Archive for August, 2016

Bär aktuell Nr. 203/204/205 und Bild des Monats

Donnerstag, August 11th, 2016

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Bild des Monats August 2016:

Jürgen Raap, „Der falsche Mönch“, 2016

 

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Gipfelinschrift „Monte Troodelöh“, Königsforst, Köln, Foto: Copyright Raap/Bär

Bär aktuell Nr. 203/204 – 3. August 2016

Denkaufgabe für Kreuzworträtsel-Fans Anderes Wort für „Wolfsrudel“ mit acht Buchstaben? Antwort: Wolfgang.

Auf dem Festival der schönen Genüsse im Kölner Rheinauhafen leistete man sich die Albernheit, einen Fleischklops ausgerechnet als „Eifelburger“ anzupreisen, und an einem der Imbissstände gab es auch einen „Eifelsalat von Theo Frings“ zu verkosten, was sich so anhören sollte, als ob Theo Frings der unumstrittene Fresspapst der Eifel sei, und das Besondere an dieser Salatkreation wurde mit dem Zusatz „mit drei Garnelen“ erläutert. Theo Frings! Warum so sparsam? Sind Euch in der Eifel die Garnelen ausgegangen? Herr Bär bevorzugte dann doch lieber an einem anderen Stand eine Portion von 6 Austern, wobei der Standinhaber erläuterte: „Wir sind eigentlich gar kein Austernstand, sondern ein Weinausschank. Aber es gibt auf diesem Festival zu viele Weinstände, und zum Weintrinken wollen wir daher die Leute mit Austern anlocken…“ Nun ja, irgendwie ist das ja eine raffinierte Geschäftsidee, wenn man auf einem Gourmet-Fest als Weinhändler ein Alleinstellungsmerkmal erreichen will, und als Herr Bär die sechs Austern vertilgt hatte, fragte der Standinhaber: „Haben Sie was gemerkt? Ich habe Ihnen zu fünf bretonischen Austern auch noch eine isländische untergejubelt“. Nein, Herr Bär musste gestehen, keinen Unterschied heraus geschmeckt zu haben, was wiederum eine junge Dame dazu veranlasste, sich an Herrn Bär heran zu pirschen: sie sei von einer Casting-Firma und halte nach Hobbyköchen für eine Kochsendung im Fernsehen Ausschau. Es sollten aber Hobbyköche sein, die „nicht zu professionell“ seien, womit sie wohl Hobbyköche meinte, die vom Kochen keine Ahnung haben oder zumindest solche, die bretonische Austern nicht von isländischen unterscheiden können, und die sollten nun in dieser Fernsehsendung mit ihrem Lieblingsgericht gegen einen Profi-Koch antreten. Herr Bär lehnte dankend ab, zumal es für den Kochwettbewerb kein vernünftiges Honorar, sondern für die Hobbyköche nur eine „Aufwandsentschädigung“ von 100 Euro geben sollte, und wenn man als Hobbykoch dann mit einem „Rheinischen Vorgebirgssalat mit drei Garnelen“ antritt, hat man womöglich ausgerechnet den Eifeler Fresspapst Theo Frings als Gegner, der diesmal seinen Salat allerdings mit vier Garnelen aufgepept hat und dafür den Applaus des Studiopublikums einheimst, während der Hobbykoch -welche Blamage! – mit seinem mickrigen Salätchen bedröppelt daneben steht, aber für mehr Garnelen hat die bescheidene Aufwandsentschädigung nun mal nicht gereicht, sonst wäre nämlich kein Fahrgeld mehr übrig geblieben und der Hobbykoch hätte schwerbepackt mit Einkaufstüten voller Salatzutaten zu Fuß zu den Studioaufnahmen antraben müssen.

