Archive for November, 2022

baer aktuell 317 – 22. Nov. 2022

Dienstag, November 1st, 2022
Bild des Monats November 2022: Jürgen Raap, Das Ende des Anthropozäns, Acryl u. Öl aif Leinwand, 2022

Bär aktuell 317 – 22. Nov. 2022:

Wer geglaubt hat, die im vergangenen Sommer drei Monate lang Woche für Woche publizierten negativen Schlagzeilen über die Kasseler Skandal-Documenta-Ausstellung seien als Paradebeispiel für einen selbst verschuldeten Imageverlust nicht mehr zu toppen, der sieht sich jetzt bei der Fußball-WM durch den Emir-Clan in Katar und die schmierwursthaft auftretenden FIFA-Funktionäre eines besseren belehrt: sich mit einem unsäglichen Streit um eine empathische Kapitänsbinde („Regenbogen“ oder nicht, „One love“ oder nicht) so grandios zu blamieren – das muss man erst mal hinkriegen. Nun ist amerikanisches Budweiser-Bier nach dem Geschmack des kölsch-verwöhnten Herrn Bär ja nun nicht gerade ein Höhepunkt der Brauerei-Kunst, aber dass die lokalen WM-Ausrichter gegenüber dem Bier-Sponsoren vertragsbrüchig wurden und dann doch noch den Ausschank des US-Gebräus verboten, muss als Ausdruck eines ungehörigen feudalabsolutistischen autokratischen Gebarens angeprangert werden, und selbstverständlich mit noch viel harscheren Worten die Versklavung von ausländischen Wanderarbeitern: eine Entrechtung und Ausbeutung, die man dort „kafala“ nennt. Bei solch eklatanten Missständen geziemt es sich keineswegs für den Emir, von der westlichen Welt Respekt gegenüber den Traditionen des Landes einzufordern. Angesichts der Tatsache, dass beim Eröffnungsspiel Katar gegen Ecuador die Hälfte der heimischen Zuschauer angesichts des einfältigen Gekickes ihrer Mannschaft schon lange vor dem Schlusspfiff aus dem Stadion frustriert Reißaus nahm, möchte Herr Bär das peinliche Geschehen – ohne mit Schrecken Scherz zu treiben – mit einem Kalauer doch noch ein wenig humorig kommentieren: „Da sprach der Scheich zum Emir, trinken wir noch einen und dann geh’n wir. Da sprach der Emir zum Scheich: Nein, wir trinken keinen und wir gehen gleich“.

Sagenhafte 17,6 Mill. Stimmen erhielt Prinz William 2021 bei der Abstimmung um den Titel „World‘s Sexiest Slaphead“ (frei übersetzt: Glatzkopf mit der höchsten erotischen Ausstrahlung). Den Titel „Glatzkopf des Jahres“ ist er jetzt allerdings wieder los – er verlor ihn 2022 an den Schauspieler Vin Diesel, im vergangenen Jahr noch auf Platz 10. Wie die FAZ-Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, sei u.a. der „Schädelglanzfaktor“ ausschlaggebend gewesen. Da muss Prinz William demnächst die Pläät aber gründlich polieren, wenn er 2023 den Titel zurück gewinnen will.

Der Verein „Südstadtleben“ veranstaltet schon seit Jahren in der lokalen Lutherkirche die „Kölner Zigeunernacht“, diesmal mit entsprechender Musik am 4. November 2022. Dazu heißt es: „Zum Veranstaltungstitel sei angemerkt, dass die Kölner Zigeunernächte von Kölner Zigeunern mitgegründet wurden und weiterhin geprägt werden. Sie setzen damit auch ein kleines Zeichen gegen die wachsende Bevormundung durch selbsternannte Freunde und Beschützer. Es sollte weniger darum gehen, was man sagt, sondern wie man es sagt und vor allem, was man tut. Der enorme Anteil der (ursprünglich) »Fahrenden Völker« für die Entwicklung Europas, sollte nicht auf eine »politisch korrekte« Opferrolle reduziert werden, sondern in ihrer ganzen Vielfalt und Stärke dokumentiert, gefördert und gefeiert werden!“

Herrn Bärs Geleitwort zum 11.11. Wer sich über das massive Aufgebot an Polizei und Ordnungskräften wundert, das in diesem Jahr zum Karnevalsauftakt am 11.11. den Ausuferungen von Komasäufern, Krawallbrüdern und Wildpinklern im Kölner Studentenviertel „Quartier lateng“ Einhalt gebieten soll, der führe sich den Hinweis zu Gemüte, dass bereits vor exakt 200 Jahren die preußische Obrigkeit allzu großen Zügellosigkeiten entgegen treten und den Strraßenkarneval in geordnete Bahnen lenken wollte, mittels der Etablierung eines „Festordnenden Komitees“, das es heute noch gibt. 1825 erreichte die Kölner Jecken schließlich auch noch ein Mahnschreiben von Johann Wolfgang von Goethe, dessen Text heute den Fastnachtsbrunnen auf dem Gülichplatz ziert: Löblich wird ein tolles Streben, Wenn es kurz ist und mit Sinn, Heiterkeit zum Erdenleben, Sei dem flüchtigen Rausch Gewinn.

