Archive for Juni, 2017

bär aktuell 222/223/224 und bild des monats

Donnerstag, Juni 1st, 2017

Bild des Monats Juni 2017:

Jürgen Raap, „Das nichtswürdige Erbarmen der Mächtigen“, 2017

aus der Serie: „Die Hummerkönigin“, heute: „Die Hummerprinzessin“, Acryl/Öl auf Obstkiste 2017

aus der Serie: „Die Hummerkönigin“,

heute: „Die Schwalbenkönigin“

Acryl/Öl auf Obstkiste, 2017

Blick in die Ausstellung „Mes amis, mes amies“, Atelier Dorrit Nebe, Köln,

Mai 2017, Sammlung Kallnbach und Sammlung Bär, Foto: Bär/Raap

Originelle Wahlkampfwerbung

Bär aktuell Nr. 222      – 11. Mai 2017

Dass man Wahlwerbung durchaus originell gestalten kann, beweisen die raren Beispiele der „Piraten“ und „Die Partei“ des Satireblatts „Titanic“. Aber wenn Sie sich an der ansonsten langweilige Wahlkampfwerbung satt gesehen haben sind der ewig gleichen hohlen Phrasen auf den Plakaten mit den Porträts biederer Blötschköpp überdrüssig sind, wenn es Sie mithin dringend nach visueller Abwechslung gelüstet, dann kommen Sie doch am Samstag, 13. Mai 2017, nach dem Fußballderby Bayer Leverkusen gegen 1. FC Köln in die Metzer Straße 20 (Kölner Südstadt, Nähe Volksgarten). Ins Atelier Dorrit Nebe. Zur Eröffnung der Ausstellung Sammlung Siglinde Kallnbach, Jürgen Raap, Karl-Josef Bär und „Sammlung Bär“. Mit einer Einführung gegen 18.30 Uhr.

Kölsch-Bier-Offerte „Em goldene Kappes, Köln-Nippes, Foto: Raap

Bär aktuell Nr. 223/224 – 22. Juni 2017

Den aktuellen Zeitgeist voll erkannt man man in der Traditionsgaststätte „Em goldene Kappes“ in Köln-Nippes. Ein Glas Kölsch-Bier wird dort neuerdings als „Kaltes veganes Gerstensüppchen“ angeboten.

Dä Doof des Monats ist diesmal der Erpresser der Familie Schumacher, der in seinem Erpresserbrief – man will es kaum glauben – seine eigene Kontonummer angab. Wenn man diesem unbedarften Kriminellen-Darsteller erzählt hätte, einem Erpresser übergäbe man das Lösegeld besser von Angesicht zu Angesicht, dann hätte der das wohl auch geglaubt.