Wer bisher geglaubt hat, der glücklose Sigmar Gabriel sei der einzige personelle Problemfall in der SPD, der war völlig überrascht, als sich herausstellte, dass im Essener Ortsverein dieser Partei jahrelang eine Hochstaplerin mit gefälschtem Lebenslauf wirkte und es sogar bis zu einem Abgeordnetenmandat im Bundestag brachte. Auf der Internetseite www.petra-hinz.de findet sich mittlerweile die schöne Formulierung, die Politikerin Petra Hinz habe „Mitte der 1990er Jahre“ den „Versuch unternommen, auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen und so zumindest einen Teil ihrer biografischen Falschangaben zu heilen.“ Diesen Versuch habe sie jedoch wegen “ ihrer zeitlichen Beanspruchung als Mitglied im Rat der Stadt Essen und ihrer ehrenamtlichen politischen Engagements“ wieder aufgeben müssen. So ähnlich äusserte sich auch schon der Baron zu Guttenberg, als er schließlich in der legendären Plagiatsaffaire doch noch einräumen musste, „eine fehlerhafte Dissertation“ abgeliefert zu haben: „Er habe ‚hochmütig‘ geglaubt, familiäre, politische und wissenschaftliche Anforderungen in Einklang bringen zu können, sei jedoch an dieser ‚Quadratur des Kreises‘ gescheitert“, ist in Guttenbergs Wikipedia-Biografie nachzulesen. Während sich seinerzeit der Briefträger Gerd Postel, der sich als Psychiater ausgab, als „Hochstapler unter Hochstaplern“ feiern ließ, sieht „Zeitonline“ in Petra Hinz allerdings nur eine „Hochstaplerin zweiter Klasse“, denn sie habe „kein richtiges und falsches Leben zugleich geführt, sondern nur gesagt, dass sie eines gelebt habe, das sie in Wahrheit nie hatte“. Weniger nachsichtig wirft ihr indes der „Stern“ vor, dass sie es „auch jetzt nicht“ schaffe, einen „monströsen Fehler“ einzugestehen, denn, nun ja, selbst im Scheitern könne man ja schließlich noch menschliche Größe und Souveränität demonstrieren, so wird kommentiert, und damit ließe sich dann doch noch jener Ruhm und eine Anerkennung einheimsen, die einem bislang vorenthalten blieb, indem man nämlich eben freimütig, aber nicht allzu nonchalant, dieses Scheitern eingesteht, anstatt sich wie ein geprügelter Hund davon schleichen zu müssen. Zu solchen Szenarien des Karriere-Meuchelns durch intrigante parteiinterne Gegner und des gleichzeitigen Scheiterns durch eigene Vermessenheit gehört dann im Polit-Betrieb aber unbedingt die schon arg strapazierte rituelle Floskel, man trete zurück, um Schaden „von der Partei“ oder „vom Amt“ oder dergleichen abzuwenden – das darf Petra Hinz auf keinen Fall vergessen, wenn sie eines Tages wie Phönix aus der Asche wieder auferstehen will, zumal der frühere Landtagsabgeordnete Willi Nowak einräumte: „Natürlich wurden bei uns auch Karrieren gemacht, indem Lebensläufe arg geschönt wurden“, was zu der Vermutung Anlass gibt, dass sich im Polit-Betrieb womöglich noch mehr solche Hochstapler zweiter oder dritter Klasse tummeln könnten. Die „Rheinische Post“ mokiert sich derweil darüber, dass Petra Hinz nach Niederlegung ihres Abgeordnetenmandats „nun wohl 2500 Euro an Pension zustehen. Das ist zwar korrekt, weil alle Abgeordneten gleich behandelt werden müssen. Als quasi ‚Lohn‘ für 30 Jahre Lügen ist das aber viel Geld“. Wie man hingegen als „Hochstapler erster Klasse“ weitaus grandioser scheitert als Petra Hinz, machte Marc G. vor, ein Aushilfskellner mit Realschulabschluss, der sich als Staatsanwalt „Tassilo von Hirsch“ ausgab und bei der Gerichtsverhandlung wegen Titelmissbrauchs bekannte, dass er solchermaßen eine Jurastudentin beeindrucken wollte, die ihn aber schnell entlarvte, sich von ihm dann aber dennoch zu einer Shopping-Tour durch Düsseldorfer Nobelboutiquen einladen ließ und dabei mit ihm zusammen 3.000 Euro verballerte.

Gibt es sportliche Großtaten zu vermelden? Ja, gibt es. Herr Bär bestieg den Monte Troodelelöh, den höchsten Berg Kölns (138 m), im Königsforst gelegen, und das ganz ohne jenes „Staatsdoping“, das im Reiche Putins gang und gäbe zu sein scheint. Auf dem Gipfel des Monte Trodellöh liegen ein Stempel und ein Stempelkissen aus, mit denen man in seinem Gipfelbuch, wie es routinierte Alpinisten mit sich führen, dokumentieren kann, dass man oben war. Wird im russischen Sport tatsächlich so flächendeckend gedopt, wie jüngst berichtet wurde? Nun wirkten russische Kugelstoßerinnen mit ihrem dezenten Damenbart schon früher nicht so wie magersüchtige Models aus der Heidi Klum-Show, taugten daher auch nicht unbedingt als Schönheitsideal für die Kosmetik- und Modeindustrie, aber wenn man die erstaunlich lasche Politik des Olympia-Funktionärs und Putin-Freundes Thomas Bach so interpretiert wie Herr Bär, dann müsste man sich Sorgen wegen übermäßigen Anabolika-Gebrauchs wohl erst dann machen, wenn bei den Athletinnen aus dem Uralgebirge die Gesichtsbehaarung so üppig sprießt wie einst beim rauschebärtigen Sänger Iwan Rebroff, der übrigens gar kein echter Russe war, sondern mit bürgerlichem Namen Hans Rolf Rippert hieß.

