Archive for Mai, 2021

Baer aktuell 299 – 22. Mai 2021

Samstag, Mai 1st, 2021

Bild des Monats Mai 2021:

Bär aktuell 299 – 22. Mai 2022

Ein Münchener Oktoberfest in Dubai? „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ mit Blasmusik und Brezeln, das dann nicht nur zwei Wochen lang wie das bajuwarische Original, sondern gleich bis März 2022 dauern soll? „Die Stadt München geht auf Distanz zu den Plänen eines Oktoberfests“ dort, meldete jedenfalls die „Neue Zürcher Zeitung“, und diese Distanzierung von den Plänen eines privaten Veranstalters hat wohl weniger etwas mit einer Empörung über eine unangemessene kulturelle Aneignung zu tun, sondern wohl eher mit markenrechtlichen Aspekten. Obwohl es inzwischen weltweit 2.000 Imitate der voralpinen „Eins, zwei g’suffa“-Sause gibt, behauptet der Münchener „Wies’n-Chef“ Clemens Baumgärtner steif und fest: «Es gibt nur ein echtes Oktoberfest, und das ist in München». Und wie soll das dort in Dubai funktionieren? Schafft es der Emir von Dubai, Scheich Mohammed bin Rashid al-Maktum, das erste Fass gekonnt mit einem einzigen Hammerschlag anzuschlagen und dann ein zünftiges „O-Zapft is!“ auszurufen? Und da bislang der Import von Schweinefleisch in Dubai strikt verboten ist, kann sich Herr Bär kaum vorstellen, dass sie im Herbst dort in der Wüste im Bierzelt sitzen und eine Grillhaxe nach der anderen abnagen. Selbst wenn sie Boris Becker in Lederhose als notorischen Adabei einfliegen ließen, wäre noch längst kein authentisches Flair garantiert. Also rät Herr Bär den Veranstaltern: Lasst es lieber bleiben. Wenn ihr schon kulturelle Aneignung an ur-deutschem Traditionsgut vornehmen wollt, dann baut doch in Dubai einfach Schloss Neuschwanstein als Sandburg nach. © Raap/Bär 2021

Sind die Zeiten wirklich vorbei, als die mit Schlapphut und Trenchcoat ausstaffierten Geheimagenten vornehmlich über „tote Briefkästen“ miteinander kommunizierten? Jedenfalls tummelt sich jetzt auch der Bundesnachrichtendienst BND auf einem Instagram-Kanal, um in zeitgemäßer Form Nachwuchswerbung zu betreiben. Lockt der BND damit zu grenzenloser Freiheit mit einer „Lizenz zum Töten“ à la James Bond, aufregendem Abenteuer, atemberaubendem Nervenkitzel und ruhmreichem Heldentum? Mitnichten. Auf diesem BND-Instagram-Kanal wird nämlich u.a. eine chinesische Winke-Katze vorgestellt, wie man sie aus Kitschläden kennt. Dazu heißt es dann, die habe sich ein BND-Mitarbeiter als Souvenir aus Singapur mitgebracht. Was dieser BND-Agent sonst noch in Singapur gemacht hat, erfährt man allerdings nicht. Schade. Vielleicht hatte dieser BND-Agent in Singapur ja einfach nur einen toten Briefkasten mit geheimen Botschaften in einem Abfallkorb neben einer Parkbank geleert. Dann vor dem Rückflug noch schnell in den Souvenirshop, eine Winke-Katze kaufen, und wieder ab nach Hause. So aufregend wie in einem James Bond-Film scheint es beim BND also doch nicht zuzugehen. Wer also gerne eine Karriere beim BND anstrebt, aber nicht unbedingt nach Singapur und dort in Abfallkörben herumwühlen will, oder gar, um sich dort mit irgendwelchen Schurken herum zu prügeln, danach mit knapper Not mit dem Fallschirm im Kugelhagel eben jener Schurken vom Dach eines Hochhauses herunter zu springen, wie man dies immer in Hollywood-Agentenfilmen zu sehen bekommt, und dann Abends an der Hotelbar den Martini entspannt im Kreise aufregender Blondinen „nicht gerührt, sondern nur geschüttelt“ genießt, dabei nicht ahnend, dass dort eigentlich der Cocktail „Singapore Sling“ das Nationalgetränk ist, dem es als BND-Agent mithin an Weltläufigkeit ein wenig mangelt, zumindest was die Kenntnisse lokaler Trinksitten in Singapur angeht, der informiere sich auf der Webseite https://www.bnd.bund.de unter „Stellenangebote“ über die beruflichen Perspektiven z.B. für „Regierungsinspektorenanwärter/in (m/w/d) für den gehobenen nichttechnischen Dienst“. Wohlgemerkt: „Nichttechnischer Dienst“. Keine Knarren, keine waghalsigen Fallschirmsprünge und dergleichen, aber dafür leider auch keine aufregenden Blondinen. Sondern stattdessen ein gemütlicher Schreibtischjob beim BND. Mit Winke-Katze im Büroregal. © Raap/Bär 2021

