Archive for Januar, 2018

bär aktuell 236/237 und bild des monats

Montag, Januar 1st, 2018

Bild des Monats Januar 2018:

Jürgen Raap, Das vierte Pferd, Acryl/Öl auf Leinwand, 2017

Bär aktuell nr. 236  – 22. Januar 2018

Am 8. Februar 2018 wird im Berliner Zoo der „Pandabären-Oscar“ verliehen. Das vierjährige Panda-Weibchen Meng-Meng tritt in der Kategorie „Beliebtester Pandabär außerhalb Chinas“ an, und – wie der Berliner „Tagesspiegel“ meldet – Angela Merkel allen Ernstes in der Kategorie „Der Panda-Moment des Jahres“. Die Bundeskanzlerin war nämlich im vergangenen Sommer bei der Übergabe zweier Pandas durch die chinesische Regierung an den Berliner Zoo zugegen, doch es heißt, die beiden Pandas hätten bei diesem Festakt von ihr keinerlei Notiz genommen und sich stattdessen nur um ihr Bambus-Futter gekümmert. Das also soll der „Panda-Moment des Jahres“ gewesen sein? Herr Bär meldet jedenfalls Zweifel an der Seriosität der Preisverleihung an. Indes besteht kein Grund für die SPD, schadenfroh herum zu feixen, denn würde man Martin Schulz im Berliner Zoo vor das Panda-Gehege stellen, dann würde der Bär ihn ebenso ignorieren und nur genüsslich an seinem Bambus herumkauen. Falls allerdings Peter Altmeier oder Sigmar Gabriel vor dem Gehege auftauchen, bringt der Panda schnell sein Bambus in Sicherheit, denn beiden sieht jeder Panda-Bär aufgrund ihrer wohlgenährten Leibesfülle an, dass sie sich bei offiziellen Empfängen mit Ellbogengewalt robust am Büffet durch zu kämpfen verstehen, und wenn es bei der feierlichen Panda-Übergabe im Berliner Zoo Bambussprossen als Hauptgang gibt, können die Tiere sich nie sicher sein, ob insbesondere Sigmar Gabriel nicht auch bei ihrem Futter kräftig zulangt. Aus Sicht der Panda-Bären wäre das gewiss nicht der „Panda-Moment des Jahres“.

In der Parteizeitung „Mach et“ der Kölner Grünen war neulich nachzulesen, der Veganer an sich fühle sich dem Fleischesser moralisch überlegen, von wegen Tierschutz und so. Das ist wohl wahr, allerdings gibt der Autor seinen Lesern zu bedenken, zur moralischen Überheblichkeit bestünde kein Anlass, solange der Veganer zugleich Textilien trage, die in Billiglohnländern durch Kinderarbeit hergestellt würden. Im nächsten Satz stellt der Autor klar, es ginge ihm nicht darum, in der Parteizeitung der Grünen jetzt Leute anzuprangern, die sich kein T-Shirt für 30 Euro leisten könnten, sondern diejenigen, die durchaus 30 Euro für ein fair produziertes T-Shirt ausgeben könnten, dies aber nicht täten. Was im Umkehrschluss heißt: ein Fleischesser, der sich für 30 Euro ein T-Shirt und zudem sein Rindersteak im Bio-Laden kauft, darf sich dem Veganer moralisch überlegen fühlen (s. hierzu auch unten Herrn Bärs gastrohistorische Ausführungen zum „Schopska-Salat“).

Dass Christian Lindner inzwischen mit Neuwahlen liebäugelt, ist insofern eine grauenhafte Vorstellung, weil wir dann wieder Wahlkampfplakate mit Christian Lindner im Unterhemd ertragen müssen. Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, das laute einer Marketinganalyse die beliebteste deutsche Herrenunterhose den Markennamen „Karl-Heinz Feinripp“ trägt. Wahlkampfplakate mit Christian Lindner in Feinripp-Unterhose mögen uns erspart bleiben, deshalb: doch lieber wieder eine Große Koalition. Obwohl dann Mutti Merkel weiterhin die Hosen anhat. Aber wenigstens läuft der Schulz nicht im Unterhemd durch die Gegend, sondern im DB-Schaffner-Anzug.