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Sind neue alpinistische Erfolge zu notieren? Gewiss, denn ungleich anstrengender als die Besteigung des 138 m hohen Monte Troodelöh im Kölner Königsforst ist die Erklimmung des Drielandenpunt (niederländisch für „Dreiländerpunkt“), 353 m hoch genau im Dreiländereck von Deutschland, Niederlande und Belgien gelegen, wo man vom Aussichtsturm aus in alle drei Länder hineinschauen kann, zwar nur zehn Kilometer vom Aachener Hauptbahnhof entfernt und von dort aus mit dem Fahrrad bequem zu erreichen, aber wenn man dann in der niederländischen Grenzstadt Vaals die Leute nach dem Weg zu diesem Drielandenpunt fragt und als Antwort „Immer de Berg erop“ erhält, dann weiß man, dass man nach schweißtreibendem Erreichen des Ausflugscafés oben auf dem Gipfel olympisches Gold verdient hätte. Das Ausflugscafé liegt zwar noch auf niederländischem Territorium, ausgeschenkt wird aber belgisches Bier; der luftgetrocknete Limbourger Schinken dazu schmeckt vorzüglich; und wer dann unten in Vaals noch chinesisch essen will, der stellt fest, dass man zwar nach wie vor in Holland noch immer besser chinesisch essen kann als in Deutschland, wiewohl aber auch der holländische Chinese in der Küche vor dem Einsatz von Glutamat mittlerweile nicht mehr zurück schreckt, und um der weiteren Internationalisierung und Globalisierung willen als musikalische Beschallung des Speiseraumes nicht nur traditionelle chinesische „Pling pling“-Musik ertönen lässt, sondern zum Hühnerspieß mit Erdnusssauce auch schon mal den italienischen Gassenhauer „O Sole mio“ auflegt. In einem der Cafés auf der Hauptstraße von Vaals kann man dann noch als regionale Spezialität ein süffiges „Gulpener Oud Bruin“-Bier antesten, bevor man sich auf den Heimweg macht. Am Stadtrand von Vaals haben die Niederländer ihr Grenzschild halb im Gebüsch versteckt, und genauso hat Herr Bär sich ein freies und offenes Europa immer schon vorgestellt.

Copyright: Raap/Bär 2016 – Alle Rechte vorbehalten

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Grenzstadt Vaals/NL, Foto: Copyright Raap/Bär 2016

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Rheinischer Vorgebirgssalat mit drei Garnelen

Eisbergsalat in kleine Blätter schneiden oder rupfen, mit Olivenöl, Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Petersilie, Schnittlauch und Dill anmachen, zum Anrichten auf einem Teller ausbreiten, darauf Tomatenscheiben, darauf wiederum Scheiben von gekochten Eiern, eingelegte Sardellen (am besten calabresische Sardellen in Oregano und Kapern eingelegt), etwas konservierten Thunfisch und drei gekochte Garnelen.

Genter Waterzooi à la Karl-Josef Bär

Der flämische Name „Waterzooi“ bedeutet Wassersud. In Gent und Umgebung gilt diese Suppe als flämisches Nationalgericht. Suppenfleisch vom Huhn salzen und pfeffern, in großen Topf geben, mit 1-2 Zwiebeln in Knoblochbutter anbraten. 1 klein geschnittene Porreestange, 2 Möhren, 1-2 vorgekochte Kartoffeln, etwas klein geschnittenen Knollensellerie, 1-2 klein geschnittene Staudensellerie, 1 Knoblochzehe, Gewürznelken hinzugeben. Mit Hühnerbrühe auffüllen und köcheln lassen. Würzen mit Pfefferkörnern, Petersilie, Thymian, Kerbel, Muskatnuss, 1 Lorbeerblatt, Eidotter, dann mit Sahne abbinden. Gewürznelken stammen ursprünglich von den Molukken; sie halten die Fettoxydation auf; durch ihren hohen Gehalt an Phenolverbindungen haben sie antioxidative, entzündungs- und gerinnungshemmende Wirkung. Da sie den Eisengehalt im Blut reduzieren, sind sie auch für Patienten mit Eisenüberschuss zu empfehlen. Im Mittelalter galt die Nelke als Symbol für die Passion Christi – man assoziierte damit wegen der phonetischen Nähe von „Nelke“ zu „Nagel“ die Nägel bei der Kreuzigung. Muskatnuss setzte man in Asien und im europäischen Mittelalter auch als Heilpflanze gegen Magenschwäche, Leber- und Gallenschwäche ein, ebenso gegen Herpes, Ekzeme und Flechten.