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Cocktail „Martini“ nach dem Originalrezept von Harry Johnson aus dem Jahre 1888: ½ Weinglas Gin, ½ Weinglas Vermouth, 1 Spritzer Curacao oder Absinth, 2-3 Spritzer Bitters (z.B. Angosturabitter), 2-3 Spritzer Zuckersirup. Rühren, nicht schütteln, zum Servieren mit Zitronenscheibe und grüner Olive garnieren.

Cocktail „Singapore Sling“: 3cl Gin, 1,5cl Kirschlikör, 1½ Barlöffel (BL) Orangenlikör Cointreau, 1½ BL Bénédictine, 1 cl Granatapfelsirup, 1,5 cl Limettensaft, 1 Spritzer Angosturabitter und 12 cl Ananassaft im Cocktail-Shaker auf Eis geschüttelt.

Bärs Sprachkritik – Die schönsten Stilblüten des zeitgenössischen Journalismus

„Es lauerten aber stets auch Unholde, die der Sonntagsruhe zu Leibe rücken wollten, so die Industriebarone des 19. Jh. und später die FDP“. (in: „Süddeutsche Zeitung, 3.3. 2021). Nun wird der „Unhold“ im Märchen als „böser Geist“ oder „furchterregendes Wesen“ definiert. FDP-Chef Christian Lindner kann man ja vieles nachsagen, aber ein furchterregender Unhold ist er sicherlich nicht. – Der „Spiegel“ wiederum apostrophierte Armin Laschet kürzlich als „Inkarnation eines männlichen Merkels“. Naja, wenigstens nicht als „Inkarnation eines Unholds“. Und um erneut den sprachlichen Unfug zu monieren, mit dem übereifrige Gender-Beckmesser übers Ziel hinaus schießen, sei darauf verwiesen, dass die Unterhaltungskünstlerin Mirja Boes sich neulich zu recht darüber mokierte, dass man sie als „Gästin“ begrüßt habe, woraufhin sie konterte: „Kann ich nicht einfach nur Gast sein?“ Herr Bär merkt dazu an: Schließlich sagt man ja auch „Der Vogel sitzt auf einem Ast“ und nicht „auf einer Ästin“. Wenn man irgendwo die Deklination „der Unholdin“ liest, dann ist dies keine modische sprachliche Verrenkung mit falscher Grammatik, sondern ganz einfach nur der Genitiv oder Dativ Singular des femininen Nominativs „die Unholdin“ (Beispiel: „Die Inkarnation der Unholdin brachte keinen männlichen Merkel hervor“).