Wer Peer Steinbrück als Parteifreund hat, der braucht keine Feinde mehr, mochte sich Martin Schulz gedacht haben, als der gescheiterte Kanzlerkandidat und heutige Hobby-Kabarettist Steinbrück seinem Kandidatennachfolger Schulz und ihrer gemeinsamen Partei SPD kräftig einen einschenkte. Die wochenlang anhaltende innerparteiliche Schulz-Besoffenheit, von den Medien auch zum „Schulz-Hype“ hochgejazzt, sezierte Steinbrück – dies allerdings durchaus zutreffend – als „Realitätsverlust“ und verhöhnte die neue sozialdemokratische Gallionsfigur dann auch noch als „Erich Schulz-Honecker“, als ob es sich bei der Schulz-Verehrung um einen Personenkult aus den finsteren Zeiten hartleibiger Apparatschiks handeln würde, die man heute sonst nur noch in Nordkorea antrifft. Dass Steinbrück seine SPD zudem als „Heulsusen-Verein“ verspottete, seinen Parteigenossen außerdem bescheinigte, sie seien „häufig zu verbiestert“, empfanden viele Genossen als ein höchst unangemessenes Verhalten wie bei einem Wiedehopf, der in der Zoologie – allerdings fälschlicherweise – im Ruf steht, munter sein Nest zu beschmutzen. So hat Thomas Murner bereits 1514 in seinem Werk „Schelmenzunft“ den Wiedehopf als einen „unnützen Vogel“ bezeichnet, und manch einer in der SPD denkt wohl dasselbe über Steinbrück. Der solchermaßen düpierte Kanzlerkandidat Martin Schulz selbst grämt sich derweil nicht nur über die verbalen Schienbeintritte seines Vorgängers, sondern auch noch darüber, dass neulich mal einer über ihn gesagt habe, er sähe aus wie ein Eisenbahn-Schaffner – und das heißt im Klartext: eben nicht wie der schneidige Lokomotivführer im „ICE Martin Schulz“ (vulgo: „Schulz-Zug“), der so pannenanfällig ist wie so manches bei der Deutschen Bahn. Die Klimaanlage in den Waggons hat übrigens der Trump kaputt gemacht. Der Höhepunkt der Steinbrückschen Suada gipfelte indes ausgerechnet in einem Lob auf die FDP-Ikone Christian Lindner: der sei immer so „locker, das weckt Sympathien.“ Nun hat wiederum der CDU-Generalsekretär Peter Tauber die Garderobe von Christian Lindner als „überteuerten Maßanzug“ verulkt, und so mag man sich kaum vorstellen, Martin Schulz könnte – Steinbrücks Ratschlag aufgreifend – demnächst in einem sündhaft teuren eng taillierten Christian Lindner-Jackett anstatt mit seiner ausgebeulten Schaffner-Jacke durch die Abteile des Schulz-Zuges laufen und den neu eingetretenen Parteimitgliedern zurufen: „Hier noch jemand zugestiegen? Die Fahrausweise bitte!“ Herr Bär ahnt, dass man von Peer Steinbrück vor allem eines lernen kann, nämlich wie man Wahlkämpfe verliert. Da mag sich Martin Schulz trösten: obwohl der Wiedehopf ein prächtiges Kopfgefieder und ein schönes Federkleid habe, sei er „kein ehrenwerter Vogel“, schrieb Johannes Agricola um 1530 in seiner Anthologie der deutschen Sprichwörter.

 

Impressionen vom Kasseler Kultursommer /documenta-Besuch, Juni 2017, Foto: Raap/Bär

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Wer in diesem Sommer nach Kassel zur documenta fährt, der erlebt dort das Wirken von Kuratoren, die sich in der Rolle des moralisierenden Eiferers gefallen und mit einem politischen Sendungsbewusstsein über die Kunst herfallen, das freilich reichlich bigott wirkt. Wer jeden Abend „tagesschau“ guckt, ist über den Zustand der Welt hinreichend informiert. Wenn dies aber dann noch durch eine Kunst illustriert wird, die keinerlei intellektuelle Überraschung bietet und keinerlei künstlerische oder poetische Weltdeutung aus einer ungewöhnlicheren Perspektive liefert, sondern die nur dazu ausgesucht wurde, um die bisweilen krude und ideologisch verstockte Weltsicht der Kuratoren zu visualisieren, sucht man als Kassel-Tourist dann doch lieber Kurzweil und Erbauung da, wo Bizarres und Skurilles als Begleiterscheinungen der documenta auffallen. So wirft etwa die „Kassel Marketing GmbH“ als Touristenattraktion in diesen Tagen Null-Euro-Scheine unters Volk, gedruckt auf echtem Geldscheinpapier: eine Idee, die in Frankreich ein Geschäftsmann schon in den 1990er Jahren hatte und in Deutschland als erster der Duisburger Zoo, der 2016 so clever war, seine Null-Euro-Scheine für 3 Euro zu verkaufen und die Rückseite mit Tiermotiven bedruckte, wobei übrigens bei der zweiten Auflage eine Giraffe durch den Brillenbär Pablo ersetzt wurde. In Kassel ist diese documenta-Banknote mit einer Abbildung des Museum Fridericianum bedruckt und kostet vier Euro, und so bekommt das documenta-Motto „Von Athen lernen“ mit dem Null-Euro-Pleite-Geld dann doch noch einen leicht frivolen Unterton. 

