Archive for Oktober, 2016

bär aktuell 207 und bild des monats

Montag, Oktober 3rd, 2016

Bild des Monats Oktober 2016:

Jürgen Raap, „Der Moment der Existenz“, 2016

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Bär aktuell Nr. 207 – 3. Okt. 2016

Werden die Straßensänger auch immer fauler oder nur untalentierter? Jedenfalls wunderte sich Herr Bär über einen stummen Sangesbruder, der in der Fußgängerzone einen sogenannten Ghettoblaster hingestellt hatte, aus dem ein Lied von Frank Sinatra tönte. Der Ghettoblasterbesitzer stand daneben und machte dazu Mundbewegungen wie beim Play Back, schaffte es aber nicht, diese völlig synchron zum Sinatra-Gesang hinzukriegen. Wenn er sich wenigstens noch als Frank Sinatra kostümiert hätte, hätte Herr Bär dies für eine komische Persiflage halten können, wie man sie im Travestie-Varieté geboten bekommt, aber nur mit dem Abspielen einer CD von Frank Sinatra in einer Fußgängerzone milde Gaben erheischen zu wollen fand Herr Bär künstlerisch nun doch ein wenig einfallslos. Aber vielleicht hat Herr Bär nur nicht verstanden, dass man im post-musikalischen Zeitalter der Liedzeile „I did it my way“ legitimerweise auch mit schauspielerisch verunglücktem Playback-Gehabe Ausdruck verleihen kann.

Politiker neigen bekanntlich zur Heuchelei, und diese erreicht immer vor einer Bundespräsidentenwahl ihren Höhepunkt, wenn es dann heißt, das Amt des Staatsoberhauptes dürfe nicht durch kleinkariertes parteipolitisches Geschachere beschädigt werden. So hieß es denn diesmal, man wolle sich deswegen möglicherweise auf einen „überparteilichen Kandidaten“ einigen, und als solcher wäre wohl noch vor kurzem z.B. Franz Beckenbauer in Frage gekommen, solange er als Lichtgestalt galt, doch selbige hat inzwischen bekanntlich Züge eines Dunkelmannes angenommen, und so präsentiert uns nun die SPD als ihren Kandidaten Frank-Walter Steinmeier, der aber keineswegs „überparteilich“ wirkt und damit kaum die Zustimmung der übrigen Parteien finden dürfte. Vielleicht haben sie Steinmeier aber nur deswegen als Kandidaten für Schloss Bellevue ausgerufen, damit er nicht als Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers antritt, denn wer nicht als Präsident gewählt wird, der ist ein paar Monate gewiss auch nicht kanzlertauglich. SPD-intern halten sie diese Taktik womöglich für gewieft, um Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidaten aus dem Hut zu zaubern. Nun wirkt Sigmar Gabriel allerdings eher wie ein Sonnenbankweltmeister, der in Goslar einen Gebrauchtwagenhandel betreibt und der Zweifel weckt, wenn er einem z.B. erzählt, er hätte da einen VW Diesel auf Lager, der in den USA problemlos durch die Abgasuntersuchung gekommen wäre. Eine Kanzlerkandidatur von Gabriel erinnert zudem auch eher an jene einst gründlich versemmelte Kandidatur von Rudolf Scharping, bei dem man immer befürchtete, er würde jeden Moment vom Fahrrad fallen, was er denn auch tat. Wenn Sigmar Gabriel als Knallcharge der deutschen Wirtschaftspolitik die Vorzüge eines Freihandelsabkommens mit Kanada anpreist, hört sich das nämlich so ähnlich an wie die beschönigenden Worte eines Autohändlers, der einem einen Schummel-Diesel andrehen will mit defekter Tür und ausgeleiertem Sicherheitsgurt, so dass man dann bei voller Fahrt herausfällt wie einst Rudolf Scharping vom Fahrrad. Vielleicht nehmen sie als SPD-Kanzlerkandidaten dann doch lieber Martin Schulz, der es schafft, auch mit seinem Landaachener Dialekt weltläufig zu wirken.

© Raap/Bär 2016

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Gefüllte Zucchini à la Karl-Josef Bär

Zuchini aushöhlen und mit Rinder- oder Lammhack füllen, das man mit Salz, Pfeffer, kleingehackten Zwiebeln, Knobloch, Petersilie und Rosmarin gewürzt hat. Die Füllung dann mit Tomatenscheiben, weiteren Zwiebel- und Knoblochstücken und frischem Thymian bedecken Die ausgeschabte Zucchinimasse zusammen mit Gurkenstükchen und frischer Avacado pürieren, diese Masse vorsichtig salzen, pfeffern, mit frischer Minze anreichern und damit die gefüllten Zucchini übergießen. Das Ganze dann mit Ziegen- oder Schafskäse bedecken und im Backofen garen.

O’batzda ist eine bayerische Brotzeitspezialität, ursprünglich eine Verwertung von Resten von Camembert und anderen Weichkäsen. Statt Camembert eignet sich auch ein Limburger oder Romadur oder ein Rochebaron. Der Käse ist zumeist reif bis überreif, in der klassischen Rezeptur wird er mit Butter vermischt, wenn man ihn jedoch etwas milder und weniger mächtig gestalten will, nehme man stattdessen Quark oder Joghurt. Man fügt etwas Salz hinzu, frische Zwiebeln, Kümmel und Rosenpaprika, zerdrückt das Ganze zu eine cremigen Masse Nach ähnlicher Rezeptur stellt man in der Slowakei den Liptauer her. Stilecht servietr man ihn zusmamen mit Rettichscheiben, die man salzt und mit etwas Öl und Zitrone beträufelt. Dazu trinkt an am besten bayerisches Bier (Tegernseer Hell oder andere untergärige Lagerbiere).