Archive for Februar, 2019

baer aktuell 259/260 – 22. Februar 2019

Freitag, Februar 1st, 2019

Bild des Monats Februar 2019:

Jürgen Raap, Café Hallrath, Acryl und Öl auf Leinwand, 2018

Mit der Umbenennung des Karnevalsvereins „Frechener Negerköpp von 1978“ in „Wilde Frechener“ waren nicht alle Vereinsmitglieder einverstanden, denn drei der „etwa 20 festen Mitglieder“ seien deswegen ausgetreten, berichtete der „Kölner Stadtanzeiger“ und zitierte den zweiten Vorsitzenden Günter Cöllen: „Wir wollten nie politisch oder diskriminierend sein“. Dennoch sei „sogar im Internet dazu aufgerufen worden, die Gruppe mit Steinen zu bewerfen“. In einer Gesellschaft, die sich mehr und mehr spaltet, weil sie im medialen Blog- und Chat-Diskurs keine Differenzierungen und keine Zwischentöne mehr kennen will, sondern nur noch eine grobholzige Rigorosität pflegt, nimmt leider die verbale und manchmal auch die physische Militanz und damit ein Verlust an Zivilisiertheit zu.

Die karnevaleske Kostümierung bedeutete schon in früheren Jahrhunderten einen symbolischen Rollentausch über die ständischen Schranken und alle anderen soziologischen Unterschiede hinweg. Wo das Narrentreiben allzu sehr in Zügellosigkeit abglitt, versuchte die weltliche wie geistliche Obrigkeit immer wieder, die Exzesse zu reglementieren.

Heute sind es indessen eher die fundamentalistischen Sittenwächter der politischen Korrektheit, die Regelverstöße ahnden und sich dabei mit typisch deutscher Gründlichkeit gebärden wie andernorts nur die Religionspolizei im Iran, die dort auch auf eine unziemliche Kleidung achtet, oder in Saudi-Arabien, wo sie sich gar „Behörde für die Verbreitung von Tugendhaftigkeit und Verhinderung von Lastern“ nennt. Es ist offensichtlich, dass die Idee einer temporären sozialhygienischen Ventilfunktion, die symbolische Tabuverletzungen hin nimmt, und die solchermaßen seit Jahrhunderten dem abendländischen Karneval und seinem kostümhaften Rollentausch eigen ist, derlei fundamentalistischem Denken entgegen steht.

Wer hat heute eigentlich die Deutungshoheit darüber, was man sich an karnevalistischen Kostümierungen noch erlauben darf und was nicht? Die „taz“ stuft jedenfalls schon das simple weiße Betttuch, mit dem man sich als „Ölscheich“ umhüllt, als „klischeehaft“ ein, ohne zu ahnen, dass die Maskenball-Ausstattung immer schon in einer ironischen karikierenden Überhöhung und gleichzeitigen Brechung von Klischees bestand. Noa K. Ha, Leiterin des Zentrums für Integrationsstudien der TU Dresden, gibt zu bedenken, wer im Chinesen- oder Afrikaner-Kostüm am Karneval teilnähme, der blende aus, „dass die Geschichte der ethnisierenden Verkleidungen mit kolonialem Raub und Plünderungen verknüpft ist.“

Der rheinische Karneval war und ist bekanntlich auch immer ein Spiegel des jeweiligen Zeitgeistes in all seinen Ausprägungen, eben auch den schlechten. Als 1884 der damalige Reichskanzler Bismarck in Berlin eine „Kongo-Konferenz“ zur Regelung des Freihandels in Afrika einberief, wählten die Kölner Obernarren für ihren Rosenmontagszug 1885 das Motto „Held Carneval als Kolonisator“. Wie in der Nachkriegszeit die Nazi-Vergangenheit unverhohlen verdrängt oder verharmlost wurde, sieht man auf einem Foto von einem Kölner Fastelelovendsumzug Anfang der 1950er Jahre, wo die afrikanisch kostümierten „Kostgasser Dschungelbröder“ in Anspielung an den Afrika-Feldzug der Rommel-Armee ein Schild vor sich her tragen mit dem Text: „1941 no Afrika mascheet, hük Spass un Freud an der Maskeet“ (1941 nach Afrika marschiert, heute Spaß und Freude an der Maskerade). Solch ein Schild wäre heute natürlich in seinem völlig naiven Verständnis von Geschichtsrevisionismus nur noch Alexander Gauland-kompatibel und daher und auch ansonsten absolut degoutant.

