Archive for März, 2023

Baer aktuell 321/322 – 22. März 2023

Freitag, März 3rd, 2023

Bild des Monats März 2023: Jürgen Raap, „Der Orden von Toledo“, 2023

Jürgren Raap, Der Orden von Toledo“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2023

Baer aktuell 321/322 – 22. März 2023

Keineswegs in die Tat umsetzen sollte man jenen Witz, den sich neulich der Kabarettist Dieter Nuhr erlaubte: Wie ärgert man einen veganen Radfahrer? – Man stellt seinen SUV mitten auf dem Radweg ab und hängt einen Zettel an den Scheibenwischer: „Bin mal eben beim Metzger“. Wenn man als SUV-Fahrer Glück hat, ist dann der Zettel an der Windschutzscheibe nur gegen einen anderen mit dem Text ausgetauscht: „Sorry für den Kratzer“, und der vegane Radfahrer beömmelt sich, wie der SUV-Fahrer dann nach seiner Rückher aus der Metzgerei mit einem Wurstpaket unter dem Arm rings um sein Auto aufgeregt nach dem Kratzer sucht, wo aber in Wirklichkeit gar keiner ist. Man kann sich jedoch nicht darauf verlassen, dass alle veganen Radfahrer aufgrund ihrer Ernährung immer nur lammfromm-friedfertige Naturen sind, die es bei solch einem harmlosen Scherz bewenden lassen. Das „Zentrum für Gesundheit“ behauptet auf seiner Website nämlich allen Ernstes, Fleischgenuss fördere die Neigung zu Aggressivität, warnt aber gleichzeitig davor, mit schlechtem Gewissen die dort veröffentlichten Thesen „zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung“ zu nutzen, was sich per se schon reichlich bizarr anhört. Das heißt dann ja wohl, wer tatsächlich sanftmütiger werden will, der sollte nach Besuch jener Website eine „Selbstbehandlung“ durch Fleischverzicht unbedingt meiden, sondern erst mal lieber zum Arzt gehen. Was im Umkehrschluss aber nun nicht heißt, dass es keine aggressiven Veganer gäbe. Unangemessene Rüpeleien im Straßenverkehr haben ja nun wirklich nicht in den jeweiligen Essgewohnheiten ihre Ursache, sondern u.a. in der Torheit von höchst weltfremden städtischen Verkehrsplanern, etwa jenen, die derzeit einen völlig unsinnigen Verkehrsversuch auf der Venloer Str. in Köln-Ehrenfeld durchführen, wo sie die Markierungen für Radwege einfach durchgestrichen haben, nur um zu schauen, was dann passiert, wenn SUVs und Radfahrer aufeinander treffen. Im übrigen gibt es bestimmt auch irgendwo irgendeinen lammfrommen veganen SUV-Fahrer. So, Herr Bär muss jetzt noch schnell zum Metzger. Mit dem Fahrrad. Aber nicht über die Venloer Str.

Hatte Herr Bär schon befürchtet, das altehrwürdige Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ würde in unseren Tagen nur noch sprachlich geglättet und damit langweilig daher kommen, so haben seit dem Amtsantritt von Bundeskanzler Olaf Scholz die Autoren gottlob doch wieder zu einer unterschwellig ironischen sprachlichen Süffisanz zurück gefunden wie zu den Zeiten des seligen Rudolf Augstein. Eine Sternstunde journalistischer Sprachgewalt war jedenfalls kürzlich jener Bericht über einen gemeinsamen Auftritt von Scholz mit der Präsidentin von Estland Kaja Kallas. Während Frau Kallas agil und dynamisch auftrat, habe unser Bundeskanzler hingegen „mit scholziger Knittrigkeit“ daneben gesessen und dabei gewirkt wie ein „Mann, der mittelmäßige Laune verbreitet“. „Scholzige Knittrigkeit“ – solch eine Formulierung muss man sich doch wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen. „Da capo – mehr davon“, ruft Herr Bär daher an dieser Stelle als treuer Leser der Hamburger Intelligenz-Gazette aus. Auf der Website t-online.de ist übrigens nachzulesen, dass Olaf Scholz auch als Humorexperte gilt, trotz der Tatsache, dass er selbst selten lacht. „Ein Witz, zu dem man zwei Bücher packen muss, um zu erklären, dass es ein Witz war, ist schwierig“, findet „uns Olaf“. Denn Scholz habe „öfter mal die Erfahrung machen müssen, dass Leute seine als Witz gemeinten Aussagen zu ernst nehmen würden“. Deswegen bevorzugt er jetzt wohl die scholzige Knittrigkeit. Copyright: Raap/Bär 2023

