Archive for Oktober, 2019

baer aktuell Nr. 273 – 3. Okt. 2019

Dienstag, Oktober 1st, 2019

Bild des Monats Oktober 2019:

Jürgen Raap, „Der verlorene Koffer“, 2019, Copyright: J. Raap 2019

Bär aktuell Nr. 273 — 3. Okt. 2019

Die Fußballnationalmannschaft Albaniens verweigerte beim Länderspiel gegen Frankreich zunächst den Anstoß, weil die Kapelle zum Auftakt versehentlich die Nationalhymne Andorras intoniert hatte. Der Stadionsprecher setzte noch einen drauf und riet den Zuschauern, „die Nationalhymne Armeniens“ zu respektieren. So sei daran erinnert, dass in Köln bei internationalen Sportveranstaltungen im Jahre 1948 als Ersatz-Hymne mehrmals der Karnevalsschlager „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ gespielt wurde, denn erst mit Gründung der Bundesrepublik gab es wieder die dritte Strophe des Deutschlandlieds als offizielle Hymne („Trizonesien“ meint in diesem Lied die „Trizone“, d.h. die damaligen drei westlichen Besatzungszonen nach 1945). Doch heute muss man unbedingt Markus Söder zustimmen, wenn er erklärt, es sei „unerträglich, wenn die AfD bewusst die erste Strophe des Deutschlandliedes singt“. Dann doch lieber „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien, heiditschibelatschibelabum, wir sind ja keine Menschenfresser, doch wir küssen um so besser, heiditschibelatschibelabum… “Oder meinetwegen alternativ auch die Nationalhymne von Andorra.

Bärs Bestatterkritik Wie man die Freuden des Diesseits und die Unausweichlichkeit des irgendwann eintretenden Jenseitigen mit wohlwollender Gelassenheit miteinander in Einklang bringt, weiß Christoph Kuckelkorn, in Personalunion Beerdigungssunternehmer und Präsident des Festkomitees Kölner Karneval. Unlängst lud der umtriebige Trauerhausbetreiber nämlich zu einem Konzert ein: „Brauhaus des Todes – Lamäng spielt im Bestattungshaus Christoph Kuckelkorn“. Wem das zuviel an brauhausseliger praller Lebensfreude war, der konnte sich anschließend auch noch einem anderen Programmpunkt widmen, denn in der Ankündigung hieß es allen Ernstes: „Neugierige haben die Gelegenheit zum Blick hinter die Kulissen eines Bestattungsinstitutes. Liegt man im Sarg bequem? Finden Sie es heraus.“ Nun ja, meint Herr Bär dazu, manches will man vielleicht doch lieber nicht so genau wissen. Aufs Probeliegen im Sarg, wie es auch früher schon Thema alberner Witze auf RTL II-Niveau war, verzichtet hingegen Kuckelkorns Konkurrent, das Bestattungshaus Pütz-Roth, denn hier ist für den 10. Oktober 2019 lediglich „Memento Mori- Ne kölsche Dudedanz“ mit Rolli und Benjamin Brings angekündigt, und der Programmzettel verspricht, an diesem Abend ginge es „zunächst ernst, dann zunehmend kölsch-katholisch“ zu. Doch nicht überall mündet das Totengräber-Marketing in derlei Firlefanzisierung, denn beim Bestattungshaus Ahlbach in Köln-Bickendorf bekommt man statt Event-Klamauk nützliche Informationen geboten für den Fall, dass die Verwandtschaft anfängt, einen für vergreist zu halten und sich dann Sonntag für Sonntag die Familienbesuche von Erbschleichern häufen: für den Umgang mit dem Nachlass noch zu Lebzeiten listet Ahlbach die Alternativen „vererben, verschenken, verkaufen“ auf und hat dazu eine Immobilienmaklerin und einen Rechtsanwalt als „Gastreferenten“ eingeladen, bei „Snacks und Getränken“ diese Varianten zu erläutern. Wenn einem allerdings das alles nicht zusagt und man allzu missratenen Erben eine lange Nase drehen will, bleibt einem nichts anderes übrig, als das Erbe rechtzeitig selbst zu verprassen, zum Beispiel bei „kölsch-katholischen“ Liederabenden mit Familie Brings oder im Kuckelkornschen „Brauhaus des Todes“.