Doch mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und dem Wechsel der Geschichte gehen auch semantische Umdeutungen bzw. Bedeutungsverschiebungen einher. Während z.B. im klassischen Wildwest-Film Hollywoods die Yankee-Kavallerie die Guten und die Indianer die Bösen waren, stellt Bernd Schäfers in seiner Schrift „Soziologie des Jugendalters“ eine „ethnografische Wende“ fest, als sich die jugendlichen Subkulturen der amerikanischen Hippies in den 1960er/1970er Jahren „mit verfolgten Minderheiten“ identifizierten „und sich… als ‚Wiedergeburt‘ der ausgerotteten Indianer oder als Reikarnation der überall vertriebenen Zigeuner“ verstanden. Eine solche Adaption „umfasst die gesamte Lebensweise einer Gruppe“ als „anthropologische Kulturkonzeption“ und nicht nur als bloße Maskenball-Ausstattung. Mit den kolonialistischen und rassistischen Wurzeln in der früheren trivialkulturellen Adaption von Stammeskulturen wollen die heutigen Freizeitfolkloristen nichts mehr zu tun haben:

Jedenfalls erklären die „Poller Böschräuber von 1976“: „Wir verstehen uns als Karnevalsverein mit einer Kostümwahl, die ein Maximum an Verkleidung ermöglicht. Wir verfolgen dabei keinerlei ethnologische Ziele, und wir erheben in diesem Zusammenhang auch nicht den Anspruch einer gewissen Authentizität.“ Ihnen geht es also heute nur um die kreative Phantasie, und um nichts anderes, und eben nicht um eine Verherrlichung des „edlen Wilden“ im Sinne einer Karl MayIdeologie.

In Köln-Mülheim hatten sich schon 2015 die „Müllemer Neger“ in „Müllemer Klütte vun 1961 e.V.“ umbenannt, doch auch das hält Dr. Werner Jung vom Kölner NS-Dok-Zentrum immer noch für einen Ausdruck von „Alltagsrassismus“, denn im rheinischen Volksmund war und ist „Klütte“ (Brikett) ja auch ein abwertendes Synonym für Schwarzafrikaner.

Doch „Klütte“ ist nicht gleich „Klütte“. Denn bei den Narren der „KG Frechener Klütte-Köpp“ und auch jenen der „1.Karnevalsgesellschaft Klüttefunke Oberliblar von 1956 e.V.“ beziehen sich die Vereinsnamen keineswegs auf ein despektierliches Mundart-Synonym für Afrikaner, sondern lediglich auf die geografische Anbindung ihrer Heimatorte an das rheinische Braunkohlerevier – in Frechen wurde nämlich 1949 der erste großflächige Tagebau in Betrieb genommen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Als nun die solchermaßen von „Frechener Negerköpp“ zu „Frechener Wilden“ Umbenannten ankündigten, künftig nicht mehr schwarzgewandet und im Baströckchen, sondern nur noch im Tierkostüm auftreten zu wollen, passte auch dies manchen sauertöpfischen Zeitgenossen nicht. So gab auf der Internetseite der „NRZ“ ein Leser namens „Klapperschlange“ allen Ernstes zu bedenken, „Tierkostüme sind ebenfalls diskriminierend“, denn, so die ebenfalls recht harsche Erwiderung eines anderen Kommentators „als bekennender PETA und NABU-Sympathisant sowie als Katzennothelfer“ an die Adresse von Karnevalisten im Giraffen- oder Eisbärkostüm: „Ihr versündigt Euch an den Tieren. Die sind nicht zum Spass auf der Welt.“ Ist das nun Realsatire oder einfach nur engstirniger Unfug? Immerhin haben ja PETA-Aktivisten schon selbst in Tierkostümen gegen Tierversuche protestiert.

Aber darf man angesichts des Insektensterbens künftig an Weiberfastnacht wirklich nicht mehr im Biene Maja-Kostüm durch die Straßen laufen? Der Grad zwischen manchen hypermoralischen Korrektheits-Marotten, die uns von der Bioladen-Schickeria zugemutet werden, und religionspolizeilich überwachten saudi-arabischen Verhältnissen oder einem Überwachungsstaat à la China ist schmaler als man denkt.

