Archive for April, 2015

Bild des Monats April 2015

Donnerstag, April 2nd, 2015

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Jürgen Raap, „Das goldene Feuer I“, 2015

 

Bär aktuell Nr. 181 – 3. April 2015

Beachten Sie bitte folgenden Veranstaltungshinweis:

Sonntag, 12. April 2015, 11 Uhr, Kunstmuseum Ahlen /Westf.:

Siglinde Kallnbach, Stückwerk-Performance in der Ausstellung zum 85. Geburtstag des Wiener Malers und Aktionskünstlers Arnulf Rainer

 

Hat Boris Becker das Internet erfunden? Und zwar schon vor 15 Jahren? Mitnichten. Die Zeitschrift „Der Stern“ habe ihn falsch zitiert, lamentierte Becker, denn er habe behauptet, er habe das Internet vor 15 Jahren „für mich“ erfunden, der „Stern“ jedoch diese zwei Worte „für mich“ unterschlagen. Aber auch so ist die Beckersche Behauptung eine grandiose sprachliche und gedankliche Fehlleistung in der Verwechslung von „erfinden“ und „entdecken“, aber damit schafft man es immerhin in die Medien in einer Zeit, in der sonst die beiden Grexit-Clowns Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis mit ihren diplomatischen Tolpatschigkeiten die Schlagzeilen beherrschen. Während Boris Beckers Medienpräsenz durchgehend in der Tradition der Posse steht, gibt es derzeit hingegen kaum einen Zeitungskommentatoren, der darauf verzichtet, das schwer durchschaubare Lavieren der Tsipras-Regierung mit dem Prinzip der griechischen Tragödie zu vergleichen, die aber im Dürrenmatt’schen Sinne durchaus zugleich auch eine Komödie sein kann, wobei eine solche sich allerdings durch einen schlimmstmöglichen Zufall ins Tragische wendet. Irgendwie geht’s im griechischen Regierungskabinett schon ein wenig zu wie im Dürrenmatts „Die Physiker“, und dass Tsipras neuerdings damit liebäugelt, eine Art „Fettsteuer“ für Gyros-Gerichte einzuführen, hat schon Züge einer Burleske. Wo es bei der „Griechenland-Krise“ aber auch um das Aufrechnen von historischer Schuld und pekuniären Schulden geht, empfiehlt sich für ernsthafte Gemüter die Lektüre von Franz Kafkas „Der Prozess“, wo die Frage nach der Schuld in einem sehr komplexen Sinne in freudianischen Dimensionen abgehandelt wird. Wer es jedoch lieber auf dem Niveau eines seichten privaten Fernsehsenders oder plärrigen Twitter-Beitrags mag und ohnehin ein Anhänger des „Neuen deutschen Zynismus“ ist, dem sei eine Liedzeile der „Fantastischen Vier“ ans Herz gelegt: „Gebt uns die Schuld, den Rest könnt ihr behalten“.
© Raap/Bär 2015