Archive for Mai, 2020

baer aktuell 285 – 22. Mai 2020

Freitag, Mai 8th, 2020

Bär polyglott – Unterwegs mit Herrn Bär Da immer noch eine Reisewarnung bis Mitte Juni gilt, verschlug es Herrn Bär zum verlängerten Wochenende an Christi Himmelfahrt lediglich in die Kölner Altstadt, wo Herr Bär sich nach zwei Monaten Kneipen-Abstinenz endlich wieder an einem frisch gezapften Kölsch laben durfte, das hier vor der Corona-Krise 1,70 bis 1,80 Euro für 0,2 l gekostet hat, nun aber betriebswirtschaftlich mit 2,20 Euro kalkuliert wird, weil die Wirte die Tische weiter auseinander stellen und mit einem Drittel der früheren Platzkapazität jedoch den gleichen Umsatz wie ehedem machen müssen. Ein großes Glas Wasser (0,4 l) kostet 4,90 Euro, und das ist in diesen Zeiten fast so teuer wie vordem sonst nur beim Rosenmontagsball im Gürzenich, der für das gehobene Bürgertum als „Kölns gute Stube“, aber gastronomisch eben auch als die teuerste aller Stuben mit Nepp-Preisen gilt. Weil auf dem Alter Markt woanders alle Tische belegt waren, frequentierte Herr Bär diesmal ein Etablissement, das früher als Jazzlokal bekannt war. Weil heute jedoch Musikveranstaltungen immer noch verboten sind, rüsteten findigerweise die Betreiber auf kölsche Brauhausküche um und offerieren nun Königsberger Klopse für akzeptable 11,80 Euro, und ein Plakat verkündet zudem, die Musik käme heute von einer Band namens „Tünnes und Schäl“, dies allerdings allerdings nicht live, und auch nicht Jazz, sondern nur mit ein paar gecoverten Songs von „De Höhner“ als Akkordeonmusik vom Band, d.h. von einer Band (phonetisch: Bänd“) vom Band, was an jenem sonnigen Nachmittag Herr Bär aber tonal durchaus weitaus erträglicher empfand als die oftmals reichlich untalentierten Straßenmusiker, die sonst auf dem Alter Markt Bob Dylans „Blowin‘ in the wind“ akustisch meucheln. Die Speisekarte in dem ehemaligen Jazzlokal listet außer Königsberger Klopse sonst nur eine „Schinkenjause“ und Landjäger-Wurst auf, und da passt es eigentlich nicht so ganz, wenn eine „Bänd“ namens „Tünnes und Schäl“ in einer Wiederholungsschleife alle paar Minuten vom Band den Höhner-Song „Oh la la, willst du eine Pizza“ erklingen lässt, aber die „Höhner“ haben nun mal bislang noch kein Lied über Königsberger Klopse komponiert. Letztlich hat die Corona-Krise uns ja inzwischen soweit zur Demut und Bedürfnislosigkeit erzogen, dass wir nicht mehr herum meckern, wenn die Tischmusik nicht so ganz zum Essen passt. © Raap/Bär 2020

Bärs Humorvergleich: erneut gilt es, an dieser Stelle zu dokumenetieren, wie der Kölner Epidemiologe Prof. Karl Lauterbach mit dem Solinger Humoristen Kurt Lauterbach (1920-1993) erfolgreich gleichzuziehen und sich damit gegenüber dem Medienhype um Prof. Christian Drosten zu behaupten versucht. Der Berufskomiker Kurt Lauterbach veröffentlichte 1971 eine LP „Lauterbachs gesammeltes Stammeln“, für die er sogar mit der Verleihung einer „Goldenen Schallplatte gewürdigt wurde. Zu den profiliertesten Pointen gehört auf jener LP der zugegebenermaßen mittlerweile etwas abgestandene Witz „Ich habe Wein, Wein und Gesang studiert. Jetzt stehe ich im Examen“, was allerdings fast 50 Jahre später womöglich den habilitierten und zweifach promovierten Mediziner Karl Lauterbach dazu animiert haben mochte, als Antwort auf Frage, wie er denn in den heutigen Zeiten von Kontaktsperren und Abstandsregeln seinen Alltag verbringe, sich mit einem soeben geleerten Kasten Bier auf dem heimischen Balkon filmen zu lassen. Eine gelungene Illustration zu der Behauptung der Statistiker, in den letzten Wochen des „Lockdowns“ oder „Shutdowns“ habe der häusliche Alkoholkonsum deutlich zugenommen. Er habe „einen gewissen Resthumor… hoffentlich noch nicht verloren“, offenbarte Karl Lauterbach gegenüber den Medien, und obwohl er eigentlich eher den Ruf eines Mahners und Warners hat, und die „Berliner Morgenpost“ sogar über den Virologen Prof. Christian Drosten urteilte, dieser sei ein „Mann mit Humor, der Comedy vom Ernst des Lebens zu unterscheiden weiß“, was aus rheinischer Sicht für das bekanntermaßen ruppige Berlin schon erstaunlich ist, und es über Prof. Drosten auch noch heißt, seine weiblichen Fans, sogar und immerhin „halb Twitter“, machten ihm mittlerweile „Heiratsanträge“, so kommentierten die „Kieler Nachrichten“ dennoch mit einem gewissen Trotz ebenso über den rheinischen Medizinmann: „Wo Karl Lauterbach ist, da sind Heiterkeit und gute Laune… oft nicht weit.“ Vielleicht gibt’s für Karl Lauterbach demnächst ja auch mal eine goldene Schallplatte. Und außerdem ein paar Heiratsanträge per Twitter. Zu gönnen wär’s ihm.

