Archive for April, 2022

Bär aktuell 311 22. Mai 2022

Donnerstag, April 28th, 2022

Bild des Monats Mai 2022

Jürgen Raap, Poller Märzdämmerung, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Bär aktuell 311 – 22. Mai 2022

Wo heut zutage das Heldentum boulevardjournalistisch-propagandistisch mit neuem Pathos unangenehm übertüncht wird, wobei es aber zumindest auf der einen Seite augenscheinlich mehr Kriegsverbrecher als Helden zu geben scheint, müssen bisweilen auch in der Trivialmythologie die alten Helden ins Nichts gestürzt werden. Dies geschieht in einem eigenartigen zufälligen zeitlichen Zusammentreffen von Ereignissen in der von Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“: die Gastronomiekette „Ständige Vertretung“ strich das „Altkanzler-Filet“ von der Speisekarte, das aber ohnehin nur aus Currywurst mit Fritten bestand, dem angeblichen Leibgericht von Gerhard Schröder. Und gewohnt reißerisch informierte die BILD-Zeitung ihre Leser über „Boris Becker: seine ersten Nächte im Horror-Knast“. Während man Gerhard Schröder aber immerhin noch das historische wie heroische Verdienst anrechnen kann, uns seinerzeit wenigstens aus dem Irak-Krieg heraus gehalten zu haben (der ja ohnehin nur aufgrund einer Lüge über angebliche Geheimwaffen Saddam Husseins geführt wurde), kam der Anwalt von Boris Becker vor dem Londoner Gericht nicht in toto mit der Strategie durch, sein Mandant sei einfach zu naiv und zu faul gewesen, um sich um seine Vermögensverhältnisse zu kümmern. Denkt man dieses Plädoyer zu Ende, dann ist Bobele eben nicht durch ikarushafte Vermessenheit der Sonne zu nahe gekommen und dann mit versengten Flügeln in die Insolvenz abgestürzt, während hingegen in diversen Gazetten über Gerhard Schröder bis in die jüngste Zeit der Mythos gepflegt wurde, er habe nach den Sternen greifen wollen, um die kleinen Verhältnisse hinter sich zu lassen, denen er entstammt, als ein nach materiell Höherem strebender kleiner Faust, der seine Seele letztlich an den Mephisto Putin verkaufte. Wie ansonsten um Heldentum bemühte Zeitgenossen im heutigen postheroischen Zeitalter aussehen, lässt sich gut an dem Grünen-Politiker Anton Hofreiter beschreiben, der zwar äusserlich immer noch recht zauselig und keineswegs als siegfriedianischer Recke daher kommt, dem aber der „Spiegel“ inzwischen bescheinigt, er kenne sich mit großkalibrigen Waffen mittlerweile genauso gut aus wie auf seinem eigentlichen Fachgebiet der Botanik.

Richtig gegendert Auf der Internetseite „Die 100 besten Putin Witze“ (https://schlechtewitze.com/putin) findet sich folgende Grammatik-Anleitung: „Wie nennt man eine weibliche Pute? – Putin.“

Altbundeskanzler Gerhard Schröder habe Soyeon Kim vor der Hochzeit versprochen, künftig nicht mehr als zwei Gläser Wein pro Tag zu trinken, wusste www.t-online.de zu berichten. Der Berliner „Tagesspiegel“ indessen beruft sich auf andere „Berichte“, nach denen Schröder bei seinem jüngsten Interview mit der „New York Times“ „reichlich Weißwein getrunken habe“, mithin wohl mehr als das der Gattin versprochene Tages-Maximum von zwei Gläsern, als ob er bei diesem Interview der Öffentlichkeit hätte beweisen müssen, zu Hause noch nicht zum Pantoffelhelden mutiert zu sein. Bestimmt hat Soyeon Kim-Schröder nicht mit dem Nudelholz oder der Bratpfanne in der Hand hinter der Wohnungstür gelauert, als Gatte Gerd von dem Interview angesäuselt nach Hause kam. Nun wird von Politikern gemeinhin noch immer eine gewisse Trinkfestigkeit erwartet, und dass Schröder seine mittlerweile imagemäßig missliche Lage, in die er sich als notorischer Putin-Intimus gebracht hat, sich nun schön zu trinken versucht, sei ihm gegönnt. Allerdings wirkt in seinem Falle Weißwein nicht unbedingt bewusstseinserweiternd.

