Archive for Mai, 2019

baer aktuell 264/265/266

Donnerstag, Mai 2nd, 2019

Bild des Monats Mai 2019:

Jürgen Raap, „Die magische Mauer von Mahares“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2019


Bär aktuell Nr. 264 – 3. Mai 2019

Den Fanatikern der „Sprachhygiene“ und der „Sprachüberwachung“ las in einem „Spiegel“-Interview der Theaterdramaturg und Aktivist Bernd Stegemann kürzlich gehörig die Leviten, und als Mitbegründer der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“ ist Stegemann ganz gewiss über jeden Verdacht erhaben, wie ein Rechtspopulist verbal auf die Political-Correctness und die von deren Protagonisten losgetretene „Dialektik der Empörungsindustrie“ einzudreschen: „Wenn Linke meinen, Menschen moralisch erziehen zu müssen, sind sie auf dem Holzweg“, sagt Stegemann zu dem Dogma vermeintlicher Gutmenschen, „wenn sich jemand von einer Bezeichnung gekränkt fühlen könnte“, dann müsse dieses Wort „unbedingt vermieden werden“.

Über den Firmennamen „Mohren-Apotheke“ hat sich nämlich bislang noch kein Afrikaner beschwert, wohl aber die eifernden nicht-mohrigen Sprachhygeniker. Wohlgemerkt: es soll und darf niemand durch unziemlichen Sprachgebrauch herabgewürdigt oder diskriminiert werden, findet auch Herr Bär. Aber wie der linke Theaterprofessor Bernd Stegemann, so lehnt auch Herr Bär gleichzeitig ebenso die „absolute Forderung ab“, dass das Opfer einer Bezeichnung oder gar einer Beschimpfung „immer recht hat. Wer ihm widerspricht oder das subjektive Empfinden“ des Bezeichneten oder Beschimpften anzweifelt, „hat sich schon ins Unrecht gesetzt. Das ist eine interessante Umdrehung der Machtverhältnisse, weil nunmehr allein das Opfer darüber entscheidet, wodurch es zum Opfer geworden ist und wie sich die Gesellschaft ihm gegenüber zu verhalten hat“.

Das lehnt auch Herr Bär ab. Er setzt als ein linksbürgerlicher Bohemien einer solchen Umkehrung der Machtverhältnisse selbstbewusst entgegen: Wer sich von mir beleidigt fühlen darf, entscheide immer noch ich!

In der Soziolinguistik kennt man das Fallbeispiel, dass beim Sprechakt der „rituellen Beschimpfung“ ein Afro-Amerikaner zu einem anderen durchaus „Du Nigger“ sagen darf, aber nicht ein Weißer zu einem der beiden. Manchmal eskaliert die rituelle Beschimpfung aber auch unter denjenigen, die sich gleichermaßen in der gesellschaftlichen Opferrolle sehen – kürzlich kam es in Berlin zu einer Massenschlägerei zwischen den Anhängern zweier Rapper, die sich via Youtube im Unterschichten-Jargon gegenseitig Verbalinjurien an den Kopf geworfen hatten – die etwas einfältige Gefolgschaft dieser beiden Rapper hatte schlichtweg nicht begriffen, dass das Prinzip der „rituellen Beschimpfung“ in jenen Kreisen einer martialisch zelebrierten Hiphop-Kultur eben darin besteht, in vulgärer Weise die Beleidigung mit einer noch größeren solchen zu kontern und dann wieder einen drauf zu setzen.

Auch der Hellhäutige bzw. der Europäer kann sich heut zu Tage wie in der von Bernd Stegemann beschriebenen Opferrolle fühlen, wenn man ihn – was ja inzwischen leider Mode geworden ist – als „alten weißen Mann“ beschimpft, was dann schon mal von feministischer Seite zu der Frage führt: „Und was ist mit den alten weißen Frauen?“ Sind die nun Opfer des Patriarchats oder global auch „Täter*innen“ (sic!) in der Unterdrückung und Ausbeutung all derjenigen, die nicht weiß und jünger sind?