© Raap/Bär 2020

Andrea Nahles wird ja nun Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation. Man erinnere sich daran, dass jene Andrea Nahles in ihrer Abiturzeitung als Berufswunsch mal „Hausfrau oder Bundeskanzlerin“ angab, wobei zumindest letzteres nicht ganz geklappt hat. Der neue Job ist immerhin mit 150.000 Euro Jahresgehalt dotiert. Nahles studierte nach dem Abitur erst einmal 20 Semester Germanistik, und ob man sich als gescheiterte Hausfrau damit für die Leitung einer solchen Behörde qualifizieren kann, bezweifelt Herr Bär. Aber in ähnlichen Einkommensverhältnissen bewegt sich ja auch ein Fußballspieler, der nicht kapiert, dass er gegen die Persönlichkeitsrechte anderer verstößt, wenn er in der Mannschaftskabine ungenehmigt filmt, wie man sich dort in Coronazeiten immer noch unbekümmert per Handschlag begrüßt, und wie gleichzeitig bei einem Mannschaftskameraden ein Coronatest vorgenommen wird, obwohl man ihm zuruft, er solle die Filmerei gefälligst sein lassen. Der Fußballer wurde zwar daraufhin von seinem Verein suspendiert, aber der jetzige Karrieresprung der zwischenzeitlich gescheiterten Andrea Nahles möge in ihm die Hoffnung nähren, er könne eines Tages vielleicht doch noch zum DFB-Präsidenten ernannt werden, denn nach all den Skandalfiguren in den Führungsetagen der Sportfunktionäre kann es schlimmer ja wohl nicht kommen. Und wenn es mit dem DFB-Präsidentenstuhl nicht klappt, empfiehlt es sich für einen gescheiterten Fußballer, alsdann den Berufswunsch „Hausmann“ in die Tat umzusetzen. Aber erst nach 20semestrigem Germanistikstudium.

Der Internet-Auftritt von Julius Bär ist eine Mischung aus Zurückhaltung und Selbstbewusstsein“, urteilte schon 2018 das Branchen-Info „Fuchsbriefe für Unternehmer und Anleger“ über das schweizerische Bankhaus Bär. Weniger zurückhaltend gibt sich die Digitalministerin Dorothee Bär, die „auf ihrem als privat gekennzeichneten Instagram-Account, auf dem ihr über 40.000 Menschen folgen, regelmäßig Fotos von Markenprodukten“ postet und dort „Kaufempfehlungen für Sets von Lego oder Playmobil“ ausspricht, wie der Berliner „Tagesspiegel“ zu berichten wusste. Die Transparenzorganisation Abgeordnetenwatch.de ist allerdings der Ansicht, „grundsätzlich seien Regierungsmitglieder im Rahmen des Neutralitätsgebots angehalten, sich nicht mit wirtschaftlichen Interessen einzelner Firmen gemein zu machen“, was wohl auch für Dorothee Bär gilt, die im politischen Alltag ansonsten nicht weiter auffällt. In jeder Hinsicht neutral und zurückhaltend gibt sich unterdessen das „Schuhhaus Bär“, das in seinem Schaufenster dezent und feinsinnig über den Unterschied zwischen „schuhfreundlichen Füßen“ und „fußfreundlichen Schuhen“ informiert, ohne sich dabei des fragwürdigen werbestrategischen Pseudo-Influencertums einer Politikerin zu bedienen. Zwar bietet das Bankhaus Bär auf seiner Internetseite auch „Fundierte Beratung während globaler Krisen“ an, doch wer in der Corona-Krise sein Vermögen lieber in Lego-Steine als in Goldbarren und dergleichen investiert, der klicke ruhig den Instagram-Account von Dorothee Bär dazu an, aber wer an Dorothee Bärs Sachverstand als Portfoliomanagerin zweifelt, der befolge dann doch eher den Rat des „Finanzrings Leverkusen“: „Lieber investieren statt spekulieren“. Am vernünftigsten hört sich immer noch der Finanzberater bei der Sparkasse Wittgenstein an: „Anlagetipp in Coronazeiten: Ruhig bleiben“. Wer allerdings doof genug dazu ist, macht mit seinem Startkapital einen Brennholzverleih auf.

