Archive for Oktober, 2015

bär aktuell 189 und bild des monats Okt. 2015

Donnerstag, Oktober 1st, 2015

Bild des Monats Oktober 2015:

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Jürgen Raap, „Der Pilger von Junkersdorf“, 2015

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„Nachturinal“, Foto: Copyright Bär/Raap 2015

Bär aktuell Nr. 189  – 22. Okt. 2015
Für die nachtaktiven Wildpinkler stellte man unter der Kölner Severinsbrücke ein Schild mit dem Hinweis „Nachturinal“ auf. Nur ist dort allerdings weit und breit kein Dixie-Klo oder ähnliches zu sehen, was die Unterzeile „Für ein sauberes Köln“ unterstützen könnte. Einzig und allein die Kaimauer ohne Geländer lädt dazu ein, sich ins Hafenbecken zu erleichtern. Was bei den Jungesellenabschiedsabenden, mit denen die Altstadt an den Wochenenden heimgesucht wird, dann ab einem gewissen Promillegrad im Willen, am Rand der Kaimauer beim Pinkeln die Balance zu halten, gewiss ein akrobatisches Wagnis ist.
Herr Bär hatte ja schon immer denselben Musikgeschmack gehabt wie der Rolling Stones-Gitarrist Keith Richards, und Herrn Bärs Überzeugung, dass Hiphop musikalisch eher einfältig ist und dass vor allem auch die rhythmisch monotonen Textdarbietungen der Rap-Musiker mit ihrer oftmals arg aufgesetzten Underdog-Attitüde an die poetische Kraft der Minnesang-Lyrik eines Neidhart von Reuenthal längst nicht heranreichen, bestätigte Keith Richards unlängst mit seinen Worten: „Rap – so viele Worte, so wenig wird gesagt“. Rap habe gezeigt, dass es heute sehr viele Menschen „ohne musikalisches Gehör“ gebe, meint der Rolling Stones-Gitarrist: „Alles, was die brauchen, ist ein Schlagzeug-Beat und jemand, der dazu herumschreit, und schon sind sie glücklich“. It’s only Rock and Roll…
Bärs Bestatterkritik Nachdem im vergangenen Frühjahr der sympathische Musiker Winfried Bode sein 50jähriges Bühnenjubiläum im Kölner Bestattungshaus Pilartz beging, lädt Pilartz nun für den 15. November 2015 in seine Trauerhalle zu einer Dichterlesung. Geboten wird ein Text, „warmherzig und voller Komik“, wie es in der Einladung heißt, und damit dem Ambiente einer Trauerhalle angemessen: Ingeborg Semmelroth liest aus „Schneckenmühle“ von Jochen Schmidt. Lebensnah ging es auch kürzlich im Bestattungshaus Pütz-Roth, zu, wo der Mundart-Poet Heinz Monheim die kölsch-bergische Herbstrevue „Et is wie et es“ moderierte: ein Programm, das trotz wahrscheinlich in einem Beerdigungsinstitut außerhalb des Rheinlands undenkbar wäre. Über sich selbst lässt Heinz Monheim im Internet wissen, er „erhebe nicht den Anspruch, ein Kölsch nach den Regeln der Kölsch-Akademie zu schreiben“, und das hört sich so eigenwillig an, dass man glauben mochte, da habe bei der Revue-Darbietung im Trauerhaus ein zorniger Sprach-Rebell am Mikrofon gestanden. Christoph Kuckelkorn, der im vergangenen Jahr noch die „mörderischen Schwestern“ in seinem Bestattungsunternehmen bei ihrer Lesung verkünden ließ, „Für den guten Ruf gehen wir notfalls über Leichen“, verzichtet in diesem Herbst offenbar darauf, das Kulturprogramm der Bestatter-Szene mit einem eigenen Beitrag zu bereichern – jedenfalls ist auf seiner Internetseite unter „Aktuell“ derzeit kein Terminhinweis zu finden, und das wiederum lässt nun Herrn Bär rätseln, ob sich hier beim Nestor der rheinischen Bestatter vielleicht eine Trendwende in der Unternehmensphilosophie der Beerdigungs-Branche ankündigt.
Oh Gott, Herr Ott Im wegen eines dilletantisch gestalteten Wahlzettels um sechs Wochen verlängerten Kölner OB-Wahlkampf verzeichnet der Kandidat Dr. Mark Benecke (bekannt als Kriminalbiologe „Dr. Made“) von der Satire-Partei („Die Partei“) die meisten Facebook-Klicks. Der SPD-Kandidat Jochen Ott ließ sich derweil im Rodenkirchener Hallenbad in Badehose ablichten und postete das Foto ebenfalls auf Facebook. Da Ott dabei jedoch aus Sicht seiner Wahlkampfhelfer zu viel Hüftgold zeigte, rieten sie ihm, das Foto lieber wieder zu löschen, was der Kandidat dann auch vorübergehend tat, um dann reumütig wieder eine Kehrtwendung zu machen, er stünde zu seiner Figur. Wirken Politiker eigentlich menschlicher, wenn sie dicker werden? Aus der Sicht von Casting-Agenturen für verhungert aussehende superschlanke Models sicherlich nicht. Und zum Kauf einer Leopardenbadehose animieren jemanden wie Herrn Bär jedenfalls eher Tarzanfilme, aber keine Wahlkampffotos von Jochen Ott im Schwimmbad.
Wer den Schaden verursacht, braucht für den Spott nicht zu sorgen War es bisher das Privileg von Friseurläden, mit verkrampft-witzig bemühten Wortspielen wie „Kopfsalat“, „Rockhaarfäller“ oder „Stadtkämmerei“ Aufmerksamkeit zu erregen, so sieht sich nun eher unfreiwillig der Wolfsburger Schummel-Konzern brachialhumorigen Umdeutungen seines Firmennamens wie „Vom Winde VWeht“ ausgesetzt. Andere Witzbolde attestieren dem Konzern jetzt eine „Golfkrise“ oder assoziieren beim Namen des zurückgetretenen Vorstandsbosses Martin Winterkorn“ eine Schnapsmarke, war doch der Einbau einer manipulierten Abgaswerte-Software per se eine ziemliche Schnapsidee, wobei der Alkoholgehalt dieses fiktiven „Echt Wolfsburger Winterkorns“ in Vol.-Prozent genau der Prozentzahl an Verlusten am Aktienmarkt entspricht. Wenn der Schadstoff-Diesdel schon still gelegt werden muss, kann sich der Fahrer ja ungeniert einen Schluck aus der Pulle gönnen.
© Raap/Bär 2015

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär
Oktopus/Pulpe à la „Atlas-Fisch“ Köln-Ehrenfeld
In großem Topf Knoblochbutter erhitzen, 1 gr. Zwiebel und 2-3 Lauchzwiebeln glasig dünsten, 1 geschnittenen Fenchel hinzugeben, 1 halbe Möhren, 1 halbe Poreestange, klein gehackter Knollensellerie und reichlich Knobloch. Ganze Pulpe waschen, salzen, pfeffern, mit Lemoensaft einreiben und in den Topf geben, mit 1 Glas Fischfonds und Wasser auffüllen, reichlich Knobloch hinzugeben und Rosmarin. 40 Min. kochen lassen, bis der Oktopus weich ist. Oktopus herausnehmen abkühlen lassen und klein schneiden. Aus dem Sud zerkochtes Gemüse herausnehmen, ein paar neue frische Möhrenscheiben und Selleriestückchen hinzugeben, etwas Hummer- oder Krabbenpaste, frische Petersilie, kurz aufkochen lassen und als Vorsuppe servieren. Die Oktopusstücke in Olivenöl kurz anbraten und mit frischer Petersilie bestreuen.