„Die sogenannte Identitätspolitik blendet ökonomische Verhältnisse“ aus, meint der marxistisch versierte Aktivist Stegemann, und da hat er durchaus recht: Glauben die Anhänger der Political Correctness allen Ernstes, der Kapitalismus werde über Nacht abgeschafft oder zumindest die Ausbeutung der Dumpinglohn-Arbeiterinnen in den maroden Textilfabriken von Bangladesh, wenn in den Vorstandsetagen westlicher Textilkonzerne künftig nur noch junge schwarze Managerinnen das Sagen hätten und nicht mehr „alte weiße Männer“, und man diese Führungskräfte dann politisch korrekt als „Chefi*innen“ bezeichnen würde? Bernd Stegemann konstatiert, es „entbrennt“ nun „ein Kampf um die besten Plätze in der Opferhierarchie… auch unter weißen Männern können sich viele in einer Opferposition befinden, als Ausgegrenzte, Arbeitslose oder prekär Beschäftigte…“

Über die Haarmode des „Undercuts“ mit kahl geschorenen Schläfen hat Herr Bär sich an dieser Stelle schon mehrfach mokiert – trug doch Heinrich Himmler in den 1930er Jahren das Haar an den Seiten ähnlich kurz getrimmt, weshalb in den Augen von Herrn Bär diese heutigen „Undercut“-Frisuren bisweilen etwas Machohaft-Faschistoides ausstrahlen, wobei dieser Heinrich Himmler- Haarschnitt allerdings zumeist in Kreisen verbreitet ist, die vermutlich gar nicht wissen, wer Heinrich Himmler eigentlich war. In anderer Hinsicht zu belächeln ist indessen das Erscheinungsbild des 28jährigen CDU-Jünglings Philipp Amthor, der mit seinem straff gekämmten Seitenscheitel-Haarschnitt aussieht wie ein Konfirmand in den 1950er Jahren. Allerdings hat sein Stilberater ihm zu dieser Frisur die falsche Brille verpasst, nämlich so ein viel zu amerikanisch-modern aussehendes Gestell. Zu einem Philipp Amthor-Haarschnitt passt besser die klassische AOK-Kassenbrille der 1970er Jahre, findet Herr Bär, so ein klobiges Gestell, wie es damals unter westdeutschen Rentnern Standard war. Damit gäbe es garantiert ein paar tausend ebenfalls modisch verwirrte Follower mehr auf facebook. Richtig „stylisch“ wirkt man als Philipp-Amthor-Fan mit dieser Frisur und solch einer Erich Honecker-Brille freilich erst dann, wenn man dazu auch noch knarzig-stinkende Zigarren der Marke „Deutsche Jagd“ „Weiße Eule“ oder „Handelsgold“ raucht und nicht diesen neumodischen E-Zigaretten-Kram.

© Raap/Bär

Bildstrecke „Bär aktuell spezial“: „Rhein in Flammen“ 2019, Fotos: Copyright Raap/Bär 2019 – alle Rechte vorbehalten

Rhein in Flammen, Copyright: Raap/Bär 2019

Bär aktuell 265 – 8. Mai 2019:

Sich das Feuerwerksspektakel „Rhein in Flammen“ zwischen Bad Hönningen und Bonn von einem Ausflugsdampfer aus anzuschauen lohnt sich insofern, als einem hier eine musikalische Begleitung durch die notorischen „Höhner“ erspart bleibt, die ansonsten in Köln immer derlei volkstümliche Events mit Rumtata-Stimmungskrachern zu beschallen pflegen. Doch in Bonn ist 2019 Beethovenjahr, und so spielen sie dann zu einem Feuerwerk in Bonn natürlich eine Musik ab, die sich für ein Publikum, das sonst nur an die „Höhner“ gewöhnt ist, zumindest so ähnlich anhört wie Beethoven. Es war also ein wunderbarer Abend, nur etwas eingetrübt durch die Tatsache, dass sie auf diesem Ausflugsdampfer die Sauce zum Zwiebelrostbraten aus Tütenpulver zusammen gerührt hatten und man dazu ein Industriebier aus dem Ruhrgebiet und kein Kölsch gereicht bekam.