Witz aus dem Bonner Karneval: „Der Schulz ist kein schlechter Politiker, der hat nur manchmal Pech beim Denken“ (Pause und Alich)

Aus dem Wörterbuch der Berliner Bürokratie: „Kotbeutelmitführpflicht“

Gutes Benehmen ist oft Glücksache, vor allem in der heutigen Zeit bei Anredefloskeln in der Computerwelt. Massenmails, deren Anrede lapidar „Herr/Frau Karl-Josef Bär“ lauten, pflegt Herr Bär jedenfalls sofort ungelesen zu löschen, weil sie ihm nämlich zu unpersönlich erscheinen und oftmals auch zu dubios sind. Denn bekanntlich verwendet die berüchtigte „Nigeria-Connection“ in ihren Mails auf englisch zumeist die einfache Anrede „Dear Sir/Madam“, und bisweilen erhält man von diesen Online-Betrügern auch Mails mit der unangemessen vertraulichen Anrede „My Dear“ oder schlicht und einfallslos nur mit „Good day“. Das ehrwürdige Bildungsbürgerblatt „Die ZEIT“ weiß hingegen zu berichten, dass es unter Bergsteigern freilich durchaus etwas salopper zugehen darf, zumindest wenn man die ersten 1.000 Meter gemeinsam geschafft hat, denn erst dann duzt man sich in der Seilschaft gegenseitig, vorher jedoch nicht. In ähnlicher Weise gilt in den vornehmen Golfclubs das „Tages-Du“ nur solange, bis man bei der gemeinsamen Partie zum Einputten an Loch 18 angelangt ist; denn anschließend wird sich an der Club-Bar wieder gegenseitig streng gesiezt. Nicht allzu kompliziert ist es, wenn man sich in Queer-Kreisen um die politisch korrekte Anrede bemüht: „Transfrauen spricht man mit «Frau» an, Transmänner mit «Herr», Transmenschen, die sich nicht als «Frau» oder «Mann» identifizieren, sogenannte Nicht-Binäre, sagen zumeist beim Vorstellen, wie sie angesprochen werden möchten. Übliche Varianten sind «Miko Müller» statt «Frau Müller»…“, heißt es in einem Szene-Ratgeber, und das kann man sich doch wirklich leicht merken. Das in jeder Hinsicht neutrale „Hallo“ sei ansonsten in diesen Kreisen ebenso angebracht wie woanders im E-Mail-Verkehr, wo man sich das förmliche „Sehr geehrter Herr Bär“ verkneifen könne und man stattdessen mit einem frohgemuten „Hallo Herr Bär“ den Mindestanforderungen in Sachen Höflichkeit gemeinhin genüge, heißt es in einem anderen Ratgeber. Und so schreibt die „Nigeria Connection“ den heutigen Sitten entsprechend: „Hallo Frau Bundeskanzlerin, liebe Angela, ich bin ein Vetter des Handelsministers von Nigeria und muss dringend eine größere Geldsumme heimlich ins Ausland schaffen. Dazu brauche ich Ihr Konto, verehrte Frau Merkel. Zehn Prozent der Summe dürfen Sie als Parteispende gerne behalten, aber schicken Sie die Spendenquittung bitte nicht ans nigerianische Handelsministerium, denn mein Vetter darf davon nichts wissen. Somit verbleibe ich wie immer und in Zukunft auch, Ihr stets ergebener Lumumba Schmitz.“ Frage: Woran erkennt man, dass es sich hier um einen Internet-Betrugsversuch handelt und der Text im übrigen gar nicht von der Nigeria Connection stammt?

© Raap/Bär 2018

 

Bildstrecke bär aktuell spezial:

Hochwasser in Köln, Januar 2018, Foto: Copyright S. Kallnbach

Alle Rechte vorbehalten

 

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Blätterteigpastete „Geißbockheim“

Man vermischt französischen Chèvre-Ziegenkäse mit grünen Pfefferkörnern, Kresse, kleinen Gurkenstücken und kleinen Chicoreestücken, etwas ausgepresstem Knobloch, Dill, Schnittlauch und Petersilie, füllt damit Blätterteigpasteten, lässt diese im Backofen bei mittlerer Hitze 20 Min. aufbacken und garniert sie oben vor dem Servieren mit Forellenkaviar.

Moules „Place St. Cathérine“

Seeschnecken im Sud, Austern und Muscheln kann man ganzjährig im Stadtzentrum von Bruxelles am Imbissstand an der Place St. Cathérine genießen, nur einen Häuserblock auf der Börse entfernt. Immer wenn Herr Bär in Europas Hauptstadt weilt, lässt er sich dort von der belgischen Küche inspirieren – und voilà, hier ist ein Rezept für einen Muscheltopf: man erhitze in einem großen Topf Knoblauchbutter, dünste Zwiebeln an, gebe ein paar Möhrenstücke, Scheiben vom Stangensellerie, ein Lorbeerblatt und etwas Thymian, grüne Pfefferkörner und Fischfond hinzu, koche das Ganze kurz auf, lasse dann Seeschnecken, Clam-Muscheln und Vongole-Muscheln darin ziehen, rühre zum Schluss etwas Crème fraiche ein, schmecke das Ganze mit Salz und Pfeffer ab und streue vor dem Servieren noch etwas frische Petersilie ein.