Ein documenta-Bier gibt’s als „Kassel Edition“ in diesem Sommer auch. Der nigerianische Künstler Emeka Ogboh stellte fest, dass für Afrikaner die deutsche Küche zu fade gewürzt sei, und so entwarf er ein Rezept für ein Starkbier „Sufferhead Original Stout“, das mit Chili angereichert ist und von dem Ogboh behauptet, es passe gut als Begleitgetränk zu deutscher Bratwurst. Hergestellt wird es im benachbarten Baunatal in der Hütt-Brauerei, die zur documenta 50.000 Flaschen davon im Museumsshop und auf dem lokalen Markt anbietet. Herrn Bärs Geschmacksurteil nach einem Selbstversuch: schmeckt ein bisschen wie Guinness, nur etwas malziger, mit einem leicht pfeffrigen Nachhall in der Mundhöhle, und ist mit 8 Euro pro Flasche ziemlich überteuert, zumal man die Flasche nicht mit Null-Euro-Scheinen bezahlen kann. Fazit: Kann man mal probieren, muss man aber nicht unbedingt.

Etwas merkwürdig mutet indessen die Zielgruppenansprache des „Fotostudio Bär“ unweit der Kasseler Fußgängerzone an, denn die Leistungspalette jenes Fotografen kulminiert laut Reklameschild im Angebot, schwangeren Frauen zu einem Foto von ihrem Babybauch zu verhelfen; zugleich aber unternimmt das „Fotostudio Bär“ keinerlei Anstrengungen, auch männliche Kunden mit Bierbauch vor seine Kamera zu locken, und so verhallen alle Appelle zu einem politisch korrektem Gender Mainstreaming beim Kasseler „Fotostudio Bär“ ungehört.

© Raap/Bär 2017

Essen und trinken mit Herrn Bär

Salate

In Polen und anderswo im Osten nimmt man Zucker, um die Bitterstoffe mancher Salatsorten abzumildern; in der mediterranen Küche ist dies jedoch eher unüblich: da greift man z.B. lieber zum bräunlichen Balsamico-Essig, der einen süß-sauren Geschmack hat, so dass man kein anderes Süßungsmittel bräuchte. Rucola und Radicchio enthalten Bitterstoffe, die man kompensiert, indem man z.B. den Salat mit Apfelstücken einer eher süßen Sorte oder mit Mangoscheiben, frischen Feigen etc. kombiniert, oder indem man solche Früchte püriert in das Dressing einrührt. Saucen-Klassiker sind Caesar’s salad, von dem Italo-Amerikaner Cesare Cardini 1924 in Tijuana (Mexiko) entwickelt: Olivenöl, Eigelb, Zitronensaft, Worcestershiresauce, Knobloch, Salz und Pfeffer werden zusammen mit Dijonsenf, saurer Sahne und Sardellenfilets zu einer Emulsion verrührt und mit geriebenem Parmsesan und Croutons (geröstete Brotwürfel) abgerundet. Diese Sauce passt gut zu Romana-Salat mit Hühnerbruststreifen oder Garnelen, Avocados und Tomaten. Thousand Islands Dressing besteht aus püriertem roten Gemüsepaprika, fein zerkleinerter Schalotte und Gewürzgurke, dazu etwas Salatmayonnaise, Joghurt, Weinessig, Tomatenketchup oder Tomatenpüree, Worchestershiresauce, Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer. French Dressing rührt man mit crème fraiche oder Joghurt zusammen mit Olivenöl, Senf und Essig an, dazu Salz, Pfeffer, Knobloch und Salatkräutern wie Dill, Schnittlauch, Petersilie, Minze, Thymian oder auch Estragon. Italian Dressing besteht aus Olivenöl, Rotweinessig, Senf, Knobloch, Oregano und frischem Basilikum. Für eine Sauce Vinaigrette nimmt man Öl, Zitrone oder Essig, Zwiebeln, Kapern, Dijonsenf, Salz, Pfeffer, Estragon, Dill, Kerbel, Petersilie und ein hart gekochtes Ei. Wer will, kann ihr auch mit etwas Meerrettich oder Chili mehr Schärfe verleihen. Anstelle eines Dressings kann man auch Pestos einrühren; der Name bezeichnet in der italienischen Küche pastose, ungekochte Saucen auf Olivenölbasis, die bekannteste ist Pesto alla genovese wurde erstmals 1864 erwähnt und enthält Pinienkerne, Basilikum, Knobloch und Pecorino-Käse. Pesto alla siciliana (Pesto rosso) enthält weniger Basilikum, dafür aber getrocknete Tomaten und Mandeln. Mild schmeckende Salatsorten kann man zusätzlich aufpeppen, indem man würzigen Schafs-oder Ziegenkäse bzw. Blauschimmelkäse hinzufügt. Gute Geschmacksveredler an Salaten sind auch Walnüsse und Haselnüsse.