Zu Wahlkampfzeiten finden sich als Kandidaten bei den Splitterparteien immer allerlei Verrückte, Querulanten und Sonderlinge ein, und in dieser Hinsicht ist auf die SPD auch im aktuellen Europa-Wahlkampf Verlass – sie findet nämlich immer einen, der es schafft, ihr den Wahlerfolg gründlich zu versemmeln. 2013 verprellte Peer Steinbrück die Grauburgunderfreunde unter dem sozialdemokratischen Facharbeiter-Stammwählerpublikum mit der Überheblichkeit, ein Wein, der weniger als 5 Euro koste, sei ungenießbar. 2017 wurde alsdann St. Martin Schulz zum neuen Messias ausgerufen, scheiterte jedoch beim Versuch, Wasser in Wein zu verwandeln. Warum das misslang, kann man beim Internetauftritt von Schulzens Heimatort unter „Serviceportal Stadtverwaltung Würselen“ nachlesen, wo es bei der Rubrik „Kleinkläranalagen und Abortgruben“ heißt: „Stichwort nicht gefunden? Schreiben Sie uns bitte!“ Bei Schulzens Versuch, ein biblisches Wunder zu zelebrieren, hat mithin die Kläranlage von Würselen aus Abwasser noch nicht einmal die Verwandlung in einen hefetrüben Wein hervor gebracht. Aber vor dessen geringer Trinkqualität hätte Peer Steinbrück uns ohnehin gewarnt. So ließen denn die SPD-Wahlkampfmanager im aktuellen Europa-Wahlkampf diesmal lieber keinen Weinkenner oder sozialdemokratischen Jesus-Wiedergänger, sondern stattdessen einen durchgeknallten Milchbubi von der Leine, nämlich den Juso-Vorturner Kevin Kühnert mit seinen verschrobenen Enteignungsphantasien: vier Wochen vor der Europawahl forderte er allen Ernstes die Umwandlung des BMW-Konzerns in einen volkseigenen Betrieb. Wo im aktuellen Wahlkampf sonst nur die sektiererische MLPD beinhart mit dem skurillen Slogan „100 Jahre Oktoberrevolution“ um Stimmen für den Einzug ins EU-Parlament wirbt, glaubt nun dieser schrullige Kevin Kühnert ausgerechnet mit seinem Herumbalzen für die Einführung nordkoreanischer Verhältnisse und ihrer Miss- und Mangelwirtschaft auch bei uns, eine massive Wählerwanderung von der MLPD oder der DKP (doch, die gibt’s wirklich noch) zur SPD erreichen zu können. Was Kühnert dabei übersieht: kaum ein gut verdienender und bislang mit der SPD sympathisierender Industriemeister wird gerne zehn Jahre lang auf die Zuteilung eines BMW warten wollen wie weiland auf einen Trabi oder einen „Wartburg“ in der untergegangenen DDR.

Bär aktuell 266 – 22. Mai 2019

Wenn einer „Schweinske“ heißt und ein Imbiss-Restaurant im Kölner Hauptbahnhof aufmacht, dann erwartet man natürlich von ihm, dass da nicht einer am Herd steht und in einem Wok voller Tofu-Würfel herum rührt. In der Tat hat Herr Schweinske sein Etablissement als Schnitzel-Paradies konzipiert: Nomen est omen. So weit so gut. Allerdings reagierte Herr Bär etwas verstört, als er erfuhr, dass man sich hier über einen „Schnitzelbaukasten“ hermachen könne – Herr Bär möchte sich sein Schnitzel allerdings nicht selber zusammen bauen müssen, sondern bevorzugt ein kompakt herausgeschnittenes Stück aus der Oberschale des Schweins.

Neulich lief auf RTL II nachts um drei ein politisch korrekter Horrorfilm, dessen Leitmotiv der Kannibalismus ist Zwischendurch gab’s eine Dauerwerbesendung mit leicht bekleideten Blondinen, die sich auf einem Bett räkelten und beim Text „Ruf doch mal an, nur 69 Cent die Minute“ die Betonung immer an der falschen Stelle setzten. Das erinnerte Herrn Bär an die FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg, die sich zwar nicht nachts in TV-Werbespots leicht bekleidet auf einem Bett herumräkelt, jedoch bei einer Parteitagsrede bei dem Satz „Wir von der FDP müssen liberaler werden“ auch die Pausen immer an der falschen Stelle macht. In dem politisch korrekten Horrorfilm geraten zwei Bankräuber auf der Flucht in ein abgelegenes Hotel. Sie wissen nicht, dass der Hotelier seine Gäste umbringt, ihre Leichen zerteilt, dann kocht und anschließend den später eingetroffenen anderen Gästen als Abendmenü vorsetzt, so auch den beiden Bankräubern. Der eine sagt: „Das schmeckt aber gut“, und der Wirt erklärt: „Das ist ja auch in Schweinefett gekocht“. Der andere Bankräuber schiebt daraufhin angewidert den Teller von sich und meint: „Ich bin Moslem, ich esse kein Schweinefleisch“. Darauf der Wirt: „Sie können beruhigt sein. Das Fleisch selbst ist nicht vom Schwein“. Nun ja, gegen ein Drehbuch mit solchen Dialogen hätte auch beim öffentlich-rechtlichen TV der Rundfunkrat gewiss nichts einzuwenden gehabt.

© Raap/Bär 2019

Einen rechten Schildbürgerstreich leisteten sich die Grünen in Berlin-Köpenick mit dem Beschluss, in der Rathauskantine solle künftig nur noch regionales Bio-Essen aus fairem Handel angeboten werden, darunter auch ein vegetarisches Menü pro Tag. Der Haken dabei: das Rathaus hat noch gar keinen Kantinenbetrieb. Noch fehlt der Pächter, frühestens 2020 soll die Kantine öffnen, doch das ist höchst ungewiss, denn wenn man weiß, wie lange sie in Berlin brauchen, um einen Flughafen zu bauen, dann liegt Herr Bär nicht falsch mit seiner Prognose, dass wohl noch mehrere Generationen von Rathausbediensteten bei ihrer Mittagspause auf Currywurst aus fairer Fleischproduktion verzichten müssen.

Essen und Trinken mit Herrn Bär:

Wiener Schnitzel

Die „Wiener Panierung“ besteht aus Semmelbrösel, Ei und Mehl und die „Mailänder Panierung“ aus Parmesan und Weißbrotbrösel ohne Rinde. Beim „Pariser Schnitzel“ besteht die Panade nur aus Ei und Mehl. Beim klassischen Wiener Schnitzel serviert man zwei kleine dünne, weich geklopfte panierte Scheiben aus Kalbfleisch, es wird in einem lokalen Kochbuch erstmals 1831 erwähnt. Ob es auf das italienische „Costoletta alla Milanese“ zurück geht, ist umstritten. In Wien hat man zu diesem Schnitzel früher traditionellerweise nur gekochte (Petersilien)kartoffeln, dazu grünen Salat oder Gurkensalat, oder nur Kartoffelsalat serviert. Schweineschnitzel und Pommes frites als Beilagen kamen erst später auf. Ob man das Mailänder Schnitzel (als Variante des Mailänder Koteletts) mit einer Sardelle serviert oder nicht, ist vom Ur-Rezept her nicht überliefert. In der Gastronomie kennt man Piccata Milanese als mit Käse paniertes Kalbsschnitzel mit Nudeln und Tomatensauce.

Currywurst Ob die Currywurst 1949 von der Berliner Gastronomin Herta Heuwer erfunden wurde oder etwa zeitgleich im Ruhrgebiet, wie andere Stimmen behaupten, kann man heute nicht mehr genau verifizieren. Für die geschmackliche Abstimmung des klassischen Currysaucen-Rezepts haben aber wohl der Berliner Schlachter Max Brückner und sein Partner Frank Friedrich einen wesentlichen Beitrag geleistet. Für die Wurstqualität ist seit den 1950er Jahren in Berlin behördlich vorgeschrieben, dass das Fleischbrät nicht gepökelt und nicht geräuchert sein und nur maximal 5 Prozent Fremdwasserzusatz enthalten darf. Wer die Currysauce zu Hause selber herstellen will, der brate klein gehackte Zwiebeln in Olivenöl kurz an, bis sie glasig sind, gebe Tomatenmark und Wasser hinzu, außerdem Salz, mildes Ketchup, etwas Honig, Balsamicoessig, Sojasauce oder Worchestershoresauce, Currypulver, indisches Garam Masala und ein wenig Chilipulver oder Tabasco, oder aber auch Cayennepfeffer und Paprika in Pulverform.

