Archive for Oktober, 2020

Bär aktuell Nr. 291 – 22. Okt. 2020

Donnerstag, Oktober 1st, 2020

Bild des Monats Oktober 2020: Jürgen Raap, „Die Fahrradamazone“, 2020

Bild des Monats Oktober 2020: Jürgen Raap, „Die Fahrradamazone“, 2020

Bär aktuell 291 – 22. Oktober 2020

Über Karl Lauterbach kursiert in Kabarettistenkreisen der Witz, man freue sich immer, wenn er eine Prognose über die weitere Entwicklung der Wuhan-Virus-Pandemie abgibt, weil diese Prognose dann garantiert nicht zuträfe. Dass – wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt – sein Fast-Namensvetter Kurt Lauterbach als Humorist Karriere machte in der Rolle „Ein schöner Mann vom Lande“, beflügelt anscheinend Karl Lauterbach, es ihm gleich zu tun, neuerdings sogar ohne Fliege, und seit kurzem regelmäßig seine burlesken Späte in der Satiresendung ZDF-Heute-Show zu verbreiten, was Karl Lauterbach mittlerweile den Ruf eintrug, er sei der Millowitsch unter den Epidemiologen. Zum „schönen Mann vom Lande“ hat es unterdessen auch bei Außenminister Heiko Maas nicht gereicht, dem man nämlich allen Ernstes raten muss, er solle sich mal einen Jean Asselborn-Schnäuzer zulegen wie sein luxemburgischer Amtskollege, und nicht stattdessen Tag für Tag die schon benutzten Einwegrasierer seines großen Bruders aufbrauchen, weshalb unser Bundes-Heiko immer schlecht rasiert wirkt, wenn er vor die Kameras der Weltpresse tritt. Und wer bei Google den Suchbegriff „Heiko Maas schlecht gekleidet“ eingibt, landet auf der Website „www.Textilwirtschaft.de“, wo ihm attestiert wird, vor allem bei Twitter werde wegen seines Konfirmandenanzug-Stylings und ebenso, wenn er sich mal demonstrativ in ebenfalls zu kurz geratener abgewetzter Lederjacke in der Öffentlichkeit zeigt, Hohn und Spott über ihm ergossen, und als markantes Beispiel dafür ein Bonmot zitiert wird: „Heiko Maas sieht leider aus wie der Typ, der sein Patenkind konsequent mit Highfive begrüßt und ‚Sportsfreund‘ nennt”. So viel zum Thema „Ein schöner Mann vom Lande“.

© Raap/Bär 2020

Wenn auf der Theaterbühne die Rolle eines Schwarzen heute nur noch von einem selbigen verkörpert werden dürfe, weil alles andere eine unangemessene kulturelle Aneignung sei, dann hat der Kabarettist Dieter Nuhr richtig erkannt, es müsse ja wohl die Frage erlaubt sein, ob dann in solch einem Theaterstück ein Mörder auch nur noch von einem echten Mörder darzustellen sei. Muss man unbedingt Berufsoffizier in einer Söldnerarmee gewesen sein und als solcher am Lybien-Feldzug teilgenommen habe wie der General Haftar, um Carl Zuckmayers „Des Teufels General“ spielen zu können, wie ihn Curd Jürgens in einer Verfilmung des Stücks im Jahre 1955 fulminant verkörperte ? Mitnichten! Curd Jürgens wurde übrigens im Zweiten Weltkrieg nicht zur Wehrmacht eingezogen, sondern als „politisch unzuverlässig“ in ein Arbeitslager gesteckt. Während in der Kunst für die Performance als Medium der individuellen Selbstäusserung die Lebensnähe, mithin eine „Einheit von Kunst und Leben“ Voraussetzung ist, wie dies die Fluxus-Künstler in den 1960er Jahren propagierten, ist im Unterschied dazu das Theater bzw. die Schauspielerei immer „mimetisch“. Und „Mimesis“ bedeutet im Alt-Griechischen bekanntlich die „nachahmende Darstellung der Natur“ oder von etwas Realem. Einen ähnlichen Denkfehler leistete sich kürzlich auch die Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, die sich in höchst grotesker Weise zu einem neo-stalinistisch anmutenden Volkskommissariat für Sprachhygiene aufschwang, als sie den Begriff „schwarz fahren“ künftig vermeintlich politisch korrekt durch die Formulierung „Fahren ohne gültigen Fahrschein“ ersetzt sehen wollte. „Denn die Wendung ’schwarzfahren‘ hat sprachgeschichtlich überhaupt keinen ethnischen Gehalt, sondern bezieht sich auf das Schwarze der Nacht, den Schmuggel, illegale Aktivitäten“, belehrte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ daraufhin ihr Publikum, und da offenbart sich eben der Denkfehler der ideologisch eifernden Berliner Volkskommissare. Sprachlich ziemlich umständlich wäre es sicherlich wohl auch, wenn man die Vokabel „Schwarzgeld“ durch eine in deren Sinne politisch korrekte Bezeichnung ersetzen wollte und dann von „aus rechtswidrigen Straftaten erzielte Vermögensvorteile oder auch legal erwirtschaftete Einnahmen, die beide vorsätzlich der Besteuerung durch Steuerhinterziehung entzogen werden“ spricht, bloß damit sich ein dunkelhäutiger Steuerhinterzieher nicht doppelt diskriminiert fühlt, wenn man ihn als „Schwarzgeldbesitzer mit Nummernkonto in Liechtenstein“ tituliert. Wohlgemerkt: auch Herr Bär tritt dafür ein, im alltäglichen Sprachgebrauch generell herabwürdigende Vokabeln zu vermeiden. Aber wer von Theaterkultur und Linguistik absolut keine Ahnung hat, der sollte sich weder in Berlin noch anderswo eine Deutungshoheit über sprachliche Wohlfeilheit anmaßen und mit seiner Unkenntnis lieber nicht irgendwelche verbalen Verschrobenheiten in die Welt hinaus posaunen. Wie die „Berliner Zeitung“ berichtet, enthält der Berliner „44 Seiten lange“ Sprach-Leitführer „auch ein Kapitel, in dem es um Diskriminierung von Personen wegen ihres Alters geht. Es steht am Schluss und ist mit nicht einmal zwei Seiten das kürzeste von allen.“