Putin schreibt man ohne ‚f““

Interview mit Klaus-Günther Bär, Klasse 3a, Michael-Wendler-Gesamtschule Köln

bär aktuell: Klaus-Günther, ihr solltet einen Klassenaufsatz über Wladimir Putin schreiben. Du hast nur eine Fünf dafür gekriegt, Wie kam das?

Klaus-Günther: Mir is zu däm Putin nix einjefallen. Außer dat mein Onkel Karl-Josef neulich jesacht hat: dä Putin is ene fiese Möpp. Ich han dann bei uns in dä Klasse minge Banknachbarn Fidel Mops jefragt: Wie schreibt man eigentlich Putin? Da sagt der: Putin schreibt man ohne ‚f‘.

bär aktuell: Aber Klaus-Günther, in „Putin“ kommt doch gar kein ‚f‘ vor.

Klaus-Günther: Jojo, dat hätt dä Fidel Mops ja auch jesacht. Un weil mir üvver dä blöde Putin sonst nix einfiel, han ich einfach dä janze Aufsatz bei däm Fidel Mops abgeschrieben. Aber damit dat nit auffällt, dachte ich mir, dann schreibste konsequent „Putin“ mit „f“. Also „Futin“. Ich schreibe „Futin“, und dä Fidel Mops schreibt „Putin“. Da kann unsere Klassenlehrerin doch nit behaupten, ich hätte dä janze Aufsatz wortwörtlich bei däm Fidel Mops abjeschrieben. Dat hat die auch nit jemerkt. Ävver dä Fidel Mops hätt för singe Aufsatz och nur ne Vier gekriegt. Un ich ne Fünf wejen zusätzlich zu viele Rechtschreibfehler. Putin mit ‚f‘ un eso.“

Die britische Küche genoss noch nie einen guten Ruf: „God save the british people and the terrible food they have to eat“. So ist Herr Bär nicht darüber erstaunt, dass sich Boris Becker über das schlechte Essen im Londoner Gefängnis Wandsworth beklagt: es gab neulich Corned Beef, ein zerkleinertes, gekochtes, gepökeltes und gepresstes Rindfleisch, das nun wirklich nicht jedermanns Sache ist, aber bis heute zu den Standards der Militärverpflegung gehört, was angesichts der aktuellen Zeitumstände an dieser Stelle auch mal zu erwähnen wäre (die Söldner im Ukrainekrieg kriegen allerdings vozugsweise die Rote Beete-Kohl-Suppe Borsch aufgetischt). Herr Bär fragt sich, was es wohl als Bordverpflegung gab, als die in jeder Hinsicht glücklose Verteidigungsministerin Christine Lamprecht als Helikopter-Mutter ihren Sohn in einem Bundeswehr-Diensthubschrauber mitfliegen ließ, und der kecke Filius dann instinktlos, weil auch noch mit protziger Gebärde, von diesem Flug eine Aufnahme bei Instagram postete, nicht ahnend, dass womöglich der russische Militärgeheimdienst GRU alle technischen Details auf diesem Foto genau analysieren würde, um dann zu der Erkenntnis zu gelangen: Corned Beef gab’s als Bordverpflegung bei diesem Bundeswehrflug jedenfalls nicht. Der britische Journalist Chris Atkins, der früher selbst schon einmal wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis Wandsworth einsaß, bescheinigt Boris Becker immerhin, er habe mit seiner öffentlichkeitswirksamen Meckerei über seine Haftumstände viel getan, um die Welt über die unhaltbaren Zustände in englischen Gefängnissen aufmerksam zu machen.

