Archive for Juli, 2013

baer aktuell nr. 157 und bild des monats juli 2013

Mittwoch, Juli 10th, 2013

Wenn der Künstlerdarsteller Jonathan Meese auf der Performance-Bühne den Hitlergruß entbietet und zugleich verbal die „Diktatur der Kunst“ einfordert, dann fragt sich Herr Bär, ob Meese den kindsköpfischen Autisten nur mimt und sein Publikum gründlich verarscht, oder ob er bei seiner offenkundigen Koketterie mit dem Nazitum tatsächlich intellektuell überfordert ist. Dass man bei Meeses ausgestrecktem Arm und seiner albernen Vokabel von der „Diktatur der Kunst“ sofort daran denkt, dass der gescheiterte Postkartenmaler Adolf Hitler in die Politik ging und zum Diktator wurde, und dass man Meese daher durchaus eine Affirmation zu der historisch übelsten Erscheinungsform einer Diktatur unterstellen kann, scheint ihm nicht in seinen Kindskopf zu kommen. Oder es ist ihm einfach egal. Im Vergleich zu jedem Nachwuchskabarettisten, der halbwegs gekonnt Adolf Hitler parodiert, ist Meeses plapprige Rhetorik auch noch so schlecht, dass seine Performance als Ein-Mann-Reichsparteitag mit ihm als Kunst-Hitler auch formalkünstlerisch völlig in die Hose geht. So sei denn diese kleine Sottise von einem Zweizeiler gekrönt:

Wer packt gern braune Scheiße an?

Das ist der Meeses Jonathan.

 

Bürger beobachten Peer Steinbrück Nicht viel Neues glaubte Herr Bär zunächst über Pannen-Peer berichten zu können: während Angela Merkel etwas ungelenk aber dennoch medienwirksam in Gummistiefeln durchs Hochwassergebiet stapfte (was schon Gerhard Schröder seinerzeit einen Wahlsieg eintrug, wobei gleichzeitig Westerwelles „Guidomobil“ von den Medien völlig unbeachtet auf einer Landstraße im fernen Ostfriesland kläglich mit einem Batterieschaden verreckte), war Steinbrück in den Krisentagen der Flutwelle einfach abgetaucht und ließ sich auf den Deichen überhaupt nicht blicken. Chancen sollte man allerdings ergreifen und nicht verpassen, aber die Chance zu einer medienwirksam-populären Deichgrafen-Nummer haben sie in seinem PR-Team glatt verschlafen. Angesichts dieser Umstände wirkte er keineswegs metaphernsicher, als Steinbrück dann plötzlich wieder auftauchte und im Bundestag der Kanzlerin zurief: „Wenn Sie die Wüste regieren, wird der Sand knapp“. Das mag ja noch nicht einmal völlig unrichtig sein. Aber das sagte Steinbrück zu ihr immerhin an einem völlig verregneten Sommertag bei 17 Grad Celsius, als der Pegel gerade zurück ging und die Bundeswehr-Pioniere anfingen, die Sandsäcke an den Deichen wieder wegzuräumen. Aber hallo!

Ratlosigkeit herrschte beim amerikanischen Nachrichtendienst NSA: soll man Peer Steinbrück weiter ausspionieren? Lohnt sich das? Herr Bär rät: Nein, das lohnt sich nicht. Der ist harmlos. Der tut nix. Der will nur spielen. Was die US-Schnüffler allerdings stutzig macht: Steinbrück sammelt Glühbirnen und hortet sie in seinem Keller. Im Keller!!! Hat der Mann was zu verbergen? Nein, hat er nicht. Peer Steinbrück hat sich nur rechtzeitig mit einem Vorrat alter Glühbirnen eingedeckt, bevor sie von der EU-Kommission verboten wurden. Aus dem gleichen Grund hat sich Altkanzler Helmut Schmidt 200 Stangen mit Mentholzigaretten zugelegt, bevor auch die verboten werden. Jetzt schließen sie bei der NSA mit ihrer verqueren Logik messerscharf: alle potenziellen Bombenleger haben sich wahrscheinlich noch rechtzeitig einen Vorrat an Sprengstoff zugelegt, bevor auch der von der EU-Kommission verboten wird. Könnte man denn mit Glühbirnen eine Bombe bauen? Oder mit 200 Stangen Mentholzigaretten ein Haus anzünden? Um das herauszufinden, muss man gewiss nicht die e-mails braver Bürger überwachen, sondern es reicht das Nachschlagen in einem Lehrbuch für praktische Physik. Und im Unterschied zu den USA mit ihren fahrlässig laschen Waffengesetzen ist bei uns der Besitz von Sprengstoff und Schusswaffen für Privatpersonen sowieso strengstens verboten, so dass man sich bei der NSA in 99 Prozent aller Fälle die Kosten für die e-mail-Überwachung von EU-Bürgern sparen könnte.

© Raap/Bär 2013

 

Bild des Monats Juli 2013:

Herr Bär, Sie haben ein Bild des flüchtigen Ex-Agenten Edward Snowden gemalt? Aber der ist ja auf dem Bild gar nicht zu sehen!“

 

Bär: „Dä hätt sich jo hinger denne Bananenstauden versteckt. Ich han jrad em Kölner Rheinpark vor Ort en Studie met Bananenstauden anjefangen, do kom dä Edward Snowden vorbei un säht, dä CIA wör hinger ihm her. Un hä däht sich jetz hinger denne Bananenstauden verstecken. Da han ich dat janze Jestrüpp wat dichter jemalt, so wie ne Dschungel, domet mer dä Edward Snowden nit direck süht“.

 

Und wie geht die Geschichte weiter?“

 

Bär: „Fünf Minuten später kom su ne CIA-Agent anjerannt, met en decke Sonnebrill op de Nas, un ich sage zo däm, wenn de jetz he beim Verstecken metspille wills, musste dir de Augen zohalten un bis zehn zälle. Dann kannste anfange ze söke. Dat hätt dä Jeck och jemaht. Dä Snowden hinter däm Bannenstrauch un ich han uns för Laache bald en de Botz jedrisse…“

 

 

 

Karl-Josef Bär/Jürgen Raap, „Die Spießer in er Rue de Montogueil“, 2013

OLYMPUS DIGITAL CAMERA