Archive for August, 2013

bär aktuell nr. 158

Samstag, August 17th, 2013

Gut gegeben Sehr souverän reagierte der famose Franz Beckenbauer auf die Frage, ob er zu Hause einen W-LAN-Anschluss hätte. Antwort Beckenbauer: „Wieso W-LAN? Ich habe doch meine Frau!“
Eine Antwort, die man in dieser Form eigentlich eher von Lothar Matthäus erwartet hätte.

Bärs Bestatterkritik Zu den beliebtesten Bestatter-Witzen, die man sich derzeit im Kölner Totengräbergewerbe erzählt, gehört jener, man habe in der Friedhofsgastronomie das „Herren-Gedeck“ (1 Kölsch und 1 Korn) um ein „Melaten-Gedeck“ erweitert: 1 Kölsch und 1 Kuckelkorn. Pointenerklärung für Imis: Melaten ist der Zentralfriedhof in Köln. Wenn der Kölner charmant sein will, dann bezeichnet er stark ergraute Haare als „melaten-blond“. Der Bestatter Christoph Kuckelkorn ist in Personalunion auch künstlerischer Leiter des Kölner Rosenmontagszuges und damit der lebende Beweis für die These des Bonner Kunsthistorikers Prof. Heinrich Lützeler, dass man es im Rheinland verstehe, „das Erhabene ein wenig dem Erheiternden anzunähern“. Darum bemüht sich ebenfalls der Konkurrent Pütz-Roth, der in seinem Bestattungsunternehmen am 26. September 2013 eine „kölsch-bergische Revue“ mit Heinz Monheim unter dem vielversprechenden Titel „Et hätt noch immer jot jejange“ zelebriert, was in diesem Kontext gewiss tröstlich klingt, egal, welchen Jenseitsvorstellungen man individuell anhängt. Über das Bestattungshaus Ahlbach in Köln-Bickendorf weiß unterdessen ein Internet-Nutzer namens „hyperactiveman“ zu berichten, es gäbe dort im Schaufenster immer „Sarg Specials“ für „Lokalpatrioten und Designliebhaber“ zu bestaunen. Aber das alles reicht nicht an die Umtriebigkeit von Christoph Kuckelkorn heran, der es auch sonst versteht, einem gemeinhin auf Pietät und Takt basierenden Gewerbe via Boulevardpresse manchmal sogar einen Hauch Seifenoper zu verleihen.

Die Deppen der Wahlkampfgestaltung werden nicht müde, ihr Publikum zu veralbern mit gründlich geschönten Politikerporträts. Mutti Merkel haben sie auf den Plakaten jählings um 20 Jahre verjüngt, und jetzt sieht sie so aus wie früher Marika Rökk in der „Homorcenta“-Werbung. Nur Merkels Prinz Eisenherz-Frisur will dazu nicht so recht passen. Auch Guido Westerwelle wirkt auf den Plakaten so, als ob er sich weigern würde, endlich erwachsen zu werden, und beim Antlitz von Rainer Brüderle glaubt man, im Gentech-Labor sei ein Kreuzungsversuch mit einem Meerschweinchen gründlich in die Hose gegangen. Dafür haben sie den jugendlichen Gesundheitsminister Daniel Bahr so zurecht geknautscht, als ob er jahrelang Medikamentenmissbrauch betrieben hätte. Die Grünen hingegen haben im Wahlbezirk Köln-Weidenpesch als Spitzenkandidatin eine Frau namens Katharina Dröge aufgestellt, bei ihrem Porträt kosmetisch allerdings wohl nicht allzuviel verändert, mit dem Ergebnis, dass beim Anblick dieses Wahlplakats niemand die Formel „Nomen est omen“ in Abrede stellen mag.
Der Schlagersänger Costa Cordalis indes rückte nicht nur seinem Porträt computergrafisch zu Leibe, sondern auch seinem realem Gesicht, indem er sich in selbiges zwecks Auffrischung nämlich Körperzellen aus seinem Gesäß spritzen ließ. Als sich dadurch der erwünschte Verschönerungseffekt jedoch nicht einstellte, fasste die BILD-Zeitung die ganze Geschichte in dem Satz zusammen: „Costa Cordalis: erst Arsch im Gesicht, dann Gesicht im Arsch“. Das wiederum trifft auch auf die computergrafische Gestaltung mancher Porträts auf Wahlkampfplakaten zu.

Als Herr Bär jüngst sein Fahrrad reparieren ließ, belehrte dort der Mechanikermeister seinen Lehrjungen: „Wenn du nicht weißt, was du tust, dann lass es lieber bleiben“. Das sollte man auch manchen Politikern und ihren Wahlkampfgestaltern ins Stammbuch schreiben. Als die Grünen nämlich im Wahlkampf forderten, in Kantinen künftig einen vegetarischen „Gründonnerstag“ zu institutionalisieren, haben sie wohl nicht daran gedacht, dass auch der Vegetarier Adolf Hitler in den 1930er Jahren schon einmal staatlich verordnete Eintopfsonntage durchsetzte, dass aber auch völlig unabhängig davon bei manchen Zeitgenossen ein autoritär von oben verordneter „Veggie-Day“ einen äusserst faden Beigeschmack haben könnte, so wie manches andere, was mit typisch deutscher Verordnungs- und Regulierungswut durchgesetzt wird: ein Leserbriefschreiber bekundete jedenfalls im „Kölner Stadtanzeiger“ trotzig, aus Protest gegen den moralisierenden Rigorismus der Grünen habe er sich zu „Lommi“, d.h. in die Traditionsgaststätte „Lommerzheim“, begeben, um dort mit Hochgenuss ein extra dickes schön paniertes Schweinekotelett zu verzehren. Gewiss ist die Gaststätte „Lommertzheim“ ein Ort, an dem man sich vor den Zumutungen der Grünen sicher fühlen kann, denn völlig abwegig wäre die Vorstellung, ausgerechnet hier könne Katharina Dröge mit dem Gründonnerstags-Programm ein Direktmandat erringen.

© Raap/Bär 2013

bild des monats august 2013

Freitag, August 2nd, 2013

„Herr Bär, der Platz auf Ihrem Bild ist ja völlig mit Grünzeug zugewuchert!“
Bär: „Jo jo, do müsste ens einer met dä Heckenschere ran. Ävver dafür is dat Grünflächenamt zuständig. Ich han dat nur jemalt“.
„Kann man also behaupten, in diesem Bild seien Naturwahrheit und Kunstwahrheit identisch?“
Bär: „Zur Zeit noch ja. Ävver wenn dat Grünflächenamt dat Grün wat zurecht geschnitten hat, ändere ich nix mehr an däm Bild…“

Karl-Josef Bär/Jürgen Raap, „Der Wassermann“, 2013
baer/raap "der wassermann" 2013