Copyright: Bär/Raap 2022

Von den realen, vermeintlichen und künftigen Pleitiers soll diesmal die Rede sein. Die „Bunte“, das Fachblatt für die Eskapaden des Hoch- wie Niederadels, notierte jüngst auf ihrer Titelseite die Frage: „Ernst August. Total pleite? Er lieh sich sogar Geld von seiner Ex-Frau“ und als Unterzeile die Hintergrundinformation: „Der Prinz hat ein Vermögen verprasst“. Herr Bär fragt sich, wieso Boris Becker bislang noch nicht auf die geniale Idee kam, eine seiner beiden Ex-Frauen anzupumpen. Um Gerhard Schröder muss man sich unterdessen keine Sorgen machen, falls nach seinem Rückzug aus dem Rosneft-Aufsichtsrat das Altkanzler-Ruhegehalt nicht reichen sollte: der Man ist schließlich sogar schon viermal geschieden. Mit den Worten „Von Pleite zu Pleite“ beschreibt der „Weser Kurier“ die Wahlergebnisse der FDP in jüngster Zeit. Deren Wahlniederlage 2013, als die Liberalen aus dem Bundestag flogen, hatte damals auch erhebliche finanzielle Auswirkungen“: „Wir waren pleite“, bilanzierte der ehemalige FDP-Schatzmeister Hermann Otto Solms. Inzwischen ist Christian Lindner Parteivorsitzender. Der ist auch schon einmal geschieden und weiß daher, an wen er sich wenden muss, wenn wieder mal Ebbe in der Parteikasse ist, wobei Prinz Ernst-August von Hannover allerdings nur bedingt als Vorbild taugt. Die „Bunte“ lässt nämlich den Anwalt Volker Römermann zu Worte kommen: „Ernst August hat deutlich und ständig über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gelebt. Der Prinz ist kein detailverliebter Bürokrat. Was man ihm gab, wurde von ihm unterschrieben.“ Ähnliches konnte man neulich über Boris Becker nachlesen. Alle anderen, die auch über ihre Verhältnisse gelebt, unbedacht alles mögliche unterschrieben, aber keine spendierfreudige Ex-Frau haben, können zum Trost eine weitere geniale Idee im Wahlprogramm der FDP nachlesen: „Wir Freie Demokraten fordern, dass eine kurzfristige Liquiditätshilfe direkt vom Finanzamt ausgezahlt werden kann.“ Das Finanzamt anpumpen! Warum sind Boris Becker und Prinz Ernst-August von Hannover noch nicht auf diese Idee gekommen? Herrn Bärs Prognose: die Pleitiers in diesem Lande sind die künftigen Stammwähler der FDP. © Raap/Bär 2022

Nachdem wir den „Tag des Biergartens“ (20. Mai) gut hinter uns gebracht haben – natürlich im Biergarten, wo sonst? – bereiten wir uns nun innerlich auf den „Welttag der Anatomie vor“, der zwar erst am 15. Oktober ist, dem Todestag von Andreas Vesalius (1514-1564), dem Begründer der neuzeitlichen Anatomie. Aber schon jetzt sei dazu ein Zitat von Lothar Matthäus notiert: „Der Rücken ist die Achillesferse des Körpers“. Das würde zwar jeder Orthopäde bezweifeln, aber Boris Becker musste sich im „Trierischen Volksfreund“ auch schon mal die Beurteilung gefallen lassen, „als in der Schule Anatomie behandelt wurde, fehlte er scheinbar.“ Denn Boris Becker hatte in einer Talk-Show dem Fußballtrainer Otmar Hitzfeld zu bedenken gegeben: Sie hatten in Ihrer Dortmunder Zeit einen Darmdurchbruch. Das geht doch an die Nieren“. Stimmt anatomisch und physiologisch auch nicht so ganz. Der Journalist Michael Thumann sezierte unterdessen die „Anatomie einer Männerfreundschaft“ zwischen Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Wobei nicht hinsichtlich der Leberwerte, wohl aber des sinkenden Marktanteils www.inside-getraenke.de bereits 2016 zu berichten wusste: „Putin-Wodka schmiert ab“. Derweil offenbarte Altkanzler-Gattin Soyeon Schröder-Kim in einem NDR-Talk über den gemeinsamen häuslichen Weingenuss: „Ich trinke mit, damit mein Mann weniger trinkt“. So funktioniert also bei den Schröders eine eheliche Gütergemeinschaft oder eine Zugewinngemeinschaft in Sachen Wertschöpfung an Promille- und Leberwerten. Auch der Scholzomat kann nicht verhindern, anatomischen Betrachtungen unterzogen zu werden. Denn auf https://m.facebook.com/olafscholz/photos/a.116598989310/10160191899479311/?type=3 gibt eine gewisse Ana Bell zu bedenken: „Olaf Scholz Anatomie (Vagina) ist keine Qualifikation. Und das sage ich als FRAU!“ Vielleicht hat Lothar Matthäus doch recht. © Raap/Bär 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Bärs Spargelcremesuppe

