Archive for Januar, 2016

bär aktuell 194 und Bild des Monats

Samstag, Januar 2nd, 2016

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Bild des Monats Januar 2016:

Jürgen Raap „Das Haus der guten Lichter“, 2016

Bär aktuell – 22. Januar 2016

Sehr schön war die Schlagzeile „Exhibitionist klaut Hose“. Die Boulevardpresse berichtete, in diesen Winterwochen sei es einem Exhibitionisten zu kalt geworden, weshalb er sich eine lange Unterhose von einer Wäscheleine aneignete, die im Hof zum Trocknen hing. Im Park präsentierte er sich dann mit geöffnetem Mantel, herunter gelassener Hose, aber in wärmender Unterhose.
Soll man sich nun den Winterpflug „Eisbär“ oder lieber die Spargelpflanzmaschine „Nashorn“ zulegen? Nun, das kommt auf die Jahreszeit an. Wer nicht ganz so viel Geld ausgeben möchte, begnügt sich vielleicht mit dem Tiefenspaten „Maulwurf“. Der Marketing-Depp, der das Sortiment der Maschinenbaufirma Hermeler nach zoologischen Kriterien benannt hat, verfügt in seinem Bücherregal wohl nur über „Brehms Tierleben“. Wie sollte auch sonst einer auf die Idee kommen, eine Spargeldammfräse „Leofant“ und eine Mehrzweckhacke „Iltis“ zu nennen? Einzig und allen der Grabenpflug bleibt seltsamerweise namenlos. Ist dem Marketingleiter dazu nichts eingefallen? Oder ist das nur ein geschickter Reklametrick, um den Werbezettel mit der Aufforderung enden zu lassen: „Ich benötige weitere Informationen. Bitte kontaktieren Sie mich“. Lieber nicht, findet Herr Bär.
Die „Schwusos“ (=Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in der SPD) wollen sich jetzt in „QueerSozis“ umbennen, „da dieser Name die Vielfalt unserer Arbeitsgemeinschaft und der von ihr vertretenen Gruppen besser repräsentiert“, und dazu gehören auch jene, die man politisch korrekt mit dem Begriff „Transgender“ bezeichnet, wie es in einem Antrag des Berliner Kreisverbandes heißt. War es bisher in den Integrationskursen für notorisch homophobe zugereiste Zeitgenossen kein Problem, ihnen den Unterschied zwischen Jusos und Schwusos zu erklären, so ist die pädagogisch-aufklärerische Vermittlung des Begriffs „QueerSozi“ in solchen Integrations-Volkshochschulkursen doch wohl eher heikel. Sollte man dort als Integrationspädagoge vielleicht den Witz zitieren, mit dem der Büttenredner Heinz Baumeister in seiner Paraderolle als „Putzfrau us Ründeroth“ auf schwul-lesbischen Karnevalssitzungen die Pause anzukündigen pflegt? „Die Herren gehen jetzt aufs Herrenklo, die Damen gehen aufs Damenklo, und wer sich nicht entscheiden kann, dä jeht nach draußen an et Mäuerchen“. Wohl eher nicht. Schließlich geht es in diesen Integrationskursen ja auch um die Umerziehung chauvinistischer Gesellen zu mitteleuropäischen Sitzpinklern, während das erwähnte „Mäuerchen“ wohl doch eher zum breitbeinig-machohaften Wildpinkeln animiert. Auch wenn man den zu Integrierenden ihr archaisches Verständnis von der Rolle der Frau austreiben will, ist es nicht unbedingt sinnvoll, mit ihnen dann im rheinischen Karneval ausgerechnet Herrensitzungen zu besuchen, die so heißen, weil in ihrem Programm die Tradition des gutbürgerlichen Herrenwitzes hochgehalten wird. Gilt es dann, im Aufbau-Seminar „Integration für Fortgeschrittene“ die Kursteilnehmer zu Veganern umzuerziehen, müssen die Kursleiter (oder Kursleiterinnen) ihnen mit griffigen Worten die Abkürzung V.A.G.I.N.A. erklären. So nennt sich nämlich allen Ernstes in Leipzig eine Gruppe von Feministinnen, nämlich die Initiative „Vegane Amazonen gegen intolerante nationalistische Arschlöcher“, was für diejenigen, die in Sachen Anatomie etwas unkundig sind, verwirrend klingen mag, bis man ihnen beibringt, welche Körperöffnung im Unterleib vorne und welche hinten angesiedelt ist. Ebenso schwierig ist es auch, den Kursteilnehmern klar zu machen, dass jemand, der auf einer Veganer-Veranstaltung unbedingt eine Bratwurst essen will, sich damit nach draußen zu den Rauchern stellen muss, d.h. „an et Mäuerchen“. Herr Bär ahnt, dass Integrationspädagogik kein einfaches Unterfangen ist.
© Raap/Bär 2016

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Sauce Robert ist eine Sauce nach Art des Leibkochs von König Franz I. von Frankreich (16. Jh.). Über den Maler Max Ernst wird die Anekdote berichtet, als er 1950 eine Schiffsreise von New Orleans nach Europa unternahm, bestellte er sich im Schiffs-Restaurant ein Steak mit Sauce Robert. Es war heiß und schwül an jenem Tag, der Kellner schwitzte beim Servieren und die Schweiß drohte, von seiner Stirn auf den Teller zu tropfen. Max Ernst fragte ihn, ob er zufällig „Robert“ hieße, und der Kellner antwortete verblüfft: „Woher wissen Sie das?“
Für das Rezept benötigt man 3 Zwiebeln,100g Butter, ½l Fleischbrühe oder Bratenfond, Pfeffer, Salz, etwas Weinessig, mittelscharfen Senf, 1 Teelöffel gehackten frischen Estragon. Die Zwiebeln in Butter glasig dünsten, Brühe hinzugeben und bis zur Hälfte der Menge einkochen lassen. Dann Salz, Pfeffer, Essig, Zucker, Estragon sowie Senf zugeben und bei milder Hitze mit einem Schneebesen gut verschlagen und in einer vorgewärmten Sauciere reichen.

Hirschbraten „Rudolph“
Fleisch von älteren Tieren muss man erst in eine Beize einlegen, damit es zart wird. Von Jungtieren kann man die Bratenstücke sofort in heißem Gänseschmalz oder in ausgelassenem Speck in der Pfanne anbraten, bis sich die Poren schließen, dann brät man auch noch kurz Zwiebeln oder Schalotten, Poreescheiben und Stücke vom Sellerie kurz an und gibt das Ganze dann in eine Kasserole. Das Fleisch salzen und pfeffern und mit (fertigem) Wildgewürz einreiben oder Wacholderbeeren, Pimentkörner, 1 Nelke, 1 Stück Möhre 1 Lorbeerblatt, 12 Knoblochzehen, Maronen, Walnüsse, grüne und rote Pfefferkörner und ein paar Chicoreeblätter hinzu geben, mit etwas Bratenfonds (Wildfonds) auffüllen und im Backofen bei mittlerer Hitze je nach Dicke des Fleischstücks 100-120 Min. garen. Vor dem Servieren den Bratenfonds abgießen, kurz aufkochen, mit Rotwein, Sahne oder Petrella-Käse abbinden, nach Belieben nachwürzen. Dazu passt Rotkohl oder Sauerkraut, das man zusammen mit vorgekochten Kartoffeln, Schalotten, Sellerie, Tomaten und rotem Paprika gedünstet hat.