© Raap/Bär 2020

In Zusammenhang mit den altersdiskriminierenden Äusserungen eines Boris Palmer sei daran erinnert, dass schon 2003 der damalige Vorsitzende der Jungen Union Philipp Mißfelder wortwörtlich meinte: „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“ (zitiert nach „Tagesspiegel“, Berlin, 3.8. 2003). Nun starb Philipp Mißfelder tragischerweise bereits im Alter von 35 Jahren an einer Lungenembolie, und es gilt natürlich auch bei ihm: „De mortuis nil nisi bene“ (Über die Toten soll man nur Gutes reden). Über den noch quicklebendigen Boris Palmer hingegen muss man jetzt nichts Gutes verbreiten, sondern im Gegenteil: wenn er der Ansicht ist, „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären“, und er damit – ob er sich nun missverstanden fühlt oder nicht – den Eindruck erweckt, es lohne sich womöglich nicht, das Leben dieser Menschen für dieses halbe Jahr noch schützen und bewahren zu wollen, wenn man dafür Verluste in der Ökonomie in Kauf zu nehmen hat, dann gehört als Replik auf solch einen groben „herzlosen“ (Robert Habeck über Palmer) Klotz auch ein ziemlich grober Keil. Daher muss dieser ideologisch reichlich abgedrehte Boris Palmer es sich gefallen lassen, dass in einer Zuschrift an das ehrwürdige „Handelsblatt“ (4.5. 2020) ein Einsender ihm nicht ganz zu Unrecht unterstellt: „Die Haltung von Herrn Palmer ist nur noch einen kleinen Schritt von Euthanasie entfernt… Ich bin froh, dass die Basis unseres Staates (noch) eine andere ist. Es gibt kein ‚wertes‘ oder ‚unwertes‘ Leben!“ Schon einen Monat zuvor, als Boris Palmer eine „Quarantäne nur für Risikogruppen“ forderte, twitterte einer mit dem Pseudonym „niederrheiner“ an die „taz“ (5.4. 2020): „Wann wird dieser Typ von den Grünen endlich vom Hof gejagt? Dieser neoliberale Scheiß in grünem Gewand ist zum Kotzen!“ Früher wurde einem der Heroismus abverlangt, für „Kaiser, Gott und Vaterland“ sein Leben zu lassen. In der BILD-Zeitung brachte es in einem Gastkommentar der 71jährige Berliner SPD-Politiker Heinz Buschkowsky auf den Punkt und verpasste Boris Palmer eine verbale Ohrfeige: „Mein Leben ist mir wichtiger als der Gewinn bei VW“.

Branzino /Wolfsbarsch, Foto: Copyright Bär/Raap 2020 – alle Rechte vorbehalten
Entrée – Vorspeisenteller, Foto: Copyright Bär /Raap 2020 – alle Rechte vorbehalten

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Französische Zwiebelsuppe Das klassische Rezept sieht vor, Zwiebeln in dünne Ringe zu schneiden und in Butetr anzudünsten, dann mit Mehl zu bestäuben, kurz anzurösten mit Weißwein abzulöschen. Herr Bär empfiehlt eine leichte Abwandlung, indem man auch ein paar Stücke Knollensellerie und eine zerdrückte Knoblauchzehe und 1 Lorbeerblatt mitköcheln lässt, nachdem man den Sud mit Gemüse- oder Rinderbrühe aufgefüllt hat. Würzen mit Salz, Pfeffer, Thymian, etwas Petersilie. Dann getoastete Baguettescheiben in eine feuerfeste Casserole/Keramikschüssel geben, die Suppe darüber schützen und Hartkäse (Gruyère, Gran Padana) über die Suppe reiben, die Casserole in den Backofen stellen und bei großer Hitze (200-230 Grad) kurz den Käse zerlaufen lassen und dann die Suppe sofort servieren. Dazu passt gut ein Elsass-Riesling.