Bärs Spargelcremesuppe

Wenn man Spargel als Hauptgericht wählt, kann man für eine Vorsuppe nach dem Schälen die Schalen und die manchmal ein wenig hölzernen Enden an den Schnittstellen in Gemüsefond zusammen mit etwas Suppengemüse auskochen. Das zerkochte Gemüse schöpft man dann ab, gibt etwas Butter und ein paar frische Spargelstückchen hinzu, lässt diese weich dann zusammen mit reichlich Kochsahne und ein paar grünen Pfefferkörnern weich kochen. Abschmecken mit Salz und Pfeffer, vor dem Servieren frische grüne Gartenkresse und Schnittlauch einstreuen.

Filet Wellington Es heißt, der Duke of Wellington habe nach der Schlacht von Vitoria 1813 erstmals dieses Gericht genossen: Rinderfilet im Blätterteigmantel. Kleingehackte Champignons und Schalotten brät man in Butter an, fügt etwas frischen Thymian hinzu, löscht das Ganze mit Weißwein ab und lässt die Flüssigkeit eindicken, fügt dann noch frische Petersilie und Majoran hinzu, abschmecken mit Salz und Pfeffer. In einer zweiten Pfanne brät man ein Stück Rinderfilet von allen Seiten an, salzen und pfeffern, bestreicht es dann mit Senf. Blätterteig ausrollen, in die Mitte des Teigs die Pilzmasse geben, das Filet darauf platzieren und mit der restlichen Pilzmasse bedecken. Mit dem Blätterteig umhüllen und auf ein Backblech mit Backpapier setzen. Verquirltes Eigelb auf der Außenseite verstreichen, das Ganze dann ca. 15 Min. bei 180 Grad backen und weitere 10 Min. bei 120 Grad garen lassen, bis die Blätterteigkruste goldbraun ist – das Fleisch ist innen noch zartrosa.

Ungarische Wurstsorten In Italien, Frankreich und Ungarn enthielt im 19.Jh. die Salami oft Eselsfleisch, weil Schweine- oder Rindfleisch damals zu teuer war. Heute besteht die Füllmasse allerdings zumeist aus „Pur Porc“. Die „Pick Salami” aus Szeged gilt als Inbegriff der Ungarischen Salami – Mark Pick begann 1869 mit ihrer Herstellung als Variante der Mailänder Salami. Die Budapesti téliszalámi wird als Wintersalami nur dort hergestellt. Denn sie ist in der EU als geografische Herkunftsangabe geschützt, ebenso wie die Wintersalami Szegedi szalámi aus Szeged, deren Rezeptur bis weit ins Mittelalter zurück reicht. Die feuchte Luft, die dort von der Theis aufsteigt, begünstigt die Edelschimmelbildung, die einerseits für das Aroma wichtig ist, andererseits ein zu schnelles Austrocknen verhindert. Die Kolbàsz wird schon seit dem 18. Jh. aus reinem Schweinefleisch und mit scharfem sowwie edelsüßem Paprika hergestellt. Man isst sie zur Brotzeit kalt, verwendet sie aber auch als Suppeneinlage. Etwas dünner ist die Gyulai lángolt kolbász, eine heißgräucherte Rohwurstspezialität. Die Debreziner ist eine Brühwurst. Sie passt gut zu Sauerkrautgerichten und zu Drebreziner Gulasch, bei dem man anstelle von Rindfleisch wie beim klassischen Pörkölt eben jene Wurst verwendet (kriegt man in Köln in manchen „Edeka“-Supermärkten).

v.i.S.d.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 310 – 22. April 2022

Mittwoch, April 6th, 2022

Bild des Monats April 2022:

Siglinde Kallnbach, Jürgen Raap, „Let’s work together“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2022

Bär aktuell 310 – 22.April 2022

Wer sich gerne an Albernheiten ergötzt, der lese regelmäßig die BILD-Zeitung, die sich jüngst nicht zu schade war, ausgerechnet den einst voluminös daher stapfenden, inzwischen aber gründlich abgespeckten Ex-Fußballmanager Rainer Calmund als neuen James-Bond-Darsteller zu empfehlen. Ein hohes Maß an Durchgeknalltheit kann man auch der Frontberichterstattung in „BILD“ attestieren, deren Bemühen, Hemingway’sche Kriegsreportagen aus den 1940er Jahren mit einem zeitgemäßen Spritzer aus der Tränendüse anzureichern und solchermaßen auf heutigem Boulevard-Niveau zu imitieren, gründlich daneben geht und handwerklich an eine holzschnittartig-grobe Agitprop-Strategie erinnert. Als ob es nicht gereicht hätte, dass uns der Bundespräsident mit gewohnt bedächtigen Worten auf künftige „harte Zeiten“ eingeschwört hat, glaubt man bei BILD, durchhalteparolenmäßig noch einen drauf setzen zu müssen. Dabei weiß doch ohnehin längst jeder, dass der böse Bube, der diesen Krieg völkerrechtswidrig angefangen hat, im Moskauer Kreml sitzt und nicht anderswo. Nach fast sechs Wochen Krieg haben auch ohne BILD-Propaganda selbst die dümmsten Daddelbrüder unter uns begriffen, dass die allabendlich via „Tagesschau“ dokumentierte Zerstörung ukrainischer Städte kein zynisches Kriegsspiel im virtuellen Raum einer Playstation-Konsole mit sauberer Cyber-Ballerei am Bildschirm ist. Wiewohl bei dieser Kriegsführung im digitalen Zeitalter gleichzeitig juvenile Influencer in Russland sich darüber beklagen, das zensurpolitische Abschalten der sozialen Medien dort habe ihnen das Geschäftsmodell verdorben, ihre gleichaltrigen „Follower“ mit Schminktipps zu traktieren. Dazu ließe sich an dieser Stelle ein Clint Eastwood-Zitat aus dem Film „The Mule“ anführen, wo Eastwood einen 90jährigen Drogenschmuggler spielt, der im Dialog mit einem Darsteller aus der Influencer-Generation diesem zu bedenken gibt: „Internet? Wer braucht denn so einen Scheiß?“ Weil sich Kriegsgeheul mit Kosmetikwerbung in den sozialen Medien nun mal nicht übertönen ließe, kann man – „feministischer Außenpolitik“ (Baerbock) zum Trotz – auch gut darauf verzichten. Und ebenso auf Rainer Calmund als Hauptdarsteller im nächsten James Bond-Film. Copyright: Raap/Bär 2022

