Archive for Februar, 2016

bär aktuell 195 und bild des monats

Donnerstag, Februar 11th, 2016
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Künstler-Fußgruppe des „a performancelife e.V.“ beim Ehrenfelder Dienstagszug, Köln-Ehrenfeld, 9. Feb. 2016

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Originalschild2016 (1280x904)

Bild des Monats Februar 2016:

Jürgen Raap, „Das Kloster der macchabäischen Brüder“, Schild für Karnevalsumzug, 2016

Originalschild16 (1280x904)

Jürgen Raap, „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, 2016

Bär aktuell No. 195 – 22. Feb. 2016:

Wie rasch sich der Zeitgeschmack wandelt und sich ideologische Verbohrtheiten ins Gegenteil kehren, illustrierte recht anschaulich der Kabarettist Dieter Nuhr mit dem schönen Satz: „Als ich mich vor Wochen über das archaische Frauenbild mancher arabischer Männer aufregte, galt ich als Nazi. Wenn ich dies jetzt nach der Kölner Silvesternacht tue, hält man mich für einen Feministen“. Zur Phänomenologie der aktuellen Streitkultur in Deutschland widmete seriöse „Die ZEIT“ einen Artikel dem „Gesinnungsterror“ der Hypermoralisten, und was darunter konkret zu verstehen ist, erklärte das Magazin „Cicero“: „Ethischen Normen nicht die allerhöchste und alleinige Priorität einzuräumen, gilt in diesen Kreisen als moralischer Hochverrat“. Wobei wir es auf der sprachlichen Ebene häufig mit unangemessenen verzerrenden hermeneutischen Verkürzungen zu tun haben, die nur zu einer bedenklichen Vergiftung der öffentlichen Debatte führen.
Und da die Medien laut „Cicero“ sich „naturgemäß für das Abartige, Bizarre und Absonderliche“ interessieren, was auch für „bär aktuell“ gelten mag, sei hier an die Einrichtung einer „Wolfberatungsstelle“ durch das Bundesministerium für Umwelt erinnert. Bisher konnte man sich bekanntlich an niemanden wenden, wenn man im Wald einen Wolf im Schafspelz glaubte gesehen zu haben. Diesem Missstand wurde jüngst konsequent Abhilfe geschaffen, denn künftig sorgt die neue „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“, wie sie in korrektem Amtsdeutsch heißt, für ein „Wolfsmanagement“, denn: „Der Wolf muss sich nicht nur in der Natur wieder etablieren können, sondern auch in den Köpfen und Herzen der Menschen in Deutschland“, so fordert man in den Lobbykreisen dieser Institution lauthals. – Bizarres und Absonderliches findet man bisweilen auch auf der Internetseite der „tageszeitung“ in den Kommentarleisten. Mal hofft dort einer in seiner Leserzuschrift, „dass die USA über die Denkweise und Machtgelüste der CSU mittels Geheimdienst Bescheid wissen und hoffentlich gegebenenfalls einschreiten“, mal behauptet ein anderer Leser, Bielefeld gäbe es überhaupt nicht: „Auf der Karte existiert Bielefeld tatsächlich nicht, egal wie man zoomt. Zwischen Herford und Halle/Westf. ist einfach nur ein großer Verkehrsknotenpunkt.“
Dass das Berliner Studentenwerk sich jetzt in „Studierendenwerk“ umbenennen will, monierte der Rechnungshof, denn der Austausch von Schildern und der Neudruck von Briefbögen würde satte 800.000 Euro kosten – in den Augen der Rechnungsprüfer reine und unnötige Geldverplemperung. Die Befürworter der Umbenennung konterten indes, sie wollten den Austausch der Schilder bis ins Jahr 2022 strecken, denn dann koste die Umbenennung „fast nichts“, so ihre in der Tat reichlich absonderlich anmutende Milchmädchenrechnung. Kriegt man die Schilder in sieben Jahren etwa umsonst, oder was?
© Raap/Bär 2016

Essen und Trinken mit Herrn Bär
Cassoulet
Der Bohneneintopf Cassoulet stammt aus der Gegend von Toulouse, Carcassone und dem Languedoc in Südfrankreich. Der Name leitet sich von der „Cassole“ ab, einer Koch-Backform aus Ton. Man dünstet in einem großen Topf in Gänse- oder Entenschmalz Speck und Zwiebeln an, fügt Möhren hinzu, gießt das Ganze dann mit einem Liter Wasser auf, fügt klein gewürfelte Tomaten und 1-2 Lorbeerblätter hinzu, Knobloch, dann weiße Bohnen, Salz, Pfeffer, Thymian und Majoran. In einer Pfanne brät man separat Saucisse de Toulouse an, oder eine italienische Salcicia-Fenchel-Bratwurst, oder schlesische/polnische Krakauer, Gänsekeule oder Gänseklein, oder auch Entenkeule bzw. Entenflügel, am besten aber Confit de Canard (das sind Entenstücke, die vorher in eigenem Fett gegart und dadurch haltbar gemacht wurden). Man nimmt dann in einen Römertopf oder eine Casserole, deren Boden man vorher mit Speckscheiben bedeckt hat, schichtet die Fleischstücke darauf auf und bedeckt sie mit den Boden, dann gießt man Hühnerbrühe und einen Schuss trockenen Rotwein hinzu und lässt das Ganze im Backofen bei 180 Grad eine Stunde garen, fügt bei Bedarf zwischendurch noch etwas mehr Hühnerbrühe hinzu: ein deftiges, mächtiges Winteressen.