Archive for Januar, 2013

En Berlin laach sich doch jetz dä Klaus Wowereit kapott…

Mittwoch, Januar 9th, 2013

„Herr Bär: seit die neue U-Bahnlinie unter dem Kölner Dom durchfährt, zeichnet der Erdbebenmesser Erschütterungen an der Kathedrale auf…“

Bär: „… un wenn de em Dom en dä Andachtskapelle sitzt un dir do janz in Ruhe die Glasmalerei beloors, hörste, wie unger dir die Schienen quietschen, wenn do en U-Bahn vorbei fährt… da klirren sojar die Fensterscheiben vun dä Glasmalerei…“

„Aber wie ist das politisch zu beurteilen, Herr Bär?“

Bär: „En Berlin laach sich doch jetzt dä Klaus Wowereit kapott, dat se nit immer nur met de Finger op ihn zeigen, weil dä Jeck schon widder die Eröffnung vun singem neuen Flughafen verschieben muss, bloß weil die vun dä Baufirma ze doof sin, die Brandschutzwände do richtig einzubauen. Man will sich ja nit vürstelle, wat en däm neue Flughafen da alles wackelt, wenn da auch mal ne U-Bahn drunter durch fährt, wie beim Kölner Dom… Dat is ja irjendwie tröstlich, dat et Bauskandale nit immer nur en Kölle jitt…“

Bild des Monats Januar 2013

Dienstag, Januar 1st, 2013

„Herr Bär, Sie haben ja schon wieder den halben Severin gemalt?“

Bär: „Jojo, ävver diesmal die andere Hälfte“.

Karl-Josef Bär /Jürgen Raap, „Nietzsche auf Abwegen“, 2012

Bild des Monats Januar 2013

bär aktuell nr. 149/149a – 22. Jan. 2013

Dienstag, Januar 1st, 2013

Was bringt uns das Jahr 2013?  Dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück beschert es offensichtlich eine ungeheure Angst vor der Verarmung, wenn er denn tatsächlich Bundeskanzler werden sollte, denn – so jammerte Steinbrück in einem Interview – jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdiene mehr als ein Bundeskanzler. Mit 17.000 Euro Monatsgehalt muss man allerdings selbst im sündhaft teuren Berlin nicht fürchten, unter der Oberbaumbrücke am Spreeufer übernachten zu müssen.

Immerhin bewertet die derzeitige Amtsinhaberin Angela Merkel ihr Gehalt als „auskömmlich“, und der Herr Merkel (vulgo: Prof. Joachim Sauer) steuert ja schließlich auch noch eigene Einkünfte zum Haushaltsgeld der Merkels bei (was bei den Merkels wahrscheinlich nach alter Sitte als loses Bargeld im Küchenschrank in einer alten Kaffeekanne aufbewahrt wird).

Auch Frau Steinbrück verdient als Lehrerin in Bonn noch eigenes Geld hinzu, aber vielleicht steht der gute Peer zu Hause völlig unter dem Pantoffel und bekommt von der Gattin nur ein schmales Taschengeld für Bier und Zigaretten zugesteckt, weshalb er dann gerne draußen herumkrakeelt, wie alle, die zu Hause nicht viel zu sagen haben, aber dann am Kneipenstammtisch unter Ihresgleichen einen auf dicken Max machen.

Das Argument, Politiker würden im Vergleich zu Managern zu schlecht bezahlt, ist insofern falsch, als nämlich Manager und Vorstandsvorsitzende zumeist eher überbezahlt werden. Dies gilt mit Sicherheit für Jürgen Fitschen als Vorstandssprecher der Deutschen Bank, dem bekanntlich nichts Törichteres einfiel, als jüngst bei einer staatsanwaltlichen Razzia in seiner Bank den hessischen Ministerpräsidenten anzurufen, um sich lauthals über die Hausdurchsuchung zu beschweren, und vielleicht auch wohl in der Hoffnung, dieser werde aufgrund von Fitschens Beschwerde die Ermittler zurückpfeifen, was Ministerpräsident Volker Bouffier klugerweise jedoch nicht tat.

Während Helmut Schmidt einst als Bundeskanzler im Urlaub mit seinem Segelbötchen frohgemut über den Brahmsee schipperte, musste es bei dem früheren Arcandor-Manager Thomas Middelhoff schon eine 33 m lange Luxusyacht sein, die er laut „Spiegelonline“ für sagenhafte 72.000 Euro im Monat vom Troisdorfer Immobilienentwickler Josef Esch sowie den früheren Gesellschaftern des Bankhauses Oppenheim Matthias Graf von Krockow und Georg Baron von Ullmann angemietet hatte. Am Beispiel des Thomas Middelhoff lässt sich gut beobachten, wie die Überbezahlung einen Manager zu finanziellem Leichtsinn verleiten kann, denn in einem Gerichtsverfahren führten Middelhoffs Anwälte aus, das Trio Esch, von Krockow und von Ullmann hätte ihren Mandanten dazu „verführt“, in Immobilienfonds zu investieren, „die zwingend den finanziellen Ruin des Beklagten… zur Folge haben mussten“. Als Middelhoff vor dem Kölner Oberlandesgericht versuchte, 23 Mill. Euro an eingefrorenem Festgeld frei zu klagen mit der Begründung, er benötige an Lebenshaltungskosten 35.000 Euro im Monat, fanden das die Richter allerdings als „nicht nachvollziehbar belegt“ und lehnten deswegen seinen Antrag ab.