Können alte Tierfabeln politisch unkorrekt sein? Jedenfalls distanzierte sich die US-Firma Dr. Seuss Enterprise, die das Werk des Kinderbuchautoren Theodor Seuss Geisel alias Dr. Seuss (1904-1991) verwaltet, inzwischen von sechs Büchern des Erblassers, weil u.a. im Buch „The Cat in the Hat“ eine Katze „als Teil einer… fahrenden Musikantengruppe“ auftaucht, mithin als unzulässiges Klischeebild des „fahrenden Volkes“ (was wiederum den Berliner „Tagesspiegel“ im Bericht darüber zur Formulierung des Subtitels „Die Wachsamen und die Überwachsamen“ veranlasste). Eine andere Rollenaufteilung bietet der berühmte Comic „Maus“ über den Holocaust von Art Spiegelman, der in dieser Bildergeschichte die Juden als Mäuse und die Deutschen, zumal die SS-Männer und KZ-Aufseher, als Katzen darstellt. Das sei eines der „wenigen Kunstwerke, die absolut wahrhaftig vom Holocaust erzählen“, begeisterte sich „Die ZEIT“ 2016 in einer Rezension. Tierfabeln bestanden immer schon in der Einteilung der Fauna und damit der Welt an sich in Gut und Böse, eine Einteilung, wie sie bei Art Spiegelman auch absolut unstrittig ist. In der klassischen Fabel bei Jean de la Fontaine (1621-1695) mit dem Titel „Le Chat et les deux Moineaux“ (Die Katze und die zwei Spatzen) hingegen hat die Katze einen ambivalenten Charakter: sie lebt zunächst friedlich mit einem Spatz zusammen, lässt sich von diesem sogar ohne sich zu wehren gutmütig triezen und pieseacken, bis sich ein zweiter Spatz einfindet und mit dem ersten Spatz heftigen Streit anfängt, woraufhin die Katze schließlich beide auffrisst. Wer ist hier das gute Tier, und welches das böse? Letzteres wohl am ehesten der zweite Spatz. In seinem Essay „Eine ‚politisch unkorrekte‘ Fabel des Phaedrus? Zu Phaedr. 1,19“ als Beitrag zur Website „Latein und Griechisch in Berlin und Brandenburg“ versieht der Autor Andreas Fritsch seine Überschrift bewusst mit Anführungs- und Fragezeichen. In dieser Fabel geht es um eine trächtige Hündin, die eine andere Hündin um Obdach zur Niederkunft bittet, sich später aber weigert, deren Hütte mit ihren Welpen kampflos wieder zu verlassen. Boshaft ist hier also die „undankbare Nutznießerin“ – Phaedrus thematisiert mithin in dieser Fabel eine Lebenserfahrung, die dazu geführt habe, dass „Mitleid mit den Armen und Benachteiligten… keine Selbstverständlichkeit“ sei. „Darin unterscheidet sich… die stoische von der christlichen Ethik“, wie bereits Lactantius um 300 n. Chr. erläutert habe, schreibt Andreas Fritsch, und so meint auch Herr Bär, dass es mitunter intellektuell heikel ist, „die Aktualität antiker Fabeln“ ausschließlich nach heutigen moralischen Maßstäben zu beurteilen. In diesen Tierfiguren werden Sachverhalte und Eigenschaften codiert. Die Fabel als Literaturgattung war also auch eine Möglichkeit, vor allem in Zeiten des Despotismus die Zensur zu umgehen, weshalb sie gerade in der Epoche der Aufklärung des 18. Jh. einen Höhepunkt erlebte, z.B. bei Lessing. Das Publikum ist zur Decodierung aufgefordert, ohne dass mit dieser Decodierung der moralisierende Autor gefährdet wurde, wenn er in seinen Texten Fehlverhalten und Verwerfungen der Mächtigen anprangerte. © Copright: Raap/Bär 2021