Angesichts der Gerüchte, sie wolle eine neue Partei gründen, muss sich Sahra Wagenknecht spöttische Vergleiche mit der Kunstfigur Horst Schlämmer gefallen lassen („Sahra Wagenknecht ist die neue Horst Schlämmer“, www.uebermedien.de). Hape Kerkeling spielte in dieser Komödie einen Journalisten, der eine „Horst Schlämmer Partei“ gründete – was bei den Filmkritikern nicht gut ankam: „Die Welt“ rezensierte damals, Kerkelings Humor leide an „Schnappatmung“, was sich auch über den Wagenknecht’schen Humor so ähnlich sagen ließe, und die „Rheinische Post“ fand den Streifen „schamlos schlecht“. Ob also nun Hape Kerkeling demnächst eine Komödie dreht, die von der Gründung einer „SWP-Sahara Wagenknecht Partei“ handelt und sich für die Hauptrolle so zurecht kostümiert wie damals als Königin Beatrix, oder ob Sarah Wagenknecht ihm mit der Gründung einer realen Partei noch schnell zuvor kommt, bleibt abzuwarten. Wenn ja, dann wird Wladimir Putin womöglich in dieser Partei Ehrenvorsitzender. Zu den schnappatmig humorigen Seiten von Sarah Wagenknecht gehört z.B. ihr Bonmot „Man muss Robert Habeck nicht mögen, aber er sieht nach Ansicht vieler gefällig aus. Das ist auch bei Männern ein Vorteil“, was die Anhänger einer Political correctness-Hysterie allerdings womöglich als „sexistisch“ empfinden könnten: Ist in der Weltsicht von Sarah Wagenknecht der zwar wackere, aber eigentlich eher erfolglose Robert Habeck etwa nur ein Quoten-Schönling im Bundeskabinett ? Jedenfalls meint Sarah Wagenknecht, sie habe „ansonsten… zumindest… auf der Regierungsbank noch keinen Sex-Appeal entdeckt“. Hm hm, sehen die anderen wirklich alle so aus wie Horst Schlämmer?

Niemand außerhalb seines unmittelbaren sozialen Umfeldes würde Claus-Holger Lehfeldt kennen, wäre er nicht der Schwiegervater von Christian Lindner, und hätte nicht die „Bunte“ am 27. Februar 2023 mit reißerischer Schlagzeile über die Lindner-Gattin Franca Lehfeldt verkündet: „Ihr Vater warnte sie vor einer Beziehung mit Christian Lindner“. Aber Hand aufs Herz, welcher andere besorgte Vater hätte das nicht getan? Nun ist Franca Lehfeldt Co-Autorin eines Buches mit dem Titel „Alte weise Männer“, das „Der Spiegel“ mit den Worten rezensierte, bei der Lektüre müsse sich Claus-Holger Lehfeldt „existenzielle Seufzer“ seiner Tochter anhören, die nämlich in der Spezies des älteren geistig gereiften und daher durch ein gerüttelt Maß an Lebenserfahrung abgeklärten Mannes und dessen Wertevermittlung durchaus Vorbildhaftes erkennt, gleichwohl den väterlichen Rat in den Wind schlug, sich mit Christian Lindner einzulassen, der freilich bis zum Status des alten weisen Mannes noch einige Jahre vor sich hat.

