Archive for Juni, 2023

Baer aktuell 325 – 22. Juni 2023

Donnerstag, Juni 1st, 2023

Bild des Monats Juni 2023: Jürgen Raap, „Trommelgeister“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2023

Baer aktuell 325 – 22. Juni 2023

Barrierefreiheit sieht anders aus, dachte sich Herr Bär, als er sich auf eine abenteuerliche U-Bahn-Fahrt von Köln-Ehrenfeld nach Köln-Kalk einließ, mithin nach Rheinisch-Sibirien. Haltestelle Ehrenfeldgürtel: Rolltreppe kaputt. Haltestelle Neumarkt: Rolltreppe zur Zwischenebene kaputt, die andere Rolltreppe ins Oberirdische auch. Dort quetschten sich dann in die Linie 1 Rollator-Fahrgäste höchst mühsam in die dicht gedrängte Traube von 49-Euro-Ticket-Passagieren. Immerhin bekam Herr Bär von einer hübschen jungen Dame einen Sitzplatz angeboten, aber Herrn Bärs Urologe hatte ihn ja schon vor Jahren gebrieft: „Wenn Ihnen das mal passiert, dann sehen Sie wirklich stark gealtert aus“. Nun ja, an der Haltestelle „Kalker Kapelle“ funktionierte die Rolltreppe zwar, bei der Rückfahrt auf der anderen Seite des U-Bahnhofs die andere Rolltreppe jedoch nicht, so dass es zwischen dem linksrheinischen, westlich orientierten römisch-zivilisierten Köln und den rechtsrheinischen Stadtteilen wie Kalk aus Sicht der linksrheinisch Angesiedelten eben in einem sibirisch anmutenden und damit klischeehaft als  barbarisch etikettierten Kölner Osten bei Herrn Bärs Abenteuerfahrt in Sachen defekter Rolltreppen 3:1 zugunsten der „Schäl Sick“ stand, d.h. der „schielenden“ rechtsrheinischen östlichen Seite. Bei den Kölner Verkehrsbetrieben KVB sind bei kaputten Rolltreppen übrigens Aufzüge keine Alternative, denn wenn die nicht auch kaputt sind, dann riecht es in ihnen oft olfaktorisch höchst bedenklich, und weil eine Fahrt mit der KVB ja sonst schon abenteuerlich genug ist, verkneift man sich dann doch lieber ein weiteres bakteriologisches Abenteuer in eben jenen verdreckten Aufzügen. So funktioniert die von der Bundespolitik vollmundig angekündigte Verkehrswende jedenfalls nicht, und Herr Bär möchte gerne wissen, ob der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in Köln jemals U-Bahn gefahren ist und danach zum Auto-Fetischisten mutiert ist, so wie Christian Lindner, der kürzlich bekundete, er verspüre Lustgefühle beim Aufheulen des Boxer-Motors seines Porsches. Jedenfalls unternimmt die KVB infrastrukturell nicht sehr viel, um Porsche-Fahrer zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen. Soll man nun den Klima-Aktivisten raten, sich doch mal in der Kölner U-Bahn aus Protest an einer defekten Rolltreppe fest zu kleben? Wo dort doch sowieso schon alles kaputt ist, könnten sie ja nicht noch mehr Schaden anrichten. Copyright: Bär/Raap 2023

Olaf Scholz hatte bislang nicht den Ruf einer großen Volksnähe, etwa so, wie ein marktschreierischer Aalverkäufer in Hamburg. Jener Autofahrer, der sich einfach in den Konvoi des Kanzlers einfädelte und es so „in einen Sicherheitsbereich des Frankfurter Flughafens geschafft und dort auf dem Rollfeld Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erst einen Händedruck gegeben und ihn dann umarmt hatte“ („Express“) war auch kein überschwänglicher Scholz-Fan, sondern „er habe geglaubt, es handelte sich um eine große Familienhochzeit“ („BILD“). Dem Mann fiel allerdings nicht auf,  dass gar keine Braut zugegen war, und er machte sich wohl auch keine Gedanken darüber, ob Olaf Scholz nun der Bräutigam oder der Brautvater sei. Und hier setzt in „bär aktuell“ nun die „Geschichte hinter der Geschichte“ an: Womöglich hatte der Mann noch die Berichte über Christian Lindners opulente dreitägige Hochzeitssause auf Sylt vor Augen und dachte sich, bei dieser vermeintlichen Hochzeitsfeier mit Olaf Scholz auf dem Frankfurter Flughafen fiele vielleicht auch für ihn ein halber Hummer und ein Glas Champagner ab. Das Vorgehen des Mannes erinnert Herrn Bär an Heinrich Peter Bock (1822-1878), der in Köln als „Maler Bock“ allerdings nie ein Bild gemalt, sondern sich darauf spezialisiert hatte, uneingeladen auf Hochzeitsgesellschaften aufzutauchen, der Braut einen Blumenstrauß zu überreichen, sich alsdann gründlich am Buffet zu laben und anschließend den Strauß wieder mit zu nehmen mit der Begründung, er müsse gleich noch einer anderen Dame gratulieren. Auch Olaf Scholz bekam keinen Blumenstrauß überreicht. Copyright Bär/Raap 2023