Mineralsüppchen à la Karl-Josef Bär

Mineralstoffe sind lebenswichtig für unseren Körper und seine Funktionen, deswegen ist eine mineralstoffreiche Ernährung sinnvoll. Mineralstoffreiche Suppen kennt man vor allem auch als Fastenspeisen, wenn man während es Fastens keine feste Nahrung zu sich nimmt. Eine typische Mineralsuppe ist z.B. die japanische Miso-Suppe, sie hat basischen Charakter, d.h. sie bindet überschüssige Säuren im Körper und hat eine entschlackende Wirkung. Miso-Paste bekommt man in Reformhäusern, Bioläden und Asia-Läden mit japanischen Zutaten. Miso besteht aus Sojabohnen, Reis und Getreideanteilen. Man kocht Möhren, Knollen-Sellerie, Stangen-Sellerie, Poree, Pastinaken, Petersilienwurzel, Fenchel, Weißkohl, grüne Bohnen, Spinat oder Mangold in ungesalzenem Wasser. Man kann auch ein paar Streifen Kombu-Algen oder Wakame-Algen beifügen. Dann rührt man 1 Esslöffel Misopaste in zwei Esslöffel kaltem Wasser an und gibt diese Masse in die heiße Brühe, die dann aber nicht mehr kochen darf. Nachwürzen kann man mit ein paar Spritzern Sojasauce, ein wenig Pfeffer oder frischen Küchenkräutern.

Congre-Meeraal à la Karl-Josef Bär

Der Meeraal aus dem östlichen Atlantik und dem Mittelmeer (frz. Congre) ist größer und schwerer als der Europäische Aal aus den europäischen Küstengewässern, wo er aber vom Aussterben bedroht ist (und der zum Laichen von Süßwasser ins Meer zieht). Ein klassisches Gericht mit Europäischem Aal in Flandern ist Paaling et het groen, Aal mit grüner Sauce aus mehreren Kräutern, ähnlich wie die Frankfurter grüne Sauce, oder in Deutschland Hamburger Aalsuppe. Congre-Meeraal gehört häufig als Zutat zu den Rezepten für französische Fischsuppen. – Man kaufe den Congre beim Fischhändler in Scheiben, pro Person 2-3 Finger dick, brate ihn kurz in Knoblochbutter oder Olivenöl mit Knobloch. Lauchzwiebeln und Schalotten an, gebe 2-3 gehackte Knoblochzehen, 1-2 Nelken, 1 Lorbeerblatt, Pfefferkörner, ein paar Möhrenscheiben, 3-4 ganze Radieschen und 1-2 Tomaten hinzu, lasse ihn dann in Fischsud oder Weißwein dünsten, würzen mit Salz, Cayennepfeffer, frischem Thymian und frischem Oregano oder frischem Estragon. Beilage: Kartoffeln, Saisongemüse.

Duett von Huhn und Lamm à la Karl-Josef Bär

Zwiebeln in einem Topf in Butter andünsten, Möhren, frische Erbsen, 1-2 Knoblochzehen, Auberginen, grünen und roten Paprika, frische Feige und etwas frischen Ingwer hinzu fügen. Garen lassen und mit Ras al Hanout-Pulver und Harissasauce würzen und kurz vor dem Servieren etwas Creme fraiche und Avjar (balkanesische Auberginensauce) einrühren, mit Petersilie und frischer Minze abschmecken. Separat in einer Pfanne Streifen von Maishähnchenbrust anbraten, Stücke vom Lammfilet, Zwiebeln und Knobloch hinzugeben, Champignons, Pfifferlinge, frischen Ingwer und frische Feigen. Mit Salz, Ras al Hanout, Harissasauce würzen, reichlich frische Minze und frischen Koriander hinzugeben. Das Gemüse kann separat gereicht oder in der Pfanne mit dem Fleisch vermengt werden.