Angesichts sprachverhunzender grammatischer Fehlleistungen wie in der völlig unsinnigen Wortkonstruktion „Krankenschwesterin“ ist der WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn zu loben, in seinem Sendebereich derlei unsäglichen Genderunfug wieder abschaffen zu wollen, der z.B. dazu geführt hat, aus „die Menschen“ überflüssigerweise „die Mensch*innen“ zu machen. Das sprachlich äusserst holprige Wort „Bürger*innenmeister*in“ oder gar das Wortungetüm „BürgerInnenmeisterInnenkandidatInnen“ widerstrebt doch unserer anthropologisch bedingten Neigung zur Sprachökonomie, die uns dazu veranlasst, z.B. aus einer Katharina bequemerweise eine „Käthe“ oder „Kati“ zu machen oder op kölsch noch kürzer einfach „Kätt“. Eine Vokabel wie „die Pfefferstreuer:in“ ist schon deswegen einfach nur Blödsinn, weil es in der Objektwelt der Pfefferstreuer ja nun mal gar kein zweites oder gar drittes Geschlecht gibt, während hingegen es sich bei der „Salzstreuerin“ um eine Frau handelt, die im Winter Salz auf die vereiste Fahrbahn streut. Nichts desto trotz ist die Politikerin Katrin Göring-Eckhart seltsamerweise der Ansicht, wir lebten nicht auf einem Planeten, sondern auf einer „PlanetIn“. Gründlich falsch gegendert hatte unlängst übrigens Annalena Baerbock, als sie den Plural „SteuerInnenzahler“ kreierte, denn es heißt ja schon „die Steuer“ und im Plural „die Steuern“ bei den Abführungen als Finanzamt, aber eben „das Steuer“ als Lenkvorrichtung, und auch hier gibt es keine männlichen, weiblichen oder diversen Lenkräder oder Ruderpinnen, so dass ein generischer Plural „SteuerInnen“ in jedem Fall als sprachlogische Meuchelei gescholten werden muss. Anton Hofreiter wiederum leistete sich den Pleonasmus, von einer „weiblichen Freundin“ zu sprechen, wen immer auch er damit gemeint haben mochte. Wer mit Anton Hofreiter befreundet ist, muss sich mithin sprachlich auf alles gefasst machen. Wahrscheinlich streicht Hofreiter seine Wohnung auch mit „Wandfarbe:innen“ an, ohne zu wissen, dass es auch Wandfarben für den Außenanstrich gibt, die aber dann nicht „Wandfarbe:außen“ genannt wird. Vielleicht hilft ihm aber wenigstens die weibliche Freundin beim Innenanstrich.

Bei der Gerhard Schröder-Diät wird dem „Altkanzler und Currywurstfan“ Gerhard Schröder zu Hause auch schon mal „nur Artischocke“ aufgetischt, wie der „Spiegel“ zu wissen glaubt. Die „Welt“ hingegen fasste die Altkanzler-Diät mit der Schlagzeile „Hafermilch statt Currywurst“ zusammen, wobei man freilich wissen muss, dass das derzeitige Mode-Gesöff der urbanen Hipster namens Hafermilch lediglich aus Haferflocken und Wasser besteht, und dies eben in Kontrast zu Schröders einst legendärem Ausspruch „Hol mir mal ’ne Flasche Bier, sonst streik‘ ich hier“, mit dem er auch bei manchen seiner politischen Gegner Kultstatus zu erlangen vermochte. Recht süffisant merkten unterdessen die „Badischen Neuesten Nachrichten“ an: „Getreidemilch statt Gerstensaft? Spötter kommentierten, die Diät sei nur der Frühindikator für eine weitere Schröder-Scheidung. Erinnert wurde an Gattin Nummer drei – ‚Hillu‘ –, die als Vegetarierin dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten die Currywurst abgewöhnen wollte“, und, wie Herr Bär als belesener Zeitzeuge ergänzt, ebenso das panierte Schnitzel. Gattin Soyeon Schröder-Kim beeilte sich derweil zu versichern, ihr Angetrauter unterzöge sich „freiwillig“ dieser Diät mit „Haferflocken, Hafermilch, frischen Früchten und Leinsamen/Walnüssen“. Die „BILD“-Zeitung kommentierte den anscheinenden optischen Verjüngungseffekt der Diät mit den Worten, Schröder wirke jetzt „porentief putinrein“. Andere Spötter in den sozialen Medien mochten freilich die Tatsache, dass Gerhard Schröder jetzt mit gestrafften Augenlidern daher kommt, nicht auf die Hafermilch-Diät zurück führen, sondern mutmaßten stattdessen, hier habe womöglich ein Schönheitschirurg zum Skalpell gegriffen. So sei diese Glosse mit dem Hinweis abgeschlossen, dass auch die Gewürzmischung Curry, selbst in der gleichnamigen Wurst, ernährungsphysiologisch gesehen die Durchblutung fördert, entzündungshemmend wirkt, die Verdauung fördert sowie die Funktion von Leber und Galle unterstützt. Darauf ein „Hol mir mal ein Bier“ und „Prost, Gerhard“.

Olaf Scholz Sammelbilder:

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Kresse-Möhrensalat In einer Vinaigrette aus Olivenöl, Balsamico-Essig, einem Spritzer Senf, Salz, Pfeffer und etwas Bärlauch-Pesto vermischt man Gartenkresse und geraspelte Möhren. Wenn man den Bärlauch-Pesto weglässt, kann man stattdessen auch etwas frischen Ingwer und Zitronengras dazu raspeln.

Lachs-Pestaccio Pestaccio sind dünne marinierte Scheiben von rohem Fisch, vergleichbar dem Rindfleisch-Carpaccio. Man verrührt Olivenöl, Zitronensaft, Frühlingszwiebeln und Pfefferkörnern in einer Schüssel und bestricht damit die Lachsscheiben. Salzen mit Meersalzkörnern ausd er Salumühle. In der Schüssel mit der restlichen Marinade klein gezupfte Salatblätter, frischen Dill und Petersilie vermengen und auf die Fischscheiben streuen.

Garnelen und Jakobsmuscheln in Knoblauch-Petersiliensauce à la Karl-Josef Bär In einem separaten Topf in Öl kleingehackte Zwiebeln kurz andünsten, mit Fischsud auffüllen und diesen mit Suppengemüse und reichlich Knoblauchzehen kurz aufkochen; dann etwas Kochsahne hinzufügen, wenn die Sauce anfängt einzudicken, kleingehackte Petersilie und Dill hinzu geben, dazu eine halbe eingelegte Sardelle und etwas Krabbenpaste oder Krabbencreme. Garnelen und Jakobsmuascheln in Olivenöl kurz anbraten und dann mit der Sauce übergießen.

Wolfsbarsch mit Chocoreegemüse in Zitronensauce Chicoree längs aufschneiden, den inneren Stengelteil entfernen, die Blätter dann ca. 1 Std. wässern, damit die Bitterstoffe verfliegen. Vorgekochte Kartoffelscheiben, Chicoree und Zitronenscheiben in einer Jenaer Glasschüssel oder Casserole verteilen, den gesalzenen und gepfefferten ausgenommen Fisch darauflegen, würzen mit Petersilie, Dill und Schnittlauch, etwas Fischud darüber gießen, den Fisch mit Knoblauchbutter bedecken und im Backofen garen. Separat in Fischud etwas Zitronensaucenpulver einrühren, aufkochen, mit Salz, Pfeffer, etwas asiatischer Fischsauce, grünem Tabasco und Gartenkräutern abschmecken und kurz vor dem Servieren über den Fisch gießen.

Maghrebinischer Schmortopf mit Kabeljau In einem Topf Zwiebeln in Olivenöl kurz andünsten, dann in Safran und Kurkuma vorgekochte Kartoffelscheiben, Kabeljaufilet, Zitronenscheiben (am besten in Salzlake eingelegte marokkanische Zitronen), Tomatenscheiben, Gurkenscheiben sowie Streifen von rotem und gelbem Spitzpaprika darauf schichten. Würzen mit Bahrat-Gewürz, Salz, Pfeffer, Petersilie, Dill, Schnittlauch und etwas Thymian sowie frischem Knoblauch. In Fischsud bei niedriger Hitze langsam schmoren lassen. Bei Bedarf zum Schluss noch etwas Tomatenmark mit Wasser vermengt einrühren.

Kresse-Möhrensalat In einer Vinaigrette aus Olivenöl, Balsamico-Essig, einem Spritzer Senf, Salz, Pfeffer und etwas Bärlauch-Pesto vermischt man Gartenkresse und geraspelte Möhren. Wenn man den Bärlauch-Pesto weglässt, kann man stattdessen auch etwas frischen Ingwer und Zitronengras dazu raspeln.

Currywurst Hommage à Gerhard Schröder Am besten eignet sich nach Auffassung von Herrn Bär dazu eine Thüringer Rostbratwurst oder eine Regensburger Bratwurst. Mit Brühwurst (d.h. vorgebrühte Bratwurst) serviert man dieses Gericht im Ruhrgebiet, in Berlin nimmt man hingegen meistens eine Brühwurst, wie man sie als Bockwurst kennt (aber keine Frankfurter oder Wiener). Für die Sauce dünstet man in Olivenöl klein gehackte Zwiebeln an, dann gibt man etwas Wasser und Rinderfond hinzu und rührt etwas Tomatenmark ein, Pomodori pelati/passierte Tomaten, Balsamico-Essig und einen Spritzer Honig. Bei kleiner Hitze köcheln lassen. Dann etwas Worchesterhiresauce einrühren, ein bisschen gepressten Knoblauch, ein bisschen frisch geraspelten Ingwer, rote Currypaste oder Madras Curry, milder Rosenpaprika, etwas Chili oder oder Cayennepfeffer.

v.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln