Archive for Dezember, 2022

baer aktuell 318 – 22. Dez. 2022

Sonntag, Dezember 4th, 2022

Bild des Monats Dezember 2022: Jürgen Raap, Die Türme des Schweigens, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Wenn man wie Herr Bär einmal nach Fulda in Osthessen reist, bedarf es auch im Zeitalter von GPS fundierter geografischer Kenntnisse, wenn man dort z.B. auf eine regionale Biersorte namens „Lauterbacher Pilsner“ stößt. Denn in Sachen Geografie unbedarfte Zeitgenossen könnten irrigerweise auf die Idee kommen, der gleichnamige Gesundheitsminister habe sich mit seiner Neigung zur Kauzigkeit jetzt auch noch eine eigene Biermarke zugelegt. Doch weit gefehlt ! Das Bier stammt nämlich aus dem Ort Lauterbach in Hessen, und der gleichnamige Gesundheitsminister ist ja bisher noch nicht durch Exzesse aufgefallen, bei denen er es bierselig krachen ließe – im Gegenteil. Kürzlich beschwerte sich Karl Lauterbach sogar, er bekäme in der Kantine seines Ministeriums nichts zu essen, denn er, Lauterbach, bevorzuge ja salzlose Kost, wohingegen der Kantinenkoch dort unbekümmert mit Salz hantiert wie jeder andere Koch auch. Soviel zum Thema Kauzigkeit. Die Rückfahrt mit der Deutschen Bahn gestaltete sich für Herrn Bär wieder einmal abenteuerlich, denn der ICE, der vom Abfahrts-Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen aus in Fulda ankommen und dann um 10.46 Uhr Fulda Hbf. mit Herrn Bär in Wagen 9 verlassen sollte, fiel aus, wegen einer dubiosen Streckensperrung irgendwo bei Braunschweig, über deren Grund man nichts weiter erfuhr. Huhu, Herr Lauterbach ! Es gab im Berliner Ortsteil „Gesundbrunnen“ tatsächlich mal eine Heilquelle, die man aber 1891 beim Bau der Kanalisation versehentlich anbohrte, und die daraufhin versiegte. Tröstlich, dass es in Berlin auch zu Kaiser Wilhelms Zeiten schon Baupannen gab, wie solche, über die wir uns heute grämen. Am Fahrkartenschalter in Fulda Hbf. tröstete der DB-Beamte Herrn Bär mit den Worten: „Die Zugbindung für Ihr Ticket ist aufgehoben. Ich suche Ihnen jetzt mal eine andere Zugverbindung heraus, mit der sind Sie zum gleichen Super Spar-Preis sogar eine halbe Stunde früher in Köln als mit dem Zug, der jetzt ausgefallen ist“. Herr Bär gewann den Eindruck, bei der Deutschen Bahn sind sie bei der Tarifgestaltung nicht minder kauzig als Karl Lauterbach bei seinen Essgewohnheiten. Der Zugbegleiter, der im Zug die Lautsprecherdurchsagen machte, schien zwischendurch immer wieder mal einzuschlafen: Verehrte…. öhömöhem… Fahrgäste, in wenigen… äh… Minuten erreichen wir Frankfurt/Main… äh… öhem….Fernbahnhof…. Sie haben… äh… Anschluss an den ICE nach Brüssel über Aachen…öhem…“ Mit gewissen Kenntnissen in Geografie weiß man aber, dass man von Frankfurt nach Brüssel normalerweise nicht nur über Aachen, sondern auch und vor allem über Köln gelangt, was der verschnarchte Zugbegleiter uns allerdings verschwieg. Die Wiederholung seiner Durchsage zernuschelte er dann auch noch in einer Sprache, die er selbst wahrscheinlich wohl für Englisch hielt, die sonst aber niemand verstand, zumindest nicht Herr Bär. Später kam noch eine andere Durchsage: „Der nächste Halt ist Siegburg/Bonn. Wir fahren dann weiter über Düsseldorf nach Essen…“ Dass der Zug freilich zwischendurch auch noch in Köln-Deutz halten sollte, wurde uns abermals verschwiegen, und Herr Bär mutmaßte, Köln existiert im Kursbuch der Deutschen Bahn womöglich gar nicht mehr. Für Herrn Bär mit seinem schwerem Gepäck erwies sich alsdann der Bahnhof Köln-Deutz als eine bauliche Katastrophe, denn wenn man dort auf Gleis 12 ankommt und zur Weiterfahrt nach Köln-Ehrenfeld zu Gleis 10 will, ist weit und breit keine Rolltreppe und kein Aufzug zu sehen. Man muss also den schweren Koffer eine Treppe hinunter wuchten, dann durch einen Tunnel unter Gleis 12 hindurch, und dann wieder eine Treppe hoch, und dort am westlichen Ende des Bahnhofs gibt’s wieder nur eine Treppe zu Gleis 10, aber keine Rolltreppe und keinen Aufzug. Herr Bär fragte sich, ob es am Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen auch keine Rolltreppen gibt, und man dort stattdessen kneippkurenmäßig Wasser treten muss, um zu einem Zug zu gelangen, der dann ausfällt. Aber es gibt Schlimmeres im Leben, nämlich keine salzlose Kost in der Ministeriumskantine von Karl Lauterbach.
Bärs Deppen Ranking
Im Jahresrückblick auf die eklatantesten Fehlleistungen führt Wladimir Putin auf Platz 1 die Liste an, weil er sich nämlich in den Fußstapfen von Zar Peter d. Gr. wähnt, dabei allerdings ignoriert, dass der Fürst Potemkin die Zarin Katharina d. Gr. auf ihren Inspektionsreisen mit Kulissen getäuscht haben soll, die Dörfer vorspiegeln sollten, wo aber in Wirklichkeit nichts war, so wie sich nun auch Putin von seiner Militärführung täuschen ließ, die ihm ihre militärische Misserfolge schön geredet hat, was aber Putin wohl tatsächlich glaubte, so dass er auf seine eigene Propagandamaschinerie herein fiel. – Ein Karnevalsprinz regiert im Rheinland gemeinhin sechs Wochen. Eine längere Amtszeit war auch der britischen Ex-Premierministerin Liz Truss nicht vergönnt, die sich schon nach kürzester Zeit als Totalausfall erwies, weshalb auch für sie nach sechs Wochen schon wieder Aschermittwoch war, und für Heinrich XIII. Prinz Reuß noch früher, der nämlich die traditionelle närrisch-symbolische Eroberung einer Herrschaftszentrale an Weiberfastnacht (normalerweise im Rheinland ein Rathaus) zusammen mit seiner Prinzengarde mit einem operettenhaften Staatsstreich verwechselte und sich zum Staatsoberhaupt einer Übergangsregierung ausrufen lassen wollte, dies wohl nicht nur für drei tolle Tage, und da half auch die bizarr anmutende Berufung eines Gourmetkochs für die Truppenverpflegung eben jener Prinzengarde nicht zum Gelingen der Putschpläne, weshalb sogar die eigene Familie den Prinzen nunmehr als „verwirrt“ abqualifiziert. (Platz 2 und 3). – Den Ruf einer gluckenhaften „Helikoptermutter“ erwarb sich die Verteidigungsministerin Christine Lamprecht, die auf einer Dienstreise ihren 20jährigen Filius im Bundeswehrhubschrauber mitnahm, als ob sie ihm nicht zugetraut hätte, in dem Alter auch mal allein mit dem Zug und einem 9-Euro-Ticket nach Sylt zu reisen, und den Sprößling dann auch noch keck in dem Hubschrauber fotografierte; dies eben PR-strategisch nicht gerade instinktsicher hinsichtlich der fatalen Außenwirkung eines solchen Protz-Fotos, das dann überflüssigerweise in den Orkus gepostet wurde. (Platz 4). Mit unangemessenem Protzgebaren ruinierte die frühere RBB-Intendantin Patrizia Schlesinger nicht nur ihr eigenes Image, sondern auch das des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (Platz 5). Unangemessenen Intendantenfeudalismus gibt’s nämlich womöglich auch noch bei einigen anderen Sendern, so dass Herr Bär schon dazu geneigt ist, gelegentlich mal laut über die Forderung nach einer ersatzlosen Abschaffung der TV-Gebühren nachzudenken, denn Intendanten, die deutlich mehr verdienen als der Bundeskanzler, sollten als Samstagabendunterhaltung doch wohl mehr zu bieten haben als lediglich die fünfte Wiederholung eines uralten „Wilsberg“-Krimis innerhalb von zwei Jahren oder den inzwischen etwas angejahrten Thomas Gottschalk mit seinen 1980er Jahre-Herrenwitzen (Platz 6). Donald Trump ist in dieser Ranking-Liste auch wieder mit dabei, und zwar mit seinem missglückten Versuch des Trostspendens, als er nämlich die Welt wissen ließ, man möge sich nicht grämen, wenn man nicht so intelligent sei wie er, Trump (Platz 7). Wenn in diesem Ranking von einem selbstverschuldeten Ruin des gutes Rufes und einem Kommunikationsdesaster die Rede ist, dürfen auch der Kölner Kardinal Woelki und die Kuratoren der diesjährigen Kasseler documenta-Ausstellung nicht fehlen (Platz 8 und 9). Die „superbia“, d.h. der Hochmut, zählt in der katholischen Lehre zu den sieben Todsünden. Insofern sich der Hochmut mit Eitelkeit und Narzissmus verbindet, ist vor allem der FIFA-Präsident Gianni Infantino zu nennen, bei dem auch noch als sechste Todsünde „Unmäßigkeit und Gier“ hinzu kommt (Platz 10). Platz 11 belegt der Fußballmanager Oliver Bierhoff, der nicht einsah, dass der von ihm ersonnene reichlich einfältige Marketing-Gag „Die Mannschaft“ nicht über den Rumpelfußball hinweg täuschen konnte, den die biedere DFB-Elf neuerdings abliefert, wobei sie in Katar aber gleichzeitig moralische Überlegenheit gegenüber den dortigen Scheichs demonstrieren wollte, was angesichts manch doppelmoralischer und hasenfüßiger Begleitumstände freilich nur lächerlich wirkte, und damit nicht nur sportlich, sondern auch imagemäßig in einem Desaster endete. Der ohnehin schon stark überschätzte Robert Habeck wurde ebenfalls kürzlich von der Eitelkeit heimgesucht, als er sagenhafte 350.000 Euro aus seinem Ministeretat für einen Hausfotografen locker machen wollte, damit der den Minister optisch gut in Szene setzt (Platz 12). Ein Foto, wie Habeck mit vom Wind zerzauster Wuschelkopffrisur in den Dünen von Sylt sinnierend aufs Wattenmeer hinausblickt, braucht die Welt nun wirklich nicht (womöglich noch mit dem Lamprecht-Helikopter im Hintergrund). – Da sollte sich Robert Habeck lieber mal ein Beispiel an den billigen Olaf-Scholz-Sammelbildern von Herrn Bär nehmen. Denn das ist wahre demokratische Kunst für jedermann: „In jedes Haus aus Stein und Holz gehört ein Sammelbild mit Olaf Scholz“.

