Archive for September, 2012

Bär aktuell Nr. 143 —– 22. Sep. 2012

Donnerstag, September 13th, 2012

Bitte beachten Sie folgenden Terminhinweis:

Donnerstag, 20. Sep. 2012, 20 Uhr: Krimilesung „Schieß noch einmal Sam“. Jürgen Raap liest aus seinem Krimi „Eigelstein-Blues“. Außerdem lesen Petra Reategui und Andreas Schnabel. Moderation: Evert Everts

Wo? Im Café-Bistro „Casablanca“, Glockengasse 64-66, Köln (Hotel direkt neben der Traditionskneipe „Kleine Glocke“).

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Als Thomas Gottschalk und Stefan Raab gemeinsam beim Konzert „40 Jahre Höhner“ auftraten, versuchte Gottschalk den Kollegen zu überreden, auch so ein bunt kariertes Jackett anzuziehen wie er. Doch Stefan Raab lehnte dankend ab: „Es reicht, wenn einer von uns beiden scheiße aussieht“. Der Lobbyist Moritz Hunzinger steckte den Grünen-Politiker Cem Özdemir vor einigen Jahren nicht in einen schlabbig-grellen Clownsanzug à la Gottschalk, sondern in seriösen edlen Zwirn. Trotzdem erhält Cem Özdemir nun den „Orden wider den tierischen Ernst“ im Aachener Karneval, wiewohl das Witzigste am Politiker Cem Özdemir ist, dass er in Leonberg einen Namensvetter hat, der unter eben diesem gemeinsamen Namen Cem Özdemir bei der Castingshow „Popstars“ auftrat und sich selbst mit den Worten charakterisiert: „Man kann zu mir alles sagen, aber nicht, dass ich kein Gas gebe. Ich gebe immer Gas“. Offensichtlich haben sie beim Aachener Karnevalsverein den Politiker Cem Özdemir mit dem Popstars-Kandidaten Cem Özdemir verwechselt, denn aus dem Munde eines Grünen-Politikers würde es sich schon reichlich schräg anhören, sich als Freund des schnellen Autofahrens zu outen, wo seinen Parteifreunden doch sonst eher die Krötenwanderwege am Herzen liegen. Aber so richtig lustig ist das letztlich auch nicht, und so kann man nur mutmaßen, dass die Latte für die Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“ nicht sehr hoch liegt.

Mit der sächsischen Konsonantenerweichung hatte sich ein Gericht zu beschäftigen, das zu dem Urteil kam, bei der Buchung einer Reise müsse das Personal im Reisebüro sich darauf verlassen können, dass der Reisewunsch in verständlichem Hochdeutsch vorgetragen werde. Eine Frau aus Sachsen hatte nämlich ein Flugticket nach Porto in Portugal verlangt, jedoch ein Billett nach Bordeaux in Frankreich ausgehändigt bekommen, das sie laut Gerichtsurteil nun auch bezahlen müsse… Kommt einer im Leipziger Hauptbahnhof an den Fahrkartenschalter und sagt auf Hochdeutsch: „Ich hätte gerne eine Fahrkarte nach Paden-Paden“. Antwortet der Schalterbeamte: „Paden-Paden? Das haben wir nicht im Computer. Wollen Sie nicht lieber nach Perlin oder nach Premen fahren?“ Darauf der Sachse auf sächsisch: „Nu gut, dann äben noch Bärlin…“ Und er kriegt das richtige Ticket ausgedruckt. So funktioniert’s!

Ab und zu brauchen auch die Leistungsneurotiker in der FDP ein Ventil und dann frönen sie dem Glückspiel. Das wiederum freut den Glücksspielautomaten-Aufsteller Paul Gauselmann, der auf seiner Internetseite u.a. mit dem Slogan „Spielspaß mit kleinem Geld“ für seine Produkte wirbt, was insofern ein intelligenter Werbespruch ist, weil ja jedes Kind längst weiß, dass die großen Vermögen längst heimlich in die Schweiz abgeflossen sind. Die Gauselmann AG nennt ihre Spielhallen auch „Fun Center“, was übersetzt ein wenig wie „Freudenhaus“ klingt, und das passt ja irgendwie zur FDP, die selbst mal als „Spaß-Partei“ antrat, die sich aber nun laut ARD-Recherchen („Exclusiv im Ersten“) mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, dass „ein enger Berater des Glücksspiel-Automatenherstellers Gauselmann offenbar insgesamt 2,5 Millionen Euro in FDP-Tochterunternehmen investiert habe, wobei zumindest ein Teil des Geldes letztlich an die Partei geflossen sei“, wie bei „Spiegel online“ nachzulesen ist. Jener Berater soll „im Jahr 2007 Anteile einer Druckerei der FDP übernommen und 1,1 Millionen Euro in das Unternehmen investiert haben. Wirtschaftsexperten bezweifeln… den unternehmerischen Sinn der Investition, da die Rendite der Beteiligung – gemessen an den veröffentlichten Gewinnen der Gesellschaft – weit unter einem Prozent liege“. Vermutlich ist der bescheidene Ertrag jenes „kleine Geld“, mit dem man sich einen „Spielspaߓ an den Gauselmann-Automaten gönnen kann. Nun warten alle darauf, dass die FDP sich für eine komplette Steuerbefreiung bei Glücksspielgewinnen einsetzt. In Presseberichten ist in Zusammenhang mit dem Verkauf des Druckerei-Geländes durch die Bundes-FDP von „rätselhaften Finanzgeschäften“ die Rede, insbesondere was die Höhe des Kaufpreises angeht, was aber der FDP-Generalsekretär Patrick Döring bestreitet: angesichts der anschließenden Entwicklung auf dem Immobilienmarkt habe man aus heutiger Sicht das Grundstück „zu früh“ verkauft. Bisher stand jedenfalls immer nur die SPD im Ruf, sie könne nicht mit Geld umgehen.

© Raap/Bär 2012

 

Bild des Monats September 2012:

Montag, September 3rd, 2012

severiniii.JPG

„Herr Bär, Sie haben ein Sittenbild gemalt und widmen es dem Ballett und dem Boule-Spiel?“

Bär: „Jojo, et fängt ja beides mit „B“ an!“

„Und der Bischof als strenger Zuchtmeister mit dem erhobenen Stock in der Bildmitte?“

Bär: „Eijentlich sollte dä jo op däm Bild kräftig jejen de sieben Todsünden wettern, wozu man hückzedach jo och de Vergnügungssucht rechnen muss. Ävver dann verfällt och dä Bischof den Freuden des Daseins un mutiert zum Dirigenten, dä met däm Taktstock dä Ton zur Musik anjibt. So is dat Bild dann doch mehr zo ener Parabel üvver de moralische Anfälligkeit der Kirchenfürsten jeworden, dat och sie sich jerne zu Lustbarkeiten verführe losse…“

 Karl-Josef Bär/Jürgen Raap, „Der halbe Severin III“, 2012