Als Herr Bär vor 40 Jahren im ersten Semester Kunst an den Kölner Werkschulen studierte, unterwies ihn einer der Professoren in das Prinzip der akademischen Freiheit: „Ein Künstler darf alles, nur nicht besoffen vor die Staffelei kotzen“. Daraus folgt: Ein Künstler ist immer autonom in der Deutungshoheit über seine Kunst, die er gerade macht, und deren Ergebnis er vor niemandem rechtfertigen muss, ebenso wenig wie der Karnevalist in der Wahl seines Kostüms. Ein Künstler ist grundsätzlich nicht verantwortlich dafür, dass ein anderer, zumal ein Dummkopf, seine Kunst falsch versteht oder gar nicht, und wenn er sich durch diese Kunst beleidigt fühlt, dann muss er eben die Freiheit der Kunst aushalten können, weil im Sinne von Rosa Luxemburg die Freiheit eben auch immer die Freiheit der Andersdenkenden ist.

© Raap/Bär 2019

Kölner Schull- un Veedelszöch, Foto: Copyright Raap/Bär 2019
Kölner Straßenkarneval, Foto: Copyright Raap/Bär 2019

Musikzug Ihrefelder Cheyenne, Foto: Copyright Raap/Bär 2019
Ehrenfelder Dienstagszug, Foto: Copyright Raap/Bär 2019

Unter Literaturhistorikern ist unstrittig, dass die klassische Tierfabel der Belehrung und der Erbauung zugleich dient: für „bär aktuell“-Leser mit Lateinkenntnissen sei dies mit dem Satz „fabula docet et delectat“ hinreichend erläutert. Der Humor-Theorie von Sigmund Freud verdanken wir den Hinweis, dass sich die Pointe eines Witzes manchmal aus der Trivialisierung eines Sachverhaltes ergibt, mithin u.a. auch vom Übergang der moralisierenden Tierfabel zum nur noch ulkigen Tierwitz, und so sei als Beispiel hier einleicht schlüpfriger, aber auch in den heutigen Zeiten immer noch politisch korrekter Tierwitz zum Mitdenken wieder gegeben, mit dem der Kölner Humorist Horst Muys schon für 50 Jahren brillierte:Treffen sich ein Vogel und eine Schlange. Fragt der Vogel: „Und? Was machste so?“ – Antwortet die Schlange: „Ich schlängele mich so durch. Und du?“

Wo die Gendermainstream-Marotten derzeit darauf hinauslaufen, flächendeckend überall Unisex-Toiletten einzuführen, gibt Herr Bär zu bedenken, dass man auf Volksfesten etc. empirische Feldstudien mit manchmal betrüblichen Begleiterscheinungen durchführen kann, wenn nämlich die Damenwelt dort die Herrentoiletten zu stürmen pflegt, aus Unmut über die sonst ewig langen Warteschlangen vor dem Damenklo, aber ein übermütiger stark alkoholisierter Damen-Kegelclub ist gewiss nicht die ideale Gesellschaft, in deren Gegenwart sich Herr Bär am Pissoirbecken einer Unisex-Toilette aufhalten möchte.

Welch beklagenswerte Probleme eine gemeinsame Toiletten- bzw. Badezimmernutzung auch in Privathaushalten mit sich bringen kann, illustriert die ins Kölsche übertragene Geschichte des Alsdorfer Kabarettisten Jürgen Beckers:

Tünnes und seine Frau liegen nachts im Bett. Tünnes muss dauernd aufs Klo. Als er zum dritten Mal aufsteht, sagt seine Frau: „Also, enä, Tünnes, du bis eso wibbelich. Jetzt jehste schon dat dritte Mal op et Klo. Da kann ich nit ruhig schlafen!“ – Tünnes: „Wenn de nit dauernd mitzählen dähts, wie oft ich op et Klo muss, wörste längs enjeschlofe.“ – Nach fünf Minuten steht Tünnes erneut auf. Die Frau: „Wat is denn jetz ald widder? Du warst doch erst vor fünf Minuten om Klo!“ – Tünnes: „Jo, ävver mir es jrad enjefalle, dat ich noch dat Jebiss em Muul han. Ich muss noch ens en et Badezimmer, de Zähne eraus tun.“ – Die Frau: „Jute Idee. Dann kannste meine Zähne gleich mitnehmen!“ Tünnes tut das auch und legt sich wieder ins Bett. Seine Frau: „Hör uns, Tünnes, häste unsere Zähne auch in zwei verschiedene Zahnputzbecher jetan? Letztes Mal haste die in einen Becher jetan, da war ich am anderen Morjen em Aldi einkoofe un hat ding Jebiss en dä Schnüss. Nä, wor dat peinlich!“ – Tünnes: „Jo, ich ich wor mit dinger Zäng em Mund en dä Apotheke. Ävver dann hätt die Apothekerin för mich jesaht: Och, Herr Tünnes, met dä Zähne von Ihrer Frau sehen Se aber zehn Jahre jünger aus!“ – Die Frau: „Jo jo, Tünnes, war dat dann nit schön, wie mir zwei fröher noch wat jünger waren? Da haste mich immer in et Öhrchen jebisse. Machste dat jetzt auch noch emal?“- Tünnes: „Jo, jo…“ und steht wieder auf. Die Frau verärgert: „Musste jetzt schon widder op et Klo? Jrad jetzt, wo de mich in et Öhrchen beißen solls?“ Tünnes: „Enä. Ävver wenn ich dich jetzt in et Öhrchen beiße soll, muss ich erst in et Bad un dat Jebiss widder erein tun!“