Tomaten auf belgische Art aushöhlen und mit Nordseekrabben/Crevettes grises füllen, dazu Knoblauch-Mayonnaise oder Knobloch-Joghurt, Dill. Diese Nordseekrabben kommen vom Weißen Meer im Einzugsgebiet Russlands bis zum Atlantik in Höhe Marokkos vor, vor allem aber in der Nordsee und im Ärmelkanal. Bei uns werden sie zumeist im ostfriesischen Wattenmeer gefangen und schon an Bord der Fischkutter gekocht: roh sehen sie gelblich aus, gekocht bräunlich-rosa-grau. Man kann sie roh essen oder mit Joghurt-Sauce bzw. Mayonnaise als Salat anrichten, in Norddeutschland kalt zusammen mit Rührei als „Krabbenbrot“ servieren oder als Zutat zur Scholle „Finkenwerder Art“ reichen.

Budapester Salat à la Karl-Josef Bär

Der Budapester Salat ist ursprünglich eine Variante des Fleischsalats, mit dem man Bratenreste (Rindfleisch) mit Salatzutaten kombinierte. In Supermärkten wird er heute zumeist mit Fleischbrät angeboten. Man vermenge wahlweise Fleischwurst (Lyoner), Roastbeefstreifen/Rinderbratenstreifen oder Paprikasalami mit Lauchzwiebeln, Gewürzgurke, frischer Gurke, rotem und grünem ungarischen Gemüsepaprika in Streifen, Apfelstreifen, hart gekochten Eiern, Senfkörnern, Senf, Knoblauchpaste, Ajvar-Paprikapaste oder ungarischer Paprikapaste, Tomatenmark, zerdrückten frischen Tomaten, etwas Aioli, etwas Weinessig, Worchestershiresauce, Joghurt, Salz, Cayennepfeffer und Paprikapulver sowie Petersilie. Eine fleischlose Variante kann man auch zubereiten, indem man anstelle der Braten-oder Wurststreifen grünen Salat nimmt.

Paprikahähnchen à la Karl-Josef Bär

Ein Stubenküken oder Hähnchen wird von außen mit Salz, schwarzem Pfeffer und Cayennepfeffer eingerieben, ebenso von innen, dort aber auch noch mit Rosenpaprikapulver und süßem Paprikapulver. Klein gehackte Zwiebeln, Knoblauchstücke, Knoblauchpaste, rote und grüße Gemüsepaprikawürfel sowie kleine Apfelstücke werden mit Tomatenmark, Paprikapaste und Senf vermengt und als Füllung im Inneren verstrichen. Im Backofen bei 180 ca. 40 Min. garen, kurz vor dem Servieren von außen auch mit Paprikapulver bestreuen.