Archive for November, 2023

Baer aktuell 330 – 3. Nov. 2023

Mittwoch, November 1st, 2023

Bild des Monats November 2023: Jürgen Raap, „Die feindlichen Brüder“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Bär aktuell 330 – 22. Nov. 2023:

Obwohl Herr Bär stets um eine seriöse Erscheinung bemüht ist, wird er in Museen von barschen Wärtern bisweilen weggescheucht, sobald er sich in einem der Ausstellungsäle einem Millionenwert an der Wand zwecks näherer Betrachtung allzu sehr annähert, als ob Herr Bär im Ruf stünde, ein pathologischer Säureattentäter oder ein fanatischer Klimakleber zu sein. Um so entspannter bewegte sich Herr Bär zur Eröffnung der diesjährigen Kunstmesse Art Cologne durch die Kojen, wo der Berliner Galerist Aenas Bastian sich dazu bereit fand, sich nur einen Atemhauch vom Bild entfernt zusammen mit Herrn Bär vor einem Werk von Pablo Picasso fotografieren zu lassen, das dort für immerhin 3, 75 Mill. Euro feilgeboten wird. Im übrigen soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass auf dieser Vernissage als Begrüßungstrunk auch noch Gaffel Kölsch gereicht wurde – somit war es für Herrn Bär ein wohliger und rundum gelungener Vernissagenabend.

Als Karnevalist ist Herr Bär ein Traditionalist, welcher der zunehmend unerträglichen Kommerzialisierung und Ballermannisierung des Narrentreibens absolut nichts abgewinnen kann. Die Ermahnung von Kölns Obernarren, dem Festkomiteepräsidenten Christoph Kuckelkorn, der Kölner Karneval stehe für Frieden und Toleranz, fruchtete jedenfalls nicht bei jenem Trunkenbold, der in der Altstadt aggressiv an einem Drängelgitter herumrandalierte, um sich augenscheinlich völlig sinnfrei mit den Malteser-Sanitätern hinter diesem Gitter anzulegen: „Dat hät nix ze dun met Karneval“. Aber als wunderbares Kontrastprogramm dazu durfte Herr Bär im Rathaus das immer noch urkölsche „Spill op d’r Rothusstrepp“ erleben (Spiel auf der Rathaustreppe), früher tatsächlich draußen auf der Treppe abgehalten und später dann ins Rathausfoyer verlegt, nicht zuletzt deswegen, weil die Altstadt-Umgebung des Rathauses am 11.11. in den letzten Jahren mehr und mehr zum Jahrestreffen der Wildpinkler und der Jünger eines überlauten und auch musikalisch einfältigen Uftata-Uftata-Bassgedröhnes mutiert ist. „Dat Spill op d’r Rothuustrapp“ richten die „Muuzemändelcher“ aus, Kölns älteste karnevalistische Künstlervereinigung mit dem Gründungsdatum 1949 („Muuze“ sind ein Schmalzgebäck in der winterlichen Karnevalszeit), und hier bekommt man am 11.11. als eingeladener Gast wie Herr Bär noch Redner mit unverfälschter Mundart zu hören und klassisches kölsches Liedgut, und am schönsten war für Herrn Bär diesmal hinterher die After Show-Party mit Quetschebüggel (Akkordeon) und „decke Trumm“ von den „Mädcher un Junge vum Zochweg“.

Bärs Bestatterkritik „Im Bestattungshaus wurde früher zum Karneval die Schreinerei ausgeräumt und eine Party für Freunde, Mitarbeiter und Vereinskollegen ausgerichtet“, lässt der Beerdigungsunternehmer und Karnevalist Christoph Kuckelkorn die Leser seiner Internetseite wissen. Bei Konkurrent Pütz-Roth im benachbarten Bergisch Gladbach ist die „Kölsche Weihnacht“ am 13. Dezember 2023 mit der Karnevalscombo „Paveier“ schon viele Wochen vorher ausverkauft. Weniger karnevalesk als bei Kuckelkorn geht es unterdessen in Düsseldorf beim Bestatter Frankenheim zu, der sein Eventprogramm auf Yoga, Krimilesungen und „künstlerische Veranstaltungen“ beschränkt. Ergänzt wird das Programm durch einen „Kreativwettbewerb“, zu dem man „Fotografieren, filmen, dichten, malen, zeichnen oder eine Collage basteln“ kann, die dann in einer Online-Galerie ausgestellt und in einem „Büchlein“ und Kalender publiziert werden. „Und natürlich gibt es auch wieder tolle Preise zu gewinnen“. Ob es sich beim 1. Preis möglicherweise um einen Sarg oder eine Urne handelt, wird aber auf der Internetseite nicht näher erläutert. Dass solchermaßen der „Tod zum Leben“ gehört, sei keine Phrase, sondern „essenzielle Wahrheit“, schrieb der „Bonner Generalanzeiger“ in seinem Porträt über Wilhelm Becker als „ganzheitlichen Bestatter“. Der Kabarettist Rainer Pause und der Historiker Martin Stankowski beschäftigten sich schon vor 20 Jahren in ihrem Bühnenprogramm und in einem Buch „Tod im Rheinland“ mit der Tatsache, dass eben das Rheinland „die knochenintensivste Region Nordwesteuropas.“ ist. „Ob Ursula und Gereon in Köln, Cassius in Bonn oder Donatus in Münstereifel: Es wimmelt von Heiligen und ihren sterblichen Überresten, den Knochen, die als Reliquien heftig begehrt und lebhaft verehrt werden. Die Rheinländer sind mit ihnen auf Du und Du. Aber ist deshalb auch der Umgang mit Tod und Sterben anders? Ist es gar vergnüglicher, leichter?“ Letztlich wohl nicht. Denn wie bilanziert es der Kölner Krätzchensänger J.P. Weber: „Der letzte Wagen is immer ’ne Kombi, un do liss hingen en dä Kiss, so ’ne Driss…“ (liss= liegst, Kiss=Kiste, Driss = Scheiße). Es sei denn, man lässt sich nach dem Ableben kompostieren, was neuerdings als „ökologische Bestattung“ angepriesen wird. Das hält allerdings Tade Spranger, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Bonn und laut Berliner „Tagesspiegel“ auch ein Spezialist für „Friedhofs- und Bestattungsrecht“ für einen „komplett irren Vorgang“, denn es gäbe „zahlreiche naturwissenschaftliche und medizinische Bedenken, auch in Bezug auf die biologische Sicherheit des Verwesungsprozesses“. Und wer will schon als Dünger für Futterrüben aus dem Jenseits der Nachwelt ein „Und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen!“ entgegenrufen?

In Österreich waren sie mal wieder schneller. Während hierzulande bis vor kurzem die einstige Linkspartei-Ikone sich lange zierte, ob sie zu den nächsten Wahlen mit einer eigenen „Sarah Wagenknecht Partei“ antreten soll, hat sich für die Wahl zum Wiener Landtag im Jahre 2025 dort schon längst „Die Bierpartei“ gut aufgestellt und in aktuellen Meinungsumfragen mit 12 Prozent Stimmenanteil sogar bereits die konservative ÖVP überholt. Das Parteiprogramm ist recht simpel, aber in nicht zu unterschätzender Weise volkstümlich angelegt: einen „Bierspringbrunnen für Wien“ und einen „monatlichen Biervorrat für österreichische Haushalte“ verspricht die Partei der Gerstensaftfreunde ihren Anhängern. Damit könnte sicherlich auch eine Sarah Wagenknecht-Partei punkten: da ja die heutigen Salon-Bolschewisten, also die Lifestyle-Linken, die Wagenknecht in der Linkspartei anprangert, nicht mehr Bier als traditionelles Proletarier-Gesöff bevorzugen, sondern eher Prosecco und Aperol Spritz, könnte der Wagenknecht-Verein auf Parteitagen zur musikalischen Illustration seines angekündigten linkskonservativen Profils eine Blaskapelle engagieren, die zum Fassanstich „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ spielt und nicht etwa „Auferstanden aus Ruinen“.

Die Garantie von „Brot und Spielen“ fürs „gemeine Volk“ haben bekanntlich schon die römischen Cäsaren als Basis von politischem Machterwerb und Machterhalt erkannt. Was letzteres angeht, nämlich die Spiele, namentlich zur Fußball-EM bei uns im kommenden Jahr, so graust sich in Köln der grüne Bezirksbürgermeister Andreas Hupke davor, im denkmalgeschützten Rheinpark einen Bolzplatz für die Fans anlegen zu müssen, die zu den Kölner EM-Spielen an den Rhein kommen: statt eines „bunten Fußballfestes“ dort fürchten nicht nur Hupke, sondern auch andere Kommunalpolitiker, sturztrunkene Fans könnten mit ihrer Freizeit-Bolzerei zwischen den EM-Spielen womöglich den schönen Rheinpark verwüsten und somit der internationalen TV-Öffentlichkeit eher ein weiberfastnachtsähnliches Wildpinklerchaos bieten anstatt ein heiteres EM-Sommermärchen. Herr Bär hat den grünen Politiker Andreas Hupke insofern in leicht getrübter angenehmer Erinnerung, als Herr Hupke vor Jahren auf einer Karnevalsveranstaltung in Köln-Ehrenfeld Herrn Bär mal ein Glas Kölsch ausgeben wollte, aber es gab leider kein Bier mehr – denn das einzige Fass war von der politischen Konkurrenz schon längst leer getrunken. So etwas passiert aber auch immer nur den Grünen.

Copyright: Bär/Raap 2023

Neulich wurde eine renommierte Parfum-Designerin gefragt, welcher Duft denn am besten zu Olaf Scholz passen würde. Sie meinte daraufhin, Scholz sei gewiss nicht der „Vanille-Typ“, er würde wohl eher einen würzig-herben Duft bevorzugen. Würzig-herb? Herr Bär fragt sich ratlos, was das im Falle des Kanzlers heißen soll. Olaf Scholz als olfaktorische Reinkarnation des Marlboro-Mannes, nach einer Mischung aus abgestandenem kaltem Zigarettenrauch, Lagerfeuer-Holzkohle und Pferdedung riechend und dabei irgendwo in den Canyons von Colorado Mundharmonika spielend in den Sonnenuntergang hineinreitend? Riecht so einer wie Scholz dann vielleicht tatsächlich würzig-herb? Wohl eher nicht. Herr Bär kann sich hingegen vorstellen, dass Olaf Scholz mittags in der Bundestagskantine einen Vanillepudding isst. Oder einen Wackelpeter.

Veganer-Witz zum Mitdenken

Schäl: „Tünnes, ich han jehört, du bes jetzt Veganer“.

Tünnes: „Jojo, un ich bin esu jar ne janz konsequente Veganer. Ich drinke noch nit ens Leitungswasser“.

Schäl: „Woröm dat dann nit?“

Tünnes: „Dat kütt doch us däm Hahn“.