Bärs Kanzlerkandidatencheck Bei „Pferdewetten international“ ist nachzulesen, dass sich für das „Deutsche Derby“ am 4. Juli 2021 in Hamburg noch „kein echter Favorit“ herauskristallisiert habe, und bei https://www.wettfreunde.net/sportwetten-news/neuer-bundeskanzler-deutschland-2021/ liegt bei der Wette „Wer wird neuer Bundeskanzler?“ am 7. Mai 2021 Armin Laschet mit einer Quote von 1,80 auch nur ganz knapp vor Annalena Baerbock mit 1,95. Olaf Scholz ist mit einer Quote von 21,0 notiert, d.h. wer einen Euro auf Olaf Scholz setzt, kriegt im Falle seines Wahlsiegs 21 Euro ausbezahlt. Dass Laschet als einziger der Kandidaten Träger des Aachener „Ordens wider den tierischen Ernst“ ist, sagt nichts über seine Wahlchancen aus: diesen Orden bekam Edmund Stoiber im Jahr 2000 nämlich ebenfalls und scheiterte dann als Kanzlerkandidat 2002 gegen seinen Konkurrenten Gerhard Schröder. Bei Annalena Baerbock (Grüne) darf man unterdessen darauf gespannt sein, wie geschickt sie sich als Kanzlerin auf dem glitschigen diplomatischem Parkett bewegen würde, wenn sie beim Staatsbesuch in Ankara lediglich abseits auf einem Sofa platziert wird wie unlängst die EU-Kommissionspräsidentin. Ursula von der Leyen ließ sich diplomatisch versiert jedenfalls nur mit hoch gezogenen Augenbrauen ein indigniertes „Ähem“ entlocken, und vielleicht profiliert sich in einer ähnlichen Situation Annalena Baerbock ja durch ein ebenso souveränes „Öhem, Öhem“ trotz mangelnder Regierungserfahrung unerwartet doch als „Grande Dame der deutschen Diplomatie“. Der Historiker Heinrich August Winkler attestiert Annalena Baerbock zwar „Gemeinsamkeiten“ mit „Willy Brandt“, was die Anziehungskraft für eine „akademisch gebildete Mittelschicht“ angeht, glaubt aber nicht, dass sie Kanzlerin wird. Die Grünen sind mittlerweile zwar zu einer Art Öko-FDP herangereift, schleppen aber immer noch die entsagungsvollen Veggie-Day-Verzichts- und Verbotsapostel mit durch. Olaf Scholz (SPD) sieht immer so aus, als ob er es schafft, auf dem Hamburger Fischmarkt in einen sauren Hering zu beißen, ohne die geringste Miene zu verziehen, weshalb ihn sogar auch manche seiner Parteigenossen „Scholzomat“ nennen. Er hat zwar weitaus mehr Regierungserfahrung als Annalena Baerbock, aber zugleich ein ähnliches Problem mit den Puritanern der reinen Lehre am linken Rand seiner Partei: denn wer ihn wählt, der hätte dann auch die mitunter zu jakobinischer Rigorosität neigende Parteivorsitzende Saskia Esken an der Backe, wobei letzterer „Die ZEIT“ bescheinigte: „Nicht zu gefallen, das ist ihr Programm“. Den „Orden wider den tierischen Ernst“ verleiht man ihr mithin bestimmt nicht. © Raap/Bär 2021

Künftig „Tatort“-Verbot für Jan Josef Liefers, wie die „Berliner Zeitung“ titelte ? Die Schlagzeile bezog sich auf den WDR-Rundfunkrat und SPD Politiker Garrelt Duin und seine Bemerkung, man möge „die Zusammenarbeit mit Jan Josef Liefers und weiteren Schauspielern wegen deren Kritik an der Corona-Politik zu beenden“. Womit sich Duin dem Verdacht aussetzt, er würde womöglich „Social Cancel“ befürworten, also das Anprangern und Ausgrenzen missliebiger Personen aus dem beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Es sei daher an dieser Stelle zum wiederholten Male aus einem Interview zitiert, das die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts Prof. Jutta Limbach (1934-2016) 2006 dem „Kölner Stadtanzeiger“ gab mit der Erläuterung, dass „die Verfassungsgarantie“ der Meinungsfreiheit „nach unserem Rechtsverhältnis auch die ignorante und unsachliche, ja mitunter dumme Kritik oder Satire erlaubt.“ Im Sinne dieses Freiheitsbegriffs hat auch absolut schlechte oder missratene Kunst ihre Berechtigung, auch wenn man sich wünscht, sie wäre besser unterblieben. „Wer Provokation sät, wird Empörung ernten“, bemerkt der Autor Ben Krischke dazu – was auch solange akzeptabel ist, solange es nur bei Buh-Rufen bleibt. Bedenklich ist jedoch der immer weiter um sich greifende behavioristische Reflex des Cyber-Mobs und seiner Neigung, sachliche Diskussionen vornehmlich durch die medialen Shitstorms der „ewig Aufgebrachten“ zu ersetzen. Der Rundfunkrat Duin erweist mit seiner Bemerkung einer vernünftigen Debattenkultur leider einen Bärendienst. Wer im christlichen Mittelalter an den Schandpfahl des Prangers gestellt wurde, den gab man der allgemeinen Verachtung preis – historisch liegen die Wurzeln dieser Prangerstrafe übrigens in der kirchlichen Bußpraxis, auch „Kirchenzucht“ genannt. Heute maßt sich hingegen derlei anprangernde Züchtigung mittels „Social Cancel“ eine „neue Tugenddiktatur“ an, die Dieter E. Zimmer schon 1993 in „Die ZEIT“ konstatierte und Matthias Matuschek im gleichen Jahr 1993 in „Der Spiegel“ als „eine Sprach- und Denkpolizei radikaler Minderheiten“. © Raap/Bär 2021

Schon wieder hat Herr Bär den „Tag der Zahnimplantate“ verschlafen, für den ein Marketingdepp ausgerechnet den 1. Mai angesetzt hat. In Schleswig-Holstein wurde stattdessen am 1. Mai der „Weltfischbrötchentag“ begangen und in den USA als ebenso kurioser Feiertag der „Tag des Batman-Debüts“, weil am 1. Mai 1939 der erste Batman-Comic erschien. Weiter geht’s dort in den USA am 2. Mai mit dem „Tag der Trüffelpraline“ und am 3. Mai mit dem „Tag der Teppichfalte“, auf englisch „Lumpy Rug Day“. Zum „Tag des deutschen Bieres“ (23. April) gab es neulich bei uns allerdings nur geschlossene Kneipen und vor einer geschlossenen Kneipentür in der Kölner Altstadt eine Tafelbeschriftung, deren Text der Verfasser selbst wohl für clever hielt, von Herrn Bär aber als mathematischer Unsinn enttarnt wurde. Was machen wir am „Internationalen Hebammentag“ (5. Mai)? Wahrscheinlich nichts, denn die Kneipen sind immer noch geschlossen. Ein Studentenclub an der University of Austin in Texas hat den 7. Mai zum „Ohne Hosen-Tag“ ausgerufen, an dem wohl alle teilnehmen, die dem „Tag der Vernunft“ (6. Mai) nichts abgewinnen können, während das Ehepaar Ruth und Thomas Roy sich ihre Proklamation des „Ohne Socken-Tags“ (8. Mai) sogar markenrechtlich schützen ließ, nicht zu verwechseln mit dem „Tag der verlorenen Socke“, dem „Lost Socks Memorial Day“, der nämlich einen Tag später, am 9. Mai zelebriert wird. Wen es im Mai gern ins Grüne zieht, der unternehme dies am „Tag der Schwertlilie“ (8. Mai), und wer gerne Krimis liest, der tue dies am 22. Mai, dem „Internationalen Sherlock Holmes Tag“. © Raap/Bär 2021