Wer als Veganer Fleisch essen will, aber keine Tiere mag, dem glaubte die Satirezeitschrift „Titanic“ in einem ihrer „Briefe an die Leser“ einen Ausweg aufzeigen zu können, nämlich den Kannibalismus. Das sollte wohl als Paradoxon gemeint sein, zündet als Witz freilich nicht so recht. Weitaus mehr pointensicher, wenn auch auf bedenklichem Kalauer-Niveau, ist jener Witz, der auf https://schlechtewitze.com/veganer kursiert: „Warum dürfen Veganer kein Leitungswasser trinken? Weil es aus dem Hahn kommt“. Was symbolischen und völlig legalen Kannibalismus angeht, so könnte man in dieser Jahreszeit zwar nahrungstechnisch auf rheinische Printenmänner ausweichen, aber dazu muss man wissen, dass klassische „Öcher Printe“ (Aachener Printen) eine Herausforderung für jeden Gebissträger sind. Da mümmelt man vielleicht doch lieber an einem Salatblatt.

Wenn Olaf Scholz mal einen Witz erzählt, ist die Pointe auch nicht immer gelungen. Der „Focus“ berichtete über eine seltene Scholz’sche Anwandlung von Humorigkeit. Scholz sagte: „Neulich kam jemand zu mir und sagte: ‚Herr Scholz, ich habe meinen Elektro-Ofen gerade auf einen Gas-Ofen umgestellt.‘ Da wusste ich gar nicht, wie traurig ich gucken sollte.“ Laut „Focus“ soll Scholz dabei gelacht haben – als einziger.

Ein Sportreporter, der nach vier Wochen Fußball-WM aus Katar zurück kehrte, berichtete, er habe es genossen, dass während seines Aufenthaltes dort die U-Bahnen immer pünktlich fuhren, sauber waren, der Service überall freundlich und beflissen und auch sonst alles prima funktionierte. Doch kaum sei er auf der Rückreise in Frankfurt gelandet, habe ihn die hiesige triste Alltagsrealität wieder eingeholt: Der ICE, mit dem er weiter nach Hause fahren wollte, fiel wegen eines Oberleitungsschadens aus. Bei uns sind außerdem am Rhein fast alle Brücken marode, die Rolltreppen in den Bahnhöfen meistens kaputt, in vielen Behördenstuben gilt immer noch das Fax-Gerät als höchste Errungenschaft der Kommunikationstechnologie; in manchen Schulbaracken regnet es durchs Dach, der Briefträger kommt nur noch zweimal die Woche oder überhaupt nicht, in Berlin kriegen sie auch die Wiederholung der Landtagswahl organisatorisch nicht vernünftig hin, aber dafür dürfen wir uns bei aller infrastrukturellen Rückständigkeit den technisch weiter fortgeschrittenen Schurkenstaaten gegenüber moralisch überlegen fühlen. Immerhin ist in der „Siegener Zeitung“ nachzulesen, dass dort in einer Schulbaracke der Männerchor „Frohsinn“ gegründet wurde, dies allerdings schon 1921, als es in deutschen Schulbaracken noch nicht durchs Dach regnete und somit die Wahl des Vereinsnamens „Frohsinn“ durchaus angemessen war.

Dresscode zur Neujahrsansprache des Bundeskanzlers Es stimmt nicht, dass man früher in Abendgarderobe vor dem Fernseher saß, wenn der Bundeskanzler seine Neujahrsansprache hielt. Wenn nun am Silvesterabend im ZDF um 19.15 Uhr Olaf Scholz das Wort ergreift, kann man ruhig schon den Schlafanzug anhaben; und wenn man nach den Empfehlungen der Grünen-Ikone Winfried Kretschmann brav die Heizung herunter gedreht hat, empfehlen sich dazu noch ein Bademantel und eine Pudelmütze. Wahrscheinlich wird Scholz seine Ansprache wie schon im vergangenen Jahr mit „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger“ beginnen und zur Solidarität aufrufen; also ungefähr dasselbe sagen wie beim letzten Mal. 1987 hatte man Helmut Kohls Neujahrsansprache von 1986 einfach wiederholt – es fiel aber niemandem auf außer Helmut Kohl selbst, der sich wunderte, weshalb er in der Fernsehsendung nun eine andere Krawatte trug als bei der Aufzeichnung, die nicht gesendet wurde. Achten Sie also diesmal auf die Krawatte von Olaf Scholz!

Olaf Scholz Sammelbilder

Olaf Scholz Sammelbild No. 30

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Risotto mit Walnuss-Bärlauch-Pesto-Sauce

Risotto- oder Rundkornreis waschen und in Knoblauchbutter andünste, bis die Körner glasig sind. Salzen und pfeffern, mit Gemüsebrühe auffüllen, bei mittlerer Hitze kochen alssen; wenn der Reis sich vollsogen hat, mehr Brühe nachgießen, ständig rühren, damit nichts anbrennt. In einem separaten Topf in Olivenöl Zwiebeln glasig dünsten, Walnüsse, Erdnüsse, klein gewürfelte Gurkenstücke und klein gewürfelten grünen Spitzpaprika sowie grüne Pfefferkörner zugeben, auch hiermit Gemüsebrühe auffüllen und köcheln lassen, bis die Walnüsse weich sind. Salzen, pfeffern. Zum Schluss Bärlauch-Pesto einrühren und das Ganze mit dem Reis vermengen. Kurz vor dem Servieren geriebenen Parmesankäse einstreuen.

Gratinierter Blumenkohl à la Karl-Josef Bär Blumenkohlröschen waschen, in Gemüsebrühe mit Selleriestücken und einer Knoblauchzehe weich kochen, dann den Blumenkohl mit etwas Gemüsesud in eine Backschüssel oder Casserole geben, mit Salz, Pfeffer, Muskat und getrockneten Bärlauchblättern würzen, mit Sesamkörnern bestreuen. Drei Eier mit Salz und Pfeffer verquirlen, über den Blumenkohl gießen, dann alles reichlich mit Emmentaler Schmelzkäse bestreuen und im Backofen bei 180 Grad erhitzen, bis der Käse zerlaufen ist.