Archive for Juli, 2023

baer aktuell 326 – 22. Juli 2023

Samstag, Juli 1st, 2023

Bild des Monats Juli 2023: Jürgen Raap, „Der Mittelpunkt Europas“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Bär aktuell 326 – 22. Juli 2023

Der Berliner Brachial-Humorist Mario Barth erwies sich ausnahmsweise mal als ein recht aufgeweckter Beobachter, als er auf einer Mineralwasserflasche den Hinweis „vegan“ entdeckte. Das ist tatsächlich im Grunde genommen eine höchst überflüssige (sic !) Etikettierung, denn so fragte sich Barth scheinbar zu Recht mit jener soeben von Herrn Bär gelobten Wachheit: „Enthält nicht-veganes Mineralwasser womöglich Hackfleisch, oder was?“ Und hier kommt nun in „bär aktuell“ die „Geschichte hinter der Geschichte“: Die Zeitschrift „GEO“ präzisierte bizarrerweise, das Mineralwasser selbst sei zwar vegan, aber nicht die Etikettaufkleber auf der Mehrwegflasche, denn diese seien kaseinhaltig, d.h. es handele sich um „Milcheiweißkleber“. Für den Klebstoff von derlei Etiketten auf Mineralwasserflaschen würden jährlich sogar 35.000 Tonnen Milch benötigt. Jedenfalls kein Hackfleisch, wie der Komiker Mario Barth fälschlicherweise mutmaßte. Ansgar van Halteren vom Industrieverband Klebstoffe e.V. verteidigt diesen Etikettkleister aus der Milch der frommen Denkungsart, denn der sei doch biologisch abbaubar. Und bisher hat auch noch niemand versucht, das Etikett einer Mineralwasserflasche abzulecken, ob es wohl nach Hackfleisch schmeckt. Und so harren wir nun auf die nächsten Witze von Mario Barth. Copyright: Raap/Bär 2023

Dass das Maskottchen für die kommende Fußball-Europameisterschaft (EM) ein Bär ist, registrierte Herr Bär natürlich mit einigem Wohlwollen und die „BILD“-Zeitung mit Erstaunen, der EM-Bär habe sogar eine Hose an. Was sich eben in den heutigen puritanischer gewordenen Zeiten und ihren rigoroseren Sitten anscheinend auch so geziemt, während allerdings zugleich den Damen neuerdings gestattet wird, in öffentlichen Freibädern auf das Bikini-Oberteil zu verzichten. Der EM-Bär heißt „Albärt“, was sich schon ein bisschen albern anhört, aber – Hand aufs Herz – „Olaf“, „Robert“ oder „Christian“ wäre wohl noch alberner gewesen, um einen positiven Imagetransfer vom Bären Albärt auf das Austragungsland der EM 2024 und seine aktuelle Bundesregierung zu erreichen. Den Bären „Franz“ zu nennen, wäre heut wohl von vorneherein erst recht obsolet gewesen, angesichts der mittlerweile bekannt gewordenen mutmaßlichen korrumptiv anrüchigen Begleitumstände um das „Sommermärchen“ der hiesigen WM 2006. Mit kindlichem Gemüt soll also nun „Albärt“ jeglichen Imageschaden der EM abwenden und in den Stadien sowie beim Public Viewing auf den Marktplätzen für jene unbeschwerte Heiterkeit sorgen, wie dies eben nur ein niedlicher Plüschbär kann, selbst wenn er nicht „Albärt“, sondern „Klaus-Günther“, „Maximilian“ oder einfach nur „Teddy“ heißen würde, aber eben nicht „Olaf“, „Robert“ oder „Christian“. Der „Spiegel“ berichtete, eigentlich hätten sich manche in der UEFA gewünscht, der Bär solle unbedingt „genderneutral“ daher kommen, weshalb aus der Sicht der Befürworter einer solchen Ausgestaltung der Figur „Herzi von  Bär“ als Name wohl eher angemessen gewesen wäre, aber das hätte sich ja letztlich wohl noch alberner angehört und kam bei einer Publikumsumfrage daher nicht gut an.  Nun heißt er nach einer relativen Mehrheit der Umfrageteilnehmer also „Albärt“ und hat eine Hose an. Es hätte schließlich  schlimmer kommen können: Bei der Fußball-WM in Deutschland 1974 hießen die beiden Maskottchenfiguren schrulligerweise „Tip und Tap“, und das klingt ja wohl erst total bescheuert. Apropos bescheuert: nach dem ehemaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer und seinem Viertel-Milliarde-Mautprojekt-Desaster werden sie in naher Zukunft wohl kaum ein Fußballmaskottchen benennen. Copyright: Bär/Raap 2024

