Archive for Oktober, 2022

Baer aktuell 316 – 3. Okt. 2022

Montag, Oktober 3rd, 2022
Bild des Monats Oktober 2022: Jürgen Raap, Abnehmende Mondsicht, 2022, Acryl und Öl auf Leinwand

Karl Lauterbach sei lange Zeit der Kauz der Sozialdemokratie gewesen, schrieb kürzlich „Der Spiegel“ über ihn. Zwischenzeitlich habe Lauterbach jedoch das Kauzige an und in sich etwas zurück gedrängt, was manche Lauterbachfans wohl bedauert haben mögen, aber – so frohlockte der „Spiegel“ – jüngst habe Lauterbach als Gesundheitsminister wieder in die Rolle des Kauzigen zurück gefunden. Wie der Waldkauz seine Balzlaute artikuliert, kann man auf der Internetseite https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/waldkauz/21259.html nachlesen, nämlich: „Huu-hu-huhuhuhuu“, dies allerdings nur „im Herbst und Spätwinter“, also jetzt. Ansonsten begnügt sich der Waldkauz in den anderen Jahreszeiten akustisch mit einem „kuwitt, kuwitt“. Aber damit kommt man nicht in eine Talkshow bei Markus Lanz. Die „BILD“-Zeitung unterstellte Karl Lauterbach derweil, er führe ein „mysteriöses Nachtleben“. Bekanntlich pflegt er nämlich nachts die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse hinaus zu twittern. Derlei Nachtaktivität ist gewiss kauzig. Aber Herr Bär fragt sich: Was ist daran mysteriös?

Kulturelle Aneignung warf jüngst der Historiker Frank Biess ausgerechnet dem Enthüllungsjournalisten Günther Wallraff vor, weil dieser sich für die Recherchen zu seinem Buch „Ganz unten“ als Türke Ali verkleidet hatte. Dabei vergaloppierte sich Biess sogar zu der reichlich bizarren These: „Die Stilisierung als Opfer schloss christliche Erlösemotive ein, die Ali/Wallraff als eine Art moderne Jesus-Figur erscheinen ließen“. Hm, hm, ist Günther Wallraff als „Ali“etwa übers Wasser gewandelt? Nein, nein, mitnichten; so etwas trauen sie doch heut zu Tage eher dem grünen Messias Robert Habeck zu. Noch doller: In einer Glosse treibt Johannes Schaack das Gebaren der Woke-Eiferer satirisch auf die Spitze, dass man nämlich künftig auf dem Münchener Oktoberfest jedem Nicht-Bayern dann ebenfalls kulturelle Aneignung vorwerfen müsste, wenn er dort mit Seppelhütchen und Lederhose erscheint. Wobei die Frage offen bleibt, ob schon Oktoberfest-Besucher aus Franken noch richtige „Bio-Bayern“ oder etwa ethnische Nicht-Bayern sind (manche Franken selber legen bekanntlich Wert darauf, in sprachlicher und kultureller Hinsicht keine Bayern zu sein). Überhaupt nichts verstanden über die Authentizität folkloristischen Brauchtums hatten allerdings kürzlich jene Oktoberfest-Besucher, die sich allen Ernstes darüber beschwerten, dort werde zuviel traditionelle Blasmusik gespielt und zuwenig moderne bierselige Ballermann-Mitgröl-Hits , wie die „FAZ-Frankfurter Allgemeine Zeitung“ über das als befremdlich empfundene musikalische Treiben in einem der Festzelte reportierte. Derweil beschwerte sich desgleichen das marrokanische Kulturministerium, bei den Entwürfen der Trikots für die algerische Fußballnationalmannschaft habe auch der Ausrüster „Adidas“ eine unangemessene kulturelle Aneignung betrieben, weil nämlich ausgerechnet das Muster traditioneller marrokanische Mosaiken nun die Trikots des Nachbarlandes ziert. „Adidas“ hielt indessen dagegen, man habe sich beim Trikotdesign doch vom Design eines algerischen Palastes inspirieren lassen und nicht etwa aus Marokko. Nun haben sich aus den Maghreb-Staaten nur Marokko und Tunesien für die kommende Fußball-WM in Katar qualifiziert; Algerien hingegen nicht, so dass sich wahrscheinlich außerhalb des marrokanischen Kulturministeriums niemand dafür interessiert, in welchen Trikots die algerische Mannschaft eigentlich derzeit antritt, und Herr Bär den Eindruck gewinnt, bei den Vorwürfen in Sachen kultureller Aneignung ginge es bisweilen doch ein wenig hysterisch zu. Und solange die algerische Nationalmannschaft nicht in bayerischen Lederhosen gegen den Ball tritt („Adidas“ hat nämlich seinen Firmensitz im fränkischen Herzogenaurach), kann man einem fränkischen Textildesigner keine kulturelle Aneignung zu Lasten der Bayern vorwerfen.