Da kann man ja froh sein, dass Peer Steinbrück als Bundeskanzler nur 17.000 Euro verdienen würde, denn wer weiß, welch bizarre Eskapaden er sich leisten würde, könnte er so aus dem Vollen schöpfen wie einstmals Thomas Middelhoff. Wahrscheinlich hat Frau Steinbrück gute Gründe, ihrem Peer nur ein kleines Taschengeld für Bier und Zigaretten zuzugestehen, und das restliche Haushaltsgeld verbleibt wie bei den Merkels in der Kaffeekanne im Küchenschrank und wird solide für den Urlaub gespart, und zwar am Brahmsee (die Steinbrücks) und an der Mecklenburgischen Seenplatte (die Merkels), jeweils mit Vollpension.

Und was bringt uns das Jahr 2013 außerdem? Eine Neuberechung der Fernsehgebühren („Eine Wohnung, ein Beitrag“), und dies – wie Herr Bär mutmaßt – nur zur noch besseren Alimentierung all der ohnehin schon recht üppig dotierten Intendanten, Verwaltungsräte und Moderatoren. Warum hat Steinbrück eigentlich nicht behauptet: „Jeder plapprige Thomas Gottschalk oder Günter Jauch verdient pro Sendung mehr als ein Bundeskanzler“. Einen solchen Vergleich hätte noch jeder verstanden.

Inzwischen gab auch Gerhard Schröder zu bedenken, wer sich als Politiker zu schlecht bezahlt fühle, der solle sich lieber einen anderen Beruf suchen.

Aber würde man sich wirklich wünschen, dass Peer Steinbrück zur besten Sendezeit „Wer wird Millionär?“ moderiert?

Wenn Reiner Brüderle bei seinen Metaphern schon mal arg daneben greift, indem er Philipp Rösler für ein schwankendes Bambusrohr im Wind, sich selbst aber für eine unerschütterlich fest stehende „deutsche Eiche“ (O-Ton Brüderle) hält, dann mag man sich am Rande des Irrsinns wähnen. Aus aktuellen Anlass könnte man das Wortungetüm einer Formulierung wie „wettbewerbsorientierte Organisation des Wasserversorgungsmarktes“ als genauso irrsinnig empfinden, müsste man nicht Verdacht haben, derlei wirtschaftspolitische Deregulierung fördere höchstens das Entstehen einer unziemlichen Kläranlagen-Mafia, mit der uns dann in Sachen Wassergeld dasselbe blüht wie jetzt schon bei den Strompreisen, wo sich eben jener schwankungsanfällige Rösler als Büttel der Energiekonzerne und keineswegs als „Anwalt der Verbraucher“ erwiesen hat. Bei Brüderle wird allerdings auch nur Wasser gepredigt und in Wirklichkeit Wein getrunken.

Wissen, das die Welt nicht braucht Ein Düsseldorfer Forscher fand heraus, dass hässliche Männer in den Bundesliga-Clubs besser Fußball spielen als irgendwelche Schönlinge. Während nämlich der Schönling sich sicher ist, dass man ihm auch so applaudiert, selbst wenn er die ganze Zeit nur tatenlos auf dem Spielfeld herumsteht, würde der hässliche Mitspieler mit hechelnder Zunge rennen, rennen, rennen und jedem Ball nachsetzen, um dem Publikum zu gefallen.

Düsseldorf ist übrigens auch eine Hochburg der Verkehrssignaltechnik. Dort haben sie nämlich Gelbphasen auch bei Fußgängerampeln. Wer damit nicht zu recht kommt, kann sich in einer Broschüre informieren, wie er sich an solch einer Ampel verhalten muss. Allen Ernstes verrät diese Broschüre, bei „Grün“ dürfe man los gehen. Früher brauchte man solche Broschüren in Düsseldorf nicht. Da hatte nämlich der Assistent von Joseph Beuys, nämlich der Bildhauer Anatol, im Hauptberuf Polizist, mit einem Kasperletheater den Schulkindern die Verkehrsregeln beigebracht.