Der ganz normale Wahnsinn Putin sei eigentlich ganz umgänglich, findet Eckard Mickisch, Betreiber des Wildparks Mehlmeisel in Oberfranken. Allerdings handelt es sich dabei um ein 200 kg schweres Wildschein, das bislang auf den Namen „Putin“ hörte, nun aber umgetauft werden soll: denn „keine Sau“ habe es verdient, so zu heißen, findet Mikisch. „Schröder“ wäre als neuer Name für das Wildschwein aber wohl auch nicht angebracht, findet Herr Bär. – Ob man aus einer Talkshow heraus Regierungsgeschäfte erledigen könne, hatte sich der „Südkurier“ gefragt, und Gesundheitsminister Lauterbach trat den Beweis dazu an, indem er bei Markus Lanz ankündigte, die erst tags zuvor beschlossene neue Quarantäneregelung anderntags sofort wieder einkassieren zu wollen, was den echauffierten CSU-Politiker Alexander Dobrindt zu der Forderung veranlasste: „Talkshow-Quarantäne für Karl Lauterbach!“ Ein durchaus sympathischer Gedanke, meint Herr Bär. Das auch sonst eher reichlich desaströse Erscheinungsbild der Bundesregierung fasste die „Berliner Zeitung“ mit den Worten zusammen: „Die Bundesverteidigungsministerin erklärt Sachverhalte für geheim, die der Parteivorsitzende der SPD ebenfalls in Talkshows munter ausplaudert, und der Vorsitzende der Grünen kritisiert Entscheidungen der Bundesregierung, die es angeblich gar nicht gegeben hat. Hat Scholz eigentlich sein Kabinett im Griff oder kann da jeder machen, was er will?“ Die Außenministerin propagiert „feministische Außenpolitik“, was in der aktuellen Kriegs-und Krisensituation naiv und weltfremd klingt, auch die Bundesfamilienministerin Anne Spiegel ist laut „Der Spiegel“ zu einer „Symbolfigur für Versäumnisse und Fehlleistungen“ geworden, und der Verkehrsminister Volker Wissing leistet sich gar den Schildbürgerstreich, ein Tempolimit mit der Begründung abzulehnen, man habe ja nicht so viele Hinweisschilder zur Verfügung, die man dann an den Autobahnen aufstellen müsste. Nun ja, der ganz normale Wahnsinn eben.

Copyright: Raap/Bär 2022

Der Lauterbach behält die Maske sogar beim Zähneputzen auf (Kabarettistin Sabine Solgar).

Die Freiheit, die ich meine Kunst muss frei sein, schreibt die Autorin Eva Menasse in „Die ZEIT“, sie „muss spielen dürfen, probieren, polemisieren, sie muss irren dürfen, irritieren und kränken“. Vor allem letzteres ist in den Augen von Herrn Bär heut zu tage ja oft problematisch, denn allzu oft schlüpft einer in die Rolle der beleidigten Leberwurst, wenn sprachlich scheinbar Unkorrektes oder bildnerisch vermeintlich Anstößiges dargeboten wird. „Die überschießenden Empfindlichkeiten, der hochaggressive, tendenziell ausschließende Diskurs, der irrationale Glaube, mit den bösen Wörtern das Böse selbst ausmerzen zu wollen“ sind Symptome dieser Leberwurstiade, deren Anhänger selbst oftmals gar nicht betroffen sind von dem, an dem sie Anstoß nehmen, sondern die nur andere bevormunden wollen, und denen man nur ein altes Zitat des Kabarettisten Richard Rogler entgegen halten kann: „Freiheit aushalten“. Und weiter schreibt Eva Menasse: „Man muss gar nichts von oben verbieten, wenn sich die Gesellschaft selbst zensiert.“ Das ist bei uns der Unterschied zur Putin’schen Diktatur: dort drangsaliert die Obrigkeit die Journalisten in Sachen Sprachregelung, denn „Krieg“ gilt dort als „K*Wort“, das man nicht aussprechen darf. Bei uns sind es eher die Empörungshysteriker und Shitstormathleten, deren Erregungspotenzial Zensurmaßnahmen hervor ruft und die bestimmen wollen, was als unangemessene kulturelle Aneignung tabu sein soll. Der Vorrang der Kunstfreiheit werde in Frage gestellt, im Namen der Ethik, beklagt sich daher der Kulturjournalist Ralf Schlüter. Während kölsche Bands allerdings bislang damit durchkamen, sich für ihr Liedgut auch an Samba- und Salsa-Rhythmen aus dem globalen Süden zu bedienen, warfen einige Eiferer z.B. allen Ernstes der afro-amerikanischen Musikerin Beyoncé Knowles vor, es gezieme sich nicht für sie, sich an der indischen Kultur zu bereichern, als sie in einem Video in indischer „Bollywood“-Manier posierte. Künstler müssen „sich nicht mehr nur für ästhetische Entscheidungen rechtfertigen, man schaut auch auf ihren Umgang mit extremen Machtgefällen und mit Ausbeutungsverhältnissen. So steht ein neuer Begriff von immateriellem Eigentum im Raum, einer, der nicht durch das Urheberrecht abgedeckt ist“, schreibt Ralf Schlüter, und fügt an: „Wäre es nicht eine Horrorvision, wenn am Ende für die Legitimität bestimmter kultureller Äußerungen zuerst der Nachweis der korrekten Ethnie erforderlich ist? Ja, das wäre es. Seit jeher geht Kunst aus anderer Kunst hervor; kulturelle Aneignung ist nicht erst ein Thema, seit die Maler und Bildhauer der Renaissance die Werke der Antike nachgeahmt haben. Kunst muss immer teilbar sein, sie lebt gerade von Adaption, Anverwandlung und Variation, von Hommage, Pastiche und Zitat. Die Unbefangenheit, sich vorgefundenen kulturellen Materials zu bedienen, ist wesentlicher Bestandteil von Kreativität überhaupt.“

Copyright: Raap/Bär 2022

Ein recht wacher Geist schrieb neulich einen Leserbrief an den Berliner „Tagesspiegel“, ihm mache es nichts aus, dass Olaf Scholz als ein Kanzler ohne Charisma gelte. Der letzte sozialdemokratische Kanzler, den wir hatten, nämlich Gerhard Schröder, sei ein Charismatiker gewesen, „und man weiß ja, was inzwischen aus dem geworden ist“. Dann bevorzuge er, der Leserbriefschreiber, doch lieber den Scholzomaten als „Mann ohne Eigenschaften“. Doch nach dem Affront der ukrainischen Regierung gegen den in Kiew unerwünschten Bundespräsidenten bewies Scholz Rückgrat, eine Einladung als Ersatzspieler dorthin nicht erst einmal nicht anzunehmen, um den Bundespräsidenten nicht noch ein zweites Mal zu desavouieren. Herrn Bärs Prognose: eine Stimmungskanone (jaja, diese Vokabel klingt ein bisschen frivol in diesen Zeiten) wird unser Olaf „vorne SCH und hinten OLZ“ (Kabarettist Ingo Appelt) zwar nicht mehr. Aber die Scholz’sche Unaufgeregtheit ist nicht die schlechteste Eigenschaft in diesen Zeiten, wo doch manche unserer Zeitgenossen jetzt zu einer neumodischen Form des Hurra-Patriotismus neigen, zwar nicht für die Ukraine sterben zu wollen, sondern sich damit begnügen, sich in der kalten Wohnung einen Pullover anzuziehen, wenn sanktionsbedingt der Gashahn abgedreht bleibt („Wir können auch einmal frieren für die Freiheit“, so Altbundespräsident Joachim Gauck). Dabei übersehen sie in ihrem Übereifer an Bereitschaft zum Energieboykott eine nachhaltige Beschädigung unserer Wirtschaftskraft und damit zwangsläufig auch eine politische Schwächung in der Systemkonkurrenz mit Autokratien und Diktaturen. Doch das walte Olaf Scholz.

Wer gerne zockt, sollte beizeiten katholische Theologie studieren und dann eine Pfarrstelle im Erzbistum Köln antreten. Wie nämlich der „Kölner Stadtanzeiger“ meldete, beglich das Erzbistum „Schulden eines Priesters, die unter anderem auch durch Glücksspiel entstanden sein sollen“ in Höhe von 493.000 Euro aus einem „bischöflichen Sondervermögen“, und zwar „mit Rücksicht auf das Gemeindeleben“, wie es zur Begründung heißt. Herr Bär fordert daher vehement, dass dieses schlechte Beispiel nicht Schule machen möge und deswegen mit dem angekündigten „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr keineswegs Spielschulden im Offizierskasino beglichen werden dürfen.