Puszta-Salat à la Karl-Josef Bär

Man vermenge Streifen von gekochtem Schinken, klein gewürfelte Tomaten, Streifen von rotem und gelbem Gemüsepaprika, frischer Gurke, eingelegter Spreewaldgurke oder Cornichons und Apfelstücke mit Salz, grünen Pfefferkörnern, Tomatenmark, Zaziki und Peperoni-Petrellakäse, gebe ein wenig Petersilie und Bärlauch (im Frühjahr frisch, sonst getrocknet) hinzu – voilà.

Entrée à la Karl-Josef Bär Als kalter Vorspeisenteller empfiehlt sich in der jetzigen Jahreszeit eine Kombination aus gekochtem Ei mit Lachskaviar (nur echter Keta-Kaviar, bloß kein künstlicher Protein-Kaviar-Ersatz!), gekochtem kalten Poree in Essig, Gartenkresse-Ruccula-Salat oder als Alternative dazu Brunnenkressesalat mit Erdnüssen und Streifen vom Graved Lachs, Stücke von geräucherter Makrele, konserviertem Thunfisch, Gewürzgurke, wahlweise ergänzt um Kartoffelsalat mit Joghurt-Dressing und milden Kräutern oder auch japanischem Wakame-Algensalat. Kann man mit etwas größeren Einzelportionen auch als Hauptgang reichen.

Risotto mit Sardinensauce Sardinen haben nichts mit der Insel Sardinien zu tun, sondern kommen im gesdamten Mittelmeer vor – es handelt sich um eine Heringsart, daher der lateinische Name „sarda“ = Hering. Sardellen sind etwas kleiner. Den Risotto dünstet man in Butter an, bis die Reiskörner glasig sind, dann Wasser und Salz hinzu geben und den Reis bei schwacher Hitze 20 Min. köcheln lassen, Wasser bei Bedarf immer wieder nachfüllen. Für die Sauce dünstet man Lauchzwiebeln in Olivenöl an, gibt klein gehackte frische entgrätete Sardinen und 3-4 ebenfalls eingelegte Sardellen (Anchovis) hinzu, grüne Pfefferkörner, ein paar Spritzer Fischsauce, ein paar separat vorgekochte klein gehackte Fenchelstücke, Pinienkerne, 2 zerdrückte Knoblauchzehen, ein paar Rosinen und lässt das Ganze unter Hinzugabe von Fischfond zerkochen. Zum Schluss streut man Parmesankäse und Petersilie hinein. Zu diesem Risotto kann man gebratene Gambas oder gebratene frische Sardinen reichen.

Branzino à la Karl-Josef Bär Der Wolfsbarsch heißt in Frankreich Bar Commun (in Deutschland wird er in der Gormetküche oft fälschlicherweise als „loup de mer“ bezeichnet), und in Italien heißt er Branzino, und er ist im Ostatlantik und im Mittelmeer verbreitet. Am besten schmecken Wolfsbarsche aus Wildfang. Branzinos haben phantastisch weiches, weißes Fleisch, weshalb sie schon in der römischen Antike zu den beliebtesten Speisefischen zählten. Man salzt und pfeffert den ganzen Fisch, bestreicht ihn großzügig mit Olivenöl, beträufelt ihn mit Zitronensaft und füllt die Bauchhöhle mit grünen Pfefferkörnern, einem Lorbeerblatt, frischen Salbeiblättern, Rosmarin, Thymian, klein gehackten Tomaten und einer Zitronenscheibe. Im Backofen bei 220-225 Grad je nach Größe des Fischs 25 bis 30 Min. backen.