In kölschen Brauhäusern wurde man vom Köbes immer schon geduzt. Das ist ja auch völlig in Ordnung, denn die kölsche Sprache kennt kein „Sie“, sondern man sagt stattdessen „Sidd eso jot un doht dat“ (Seid so gut und tut das, statt Seien Sie so gut…). Aber wenn sich ein Elektrizitätskonzern an seine Kunden mit der Anrede wendet, „Hallo, wir möchten Dich über die neuen Stromtarife informieren“, hat das nichts mehr mit vertrauter rheinischer Lässigkeit zu tun, sondern ist nur ein saublöder Marketing-Gag einer scheinbaren Anbiederung, über den man angesichts der heutigen Energiepreise schon irritiert sein kann, denn für das viele Geld kann man von denen als eiskalt abgezockter Gebührenzahler wohl etwas mehr Höflichkeit und weniger Saloppheit verlangen, zumal sie einem sofort den Strom abstellen und sofort wieder zum „Sie“ wechseln, wenn man die Rechnung nicht bezahlt hat. Über die mehr und mehr zunehmende neumodische Angewohnheit, in Restaurants oder Cafés fremde Gäste einfach ungefragt zu duzen, was trotz der inflationär hohen Menüpreise vorzugsweise um eine Work-Life-Balance bemühte und daher zumeist lustlos-matt heranschlurfende studentische Aushilfskellner gegenüber seriösen älteren Herren nonchalant mit den Worten „Hi, möchtest Du auch was bestellen“ praktizieren, und was dann als kumpelhaft anmutende Distanzlosigkeit von manchen Benimmpäpsten heut zu Tage sogar als Einübung „flacher Hierarchien“ toleriert oder sogar angepriesen wird, merkte der Sender SWR an: „Ist das ein Problem? Ja: Denn das Du kann nur dann seine Wirkung erzielen, wenn es im Sie seinen Widerpart hat, wenn es der Unterscheidung dient. Wenn alle immer Du sagen, verliert das Du seine Besonderheit.“ Denn wenn auch das Finanzamt sich mit einem Anschreiben meldet, „He, Du da, wir hätten gerne noch Deine letzte Umsatzsteuer-Voranmeldung“, erweist sich die Suggestion einer vermeintlich flachen Hierarchie einfach nur als bloße Veralberung, wenn die Steuerfahndung einem die Matraze umdreht, ob man da im Bettkasten nicht doch noch einen Sparstrumpf mit Schwarzgeld versteckt hat und -flache Hierarchie hin oder her – einem säumigen Steuerzahler beibringt, wer im hierarchischen gesellschaftlichen Gefüge über die Finanzhoheit verfügt, wo also mithin im Finanzamt der Hammer hängt.