Rücktritte von Politikern haben für diese ja auch ihre guten Seiten Denn Ex-NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser kann jetzt unbeschwert und unangefochten Urlaub machen und mit ihren nach der voraussichtlich verlorenen Landtagswahl ebenfalls mandatslosen Parteifreunden als Reisegefährten schon auf dem Hinflug lauthals den alten Stimmungshit anstimmen: „Buenos dias, Mathias, mer sin widder do, he op Mallorca wie jedes Johr…“

In Japan klagte ein Lokführer gegen seinen Arbeitgeber West Japan Railway Company, und zwar wegen eines Lohnabzugs von umgerechnet 32 Cent aufgrund einer Verspätung von nur einer Minute. Herr Bär meint: Würde bei uns jede Verspätung der Deutschen Bahn anschließend vor den Arbeitsgerichten verhandelt, bedeutete dies gewiss sehr rasch den Zusammenbruch unseres Justizwesens wegen Überlastung. Copyright: Raap/Bär 2022

Die Axt im Wald erspart den Zimmermann“ mochte sich der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk gedacht haben und holzt sich verbal seitdem höchst undiplomatisch bei uns Tag für Tag durch alle möglichen Talkshows und Pressekonferenzen, sich dabei freilich mit einer höchst unangebrachten Anmaßung und Überzogenheit seiner Vorwürfe und Forderungen der berechtigten Kritik durch den SPD-Granden Sigmar Gabriel aussetzend, er, Melnyk, neige zu „Verschwörungstheorien“. Dass Melnyk auch noch bekundete, er habe über „einen Scherz“ von Bundeskanzler Olaf Scholz „nicht lachen“ können, wie der Kölner „Express“ kolportierte, kann man Melnyk allerdings nicht anlasten. Über Witze, die Olaf Scholz erzählt, bricht nun wirklich nicht jeder in brüllendes Gelächter aus. Wobei man nicht weiß, ob die Pointe von vorneherein nicht funktioniert, oder ob Scholz eine an sich gute Pointe erzähltechnisch in den Sand setzt.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Pasta alla Fornaia Ein Rezept aus der Toskana. Man kocht Spaghetti. Zugleich erhitzt man Olivenöl in einer Pfanne, dünste darin gehackte Wallnüsse, Basilikum, Petersilie und Knoblauch an, gibt dies dann auf die Spaghetti auf dem Teller und streut geriebenen Pecorino-Käse darüber.

Brotsuppe

Man schwitzt in einem großen Topf in Butter Stücke von altbackenem Brot zusammen mit Zwiebeln an, rührt etwas Mehl hinein und füllt das Ganze mit Fleischbrühe auf, gibt Suppengemüse (Möhren, Porree, Sellerie) und 1 Knoblauchzehe hinzu, lässt das Ganze köcheln, bis das Gemüse weich ist. Würzen mit Salz, Pfeffer, Paprika, Majoran, Kümmel und Schnittlauch.

Rheinischer Heringsstipp Dazu nimmt man Bismarckheringe, die schon in einer sauren Marinade aus Essig, Speiseöl, Zwiebeln, Senfkörnern und Lorbeerblättern eingelegt sind, schneidet sie in kleine Stücke, vermengt sie mit Zwiebelringen, Apfelstücken ,Gurken, saurer Sahne und Schmand, bei Bedarf auch Schnittlauch, abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer und Zitrone. Dazu Salzkartoffeln oder Pellkartoffeln. Als Getränk eignet sich Kölsch oder Altbier, oder eine Scheurebe aus Rheinhessen.

Chicoree mit Avocado und Rinderhack Das Rinderhack platziert man in der Mitte des Tellers, nach der Zubereitung in der Pfanne mit Olivenöl, klein gehackten Zwiebeln, klein gehacktem roten Gemüsepaprika und gewürfelten Tomanten, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Paprika, Petersilie, frischer Minze. Die Chocorees halbiert man, entfernt den Strunk in der Mitte, wässert die Blätter ca. 1 Std., damit sich die Bitterstoffe verflüchtigen und drapiert sie dann auf den Tellern rund um das warme Hack. Avocadofleisch in einer Schüssel zerdrücken, mit Salz, Pfeffer, Dill, Schittlauch und Minze würzen, mit einem Löffel Joghurt vermengen und auf den Chicoreeblättern verteilen. Das Ganze dann mit Parmesankäse bestreuen.

v.i.S.d.P. Jürgen Raap/Karl-Josef Bär, Senefelderstr. 5, 50825 Köln