Frikadellen Altbackenes Brötchen in Wasser einweichen und zerdrücken. Ein Ei, Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Majoran, Senf zur Hackmasse (halb Schwein, halb Rind) geben und sehr gut vermengen, dann die Brötchenmasse hinzufügen und weiter vermengen. Bällchen formen und die Frikadellen vor dem Braten kurz in Mehl oder Semmelbrösel wenden. Auf beiden Seiten scharf anbraten und dann 15 bis 20 Min. bei mittlerer Hitze garen lassen.

Impressum: V.i.S.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

baer aktuell Nr. 284 – 3. Mai 2020

Freitag, Mai 1st, 2020

Bild des Monats Mai 2020:

Jürgen Raap, „Aschermittwoch der Bildungsbürger“, 2020, Copyright: J. Raap 2020

Bär aktuell Nr. 284 3. Mai 2020

Zitat des Monats:

„Man hustet, pustet und niest nicht

einem anderen ins Gesicht“.

Walter Ulbricht 1970

In Zusammenhang mit den altersdiskriminierenden Äusserungen eines Boris Palmer sei daran erinnert, dass schon 2003 der damalige Vorsitzende der Jungen Union Philipp Mißfelder wortwörtlich meinte: „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“ (zitiert nach „Tagesspiegel“, Berlin, 3.8. 2003). Nun starb Philipp Mißfelder tragischerweise bereits im Alter von 35 Jahren an einer Lungenembolie, und es gilt natürlich auch bei ihm: „De mortuis nil nisi bene“ (Über die Toten soll man nur Gutes reden). Über den noch quicklebendigen Boris Palmer hingegen muss man jetzt nichts Gutes verbreiten, sondern im Gegenteil: wenn er der Ansicht ist, „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären“, und er damit – ob er sich nun missverstanden fühlt oder nicht – den Eindruck erweckt, es lohne sich womöglich nicht, das Leben dieser Menschen für dieses eine halbe Jahr noch schützen und bewahren zu wollen, wenn man dafür Verluste in der Ökonomie in Kauf zu nehmen hat, dann gehört als Replik auf solch einen groben „herzlosen“ (Robert Habeck über Palmer) Klotz auch ein ziemlich grober Keil. Daher muss dieser ideologisch reichlich abgedrehte Boris Palmer es sich nun gefallen lassen, dass in einer Zuschrift an das ehrwürdige „Handelsblatt“ (4.5. 2020) ein Einsender ihm nicht ganz zu Unrecht unterstellt: „Die Haltung von Herrn Palmer ist nur noch einen kleinen Schritt von Euthanasie entfernt… Ich bin froh, dass die Basis unseres Staates (noch) eine andere ist. Es gibt kein ‚wertes‘ oder ‚unwertes‘ Leben!“ Schon einen Monat zuvor, als Boris Palmer eine „Quarantäne nur für Risikogruppen“ forderte, twitterte einer mit dem Pseudonym „niederrheiner“ an die „taz“ (5.4. 2020): „Wann wird dieser Typ von den Grünen endlich vom Hof gejagt? Dieser neoliberale Scheiß in grünem Gewand ist zum Kotzen!“ Früher wurde einem der Heroismus abverlangt, für „Kaiser, Gott und Vaterland“ sein Leben zu lassen. In der BILD-Zeitung brachte es in einem Gastkommentar der 71jährige Berliner SPD-Politiker Heinz Buschkowsky auf den Punkt und verpasste Boris Palmer eine verbale Ohrfeige: „Mein Leben ist mir wichtiger als der Gewinn bei VW“.

© Raap/Bär 2020

In der aktuellen Berichterstattung zur Kontaktsperre wird eine Stilbüte inflationär verwendet: „Tote Hose im Puff“ titelte der Kölner „Express“, „Tote Hose im Freudenhaus – Pandemie verdirbt das Geschäft mit der käuflichen Liebe“ wusste auch die HNA-Niedersächsisch Allgemeine zu berichten, und laut „FAZ“ herrscht auch in Frankfurt derzeit „Tote Hose im Rotlichtviertel“. Neu ist diese Wortspielerei nicht: schon im Dezember 2015 hatte die BILD-Zeitung sich die Schlagzeile geleistet „Heino singt die Hosen tot“, als der Barde Heino nämlich ankündigte, den Song „Tage wie diese“ von der Düsseldorfer Band „Die Toten Hosen“ zu covern. Wenn es gilt, zur finanziellen Abmilderung der Corona-Krise ein Benefizkonzert im Bordell zu veranstalten, wäre mithin niemand besser dazu geeignet als „Heino und die toten Hosen“.

Gäbe es hinsichtlich erfolgloser Anti-Corona-Maßnahmen ein Deppen-Ranking, so würde gewiss Donald Trump dieses anführen mit seiner Empfehlung, man solle gegen das Coronavirus Desinfektionsmittel injizieren. Erstaunen herrscht über die hohe Zahl trumpgläubiger Trottel in den USA, die daraufhin allen Ernstes mit Haushaltsreinigern gurgelten. Trump meinte zwar hinterher beschwichtigend, sein Tipp sei doch nur sarkastisch gemeint gewesen, aber eigentlich sollte doch jeder Politiker von seinen Spin-Doktoren gebrieft worden sein, dass die Mehrheit des Publikums Ironie und Sarkasmus nicht versteht und derlei manieriertes „Um die Ecke Denken“ mithin in Reden oder Texten lieber unterlassen werden sollte. Bei uns ist zwar ebenfalls nicht jeder Politiker unbedingt eine große Leuchte, aber auf die Idee, nur so zum Scherz gegen Corona eine Schluckimpfung mit „Meister Propper“ oder „Domestos“ zu empfehlen, ist hier zu Lande noch keiner gekommen. Und es wäre ja auch nicht auszudenken, wenn das ohnehin schon irritierende Gezänk zwischen Politikern und Virologen zudem noch dazu führen würde, dass unter den Ministerpräsidenten letztlich keine bundeseinheitliche Übereinkunft darüber besteht, ob man „Sagrotan“ unverdünnt einnehmen soll, schon vor dem Frühstück auf nüchternen Magen oder lieber gar nicht. Was würde Prof. Drosten wohl dazu sagen? Wahrscheinlich nichts. Schließlich hat Mutti Merkel uns vor einer „Diskussionsorgie“ gewarnt. © Raap/Bär 2020

Wer schon immer den Mummenschanz liebte, der findet auch in der jetzigen Schnüsslappenpflicht sein Pläsierchen. Nur wer bislang dem Schönheitsideal künstlich aufgeblasener Lippen frönte, die nach eifrigem Einsatz einer Botox-Spritze aussehen wie nach einem Hornissenstich, hätte sich das Geld für den Schönheitschirurgen jetzt lieber sparen können. Denn nun heißt es ja nach einem geflügelten Wort von Prof. Kurt Lauterbach: „Ob Gutmensch oder Bösewicht, für alle gilt jetzt Maskenpflicht“. Dass die chinesische Führung sich aus Imagegründen dagegen wehrt, den Corona-Virus in den internationalen Medien bisweilen auch „Wuhan-Virus“ zu nennen, kann man ja verstehen, denn negative geografische Herkunftsbezeichnungen sind generell keineswegs imagefördernd. In ihrem Streben nach zunehmender Weltmachtbedeutung sei den Chinesen allerdings zum Trost gesagt, dass auch die „Spanische Grippe“ von 1920 in Sachen Imagetransfer der spanischen Folklore, insbesondere der internationalen Popularität des Paso Doble und damit der Verbreitung des spanischen Gesellschaftstanzes in den 1920er und 1930er Jahren keineswegs geschadet hat, und so wird nach dem Ende des Shutdowns wohl auch kein deutscher Opernintendant eine chinesische Oper vom Spielplan streichen und stattdessen lieber nur noch Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“ aufführen lassen, bloß weil deren Handlung in der japanischen Stadt Nagasaki und nicht in Wuhan in China spielt. Selbst die Tatsache, dass die Anlieferung untauglichen Billig-Stahls aus China den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke nun verteuert und verzögert, ist für die chinesische Stahl-Industrie lediglich in geringem Maße ein PR-Desaster, da ja nicht nur der Kabarettist Torsten Sträter die Problematik des chinesischen Schrott-Stahls beim Brückenbau aus Sicht der linksrheinischen Zivilisation als marginal beurteilt: „Wer will denn schon nach Leverkusen?“