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Herrn Bärs Kommentar zur Kandidatenkür bei Grünen und Union Kanzlertauglich ist ein Politiker nur dann, der sich im Zeitalter drohender Handelskriege und einer derzeit recht offensiven Hegemonialpolitik Russlands in Osteuropa und im Mittleren Osten, gleichfalls einer solchen der Türkei ebenfalls dort im Orient, zudem in Lybien und in der Kaukasregion, und ebenso gegenüber den geostrategischen und machtpolitischen Interessen Chinas von einem Putin, Erdogan oder einem Xi Jingping nicht naiv und blauäugig die Butter vom Brot nehmen lässt. Die Wahrung ihrer eigenen geopolitischen und handelspolitischen Interessen kann eine Mittelmacht wie die unsrige allerdings nur im Verein mit den europäischen Partnern anstreben, nicht mit nationalen Alleingängen. In der Welthandelspolitik, in den Verteilungskämpfen um Rohstoffe und Gewinnung neuer Marktteilnehmer in anderen Wirtschaftszonen weht im politischen Alltag ein rauerer Wind als auf einem Grünen-Parteitag, und deswegen traue ich weder Baerbock noch Habeck die nötige Robustheit für eine Kanzlerschaft zu. Klimapolitik und Umweltpolitik sind zwar notwendige, aber zugleich auch komplexe Angelegenheiten, die nicht losgelöst von volkswirtschaftlichen, arbeitsmarktpolitischen, strukturpolitischen und agrarpolitischen Interessen vollzogen werden können. Kein Geringerer als der Sozialdemokrat Egon Bahr hatte 2007 in einem Interview mit der „Welt“ erklärt: „Die Kernfrage ist für mich die Multipolarität. Entscheidend wird sein, ob Europa neben Amerika, Russland, China und Indien ein weiterer Pol in dieser neuen Weltordnung sein wird…“ Bei Laschet hingegen sollten seine Kritiker innerhalb und außerhalb der Union hoffen, dass er nach einer Übernahme der Kanzlerschaft mit dem Amt noch wachsen würde; denn auch Helmut Kohl wurde in seinen ersten Amtsjahren ja mit viel Häme als Provinzonkel mit einer Vorliebe für Pfälzer Saumagen und von den Karikaturisten als „Birne“ verspottet, und er erwies sich später durchaus als ein weitsichtiger europäischer Staatsmann, dem dann sogar nach dem Kunststück der Wiedervereinigung sein einstiger politischer Gegner Rudolf Augstein Respekt zollte. © Raap/Bär 202

Mediterran-orientalisches Vorspeisenpotpourri à la Karl-Josef Bär

Selbstgemachte Lammhackfrikadellen mit Minze und Sesam, Cayik-Joghurt mit Gurke, Minze, Schnittlauch und Knoblauch, Tarama-Fischrogen, Hummus-Kichererbsenpüree, Bohnensalat, grüner Paprika-Salat, Kalamata-Oliven, Tomatensalat.

Strohschweinkotelett, Foto: S. Kallnbach

Strohschweinkotelett korsisch-sardische Art à la Karl-Josef Bär Duroc Schweine sind eine rund 250 Jahre alte Kreuzung zwischen amerikanischen Jersey-Schweinen und europäischen Iberico-Schweinen; als Strohschweine werden sie auf Steinboden mit Stroheinstreu gehalten. Bei diesem Rezept bereitet man das Kotelett unpaniert zu, salzt und pfeffert es, brät es dann zusammen mit Zwiebeln in Olivenöl scharf an, und dann bei kleinerer Hitze zusammen mit Tomatenstücken, grünem Paprika und Oliven, abgerundet mit Rosmarin und frischem Bärlauch, löscht es dann mit Weißwein ab. Bei Bedarf fügt man noch Parmesankäse hinzu.

Thai Curry-Hähnchen à la Karl-Josef Bär Hähnchenbrust in Streifen schneiden, mit Zwiebeln, Sesamöl, Sojauce und frischem Ingwer vermischen und ca. 30-45 Min. marinieren. Im Wok in Sesamöl kurz scharf anbraten, rote und grüne Paprikastreifen sowie Bambusstreifen und Erdnüsse hinzugeben, in Geflügelfond köcheln lasen, rote Currypaste unterrühren, mit frischer Minze, Koriander, Zitronengras und Thai-Basilikum würzen. Wer will, dann dieses Rezept auch mit Kokosmilch abrunden. Dazu Reis.

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