Fleischessende Männer sollten sich nicht mehr fortpflanzen dürfen, forderte unlängst die Tierschutzorganisation PETA, woraufhin BILD eine Bratwurstverkäuferin zu Wort kommen ließ, sie verkaufe doch ihre Würste mehr an Frauen als an Männer in ihrer Kundschaft. Nun neigt BILD bekanntlich zu Verzerrungen und Übertreibungen. Aber sollte die zitierte Bratwurstverkäuferin einen investigativjournalistischen Faktencheck von dritter Seite gut überstehen und außerdem einen kriminalistischen Lügendetektortest und sich der hohe Frauenanteil am Bratwurstverzehr somit bewahrheiten, würde sich eine solche Forderung der Tierschützer ja wohl als völlig weltfremd entpuppen.

Auch das noch In der Antarktis werden jetzt die Eselspinguine gezählt. Sagenhafte 6.000 Leute hatten sich um den Job als Pinguinzähler in der eisigen Kälte beworben. Wozu das denn ? Sind Eselspinguine etwa besonders putzig? Vielleicht dachte sich der eine oder andere Zählkandidat, wenn wir wegen Putin im Winter schon frieren müssen, dann aber richtig.

Noch mehr aus dem Tierreich: Eine ältere Dame nannte laut Kölner „Express“ ihre vier Wellensittiche Klaus, Norbert, Gerald und Olaf, war aber mit denen überfordert, so dass sie ins Tierheim abgeschoben wurden. Falls ihre Vermittlung sich nun als schwierig erweisen sollte, so liegt dies gewiss nicht an Sittich Olaf, der im Unterschied zu den anderen keineswegs nervig herumtschilpt und herumflattert, sondern still und genügsam in der Volière auf seinem Stängchen hockt.

Wer wird der nächste James Bond-Darsteller? Die Frauenzeitschrift „Brigitte“ glaubt zu wissen, dass der „vormalige Frauenheld und Schwerennöter“ in seinem letzten Film „menschlicher“ geworden sei, jedenfalls so, wie Daniel Craig ihn verkörpert habe, und dies sei die Messlatte für alle künftigen Schauspieler, welche diese Rolle zu übernehmen gedenken. Aber wer übernimmt den Gegenpart des Bösewichts? Hier hatte Gert Fröbe in der „Goldfinger“-Episode von 1964 mimische Maßstäbe gesetzt. Der „Spiegel“ brachte unlängst den russischen Oligarchen Alisher Usmanov ins Spiel. Der ist zwar kein gelernter Schauspieler, aber mit seiner Figur „die man früher als beleibt“ bezeichnet hätte, und „mit Hornbrille und Doppelkinn“ wirke er nun mal wie ein „James Bond-Schurke“, so das Hamburger Intelligenzblatt.