Von Hunden und Friseuren soll hier die Rede sein, pünktlich zum „Welttag des Dackels“ am 21. Juni 2023. Die „BILD“-Zeitung eröffnete das mediale, d.h. nachrichtenarme Sommerloch mit der Meldung, dass Pudel Fritz aus einem Hundesalon ausgebüxt sei und dann von einem Auto überfahren wurde, woraufhin Fritzens Herrchen den Hundefriseur verklagte, zum Trimmen seines Fells hätte der Pudel doch angeleint sein müssen. – In Kölner Wirtshäusern kursiert derzeit folgender Witz über den Kölner Kardinal Woelki, wie dieser zum Friseur geht, und der Friseur ihn leutselig fragt: „Na, Herr Kardinal, wo jeht et denn dieses Jahr im Urlaub hin?“- Darauf Woelki: „Nach Rom natürlich!“ Der Friseur ist entsetzt: „Aber Herr Kardinal! Im Sommer ist et in Rom doch vill ze heiß, die fürchterliche Hitze halten Se da nit us. Und in dä Hitze is die janze Stadt och noch total verstunken! Und dann die vielen Touristen! Un dä janze Nepp in dä Gastronomie, die hohen Hotelpreise, nä, nä, Herr Kardinal!“ Doch Woelki beharrt: „Ich muss nach Rom, ich habe eine Audienz beim Heiligen Vater!“ Nach sechs Wochen kehrt Woelki wieder beim Friseur ein, und der fragt: „Na, Herr Kardinal, wie war et dann in Rom?“ – „Och“, sagt Woelki, „so heiß war es da gar nicht. Die Temperaturen waren richtig angenehm. Die Stadt hat auch nicht gestunken, und es waren auch nicht zu viele Touristen da. Ich habe auch keinen Nepp erlebt: ich hatte in einem Kloster ein schönes billiges Gästezimmer und bei den Klosterbrüdern auch gut und billig gespeist“. Fragt der Friseur weiter: „Un wie war et beim Papst?“ Woelki: „Ja, stellen Sie sich das mal vor: da legt mir der Heilige Vater die Hände auf die Schulter und sagt: Woelki, was haben Sie bloß für eine bescheuerte Frisur!“ Copyright: Raap/Bär 2023

Darauf haben wir lange gewartet: Olaf Scholz hatte endlich mal nicht nur herum gescholzt, sondern unlängst ein donnerndes Machtwort gesprochen und die Klebeaktionen moralisch überheblicher Klimaaktivisten als „völlig bekloppt“ gegeißelt. „Der Stern“ verglich kürzlich die Körpergröße von Olaf Scholz (1,70 m) mit jener von Napoleon I. (1,66 m laut Totenschein) und leitete daraus ein napoleonisches Selbstbewusstsein von Olaf Scholz ab. Dazu ist bei Wikipedia nachzulesen: „Der Begriff Napoleon-Komplex wurde von dem Psychologen Alfred Adler geprägt und bezeichnet das vermutete Verhalten, eine kleine Körpergröße durch von außen sichtbare Erfolge und Statussymbole zu kompensieren“. Der Journalist Stephan-Götz Richter hatte bereits 2021 Olaf Scholz und Emmanual Macron als „die zwei Napoleons“ apostrophiert: „Beide Männer vertrauen ihrer eigenen Denkkraft so unbedingt, dass sie schnell als arrogant angesehen werden“. Aber während Macron sich hin und wieder durchaus emotional gäbe, heißt es über unseren Bundeskanzler: „Olaf Scholz fällt es dagegen sehr schwer, wenigstens ein bisschen Emotionalität zu versprühen“. Oder mit schwungvollen Signaturen für Heiterkeit zu sorgen.  Als Olaf Scholz sich jüngst ins Goldene Buch der Stadt Köln eintrug, monierte jedenfalls das Boulevardblatt „Express“ die Unterschrift: „Wie Kinder-Gekritzel sieht sie aus und ähnelt statt Olaf Scholz eher den Buchstaben ‚Oin’…“, und im Internet hatte schon früher ein Nutzer kommentiert: die Signatur von Olaf Scholz sei „einfacher zu fälschen als ein Impfpass“. Und wenn Olaf Scholz schon mal versucht, einen Witz zu machen, lacht außer ihm garantiert keiner über die Pointe.

Noch ein Witz, den man sich derzeit in Köln über den Kardinal Woelki erzählt Woelki hat einen sprechenden Papagei, der aber immer nur „Tach, Eure Eminenz“ sagt. Als der Papst seinen Besuch in Köln ankündigt, versucht Woelki, dem Papagei beibringen, „Tach, Eure Heiligkeit“ zu sagen. Doch so oft er sich vor den Papageienkäfig stellt und ihm „Tach, Eure Heiligkeit“ vorsagt, antwortet der Papagei immer nur mit „Tach, Eure Eminenz“. Woelki sucht Rat bei einem Zoohändler, und der meint: „Papageien plappern zwar das nach, was sie akustisch hören, aber das allein ist nicht entscheidend, denn der Papagei erkennt Sie optisch nicht als Papst. Besorgen Sie sich doch bei einem Kostümverleih ein schönes buntes Papstkostüm, dann klappt das schon“. Woelki sucht also einen Karnevalsbedarfsladen auf, verkleidet sich dort als Papst und stellt sich dann vor den Papageienkäfig: „Tach, Eure Heiligkeit!“ Doch der Papagei antwortet nur mit: „Kölle Alaaf!“