(In manchen Hardcore-Political Correctness-Kreisen gilt dieser Witz als frauenfeindlich, weil im Umkehrschluss die Frau vom Tünnes mit dessen Gebiss im Mund zehn Jahre älter aussieht).

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Küchentechnische Begriffe: „braten“ (trockenes Garen bei starker Hitze, ruft durch diesen Vorgang an der Oberfläche durch eine Verbindung von Eiweiß, Fett und Zucker eine Bräunung hervor), grillen (braten in Wärmestrahlung auf einem Rost), „braisieren“ (schmoren), „legieren“ (mit Eigelb und Sahne abbinden), „pochieren“ (garziehen) oder „poelieren“ (hellbraun dünsten).

Entenleber in Portwein und Madeira

Speckstücke in einer Pfanne auslassen, 1-2 Schalloten andünsten, Entenlberstücke anbraten, Apfelstücke hinzugeben, mit Portwein und Madeira ablöschen, salzen, pfeffern, gepressten Knoblauch hinzufügen, sowie frischen Majoran und frischen Thymian und etwas geriebene Muskatnuss. Vor dem Servieren mit frischer Kresse bestreuen. Dazu passt Kartoffelpuree.

Halve Hahn

Dass in Köln „’ne halve Hahn“ kein halbes Hähnchen ist, weiß man inzwischen auch in Wien oder Hamburg, aber unbedarfte Touristen kann man in den Brauhäusern damit immer noch foppen. Prof. Adam Wrede führt in seinem Standardwerk „Neuer kölscher Sprachschatz“ (1958) diesen Imbiss auf die „humorvolle Täuschung“ eines „Grielächers“ (Spaßmachers) zurück, der eine Gesellschaft zum Essen eingeladen hatte, ihnen statt der versprochenen halben Brathähnchen aber dann ein Roggenbrötchen mit einer Scheibe Käse auftischen ließ.

Kabänes heißt im Rheinischen „Kumpel“,„Freund“ oder„Kamerad“ etc. und ist ein Halbbitter-Schnaps, den – halten Sie sich fest! – ausgerechnet der frühere Präsident des Automobilclubs ADAC Otto Flimm 1952 auf den Markt brachte. 1976 zog der Familienbetrieb nach Brühl um, auf halbem Wege zwischen Köln und Bonn gelegen. Die Bitterstoffe in diesen Kräuterlikören haben eine günstige Wirkung auf Magen und Galle, weshalb man sie gerne als Verdauungsschnaps konsumiert. Eher süßlich-bitter ist der Düsseldorfer Kräuterlikör „Killepitsch“, der seit 1955 auf dem Markt ist.

Bär aktuell 258 – 3. Feb. 2019

Freitag, Februar 1st, 2019

Bildstrecke „Bär aktuell spezial“: Milljöhsitzung 2019 der KG Willi Ostermann-Gesellschaft Köln 1967 e.V. Köln, Foto: Copyright Raap/Bär 2019

Die neuesten Witze aus dem Kölner Karneval

Donald Trump besucht eine Grundschule in Kalifornien und sagt zu den Kindern: „Ich bin Euer Präsident, ihr dürft mir jetzt Fragen stellen“. Einer meldet sich und sagt: „Ich bin Bob und hätte drei Fragen, Mr. Präsident. Erstens: Haben Sie für den Wahlkampf Geld aus Russland angenommen?- Zweite Frage: Warum schmeißen Sie alle Minister raus, die nicht Ihrer Meinung sind? – Dritte Frage: „Verschwinden auch in unserem Land spurlos Leute, die Sie kritisieren?“ In diesem Moment klingelt die Pausenglocke. Nach der Pause kommen die Kinder vom Schulhof zurück und Trump sagt: „Also, wir waren gerade unterbrochen worden. Hat noch jemand eine Frage?“ – Meldet sich einer: „Ich habe zwei Fragen, Mr. President: Erstens, warum klingelte die Pausenglocke diesmal eine halbe Stunde früher als sonst? Und zweitens: Wo ist Bob?“ (Guido Cantz).

