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Bild des Monats Januar 2015

Dienstag, Januar 6th, 2015

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Karl-Josef Bär /Jürgen Raap, Spione auf der Flucht, 2014

Bär aktuell Nr. 178 – 22. Januar 2015

Bitte beachten Sie folgenden Veranstaltungshinweis:
Freitag, 6 Februar 2015, 21 Uhr:
Vernissage zur
Ausstellung „Ritualbilder“ von Siglinde Kallnbach und Jürgen Raap
im Kunstraum Ba Cologne, Neptunplatz 7 / Rothehausstr., Köln-Ehrenfeld
Einführende Worte: Winfried Kirches-Ban, Bernd Hambüchen
Stückwerk-Performance: Siglinde Kallnbach
Ausstellung bis 19. Apr. 2014
außerdem:
Sonntag, 22. März 2015, ab 15 Uhr: Frühlingsfest
mit Karl-Josef Bär, Performance-Gruppe „FehltWas?“, Bernd Hambüchen u.v.a.

Die Abhandlung „Das Lob der Torheit“ des Erasmus von Rotterdam, 1509 geschrieben und sich im wesentlichen auf ein Bonmot des römischen Dichters Horaz beziehend, kein Herrscher könne verbieten, die Wahrheit lachend zu äussern, hat dem „heiligen Narren“ ein Denkmal gesetzt: ein Narrentum, dessen satirische Artikulation als scheinbare Lobrede die katholischen Inquisitoren so unerträglich fanden, dass sie die Schrift des Erasmus auf den Index der verbotenen Schriften setzten. Andere, die der Ketzerei oder der Hexerei verdächtig waren, wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. In der Kunstgeschichte taucht der Typus des Narren bekanntlich ab dem 12. Jh. in mittelalterlichen Illustrationen auf, in denen der Narr als Unweiser den weisen König David verhöhnt. Der Spott macht das Wesen der Satire aus, und in seinen mittelalterlichen literatur- und kunstgeschichtlichen Ursprüngen personifiziert der Narr eine Gottesferne, gar eine Nähe zum Teufel, und damit ist er auch jemand, dem die Sünde nicht fremd ist. Deswegen war auch die karnevalistische Narretei als satirische Umkehrung einer angeblich gottgewollten Ordnung der geistlichen wie weltlichen Obrigkeit in all den Jahrhunderten nie geheuer, und wir begreifen, weshalb fundamentalistische religiöse Eiferer auch heute immer humorlos sind und deswegen vor allem Karikaturisten zu ihren Hauptfeinden rechnen.
Dass „Sprit“ und „Spirituosen“ zwar etymologisch einen gemeinsamen Wortstamm haben, in der Alltagssprache jedoch nicht synonym sind, ignorierte in Rendsburg ein sturztrunkener Radfahrer, als er an einer Tankstelle vorfuhr und an der Zapfsäule zum Zapfhahn griff. Als er Benzin für 74 Cent verkleckert hatte, stellte ihn der Tankwart zur Rede, und der Promilleur entgegnete, er habe gedacht, er sei mit dem Auto unterwegs und wolle dieses volltanken, und er habe sich auch schon gewundert, dass er am Fahrrad nicht den Tankdeckel gefunden habe. Ist dieser Radfahrer ein „heiliger Narr“ im 21. Jh. ? Mitnichten, findet Herr Bär.
Gewohnt töricht tritt die FDP auf, die sich im Abstiegskampf mangels überzeugender Programminhalte stattdessen eine neue Parteifarbe zugelegt hat, nämlich Magenta-Rot. Das neue Logo sieht aus wie das Firmenschild einer Telefonfirma. Aber vielleicht verkaufen die Liberalen jetzt ja tatsächlich Handys, um ihre klamme Parteikasse aufzubessern. Erasmus von Rotterdam hätte an den Albernheiten der Liberalen seine helle Freude gehabt.
Als Prinz Marcus von Anhalt, mit bürgerlichem Namen Marcus Eberhard, wegen Steuerhinterziehung vor Gericht stand, belehrte er den Richter, manch einer möge ja das höchst komplizierte deutsche Steuerrecht verstehen: er selbst gehöre jedoch nicht dazu, dafür wisse er aber, wie man erfolgreich ein Bordell führt. Der Richter ließ sich davon nicht beeindrucken und verknackte Prinz Marcus zu vier Jahren Haft. Seinem Adoptivvater Prinz Frederic von Anhalt war die Verhaftung des Adoptivsohns „peinlich“, und aus Prinz Frederics Sicht habe sich Marcus wie ein Narr verhalten: „Ich habe ihn immer gewarnt, mit seinem Reichtum zu protzen… Ich fand das dumm. Das Finanzamt schläft nicht…“
© Raap/Bär 2015