© Raap/Bär 2020

Nomen est omen Wenn man schon Heinz-Wilhelm Esser heißt, dann sollte man in den Medien vernünftige Ernährungstipps verbreiten, dachte sich einer, der unter seinem Kosenamen „Doc Esser“ selbiges tut, was dann allerdings das Boulevardblatt „Express“ allzu flapsig mit der Schlagzeile „ Doc Esser meint: Wir fressen uns zu Tode“ hochjazzte. Jüngst wurde der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki in einem Interview gefragt, was er denn während des Corona-Lockdowns am meisten vermisst habe, und Kubicki antwortete: „Restaurantbesuche“. Es musste also bei Familie Kubicki notgedrungen zu Hause gekocht werden, was wiederum Frau Kubicki den Kommentar entlockte, wenn sie kochen könnte, hätte der liebe Gott keine Restaurants erfinden müssen. Gatte Wolfgang Kubicki wiederum fand das häusliche Kochen trotz der beschränken Kochkünste seiner Angetrauten durchaus „erheiternd“, sofern man den Wein „nicht nur zum Ablöschen“ benutze, und er stellte fest, dass man beim häuslichen Kochen zunähme, wovor wiederum allerdings schon längst „Doc Esser“ gewarnt hatte, und was die erheiternde Wirkung des Weines angeht, so rät Dr. Heinz-Wilhelm Esser allen Ernstes, man solle seinen Alkoholkonsum auf zwei Glas Kölsch am Tag beschränken, was aber wohl nicht nur im Hause Kubicki als weltfremd empfunden wird.

Den Verschwörungstheoretikern sei nahegelegt: es besteht kein Zusammenhang zwischen der Tatsache, dass in jüngster Zeit die Zahl der Corona-Infektionen wieder angestiegen ist und gleichzeitig das Glockenspiel am Kölner Rathausturm eine Melodie von Jupp Schmitz erklingen lässt: „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel…“ Aber erst, nach dem wir uns „tot gefressen“ haben.

Copyright: Raap/Bär 2020

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Thousand-Island-Dressing ist nach einer Inselgruppe am Ontariosee benannt und gehört seit 1912 als Standard zur US-Küche. Basis ist Mayonnaise, und wem das zu mächtig ist, eine leichte Joghurtsauce, angereichert mit Salz, klein gehackten roten und grünen Paprikastücken, Paprikapulver, Chilisauce oder Tabascosauce, Tomatenmark, klein gehackte Zwiebeln, Olivcen, klein gehackten Gewürzgurken oder Pickles (in Essig eingelegtes Gemüse). (man kann stattdessn auch Cayennepfeffer nehmen). Man verwendest dieses Dressing als Salatsauce. Eine Abwandlung als Cocktailsauce für Krabben besteht aus Mayonnaise oder Joghurt, Salz, weißem Pfeffer, Tomatenmark, Chili- oder Tabascosauce, Worchestershiresauce, Zitronensaft, Meerrettich, Weinbrand oder Sherry, Dill.

Carbonade flamand – Vlaams stoofvlees Ein Klassiker der flämischen Küche mit Rindergulasch-Stücken, die man zusammen mit viel Zwiebeln und etwas Knoblauch scharf anbrät, dann mit dunklem, malzig schmeckendem Bier ablöscht (Leffe brune oder ein dunkles belgisches Trappistenbier, ersatzweise auch Albier, dunkles Köstritzer oder ein anderes deutsches Schwarzbier) und schließlich mit etwas Rinderfond, einem Schuss Essig, Senf, Porree, Sellerie, Lorbeerblatt und etwas Thymian weich schmoren lässt, wobei die Sauce dann schön sämig sein sollte.

Haselnussfrikadellen à la Karl-Josef Bär Schweinemett mit klein gehackten Zwiebeln und klein gehackten/gemahlenen Haselnüssen, Salz, Pfeffer, Muskatnuss, Majoran, Kümmel, Semmelbrösel, Eipampe und etwas Mehl vermengen, in Öl mit Zwiebeln scharf anbraten, mit Fleischbrühe auffüllen und mit Möhren und gelbem Paprika dünsten lassen, bis das Gemüse weich ist, zum Schluss frische Petersilie und frischen Schnittlauch hinzufügen.

Impressum: V.i.S.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln