Gemeinwohl im Auge haben. Ob es nun Neuwahlen gibt, oder ob man lieber davor zurück scheut, hängt nun in erster Linie vom Kalkül der Hinterbänkler-Karrieristen ab, die bei einem anderen Wahlausgang als zuletzt im September 2017 um ihre Mandate und damit um ihre Pfründe im Parlament fürchten müssen. Und es hängt auch von dem Dilemma ab, dass für eine Spitzenkandidatur weder die Union zu Mutti Merkel noch die SPD zu St. Martin Schulz derzeit sehr schnell eine personelle Alternative mit besserer Überzeugungskraft, d.h. mit dem nötigen Charisma, aus dem Hut zaubern könnten. Dass bei vorgezogenen Neuwahlen die jetzt genüsslich herum feixende nationalistische AfD aller Voraussicht nach noch stärker würde, kann sich im demokratischen Lager der „vaterlandslosen Gesellen“ freilich nun wirklich niemand ernsthaft wünschen.
© Raap/Bär 2017

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Marinade für Hirschbraten
Marinaden machen das Fleisch gerade von älteren Tieren zarter. Man nehme 1 Zwiebel, 1-2 Knoblauchzehen, 6-8 Nelken, 4-5 Wacholderbeeren, ein paar schwarze Pfefferkörner, 1 Lorbeerblatt, 1 Möhre, ein paar getrocknete Pfifferlinge, einen Strang Rosmarin, ein kl. Strang Thymian, ein Schuss Rotwein, etwas Worcestershiresauce, ein bisschen Essig, 1/8 l Wasser und lasse das Fleisch über Nacht darin ziehen. In der Pfanne mit Speck von allen Seiten kurz anbraten und dann im Backofen in der Marinade garen, gegebenfalls mit Wasser auffüllen. Sauce zum Schluss mit Creme fraiche abbinden.

Morcheln à la Rouennaise

Eine lokale Spezialität aus der Stadt Rouen (Normandie) sind Morcheln nach diesem Rezept, ein Speisepilz der biologischen Art Schlauchpilze, die bevorzugt auf kalkhaltigen Böden wachsen. Die Fruchtungszeit dauert von April bis Juni; in der Saison werden sie frisch gehandelt, ansonsten ganzjährig getrocknet angeboten. Man schneidet den Stil ab sie in Scheiben, wäscht sie, lässt sie dann ca. 30 Min. in Essigwasser ziehen und anschließend noch eine Weile in klarem Wasser, das man immer wieder auffrischt. Dann zerteilt man sie der Länge nach, gibt sie in eine Casserole mit Salzwasser und lässt sie 3-4 Min. lang kochen. Man erhitzt Butter in einer Pfanne, dünstet die Morcheln darin fünf Minuten lang an, gibt dann Crème fraiche und etwas frische Petersilie hinzu, lässt das Ganze noch ca. 15 Min. lang ziehen und schmeckt es mit Pfeffer (sehr vorsichtig dosieren, um den Eigengeschmack nicht zu übertünchen) und mit ein paar Spritzern Zitronensaft ab.

Poulet au blanc

Aus dem Hähnchen Innereien entfernen, das Fleisch abwaschen, trocknen lassen, salzen, pfeffern und mit etwas Zitronensaft einreiben. In einer Kokotte Butter erhitzen, Zwiebeln kurz andünsten, etwas Mehl einrühren und mit Wasser oder Geflügelfond auffüllen. Das Hähnchen ganz oder zerteilt hineingeben, alle Fleischteile müssen vom Sud bedeckt sein. Weitere frische Zwiebeln, ein paar kleine Würfel Knollensellerie und Karotten hinzufügen sowie 1 Eigelb, kurz aufkochen, dann ein Bouquet garni hinzugeben (Kräutersträußchen mit Petersilie, Thymian, 1 Lorbeerblatt, etwas Majoran), 1 gepresste Knoblauchzehe, etwas geriebene Muskatnuss, ein Schuss Weißwein und dann langsam anderthalb Stunden köcheln lassen. Eine halbe Stunde vor dem Servieren noch frische Champignons in Scheiben hinzufügen.