Mit Herrn Bär im Theater – heute: „Offenbach – zwesche Kölle un Paris“, Puppenspiele der Stadt Köln (Hänneschen-Theater). Die jüngsten Fotos, die über das aktuelle Gesicht von Silvester Stallone in den Medien kursieren, lassen die Frage aaufkommen, ob hier die Natur gewirkt hat oder ein Gesichtschirurg über das Ziel hinausgeschossen ist, denn mit den wulstigen Lippen und den aufgeplusterten Wangen erinnert Stallones Antlitz ein wenig an Hermann Speichel („Speimanes“), der es auf der Puppenbühne schafft, „die Hüsger bunt em Aldermaat“ im Can-Can-Rhythmus darzubieten. In der Umbaupause bietet das Saalorchester rund zwei Dutzend Varianten von Offenbachs „Bacarole“ aus „Hoffmanns Erzählungen“, mal als Rock and Roll, mal als Hillybillybalade. Der notorisch burleske Tünnes tritt als holländischer Marineadmiral auf, der mit Seemannsgarn ‚a la Käpt’n Blaubär eine versnobte englische Adlige beeindrucken will: „Ich wor och ens Kapitän op enem Walfängerschiff. Da han mer vor Grönland ’ne Blauwal jefangen.“ Die Adlige: „Und woran haben Sie gemerkt, dass das ein Blauwal war?“ – Tünnes: „Dä wor besoffen. Ävver ich han och noch ’ne andere Wal jefangen. Dä hätt en Pappnas opjehat. Dat wo ’ne Karne-Wal…“

Die Freunde des gepflegten Kalauers brechen jedesmal in Jubel aus, wenn Herr Bär Karl Lauterbach mit Kurt Lauterbach verwechselt. Karl Lauterbach stammt aus Düren, spricht hochdeutsch mit rheinischem Akzent, ist gesundheitspolitischer Sprecher der SPD und bewirbt sich derzeit um deren Parteivorsitz. Kurt Lauterbach (1920-1993) stammte aus Solingen, sprach so ähnlich wie Karl Lauterbach und trat im rheinischen Karneval als „schöner Mann vom Lande“ auf, wobei er den Hut so tief über die Stirn zog, dass seine Segelohren unter der Hutkrempe abknickten, was wohl komisch wirken sollte. Karl Lauterbach hingegen begnügt sich um der komischen Wirkung willen mit einer Fliege anstelle einer Krawatte. Kurt Lauterbach erklärte einmal die hohen Alltagspreise in Skandinavien mit dem Wortspiel „Dänemark ist ein teures Land, dä ’ne Mark und dä ’ne Mark, schon biste paar Mark los“: eine Pointe, die schon damals nicht jeder verstand, und wenn der gelernte Mediziner Karl Lauterbach die Kostenexplosion im Gesundheitswesen erklärt, die u.a. auf „aggressives Marketing der Pharmaindustrie“ bei Ärzten und Patienten zurück zu führen sei, lacht auch keiner. Fachlich kreuzten sich die Biografien der beiden Lauterbachs, als der Politiker und Mediziner Karl Lauterbach 2010 für den Opladener Karnevalsverein „Wupperveilchen e.V.“ eine „Fahrt nach Berlin“ organisierte. Den nächsten „Vereinsausflug“ unternahmen die „Wupperveilchen“ dann 2012 doch lieber nicht erneut nach Berlin, sondern zur „Erlebnisbrauerei Hachenburg“, wobei die Vereinschronik anmerkt, dass auf der Busfahrt „selbst hergestellter Schnaps als Hustensaft“ konsumiert wurde. Als Karl Lauterbach twitterte, „Auch bei uns werden bei Virusinfekt nutzlos Antibiotika eingesetzt“, empörte sich in seiner Antwort per Re-Tweet ein gewisser Günter V.: „In der Agrarwirtschaft wird Antibiotika wie Hustensaft eingesetzt. Das sind alles politische Entscheidungen, Herr Lauterbach!“ Immerhin nicht auf Busausflügen von Opladener Karnevalisten, denn da nimmt man statt Antibiotika lieber selbst gebrannten Schnaps – eine ebenfalls „politische Entscheidung“, die man in der Vereinschronik nachlesen kann. Herrn Bärs Prognose: Die SPD-Mitglieder unter den Opladener „Wupperveilchen“ wählen bestimmt Karl Lauterbach zum neuen Vorsitzenden, da sie ihn nach dem Genuss von genügend Hustensaft für einen Wiedergänger von Kurt Lauterbach halten.

© Raap/Bär 2019

Bericht in der Fuldaer Zeitung zur Ausstellung von Siglinde Kallnbach mit Jürgen Raap im Naturmuseum Tann/Rhön

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Beachten Sie bitte folgenden Veranstaltungshinweis: Am 18. Oktober 2019 hält Jürgen Raap einen Vernissagenvortrag zur Ausstellung von Heinz-Josef Mess „brainticket freedom“ in der Galerie N. 18 Bernd Bauer, Norbertstr. 18, Köln.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Krautfleckerln

„Fleckerln“ sind eine traditionelle österreichische Nudelsorte, die man separat kocht und dann anschließend mit den übrigen Zutaten vermischt. Zwiebeln werden glasig gedünstet, dann gibt man geraspelten Weißkohl hinzu, würzt das Ganze mit Salz, Pfeffer, Essig und Kümmel, füllt es mit Bouillon auf und lässt es köcheln, bis der Kohl weich ist. zum Schluss streut man gehackte Küchenkräuter hinein und reicht dazu Brot.

Kalbskotelett oder Hammelkoteletts à la Singarat

Ein historisches Rezept, nach dem man 1876 in Hamburg in „Wilkens Keller“ das Fleisch zubereitete: das Kalbskotellet wird paniert, die Hammelkotellets nicht. Das Fleisch wird von beiden Seiten scharf angebraten und dann weich gedünstet, dazu servierte man ein Pürree aus gepökelter roter Rinderzunge, für das man die Spitze des Zungenstücks in dünne Streifen schnitt und diese klein hackte und dann mit einer hellen Sauce verrührte.

Palatschinken ist ein dünner Eierpfannkuchen, in Österreich eine mit Nusscreme, Marillenmarmelade, Quark oder anderen Zutaten gefüllte Teigspeise. Das Wort leitet sich vom rumänischen „placinta“ und vom ungarischen „palacsinta“ ab. Der ungarische Koch Karl Gundel (1883-1956) erfand den Gundel-Palatschinken mit einer Nuss-Rosinen-Rum-Füllung und Rum-Schokoladensoße. Im Wiener Hotel Sacher serviert man diesen „Gundel-Palatschinken“ mit einer Garnitur aus karamellisierten Walnüssen.

Empfehlenswert ist ein kulinarischer Streifzug durch die Hongkong-Küche, die in ihrer Mildwürzigkeit der kantonesischen Küche recht ähnlich ist: Gefüllte Teigtaschen als Vorspeise, die man in kleinen Bambuskörben dünstet, findet man inzwischen auch in deutschen Supermärkten, um sie zu Hause zuzubereiten. Da Hongkong eine Insel ist, dominieren hier Fischgerichte die Regionalküche. Für einen Goldbarsch (oder Rotbarsch) nach typischen Rezept nehme man als Marinade Sesamöl, Sojasauce, Mango Chutney, Zitronensaft, Zitronengras, etwas gelben Curry, frisch geriebenen Ingwer, Lauchzwiebeln, Knoblauch, frischen Koriander, Honig und Sechzuan-Pfeffer, lasse den Fisch 2-3 Std. darin ziehen und grille oder brate ihn dann, wobei man nach dem Wenden die Oberseite mit der restlichen Marinade bestreicht.