Koreanische Reistafel „Gerhard Schröder“

Einmal koreanisch speisen wie der Altbundeskanzler: Kimchi – ein Klassiker in der koreanischen Küche: marinierter Chinakohl, erst ein paar Stunden in Salzwasser eingelegt und dann zum weiteren Fermentieren mit einer Mischung aus Rettich, Ingwer, Knoblauch und Chilipaste vermengt, manchmal auch mit Gurke und Lauch. Mariniert wird auch geschnetzeltes Rindfleisch Bulgogi in einer Marinade aus süßer Sojasauce, Frühlingszwiebeln und diversen Gewürzen, das man dann am Tisch grillt und zusammen mit Reis isst. Ähnlich bereitet man auch marinierte Schweine- oder Rinderrippchen Galbi am Tisch zu – die Rippchen muss der Metzer allerdings vorher quer zum Knochen in dünne Scheiben zerteilen. Die Marinade besteht aus Ingwer, frischem Knoblauch, schwarzem Pfeffer, klein gehackten Zwiebeln, Sojasauce, Sesamöl und etwas Wasser. Gimbap sind Reisröllchen, ähnlich den japanischen Sushi, mit einer Füllung aus Fleisch, Garnelen, Hühnchen oder auch vegetarisch. Pajeori ist Lauchzwiebelsalat, für den man die in schmalen Streifen geschnittenen Lauchzwiebeln ca. 15 Min. lang wässert, damit sich die Schärfe verliert, und dann in einer Sauce aus Sesamöl, Sesamkörner, Chilipaste und Reisessig vermengt. Den Rettichsalat Musaengchae richtet man zusammen mit Apfelstreifen oder Birne an, vermengt mit Fischsauce, Sesam, Chili und Frühlingszwiebeln. Oi Muichim ist koreanischer Gurkensalat, angerichtet mit Sojasauce, Chilipulver, Knoblauch, Reisessig, Zwiebeln, etwas Honig und Sesamöl. Pak Choi-Salat bereitet man mit chinesischem Senfkohl zu, den man mit koreanischer Sojabohnenpaste, Maissirup, Knoblauch und Sesamöl vermengt. Einen Bärlauch-Spinat-Salat bereitet man zu, indem man Wasser mit Sojasauce, etwas Honig und Reisessig aufkocht und über Bärlauch- und Babyspinatblätter gießt und dann erkalten lässt. Hobak Bokkeum sind scharf angebratene Zucchinischeiben, die man mit fermentierten Krabben oder Fischsauce in Sesamöl anbrät, zusammen mit Zwiebeln und Knoblauch und die man dann mit Sesamkörnern bestreut.

Küchentechnische Begriffe: „braten“ (trockenes Garen bei starker Hitze, ruft durch diesen Vorgang an der Oberfläche durch eine Verbindung von Eiweiß, Fett und Zucker eine Bräunung hervor), grillen (braten in Wärmestrahlung auf einem Rost), „braisieren“ (schmoren), „legieren“ (mit Eigelb und Sahne abbinden), „pochieren“ (garziehen) oder „poelieren“ (hellbraun dünsten).

Farcierte Wachteln „Alois Senefelder“ Farcieren nennt man in der französischen Küche das Füllen von Fleisch oder Geflügel; in diesem Falle ist es eine Farce aus Schweinehack, klein gehackten Zwiebeln, zerkleinerten braunen Champignons und Morcheln (getrocknete Morcheln gibt es ganzjährig, man weicht sie vorher 15 Min. in Wasser ein), gewürzt mit Salz, Pfeffer, einer Prise grünem Curry, frischem Bärlauch und Thymian. Die Wachteln reibt man dann mit Knoblauchöl ein und lässt sie 45 Min. im Backofen garen.

Kalbsmilcher/Kalbsbries ist die Thymusdrüse des Kalbs aus dem Brustkorb. Das Fleisch hat eine ähnliche Struktur, aber eine festere Konsistenz als Hirn. Das Bries sollte vor der Zubereitung zwei Stunden gewässert werden. Ein typisches Gericht der französischen Küche ist Kalbsbries mit Trüffeln und Spargelspitzen.

Gervais ist ein französischer Frischkäse aus pasteurisierter Kuhmilch mit etwas Rahm; er wird als zylinderförmiges Törtchen angeboten. In Frankreich nennt man ihn auch „Petit suisse“ (kleiner Schweizer); aber er stammt ursprünglich aus der Normandie und wurde dort um 1850 von Charles Gervais auf den Markt gebracht.

Bildstrecke Bär aktuell spezial: Kundgebung „Arsch huh -Zäng useinander“ – Pro Europa-gegen Nationalismus, Köln, 19.5. 2019. Alle Fotos: Copyright Bär/Raap 2019

Eine Woche vor den Europa-Wahlen fanden in vielen europäischen Städten Großdemos „Ein Europa für Alle – Deine Stimme gegen Nationalismus!“ statt. Allein in Köln kamen 45.000 Teilnehmer zu der Kundgebung der Musiker- und Künstlerinitiative „Arsch huh-Zäng useinander“ (kölsch für: „Hintern hoch – Zähne auseinander“). Hintersinniger Witz zum Mitdenken der karnevalistischen „Stunksitzungs“präsidentin Biggi Wanninger im Bühnenprogramm: „Ich habe meinen Nachbarn gefragt: Wieso jehste am nächsten Sonntag nit wählen? Aus Unkenntnis oder aus Desinteresse? Hat der jeantwortet: Ich weiß et nit, un et is mir och ejal“. Immerhin prognostizieren seriöse politologische Analysen, im neuen Europa-Parlament könnte eine Fraktion der Rechtspopulisten mit einem Stimmenanteil von etwa einem Drittel künftig eine Blockadepolitik betreiben – um das zu verhindern, ist mithin eine hohe Wahlbeteiligung zugunsten demokratischer Parteien entscheidend. Einen Tag nach der Veröffentlichung eines Videos, in welchem der bisherige österreichische Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in einem Gespräch mit einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte über das Aufkaufen einer Boulevardzeitung, Umleitung von Parteispenden und von Staatsaufträgen daher schwadronierte und dabei eine zutiefst undemokratische Gesinnung und Bereitschaft zur Korrumpierbarkeit offenbarte, daraufhin zurücktreten musste und Bundeskanzler Sebastian Kurz mit der Bemerkung „Genug ist genug“ Neuwahlen für den Herbst ausrief, sammelte die Künstlerin Siglinde Kallnbach auf dieser Kölner Kundgebung Unterschriften für ihr Projekt „a performancelife“ unter eben jenem Slogan „Genug ist genug – nicht nur in Österreich“. Das tatsächlich Perfide an dem Skandal-Video ist ja die Tatsache, dass sich der Politiker Strache in seiner Rücktrittserklärung auch noch als ein „Opfer“ stilisierte, das durch ein fingiertes Interview hereingelegt wurde. Dabei spielt es angesichts von Heinz-Christian Straches höchst ungeheuerlichen Äusserungen nun wirklich keine Rolle, ob womöglich für „Verstehen Sie Spaß?“ mit versteckter Kamera gefilmt wurde, ob vielleicht undercover von „Team Wallraff“ recherchiert wurde, ob eventuell von einem Geheimdienst eine Falle gestellt wurde oder – wie in den Sozialen Medien auch derzeit äusserst wüst spekuliert wird – gar vom Satiriker Jan Böhmermann oder der Berliner Theaterkünstlertruppe „ZPS-Zentrum für politische Schönheit“. Unabhängig vom Zustandekommen des Videos analysierte Werner J. Patzelt, Professor für Politologie an der TU Dresden, Heinz-Christian Straches durch das Video entlarvte mangelnde charakterliche Eignung für öffentliche Ämter im Berliner „Tagesspiegel“ und mahnte die gleichfalls korruptionsanfälligen Klüngelbrüder andernorts, aus ihrem Glashaus jetzt nicht allzu selbstgefällig mit Steinen zu werfen: „Straches Auftritt in der Ibiza-Villa hat weniger mit rechtsradikalen oder völkischen Haltungen zu tun als mit politischer Hintertriebenheit und der Neigung zu arroganter Manipulation auf Korruptionsbasis. Derlei dürfte in den höheren politischen Rängen von nicht wirklich ethisch gefestigten Parteien immer wieder vorkommen.“ Text: Copyright Bär/Raap 2019

Siglinde Kallnbach, „a performacelife“ bei „Arsch huh“-Kundgebung, Köln, Mai 2019, Foto: Copyright Bär/Raap 2019
Kundgebung „Arsch huh“, Köln, Mai 2019, Foto: Copyright Raap/Bär 2019


Siglinde Kallnbach, „aperformanecelife“ bei „Arsch huh“-Kundgebung, Köln, Mai 2019