Bärs Bestatterkritik Wie Herr Bär aus der Bestatterszene erfuhr, droht uns im kommenden Winter womöglich auch noch ein Sargmangel, da nämlich bislang das meiste Holz für Särge aus Russland importiert wurde, und die Metallgriffe für die Särge aus einem Stahlwerk in der Ukraine, das nach russischem Bombardement aber nicht mehr besteht. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks bestätigte die Stadt Augsburg bereits, wegen der hohen Gaspreise im städtischen Krematorium die Temperatur auf 750 Grad abzusenken. Es wird bei der Feuerbestattung demnächst paradoxerweise also richtig kalt. Wer sich von solch schlechten Nachrichten nicht verdrießen lassen will, der eile am 10. November 2022 nach Bergisch Gladbach ins Bestattungshaus Pütz-Roth, wo Kriminalhauptkommissar Bernhard Hatterscheidt eine Krimilesung unter dem Motto „Mörderischer Fastelovend“ abhält. Am 29. Nov. 2022 lässt Bestatter Pütz-Roth im Bergischen Löwen dann die Karnevals-Combo „Die Paveier“ zur „Kölschen Weihnacht“ aufspielen, derweil Konkurrent Christoph Kuckelkorn, in Personalunion Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, auf seiner Website sein Buch „Der Tod ist dein letzter großer Termin“ mit Betrachtungen „aus dem Leben zwischen Bestattungshaus und Prunksitzung“ bewirbt. Kurzweil und Erbauung wird in Köln und Umgebung also auch dort geboten, wo man ja sonst gemeinhin nur Pietät erwartet. Copyright: Raap/Bär 2022

Olaf Scholz Sammelbild No. 23:

Olaf Scholz Sammelbild No. 23

Baer aktuell No. 316 – 3. Okt. 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär

César Salat (Caesar Salat) Das Rezept soll von Cesare Cardini stammen, der diesen Salat erstmals 1924 in seinem Restaurant in Tijuana (Mexiko) anbot. Romasalat zerkleinern, in eine Schüssel geben. Dazu kommen Tomaten und Avocado, wahlweise auch Hühnchenbrust oder Garnelen und Sardellenfilets. Das Dressing besteht aus Olivenöl, Zitronensaft, Worchestershiresauce, Eigelb, Salz, Pfeffer, Dijonsenf. Alles miteinander und dann mit dem Salat vermengen. Zum Schluss bestreut man den Salat mit gerösteten Brot-Croutons und ein wenig Parmesan.

Canard aux lentilles à la Karl-Josef Bär ein typisches Gericht aus dem Périgord, etwas abgewandelt. In einem Topf brät man klein geschnittene Stücke Entenfleisch an, fügt reichlich Zwiebeln hinzu, dann Möhrenstücke, klein gewürfelte Tomaten, etwas Knollensellerie. Trockene rote Linsen hat man vorher ein paar Stunden gewässert, fügt sie dann ebenfalls hinzu und füllr den Topf mit etwas Wasser ein einem Glas Enten- oder Gänsefond auf. Ca. anderthalb Std. köcheln lassen. Würzen mit Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer, Thymian, Knoblauch und Essig. Dazu passt ein vin de Cahors oder ein schwerer Bordeaux.

Spaghetti venezianisch mit Muscheln à la Karl-Josef Bär Die Spaghetti kocht man in Salzwasser wie auf der Packung angegeben („al dente“, d.h. etwas bissfest). Beim Originalrezept wird reichlich Olivenöl verwendet, aber das muss nicht sein. Herr Bär wandelt es etwas ab, indem er in einem Topf mit heißem Olivenöl klein geschnittene Zwiebeln andünsten lässt, dann kommen klein gehackte Knoblauchzehen und etwas Peperoni oder Chili hinzu, ebenso (und das gehört nicht unbedingt zum Originalrezept) eine klein gewürfelte Tomate und etwas grüner milder Gemüsepaprika. In einem zweiten Topf lässt man Muscheln (Miesmuscheln und/oder Vongole) in Fischfond mit Weißwein ca. 5-6 Min. aufkochen, zusammen mit etwas Salz, einem Lorbeerblatt und Pfefferkörnern. Dann gibt man einen Teil des Suds zu der Sauce, lässt diese aufkochen, damit sie ein wenig eindickt und rührt dann die Muscheln unter, zusammen mit kleingehackter Petersilie. Abschmecken mit ein paar Spritzern Zitrone.

v.i.S.d.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln