Bild des Monats November 2016:
Jürgen Raap, „Only the bishop murders them all“, 2016
Belgischer Reisebus in Amsterdam, Foto: Copyright K.-J. Bär
Bär aktuell nr. 208 – 3. Nov. 2016
Nomen est omen Wie heißt der Chef des Kölner Ordnungsamtes? Richtig geraten: Engelbert Rummel. Macht er etwa seinem Namen alle Ehre? Hat man vielleicht den Bock zum Gärtner gemacht? Nun ja. Immerhin titelte der Kölner „Express“ neulich über einen äusserst lärmfreudigen Kioskbesitzer, vor dessen Etablissement es spät nachts auf der Straße immer hoch her geht, und dies bisweilen mit 400 herum grölenden Passanten, die sich mit Flaschenbier aus eben jenem Büdchen eindecken, weshalb dieses im Boulevardjournalismus-Jargon „der Partykiosk“ heißt: „Zuviel Rummel für Rummel“. Das ist doch endlich mal eine schöne Formulierung, wie man sie öfters in der Zeitung lesen will. Das klingt so wunderbar poetisch-feinsinnig, bedeutet übersetzt ins Profane und Prosaische aber nur: Engelbert Rummel schritt ein und sprach ein Machtwort. Dieses ignorierte der Kioskbesitzer jedoch zunächst; jedenfalls habe er sich mehrfach nicht an Auflagen des Ordnungsamtes gehalten, so reportierte der „Express“, und Herr Bär vermutet, der Kioskbesitzer dachte sich wohl, wenn einer schon „Rummel“ heißt, dann fröne er wohl auch selber gerne nächtlichem Remmi demmi. Jedenfalls sollte Engelbert Rummel beim nächsten Mal – um seinen Anordnungen mehr Nachdruck zu verleihen – mit einem Gesichtsausdruck wie Clint Eastwood den Kiosk betreten und den Besitzer so anknurren, wie es Clint Eastwood in „Gran Torino“ bei einem Straßenschläger tut: „Hör mal zu, Freundchen, manchmal gerät man an einen, dem man besser nicht blöd kommt, und so einer bin ich…“
Wat dem einen sing Uhl, es dem andern sing Nachtigall besagt eine bekannte Redensart, und so lässt sich immer wieder feststellen: was z.B. die stets allzu penetrant pastoral daher kommende Moralkeulen-Ikone der Grünen, nämlich Kathrin Göring-Eckhart, als sprachlich verpönt und damit als politisch unkorrekt betrachten mag, ficht ein paar hundert Kilometer weiter westlich niemanden an, wo nämlich kürzlich durch Amsterdam munter ein belgischer Reisebus kurvte, dessen Firmenname ausgerechnet „De Zigeuner“ lautet. Das einst gleichnamige Schnitzel heißt hierzulande bekanntlich nur noch „Balkan-Schnitzel“, und auch wenn in einem „ZEIT“-Interview der sonst ziemlich waldschratig auftretende Grünen-Chef Anton Hofreiter erstaunlicherweise zugab, „Man muss auch mal Mensch sein, ich kann nicht immer ethisch 100 Prozent korrekt handeln“, so heißt das dennoch in jenen gutbürgerlichen Öko-Kreisen, dass das sprachlich korrigierte „Balkan-Schnitzel“ bei ihnen erst dann als hundertprozentig politisch korrekt gilt, wenn es auch vom Biometzger und nicht als „Pressschnitzel aus der Mega-Fleischfabrik“ (O-Ton Hofreiter) stammt. Ob das auch für einen belgischen Reisebus mit der Aufschrift „De Zigeuner“ gilt, wenn er wenigstens mit Bio-Diesel fährt, bleibt allerdings offen. Orientierung bietet Anton Hofreiter indessen allen, die keineswegs anrüchig wirken wollen und daher auf der Suche nach einem „politisch korrekten Deodorant“ sind – er selber benutze „Eucerin“, und dies auch wegen seiner „empfindlichen Haut“, offenbarte der Grünen-Boss mit freimütiger Schleichwerbung. Was sich hingegen der eher dickfellige Sigmar Gabriel unter die Achselhöhlen sprüht, hätte Herr Bär zwar auch gerne an dieser Stelle dokumentiert, aber da das Private nun doch nicht allzu politisch sein soll, breiten wir darüber getrost den Mantel des Schweigens.
© Bär/Raap 2016
Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär
Mulligatawny
Eine britisch-indische Hühnersuppe, das tamilische Wort bedeutet „Pfefferwasser“. Ursprünglich war das eine einfache Brühe aus angebratenem Hühner- oder auch Lammfleisch mit Zwiebeln und Currypulver. Für eine Suppe brät man Hühnerstücke in heißem Erdnussöl an, gibt Zwiebeln, Knobloch und Ingwerscheiben hinzu, etwas scharfe rote Paprikaschote, Hühner-Instantbrühe und Mangostücke (man kann außerdem auch von ½ Apfel dazu tun). Man bestäubt das Ganze mit Mehl, füllt es dann mit Wasser, Kokosmilch und roten Linsen auf, und lässt es köcheln bis das Fleisch gar ist (und die Linsen weich sind). Würzen mit Salz, Cayennepfeffer, Garam masala-Mischung, gelbem Curry, frischem Koriander, abbinden und verfeinern mit Sahne bzw. Creme fraiche.
Tortellini in brodo
Das Originalrezept dieser Tortellini in Brühe stammt aus Bologna und wurde 1974 bei der dortigen Handwerkskammer eingetragen (wie auch das Rezept für die Hackfleisch-Tomatensauce Sauce Bolognese/ragù bolognese. Schweinelende wird mit Knoblauch und Rosmarin gespickt bzw. eingerieben und scharf angebraten. Dann reibt man die Kräuterreste ab. Die Lende wird zusammen mit Parmaschinken, Mortadella, Parmesan, 3 Eier, Pfeffer und Muskatnuss fein püriert, gesalzen und gepfeffert. Dann lässt man diese Mischung in Kühlschrank 24 Stunden lang ruhen. Der Nudelteig besteht aus Mehl, 7 Eigelb, 1 Vollei, Olivenöl und Salz, den man ausrollt und dann in Quadrate von 5 x 5 cm aufteilt. Man belegt diese Stücke mit der Füllung und formt daraus Tortellini. Wem das zu mühsam ist, der kann in italienischen Feinkostgeschäften auch fertige Tortellini kaufen. Die Tortellini werden in einer Hühnerbrühe 4-5 Minuten gegart, zu der man Lauchzwiebeln und eine kleine Tomate gibt. Beim Servieren mit Parmesan bestreuen.
Rumänische Knoblochsauce Mujdei
Die Vampirsagen in den rumänischen Volksmärchen enthalten den Hinweis, durch Knobloch könne man Vampire vertreiben. In Scheiben geschnittene Knoblochzehen vermengt man mit Salz, Pfeffer, Öl, Zitronensaft oder etwas Chilischote. Diese Masse übergießt man mit heißem Wasser oder Fleischbrühe, damit dem Knobloch die Bitterstoffe entzogen werden. Man kann auh mildere Paprikaschoten, Tomaten oder saure Sahne einrühren.
Matjessalat à la Karl-Josef Bär
Man nehme dazu echten Matjes aus Holland und nur, wenn dieser nicht zu bekommen ist, ersatzweise solchen „nach nordischer Art“ (der aber in der Regel mit künstlichen Reifungsmitteln behandelt wurde, während der echte Matjes in Holland in Fässern nur mit körpereigenen Enzymen reift und mindestens 12 Prozent Fettanteil hat). Man schneidet ihn in kleine Scheiben, kombiniert ihn mit Lauchzwiebeln, Ringen von Gemüsezwiebeln, gekochtem Ei (oder auch gekochten Wachteleiern), Salz- oder Essiggurken, frischem Sellerie, Apfelstücken, Pfeffer, frischem Dill und ein paar Spritzern Zitronensaft. Da der Matjes schon ziemlich fett und eingesalzen ist, sollte man mit dem Nachsalzen und der Zugabe von Speiseöl äusserst vorsichtig sein.
Kürbispfanne „Raderthal“ à la Karl-Josef BärReis separat kochen, Schweine- und Hühnergeschnetzeltes mit Zwiebeln und Knobloch in Olivenöl oder Erdnussöl kurz anbraten, Erdnüsse und frische Maronen dazu geben, dazu klein gewürfelte Kürbisstücke, vorgekochte Möhrenstücke, roten und gelben Paprika, zum Schluss würzen mit Salz, Pfeffer, Rosenpaprikapulver, süßem Paprika, etwas gelbem Curry, frischem Ingwer, etwas Kurkuma und einem Spritzer Sojasauce, mit Petersilie und etwas frischem Majoran abrunden und den Reis untermischen.
Bär aktuell 209 – 11. 11. 2016
Hurra, die Session ist eröffnet, der 11.11. ist da! Die Amerikaner haben als erste einen neuen Prinz Karneval, nämlich Donald I. Im Kölner Sitzungskarneval kennt man als Sonderform der Büttenrede die sogenannte „Litschrede“. „Letsche“ heißt im Niederrheinischen „glitschen, ausrutschen“. Ein „Litschredner“ entgleist mit seiner Rede, indem er das Publikum bewusst provoziert, ihn aus dem Saal heraus zu buhen. Als Litschredner hat Seine Tollität Donald I. in seiner Typenrolle als „Ne verdötschte Milliardär“ diese rhetorische Kunstform allerdings so gründlich vergröbert, so dass man ihm für die anstehende Prinzenproklamation in Washington zurufen muss: „Von Zoten frei die Narretei!“
Bei uns hingegen will derzeit keiner Bundespräsident werden. Frank-Walter Steinmeier sagt man nach, er fürchte sich davor, womöglich in den dritten Wahlgang zu müssen und dann unfreiwillig gelitscht zu werden. Über Norbert Lammert heißt es, seine Frau sei dagegen, denn sie wolle nicht First Lady werden. Da fühlt sich immerhin der TV-Moderator Walter Freiwild bemüßigt, in die Bresche zu springen. Seit er Kandidat im bizarren RTL-Dschungelcamp war, hat er den Spitznamen „Dschungel-Walter“, und seine Bewerbung um das Amt des Bundespräsidenten begründet er mit den Worten: „Es wird ja immer geschrieben, dass sich jeder Bürger als Bundespräsident bewerben kann. Ich will herausfinden, ob das wirklich so ist oder ob Politiker bevorzugt werden.“ Nun ja, schließlich ist da drüben bei den amerikanischen Jecken auch Seine Tollität Prinz Donald I. kein gelernter Politiker, aber als künftiger Bewohner des ehrwürdigen Schloss Bellevue ausgerechnet einer, der sich nicht zu blöd vorkommt, in einem australischen Park, der als angeblicher Dschungel hochgejazzt wird, vor laufender Kamera Regenwürmer zu verzehren? Da kann man ja irgendwie doch verstehen, dass Frank-Walter Steinmeier sich davor graust, im dritten Wahlgang womöglich ausgerechnet gegen „Dschungel-Walter“ antreten zu müssen, und – da beide fast den gleichen Vornamen haben – mit ihm verwechselt zu werden. Dann machen sie in der Bundesversammlung auf dem Wahlzettel vielleicht das Kreuz an der falschen Stelle und hinterher erzählt einer: „Ich wollte doch den Franz-Walter Steinmeier gewählt haben. Wie? Was sagen Sie? Das ist gar nicht der Dschungel-Walter? Aber ich dachte, als Außenminister, da reist der doch dauernd in den Dschungel… Nicht? Au, scheiße, Mann, das ist aber dumm gelaufen…“ Andere Witzbolde meinen in Internet-Blogs, wenn man sonst keinen seriösen Kandidaten fände, dann solle gefälligst Christian Wulff wieder ran – das würde immerhin den Steuerzahler nichts kosten, denn er bekäme ja ohnehin schon einen Ehrensold.
Hinweis für Veganer: Der diesjährige „Flönz-Orden“ (Blutwurst-Orden) der „Nippeser Bürgerwehr“ wurde von „Fleischwaren Schmitz“ gestiftet.
© Raap/Bär 2016