Erleben Sie doch mal wieder echte Literatur von einem echten Menschen! Nichts aus einer Chatbot-Konserve, sondern frisch und eigenhändig verfasst von einem Autoren aus Fleisch und Blut! So etwas gibt’s heute noch? Ja, doch, das gibt’s ! Wo: im Kunstforum St. Clemens, Köln-Mülheim, Kirchstraße/Mülheimer Rheinufer. Wann: Sonntag, 16. Juli 2023, 15 Uhr. Was wird geboten: Eine Lesung von und mit Jürgen Raap. Zu Gehör kommt eine Zusammenstellung von 11 Sottisen und Kurzgeschichten „aus dem Leben“ unter dem Titel „Rock ’n Roll“. Kurzweilig, interessant, erbaulich und unterhaltsam! Also, wir sehen uns! Herzlichst, Ihr/Euer Karl-Josef Bär

Und wenn Sie schon mal da sind: schauen Sie sich dann auch noch in Ruhe die Ausstellung „Quadriga – Zum Finale“ mit Arbeiten von Siglinde Kallnbach, Norbert Küpper, Jürgen Raap und Herbert Rosner an.

Der ganz normale Wahnsinn In Zeiten, in denen manche blöd genug sind, ein Wildschwein mit einem angeblich ausgebüxten Löwen zu verwechseln, wie soeben in Berlin geschehen, muss man sich nicht wundern, wenn der Berliner „Tagesspiegel“ auf seiner Online-Seite die Meldung über eben jenen angeblichen Löwen, der sich schließlich als Wildschwein entpuppte, einer Nachricht über die aktuell niedrigen Umfragewerte der Grünen voranstellt. Das dilletantische Regierungs-Gemurkse der Öko-Partei und ihrer Neigung, sich in Nebensächlichkeiten zu verzetteln, macht der „Spiegel“ in seiner Analyse vor allem an den „Brötchentastenalbernheiten“ fest, mit denen die Sonnenblumenpartei „Zeit und Wohlwollen“ verspielt habe. In derselben Print-Ausgabe des „Spiegel“ wird auch noch darüber gemutmaßt, Habeck und Baerbock hätten mit Lisa Pauls ganz bewusst eine unscheinbar-blasse Person als Bundesfamilienministerin auf den Schild gehoben, die ihnen nicht die Show stehlen könnte. Dass dies hingegen ein an der Berliner Stadtgrenze in den brandenburgischen Wäldern munter umherschweifendes Wildschwein schafft, wenn auch nur für kurze Zeit, konnten Habeck und Baerbock indes nicht ahnen. So sei zum Troste an dieser Stelle nun eine Eloge auf Robert Habeck notiert:

Der Habeck wohnt im Habeckswald

Und nicht im Eulenforst

Heißt Robert oder Theobald, ganz selten heißt er Horst

Gebt acht, wenn Ihr den Habeck seht

Entbietet ihm den Gruß

Ob das Gedicht nun weitergeht

Nein, mit diesem Reim ist Schluss

(Copyright: Raap/Bär 2023)

Raten Sie mal: Ist der folgende Text mit Künstlicher Intelligenz geschrieben? „Alte Männer mit raffiniert zurecht gekniffenen Hüten trödelten auf dem Corso Sardegna herum, und irgendjemand rief quer über die Straße: ‚Ciao, Luigi!’“ Nein, natürlich nicht, denn dieser Text stammt von einem damals jungen und aufstrebenden Poeten in den 1980er Jahren, der sich seinerzeit unrasiert in den von fahlem Neonlicht erhellten Imbissbuden von Genua und dort auch auf dem barocken Prachtboulevard Corso Sardegna die gewitterschwülen Nächte um die Ohren schlug. Solch leidenschaftliche Literaten leben in ihren Texten immer ihre Lust und Freude am Formulieren und Fabulieren aus, am artistisch virtuosen Umgang mit der Sprachgewalt und der Sprachakrobatik. Sie beherrschen die Sprache, und dies eben im doppelten Wortsinn. Das macht eben das künstlerische Humankapital aus – nämlich die individuelle und höchst souveräne Beherrschung des Metiers. Man mag Herrn Bär nun unterstellen, er sei ein romantischer Digital-Pessimist und ein altmodischer Analog-Melancholiker, wenn er nun behauptet: Künstliche Intelligenz ist in der Literatur einfach überflüssig, weil nämlich dann auch noch die Faulen und die Unbegabten ureigenes menschliches poetisches Schaffen an eine Maschine delegieren im Irrglauben, diese bringe dann automatisch (sic!) Geniales hervor. Nein, nein, nein, ein Chatbot-Programm kann Hochkünstlerisches immer nur simulieren oder imitieren als eine Art digitale Instant-Tütensuppen-Poesie. Ein Algorithmus ist ja bekanntlich lediglich ein Verfahren zur Umformung von Zeichenreihen, nichts anderes und nicht mehr, aber ein solcher Algorithmus durchlebt niemals jene ekstatisch gesteigerte Alltäglichkeit, wie 1983 der erwähnte junge Poet in den engen düsteren Altstadt-Gassen von Genua. In allen anderen Bereichen, in der Industrie, in der Wirtschaft, in der Medizin usw. sind Maschinen mit KI natürlich höchst nützlich, denn sie machen das Leben komfortabler und Steuerungsprozesse präziser und effektiver, aber wenn sie in der Kunst Werke ohne einen realen Autoren hervor bringen sollen, dann kranken sie daran, dass ihre Texte und ihre Bilder niemals eine emotionale Komponente und damit auch keinerlei Beseeltheit haben, denn eine KI kennt keine Euphorie und keinen Schmerz. Kunst macht man als Künstler immer aus einer inneren Notwendigkeit heraus, auch mit allen Risiken des Scheiterns und des Stoßens an jene Grenzen, hinter denen die eigene Unzulänglichkeit anfängt. Das aktuelle modische Faible für Künstliche Intelligenz erinnert an das höchst fragwürdige ewige faustische Streben mancher Zauberlehrlinge nach Perfektion und Überhöhung: so sei hier aus Goethes „Faust“ eine kleine Passage zitiert:

was wiederum der „Spiegel“ anylysiert, die Grünen hätten mit „Brötchentasten

Faust: Herrschaft gewinn‘ ich, Eigentum. Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.

Mephistopheles: Doch werden sich Poeten finden, der Nachwelt deinen Glanz zu künden, durch Torheit Torheit zu entzünden.

Wer nobel speisen und sich dennoch gleichzeitig bodenständig fühlen möchte, der unternehme einen Feldversuch im Hotel Adlon Kempinski in Berlin, aber nur um festzustellen, dass eben beides gastrosoziologisch nicht ohne eine unangemessene Verfälschung der tradierten Küchenkultur geht. Dort im Adlon kostet laut „Berliner Zeitung“ die hausgemachte Currywurst nämlich 23 Euro, und man bekommt als geneppter First-Class-Tourist oder karriereorientierter salonbolschewistischer Grünen-Staatssekretär das Gefühl vermittelt, man stehe hier eben nicht in einer schäbigen neonbeleuchtenen und zugigen Frittenbude an einem bekleckerten Stehtresen mit abgewetzter Resopaltischplatte in Berlin-Wedding, sondern man genieße im Adlon auf weißer Damast-Tischdecke mit edlem Besteck etwas ganz, ganz Exquisites. Wer nun keine Currywurst mag, der kann sich dort auch einen Döner für 29 Euro bestellen. Man serviert ihn in dieser Berliner Nobel-Kantine mit Filetstreifen und Trüffelcreme, so, wie man ihn in Köln-Ehrenfeld garantiert nicht bekommt, und dort noch nicht einmal in jenem Döner-Imbiss, der mittlerweile „Kult-Status“ genießt, bloß weil sich hier angeblich irgendwann einmal mal der TV-Moderator Jan Böhmermann ein paar Fleischbrocken mit Sauce, Zwiebelringen und Salat ins halbierte Fladenbrot einpacken ließ, und sich seitdem tagtäglich lange Warteschlangen vor dem „Kult-Grill“ bilden. Derweil berichtete BILD über einen 16jährigen Jüngling, der zwei Portionen Currywurst plus Pommes mit Falschgeld zu bezahlen versuchte, dies allerdings nicht im teuren Adlon-Restaurant, sondern an einer stinknormalen Frittenbude. Bliebe noch nachzutragen, dass in einem renommierten Kölner Ausflugslokal, wo früher das gutsituierte Köln-Lindenthaler Bürgertum bei gehobener Küche seine Familienfeiern zelebrierte, jetzt eine Currywurst mit Pommes 15 Euro kostet und im Landgasthaus Heideblick im Königsforst die Rostbratwurst mit Pommes ebenso 10,50 Euro, aber dafür bekommt man als Gruß aus der Küche vorab ein Schälchen mit Aioli, Oliven, einer getrockneten Tomate und kroatischer Ajvar-Paste gereicht. Insgesamt muss man in unseren inflationsgeplagten und facharbeitermangelnden Tagen ertragen, dass die rheinische Ausflugsgastronomie im Vergleich mit Vor Corona-Zeiten generell mit stark ausgedünnten und bisweilen überteuerten Speisekarten aufwartet, und dies ohne die kulinarischen Raffinessen, an denen Herr Bär sich früher gerne zu laben pflegte. Auch das Service-Personal lässt mittlerweile zu wünschen übrig: als Herr Bär kürzlich bei einem Kellner zum dritten Mal anmahnte, er habe bereits vor 20 Minuten ein Glas Kölsch bestellt, antwortete dieser nur lapidar: „Oh, das hab ich vergessen!“ Wurde man als DDR-Bürger 1980 in der Ost-Berliner Gastronomie genauso abgekanzelt? Gleiten wir nun in Westeuropa in eine evolutionsgeschichtliche Mischung aus längst vergessen geglaubter real-sozialistischer Mangelwirtschaft mit mangelnder Arbeitsmoral und als Folge dessen einem gastro-kulturellen Untergang des Abendlandes ab? Fragen Sie dazu mal Christian Lindner und Roland Habeck. Christian Lindner war immerhin 2015 schon mal „Aalkönig“ im rheinischen Städtchen Bad Honnef, obwohl im Rhein schon längst keine Aale mehr gefangen wurden, aber diese Königswürde passt dann doch irgendwie zu ihm, während der „Spiegel“ 2021 über das Privatleben und damit über die Ernährungsgewohnheiten von Robert Habeck mit einem O-Ton-Zitat zu berichten wusste: „»Seit zehn Tagen habe ich nicht mehr abgewaschen. Der Müll ist nicht rausgebracht. Die Milch ist alle. Heute Morgen habe ich Müsli mit Wasser gegessen, ohne Scheiß.« Vielleicht sollte man daher zu seinem Trost Robert Habeck zum Bad Honnefer Aalkönig 2024 ausrufen.

Copyright Raap/Bär2023

Olaf Scholz Sammelbild No. 41

Essen und trinken mit Herrn Bär
Schollenfilet mit Sesam und Spargel mit grüner Sauce Schollenfilets in Sesamöl von beiden Seiten anbraten, Sesamkörner hineinstreuen. Dazu weißer Spargel mit einer kalten oder warmen Sauce aus Petersilie, Schnittlauch, Dill, Majoran, Estragon, Kerbel, etwas Bärlauchöl.

Garnelen in Curry-Petersiliensauce mit buntem Salat Man lässt in einem kleinen Topf etwas Butter aus, gibt dasnn halb Gemüsebrühe/halb Kochsahne hinzu, klein gehackte Petersilie, Knoblauch und rote oder gelbe Currypaste. Abschmecken mit Salz. Garnelen in Olivenöl braten. Sauce darübergießen und zusammen mit Salat servieren.

Rinderfiletstreifen auf Taleggiosauce mit Champignons

Taleggio ist ein Weichkäse aus Kuhmilch aus der Region rund um Bergamo. Für die Sauce gibt man den in grobe Stücke geschnittenen Käse in einen Topf mit Milch oder Kochsahne zusammen mit etwas Butter, abschmecken mit Salz und Pfeffer. In einer Pfanne brät man in Olivenöl Zwiebelringe und Champignons kurz an, schiebt sie zur Seite, fügt dann die Rinderefiletstreifen hinzu und lässt sie 2-3 Min. mit braten, salzen und pfeffern, gibt dann Kochsahne hinzu sowie frischen Thymian und Rosmarin.