Neulich in einem Kölner Brauhaus Ein weiblicher Gast bestellt von der Speisekarte einen Gemüseteller, doch der Köbes (für Nicht-Rheinländer: Kellner) ist entsetzt: „Liebelein, willste dat wirklich essen? Na jut, op ding eijene Verantwortung“. Tatsächlich ist der größte Teil des Gemüses angebrannt. Der Köbes: „Jetzt beschwer‘ sich nit, ich han dich ja jewarnt. Dä Koch brät hier 400 Schnitzel am Dach, un wenn dä zwischendurch och noch Jemös koche soll, dann es dä üvverfordert. Dat kann dä nit“. Immerhin spendierte der Köbes ihr zum Trost einen Verdauungsschnaps. 
Copyright: Bär/Raap 2022

Köln weist ja bekanntlich recht viele Bausünden auf, aber eine besonders eklatante städtebauliche Fehlleistung erlebt man, wenn man vom Bahnhof Köln-Deutz aus zu Fuß an den kürzlich hingeklotzten Neubauten vorbei zur Kunstmesse Art Cologne gelangen will, wo nur eine große steile neue Freitreppe einen recht mühsamen Aufstieg zur Messehalle 11 gewährt, da nämlich der Architekt an eben dieser Treppe schusseligerweise einen Aufzug schlichtweg vergessen hat. Barrierefreiheit sieht nun mal anders aus. Und es kommt für den Kunstmessenbesucher diesmal  noch doller: Drinnen in der Messehalle scheinen jetzt nämlich irgendwelche puritanischen Mullahs die gastronomische Versorgung übernommen zu haben, denn es gibt dort auf dieser Art Cologne jetzt keine Bierecken mehr, wie früher, so dass man sich beim Messerundgang nicht mehr in Köln-Deutz, sondern in Katar wähnt. Dabei gehörte früher am Vernissagenabend der gepflegte rituelle Umtrunk im Messefoyer zum geselligen Pflichtprogramm der Kölner Kunstszene: Kunst und Kölsch gehörten für die kultivierte lokale Bohème nun mal zusammen wie Farbe und Pinsel. Man parlierte mit jovialen Sammlern und prostete einem einflussreichen Museumsdirektor zu, knüpfte Kontakte zu aufstrebenden Galeristen, verbrüderte sich mit erfolgreichen und weniger erfolgreichen Künstlerkollegen, und man war in diesen wunderbar hedonistischen Zeiten auf dieser Messe auch sonst immer dem guten Leben zugetan: in den 1990er Jahren gab’s auf der Art Cologne am Vernissagenabend ein 30 m langes Gratisbuffet, an dem sich optimistische junge Werkschul-Studenten, gut gelaunte Kunstkritiker und saturierte Art Consulter um die Lachs-Canapees und Roastbeef-Scheiben balgten. Später reichte man dort allerdings nur noch Metthäppchen, dazu Gaffel Kölsch, oder auch Gaffel Kölsch, und dazu Metthäppchen, aber heute gibt’s auf dieser Kunstmesse an kostenloser Vernissagenverpflegung gar nichts mehr, noch nicht einmal Gaffel Kölsch, obwohl die Gaffel-Brauerei immer noch auf der offiziellen Sponsorenliste steht. Nun ja, o tempora o mores, oh Zeiten, oh Sitten, nix bliev wie et es. Die fetten Jahre sind nun mal vorbei.

Liebe Bär aktuell-Leser, finden Sie nicht auch, dass das Werden und Wirken von Olaf Scholz endlich einer breiteren Öffentlichkeit nahe gebracht werden sollte? Zum Beispiel durch die Verbreitung von Olaf Scholz-Sammelbildern? Wollen auch Sie die „Pro Scholzomat“-Kampagne der Karl-Josef Bär-Gesellschaft unterstützen?

-Dann schreiben Sie eine Petition ans Bundeskanzleramt zwecks einer Olaf-Scholz-Sammelbild-Ausstellung auf den Bürofluren (argumentieren Sie dabei mit der Mitarbeitermotivation, die im dortigen Beamtenstab der Anblick dieser außergewöhnlichen Sammelbilder hervorzurufen vermag).