AKK – das ist eine Abkürzung für Annegret Kramp-Karrenbauer. Wieso eigentlich? Also, ich kenne die Frau nicht. Ich käme nie auf die Idee, die einfach mit „Annegret“ anzureden. Die korrekte Anrede wäre „Frau Kramp-Karrenbauer“. Und wer das nicht aussprechen kann, der sagt einfach FKK (Bernd Stelter).

Wird ein kleiner Junge gefragt: „Du hast ja kein Brüderchen und kein Schwesterchen. Du bist bestimmt ein Einzelkind.“ Darauf der Junge: „Ich bevorzuge die Bezeichnung ‚Alleinerbe’“ (Guido Cantz).

Als der türkische Präsident Erdogan nach Köln kam, um die Moschee in Ehrenfeld einzuweihen, stellte ein kölscher Rentner sein Fahrrad direkt an der Moschee ab. Sagt der Security-Mann: „Das können Sie nicht machen. Hier kommt gleich der türkische Staatspräsident vorbei!“ – Darauf der kölsche Rentner: „Mach dir deswejen kein Sorge, Jung. Ich schließe dat Fahrrad jut ab!“ (Guido Cantz).

Schäl: Tünnes, hör ens, du sähs zo dinge Frau immer noch „Liebchen“ un „Schätzchen“. Also nä, du bis doch schon 30 Johr verheiratet, da mäht mer doch sujet nit mieh!“ – Tünnes: „Jo, jo, ävver wat willste maache? Ich han der Vorname vun dä Ahl verjesse!“

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Wiener Heringssalat

Beim Wiener Heringssalat nimmt man gewürfelte gekochte Kartoffeln, ebenfalls gewürfelte Salzheringe und Essiggurken, die man mit Apfelstücken, Zwiebeln und gekochten Bohnen vermischt. Für die Sauce verrührt man Eidotter, Senf, Zitronensaft, Salz und Pfeffer mit ein paar Tropfen Öl, fügt dann unter weiterem Rühren Sauerrahm, Meerettich, Kapern und Sardellen oder Sardellenpaste hinzu. Dieser Salat wird traditionellerweise zu Aschermittwoch verzehrt.

Selleriesalat „Der Barbier von Neu-Ehrenfeld“ Man raspele Apfelstücke und Knollensellerie im Verhältnis 1:2 in eine Salatschüssel, gebe Salz, Pfeffer, Senf, etwas Sahnemeerettich, Schnittlauch, einen Spritzer Knoblauchpaste und frische gehackte Petersilie hinzu, rühre dann etwas frischen Joghurt hinein. Man kann den Salat auch noch mit gekochten Eiern anreichern.

Carl Friedrich Ludwig Felix von Rumohr (1785-1843) war ein deutscher Kunsthistoriker und Gastrosoph, er machte in Deutschland die Rumfordsuppe als Möglichkeit der Armenspeisung bekannt: „Dem bayerischen Grafen Rumford, als britischer Untertan Benjamin Thompson (1753 – 1814) in Massachusetts geboren, gelang der große Schlag: Nachdem er zuerst die Wärme-Theorie von den bewegten Molekülen formuliert (1798) und konsequent den geschlossenen Herd erfunden hatte, ging er daran, die Massen zu speisen. Nach kalorischen, ergonomischen, physiologischen Berechnungen konnte dies nur eine minimalische Gemüse-Graupensuppe sein, die fortan in den Armenküchen, Suppenanstalten und Feldküchen Europas als Rumfordsuppe von der Obrigkeit verabfolgt wurde“, schreibt der Historiker Hans Ottomeyer. Rumohr zu Ehren kreierte der Koch Eckart Witzigmann ein „Kalbsbries Rumohr“: das Bries ist die Thymusdrüse, sie sitzt in der Brust des Kalbs und ist reich an Kalium, Vitamin C, allerdings auch an Purinen, wegen denen aufgrund ihres Harnsäuregehalts Gicht-Patienten allzu häufiger Verzehr von Kalbsbries abgeraten wird. Bei erwachsenen Rindern hat sich das Bries zurück gebildet. Das Bries wird erst zwei Stunden in Salzwasser gewässert oder in heißem Wasser kurz abgebrüht, bevor man die Haut und die Äderchen abzieht. Witzigmann bereitet das „Kalbsbries Rumohr“ mit Trüffeln und Gänseleberscheiben zu.

© Raap/Bär 2019