Als der ALDI-Erbe Berthold Albrecht im Alter von 58 Jahren verblich, mokierte sich der Kölner „Express“ darüber, dass man in der Todesanzeige nichts Konkretes über die Todesursache erfuhr. Sein Leben sei „geheimnisvoll bis in den Tod“ gewesen, sekundierte in einem Nachruf ebenso die „Märkische Oderzeitung“, wie auch sonst die Familie Albrecht ihr Privatleben strikt vor der Öffentlichkeit abschirme, was ja auch ihr gutes Recht ist. Um so mehr wunderte sich Herr Bär, als er nach dem Kauf eines Tablet-PCs bei ALDI das Freischalten des Internetanschlusses begehrte und von dem Callcenter-Zausel am anderen Ende der Hotline dann penetrant nach dem Geburtsdatum gefragt wurde. Da auf diesem Tablet alles Mögliche von Google vorinstalliert ist, mutmaßte Herr Bär, hier seien wieder mal die Datensammelkraken der Global IT-Player am Werk, und um sich dem Konformitätsdruck der sozialen Netzwerke zu entziehen, hat Herr Bär sich bislang auch strikt geweigert, sich bei Facebook anzumelden und dort Informationen über sich preiszugeben, bei deren Verwendung er auf sein gutes Recht auf informationelle Selbstbestimmung pocht. Genau wie Familie Albrecht und alle anderen, die ihre Haut eben nicht zu Markte tragen wollen.

Diese ganze unselige Ausforscherei mit Tracking Cookies, Google Web Analytics etc. ist Herrn Bär nämlich überhaupt nicht geheuer; und sie ist vielleicht sogar schon als ein Anzeichen für einen Cyper-Totalitarimus Orwellscher Ausprägung zu werten. Bei dieser hemmungslosen Auswertung von Surfdaten durch irgendwelche Marketingdeppen muss man ja heut zu Tage damit rechnen, wenn man bei seinen journalistischen Recherchen bei „Google“ den Suchbegriff „Salafismus“ eingibt, dass dann die Algorythmus-Zuordnung bei Google bzw. deren Web-Analyse des Surf-Verhaltens fälscherlicherweise die Zeugen Jehovas alarmiert, es gelte, eine verirrte Seele zu retten. Und dann stehen sie anderntags bei Herrn Bär vor der Tür stehen und meinen: „Wir müssen mal mit Ihnen über die Bibel reden“. Vielleicht hat sich in diesem Falle aber auch der Verfassungsschutz als Zeugen Jehovas getarnt, weil sie glauben, Herr Bär bastele gerade eine Bombe zusammen, bloß weil er tags zuvor bei der Google-Suchmaschine ein heikles Wort eingegeben hat.

Zu den Obskuranten dieser Welt gehört auch der Verfasser eines Textes, der in einem schlechten Deutsch und einem auch inhaltlich reichlich wirren Text, wie man ihn sonst nur zu lesen bekommt, wenn Boris Becker in den Orkus der Virtualität hinein twittert, Angela Merkel habe den Friedensnobelpreis bekommen, die „Wunschspur“ als eine „innovative Idee“ anpreist: „Sie werden feststellen, dass magische Dinge passieren können, wenn du mit Start, der Verfolgung und Erreichung Ihrer Ziele im Leben. Das Gefühl, die Kontrolle über Ihr Leben ist wie ein neues gegeben beginnen, sondern mit Ihnen die Verantwortung als Führer und Anhänger nicht“. Hm, hm, solch einen Stuss schreibt ja noch nicht einmal Boris Becker, wenn er via Twitter verkündet, er werde jetzt Patriot, weil Angela Merkel den Friedensnobelpreis bekommen hat (den hat in Wirklichkeit die EU bekommen, aber vielleicht hält Boris Becker ja Angela Merkel für die EU). Jedenfalls hat dieser Blödsinn nichts mit der zwölf Jahre alten Kunstaktion „Wunschspur“ zu tun, über die man sich unter www.wishingtrack.com informieren kann, und wenn sich schon obskure Trittbrettfahrer mit seriösen Internetseiten verlinken, dann kann man ja wohl erwarten, dass das sprachliche Niveau ihrer Texte nicht dem jener Gesellen entspricht, die ihre Adressaten zu Geldwäsche-Geschäften in Nigeria oder China überreden wollen und glauben, sie finden immer noch einen Dummen, der auf sie hereinfällt.

Wobei im übrigen das Algorhythmus-Prinzip der Suchmaschinen bei der Zuordnung von Begriffen rein theoretisch auch schon mal dazu führen kann, dass ein paar abgedrehte Wellness-Bubis, die ein „Forum Haarausfall“ ins Leben rufen, sich unbedacht mit jemandem verlinken, der stolz darauf ist, den sozialen Aufstieg vom muskelbepackten Underdog aus Köln-Ostheim zum Türsteher bei einer übel beleumdeten Diskothek auf dem Hohenzollernring geschafft zu haben und sich zum Ausdruck dessen als Statussymbol eine künstlich rasierte Glatze zugelegt hat. In solch einem Fall wird wohl auch der dümmste Adressenhändler einsehen, dass man diesem Mann kein Haarwasser verkaufen könnte.  

© Raap/Bär 2013