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Marinierte Wachtelbrüstchen mit Morcheln und Pfifferlingen, dazu Poree-Gemüse: Getrocknete Morcheln und getrocknete Pfifferlinge 1-2 Std. wässern. Frische Wachtelbrüstchen einen halben Tag lang in Olivenöl, Pfeffer (gemahlener grüner Pfeffer und Szechuan-Pfeffer), Rosmarin, Thymian und Knoblauch marinieren. Der Szechuan-Pfeffer hat ein spezielles Aroma, durch den pflanzlichen Wirkstoff Cineol und andere Aromastoffe, denn er ist botanisch mit den Zitruspflanzen verwandt. Die Bruststücke dann in einer Pfanne in Olivenöl scharf anbraten, mit Geflügelfond ablöschen bei mittlerer Flamme dann durchgaren lassen, nachsalzen und den Rest Marinade dazugeben, dazu ein kleiner Schuss Kochsahne, Porree in Scheiben schneiden, in Kräuterbutter andüsten und in Kochsahne weichkochn, würzen mit Salz, Pfeffer, etwas Ingwer.

Wachtelbrüstchen, Foto: S. Kallnbach

Stubenküken mit Apfel-Morchelfüllung Stubenküken von außen und innen salzen, pfeffern, mit flüssigem Bärlauch einreiben. Getrocknete Morcheln gründlich wässern. Das Innere mit Apfelstücken, Selleriestücken, Morcheln, Rosmarin, Thymian füllen und mit einem Stück gelbem oder grünem Gemüsepaprika verschließen. In einer Casserole mit Geflügelfond im Backofen zusammen mit Möhrenstückchen bei 180-200 Grad von beiden Seiten insgesamt 35-45 Min. garen. Den Fond abgießen und mit etwas Sahne zu einer Sauce abbinden.

Schawarma In Deutschland wird das türkische Döner Kebap heute oft aus Hackfleisch angeboten. Ursprünglich wurde dieser Spieß jedoch mit aufeinander geschichteten Fleischscheiben bestückt, und beim arabischen Schawarma gilt dies immer noch. Ursprünglich nahm man auch für Schawarma nur Lamm- oder Hamelfleisch, heute auch Rind oder Geflügel. Das Fleisch wird in Zitronensaft, Zimt, Kreuzkümmel, Koriandersamen, Kardamom, Kurkuma, Gewürznelken, Paprika, Pfeffer, Minze und Knoblauch mariniert und dann auf einem senkrechten Drehspieß gegrillt. Dass im türkischen und arabischen Kulturraum Fleischstücke vom Spieß in dünnes Fladenbrot eingewickelt werden, ist übrigens keine Errungenschaft heutiger Imbisskultur, sondern wurde von von Helmuth von Moltke berichtet, als dieser 1836 Militärberater des Osmanischen Reiches war.

Seezunge mit Spinat Frischen Blattspinat gründlich waschen, klein hacken und in Knoblauchbutterkurz andünsten, dann Kochsahne hinzufügen und garen lassen. Würzen mit Salz, Pfeffer, einer Prise Muskat, frischem Knoblaich oder Bärlauch-Pesto. Seezungen von beiden Seiten salzen, pfeffern und mit Zitronensaft beträufeln. In einer Mischung aus Olivenöl und Knoblauchbutter von beiden Seiten braten, nach dem Wenden Salbeiblätter- und Rosmarinnadeln hinzufügen und noch einen Klacks Knoblauchbutter auf der Oberseite zerlaufen lassen.

Spargel auf französische Art Der Spargel wird wie gewohnt in leicht gesalzenem Wasser gekocht. Auberginen im Backofen ca. 45 Min. backen, dann die Haut abziehen, das Fruchtfleisch pürieren und mit Olivenöl, Balsamicoessig, Salz, Pfeffer, etwas Chili, frischer Minze Knoblauch und Petersilie vermengen, in kleinen Knubbeln auf dem Teller anrichten, Joghurt mit Salz, Pfeffer und Schnittlauch verrühren und einen Klacks dazu auf den Tellern anrichten, außerdem Röllchen von gekochtem Schinken. Wer will, kann auch eine Vinaigrette aus Olivenöl, Balsamicoessig, Petersilie, Schnittlauch und etwas Senf über den Spargel geben.