Archive for September, 2018

baer aktuell 251 – 3. Sept. 2018

Samstag, September 1st, 2018

Bild des Monats September 2018:                Jürgen Raap, Lob der Genügsamkeit

Bär aktuell Nr. 251  – 3. Sept. 2018

Auf dem Kölner Kurt-Hackenberg-Platz steht neuerdings ein Trinkwasserbrunnen, der 130.000 Euro gekostet hat und im Sommerhalbjahr 200 Kubikmeter Wasser verplätschern lässt, was der Bund der Steuerzahler für Geldverschwendung hält, zumal bis vor kurzem überhaupt kein Schild auf die Trinkbarkeit des Wassers hinwies. Der Brunnen wird vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen unterhalten, doch für die Anbringung eines Hinweis-Schildchens sei das Amt für Stadtplanung zuständig, und das hätte den Auftrag für das „Trinkwasser“-Schild erst noch ausschreiben müssen, so heißt es. Wenn man früher mal ein neues Türschild brauchte, ist man einfach zu einem Laden mit dem bewährten Serviceprogramm „Stempel – Gravuren – Pokale“ gegangen und hat sich ein apartes Schildchen mit dem Text „Bär 2 x klingeln“ gravieren lassen, und so ein Schildchen hat vielleicht 17,90 Euro gekostet. Aber dann zogen sie im Kölner Rathaus ernsthaft einen europaweiten Gestaltungswettbewerb in Erwägung, nur um hinterher stolz behaupten können, die Vergabe des Auftrags sei diesmal nicht ausgeklüngelt worden, wie das sonst in Köln ja so üblich ist. Doch möglicherweise hätte dann den europaweiten Gestaltungswettbewerb für ein Schild mit dem simplen Text „Trinkwasser“ in Kursivschrift dann ausgerechnet eine Firma mit dem Namen „Medaillen – Pokale – Schilder Börschel“ aus Salzburg gewonnen. Alle hätten dann wieder treuherzig beteuert, dieser Salzburger Graveur sei ganz bestimmt kein Vetter des Kölner Lokalpolitikers Martin Börschel, der sich den Ruf erworben hat, der amtierende König unter den rheinischen Klüngelbrüdern zu sein. Alles in allem hätte der blöde Gestaltungswettbewerb dann bestimmt 170.900 Euro gekostet, inklusive Dienstreise der Jury zum Wettbewerbssieger nach Salzburg zwecks Begutachtung des Schildchens mit anschließendem „geselligen Beisammensein“ (vulgo: Wein, Weib und Gesang). Doch dann hat die wackere Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Machtwort gesprochen und erneute mögliche Börscheleien verhindert – an dem Brunnen prangt jetzt auf ihr Geheiß hin – was der Bund der Steuerzahler wohlwollend zur Kenntnis nimmt – ein simples Messingschildchen, das bestimmt nicht mehr als 17,90 Euro plus Mehrwertsteuer gekostet hat. P.S. Der Kurt Hackenberg-Platz heißt wegen dieses Trinkwasserbrunnens und ein paar vor kurzem um diesen Brunnen herum spärlich verteilten Zierpflanzen halboffiziell jetzt auch „Paradiesgarten“, und das beweist: nicht nur der Düsseldorfer neigt zu Übertreibungen, sondern auch der Kölner.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Wiener Fischbeuschelsuppe

Die Wiener Fischbeuschelsuppe wird erstmals um 1800 als Fastensuppe erwähnt. Beuschel sind die oberen Eingeweide bei Schlachttieren (Lunge, Herz) und Fischen. Man kocht dazu Kopf, Rogen, Innereien, Schwanzstück und Filet vom Karpfen und auch Teile vom Zander mit etwas Suppengemüse gut aus, füllt zwischendurch den Sud mit Wasser auf, nimmt dann die zerkochten Teile heraus, schmeckt den Sud mit Pfeffer, Thymian, Mehl, saurer Sahne, Rotwein und Zitronensaft ab und serviert die Suppe mit frischer Petersilie und Semmelbrösel/Weißbrotbrösel. Bei der Fleischbeuschelsuppe nimmt man Innerereien und Bratenreste, die man in Schweineschmalz mit Mehl und Zwiebeln kurz anbrät und dann mit Wasser und Suppengemüse weich kocht, zum Schluss mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver, geriebener Zitronenschale, Kapern, Safran, Majoran oder Thymian würzt.

Schweinefilet „Charleroi“ Filet in Scheiben schneiden, in Öl oder Butter von beiden Seiten zusammen mit Zwiebeln kurz braten, salzen, pfeffern, Sauce hinzugeben, kurz erhitzen/aufkochen: Die Sauce besteht aus Sahne, Roquefort-Köse (oder einem anderen Blauschimmelkäse), geriebenem herzhaften Hartkäse, 1 klein gehackter Cornichons, klein gehackten Gurkenstückchen, Senf, Knoblauchpaste, frischem Majoran, frischer Petersilie, etwas frischem Estragon und frischem Dill und klein gehackten hart gekochten Eiern – das wird alles miteinander vor dem Erhitzen vermengt. Dazu reicht man kleine Kartöffelchen und gedünsteten Chicoree (den man halbiert, im Inneren den Strunk herausschneidet und dann die Chicoreeblätter vor dem Dünsten in Butter 1 Std. wässert, damit sich die Bitterstoffe abbauen).

Wildschweinkarrés „Rösrath“

Fleisch vom Wildschwein ist fettarmer und schmeckt von Natur aus würziger als Fleisch vom Hausschwein. In Köln bekommt man Karrés und Koteletts vom Wildschwein ganzjährig in der Markthalle in der Maastrichterstr. Man mariniert die Karrés einen halben Tag lang in Knoblauch-Olivenöl mit frischem Thymian, frischem Majoran, etwas Kreuzkümmel, Zwiebeln, 1 Knoblauchzehen, 2 Wacholderbeeren und grünen Pfefferkörnern. Damm brät man sie in Butter oder Schmalz von beiden Seiten zusammen mit rohen Zwiebeln kurz an, gießt etwas Wildfond hinzu rührt Sahne und pürierten Sellerie ein, nimmt die Karrés heraus (warmstellen!) und lässt den Sud zusammen mit frischen Kräutern (s.o.) kurz aufkochen. Vor dem Servieren mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dazu passen frische Erbsen und Kartoffelpüree und ein Rotwein von der Ahr.