Pesce all‘ Aqua alla Civitavecchia

Die Hafenstadt Civitavecchia ist ca. 70 km von Rom entfernt und war schon in der Antike der Vorhafen von Rom. Aus dieser Region Latium stammt das Rezept Pesce alla aqua: Seebarsch oder Brasse wird geschuppt und gesäubert, gesalzen und gepfeffert, in Olivenöl kurz angebraten und dann in einem Sud aus Olivenöl und Wasser gedünstet, dem man Pfefferkörner, Pfefferschoten, Tomaten und Knoblauch und zum Schluss frische Petersilie zufügt.

Kohl-Bohnentopf „Fürst Wesseling“ à la Karl-Josef Bär

Einen Fürst von Wesseling hat es zwar nie gegeben, aber im Zeitalter von Fake News kann man Kochrezepte auch schon mal rein fiktiven Personen widmen. Dieser Kohl-Bohnentopf passt als Beilage hervorragend zu Gänsebrust oder Entenbrust mit geschmorten Zwiebeln und Apfelstücken. Getrocknete weiße Bohnen lässt man 24 Std. lang einweichen. Man raspelt Weißkohl, salzt und pfeffert ihn, presst etwas Knoblauch aus, fügt Apfelstücke hinzu, ein paar Scheiben Möhren, ein paar Walnussstücke, gibt etwas milden Weinessig oder Apfelessig hinzu, oder stattdessen auch japanischen Reisessig, 2 Wacholderbeeren, Kümmel, getrockneten Bärlauch, getrockneten oder frischen Majoran und ein paar kleine Chilistückchen, und lässt das Ganze dann mehrere Stunden lang ziehen. In einem Topf dünstet man Zwiebeln in Gänseschmalz an. Dann kocht man in dem Zwiebelsud den Kohl zusammen mit den Bohnen in einem Aufguss mit Gemüsefond weich, ergänzt dieses Gemüse noch um frische Tomaten und frischen roten Gemüsepaprika.

Schopska-Salat

Kein Traditionsrezept der Balkan-Küche, sondern dieses Rezept wurde erst 1956 in der kommunistischen Ära von Todor Schiwkow (1911-1998) in Bulgarien von der staatlichen Organisation „Balkantourist“ kreiert. Der Schopska-Salat besteht aus Tomaten, Gurken, rohem oder gebratenem Paprika, Zwiebeln, Petersilie, Salz, Zitronensaft oder Weinessig, Olivenöl und in Salzlake eingelegtem Schafskäse (griechisch: Feta). In Griechenland bekommt man ihn – erweitert um Oliven und manchmal auch Krautsalat – als „Bauernsalat“ oder „Hirtensalat“ angeboten. Auch der bulgarische Historiker Stefan Detchev hält den Schopska-Salat für eine Erfindung der erweiterten Gegenwart: Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert habe es in Bulgarien nur Weißkohlkraut, Zwiebeln, Knoblauch und Rettiche als Gemüse gegeben. In einem bulgarischen Kochbuch aus dem Jahr 1870 taucht laut Detchev kein einziges Salat-Rezept auf, und noch um 1900 warnte Dimitar Apostolov bei der Abfassung einer Anleitung zur Hauswirtschaft vor übermäßigem Salatgenuss, da zu viel Öl und Essig der Verdauung abträglich seien. Erst in den 1930er Jahren, als man die Notwendigkeit der Vitaminaufnahme erkannte, haben Salatrezepte Eingang in die bulgarische Nationalküche gefunden, und erst nach 1930 baute man in Bulgarien auch in zunehmendem Maße Tomaten an.

Wiener Saftgulasch Beim Traditionsrezept verwendet man nur Fleisch vom Wadschinken – das ist die Wade des Rindes mit sehnigem, faserigem Muskelfleisch. Alternativ dazu kann man auch Fleisch von der Schulter nehmen. Dazu Zwiebeln, und zwar von der Menge her 20 Prozent weniger Zwiebeln als Fleisch. Beides brät man zusammen in Schweineschmalz an, gibt edelsüßes Paprikapulver, Tafelessig, Kümmel, Majoran, Knoblauch, Salz, Pfeffer hinzu und lässt das Ganze bei kleiner Flamme drei Stunden lang köcheln.

Fiakergulasch

Eine Variante des Wiener Saftgulasch, die man zusammen mit einem Würstchen, einem Spiegelei und eingelegter Essiggurke serviert.

Wiener Zigeunergulasch

Wiener Zigeunergulasch kann man auch mit gewürfeltem Schweinefleisch zubereiten, meistens nimmt man dazu aber Rindfleisch. Bei diesem Rezept fügt man zu den Zutaten wie beim Wiener Saftgulasch aber auch zusätzlich noch frische Tomaten oder solche aus der Dose und rote Paprikaschoten hinzu.