Archive for August, 2012

Bär aktuell Nr. 141/142

Mittwoch, August 1st, 2012

Bär aktuell Nr. 141/142 ——- 3. Aug. 2012    / 3. Sept. 2012

 

Kein Wort an dieser Stelle über Sabine Leutheusser-Schnarrenbergers kläglichen Versuch, sich mittels moralischer Entrüstung über „Datenhehlerei“ zur Schutzheiligen der Steuerhinterzieher zu stilisieren. Stattdessen lesen Sie hier etwas über Guido Westerwelles freimütigen Umgang mit Steuergeldern (es geht übrigens auch anders, wie es der Bundespräsident beim „Tag der Offenen Tür“ kürzlich positiv vorgemacht hat: keine üppige Sponsoren-Sause auf Schloss Bellevue wie früher üblich, sondern nur noch Würstchen aus dem Etat des Präsidialamtes…)

Auf Papptellern wie beim Picknick werden sie in den deutschen Botschaften bisher ja wohl nicht gespeist haben. Wozu also will Außenminister Guido Westerwelle die Botschaften mit neuem Tafelgeschirr für 4,7 Mill. Euro ausstatten? Hat da etwa einer die silbernen Löffel geklaut, so dass sie jetzt ersetzt werden müssen? Und wenn ja, wer macht so was? Doch wohl höchstens ein Bankettgast aus einem „Schurkenstaat“. Vielleicht ist das Besteck in den Botschaften aber auch noch immer vollzählig vorhanden und den Außenminister hat einfach nur die Lust am Geldverplempern übermannt. Für 4,7 Mill. Euro könnte man sich auch 407.000 elektrische Zahnbürsten Marke „Smart Guide“ zu je 99,99 Euro das Stück kaufen, wenn man doof genug dazu ist. Damit man sich nach dem Festbankett die Zähne putzen kann, wenn es beim Botschaftsempfang Heringsbrötchen mit Zwiebeln gegeben hat.

Ganz gerne so richtig krachen lässt es auch Franz-Peter Tebartz-van Elst, der als Bischof von Limburg Erster Klasse nach Indien fliegt und auf dem Flug Champagner schlürft, bevor er nach der Landung dort „soziale Projekte“ besucht. Herr Bär stellt sich vor, wie der „Luxus-Bischof“, so der „Express“ über den Limburger Kirchenfürsten, dann perlweinselig im indischen Armenviertel „Ora et labora“ predigt und den darbenden Schäfchen verkündet, wer arm sei, der sei auch „gnadenreich“, woraufhin diese sich verarscht fühlen müssten, hätten sie Kenntnis vom Lebensstil des Oberhirten. Denn weniger die göttliche Gnade, sondern offensichtlich den irdischen Komfort hat der genussfreudige Gottesmann nämlich auch sonst für sich selbst eher im Auge: „Prunk, Dünkel und Selbstverliebtheit“ meldete die „Rhein-Zeitung“ über sein Gebaren. Denn im heimischen Limburg lässt der snobistische Oberhirte mitunter sogar eine Rampe an der Bürgeransteigkante anlegen, damit seine „Limousine den Bordstein vor dem Dom erklimmen kann“. Tröstlich zu wissen, dass es trotz allem immer noch Orte gibt, die selbst ein Kaiser zu Fuß aufsuchen muss. „Prunk, Dünkel und Selbstverliebtheit“: die gleiche Etikettierung könnte allerdings auch auf Guido Westerwelle und seine Vorliebe für diplomatisches Prunkgeschirr angewendet werden.

Wer keinen Führerschein hat und mit einem geklauten Auto unterwegs ist, der sollte nicht auch noch besoffen sein. Diesen Grundsatz ignorierte ein 26jähriger, der auf der Aachener Autobahn A 4 als Geisterfahrer auf der falschen Spur entlang bretterte. Als die Polizei ihn an der belgischen Grenze schließlich stoppte und ihn zum Alkoholtest bat, hatte er 1,6 Promille im Blut. Außerdem wurde er schon seit längerem per Haftbefehl gesucht. Jetzt rätselt der Mann in seiner Gefängniszelle, was er wohl falsch gemacht hat.

 Auf dem Mauritiussteinweg in Köln firmiert ein Bio-Friseur. Was um aller Welt hat man sich unter einem „Bio-Friseur“ vorzustellen? Benutzt der nur Scheren aus garantiert biologischen Stahlwerken? Und wie hält es der „Bio-Friseur“ mit der „Nachhaltigkeit“? Haare einfach nachwachsen lassen oder was? Noch nie hat eine Berufsbezeichnung so viele Rätsel aufgegeben, findet Herr Bär.

Auch das noch: die Kölner FDP lädt für den 11. September 2012 ins „Weinhaus Süd“ zur „Liberalen Weinprobe“ ein. Bei dieser „Liberalen Weinprobe“ werden natürlich nur liberale Weine verkostet. Allerdings nicht für lau: wer mitzechen will, muss die klamme Parteikasse vorher mit 15 Euro auffüllen. Dafür gibt’s aber auch Autogrammkarten von Reiner Brüderle. Die verteilen sie aber erst nach dem vierten oder fünften Glas. Als Drei-D-Wackelbild. Die Gläser für die Weinprobe haben sie wohl in den deutschen Botschaften abgestaubt, wo sie jetzt aussortiert werden. Denn Westerwelle hat ja aus seinem Außenminister-Etat neues Prunkgeschirr angeschafft. Nach einer solchen Weinprobe sollte man aber nicht ohne Führerschein mit einem geklauten Auto als Geisterfahrer unterwegs sein. Denn wie das enden kann, ist ein paar Zeilen weiter oben nachzulesen.

© Raap/Bär 2012

 

Sonntag, 19. August 2012, ca. 12 Uhr:

Zur Finissage der Ausstellungen Mary Bauermeister – Retrospektive / Das grüne Haus

führt die Gruppe „Fehltwas?“ eine Performance auf. Mit Sigrid Balk, Siglinde Kallnbach, Jürgen Raap

Frauenmuseum Bonn, Im Krausfeld 10

Mittwoch, 12. Sept. 2012, gegen 12 Uhr mittags:

Jürgen Raap hält einen kulturphilosophischen Vortrag: „Karl-Josef Bär – Transzendenz zur Faulheit“

Akademie der Muße

Theater in der Orangerie, Volksgarten Köln, Volksgartenstr.

Freitag, 14. Sept. 2012, 16-18 Uhr 

Samstag, 15. Sept. und Sonntag 16. Sept. 2012, jeweils 16-19 Uhr:

Offene Ateliers  Köln linksrheinisch – Initiator: BBK Köln

Im Atelier Senefelderstr. 5 in Köln-Ehrenfeld zeigen

Siglinde Kallnbach – Fotografie, Projektkunst, Performance

Jürgen Raap – Malerei

Bild des Monats August 2012

Mittwoch, August 1st, 2012

„Herr Bär, bei dem Ruderboot fehlen ja die Ruder!“

Bär: „Jo? Su ne Driss. Die han ich glatt verjesse!“

„Und wie soll die Dame in dem weißen Kleid jetzt mit dem Boot rudern?“

Bär: „Die rudert ja nit selbst. Dazu is die zu vornehm. Die wartet auf einen Kavalöres, der die über den See rudert“.

„Aber womit denn, Herr Bär?“

Bär: „Ich muss däm Kavalöres noch Bescheid sagen, dat dä die Ruder selbst mitbringen muss, weil et op däm Bild keine jibt“.

 

Karl-Josef Bär/Jürgen Raap, „Die Kanonen von Lüttich“, 2012

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