Archive for Januar, 2014

10 Jahre bär aktuell

Mittwoch, Januar 8th, 2014

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Bild des Monats Januar 2014:

Jürgen Raap „La Belge perdue“

 

Beachten Sie bitte folgenden Ausstellungshinweis:
„Der Eigelstein – drunter und drüber – Schauplatz Kölner Geschichte 2“ im Kölnischen Stadtmuseum, Zeughausstr. 1-3
Beiträge dazu von Jürgen Raap: Katalogtext „Mythos Eigelstein“ und Leihgabe eines Gemäldes für die Ausstellung.
Laufzeit: 27. April 2014

Der Traum eines jeden Jungen, später einmal Lokomotivführer werden zu wollen, wird für Ronald Pofalla nicht ganz so wahr wiewohl erhofft, denn nach seinem Ausscheiden als Kanzleramtsminister hat es für ihn nur noch zur Berufung als überbezahlte Lobbyisten-Schranze im Vorstand der Deutschen Bahn gereicht, was man bei „Transparency international“ indessen zu Recht als eine höchst ärgerliche Klüngelpolitik verbucht und in Pofallas Klever Wahlkreis selbst unter seinen eigenen CDU-Parteifreunden als „Verrat am Wähler“. Ärgerlich ist der Missbrauch solcher Vorstandsposten für politische Versorgungsfälle allemal, zumal Pofalla keinerlei Fachkenntnisse über das Bahnwesen verfügt und man daher froh sein kann, wenn er in seinem Vorstandsbüro nur mit der Modelleisenbahn spielt und sich ansonsten aus allem heraus hält. Herr Bär hat doch erhebliche Zweifel, ob die Züge demnächst pünktlicher fahren, die Bahnhöfe sauberer und sicherer sind und die Schaffner mit ihrem bislang nur routiniert dahin genuschelten „Noch jemand zugestiegen?“ das Terrain der Deutschen Bahn endlich zu einem Land des Lächelns machen.
Mit schlechtem Beispiel voran gegangen eines als anrüchig anmutenden weil zu schnell vollzogenen Wechsels von der Politik in die Wirtschaft ist übrigens Gazprom-Schröder, aber der liegt jetzt wenigstens nicht den Bahncard 50-Kunden auf der Tasche, die für selbige jetzt 6 Euro mehr bezahlen müssen als vorher, wahrscheinlich, um die Modelleisenbahn für Pofallas Vorstandsbüro zu finanzieren.

Als der frühere Rennfahrer Michael Schumacher im Krankenhaus von Grenoble von den Ärzten ins künstliche Koma versetzt wurde, richteten bereits ein paar allzu voreilige Fans eine Kondolenzseite bei Facebook ein. Wollte sich da im Falle eines Ablebens beim Veröffentlichen von Beileidsbekundungen jemand gar eine Pole Position zu sichern, um der erste beim Kondolieren sein zu können? Dass der sportiv-mediale Rausch der Geschwindigkeit im Internet derlei pervertierte Ausuferungen annimmt, tadelte der Berliner „Tagesspiegel“, der Skiunfall Schumachers werde unzulässigerweise zum „Event“ stilisiert, und der im Koma liegende Sportler erleide dadurch in einer absolut frivolen makabren Weise einen „digitalen Tod“, und das sei doch „mehr als beschämend“. Hätte Herr Bär sich nicht von Anfang an geweigert, bei Facebook einen „Account“ zu eröffnen, hätte er spätestens jetzt selbigen gelöscht, weil sich nunmehr Herrn Bärs Ansicht bestätigt hat, dort werde einfach zu viel Blödsinn in die Welt hinaus getrötet. Wobei in diesem Zusammenhang die Bemerkung des Regierungssprechers, Angela Merkel sei beim Skilanglauf „bei mäßiger Geschwindigkeit“ gestürzt, weniger süffisant wirkte als von ihm vielleicht erhofft, sondern als gewollte Anspielung auf die Tragik von Michael Schumachers Rasanz dann doch wohl eher unpassend.

Als Chronist über die Albernheiten, Verstiegenheiten, Irrungen und Wirrungen seiner Zeitgenossen konnte Herr Bär in den letzten zehn Jahren an dieser Stelle Ausgabe für Ausgabe ein Füllhorn von Beispielen an Pein- und Dämlichkeiten ausschütten, und es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeit, um zu prognostizieren, dass auch in den nächsten zehn Jahren sich in Politik, Wirtschaft und Werbung genügend Deppen tummeln, die mit ihren Fehlleistungen diesen Newsletter/Blog „bär aktuell“ füllen werden. So sei zum Auftakt in die nächsten zehn Jahre erwähnt, dass Franz Beckenbauer kürzlich zum „Genießer des Jahres“ ausgerufen wurde und Günter Netzer in seiner Laudatio ausgerechnet daran erinnerte, dass Beckenbauer vor 30 Jahren mal Werbung für Tütensuppen machte. © Raap/Bär 2014