© Raap/Bär 2020

Auch das noch: Da wir bis zum 3. Mai 2020 coronabedingt auf Friseurbesuche verzichten müssen, berichtete „t-online.de“ über das misslungene Ergebnis eines Haarfärbe-Selbstversuchs der vermeintlichen „Kultblondine“ Daniela Katzenberger: „Ich sehe jetzt aus wie Boris Becker“. Während sie nun damit rechnen muss, auf der Straße als „Frau Becker“ angeredet zu werden, denkt unterdessen Boris „Bobele“ Becker darüber nach, ob dieser Frisurenvergleich für ihn nun schmeichelhaft ist oder nicht, und der Katzenberger-Gatte Luca Cordalis lässt derweil via Boulevardpresse jeden wissen, der es hören will oder auch nicht, seine Ehefrau sei zu Hause keineswegs die „Kultblondine“ wie im Reality-TV, sondern lümmele sich im trauten Heim am liebsten in ausgeleierten Schlafanzügen auf dem Sofa herum. Vielleicht behauptet ja auch Boris Becker demnächst ganz keck: „Haben Sie schon gehört, ich soll aussehen wie Daniela Katzenberger“. Zumindest im Schlafanzug.

Zu den Skurillitäten der Corona-Epoche gehört auch die Erfahrung eines Supermarktleiters in Ahrensburg bei Hamburg, dass seinen Sicherheitsleuten keiner zuhörte, wenn sie die Abstandsregeln erläutern wollten, bei den verstockten Kunden sich jedoch sofort die Aufmerksamkeit erhöhte, als ein Roboter namens „Pepper“ eingesetzt wurde, der mit plärrender Stimme alle drei Minuten die nötige soziale Distanz anmahnte. Nach diesem Erfolg wird der Roboter dort jetzt allen Ernstes zum Einzelhandelskaufmann ausgebildet und soll dann „als vollwertiger Verkäufer Kunden beraten“. Es kommt natürlich darauf an, wie man ihn programmiert, zum Beispiel zur Beratung über Haarfärbemittel. Und wie man ihn dazu optisch ausstaffiert. Vielleicht wie Daniela Katzenberger. Aber dann sagen die Leute bestimmt: „Hehe, der Roboter hat ja eine Frisur wie Boris Becker“. Und wenn der Roboter bei der Beratung nur ein „Äh, äh“ zustande bringt, könnte man ja auch gleich den leibhaftigen Boris Becker da hinstellen.

© Raap/Bär 2020

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Farciertes Rebhuhn à la Karl-Josef Bär

Spanische Rebhühner tiefgefroren gibt’s in Köln-Ehrenfeld im „Kaufland“. Die aufgetauten Rebhühner salzt und pfeffert man, füllt dann das Innere dann mit einer Farce aus getrocknetem Weißbrot, eingeweicht in Milch, einer kleingehackten Knoblauchzehe, Petrella-Käse mi Schnittlauch, Morcheln, Steinpilzen, klein gehackten Oliven, geraspeltem Sellerie, frischem Majoran, etwas Geflügelpaste, einem Spritzer Worcestershiresauce, grünen Pfefferkörnern, etwas Cayennepfeffer und Paprikapulver. Im Backofen in einer Casserole von beiden Seiten insgesamt ca. 40 Min. bräunen lassen.

Porrée à la Karl-Josef Bär

Geputzten Porree in Ringe schneiden, zusammen mit Speckstückchen und Zwiebeln in Butter kurz anbraten, Gemüsebrühe hinzugeben und ca. 20 Min. bei kleiner Flamme dünsten. Würzen mit Salz, grünem Pfeffer, Kümmel, etwas Muskat, Bärlauch (im April/Mai frisch, sonst getrocknet), zum Schluss etwas Petrellakäse unterrühren. Passt gut zu paniertem Kotelett, aber auch zu gebratenem Lachs, als Getränk Bier oder ein aromatischer Weißwein.

Grüner Spargel mit Orangen-Thymian-Dill-Sauce

Dazu reicht man Kartoffeln, die man separat kocht. Den Spargel gibt man in kochendes Wasser, fügt etwas Salz und einen Spritzer Honig hinzu, lässt ihn dann bei kleiner Flamme 8 Min. lang garen. In einer kleinen Casserole bringt man Butter zum Schmelzen, verrührt Eigelb und Orangensaft, gibt diese Masse in die Casserole und füllt den Inhalt mit Gemüsebrühe auf. Die Sauce darf nicht kochen, da sonst das Eigelb stockt. Abschmecken mit Salz, Pfeffer, ein paar Spritzern Worcestershiresauce, zum Schluss gibt man Thymian und Dill hinzu, bei Bedarf auch einen Schuss Weißwein oder Sherry.

Impressum: V.i.S.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln