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bär aktuell 168 – Bild des Monats April 2014

Dienstag, April 8th, 2014

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Bild des Monats April 2014:

Jürgen Raap/Karl-Josef Bär, „Braunschweiger Nächte“, 2014

„Herr Bär, Sie haben einen berühmten Vermögensverwalter porträtiert?“

Bär: „Jojo, ävver dä hätt sich als Buschräuber verkleidet, domet den keiner erkennt“.

„Und wie verwaltet der so das Vermögen der Leute?“

Bär: „Dä verzällt denne, bei ihren Jeldscheinen wäre die Farbe avjeblättert. Ävver er wör ne Magier us dem Köln-Poller Busch, man müsste ihm die Geldscheine für eine Weile anvertrauen, un er würde dann wat Zaubertinktur auf dat weiße Papier träufeln, un voilá, im Nu hätten die Jeldscheine ihre Farbe zurück“.

„Aber der Magier soll dann mit den Geldscheinen abgehauen sein, die man ihm anvertraut hatte. Grämen die Leute sich dann nicht darüber?“

Bär: „Enä. Die bilden sich ein, dat wör ja suwiesu nur weißes Papier jewesen, met däm dä Jeck do durchjebrannt is…“

 

 

Bär aktuell Nr. 168 – 22. April 2014

Politik bizarr: Dass ein Parteimitglied der Kölner SPD seinen erigierten Penis abfotografierte und das Foto ins Internet postete, dieses Foto zudem noch mit der Bildunterschrift „Mein Kölner Dom“ versah, veranlasste den örtlichen Parteivorsitzenden Jochen Ott zu der verlegenen klingenden Distanzierung, er kenne diesen Parteifreund überhaupt nicht, und die SPD habe damit nichts zu tun. Der Betreffende habe auch inzwischen seine Funktionen in der Partei niedergelegt.  So sei dem pornografisch umtriebigen Parteifreund hinter die Löffel geschrieben, dass man im Rheinland das männliche Geschlechtsteil seit eh und je im Volksmund nicht „Kölner Dom“ nennt, sondern „Et Hermännche“, damit der nächste Versuch einer öffentlichen Selbstinszenierung nicht schon wieder auf dem Witz-Niveau eines pubertären Junggesellenabschiedsabends endet. Der aktuelle Wahlkampf-Slogan der SPD lautet übrigens sprachlich etwas missglückt „Wir können Köln“, und das möchte man bei den Vertretern der Hermännchen-Basis doch ein wenig bezweifeln. Der aktuelle Wahlkampf-Slogan der SPD lautet übrigens sprachlich etwas missglückt „Wir können Köln“. Das hat der exhibitionistische Parteifreund freilich gründlich missverstanden.

Die Replik des Parteichefs Jochen Ott ist allerdings so genial, dass sie vielseitig verwendbar wäre, etwa bei Papst Franziskus, aus dessen Munde wir dann vernehmen: „Tebartz-van Elst? Nie gehört. Denn kennen wir am Heiligen Stuhl nicht. Mit dem hat die katholische Kirche nichts zu tun“. Und wenn weiterhin gereimte Schlagzeilen wie „BILD zu Gast im Hoeneß-Knast“ dem FC Bayern München das Image zu vermiesen drohen, tritt wohl bald der Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge ans Mikrofon, um den Sportreportern zu verkünden: „Hoeneß? Mit dem hat der FC Bayern nichts zu tun“.

Ziemlich einfältig ist ebenso der Wahlkampfslogan der FDP: „Wer FDP will, der muss FDP wählen. Wenn nicht jetzt, wann dann?“ prangt es den Passanten von einem Plakat entgegen. Was im Umkehrschluss heißt: Wer die FDP nicht will, der muss die auch nicht wählen. Das kapiert jeder Philosophiestudent im ersten Semester, der eine Vorlesung über Aussagenlogik besucht, aber die FDP hat einen ja noch nie intellektuell überfordert. Dass indessen auch die übrige politische Konkurrenz mit ihren Slogans nicht viel origineller ist, kommentierte die Wähler-Initiative „Deine Freunde“ mit „Die köln uns mal“.

 

Bär polyglott- unterwegs mit Herrn Bär Erfreulicherweise gibt es in Amsterdam keine überkandidelten Friseure, die ihren Laden „Haargenau“, „Atmosphair“ oder nicht minder dämlich „Müllers Haarbüro“ nennen. In Holland heißt ein Friseurladen schlicht und einfach „Kapsalon“. Allerdings gibt es in der Grachtenmetropole Architekten und Bauherrn, die ihren Gestaltungswahn ausleben, indem sie die roten Klinkersteine der alten putzigen Giebelhäuser schwarz anstreichen lassen, und so sieht die halbe Altstadt von Amsterdam inzwischen aus, als ob dort ein Großbrand gewütet hätte. Aber es waren nur ein paar Anstreicher mit ästhetisch fehlgeleitetem Fassaden-Designer-Fimmel.

Warum aber holländischer Käse in Holland teurer ist als bei uns, obwohl der Mehrwertsteuersatz für Nahrungsmittel im Land der Tulpen und der Windmühlen niedriger ist, gehört zu den ewig unerklärlichen Mysterien der niederländischen Geschäftswelt, die auch für Herrn Bär nicht zu durchschauen sind. Billigen Käse aus Deutschland nach Holland zu schmuggeln hieße also keineswegs Eulen nach Athen tragen. Da in „bär aktuell“ die Erbauung im Horaz’schen Sinne immer auch mit einer Belehrung einher gehen soll, sei abschließend erwähnt, dass es weltweit 249 Eulenarten gibt, während man allein auf dem Käsemarkt von Alkmaar 300 Tonnen Käse auslegt, das macht dann 1,20 Tonnen pro Eulenart: ein Wissen, über dessen Nutzen oder mangelnden Nutzen man die Analysten bei der amerikanischen NSA und ebenso chinesische Industriespione gehörig ins Grübeln bringen kann, sofern sie eifrige Leser von „bär aktuell“ sind. Wobei die chinesischen Industriespione dann auch schon mal was verwechseln. In Peking bauen sie jetzt den Kölner Dom nach, aber sie nennen ihn „Hermann“.

© Bär /Raap 2014