-Falls Sie SPD-Mitglied sind: Werben Sie bei Ihren Parteigenossen für eine Dekoration Ihres Ortsvereinsbüros mit diesen hervorragenden Olaf-Scholz-Sammelbildern! (argumentieren Sie dabei, Ihr Ortsverein könnte sich damit als aufgeschlossen gegenüber moderner Kunst profilieren – und natürlich auch als aufgeschlossen gegenüber Olaf Scholz!)

-Falls Ihnen noch Olaf Scholz-Sammelbilder fehlen oder falls Sie welche doppelt haben: Organisieren Sie eine Tauschbörse (am besten in Berlin vor dem Bundeskanzleramt, damit der Scholz das auch direkt mitkriegt).

-Wenn Sie mit alledem kein Gehör finden: Drohen Sie an, dann eben demnächst stattdessen lieber Christian Lindner-Sammelbilder auf den Markt zu bringen.

Wer als Veganer Fleisch essen will, aber keine Tiere mag, dem glaubte die Satirezeitschrift „Titanic“ in einem ihrer „Briefe an die Leser“ einen Ausweg aufzeigen zu können, nämlich den Kannibalismus. Das sollte wohl als Paradoxon gemeint sein, zündet als Witz freilich nicht so recht. Weitaus mehr pointensicher, wenn auch auf bedenklichem Kalauer-Niveau, ist jener Witz, der auf https://schlechtewitze.com/veganer kursiert: „Warum dürfen Veganer kein Leitungswasser trinken? Weil es aus dem Hahn kommt“. Was symbolischen und völlig legalen Kannibalismus angeht, so könnte man in dieser Jahreszeit zwar nahrungstechnisch auf rheinische Printenmänner ausweichen, aber dazu muss man wissen, dass klassische „Öcher Printe“ (Aachener Printen) eine Herausforderung für jeden Gebissträger sind. Da mümmelt man vielleicht doch lieber an einem Salatblatt.

In eigener Sache Vom 30. November 2022 bis zum 5. Februar 2023 zeigt das Vonderau Museum Fulda die Ausstellung »Siglinde Kallnbach „a performancelife“ – Jürgen Raap „Wunder der Anatomie“«. Siglinde Kallnbach präsentiert in dieser Ausstellung ihr lebenslanges Kunstprojekt „a performancelife“. Sie sammelt auf Leinwänden unterschiedlicher Größe, Textilien und anderen Bildträgern Unterschriften oder kurze Statements zur Bekundung von Empathie für Kranke, Opfer von Kriegen und Terrorismus, und für die wirtschaftlichen und sozialen Vewerfungen durch die Corona-Pandemie. Jürgen Raaps Malerei mit Acryl-Öl-Bildern stehen in der Tradition eines surreal-phantastischen Realismus. Der Obertitel „Wunder der Anatomie“ und die Motive beziehen sich auf die Kunst- und Wunderkammern als Vorläufer der heutigen Museen und auf die Schausammlungen zur Anatomie, Ethnologie und Naturkunde in Universalmuseen. Amm Sonntag, 22. Janura 2023, um 15 Uhr finden dort eine Perfpormance von Siglinde Kallnbach und eine Künstlerführung mit Jürgen Raap statt. https://www.fulda.de/kultur-freizeit/vonderau-museum/sonderausstellungen/siglinde-kallnbach-und-juergen-raap

Copyright: Raap /Bär 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Miesmuscheln thailändische Art à la Karl-Josef Bär Hoffentlich meckert jetzt nicht wieder einer wegen unangemessener kultureller Aneignung exotischer Rezepte herum. Miesmuscheln waschen und in einen kochenden Sud mit Wasser, asiatischer Fischsauce, Zwiebeln, Knoblauch, etwas Sellerie in kleinen Streifen, roten und grünen Paprikastreifen und dünn geschnittenen Ingwerscheiben geben, etwa zehn Minuten kochen lasen, bis sich die Schalen geöffnet haben. Würzen mit Chili-Paste oder etwas klein gehackter Chili-Schote, Zitronengras und frischem Koriander. Dazu passt ein feinherber Moselwein.

Walnuss-Oliven-Salat à la Karl-Josef Bär Entkernte und klein gehackte grüne und schwarze Oliven, klein gehackte Walnusskerne, kleine Stücke von grünem oder gelbem Spitzpaprika und Gartenkresse vermengt man mit Olivenöl, einem Spritzer Zitrone, Schnittlauch sowie etwas geriebenem Parmensankäse. Abschmecken mit Salz, Pfeffer.

Olaf Scholz-Sammelbild no. 28
Olaf Scholz-Sammelbild no. 27
Olaf Scholz Sammelbild No. 29

v.i.S.d.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln